Forum: Platinen Lötzinn Sn95Sb5


von Valentin D. (valentin)


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Hallo

Ich will in nächster Zeit auf SMD umsteigen, und weiß, dass bleifreies 
Lötzinn mit viel Silberanteil am besten dafür geeignet ist. Aber jetzt 
bin ich bei Pollin (http://www.pollin.de/shop/shop.php) auf den 
bleifreies Lötzinn mit 5% Antimon Anteil gestoßen, und weiß natürlich, 
dass dieser 1mm dicker Lötdraht in SMD Technik garnichts zu suchen hat. 
Aber ich frage mich, ob der Lötzinn vielleicht für die THT Technik 
besser geeignet ist. Was bewirkt das Antimon beim löten?
Zur Zeit nutze ich Lötzinn Sn60Pb40, 1mm, 2% Flux. Und da ich schon 
dabei bin, ich weiß, dass Blei sehr giftig ist, aber gibt es deswegen 
das bleifreies Lötzinn oder sind andere Faktoren der Grund?

Wäre schön, wenn Ihr mich bitte aufklären könntet.

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von Peter Diener (Gast)


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Hallo,

das Blei wird wegen der Rohs-Richtlinie aus der (Consumer-)Elektronik 
verbannt. Rohs steht für Reduction of harmful substances und zielt 
darauf ab, dass die Geräte, die von Consumern in den Hausmüll entsorgt 
werden, die Umswelt nicht so stark belasten.

Für Industriekunden darf das Blei nach wie vor eingesetzt werden, diese 
müssen dann aber informiert werden, dass die Bestandteile der Geräte 
umweltgerecht in die einzelnen Rohstoffsorten getrennt werden müssen, 
wenn das Produkt entsorgt wird. Die Rohstoffe müssen dem Recycling 
zugeführt werden.

Da man das bei dem Verkauf an Consumer nicht sicherstellen kann (es 
werden ja schließlich sogar Quecksilberhaltige Batterien im Hausmüll 
entsorgt), dürfen Consumergeräte kein Blei oder andere bzgl. der Rohs 
als gefährlich eingestufte Materialien verwendet werden.

Natürlich ist die Aussage "kein" Blei nicht durchsetzbar, weil gerineg 
Spuren Blei in allem nachweisbar sind, deswegen hat man eben eine sehr 
geringe Konzentration festgelegt, die nicht überschritten werden darf. 
FÜr die Produktion bedeutet es, dass man kein Blei zuführt, wenn man die 
Grenzwerte einhalten will.


Was das Antimon im Pollin Zinn bringt, weiß ich nicht. Und ich habe auch 
noch nie zuvor davon gehört, dass man das als Zuschlagstoff anstatt 
Silber verwenden würde.

Ich verwende Zinn mit 4,5% Silber und 2% Kupfer, das lässt sich 
anständig verarbeiten. Bei weniger Zinn sehen die Lötstellen kalt aus, 
wenn man nicht unter Stickstoff als Schutzgas lötet. Das Kupfer hilft, 
dass bei längeren Lötzeiten die Leiterbahnen nicht aufgelöst werden.
Das einzige, was mich an dem Rohs Zinn stört, ist das Flussmittel (auch 
Rohs), das spritzt recht und brennt sich in meine Finger - es ist wohl 
viel agressiever als das alte.


Vielleicht hat ja jemand hier Erfahrung mit Antimon-haltigem Zinn, das 
würde mich auch interessieren. Ich habe keine Erfahrung mit Antimon, ist 
das gefahrlos handhabbar oder gibt es Besonderheiten, die man beachten 
sollte?


Viele Grüße,

Peter

von Peter Diener (Gast)


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Kleine Korrektur

>Bei weniger Zinn sehen die Lötstellen kalt aus

Ich wollte natürlich Silber schreiben.

Peter

von Valentin D. (valentin)


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Danke Peter für deine ausführliche Beschreibung.
Und Schade, dass sich keiner mit dem Antimon auskennt.

MfG

von Benedikt K. (benedikt)


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von spess53 (Gast)


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Hi

>Ich will in nächster Zeit auf SMD umsteigen, und weiß, dass bleifreies
>Lötzinn mit viel Silberanteil am besten dafür geeignet ist.

Die Quelle dieses Wissens würde mich mal interessieren.

MfG Spess

von Gast (Gast)


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Sn95Sb5 hat eine Schmelztemperatur von 236°C und damit oberhalb
der Temperaturen anderer Lote. Es fällt in die Kategorie der
Sonderlote.

Das Silber reduziert die Schmelztemperatur der Legierung.
Sn99Cu1 liegt bei 225°, Sn95Ag4 bei 217°
Beim finepitch löten mag das einen kleinen Vorteil
bringen.

Interessanter ist die Tatsache das einige Silberlote
(z.B. Sn95Ag3,8Cu0,7) ternär eutektische Legierungen sind.
Die haben bessere Benetzungseigenschaften und die Lötstellen
sehen etwas besser aus.
Es gibt aber auch "modernere" Lote ohne Silberanteil die ähnliche
(oder z.T. bessere) Eigenschaften haben sollen als Silberlote.
Hier geht es aber v.a. um den Preis bei Verwendung in der Massen-
produktion. Zum Handlöten würde ich Silberlot nehmen.
Bei 250g/Jahr kann man den Preis vernachlässigen.

von Thilo M. (Gast)


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Die Kombination Flussmittelgel nach DIN29454 (1.1.1, mild aktiviert) und 
dem Lot L-SN95.5Ag3.8Cu0.7 (FSW34) breachte bei mir auch bei Fine-Pitch 
(MSOP, Pinabstand 0.5mm) beste Ergebnisse.

Eine Gute Adresse für Lötzubehör ist Weidinger.
http://www.weidinger.eu/

von Florian (Gast)


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Ich hab gerade so eine Rolle Pollin Lötzinn Sn95Sb5 bei mir gefunden in 
einem Sammelsurium an Lötzubehör das ich man geschenkt bekommen habe und 
ein paar Testlötstellen haben ergeben dass dieses Lötzinn ziemlicher 
Schrott ist für normales THT-Löten. Es spritzt, sieht kalt aus, 
Blowholes, fließt nicht gut durch eine durchkontaktiertes Pad, echt 
nicht gut. Gelötet wurde mir 360°C. Selbst mit groszügiger Anwendung von 
RMA Fluxpaste keine erhebliche Verbesserung. Einfach kein gutes Lot. Ich 
löte sonst mit Sn63Pb37 von Kester und dazwischen liegen Welten in der 
Qualität. Gut kann man nicht ganz vergleichen aber trotzdem. Für mein 
Hobby werde ich wohl immer bei verbleitem Lot bleiben.

von Georg (Gast)


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Valentin D. schrieb:
> Schade, dass sich keiner mit dem Antimon auskennt.

Wikipedia:
"Antimon kann bereits bei Ingestion von 200 bis 1200 mg tödlich sein"

Wie war das nochmal mit Teufel und Beelzebub?

Georg

Beitrag #7239383 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7239577 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Georg S. (randy)


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AFAIK: Antimonhaltiges Lötzinn war eine frühe Episode bei den bleifreien 
Loten, es ist aber bald wieder verschwunden und wurde durch andere 
Legierungen ersetzt. Hat sich offensichtlich nicht bewährt.

von Harald W. (wilhelms)


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Valentin D. schrieb:

> ich weiß, dass Blei sehr giftig ist,

Nach dem Löten, vor dem Essen: Händewaschen nicht vergessen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Harald W. schrieb:
> Nach dem Löten, vor dem Essen: Händewaschen nicht vergessen.

Der Thread ist von 2008 …

Florian schrieb:
> Gelötet wurde mir 360°C.

Was vermutlich viel zu heiß dafür ist. Aber wie dir schon geschrieben 
wurde: war damals vor knapp 20 Jahren halt ein Versuch, der sich (zum 
Glück) eh nicht durchgesetzt hat.

von Manfred (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Der Thread ist von 2008 …

Ja, bin ich auch drauf reingefallen.

Warum hängst' kein Schloß dran?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ja, kann man eigentlich machen – bevor noch mehr drauf reinfallen. Ist 
ja alles gesagt worden zum Thema.

Kurzfassung: obsoletes Material

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