Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Studium soll auch ohne Abitur möglich sein


von Recruiting Tag - Besucher (Gast)


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Hallo zusammen,

was haltet ihr von dem Wunsch unserer Forschungsministerin?

http://www.welt.de/politik/deutschland/article1193815/Studium_soll_auch_ohne_Abitur_moeglich_sein.html

von Andre S. (dg2mmt)


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Naja...
Erst einmal: ich kann mir gut vorstellen, dass die Studiengebühren 
einige Leute vom Studium Abstand halten lassen. Interessanterweise wurde 
ja in Österreich beschlossen, die Studiengebühren wieder abzuschaffen.
Und ohne Abi ins Studium? Das soll helfen die Abbrecherquote zu 
verringern? Kann ich mir nicht vorstellen. Denn gerade im Vorstudium 
brechen doch die meisten ab, z.B. wegen (Höherer) Mathematik, oder 
Grundlagen E-Technik. Wenn man noch nie was von Matrizen oder Vektoren 
gehört hat, tut man sich da sehr schwer. Sobald man im Hauptstudium ist, 
hat man das Schlimmste doch hinter sich.

von Matthias (Gast)


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Hab' mir den verlinkten Text nicht durchgelesen, aber ohne Abi ins 
Studium geht doch heute schon (fast), indem man nach der Ausbildung 
einfach die Fachhochschulreife ('Fachabitur') nachmacht. Sinnvoller wäre 
m.E. eine Zusammenlegung von FH und Uni, Unterschiede zwischen beiden 
sind heutzutage marginal, nur daß der Verwaltungswasserkopf zweimal 
bezahlt werden muß.

von Jens (Gast)


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Moin,

es wird Zeit, dass sich was in dieser Richtung tut. Eine geeignete 
Berufsausbildung, etwas Praxis und die nötige Motivation sind m. E. 
gerade in technischen Studiengängen sinnvoller als ein gerade so 
bestandenes Abi.

Jens

von ... (Gast)


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Bei einem Studium an der Uni geht es aber vorrangig um die Theorie. Da 
nützt dir die Praxis wenig. Ich glaub bei uns hat keiner das 
Grundstudium E-Technik geschafft, der beim Abi nur den Grundkurs 
Mathematik gehabt hat, wie soll das dann ganz ohne Abi gehen?

von Punktrichter (Gast)


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BLW könnte man ohne weiteres ohne ABI studieren.

von Anton (Gast)


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>BLW könnte man ohne weiteres ohne ABI studieren.
Stimmt, weiters wären Soziologie, Ethimologie, Sineologie, Geografie und 
der ganze andere Weiberkram zu benennen.

>Ich glaub bei uns hat keiner das Grundstudium E-Technik geschafft,
>der beim Abi nur den Grundkurs Mathematik gehabt hat, wie soll das
>dann ganz ohne Abi gehen?
Die Frau Ministerin geht von ihren eigenen bescheidenen 
Studienansprüchen aus und meint, dass es in anderen Fachbereichen auch 
so sein müsse, dass ein Abitur eine unnütze Sache ist. Das klappt aber 
in technischen Disziplinen nicht. Auch bei uns haben viele Anfänger an 
der FH vorher einen ING an der HTL gemacht, der vorwiegend auf 
praktischer Ausbildung basiert und die fallen auch reihenweise auf die 
Nasen.

>Interessanterweise wurde ja in Österreich beschlossen, die
>Studiengebühren wieder abzuschaffen.
weswegen dann noch mehr arme Deutsche nach unseren Unis kommen, um sich 
die Gebühren zu sparen!

von Paul (Gast)


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Wenn die Anforderungen im Studium so bleiben wie jetzt, mache ich mir 
keinen Kopf, da werden wohl die meisten ohne Abi oder FHR rausfliegen 
(heute: bis 40% der Abi/FHR-leute fliegen raus). Nur zum Spaß wird das 
Abi/FHR ja nicht verlangt. Allerdings kostet so ein "Versuch ins Blaue" 
für jedermann eine Menge Geld. Richtig fair gegenüber den 
(Fach-)Abiturienten ist es auch nicht.

Allerdings wird wahrscheinlich dann das Niveau an den Unis und FH's 
gesenkt, daß der 10 Klässler es regulär auch schaffen kann. Wir wären 
dann wieder beim Niveau der Ingenieurschulen (Fachschulen). Und die 
wurden bekanntlich nicht umsonst abgeschafft. Dann ist es 
Etikettenschwindel.

Allerdings gibt es auch jetzt schon genug Studiengänge, wo ein Abi nicht 
notwendig ist, weil nicht direkt auf das Wissen aus dem Abi 
zurückgegeriffen wird und nur zur Wahrung der Etikette dient (viele 
Geisteswissenschaften).

von A. (Gast)


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von Bernd (Gast)


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... nach unseren Unis ...

Deine Kunst einen Satz zu bauen - ist ganz große Klasse.

von Paul (Gast)


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Vielleicht auch eine österreichische Besonderheit der deutschen Sprache. 
Gibt ja mehrere solcher Beispiele (Jänner anstatt Januar usw.)

von fabs (Gast)


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Hm.
Also es kann ja jeder studieren, der einen abgeschlossene 
Berufsausbildung hat. Etliche solcher hatten wir an der FH, haben es 
auch alle geschafft. Haben ja auch genug Erfahrung.

Jemand ohne FHR oder Abi wird es nicht schaffen, dafür wird zu viel 
vorrausgesetzt. Wo bitte soll das Wissen für eine Faltung von Signalen 
hingesteckt werden, wenn 10.Klässler nicht mal wissen das man eine 
Quadratwurzel mit ^0,5 lösen kann.

Ich habe selbst Realschule, FHR, Studium hinter mir. Das Wissen der 10. 
Klasse hätte nie ausgereicht um auch nur die Aufgaben des 1. Semesters 
zu lösen.

Ausser natürlich man entscheidet sich für BWL oder Sozialmanagement... 
das Falten zukünftiger Angestellter ist schnell erlernt und pures 
auswendig lernen ist eh nix für Ingenieure.

von Paul (Gast)


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@fabs:

Irgendwie widerspricht Dein erster Abschnitt den letzteren.

Eine Berufsausbildung und BE als Facharbeiter kompensiert m. E. nicht 
das fehlende Abi/FHR. Viele an der Technikerschule (Fachschule) eiern 
schon rum, die ist aber nocht Welten von der FH oder Uni entfernt.

In welchem Land lebst Du, daß man auch nur mit Berufsausbildung 
studieren darf?. In Sachsen gilt nur das Abi, die FHR oder ein 
Fachschulabschluß aus der DDR als Zugangsvoraussetzung zur FH. Dann noch 
die Externenprüfung. Ich kenne allerdings keinen, der die je geschafft 
hat.

von Betrachter (Gast)


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In Bayern kannst z.B. mit der Meisterprüfung bzw. einem Abschluss einer 
Fachschule/Fachakademie an die Hochschule bzw. FH.

von Norgan (Gast)


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Es gibt in Deutschland neben Abi und 'Fachabitur' noch die Möglichkeit 
mit einem Meisterbrief an einer FH zu studieren. Das hängt natürlich mal 
wieder vom Bundesland (dieses sch... "Bildung ist Ländersache") und von 
den Prüfungsnoten ab. Wenn die Noten nicht reichen, dann gibt es für 
Meister noch die Möglichkeit sich mit einem Zusatzlehrgang oder einer 
Prüfung zu qualifizieren.

Insgesamt finde ich die Zugangsregelungen, mit den ganzen 
Sonderregelungen und Ausnahmen, Quark. Sollen die Hochschulen einfach 
eine Aufnahmeprüfung machen, zu der jeder zugelassen ist. Wer besteht 
darf studieren, ob mit oder  ohne Abi, 'Fachabi', Meisterbrief oder 
Busfahrkarte.

von Betrachter (Gast)


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So ähnlich wie bei div. künstlerischen Studiengängen.

von Paul (Gast)


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Bleibt nur noch die Frage: Welche Daseinsberechtigung hat dann noch das 
(Fach-)Abitur? Das ist ja nicht nur Jux und Dollerei, sondern soll den 
Wissenstand herstellen, der nötig ist, um ein FH- oder Unistudium 
aufnehmen zu können.

von juppi (Gast)


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Hallo
Es besteht bestimmt kein Zweifel,
das ein 10KLässler mit Berufausbildung ,Bund und 2-3 Jahre
Berufserfahrung eine Fachbezogenes Abi gut abschließen will.

Bei dem Studium zum FH Dipl. sind diese Zielbewusster  als die 
Abiturienten welche auch auf der FH studieren, was es sehr oft gibt.

Es brechen  mehr "Echte Abiturienten ab" als Studenten aus den
2 Bildungsweg.
Meistens kein Bock oder zu viel Arbeit was man mit nur "Schule"
nicht gelernt hat.

;-:

Grüße

von Lupin (Gast)


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Ich würde fachbezogene Eignungstests fürs Studium gut finden.

So könnte jemand der einen Hauptschulabschluss gemacht hat solch einen 
Test bestehen und zum Studium zugelassen werden. Das wäre natürlich 
fatal für die Geldelite (da die armen Kinder von der Hauptschule nun mit 
den reichen Kindern studieren könnten).

Ich hab mein Abi z.B. nicht geschafft. Jetzt muss ich erst eine 
Ausbildung machen bevor ich studieren kann... und vergeulde damit meine 
Zeit (da man in einer Ausbildung im allgemeinen ja sehr wenig/extrem 
langsam lernt).

von Peter Pan (Gast)


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Kenne auch leute die Pädagogik studieren und max 10 semester 
wochenstunden haben. kein Mathe, E-Technik, keine Mechanik, 
Ströhmungslehre oder gar Betriebswirtschaft. Da reicht dann bestimmt 
auch das wissen der Haupt und realschüler.

Aber was denkt man dann als jugendlicher ......

Abi brauch ich nicht kann ja auch so studieren und dann wandern in den 
Vorlesungen kleine Zettel hin und her .....

Willst du mit mir gehen

O  ja
O  nein
O  vielleicht


in diesem Sinne

Tschüss

von P. S. (Gast)


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Lupin wrote:

> Ich hab mein Abi z.B. nicht geschafft. Jetzt muss ich erst eine
> Ausbildung machen bevor ich studieren kann... und vergeulde damit meine
> Zeit (da man in einer Ausbildung im allgemeinen ja sehr wenig/extrem
> langsam lernt).

Tja, haettest du mal mehr Zeit in das Abitur gesteckt, dann muesstest du 
jetzt keine Zeit verschwenden...

Absurd finde ich an der ganzen Debatte, dass gleichzeitig an den 
Studiengebuehren festgehalten wird, obwohl sie den Hochschulen deutlich 
weniger bringen, als dass die die Studenten belasten.

Auch beim Bafoeg hat man nicht den Eindruck, dass der "Ernst der Lage" 
erkannt wurde - z.B. bei FH-Studiengaengen geht's vielen so, dass ihnen 
kurz vor Schluss das Bafoeg ausgeht, weil nur die Pflichtsemester 
gefoerdert werden.

Der Staat gefaellt sich immer noch zu sehr in der Sichtweise, dass das 
Studium ein Geschenk ist, das er den Studierenden gewaehrt. Das faengt 
beim ersten Semester und endet nicht einmal mit der Rente. Dabei sollte 
laengst klar sein, dass es im Interesse der Gemeinschaft ist, das 
Ausbildungniveau flaechendeckend zu erhoehen.

von Gast123 (Gast)


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Wer noch nicht einmal sein Abi schafft wird auch das Studium nicht 
packen.

Anders sieht es natürlich aus, die kein Abi machen wollten und erst 
später (in der Ausbildung) gemerkt haben, dass die mehr wollen.

von Paul (Gast)


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@juppi: Wenn der Hauptschüler das (Fach)Abi macht und dann zur FH geht 
ist doch alles in Ordnung. Problematischer fände ich doch, wenn man es 
nicht mehr braucht. Dann tritt bei gleichen Leistungsanforderungen an 
der FH der Fall ein, daß reihenweise die 10.Klässler rausfliegen, weil 
die mathematische, physikalische und Fremdsprachenvorbildung der Klasse 
12 fehlt. Man müßte dieses Wissen und auch artfremdes Wissen wie Deutsch 
in die Studienpläne der Uni/FH aufnehmen, was Zeit für den spezifischen 
Stoff wegfrißt. Man verkürzt so den Inhalt. Das kann nicht Ziel sein. 
Gleiche Bildung können nur die wenigsten durch Verkürzung erlangen, das 
wären Genies und die gibt es bekanntlich nur als Ausnhame. Verkürzung 
heißt i.d.R. weniger Wissen.

Heute ab Klasse 10:
FH: 2+4 Jahre = 6 Jahre
Uni: 2+5 Jahre = 7 Jahre

Insgesamt muß man sich fragen, was für Akademiker Deutschland in Zukunft 
haben will. Welche die nur schmalspurgebildet sind. Denn im Abi und der 
FHR lernt man doch auch Allgemeinbildung.

Außerdem würde keiner mehr einsehen, den längeren Weg über Abi/FHR zu 
nehmen. Es wäre dann eine Benachteiligung der Abiturienten, die 
(monetär) so doof waren und sich 2 Jahre ohne Einkommen länger abgemüht 
haben.  Den Wissensvorsprung in Allgemeinbildung kann ihnen freilich 
niemand nehmen.

Ich kann einfach nicht verstehen, warum man immer Schleichwege erfinden 
will. Die Regel besagt nun mal, daß für ein Hochschulstudium an einer FH 
oder Uni eine Hochschulzugangsberechtigung nötig ist und daran kann sich 
doch wirklich jeder halten. Beim Autofahren gibt es doch auch keine 
legalen Schleichwege um den Führerschein. Gleiche Pflichten für alle.

von Jo (Gast)


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Bei der Konstellation:
10.Kl. + 6 Sem. Bachelor
sind sie theoretisch eher fertig als Azubis!

von Paul (Gast)


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Das stimmt so nicht.

Der Bachelor hat dann immer noch 3 Jahre Theorie, der Azubi 1 Jahr.

von A.K. (Gast)


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>Ich kann einfach nicht verstehen, warum man immer Schleichwege erfinden
>will.

Ich komme aus einem Land der Schleichwege. Dort gibt es für eine 
praktische Ausbildung mit etwas Lehre einen Ingenieur. Was ist die 
Konsequenz: Niedriges Lehrniveau und keine Firma sieht ein, warum sie 
einen FH-Absolventen nehmen soll, der mehr kostet. Finde dann mal einen 
Firma, die einen Uni-Absolventen nimmt und bezahlt.

Also ab nach Deutschland!

Wenn es so weitergeht, daß auch hier jetzt immer mehr abgeflacht wird, 
dann ab in die Schweiz.

von Betrachter (Gast)


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"einer Ausbildung im allgemeinen ja sehr wenig/extrem
langsam lernt)."

Naja, so allgemein kann man das nicht sagen, kommt stark auf die 
jeweilige Ausbildung an. Wenig lernt man aber da nicht.

Also ich hab das ganze eher so verstanden, nach der dualen Ausbildung 
ein Studium beginnen zu können und nicht nch der 10. Klasse.

von Jo (Gast)


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Das 1 Jahr FOS könnte man als Kurs vor dem Studium auf 4...6 Monate 
eindampfen wobei nur Mathematik und Physik gelehrt werden. Sachen wie 
Deutsch, Englisch, Sozialkunde sind wichtig, aber nicht 
überlebenswichtig an der Hochschule.

von Daniel F. (df311)


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Andre S. wrote:
> Interessanterweise wurde
> ja in Österreich beschlossen, die Studiengebühren wieder abzuschaffen.
> Und ohne Abi ins Studium?

nur, dass der beschluss typisch österreichisch ist - mit jeder menge 
wenn und aber. außerdem wird schon wieder über die wiedereinführung 
diskutiert (die wahl ist vorbei).
in österreich gibt es die möglichkeit ohne matura (abi) zu studieren - 
entweder mit einer fachspezifischen studienberechtigungsprüfung oder 
(afaik) z.t. auch mit einer meisterprüfung in einem "verwandten" 
fachbereich.
der größte unterschied ist aber, dass in ganz österreich die gleichen 
voraussetzungen gelten.

jemanden (bzw. jeden) gänzlich ohne "hochschulreife" studieren zu 
lassen, würde nur die aussteigerquote steigern - wer sich in den kopf 
gesetzt hat, zu studieren hat i.a. auch den notwendigen willen, sich die 
reife zu erarbeiten, von daher würde ich die bedingung matura/abi nicht 
als unüberwindbares hindernis betrachten...

von gast (Gast)


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>Also ab nach Deutschland!
Ja, heim ins Reich - heim zu den Reichen!

von ... (Gast)


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In der Schweiz kann man ohne die uebliche Matura studieren. Das Ganze 
nennt sich zweiter Bildungsweg. Berufslehre, Berufsmatura, FH, Uni, 
geht. Allenfalls muss man dazwischen eine Pruefung ablegen.

von Daniel R. (daniel_r)


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Absoluter Schwachsinn, ohne Abi studieren zu dürfen. Das Niveau des 
Abiturs wird ja immer weiter gesenkt, damit es auch möglichst viele 
schaffen... sonst heit es ja wieder: "Baden Württemberg hat zu wenig 
Abiturienten...".

Nach dem Abi kann man meiner Meinung nach noch nicht viel. Diese Aussage 
muss man allerdings durch eine Fallunterscheidung konkretisieren. Wer an 
einer FH studieren will, ist mit dem Abi gut aufgehoben. An ner Uni 
siehts schon wieder ganz anders aus. Dort ist das Niveau um ein 
Vielfaches höher als im Abi. Den Niveausprung muss man eben ausgleichen.

Ich behaupte: Für ein technisches Studium (E-Technik, Maschinenbau, 
Physik Mathe) ist der Mathe-Abi-Stoff erstens viel zu wenig und zweitens 
total daneben. Ich hab dieses Jahr mein Abi gemacht und studiere jetzt 
Elektro- und Informationstechnik an der ETH Zürich. Den Mathe-Abi-Stoff 
braucht da kein Mensch mehr. Weder in E-Technik, noch in anderen 
Studiengängen. Wer interessiert sich für den Abstand eines Punktes von 
einer Gerade??? Keine Sau. Dafür interessiert man sich für vektorwertige 
Funktionen, Niveaulinien, komplexe Zahlen usw.

Warum also das Niveau noch weiter senken, damit auch noch Realschüler 
studieren können? Wenn die BWL oder sowas studieren wollen, dann mag das 
ja noch gehen, aber sobalds was technisches wird, fehlen da einfach die 
mathematischen Kenntnisse, was dazu führt, dass man denen dann extra 
Schmalspur-Studiengänge anbieten müsste. Damit ist auch keinem geholfen.

Soviel von mir dazu...

Daniel

von elitaer (Gast)


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>Nach dem Abi kann man meiner Meinung nach noch nicht viel.

Seltsamerweise gilt das fuer jeden Studiengang. Auch fuer den 
Studiengang E-Technik an der ETH. Und fuer jeden Studiengang gilt : Was 
fuer graessliche Pfeifen wurden denn hier zugelassen, direkt vom 
Kindergarten weg ...

von STK500-Besitzer (Gast)


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Ohne Abi bzw. Hochsculreife kann man doch schon studieren.
Zwei Kommilitonen hatten Realschulabschluß und dann mehrere Jahre als 
Facharbeiter gearbeitet. Die konnten ein Probestudium an unserer FH 
(geht auch an der Uni) beginnen und mußten innerhalb vier Semstern ihr 
Vordiplom schaffen, das haben sie im Gegensatz einiger 
Hochschulreifen-Inhaber geschafft, und konnten ihr Studium erfolgreich 
beenden.
Mancher hat halt nicht die Möglichkeit, Abi oder die Fachhochschulreife 
zu machen (sei es der finanzielle Hintergrund oder auch nur die Meinung 
der Eltern, dass man sowas nicht braucht...), aber eigentlich das Zeug 
zum Studieren.

von Betrachter (Gast)


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"Ohne Abi bzw. Hochsculreife kann man doch schon studieren.
Zwei Kommilitonen hatten Realschulabschluß und dann mehrere Jahre als
Facharbeiter gearbeitet. Die konnten ein Probestudium an unserer FH
(geht auch an der Uni) beginnen und mußten innerhalb vier Semstern ihr
Vordiplom schaffen, das haben sie im Gegensatz einiger
Hochschulreifen-Inhaber geschafft, und konnten ihr Studium erfolgreich
beenden.
Mancher hat halt nicht die Möglichkeit, Abi oder die Fachhochschulreife
zu machen (sei es der finanzielle Hintergrund oder auch nur die Meinung
der Eltern, dass man sowas nicht braucht...), aber eigentlich das Zeug
zum Studieren."

Find ich auch vollkommen In Ordnung, da sie bewiesen haben, dass sie was 
können.

Mit Meister oder Fachschulabschluss gehts auch immer häufiger, direkt an 
einer Hochschule zu studieren.

von Daniel R. (daniel_r)


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Wenns jemand drauf hat, soll er auch studieren dürfen/können. Dieser 
Aussage stimme ich zu. Warum kann derjenige aber nicht zuerst noch 
"unter Beweis" stellen, dass ers drauf hat, indem er sein Abi macht? 
Wenn er es bis dahin nicht drauf hat, hat er es auch ein halbes Jahr 
später, wenns Studium anfängt nicht.

Das Problem was ich sehe liegt in der Tatsache, dass die 
Mathematik-Kenntnisse aus der Realschule oder Ausbildung bei weitem 
nicht ausreichen, um auf einmal an ner Uni mitzukommen. Ich sagte ja 
bereits oben, dass selbst der Mathe-Abi-Stoff viel zu oberflächlich 
ist...
Deshalb wage ich zu bezweifeln, dass jemand mit Realschulabschluss an 
ner Uni mit Mathe hinterherkommen wird, es sei denn er bildet sich 
selbst (viel) weiter. Das werden wohl wenige machen. Und das ist der 
Grund, warum es, wenn man Studieren ohne Abi zulassen will, 
unausweichlich zu Niveauabsenkungen kommen wird, was widerum schlecht 
wäre.

Naja, mir ist es ehrlich gesagt auch egal, was an deutschen Unis gemacht 
wird ;)

von ... (Gast)


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Es gibt Leute, die haben vielleicht eine etwas einseitigere Begabung als 
ueblich. Am Abi werden eine Vielzahl von Faechern geprueft. Wenn man nun 
eine spezielle Richtung studieren moechte, benoetigt man nicht alle von 
denen. Im neuen Studiengang faengt man ja wieder bei Null an. Nur 
schnell muss man sein.

von Betrachter (Gast)


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"Warum kann derjenige aber nicht zuerst noch
"unter Beweis" stellen, dass ers drauf hat, indem er sein Abi macht?
"

Weil es wohl länger dauern würde.

von Daniel R. (daniel_r)


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>>Im neuen Studiengang faengt man ja wieder bei Null an. Nur
>>schnell muss man sein.

Ich weiß ja nicht worauf Du diese Aussage stützt, aber bei uns ist das 
ganz anders. Es wird vorausgesetzt, dass man alle möglichen 
mathematischen Rechenoperationen auf Lager hat usw. Da wird nichts 
wiederholt. Eingestiegen wird bei komplexen Zahlen und vektorwertigen 
Funktionen.

Das ist alles andere als bei Null...

Hmm. an ner FH wirds wohl in der Nähe von Null beginnen...

Daniel

von P. S. (Gast)


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Daniel R. wrote:

> Eingestiegen wird bei komplexen Zahlen und vektorwertigen Funktionen.

Also Realschulstoff.

> Hmm. an ner FH wirds wohl in der Nähe von Null beginnen...

Also bei uns ging's mit Differentialgleichungen los...

von STK500-Besitzer (Gast)


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>> Hmm. an ner FH wirds wohl in der Nähe von Null beginnen...

>Also bei uns ging's mit Differentialgleichungen los...

Bei uns gab es als Einstiegsveranstaltung einen vierwöchigen 
Mathe-Bückenkurs. Der war ganz angenehm, wenn man schon etwas aus der 
Schule raus war (z.B. Ausbildung etc.). Es war eine freiwillige 
Veranstaltung, die aber sehr rege besucht wurde.

von klk (Gast)


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ob ihrs glubt oder nicht bei mir gings (rwth) mit natürlichen zahlen los 
und dann weiter mit primzahlen, also praktisch bei null

von Daniel R. (daniel_r)


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@Peter Stegemann (pst)

Vektorwertige Funktionen in der Realschule... jaja. In der Realschule 
bekommt man keinen einzigen Vektor zu Gesichte...

Witzbold... ;)


>>ob ihrs glubt oder nicht bei mir gings (rwth) mit natürlichen zahlen los
>>und dann weiter mit primzahlen, also praktisch bei null

Das ist ja herrlich. Da hat man dann wenigstens noch n paar Wochen n 
bisschen Zeit für was anderes...

von ... (Gast)


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Bei uns (Physik) begann es mit den natuerlichen Zahlen, der Ordnung, 
reellen Zahlen, Raeumen, Koerper, und die ganze FH Mathe war nach 6 
Wochen in einem neuen Kontext aufgeblaeht und abgespult.

von ... (Gast)


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>Das ist ja herrlich. Da hat man dann wenigstens noch n paar Wochen n
bisschen Zeit für was anderes...

Ja. wir hatten auch Welche, fanden den Anfang trivial. Die haben dann 
interessantere Dinge, wie Kryptographie, usw besucht. Nach einem Jahr, 
nach dem ersten Vordiplom waren sie nicht mehr dabei...

von (prx) A. K. (prx)


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Mathe heisst nicht: Wissen pauken. Sondern mit mathematischer 
Abstraktion umgehen können, Verständnis und Zugang für solche 
Formalismen zu entwickeln.

Ohne solide mathematische Vorbildung, ob nun thematisch direkt passend 
oder nicht, sind die Mathematikvorlesungen diverser Fächer weit härter.

Und: Wenn ein Kandidat Abitur hat, dann vergrössert sich aus Sicht 
Dritter folglich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kandidat für Studium 
und aber auch Beruf damit klar kommt.

von Eis (Gast)


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Total ACK A.K.

Bin von einer FH und besuche nun eine Analysis Vorlesung bei den 
Mathematikern. Und obwohl da so triviale Sachen drankommen wie 
Open/Closed Sets, Accumulation Points, Stetigkeit, Differenzierbarkeit 
was man halt in der FH auch so hoert wird das dort alles bewiesen und 
hergeleitet. Jeder einzelne Satz und jedes Lemma. Und diese Abstraktion 
hilft einem ungemeint auch mal kompliziertere Dinge zu verstehen. Da ich 
eben von einer FH war hat mir nicht mal R^N was gesagt weil man diese 
Formalismen nie gemacht hat. Man bekommt halt nur fertige Rezepte.

von ... (Gast)


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Bezueglich Mathematik. Wichtig ist auch der sich wechselnde Kontext. 
Waehrend die Volksschule auf Zahlen fixiert ist, ist man auf 
Ingenieursstufe eher an Funktionen interessiert (Ein Zahlenresultat ist 
wertlos). Und noch eine Stufe hoeher geht es um Operatoren (Ein 
Funktionenresultat ist wertlos). Und das wird an den entsprechenden 
Schulen vermittelt.

von Skeptiker (Gast)


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Stimmt ja alles. Ich finds nur schade das man als Ing. maximal 5% der 
Hochschulmathematik jemals anwenden kann. Fast immer reicht das 
Abi-Niveau aus(Integrieren, Differenziern, Vektorarithmetik).

Ich meine damit nicht euch Überflieger, sondern die restlichen 99% der 
Ingenieure

von Paul (Gast)


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>Wer interessiert sich für den Abstand eines Punktes von einer Gerade???

Den Maschinenbauingenieur wohl sehr, außerdem Roboterkinematik 
(Automatisierungstechnik).

An der FH geht es nicht bei Null los, kurz wiederholt werden Gauß, 
Komplexe Zahlenebene Infinitesimalrechnung, Vollst. Induktion, 
Vektorrechnung. An der FH geht es weiter mit R^N, Ableitungen in 3 
Dimensionen (tot. Diff.), Fourier-, Laplace-, z-Trafo, Vektoranalysis 
(rot, div, grad, Nabla), DGL (gew., lineare, part.) Lösung mittels 
Eigenvektor, WK und ZUV, FEM usw.

Ich habe Vollabi und kann nicht behaupten, daß das schon dort kam.

Aber ich glaube, das ist von FH zu FH, genau wie von Uni zu Uni 
unterschiedlich, kommt auf den Prof. drauf an.

von Praktiker (Gast)


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>Stimmt ja alles. Ich finds nur schade das man als Ing. maximal 5% der
>Hochschulmathematik jemals anwenden kann. Fast immer reicht das
>Abi-Niveau aus(Integrieren, Differenziern, Vektorarithmetik).

Du darfst nicht vergessen, daß Du 13 Jahre Mathe hattest und nur 4 Jahre 
Studium. Ausserdem kommt das Einfach automatisch immer häufiger vor, als 
das Komplizierte. Aber irgendeiner muss die kompizierten Ding ja auch 
tun. Dafür gibt es ja den Ingenieur. Willst Du das nicht, dann 
beschränke Dich aufs Abiwissen und mache einen Technikerberuf.

>Ich meine damit nicht euch Überflieger, sondern die restlichen 99% der
>Ingenieure

Ganz so ist es ja auch nicht. Das Lernen dieser komplexen Zusammenhänge 
in Schulke und Studium befähigen Dich, andere ähnlich komplexe Dinge zu 
begreifen. Das Hirn muss traniert werden! Es würde theoretisch auch 
reichen, nur Mathe zu studieren oder auch nur Latein. Dann würde Dir 
aber Fachwissen fehlen. Das E-TEchnikstudium besteht ja überwiegend aus 
Fachwissen und weniger aus reiner Mathe. Die schweren Matheprüfungen 
sind z.T. auch eine Filterfunktion. Wer da Probleme hat, hat auch andere 
Probleme. Sieh sie Dir doch an die BWL-Fuzzis mit ihren einfachen 
Kostenrechnungen und Zeitplanungen.

von Praktiker (Gast)


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>An der FH geht es nicht bei Null los, kurz wiederholt werden Gauß,
>Komplexe Zahlenebene Infinitesimalrechnung, Vollst. Induktion,
>Vektorrechnung. An der FH geht es weiter mit R^N, Ableitungen in 3
>Dimensionen (tot. Diff.), Fourier-, Laplace-, z-Trafo, Vektoranalysis
>(rot, div, grad, Nabla), DGL (gew., lineare, part.) Lösung mittels
>Eigenvektor, WK und ZUV, FEM usw.

Das gibt es so wohl an allen FHs denke ich und an den Unis ist das auch 
so ungefähr der Stoff in den ersten Semestern, wenn ich mich erinnere. 
In den höheren Semestern kommen dann Cauchybedingung, Kolmogoroffräume, 
Riemannebene, Möbiuskorrelation, Neumannproblem, komplexes 
Magnetpotenzial und Hohlleiterwellen und damit all die Dinge, die einem 
zeigen, dass die Mathematik aus dem Grundstudium komplett falsch ist und 
die Elektrotechnik doch ganz anders funktioniert. Damit hat man dann 
aber auch so ziemlich alles abgegrast, was einem später als Ingenieur 
begegnen kann. Das keiner hinterher alles davon brauchen kann, ist klar, 
denke ich. Aber man weis ja nicht, wohin es einen verchlägt.

Jedenfalls ist damit in der Lage viele, einfachere Herleitungen, die man 
im Grundstudium als Sachwissen hingelegt bekommt, selber durchzuführen 
und so auch Formeln auf ganz andere Gebiete zu übertragen bzw. das, was 
die (promovierten)  Spezialisten in der Firma irgenwie hinschreiben, 
auch zu verstehen. Wenn man das komplizierte aber nicht gelernt hat, 
bleibt einem doch viel verborgen.

Wenn man die komplizierten Zusammenhänge in der Halbleiterphysik kapiert 
hat, lassen sich nahezu alle Formeln durch Vereinfachung gewinnen. An 
FHs werden die einem aber nur hingeklatscht und man muss vieles als 
Sachwissen hinnehmen, ohne Möglichkeit der Querverankerung, weil man die 
Parallelen nicht sieht. Man muss aber unten anfangen, weil sich sonst 
das kopmlizierte nicht draufsetzen lässt.

Wenn ich mir dann so überlege, dass man mit einem Abi zwar sehr viele 
gebrauchsfähige Mathe hat, die aber trotzdem gerade so als Basis reicht, 
um technische Hoschulmathe draufzusetzen, dann ist es mir vollkommen 
schleierhaft, wie man das OHNE können soll. Viele scheiten doch an der 
Elektrotechnik, obwohl sie ein Abi haben!

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