Servus allerseits Ich komme wieder einmal mit meinen Deutschkenntnissen nicht weiter. Letzthin hiess es in einem Film "Ich schwöre bei Gott ..." Hatte in meinen Ohren einen gewissen Missklang. Denn schwören (die Rede ist hier nicht von "schwören auf etwas") hat ja immer ein Bezug auf Gott. Das ist so, als würde man von einer glaesernen Vitrine sprechen. Ich habe dann einen deutschen Kollegen danach gefragt, und er meinte, dies sei so schon richtig; man könne ja auch "ich schwöre bei meiner Mutter" sagen. Richtig; aber "ich schwöre bei meiner Mutter" ist ja nur eine etwas entschaerfte Form von "ich schwöre auf den Tod meiner Mutter". Meine Frage also: Ist der Satz "Ich schwöre bei Gott ..." genauso unsinnig wie eine "glaesernen Vitrine"? MfG aus Istanbul
Mehmet Kendi wrote: > Ich komme wieder einmal mit meinen Deutschkenntnissen nicht weiter. > Letzthin hiess es in einem Film "Ich schwöre bei Gott ..." Manche schwören beim Barte des Propheten... > Hatte in meinen Ohren einen gewissen Missklang. Denn schwören (die Rede > ist hier nicht von "schwören auf etwas") hat ja immer ein Bezug auf > Gott. Nein, glaube ich nicht. Der Schwur findet immer auf eine Autorität, oder deren Ehre statt. Der Vasall schwört seinem Lehensgeber Treue und die Wehrmacht schwor auf den Führer. Der etwas infantile Hintergedanke beim Schwur auf Gott ist, ihn als Zeugen für die beschworene Aussage anzurufen. > Das ist so, als würde man von einer glaesernen Vitrine sprechen. Das verstehe ich nicht. > Ich habe dann einen deutschen Kollegen danach gefragt, und er meinte, > dies sei so schon richtig; man könne ja auch "ich schwöre bei meiner > Mutter" sagen. "Bei der Ehre meiner Mutter" würde einen gewissen Sinn ergeben, "bei der Mutter" alleine nicht. Ausgeschrieben bedeutet "Ich schwöre bei der Ehre meiner Mutter" etwa "Meine Mutter ist eine Hure, wenn ich lüge und ich ein Hurensohn." > Richtig; aber "ich schwöre bei meiner Mutter" ist ja nur eine etwas > entschaerfte Form von "ich schwöre auf den Tod meiner Mutter". Darauf wäre ich nie gekommen. Das paßt für meine Begriffe nicht.
"Ich schwöre bei Gott ..." das war frueher, sehr viel frueher. Wird als total veraltet betrachtet. Heute schwoeren wir nicht mehr, nehmen das Leben etwas lockerer. Wir nehmen die Fernsteuerung und wechseln auf einen andern Kanal, wir wechseln auch die Arbeiststelle, ziehen in eine andere Stadt. In ein anderes Land.
Mehmet, Deine Frage hat was, nämlich das Zeug einen längeren Thread zu generieren. Schwören müssen bei uns ja nur Beamte, Richter, Soldaten, Polizisten, Minister etc. Und ggf. Zeugen vor Gericht (und die, die ich vergessen habe). Da heißt es aber immer nur "Ich schwöre, dass ..." Optional ist dann der religiöse Zusatz: "Sowahr mir Gott helfe". Alles andere ist IMHO Mumpitz. "Ich schwöre bei Gott" gibt es offiziell nicht wirklich. Ist so wie "Ich schwöre beim Bart des Pro..." PS: Sei gegrüßt, Uhu.
Na ja, immerhin lautet die optionale religiöse Formel bei Amtseiden: "so wahr mir Gott helfe." Es wird also sehr wohl geschworen, in den Parlamenten und vor Gericht... Grüß dich, Micky.
Micky wrote: > Schwören müssen bei uns ja nur Beamte, Richter, Soldaten, Polizisten, > Minister etc. Und ggf. Zeugen vor Gericht (und die, die ich vergessen > habe). Und Leute, die eine eidesstattliche Erklärung abgeben. Die müssen genauso schwören wie die Zeugen.
Karl-heinz Strunk wrote: > Und Leute, die eine eidesstattliche Erklärung abgeben. Nein, das ist nicht so. Es handelt sich um eine Erklärung an Edes Statt - also keinen Eid, aber mit den rechtlichen Konsequenzen eines Eides. http://de.wikipedia.org/wiki/Eidesstattliche_Erkl%C3%A4rung : > Die Versicherung bedarf keiner besonderen Form.
Bevor meine Frage ganz untergeht: ist der Satz "ich schwöre bei Gott" nun korrekt?
Kommt auf den Kontext an. Gebräuchliche Sprache ist es nicht, aber in einem (schlecht übersetzten) Film mag es angehen - aus Gründen der Synchronisation...
Uhu Uhuhu wrote: > Mehmet Kendi wrote: >> Das ist so, als würde man von einer glaesernen Vitrine sprechen. > > Das verstehe ich nicht. > Eine Vitrine ist immer glaesern. Zumindest hatte uns der Deutsch-Prof auf dem Gymnasium versprochen, einen solchen Satz als falsch zu bewerten. Edit: sind aber schon mehr als 30 Jahre her.
Mehmet Kendi wrote: > Eine Vitrine ist immer glaesern. Zumindest hatte uns der Deutsch-Prof > auf dem Gymnasium versprochen, einen solchen Satz als falsch zu > bewerten. Ach so meintest du das. Nach Wikipedia ist es aber nicht so eindeutig doppelt gemoppelt, wie beim weißen Schimmel. http://de.wikipedia.org/wiki/Vitrine
Schwuere bei Gericht sind grundsaetzlich was anderes als Schwuere bei Inaugurationen (Eidablegen als US-Praesident, ...) Das erstere bezieht sich auf die Vergangenheit und dient als Versicherung, dass man die Wahrheit spricht. Das andere bezieht sich auf die Zukunft, und man stellt sein zukuenftiges Handeln unter eine hoehere (menschliche) Macht, z.B. Fuehrer, oder Kriegsminister, oder gesetzgebende Organe (v.a. als Richter, Anwalt).
Mehmet Kendi wrote:
> Eine Vitrine ist immer glaesern.
Warum?
Könnte sie nicht auch aus durchsichtigem Plastik sein?
Allerdings gestehe ich dir zu, dass wir im Alltagsleben den Begriff
'gläsern' synonym für 'durchsichtig' benutzen. Auch dann, wenn das
Material eigentlich kein Glas ist.
Das ist nicht der Punkt. Von einer Vitrine (= Schaukasten) spricht man auch, wenn nur der Deckel oder eine Seite durchsichtig ist. Eine gläserne Vitrine müßte dann vollständig aus Glas bestehen. Ach ja, diese Pauker und ihre Dogmen...
"Ich schwöre bei Gott" wird seit mehr 50 Jahren im deutschen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet. Wenn überhaupt, so hört man das nur noch in synchronisierten amerikanischen Gerichtsfilmen.
>Das ist nicht der Punkt. Von einer Vitrine (= Schaukasten) spricht man >auch, wenn nur der Deckel oder eine Seite durchsichtig ist. >Eine gläserne Vitrine müßte dann vollständig aus Glas bestehen. Ist jedes Aquarium eine Vitrine? Ich konnts mir nicht verkneifen. MW
Skeptiker wrote: > "Ich schwöre bei Gott" wird seit mehr 50 Jahren im deutschen > Sprachgebrauch nicht mehr verwendet. > Wenn überhaupt, so hört man das nur noch in synchronisierten > amerikanischen Gerichtsfilmen. In der Tat war es ein synchronisierter amerikanischer Film. Uebrigens gibt es im türkischen keinen Schwur auf irgendwelche accessories des Propheten. Der Satzt "ich schwöre auf den Bart des Propheten" scheint mir eher ein Satz aus einem Karl May Buch zu sein. In der türkischen Sprache gibt es wie im Deutschen zwei Arten von Schwur: yemin ediyorum: ich schwöre (mit Bezug auf Gott) ant iciyorum: ich lege einen Eid ab (ohne Bezug auf Gott) Aber sowas wie "ich schwöre bei Gott" gibt es nicht. Und dies, obwohl man das Wort Allah in alle möglichen und unmöglichen Saetze mit einbauen kann.
Mal ganz was anderes: In der Bergpredigt sagt Jesus, dass man überhaupt nicht bei/auf Gott schwören soll.
was für ein Glück, daß ich an Geister, Monster, Gespenster, Engel, Götter und sonstige Fabelwesen nicht "glaube". Also kann ich nur auf den Bart meiner verstorbenen Großmutter schwören.
Bibelfester wrote: > Mal ganz was anderes: > > In der Bergpredigt sagt Jesus, dass man überhaupt nicht bei/auf Gott > schwören soll. Wieviel Menschen denkst Du legen Wert darauf was in der Bibel steht? Ich denke nicht einmal 1%.
Bibelfester wrote: > In der Bergpredigt sagt Jesus, dass man überhaupt nicht bei/auf Gott > schwören soll. Mal ein Gedankenexperiment: Wenn ich eine Aussage schwören muss, um auszudrücken, dass ich mich tatsächlich dran halte, heißt das dann im Umkehrschluss, dass alle meine Aussagen, die ich nicht beschworen habe, letztlich auch einfach gelogen sein können? 'Nicht wirklich' gibt es in der deutschen Sprache übrigens auch meistens (nicht immer, aber halt meistens) nicht wirklich... Und dafür, dass unter 1% der Menschen Wert auf die Bibel legen, hält selbige sich doch erstaunlich lange als meistgekauftes (naja, wohl auch gelesens?) Buch der Welt.
Fhutdhb Ufzjjuz wrote:
> hmmm ... als W12er hab ich damals nur n Gelöbnis abgelegt
Sonst bräuchte man auch ein paar freie Zellen mehr.
"Ich schwöre bei Gott" ist erst mal richtig. Das Problem ist die Abwandlung des Schwures. Ein Schwur, ist ein heiliges Versprechen, eine Ehrenaufgabe und nicht, wie gerne angewendet, die Beteuerung eines Tatherganges oder einer nicht nachgewiesenen Situation. Zuerst einmal ist der Schwur eine sehr sehr alte Tradition, beruhend auf der Tatsache dass es Gerichtsbarkeit, so wie sie heute bekannt ist erst seit der Römerzeit gibt. Gott ist in früheren Tagen mehr gewesen. 1. Treiben Kraft der Natur, 2. Staatsschutz, 3. Richter und Scharfrichter, In der Ursprünglichen Fassung schwor man unter Verwendung eines Pfandes. Das Pfand verfiel zu Gunsten des Geschädigten, sofern der Schwur gebrochen wurde. Schwor jemand seinem Lehnsherren die Treue z.B. "beim Leben seiner Kinder" und desertierte, so wurden die Kinder hingerichtet. In einer Zeit, in der die Leute absolut nichts mehr hotten, weil man ihnen alles genommen hatte, hatten sie nichts mehr das sie verpfänden konnten außer "ihrer" unsterblichen Seele. So wurde also diese verpfändet: Ich schwöre, bei meiner Seele,... Da sich die Herscher im alten Europa direkt als direkte Nachkommen Gottes betrachteten, und schon damals genau so schamlos logen und betrogen wie heute, schworen sie nicht wie das gemeine Volk bei Sachwerten, sondern bei Gott. Gott zu verpfänden war für das gemein Volk allerdings Blasphemie weswegen sich dieser Brauch besonderer Beliebtheit bei den Atheisten erfreute. Nachdem die Religion ihren Stellenwert zur Kontrolle der Bürger verlor und diese Aufgabe von Finanzämtern und Polizei übernommen wurde verlor der Aufreger die Bedeutung.
Sven P. wrote: ... > Und dafür, dass unter 1% der Menschen Wert auf die Bibel legen, hält > selbige sich doch erstaunlich lange als meistgekauftes (naja, wohl auch > gelesens?) Buch der Welt. Hat vermutlich Symbol- oder Zier-Charakter: Alle US-Praesidenten halten bei ihrem Inaugurations-Eid ihre Hand drauf. Nicht nur, dass das ein Widerspruch in sich ist, ich kenne keinen, der tatsaechlich nach dem Buch gehandelt hat. Wieviel Menschen haben in ihrer Wohnzimmer-Bibliothek Buecher, die sie nie lesen. Manche sind nur Attrappe.
tex wrote: > Gott ist in früheren Tagen mehr gewesen. > 1. Treiben Kraft der Natur, > 2. Staatsschutz, > 3. Richter und Scharfrichter, Gott als Scharfrichter? Dann hat man ihm wohl Garotte, Rad, Beil und Strick aus der Hand genommen. Gut so.
Hallo Mehmet, Deine Landesmänner in Deutschland scheinen sich mit Schwuren jedenfalls gut auszukennen. Wie oft hört man nicht "Eh isch schwör alta" oder "Ey isch schwör isch hau den kaputt"
Andreas wrote: > Hallo Mehmet, > > Deine Landesmänner in Deutschland scheinen sich mit Schwuren jedenfalls > gut auszukennen. Wie oft hört man nicht "Eh isch schwör alta" oder "Ey > isch schwör isch hau den kaputt" Wenn die Persönlichkeit etwas unterbelichtet ist, reicht es halt nicht, dass man eine schlichte Aussage, ein Versprechen etc. macht. Man beruft sich dann halt auf was Grosses, in der Hoffnung, diese Grösse möge der eigenen Aussage etwas mehr Wert und Gewicht verleihen.
Andreas wrote: > Deine Landesmänner in Deutschland scheinen sich mit Schwuren jedenfalls > gut auszukennen. Wie oft hört man nicht "Eh isch schwör alta" oder "Ey > isch schwör isch hau den kaputt" Da sind die deutschen Kiddies nix besser. Habe mal Russen vor der Handyvitrine zugehört, das war geil. Die kannten teilweise die deutschen Übersetzungen nicht, z.B. von Wörtern wie "Mindestvertragslaufzeit" und "Grundgebühr". Der Rest der Unterhaltung war russisch. Naja ;-) Sollte man alles nicht wörtlich nehmen.
> Habe mal Russen vor der Handyvitrine zugehört, das war geil. > > Die kannten teilweise die deutschen Übersetzungen nicht, z.B. von > Wörtern wie "Mindestvertragslaufzeit" und "Grundgebühr". Der Rest der > Unterhaltung war russisch. Nun sind etliche Wörter in Russischen direkt dem Deutschen entnommen - Butterbrot, Schlagbaum, Maßstab ... allerdings bezweifle ich, daß das auf die obengenannten ebenfalls zutrifft.
> Wie oft hört man nicht "Eh isch schwör alta"
Die Steigerung ist dann "Ich schwör! Ährlich!"...
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