Forum: Offtopic Folgen der Bankenkrise für die Wirtschaft


von na sowas (Gast)


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Die Kanzlerin wendet sich im fast flehenden Ton an die deutsche 
Bevölkerung weiterhin an die Sicherheit der Sparguthaben zu glauben, 
muss aber gleichzeitig in Windeseile bei Nacht noch Milliarden einer 
Privatbank zuschieben (lassen), damit deren Fastpleite nicht eintritt 
und alle in den Abrund reißt. Island schrammt nach eigenem Bekunden 
knapp an einem Staatsbankrott vorbei und braucht frisches Geld von 
Russland. Bei den Russen widerum gerät der Milliarden schwere Konzern 
Gasprom finanziell ins Taumeln und braucht frisches Geld von der 
Regierung Putin. Anderen Staaten ergeht es ähnlich. In London soll es 
staatliche Hilfen für die Royal Bank of Scotland, Barclays und Lloyds 
geben. Die EU-Finanzminister beschließen das Überleben der wichtigsten 
Banken zu garantieren - welche das sein könnten sagen sie jedoch nicht. 
Die Börsen befinden sich auf Talfahrt im schleichenden Crash. Der IWF 
(Internationaler Währungsfonds) geht von Verlusten von über 1 BILLIONEN 
Euro aus!

Opel hält die Produktion für 3 Wochen an. BMW in Leipzig lässt eine 
Woche die Bänder anhalten. Ford schmeißt schon mal vorsorglich die 
ersten Zeitarbeiter raus. In Hessen hangelt sich ein großer regionaler 
Hersteller von Wohnwagen an der Insolvenz entlang, weil die 
verunsicherten Banken dem Unternehmen den Kredithahn zudrehen. In 
Frankfurt steht ein großes Hochhausprojekt auf der Kippe (Turm der 
Frankfurter Sparkasse), weil die Hypo Real Estate mit drin hängt.

Näheres zu den Foglden der Krise auch hier:

"Haus weg, Bank weg, Geld weg", heute abend 23 Uhr 50

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/6/0,1872,1404038_idDispatch:8080288,00.html

Kann man eigentlich die Industriestaaten noch mehr schädigen? Muss man 
erst wirklich antiamerikanisch werden, um festzustellen, dass die Wall 
Street Banker ganze Volkswirtschaften an den Rand des Ruins gefahren 
haben und die eigenen Landsleute finanziell schwer belasten? Ich 
empfehle dazu mal den Artikel in der Zeit zu lesen

"Entmachtet die Banken!"

http://www.zeit.de/online/2008/41/finanzkrise-demokratie

bereits ein Zitat sagt alles

"Denn es war ja die Politik, die - unter dem Druck der Finanzindustrie 
und der alles beherrschenden Globalisierung - die Märkte von fast aller 
Regulierung befreit hat."

Wenn jetzt nicht dieser verdammte Kasinokapitalismus ausgemerzt (!) 
wird, sondern den Drecksspekulanten auch noch das ganze Steuergeld der 
Volkswirtschaften bedingungslos hinterhergeschmissen wird, dann verliere 
ich endgültig den Glauben an das Gute im Menschen und vor allem an das, 
was wir immer noch Demokratie nennen.

By the way, wo ist eigentlich der Noch-Abgeordnete und einst ach so 
gerühmt, gelobte Friedrich Merz? Wo sind den all die 
Globalisierungsschönredner plötzlich geblieben? Haben jetzt alle gemerkt 
oder sogar kapiert, wie die vom Finanzmarkt getriebene Wirtschaft zum 
Spielball der Börsenspekulanten verkommen ist? Wo bleiben die 
Schlussfolgerungen dieser "Experten" für die Zukunft für uns alle?

von na sowas (Gast)


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Prof. Rudolf Hickel in der ARD

"Wir sind in einer tiefen Finanzkrise, die droht, zur 
Weltwirtschaftskrise zu werden!"

"Wir müssen die Konjunktur stabilisieren. Wir brauchen ein 
Konjunkturprogramm. Die Haushaltskonsolidierung des 
Bundesfinanzministers führt in die Rezession!"

von Timbo (Gast)


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Wir werden es schon überleben. Macht doch nicht die Pferde scheu!

von Schwarzseher (Gast)


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Von meinem ersparten werde ich erstmal einkaufen gehen. Dosen, Dosen und 
nochmals Dosen. Dazu noch Reis und Nudeln. Zigaretten nicht zu 
vergessen.

Dosen, Nudeln und Zigaretten werden die Währung der Zukunft. ;-)

von juppi (Gast)


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Was ist überhaupt mit Cuba und China?

Die haben jetzt einen Sonderstatus!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Man braucht keine großen Kontrollen, wenn die Leute einfach die 
Grundregel jeden Unternehmers beherzigen würden:

Nur Geld ausgeben, das man hat.

Wer das so gehandhabt hat, kann sich das alles gelassen ansehen :-)
Wer nicht, wird nun bestraft.

Chris

P.S.: Es ist vollkommen egal, ob man Globalisierung befürwortet oder 
nicht: sie geschieht einfach.
Man darf nicht vergessen, dass wir Dank dieser wohl deutlich 
glimpflicher davonkommen werden als 1929, einfach weil die Abhängigkeit 
von den USA deutlich zurückgegangen ist.

von Uhu U. (uhu)


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Chris D. wrote:
> Man braucht keine großen Kontrollen, wenn die Leute einfach die
> Grundregel jeden Unternehmers beherzigen würden:
>
> Nur Geld ausgeben, das man hat.
>
> Wer das so gehandhabt hat, kann sich das alles gelassen ansehen :-)
> Wer nicht, wird nun bestraft.

Wenn das mal so einfach wäre. Die Welt des Unternehmers ist leider nicht 
kontinuierlich: Für 50 € bekommt man leider keinen LKW, der 1/1000 
dessen leistet, was einer für 50 k€ schafft - man kommt also selbst bei 
sehr konservativer Wirtschaftsweise zuweilen nicht um Kredite herum und 
wenn Hazardeure plötzlich essentielle Teile der Infrastruktur lahmlegen, 
dann kann man so gut gewirtschaftet haben, wie man will und geht 
trotzdem den Bach runter...

Außerdem sind Situationen denkbar, in denen die, die auf Kosten des 
Verzichts Dritter - der Kreditgeber - ganz schön Reibach machen können: 
Galoppierende Inflation bei künstlich niedrig gehaltenen Zinsen - wir 
sind nur einen Steinwurf davon entfernt...

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Chris D. wrote:

> Nur Geld ausgeben, das man hat.

Wie heisst es ganz treffend:

Wenn du 100.000€ Schulden hast, hann hast du ein Problem.
Wenn du 10.000.00€ Schulden hast, dann hat deine Bank ein Problem.

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Uhu Uhuhu wrote:

> wenn Hazardeure plötzlich essentielle Teile der Infrastruktur lahmlegen,

Zurzeit wird viel geschimpft auf die "Hazardeure", die mit ihrer "Gier" 
alles kaputt gemacht hätten.

Aber mal ehrlich: Von jeder Firma, von jedem Unternehmen und jedem 
Konzern wird doch erwartet, daß er seinen Gewinn maximiert und möglichst 
rational und effektiv ist, sein Ziel also mit minimalem Einsatz (zB an 
Humankapital) erreicht.

Die einzelnen Akteure handeln also schlichtweg so, wie es im gegebenen 
Rahmen optimal erscheint. Auch der Kleinaktionär will seine Anlage dort 
wissen, wo sie in einem vorgegebenen Zeitrahmen möglichst viel bringt.

Daß unterschiedliche Akteure unterschiedliche Risikobereitschaft haben, 
nicht jede Anlage gleich sicher ist, und auch Teilnehmen dabei sind, die 
nicht ganz ehrlich sind, ist dabei trivial -- das ist in anderen 
Wirtschaftszweigen nicht anders.

Eine Managerhaftung zu fordern, wie unsere Kanzlerin es angeregt hat, 
oder Managergehälter zu begrenzen, wie es in GB diskutiert wird, wird 
also bestenfalls etwas zum sozialen Frieden beitragen.
Um das Gesamtsystem auf Dauer zu stabilisieren, taugt es m.E. nicht.

von Fred (Gast)


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>Für 50 € bekommt man leider keinen LKW, der 1/1000 dessen leistet, was
>einer für 50 k€ schafft - man kommt also selbst bei sehr konservativer
>Wirtschaftsweise zuweilen nicht um Kredite herum

Dann muss man sich den LKW eben erst mal mit anderer Arbeit verdienen 
und ein paar Jahre lang sparsam leben (günstige kleine Wohnung, altes 
Auto, kein Urlaub, kein Luxus). Niemand kann die Zukunft (und schon gar 
nicht die eigene!) voraussehen und daher ist es tatsächlich 
unvernünftig, einen Kredit aufzunehmen, der einen finanziell ruinieren 
könnte. Hinter solchen Krediten steckt doch nur die Gier der Menschen 
bzw. der Wunsch, einen hohen Lebensstandard (Luxus) möglichst sofort und 
durchgehend bis ins hohe Alter genießen zu können. Das Risiko wird dann 
einfach ausgeblendet. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis selbst solche 
Menschen, die schon in relativ jungen Jahren ein teures Haus gebaut 
haben und auch ziemlich teure Autos fahren. Alles auf Pump versteht 
sich, und jetzt jammern diese Bekannten auf hohem Niveau, dass sie mit 
den Finanzen vorne und hinten nicht hinkommen...

Chris D. hat recht, wenn alle wieder die grundlegenden kaufmännischen 
Regeln befolgen würden, gäbe es diese Probleme nicht.

von Uhu U. (uhu)


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Johann L. wrote:
> Uhu Uhuhu wrote:
>
>> wenn Hazardeure plötzlich essentielle Teile der Infrastruktur lahmlegen,
>
> Zurzeit wird viel geschimpft auf die "Hazardeure", die mit ihrer "Gier"
> alles kaputt gemacht hätten.

Das mit der Gier ist Propagandageschwätz.

> Aber mal ehrlich: Von jeder Firma, von jedem Unternehmen und jedem
> Konzern wird doch erwartet, daß er seinen Gewinn maximiert und möglichst
> rational und effektiv ist, sein Ziel also mit minimalem Einsatz (zB an
> Humankapital) erreicht.

Das ist richtig. Aber: Der Staat muß die Regeln so definieren, daß die 
Hazardeure keine Gelegenheit bekommen, Schaden zu machen.

Wenn aber solche Gestalten auch Parlamente und Exekutive stellen, dann 
wird eben dereguliert, bis es kracht.

> Die einzelnen Akteure handeln also schlichtweg so, wie es im gegebenen
> Rahmen optimal erscheint.

Diejenigen, die diesen Rahmen setzen, sind die Schuldigen.

> Auch der Kleinaktionär will seine Anlage dort
> wissen, wo sie in einem vorgegebenen Zeitrahmen möglichst viel bringt.

Daß 10-20% Gewinn pro Jahr nicht reell erwirtschaftet werden können, 
sollte eigentlich jedem, dessen Gehirn nicht bis auf den Hirnstamm 
verödet ist, unmittelbar einsichtig sein...

> Eine Managerhaftung zu fordern, wie unsere Kanzlerin es angeregt hat,
> oder Managergehälter zu begrenzen, wie es in GB diskutiert wird, wird
> also bestenfalls etwas zum sozialen Frieden beitragen.
> Um das Gesamtsystem auf Dauer zu stabilisieren, taugt es m.E. nicht.

Doch, das kann schon was helfen, denn wenn die Kerle selbst ein 
Existenzrisiko eingehen müssen, dann werden sie wohl erst mal überlegen, 
ehe sie mit den Existenzen Anderer aufs Spiel setzen. So wie es bisher 
läuft, gewinnen sie immer, egal, was sie machen. Allerdings müßte auch 
was entsprechendes für Politiker eingeführt werden. Aber dafür sind die 
Chancen sehr schlecht. Noch nichtmal der Bruch des Grundgesetzes - z.B. 
das Verbot, Angriffskriege zu führen - wird nicht nur nicht bestraft, 
sondern geradezu als normal betrachtet...

Allerdings könnte man sie auf Schadensersatz verklagen - das wird ja von 
Siemens gerade probiert.

von sssttata (Gast)


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Gewinnmaximierung ist OK, aber dabei ist es ja nicht geblieben. Die 
Maximierung mußte auch noch maximiert werden.

Also mal ehrlich, wenn ihr ein Programm schreibt und es gut läuft, dann 
läßt man es doch so. Man ist zufrieden, weil man damit gut leben kann.

Nur kranke Programmierer würden nie aufgeben es zu optimieren!

von DerAlte (Gast)


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>Was ist überhaupt mit Cuba und China?

>Die haben jetzt einen Sonderstatus!

Habt ihr Informationen?

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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sssttata wrote:

> Also mal ehrlich, wenn ihr ein Programm schreibt und es gut läuft, dann
> läßt man es doch so. Man ist zufrieden, weil man damit gut leben kann.

Genau aus dem Grunde benutze ich immer noch Windows 3.10 ;-)

> Nur kranke Programmierer würden nie aufgeben es zu optimieren!

von sssttata (Gast)


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>Genau aus dem Grunde benutze ich immer noch Windows 3.10 ;-)
Und ich Win95 auf einem 386er, ungelogen. Baujahr 1996.

von PeterL (Gast)


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@Fred
"Ich kenne in meinem Bekanntenkreis selbst solche
Menschen, die schon in relativ jungen Jahren ein teures Haus gebaut
haben"

sicherlich, ich will mit 30 eine Familie gründen und warte halt bis ich 
50 bi, mit dem Hausbauen, dann sind die Kinder aber aus dem Haus, ich 
habe keinen Elan mehr und fahre mit dem Ersparten in die Karibik. Ist 
sicher gut für die Wirtschaft (in der Karibik)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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sssttata wrote:
> Gewinnmaximierung ist OK, aber dabei ist es ja nicht geblieben. Die
> Maximierung mußte auch noch maximiert werden.

Da ist etwas dran.

Wenn man sich überlegt, dass ein Aktienunternehmen um 5% im Wert fällt, 
weil der GewinnZUWACHS nicht so groß ist, wie gehofft, dann hat das 
schon etwas Perverses.

Der Kurs macht sich sozusagen an der ersten Ableitung der Gewinnfunktion 
fest ;-)

Chris

von Thomas P. (pototschnig)


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PeterL wrote:
> @Fred
> "Ich kenne in meinem Bekanntenkreis selbst solche
> Menschen, die schon in relativ jungen Jahren ein teures Haus gebaut
> haben"

Hab zum Glück nur 2500EUR Bafoeg, die ich nächste Jahr zurückzahlen 
darf. Bis dahin ist das Geld nichts mehr wert und so erledigt sich das 
mit den Schulden von ganz alleine :-)

Jetzt ist also der richtige Zeitpunkt um ein Haus auf Pump zu kaufen g

SCNR ... Fand ich gerade lustig zum Anmerken :-)

MfG
Thomas Pototschnig

von Gewaltvernichter (Gast)


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Ja, darüber musste ich mich schon vor Wochen wundern, als irgendeine 
IT-Firma "beklagt" hatte, dass sie leicht fallende Gewinnzuwächse hatte. 
Spontan schlug ich dann die nächste Stufe vor, die 
Gewinnsteigerungssteigerungsrate. Gut dass hier keine Banker mitlesen, 
die würden das vermutlich gerne aufgreifen. ;)

Fest steht, dass "die da oben" auf den Köpfen der normalen, echt 
arbeitenden Leute mit immer mehr zu Luftschlössern mutierten Papieren 
und Werten handeln, und die Gesamtwirtschaft stützt sich aber sehr stark 
auf diese papiernen Säulen.

Hat diese Art zu handeln eigentlich irgendwelche Vorteile? Oder hat es 
Nachteile, wenn so etwas wieder abgeschafft würde? Mal abgesehen davon, 
dass Google dann wahrscheinlich (noch) nicht 
300000000000000000000000000000000 $ wert wäre?

Die Börsenhändler, oder der Dax, der ja deren Verhalten spiegelt, 
scheint mir so wankelmütig zu sein wie nichts sonst. Kaum werden die 
Leitzinsen gesenkt, geht es wieder 5% hoch. Wo kommt denn dieses "Geld" 
her, verdammt nochmal? Wenn ich am Monatsende meine Kohle kriege, dann 
weiß ich, warum ich sie kriege, warum ich genau so viel kriege, und wo 
das Geld herkommt! Ich finde es echt scheiße, dass in bestimmten 
Institutionen mit unser aller echt und hart erarbeiteter Wohlstände 
gespielt wird, als wären wir nur kleine Minifiguren in grünen 
Monopolyhäusern. So ist es aber nicht, es ist andersrum. "Wir", die 
"normalen" arbeitenden Menschen, sind die "Realität". Die Papiere, die 
da gehandelt werden, haben nichts oder nicht mehr viel damit zu tun und 
spiegeln deshalb nichts wieder. Die spielen ein irreales Spiel, dessen 
Ausgang irrsinnigerweise trotzdem für uns existenzgefährdend sein kann.

Ich möchte das bitte nicht mehr. Lieber verzichte ich auf ein bisschen 
Weltwirtschaftswachstumsgeschwindigkeit und stehe dafür mit der Welt auf 
ein wenig weniger wackeligen Füßen.

PS: Mein Pamphlet ist wahrscheinlich ein bisschen Kapitalismuskritik mit 
Informationen und Gedanken auf "logo"-Niveau. Bitte sehts mir nach, aber 
so denke ich.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Uhu Uhuhu wrote:
> Chris D. wrote:
>> Man braucht keine großen Kontrollen, wenn die Leute einfach die
>> Grundregel jeden Unternehmers beherzigen würden:
>>
>> Nur Geld ausgeben, das man hat.
>>
>> Wer das so gehandhabt hat, kann sich das alles gelassen ansehen :-)
>> Wer nicht, wird nun bestraft.
>
> Wenn das mal so einfach wäre. Die Welt des Unternehmers ist leider nicht
> kontinuierlich: Für 50 € bekommt man leider keinen LKW, der 1/1000
> dessen leistet, was einer für 50 k€ schafft - man kommt also selbst bei
> sehr konservativer Wirtschaftsweise zuweilen nicht um Kredite herum und
> wenn Hazardeure plötzlich essentielle Teile der Infrastruktur lahmlegen,

Genau das ist das Problem. Um bei Deinem LKW-Beispiel zu bleiben: viele 
stellen sich ja nicht mal mehr die Fragen "Könnte es nicht auch ein 
Anhänger + Anhängerkupplung an meinem bereits vorhandenen PKW tun? Muss 
ich das Teil leasen oder reicht nicht auch die ältere Möhre, die ich 
aber direkt bezahlen kann?"

Meine Lieferanten sind immer ganz verdattert, wenn ich grundsätzlich am 
Telefon nachhake, ob ich bei Vorkasse nicht noch einen Prozentpunkt mehr 
an Skonto rausschlagen kann. Alleine von gespartem Skonti könnte ich 
mittlerweile gut in den Urlaub fahren.
Und entsprechend gut ist mein "Rating" bei meinen Vertragspartnern :-)

Auch ich musste klein anfangen: da musste es eben erstmal der 
Zweisitzer-Kastenwagen tun oder die gebrauchte Büroausstattung bei ebay. 
Aber ich benötigte nie Kredit und die Ablage "unbezahlte Eingänge" war 
maximal zwei Zettel stark. Diese Sparsamkeit beginnt sich jetzt mehr und 
mehr auszuzahlen.

Und ganz wichtig: es lässt einen sehr ruhig und friedlich schlafen.

> dann kann man so gut gewirtschaftet haben, wie man will und geht
> trotzdem den Bach runter...

Auch da gibt es ein Wort, das viele anscheinend nicht mehr kennen: 
Rücklagen

Rücklagen sind mit das Wichtigste in einem Unternehmen, denn nur diese 
garantieren mir als Unternehmer langfristige Entscheidungsfreiheit.
Ein gesundes Unternehmen muss in der Lage sein, auch eine längere 
Durststrecke zu überstehen.
Wenn ich sehe, welche Eigenkapitalquoten manche Unternehmen haben, wird 
mir Angst und Bange.

Das nervt fast so wie die "Ich muss vor unbedingt noch investieren, 
damit ich dieses Jahr wenig Steuern zahle". Gewinne sind eben auch 
Rücklagen, das sollte man nie vergessen.

Chris D.

von Unbekannter (Gast)


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An diesen Thread sieht man, dass ein Fach Volkswirtschaft-Grundlagen in 
den Schulen überfällig ist.

Ist ja hahnebüchend, was hier teilweise zu lesen ist!

von Thomas P. (pototschnig)


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Chris D. wrote:
>> Wenn das mal so einfach wäre. Die Welt des Unternehmers ist leider nicht
>> kontinuierlich: Für 50 € bekommt man leider keinen LKW, der 1/1000
>> dessen leistet, was einer für 50 k€ schafft - man kommt also selbst bei
>> sehr konservativer Wirtschaftsweise zuweilen nicht um Kredite herum und
>> wenn Hazardeure plötzlich essentielle Teile der Infrastruktur lahmlegen,
>
> Genau das ist das Problem. Um bei Deinem LKW-Beispiel zu bleiben: viele
> stellen sich ja nicht mal mehr die Fragen "Könnte es nicht auch ein
> Anhänger + Anhängerkupplung an meinem bereits vorhandenen PKW tun? Muss
> ich das Teil leasen oder reicht nicht auch die ältere Möhre, die ich
> aber direkt bezahlen kann?"

Ich hab ab nächstes Jahr auch gewerblich bisserl was vor ... Dann wenn 
ich endlich genug verdiene, um auch mal eine handvoll Euronen in 
irgendwas investieren zu können.

Meine obersten Regeln sind hierbei:
- ich darf nicht auf den Erfolg angewiesen sein
- so niedrige Fixkosten wie möglich, am Besten garkeine
- sowenig Risiko wie möglich, wenn möglich garkeins.
- erstmal nebenerwerblich

Hab eine Idee, was ich machen kann ... Wird zwar ewig dauern, bis da mal 
was in Fahrt kommt, dafür ist es aber gesund gewachsen und eine 
Niederlage bringt mich und meine Existenz nicht um.

Leute, die zuschnell zuviel wollen landen irgendwann auf der Nase, weil 
nichts sicher ist, was die Zukunft betrifft. Man kann versuchen zu 
planen, aber seine Existenz sollte man nicht von sowas abhängig machen.

Ich leide an einem "übertriebenen Sicherheitsbedürfnis", wurde mir mal 
gesagt ... Lieber so, als anders g

MfG
Thomas Pototschnig

von Gewaltvernichter (Gast)


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>Ist ja hahnebüchend, was hier teilweise zu lesen ist!

Und hier sieht man, dass Rechtschreibung immer noch nicht genug gelehrt 
wird. ;)

von Uhu U. (uhu)


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Chris D. wrote:
>> dann kann man so gut gewirtschaftet haben, wie man will und geht
>> trotzdem den Bach runter...
>
> Auch da gibt es ein Wort, das viele anscheinend nicht mehr kennen:
> Rücklagen

Ich muß mich wiederholen: Wenn das mal so einfach wäre. Flüssige 
Rücklagen werden durch niedrige Zinsen und hohe Inflation - mit der wir 
in Zukunft rechnen müssen - auch nicht besser und Rücklagen, die in 
Sachwerte investiert sind, kann man eben auch nicht immer zu einem 
reellen Preis und vor allem schnell genug versilbern.

> Rücklagen sind mit das Wichtigste in einem Unternehmen, denn nur diese
> garantieren mir als Unternehmer langfristige Entscheidungsfreiheit.
> Ein gesundes Unternehmen muss in der Lage sein, auch eine längere
> Durststrecke zu überstehen.

So ist es. Nur was machst du, wenn kein hinreichend sicheres Vehikel 
verfügbar ist, mit dem du die Rücklagen auch erhalten kannst?

> Wenn ich sehe, welche Eigenkapitalquoten manche Unternehmen haben, wird
> mir Angst und Bange.

Das ist ein anderes Thema.

> Das nervt fast so wie die "Ich muss vor unbedingt noch investieren,
> damit ich dieses Jahr wenig Steuern zahle". Gewinne sind eben auch
> Rücklagen, das sollte man nie vergessen.

Und noch ein anderes Thema: Der Staat hat sich in den vergangenen Jahren 
eher durch Mittelstandsvernichtung, als durch -förderung hervorgetan und 
gerade für Kleinunternehmer kann die Überlegung, eine Investition 
vorzuziehen durchaus sinnvoll sein, weil anderenfalls der große Krake 
die Kohle frißt.

von Tommi H. (drmota)


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Keine Panik auf jede Krise folgt Sonnenschein. Spätesten in 10 Jahren 
ist das heutige Elektronikklump aus China sowieso alles kaputt.

Dann wird es eine massive Nachfrage nach Allem geben.

Hoffentlich aber vorher nicht nach Schaufeln, um Massengräber 
auszuheben.

von Fred (Gast)


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PeterL schrieb:
>sicherlich, ich will mit 30 eine Familie gründen und warte halt bis ich
>50 bi, mit dem Hausbauen, dann sind die Kinder aber aus dem Haus, ich
>habe keinen Elan mehr und fahre mit dem Ersparten in die Karibik. Ist
>sicher gut für die Wirtschaft (in der Karibik)

Wenn Du keinen Elan mehr hast und das Erbe deiner Kinder lieber in der 
Karibik verprasst, ist das aber deine persönliche Entscheidung. Heute 
haben anscheinend viele "Kinder" den Anspruch, ohne die Eltern in einem 
eigenen großen Haus mit ihren eigenen Kindern zu leben, auch wenn das 
die jeweiligen finanziellen Möglichkeiten bei weitem übersteigt...da 
wird dann lieber geackert bis der Arzt kommt, damit man die 
unverschämten Zinsen an die Bank bezahlen kann und die Tagesmutter für 
die Kleinen natürlich auch. Es ist aber ja auch keiner der Erzeuger 
ausreichend lange da, der die Erziehung übernehmen könnte und die Eltern 
wohnen oft ganz woanders bzw. arbeiten selber noch, weil sie ebenfalls 
mit 30 Kinder bekommen haben und ihrerseits noch ein teures Haus 
abzubezahlen haben. Ob das für die Familie bei realisitscher Betrachtung 
nun die Erfüllung ihrer Träume ist, bezweifle ich stark.

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Gewaltvernichter wrote:

> Wenn ich am Monatsende meine Kohle kriege, dann
> weiß ich, warum ich sie kriege, warum ich genau so viel kriege, und wo
> das Geld herkommt! Ich finde es echt scheiße, dass in bestimmten
> Institutionen mit unser aller echt und hart erarbeiteter Wohlstände
> gespielt wird, als wären wir nur kleine Minifiguren in grünen
> Monopolyhäusern. So ist es aber nicht, es ist andersrum.

Doch genauso ist es. Macht besteht heutzutage doch aus Wirtschaftsmacht, 
d.h. Geld zu haben bzw. darin, wie hoch Unternehmen bewertet sind an der 
Börse, in Umsatz, in Gewinn, in Marktanteilen. Damit, wie sozial 
verantwortlich ein Unternehmen mit seinen Mitarbeitern umgeht, egal ob 
in Deutschland oder sonstwo in der Welt, lässt sich doch kein Blumentopf 
gewinnen, eher ist es umgekehrt.

Die Großunternehmen und transnationalen Konzerne werden ja nicht alle 4 
Jahre mal höflich dazu aufgefordert, ein paar Kreuzchen zu machen, 
sondern gestalten die Politik aktiv mit, wenn man so sagen darf. 
Lobbyarbeit eben...

> Ich möchte das bitte nicht mehr. Lieber verzichte ich auf ein bisschen
> Weltwirtschaftswachstumsgeschwindigkeit und stehe dafür mit der Welt auf
> ein wenig weniger wackeligen Füßen.
>
> PS: Mein Pamphlet ist wahrscheinlich ein bisschen Kapitalismuskritik mit
> Informationen und Gedanken auf "logo"-Niveau. Bitte sehts mir nach, aber
> so denke ich.

So alleine bist du damit nicht, wenn man kritisch über unser System 
nachdenkt, ist das zwangsläufig Kapitalismuskritisch. Aber dadurch wird 
man ebenso nicht zum Solzialisten, wie Merkel zum Marxisten wird, weil 
sie eine Befürworterin der Mehrwertsteuer ist.

Organisationen wie Attac dürften momentan einiges an Mitgliederzuwachs 
verzeichnen.

Auch wenn sie inzwischen ein recht breites Spektrum an Kritikpunkten und 
Alternativmodellen zur "neoliberalen Globalisierung" hat,
ist sie ursprünglich aus der Forderung entstanden, die "Finanzmärkte zu 
bändigen".

von PeterL (Gast)


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@Fred

"Heute haben anscheinend viele "Kinder" den Anspruch, ohne die Eltern in 
einem eigenen großen Haus mit ihren eigenen Kindern zu leben, auch wenn 
das
die jeweiligen finanziellen Möglichkeiten bei weitem übersteigt"

also doch lieber eine Mietwohnung nehmen und 30Jahre Miete zahlen, damit 
ein anderer in die Karibik fliegt?

von Bereits F. (Firma: D.ade) (bereitsfort)


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>Der Kurs macht sich sozusagen an der ersten Ableitung der Gewinnfunktion
>fest ;-)

leider falsch:

richtig ist:

Der Kurs macht sich sozusagen an der zweitenten Ableitung der 
Dividenerwartung fest ;-)

von John S. (Gast)


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Timbo wrote:
> Wir werden es schon überleben. Macht doch nicht die Pferde scheu!

Theo braucht das.

von Fred (Gast)


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>also doch lieber eine Mietwohnung nehmen und 30Jahre Miete zahlen, damit
>ein anderer in die Karibik fliegt?

Also vorhin hattest Du die Karibik mit dem Haus aber noch exklusiv-oder 
verknüpft...Du darfst somit trotz Mietwohnung bzw. gerade wegen dieser 
in die Karibik fliegen.

Abgesehen davon ändert das nichts an der Tatsache, dass viele Menschen 
heutzutage in Form von Krediten weit über den für sie finanziell 
sinvollen Verhältnissen leben und sich scheinbar gar keine Gedanken über 
das finanzielle Risiko machen. Das Problem ist dabei hauptsächlich die 
Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt, die heute auf den meisten 
Häuslebauern lastet und die den Hauskauf leider zu einem 
unkalkulierbaren Risiko werden lässt. Hinzu kommt noch die unsichere 
Zins-Situation, z.B. nach Ablauf einer Dekade, und darüber hinaus muss 
im Falle einer Familie leider auch die Frage gestattet sein, ob die 
Beziehung den Kredit überdauert oder Umgekehrt...

Wer heutzutage einen Kredit für ein Haus aufnimmt, ist ein Zocker! Das 
ist der Unterschied zu damals, als unsere Eltern noch gebaut haben.

von Uhu U. (uhu)


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gast_ _gast wrote:
> Timbo wrote:
>> Wir werden es schon überleben. Macht doch nicht die Pferde scheu!
>
> Theo braucht das.

Ein Theo ist mir lieber als 100 von den Deppen, die meinen, unendlich 
viel besser zu sein, als er. Der Junge hat nämlich im Gegensatz zu denen 
Potential und wenn er erst mal dahinter kommt, daß nicht jede komische 
Quelle auf dem Web seriös ist, dann putzt er 1000 von denen auf einmal 
von der Platte.

von na sowas (Gast)


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Timbo wrote:
>> Wir werden es schon überleben. Macht doch nicht die Pferde scheu!

Gewiss, übrleben werden wir das. Überleben würden wir vermutlich auch, 
wenn die deutsche Bundeskanzlerin morgen vor die Kamera tritt und den 
Staatsbankrott ausrufen würde. Wer würde heute noch beschwören, dass 
dies gänzlich unmöglich sei? Noch vor einem Monat hätte jeder Bänker in 
Deutschland und auch an der Wall Street jeden für bekloppt und 
inkompetent erklärt, der behauptet hätte, dass eine Traditionsbank wie 
Lehman Brothers bankrott gehen könnte. Es gibt auch ein Leben nach der 
Krise bei dem sich die Frage stellt, wer die Trümmer denn jetzt 
wegzuräumen hat und wer die Zeche zahlen soll. Gleichzeitig als Merkel 
die Milliardenhilfe für die Hypo Real Estate am Parlament vorbei 
bedingungslos in einer Hopplahopp-Nacht- u. Nebelaktion flattert uns 
allen eine Beitragserhöhung der Krankenkasse ab Januar ins Haus, mit der 
Begründung, es sei halt kein Geld da, man müsse erhöhen. Das versteht 
kein Mensch. Das wird den Zorn der Leute heraufbeschwören.

Mal so nebenbei bemerkt, gestern in der Sendung im ZDF "Haus weg, Bank 
weg, Geld weg" fiel folgender Satz:

Die Wall Street Banker in Manhatten verdienen im Durchschnitt 300.000 
Dollar! (in Worten Dreihunderttausend Dollar!). Nur damit man sich mal 
bewusst wird, an wen sich die Rettungspakete jetzt adressieren. Die 
armen Säue, denen das Haus gerade per Zwangsversteigerung wegenommen 
wird (wie im Film zu sehen war), werden von dem Geld am wenigsten sehen.

gast_ _gast (johnswift) wrote:
>Theo braucht das.

Theo wird sich auch so seine Gedanken machen, dessen bin ich mir sicher. 
Davon abgesehen ist die Krise groß genug bzw. birgt genügend eigenes 
zerstörerisches Potential in sich, da schüren ein paar Forentexte nicht 
mehr Panik, als ohnehin schon vorhanden ist.

von juppi (Gast)


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Beitrag "Re: 700Mrd Rettungspaket"
Beitrag "Re: 700Mrd Rettungspaket"

habe heute beobachtet das mehr gekauft wurde.

Regale  wurden ständig nachgefüllt.

kann natürlich subjektiv sein.

von na sowas (Gast)


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Verunsicherung auf ganzer Front. Ein Blick ins Gästebuch bei 
hartaberfair offenbart binnen kurzer Zeit 91 Seiten (die 4 bis 5 fache 
Menge an Mails gegenüber sonstigen Sendungen)

http://www.wdr.de/tv/hartaberfair/gaestebuch/index.php5?buch=610

(Thema war natürlich die Finanzkrise)

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