Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kunststoffkisten für Projekte


von Karlheinz (Gast)


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Hallo,

um meine (abgeschlossenen) Projekte (Versuchsplatinen, Bauteile, etc.) 
besser lagern zu können, habe ich ein ganze Reihe von Kunststoffkisten 
gekauft. Die Kisten bestehen aus nicht statischem Kunststoff. Nun habe 
ich mir gedacht die Kisten mit Luftpolsterfolie (antistatisch) 
auszukleiden.

Kann ich das so einfach machen, oder handele ich mit damit Probleme ein?

Viele Grüße

Karlheinz

von Frank N. (arm-fan)


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Das kannst du genausogut auch lassen.
Deinen fertigen Projekten ist es egal ob sie in einer normalen
oder einer antistatischen Box reglos herumliegen und verstauben.

von Karlheinz (Gast)


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Hallo Frank,

natürlich möchte ich später Projekt und Bauteile noch einmal verwenden.

Viele Grüße

Karlheinz

von Frank N. (arm-fan)


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Was ich meinte ist, dass ich es für völlig unkritisch erachte ob
die Kisten antistatisch sind oder nicht, sofern sie nicht zigfach
am Tag in die Hand genommen werden, wie es z.B. in einer Montagelinie
von Baugruppen üblich ist, wo ständig Bewegung drin ist.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich habe auch den Eindruck, dass die heutigen Bauteile gegen statische 
Spannungen weniger empfindlich sind als früher. Das war eher ein Problem 
in der Anfangszeit der CMOS-Technik in den Siebzigern. Aber man kann mit 
dem antistatischen Zeug immer noch Geld verdienen, wenn man den Kunden 
in der Werbung nur genug Angst einjagt.

von Axel (Gast)


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"Ich habe auch den Eindruck, dass die heutigen Bauteile gegen statische
Spannungen weniger empfindlich sind als früher."

Das ist auch so.

Die Bauteile haben fast durchweg Schutzbeschaltungen.

Allerdings musste ich kürzlich lernen, dass das z. B. nicht für MOSFETs 
gilt :-(

Aber so normale Micros oder so sind wesentlich unempfindlicher.

Gruss
Axel

von Karlheinz (Gast)


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Hallo,

vielen Dank für eure Beiträge und Einschätzungen.

Werde auf den Boden der Kisten Luftpolsterfolie legen. Diese Folie 
verbinde ich mit einer zweiter Folie auf der Unterseite der Kiste. Die 
Idee ist, dass die Ladungen dann über die Folien und weiter über das 
Gestell, in dem die Kisten stehen, abfließen kann.

Viele Grüße

Karlheinz

von Christoph Z. (rayelec)


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>Ich habe auch den Eindruck, dass die heutigen Bauteile gegen statische
>Spannungen weniger empfindlich sind als früher.

FALSCH! Die Bauteile haben heutzutage zwar fast durchwegs eine 
Schutzbeschaltung am Eingang, diese kann aber nur eine festgelegte 
Energiemenge aufnehmen (Human Body Model xyz) Was darüber ist, ist 
zuviel. Weil die Strukturbreiten immer kleiner werden, vertragen die 
Chips hinter den Schutzschaltungen deshalb immer weniger.

Wir haben im Betrieb aus baulichen Gründen leider (noch) keinen wirklich 
ausreichenden ESD-Schutz und haben deshalb auch immer wieder Ausfälle 
auf Baugruppen (enthält 1 FPGA, 1 CPLD und 1 uC).

Kleide deine Kisten doch mit schwarzem Fotokarton aus. Der leitet Strom 
etwa gleich gut wie echte "ESD-Kisten".

von Hmm... (Gast)


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Naja, wenn du deine Basteleien die meiste Zeit in der Kiste liegen hast 
und sie das Arbeitszimmer nie verlassen, ist es relativ egal. Wenn du 
deine Baugruppen allerdings jeden Vormittag durchs Haus über den 
schicken Teppich spazieren trägst, solltest du doch besser ESD-Kisten 
benutzen ;)

Wichtiger ist es m.M eher das du dich entlädst bevor du die Teile aus 
der Kiste nimmst. Und da reicht ein simpler Heizkörper ;)

Durfte übrigens beim Einkauf in einer Filiale eines großen 
Elektronik-Händlers mit blauem Logo beobachten, wie dort anscheinend mit 
Halbleitern umgegangen wird. Man lässt sie lose in Plastik-Schachteln in 
der Schublade liegen. Bei Verkauf wandern sie dann einfach direkt ins 
Papiertütchen. Auf meine Frage hin, ob man zumindest noch Schaumstoff 
zum Schutz der Beinchen bekommt, wanderten die armen Atmegas in so einen 
Plastik-Schieber in dem früher EDO-Rams verkauft wurden...

von Karl-heinz S. (cletus)


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Hmm... wrote:
> wanderten die armen Atmegas in so einen
> Plastik-Schieber in dem früher EDO-Rams verkauft wurden...


Wenn ich die bei Reichelt bestelle, sind die immer in Kunststoffstangen.

von Jens G. (jensig)


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zumal Halbleiter eingebaut in Schaltungen ohnehin schon durch die 
umliegende Beschaltung normalerweise weitgehend geschützt sind ...

von Olli R. (xenusion)


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Karl-heinz Strunk wrote:

> Wenn ich die bei Reichelt bestelle, sind die immer in Kunststoffstangen.

Ja, und der Kunststoff ist leitend.

Olli

von ... (Gast)


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> Allerdings musste ich kürzlich lernen, dass das z. B. nicht für MOSFETs
> gilt :-(

und ich dachte schon, das passiert nur mir.   ;-)

aber warum eigentlich...    konnte ich noch nicht klären.   ;-(

von Bernd Wiebus (Gast)


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Hallo

>> Allerdings musste ich kürzlich lernen, dass das z. B. nicht für MOSFETs
>> gilt :-(
>und ich dachte schon, das passiert nur mir.   ;-)
>aber warum eigentlich...    konnte ich noch nicht klären.   ;-(

Könnte etwas mit Lebensumständen und Gewohnheiten zu tun haben.

Ich laufe immer, auch privat, mit Arbeitssicherheitsschuhen herum und 
trage nie Vollsinthetische Kleidung.
Die meisten Arbeitssicherheitsschuhe aus zuverlässigen Quellen haben 
heute ESD Schutz (antistatische Sohle), wenn auch vieleicht nicht in dem 
Umfang
wie für Elektronik, da hier eher Ex-Schutz im Auge ist.

Baumwolle, Wolle, Leinen und Leder nimmt Schweiss und Regen auf, und 
fängt auch schnell an leitend zu werden. Statische Aufladungen kann ich 
nur unmittelbar bei Entnahme aus dem Trockner bemerken, eine halbe 
stunde später kann ich rubbeln wie ich will......
Für meine Haare gilt ähnliches.

Mein Fußboden ist mit Estrichfarbe gestrichen. Sowohl privat, als auch 
auf der Arbeit. Diese Farben sind sehr oft auch "antistatisch". Stand 
auf meinem Farbtopf auch, aber eher im "kleingedruckten".
Teppischboden oder PVC Belag habe ich in meiner ganzen Wohnung nicht.
OK, in der Küche und im Flur sind Fliesen....aber das Fugengitter aus 
Fliesenmörtel ist im allgemeinen gut genug leitend. Der Altbau ist ein 
klein wenig feucht.

Meine Möbel sind alt, aus Eisen oder Holz, kunststoffbeschichtete 
Flächen
sind rar.

Auf meinem Arbeitsplatz liegt eine schwarze Gummimatte aus dem 
Autozubehör.
Die wurden mit antistatisch beworben, und das stimmte auch.

Als Vorsichtsmassnahme fasse ich nach Möglichkeit Bauteile und Platinen 
so an, das ein Ladungsausgleich sanft über das Gehäuse, die Masse oder 
eben
ESD Schutzmaterial als Widerstand erfolgt.

Alles keine echten ESD Massnahmen nach DIN, aber trozden wirkungsvoll.
Die ganzen Vorschriften mit Fersenband ec. sind i.a. etwas überkandidelt 
und eher für die Produktion gedacht, wo es erstens schnell gehen muss 
und zweitens ungeschultes Personal nicht immer zuverlässig weiss, wo es 
hinpacken muss.
Ebenso dient es zur Disziplinierung, um psychologisch deutlicher zu 
sagen, das ESD Schutz wichtig ist.

Die meisten Bauteile enthalten intern auch eine i.a. recht wirksame 
Schutzbeschaltung. Bei manchen Bauteilen geht das aber nicht, weil die 
Schutzdioden unerwünschte Kapazitäten einbringen, und natürlich auch 
Rauschen. Das sollte man beim Umgang eben schon wissen, und besondere 
Vorsicht walten lassen. Ähnliches gilt für "Altware" die aus Zeiten 
stammt, wo Bauteilinterne Schutzschaltungen nicht so verbreitet waren.


Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic

http://www.dl0dg.de

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