Forum: Offtopic Nachwuchsfoerderung


von Olaf (Gast)


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Wisst ihr warum es mit der Zunft so bergab geht? Es keinen
Nachwuchs gibt? Alles voll depressiv?

Nein? Nicht der geringe Frauenanteile im Studium ist schuld!

Es fehlt an Oeffentlichkeitsarbeit.

Wir brauchen einen Dilbert-Film!

Olaf :-)

von Dummfrager (Gast)


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Immerhin ist die Sozialministerin in Baden-Württemberg mit der Anzahl 
der Arbeitslosen sehr zufrieden (obwohl sie es im Juli noch nicht war 
und die Arbeitslosenzahl sogar wieder etwas gestiegen ist).

Eigentlich auch kein Wunder, denn die haben die Statistik auch selbst 
zurechtgeschummelt.

von Daniel R. (daniel_r)


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Die Leute machen sichs zu einfach, studieren BWL oder son Mist, weil sie 
unbedingt studieren wollen, aber für was Technisches mit Zukunft zu 
faul/blöd sind. Das ist die traurige Wahrheit...

Bin selbst angehender E-Technik-Student. Wir waren 85 Leute im 
Abi-Jahrgang. Man kann fast an einer Hand abzählen, wieviele etwas 
Wissenschaftliches oder Technisches machen werden. 50% gammelt erst mal 
ein Jahr im Ausland rum, weil sie überhaupt nicht wissen, was sie machen 
sollen, die verbliebenen Damen studieren Sozialpädagogik oder BWL, die 
Herren der SChöpfung widmen sich Jura, BWL und sonstigem überflüssigem 
Wirtschafts-Müll. 3 von uns studieren Physik, einer Maschinenbau und 2 
E-Technik(darunter ich), das wars.

Traurig...

Daniel

von Jürgen B. (hicom)


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ist nur schlimm, wenn die BWLer Überhand nehmen
und dann das Sagen haben...
Obwohl, ich glaube soweit sind wir schon...

Jürgen

von Uhu U. (uhu)


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Das Problem ist spätestens dann gelöst, wenn es nur noch BWLer gibt.

von Bereits F. (Firma: D.ade) (bereitsfort)


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Naja es ist absehbar das 30 BWLerInnen sich einen  E-Techniker teilen 
müssen.

Die positive Sicht: Wenn er schlau ist kann er sich eine(n) guten 
"BWLerIn" aussuchen.

Andersrum: Wenn er es nicht ist, muss er alle 30 mit durchfüttern.

von Uhu U. (uhu)


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Bereits Fort wrote:
> Naja es ist absehbar das 30 BWLerInnen sich einen  E-Techniker teilen
> müssen.

Wenns *Innen sind, dann mindestens 60... Feministische Allüren verblöden 
in einer anderen Dimension, als BWL. Das sind dann zweidimensionale 
Schwachköpfe...

von na sowas (Gast)


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Daniel R. (daniel_r) wrote:

> .. Wir waren 85 Leute im
> Abi-Jahrgang. Man kann fast an einer Hand abzählen, wieviele etwas
> Wissenschaftliches oder Technisches machen werden. ..

Hab ich auch so im Bekanntenkreis miterlebt, nach dem Motto "nur 
irgendwas studieren, aber was?". Bloß nicht zu den einfachen 
Arbeitnehmern, den späteren "Loosern" gehören (ist jetzt überspitzt 
formuliert, aber in der Tendenz ist das so). Dem Nachwuchs fehlt es an 
der Leidenschaft sich einer Sache hinzugeben. Studieren heißt in erster 
Linie "mehr wissen" zu wollen. Stattdessen heißt studieren für die 
meisten heutzutage nur "mehr verdienen" zu wollen und das mit möglichst 
wenig geistigem Aufwand, möglichst wenig Anstrengung. Die (spätere) 
Außendarstellung zählt für viele viel mehr, als der Drang einen tiefen 
Einblick in Zusammenhänge zu erhalten. Deswegen sind 
naturwissenschaftliche Fächer auch bei vielen verpönt, weil schon die 
Mathe im Abitur für viele ein unangenehmes Fach war. Es bleibt dann bei 
der Wahl der Studienrichtung immer häufiger bei Fächern die mit der 
Businesswelt zu tun haben (BWL, Jura, ..). Da erwartet man sich dann 
eine Karriere mit guten Aufstiegschancen, immer schön "laber bereit", 
immer geschniegelte Kleidung tragen und immer Leute unter sich, die den 
eigenen Status untermauern. Da braucht sich dann auch nicht wundern, 
warum Deutschland immer mehr mit Rechtsvorschriften zugemüllt wird.

Irgendwann wird die Welt aufgeteilt in Gebiete wo produziert wird (die 
Fabriken stehen), Gebiete in denen Entwickelt wird (die Ingenieuerbüros 
angesiedelt sind) und Gebiete wo nur noch global verwaltet und das 
weltweite Business kontrolliert wird. Letzteres ist dann die 
Bundesrepublik Deutschland.

von Falk B. (falk)


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@  Olaf (Gast)

>Wir brauchen einen Dilbert-Film!

Gute Idee, leider zu spät.

http://de.youtube.com/watch?v=CmYDgncMhXw

SCNR
Falk, an engineer

von Falk B. (falk)


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@ Daniel R. (daniel_r)

>Die Leute machen sichs zu einfach, studieren BWL oder son Mist, weil sie
>unbedingt studieren wollen, aber für was Technisches mit Zukunft zu
>faul/blöd sind. Das ist die traurige Wahrheit...

Nöö, sie haben u.a keinen Bock auf den Job. BWL ist schillernder 
(schicke Anzüge, Powerpoint, Brainstorming etc.) und bringt finanziell 
mehr ein.

>Bin selbst angehender E-Technik-Student. Wir waren 85 Leute im
>Abi-Jahrgang. Man kann fast an einer Hand abzählen, wieviele etwas
>Wissenschaftliches oder Technisches machen werden. 50% gammelt erst mal

Es wäre auchs schlecht bis sinnlos, wenn zu viele 
Wissenschaftlich/Technisches studieren, Stichwort Überangebot von 
Arbeitkräften.

>ein Jahr im Ausland rum, weil sie überhaupt nicht wissen, was sie machen
>sollen,

Ist normal, war bei uns nicht anders. Würde ich unter Erwachsenwerden 
einordnen, das mit dem 18. Lebensjahr sicher nciht abgeschlossen ist.

> die verbliebenen Damen studieren Sozialpädagogik oder BWL, die

Wer nix wird, wird Betriebswirt ;-)

Per se ist BWL schon ok, allerdings ist die gefühlte Schnöselquote dort 
recht hoch.

>Herren der SChöpfung widmen sich Jura, BWL und sonstigem überflüssigem
>Wirtschafts-Müll.

Im rechten Mass und mit einem Mü Bodenhaftung ist das schon OK.

> 3 von uns studieren Physik,

Die werden es auch nciht leidt haben. Physiker sind nciht händeringend 
gesucht, und die (guten) Stellen an UNIs und Forschungseinrichtungen 
sind knapp.

> einer Maschinenbau und 2 E-Technik(darunter ich), das wars.

Die letzten wahren Helden ;-)

>Traurig...

Warum? Soll die ganze Welt dem E-Technik-Fieber verfallen?

@ Jürgen Berger (hicom)

>ist nur schlimm, wenn die BWLer Überhand nehmen

Every extreme is a fault.

>und dann das Sagen haben...
>Obwohl, ich glaube soweit sind wir schon...

Schlimmer noch, die grössten Koksnasen und Exzentriker an den Börsen 
haben das Sagen. Und das ist nicht lustig.

@ Uhu Uhuhu (uhu)

>Das Problem ist spätestens dann gelöst, wenn es nur noch BWLer gibt.

Dann wird es Zeit, das zweite Raumschiff zu starten . . .

Ab ca. 7:40

http://de.youtube.com/watch?v=Vjd8dtyVXvc

Und dann

http://de.youtube.com/watch?v=Vjd8dtyVXvc

42!

@na sowas (Gast)

>formuliert, aber in der Tendenz ist das so). Dem Nachwuchs fehlt es an
>der Leidenschaft sich einer Sache hinzugeben.

Was in gewisser Weise verständlich ist. Man wird zu schnell ausgenutzt.

>Linie "mehr wissen" zu wollen. Stattdessen heißt studieren für die
>meisten heutzutage nur "mehr verdienen" zu wollen und das mit möglichst
>wenig geistigem Aufwand, möglichst wenig Anstrengung. Die (spätere)

Ein einfaches Optimierungsproblem.

>eine Karriere mit guten Aufstiegschancen, immer schön "laber bereit",
>immer geschniegelte Kleidung tragen und immer Leute unter sich, die den
>eigenen Status untermauern.

Der Mensch ist nun mal ein eher egozentrisches Wesen.

>Irgendwann wird die Welt aufgeteilt in Gebiete wo produziert wird (die
>Fabriken stehen), Gebiete in denen Entwickelt wird (die Ingenieuerbüros
>angesiedelt sind) und Gebiete wo nur noch global verwaltet und das
>weltweite Business kontrolliert wird. Letzteres ist dann die
>Bundesrepublik Deutschland.

Ist alles scon passiert, die Umstrukturierung läuft noch ein wenig.

MfG
Falk

von na sowas (Gast)


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Falk Brunner (falk) wrote:

> Warum? Soll die ganze Welt dem E-Technik-Fieber verfallen?

Falk, übertreib doch nicht so. Es gibt weder eine Schwemme an 
Elektrotechnikern und schon gar nicht insgesamt eine Schwemme an 
Studienrenden in den Ingenieurfächern.

> Ein einfaches Optimierungsproblem.

Glaube ich nicht. Optimieren heißt rechnen können und genau das wollen 
die Laber-Fach-Studierenden eher nicht. Außerdem ist das viel zu 
einseitig betrachtet, denn gerade wenn es um Leidenschaften für 
bestimmte Wissensgebiete geht, dann steht das Finanzielle erst mal nicht 
im Vordergrund (jedenfalls war das früher so). Wer eine ganz normale 
Berufsausbildung absolviert, der hat sich wenn es gut für ihn läuft 
seine Ausbildung nach seiner Neigung ausgesucht und nicht danach, was 
ihm der Betrieb für eine Ausbildungsvergütung zahlt. Wer eine Ausbildung 
in der Industrie in einem "Elektrofach" durchlaufen hat, der konnte 
(schon damals) stets "neidisch" auf Freunde oder Bekannte schielen, die 
eine Banklehre absolvierten. Die bekamen nänlich bereits im ersten 
Ausbildungsjahr deutlich mehr Geld (> 2x) als diejenigen, die zunächst 
ihren U-Stahl mit der Feile planschrubben durften. Dennoch hätte keiner 
dieser Azubies im Blaumann damals mit den "feinen Pinkeln" aus der Bank 
tauschen wollen. Die hielten sich meistens für was besseres und 
entpuppten sich in vielerlei praktischen Fragen des Alltags als maximal 
ahnungslos und inkompetent (aber bei einem Gepräch über das Thema 
Vermögensplanung waren sie stets eifrig bei der Sache :)).

von Falk B. (falk)


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@  na sowas (Gast)

>> Ein einfaches Optimierungsproblem.

>Glaube ich nicht. Optimieren heißt rechnen können und genau das wollen
>die Laber-Fach-Studierenden eher nicht.

Ach, dafür reicht es schon.

> Außerdem ist das viel zu
>einseitig betrachtet, denn gerade wenn es um Leidenschaften für
>bestimmte Wissensgebiete geht, dann steht das Finanzielle erst mal nicht
>im Vordergrund (jedenfalls war das früher so).

Füher war alles besser ;-)
Aber du gehst immer noch von falschen Annahmen aus. Wer sagt denn, dass 
die Leute mit Leidenschaft ihren Job machen wollen? Für die meisten ist 
das ein Job, der möglichst viel Kohle bei möglichst wenig Aufwand 
abwirft. Die Welt verbessern und "wissen, was die Welt im Innersten 
zusammenhält" wollen die wenigstens. War früher (tm) auch schon so.

>ahnungslos und inkompetent (aber bei einem Gepräch über das Thema
>Vermögensplanung waren sie stets eifrig bei der Sache :)).

Eben. U-Stahl feilen macht keiner freiwillig und mit Enthusiasmus. Been 
there, done that.

MFG
Falk

von Daniel R. (daniel_r)


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@Falk

<Es wäre auchs schlecht bis sinnlos, wenn zu viele
<Wissenschaftlich/Technisches studieren, Stichwort Überangebot von
<Arbeitkräften.

Also wenn nur 7% eines ganzen Abi-Jahrgangs etwas technisches machen, 
dann ist das wohl alles andere als ein Überangebot. In einem Betrieb 
hier in der Nähe wurde ein Großteil der Leute in der 
Entwicklugsabteilung entlassen und dafür Chinesen/Inder und weiß der 
Geier was noch alles eingestellt. Grund dessen war nicht, wie man 
vermuten könnte, finanzielle Einsparungen an Arbeitskräften vorzunehmen, 
sondern die Tatsache, dass die Leute in der Abteilung ein Projekt nicht 
fertig bekommen haben. Sie überzogen um mehrere Jahre (gut, das Projekt 
hatte auch 10 Jahre geplante Entwicklungszeit oder so...). Die Chinesen 
oder was auch immer, die nun dort sind, bringen im Gegensatz zu den 
Tränen davor nun scheinbar wirklich was zu Wege.

Somit ist es wohl nicht falsch zu bekunden, dass wir in Deutschland zu 
wenig (gute) Leute im wissenschaftlich/technischen Sektor haben, um 
nicht zu sagen, es sei schlecht bis sinnlos, dass wir einfach zu wenig 
haben.

Dass sich das bei uns im Jahrgang so entwickeln würde, war abzusehen. 
Während unser Physik-Kurs nach Leuten ringen musste (18), wusste man im 
Wirtschafts-Kurs nicht wohin mit all den "Ich werd mal Chef"-Typen.

Im Chemie-Kurs sah es nicht viel anders aus. Dort waren wir aber 
immerhin 23, aber auch nur, weil wir von vorn herein wussten, dass wir 
nen "coolen" Lehrer bekommen würden. Der absolute weibliche Anteil in 
Chemie kann immerhin mit der Zahl "2" beziffert werden, während Physik 
eine reine Männersache zu sein schien, seis noch so schade drum.

Dem Physik-Abitur stellten sich dann letzten Endes ganze 8 Leute 
(darunter ebenfalls ich). In Chemie waren es nur 2, begründet durch den 
"coolen" Lehrer. Ich schrieb extra "cool" anstatt "kompetent" oder 
"gut". Der hatte seine letzten 2 Jahre vor der Rente vor sich, hatte 
keinen Plan, war aber absolut chaotisch etc.

Nunja, was ich damit sagen will ist, dass die "Jugend von heute" einfach 
viel zu wenig Interesse an der Wurzel der Funktionsweise eines jeden 
Geräts oder der Natur mit all ihren Raffinessen zu Tage legt. 
Interessanter scheinen dann wohl doch die Massen-Verblödungen am 
Fernsehgerät oder am Handy zu sein.

Um das Topic ins Schwarze zu treffen: Die Gesellschaft, "tussige" Eltern 
und die nicht vorhandene Notwendigkeit, Wissen anzusammeln, erschweren 
den Jugendlichen den Weg zur Technik und Wissenschaft und erleichtern im 
Umkehrschluss den Pfad zu überrannten (sinnfrei würde es eher treffen, 
aber einen BWLer pro Betrieb könnte man ja noch zulassen;) ) 
Berufszweigen wie eben BWL, Jura und wasweißich, was es da noch alles 
gibt. Natürlich braucht man diese Leute auch, aber nicht in dieser Menge 
und schon gar nicht mit der heutigen Einstellung "Ich Chef, ihr nix", 
denn dies verursacht die Arbeitslosigkeit genannter Berufsgruppen. Ohne 
ein wenig technisches Verständnis ist es doch schlichtweg unmöglich, 
einen Betrieb zu führen, wenn man nicht mal weiß, wie denn die Produkte, 
die man verkaufen soll, funktionieren.

Das Letzte, was ich in einem kleinen Betrieb einstellen würde, wäre ich 
in der Position, dies zu tun, wäre ein BWLer. Da muss man ja regelrecht 
Angst haben, dass der Betrieb dann in Nullkommanix zu Grunde gerichtet 
ist. Diesen Quatsch (also das, was ein BWLer machen sollte) kann auch 
ein Ingenieur während der Kaffeepause noch schnell nebenher erledigen.

Ich selbst bevorzuge es, nach meinem E-Technik-Studium in die Forschung 
zu gehen. Elektromagnetismus, Erforschung von Blitzen, evtl. Halbleiter 
etc. wären mögliche Gebiete. Diese sind zwar sehr physik-lastig, was 
aber nicht bedeutet, dass man als E-Techniker dort falsch ist. Meine Uni 
bietet diesbezüglich perfekte Voraussetzungen...
Um hohe Ziele zu erreichen, muss man eben einiges tun. Nur ein steiniger 
Weg führt zu einer Gold-Mine.

An meinem ehemaligen Gymnasium ist ein angehender Physik-Doktor als 
Lehrer tätig. Er hat vor einigen Jahren eine 
wissenschaftliche-Begabten-Gruppe ins Leben gerufen. Dort wird den 
Schülern das Geniale an der Wissenschaft und Technik vorgeführt, um ihr 
Interesse zu wecken. Die Gruppe ist mittlerweile recht groß und 
vielversprechend. Die Mitglieder der Grußße werden mit Sicherheit den 
Physik-Neigungskurs besuchen. Leider ist das nur an unserer Schule und 
nicht flächendeckend verwirklicht. Das Ganze befindet sich in 
Baden-Württemberg. Ich möchte lieber gar nicht wissen, wie es "da oben 
rechts" mit solchen Sachen aussieht...

Genug für heute ;)

Gruß Daniel

von na sowas (Gast)


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Falk Brunner (falk) wrote:
> Füher war alles besser ;-)

Nicht unbedingt, aber vieles war anders, u.A. waren Schüler viel eher in 
der Lage nach ihrer Regelschulzeit die Befähigung zur Ausbildung 
mitzubringen. Das ist heute oftmals nicht mehr der Fall.

> Aber du gehst immer noch von falschen Annahmen aus. Wer sagt denn, dass
> die Leute mit Leidenschaft ihren Job machen wollen? Für die meisten ist
> das ein Job, der möglichst viel Kohle bei möglichst wenig Aufwand
> abwirft.

Ich finde die Annahme überhaupt nicht falsch. Richtig gute Leistungen 
erbringt man nur mit Leidenschaft und Enthusiasmus. Wenn es nur ums 
reine Geldverdienen geht, dann kann ein Mediziner der den Anspruch hat 
anderen helfen zu wollen auch statt dessen die städtischen Abwasserrohre 
von Fekalien befreien (wird vielleicht inkl. Schmutzzulage sogar 
manchmal besser bezahlt, als so mancher Arzt honoriert wird). 
Lebensqualität hat auch sehr viel damit zu tun welche Arbeit man 
verrichtet und ob man sich mit seiner Tätigkeit identifiziert. Wie soll 
denn eine kleine Firma gegründet werden, wenn alle nur von Anfang an die 
Kohle im Kopf haben? Da ist eine Idee, da sind helle Köpfe, da ist der 
Traum etwas auf die Beine stellen zu können, was vielleicht die ersten 
Jahre so gut wie kein Geld abwirft. Sowas durchzuziehen klappt nie mit 
der Einstellung, es ist "nur" ein Job (dessen Inhalt mich nicht 
sonderlich interessiert, hauptsache die Kohle stimmt).

> Die Welt verbessern und "wissen, was die Welt im Innersten
> zusammenhält" wollen die wenigstens. War früher (tm) auch schon so.

Warum immer gleich so ins Extreme fallen? Man braucht nicht die Welt zu 
verbessern, aber nochmal, studieren heißt in erster Linie "mehr wissen 
wollen" und nicht "später mehr Kohle scheffeln". Letzteres ergibt sich 
wenn alles gut läuft automatisch. Ich lerne nicht für das Geld und auch 
nicht für meine Klausuren. Ich lerne in erster Linie für mich selbst. 
Das sollte auch in die Köpfe der Schüler rein. Ich lerne nicht für den 
großen Zampano, der da vorne vor der Klasse steht und sich Lehrer 
schimpft. Der "gute Mann" ist nur der Wegweiser und Begleiter auf MEINEM 
Weg. Je früher man das intus hat, desto besser wird es laufen.

> Eben. U-Stahl feilen macht keiner freiwillig und mit Enthusiasmus. Been
> there, done that.

Es sagt ja keiner, dass alles stets einen Heidenspass machen muss, aber 
so schlimm ist/war das auch nicht. Ein paar Kenntnisse in 
Metallbearbeitung lassen sich später auch bei privaten Basteltätigkeiten 
immer gut verwerten. ;)

von Falk B. (falk)


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@  Daniel R. (daniel_r)

>oder was auch immer, die nun dort sind, bringen im Gegensatz zu den
>Tränen davor nun scheinbar wirklich was zu Wege.

Naja, solche geschichten sind mit Vorsicht zu geniessen. VErkorkste 
Entwicklungen sind ein komplexes Thema. Allen voran Missmanagement und 
Führungsschwäche.

>Somit ist es wohl nicht falsch zu bekunden, dass wir in Deutschland zu
>wenig (gute) Leute im wissenschaftlich/technischen Sektor haben,

Kann sein, muss aber nicht. Die Beweislage ist dünn.

>nicht zu sagen, es sei schlecht bis sinnlos, dass wir einfach zu wenig
>haben.

???

>Dass sich das bei uns im Jahrgang so entwickeln würde, war abzusehen.
>Während unser Physik-Kurs nach Leuten ringen musste (18), wusste man im
>Wirtschafts-Kurs nicht wohin mit all den "Ich werd mal Chef"-Typen.

;-)

>nen "coolen" Lehrer bekommen würden. Der absolute weibliche Anteil in
>Chemie kann immerhin mit der Zahl "2" beziffert werden, während Physik

Zwei Heliumatome ;-)

>eine reine Männersache zu sein schien, seis noch so schade drum.

Marie Curie ist auch schon lange tot.

>"gut". Der hatte seine letzten 2 Jahre vor der Rente vor sich, hatte
>keinen Plan, war aber absolut chaotisch etc.

;-)

>Nunja, was ich damit sagen will ist, dass die "Jugend von heute" einfach
>viel zu wenig Interesse an der Wurzel der Funktionsweise eines jeden
>Geräts oder der Natur mit all ihren Raffinessen zu Tage legt.

Was heist  "an den Tag legt"? Ist in gewisser Weise verständlich und 
logisch. Wir leben im materiellen Überluss!!
Uns werden die tollsten Konsumwaren hinterhergeschmissen. Um das 
Überlben kämpft keiner, auch gibt es keine direkten Dinge des täglichen 
Bedarfs, die WIRKLICH grundlegend verbessert werden müssten. Die meisten 
Entwicklungen machen nur kosmetische Verbeserungen (naja, nicht ganz)
Woher soll also der "Forscherdrang" kommen?

>Interessanter scheinen dann wohl doch die Massen-Verblödungen am
>Fernsehgerät oder am Handy zu sein.

Du sagst es. Mit Handy der neusten generation ist man cool, mit AVR & Co 
ein Freak.

>Um das Topic ins Schwarze zu treffen: Die Gesellschaft, "tussige" Eltern

Tststs, Vorbehalten gegen die Ksuchelpädagogik der 68er und 
Waldorfschulen . . .  ;-)

>und die nicht vorhandene Notwendigkeit, Wissen anzusammeln, erschweren
>den Jugendlichen den Weg zur Technik und Wissenschaft und erleichtern im
>Umkehrschluss den Pfad zu überrannten (sinnfrei würde es eher treffen,

Tja, komisch aber ist halt so.

>einen Betrieb zu führen, wenn man nicht mal weiß, wie denn die Produkte,
>die man verkaufen soll, funktionieren.

Mediamarkt & Co zeigen wie das geht ;-)

>Das Letzte, was ich in einem kleinen Betrieb einstellen würde, wäre ich
>in der Position, dies zu tun, wäre ein BWLer.

Du hast schöne Feindbilder. Aber vielleicht merkst du irgendwann mal 
dass, BWLer != BWLer ist. Es gibt gute und vernünftige BWLer, man glaubt 
es kaum. Sind aber meist ältere Leute, die den Juppietripp hinter sich 
haben oder charkterlich OK sind.

> Da muss man ja regelrecht
>Angst haben, dass der Betrieb dann in Nullkommanix zu Grunde gerichtet
>ist.

Stimmt, aber du liest zuviel Focus & Co. JA, es wird von den Nieten in 
Nadelstreifen VERDAMMT viel Geld verbrannt und Substanz zerstört. Aber 
die Dot-Com Soties & Co sind nich gleich der ganzen Welt.

> Diesen Quatsch (also das, was ein BWLer machen sollte) kann auch
>ein Ingenieur während der Kaffeepause noch schnell nebenher erledigen.

Wenn das mal kein Irtum ist ;-)

Merke: Einen Fachmann kann man auf seinem Gebiet nur duch einen besseren 
Fachmann ersetzen.

>Um hohe Ziele zu erreichen, muss man eben einiges tun. Nur ein steiniger
>Weg führt zu einer Gold-Mine.

Du bsit noch jung und naiv. Ist normal ;-)

>Baden-Württemberg. Ich möchte lieber gar nicht wissen, wie es "da oben
>rechts" mit solchen Sachen aussieht...

Du meinst den Osten? Nun, da sah es mal vor langer, langer Zeit recht 
rosig aus, was die Naturwissenschaften und Interessengemeinschaften 
angeht. Da war ein sehr grosses Angebot von AGs (Arbeitsgemeinschaften). 
Eisenbahnmodellbau, Elekronik, Funkamateuere, Computer, Schach, Kochen 
und vieles mehr. Das Meiste wurde ehrenamtlich von verschiedensten 
Leuten gemacht, Lehrer, Studenten, Rentner! Es gab auch Vollzeitkräfte!

Das ist aber alles Vergangenheit. Die heutigen Strukturen + 
gesellschaftlichen Befindlichkeiten ermöglichen sowas kaum noch. Als 
fällt es aus.

@ na sowas (Gast)

>Nicht unbedingt, aber vieles war anders, u.A. waren Schüler viel eher in
>der Lage nach ihrer Regelschulzeit die Befähigung zur Ausbildung
>mitzubringen. Das ist heute oftmals nicht mehr der Fall.

Und warum ist das so?

>Ich finde die Annahme überhaupt nicht falsch. Richtig gute Leistungen
>erbringt man nur mit Leidenschaft und Enthusiasmus.

Schon wieder falsche Annahmen ;-)

>Warum immer gleich so ins Extreme fallen?

Um die Aussage möglichst klar darzustellen.

> Man braucht nicht die Welt zu
>verbessern, aber nochmal, studieren heißt in erster Linie "mehr wissen
>wollen" und nicht "später mehr Kohle scheffeln". Letzteres ergibt sich
>wenn alles gut läuft automatisch. Ich lerne nicht für das Geld und auch
>nicht für meine Klausuren. Ich lerne in erster Linie für mich selbst.

DU! Aber Andere nicht.

>Es sagt ja keiner, dass alles stets einen Heidenspass machen muss,

Nein? Das sehen einige anders.

http://www.neue-schule-hamburg.org/ueber-uns/schueler.html

Meine Meinung. Absoluter Mist. Dieses 68er Ökogefasel erzeugt 
weltfremde, schwafelnde Menschen, die mit den nichtidiellen realitäten 
icht klar kommen. Mal krass formuliert.
Ich bin ganz sicher NICHT für militärisch/preussischen Drill, Pauken und 
ähnliche Methoden des "Eintrichterns". Aber ein gewisses Mass an 
Führung, welches auch sanften Zwang einschliest, halte ich für schlicht 
notwendig. Und das heisst auch, dass immer mal auch Dinge gemacht werden 
müssen, die wenig oder keinen Spass machen.

>Metallbearbeitung lassen sich später auch bei privaten Basteltätigkeiten
>immer gut verwerten. ;)

Brauchst du mir nicht erzählen, ich hatte noch das Glück, die 
ostdeutsche Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule zu besuchen. Ich 
hab gefeilt, gebohrt, geschweisst, genietet, gehämmert, geschraubt, 
gedreht, gefräst, gehobelt, geschliffen und tiefgezogen. ;-)

MFG
Falk

von Uhu U. (uhu)


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Falk Brunner wrote:

> Brauchst du mir nicht erzählen, ich hatte noch das Glück, die
> ostdeutsche Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule zu besuchen. Ich
> hab gefeilt, gebohrt, geschweisst, genietet, gehämmert, geschraubt,
> gedreht, gefräst, gehobelt, geschliffen und tiefgezogen. ;-)

Ich hatte ein ähnliches Glück - im Westen. Technisches Gymnasium. Wir 
hatten auch ein Jahr Maschinenbau-Werkstatt (ein mal die Woche 6 Stunde, 
oder so) mit U-Stahl feilen, bohren, drehen, hobeln, fräsen bei so einem 
richtigen ollen Kommiß-Stiebel. War trotzdem gut. Dann folgte Schweißen 
und Blechbearbeitung und Elektromaschinen-Labor.

Hinterher hatten wir zwar keinen Handwerksberuf gelernt, aber immerhin 
eine ganze Menge aus der Praxis mitbekommen.

von Tommi H. (drmota)


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>U-Stahl feilen, bohren, drehen, hobeln, fräsen

Wird auf Elektrotechnik HTLs in Österreich auch gelehrt, wo man den 
ganzen Tag im blauen Overall feilen durfte bis die Finger glühten. Wo 
dann mit einem Art Lineal aus Metall (habe den Namen vergessen ist schon 
eine Weile her) die Planheit des Werkstück untersucht wurde.

Und das beste an der Werkstatt war die klassische Verdrahtung auf einem 
Holzbrett.

von Uhu U. (uhu)


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Was heißt HTL?

von Daniel R. (daniel_r)


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Feilen werde ich an der Uni wohl nicht mehr müssen, dafür mache ich das 
und auch Dinge wie Schweißen etc. zu Hause beim Basteln ohnehin sehr oft 
:)

Was einem niemand beibringt, muss man eben selbst erledigen xD

Daniel

von Bitte einen Namen eingeben oder einloggen. (Gast)


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> Was heißt HTL?

Hoehere Technische (Bundes)Lehranstalt.
http://www.gidf.de/HTL

Dort bin ich auch gerade, besuche den berufsbegleitenden Abendlehrgang 
für Elektrotechnik. Will ja nicht für immer Lagerarbeiter bleiben und 
Elektro hat mich schon immer interessiert.

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