Es kommt häufig vor, dass man einen Anruf oder eine SMS bekommt, obwohl der Anrufende sich gerade in akustischer Reichweite befindet. Will sich da vielleicht jemand verstecken? Oder geht es um andere Heimlichkeiten wie zum Beispiel die verbotene Kommunikation während Klassenarbeiten oder Prüfungen? So etwas wird es bald nicht mehr geben, denn Elektor hat das ultimative Ortungsgerät für aktive Handys und schnurlose Telefone.
Handys und DECT-Telefone strahlen im Bereich 900 MHz oder 1800 MHz mit gepulsten Wellen. Das charakteristische Knattern hat jeder schon gehört, wenn ein Handy in der Nähe eines Radios oder eines analogen Telefons aktiv wurde. Auch im Rundfunk war es schon oft zu vernehmen, weil Handys empfindliche Mikrofone beeinflussen können.
Die Signale eines Handys sind nicht schwer zu empfangen. Man braucht nur eine kleine Antenne, eine Diode und einen Verstärker. Oder besser gleich alles doppelt, denn mit zwei Ohren hört man räumlich. So bleiben unsere Lauscher auch im Hochfrequenzbereich stereotauglich und richtungsempfindlich.
Handy-Ortungsgerät
Die Schaltung zeigt zwei einfache UHF-Detektorempfänger mit Dipolantennen, HF-tauglichen Schottky-Dioden und nachfolgenden Verstärkern. Die beiden kleinen Spulen kann man sich selbst herstellen. Es reichen Luftspulen mit 10 Windungen und einem Durchmesser von 5 mm. Die Musterspulen wurden aus versilbertem Draht auf eine 5-mm-LED gewickelt. Es geht aber auch mit lackiertem Kupferdraht. Drahtdurchmesser und die genauen Daten der Spule sind völlig unkritisch.
Die beiden Kopfhörerverstärker verwenden einen Doppel-Operationsverstärker LM358. Die Bereitschafts-LED dient hier gleich auch zur Stabilisierung einer Hilfsspannung als virtuelle Masse. Anders als sonst in der Verstärkertechnik üblich, werden die Ausgänge nicht über Elkos gekoppelt, sondern nur über Widerstände. Dadurch fließt immer ein geringer Gleichstrom. Die Verstärker arbeiten so im A-Betrieb mit geringen Verzerrungen auch bei großer Verstärkung.
Die beiden Antennen bestehen aus 3 bis 7,5 cm langen Drahtstücken und sollen in einem Winkel von 90 Grad an den Ecken der Platine stehen. Damit erreicht man eine gute Richtungserkennung. Mit einem Stereo-Kopfhörer behält man eine räumliche Orientierung sogar dann noch, wenn mehrere Handys gleichzeitig senden.
Mit diesem Gerät kann man auch die Sendestationen der Funknetze orten und ihre Aktivität beobachten. Außerdem lassen sich eventuelle Lecks an der Mikrowelle in der Küche aufspüren. Und wenn man die Antennenspulen ändert, lassen sich ebenso gut ganz andere Frequenzbereiche nutzen. Ein paar Windungen mehr, etwas längere Antennendrähte, und schon klappt es auch auf Kurzwelle, allerdings leider nicht in Stereo.
Praxis-Tipps
Als Dioden sind in der
Stückliste neben den Schottky-Typen BAT43 und BAT45 auch drei Germaniumdioden
aufgeführt. Diese Uralt-Halbleiter sind nicht nur eben so gut, sondern sogar
noch besser geeignet! Jedenfalls zeigte sich bei unseren Versuchen mit den
Ge-Dioden eine etwas höhere Empfindlichkeit. Ungeeignet ist hingegen die
bekannte Schottkydiode BAT85 wegen mangelnder Hochfrequenztauglichkeit. Für den
Schalter beziehungsweise Taster S1 sind auf der Platine nur zwei Anschlusspunkte
vorgesehen, so dass man über kurze Drahtstücke verschiedene Ausführungen
anschließen kann. Einen kleinen Schiebeschalter mit passendem Rastermaß kann man
auch direkt einlöten, wenn man den nicht benötigten dritten Anschluss abkneift.
Ein Taster hat gegenüber einem Schalter den Vorteil, dass man nicht vergessen
kann, die Batterie auszuschalten... Beim Batterieanschluss auf die Polarität
achten – der rote Anschlussdraht des Batterieclips ist normalerweise Plus. Bevor
man die Batterie anschließt, sollten alle Bauteile bestückt und kontrolliert
sein – nur IC1 wird noch nicht in die Fassung gesteckt. Wenn nach dem
Anschließen der Batterie und dem Schließen des Schalters S1 die LED aufleuchtet,
stimmt die Polarität. Leuchtet die LED nicht auf, muss man überprüfen, ob die
LED richtig herum eingelötet ist und ob die Batteriepolarität stimmt. Der
Pluspol ist auf der 9-V-Batterie mit einem Plus-Zeichen (+) angegeben – es ist
der runde, knopfartige Anschlusspol der Batterie und entsprechend beim
Batterieclip der sechseckige Anschluss, in den der Plus-Knopf der Batterie
hineingesteckt wird. Erst wenn die LED leuchtet, Schalter wieder ausschalten und
das IC richtig herum in die Fassung stecken. Als Gehäuse kann jedes Kästchen
verwendet werden, in das Platine und Batterie hineinpassen.
Wie gut ein verborgenes Handy zu hören ist, hängt davon ab, wie stark es sendet. Es sendet umso stärker, je schlechter der Empfang der nächstgelegenen Basisstation ist. Ist diese Station ganz in der Nähe (zu erkennen am Funkmast auf einem Dach in der Nachbarschaft), sendet das Handy sehr „leise“ (um Akkustrom zu sparen) und ist im Kopfhörer erst im Abstand von 1-2 m vom Handyfinder zu hören. Durch die Stereo-Anordnung der beiden Antennen kann man im Kopfhörer (normaler Walkman-Typ) tatsächlich hören, ob das Handy links oder rechts zu suchen ist – wenn man den Kopfhörer richtig herum aufgesetzt hat...
Stückliste
Widerstände: R1,R5 = 100 k R2,R6 = 1 k R3,R7 = 820 k R4,R8 = 220 Ohm R9
= 2k2
Kondensatoren: C1...C3 = 100 n C4 = 100 µ/16 V stehend
Spulen:
L1,L2 = 10 Windungen, 5 mm Durchmesser, 0,3...0,5 mm Drahtdurchmesser (siehe
Text)
Halbleiter: D1,D2 = BAT43, BAT45, AA112, AA116, AA119 D3 = LED
Low-current IC1 = LM358 P
Außerdem: K1 = STEREO-Klinkenbuchse 3,5 mm für
Platinenmontage (z. B. Conrad 732893)
S1 = 1-poliger Schalter oder
Taster
9-V-Batterie mit Anschlussclip 8-polige IC-Fassung
Kästchen mit
Platz für Batterie, zum Beispiel Pactek K-RC-24-9VB-BC (Conrad 522864)
Antennen: 2 Drahtstücke, Länge etwa 3 bis 7,5cm (siehe Text)
Platine EPS
010128-1
Natürlich hört man nur das Geknatter der Sendeimpulse, ein Gespräch kann man so nicht abhören – diese Information wird ja digital verschlüsselt übertragen. Wie empfindlich der Handyfinder ist, hängt von drei Faktoren ab: Von den schon erwähnten Dioden, von der Länge der Antennendrahtstücke und von der Verstärkung der Operationsverstärker. Bei Handys im D-Netz sollen die Drahtstücke (je zwei pro Antenne) etwa 7,5 cm lang sein, das entspricht dann dem theoretisch richtigen Wert (halbe Wellenlänge bei 950 MHz). Beim E-Netz sind es theoretisch etwa 3 cm. Am besten kann man mit der Länge etwas experimentieren. Das verwendete Drahtmaterial ist unkritisch, isoliert oder blank - Hauptsache so dick, dass sich die Antenne nicht dauernd verbiegt. Wichtig ist, dass sich die Drahtstücke nicht berühren und dass die Drahtenden gut mit den Anschlusspunkten der Platine verlötet werden. Bei dickeren Drähten kann man die Antennenanschlüsse der Platine mit Lötnägeln bestücken und die Antennen-Drahtstücke an die Lötnägel löten. Die Verstärkung der Operationsverstärker kann man erhöhen, indem man für R3 und R7 statt 820 k größere Werte ausprobiert, zum Beispiel 1 M. oder noch mehr – wenn erhältlich, was bis 10 M. kein Problem sein sollte. Probieren geht hier über studieren – und falsch machen kann man dabei eigentlich nichts. Wenn´s nur noch rauscht und pfeift, ist der Wert wohl etwas zu hoch...