Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Angeordneter Sozialbetrug?


von Codierschwein (Gast)


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Hallo,

ich bin Softwareentwickler in einer mittelständischen Klitsche. Einige 
Teile sind schon auf Kurzarbeit, jetzt soll auch die Entwicklung also 
auch ich nur noch 80% arbeiten. Soweit so gut. Jetzt drängelt der Chef 
wg. enger Projekttermin zu haus zu arbeiten, sich ins Firmennetzwerk 
einzuloggen, gegebenfalls Unterlagen und Materialen nach haus zu nehmen 
und wie üblich 40++ Stunden zu ackern, nur eben nicht mehr im Büro 
hinter der Stechuhr.

Also für mich klingt das nach Sozialbetrug! Macht sich mein Chef 
strafbar? Mach ICH mich strafar, wenn ich unter Kurzarbeit Stunden ohne 
Zeiterfassung zu programmieren? Kennt da jemand Webseiten zu dem Thema, 
Beispielurteile?
Irgendeine anonyme Beratungsstelle?

MfG,

von Bierbaron (Gast)


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Warum meldet der dann Kurzarbeit für die Entwicklung an? Aus Solidarität 
zu den anderen Abteilungen?
Würde ich nicht machen.

von Klaus W. (mfgkw)


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Die Firma begibt sich damit tatsächlich aufs Eis, weil sie 
sta[a|t]tliche Leistungen bezieht, die sie nicht bekommen dürfte.

Inwieweit du dich damit strafbar machst, wäre ein Fall für den Anwalt 
(würde mich auch interessieren).

von Rocky (Gast)


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Genauso läuft es in vielen Firmen.
Aufträge wären zwar da, aber werden nicht
angenommen oder es muss trotzdem fertig werden
auch wenn kurgearbeitet wird (lang mir ans Hirn).
Meine Meinung: Die Firmen nutzen die Lage nur aus!!!

Ich würd nix zuhause ohne Bezahlung machen!

Güße Rocky

von Gast (Gast)


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@ Codierschwein (Gast)

Hat sich dein Chef mal wegen der Bezahlung / Vergütung der Zeit zu Hause 
geäußert?
Da der Cheffe die Kurzarbeit beantragt, macht ER sich strafbar, wenn er 
unwahre Angaben macht und das rauskommt. Allerdings wird dir der 
zusätzliche Verdienst 1:1 aufs Kurzarbeitergeld angerechnet. Oder ist 
der Chef etwa der Meinung, du proggst für lau von zu Hause aus? Ist auf 
jeden Fall ein heikles Thema, was geradezu nach Anwalt schreit.

PS: Was ich allerdings nicht verstehe, warum du Kurzarbeit machen 
sollst, wenn es terminlich so drückt. Dann soll er dich doch voll 
arbeiten lassen.

von Labberer (Gast)


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>Was ich allerdings nicht verstehe, warum du Kurzarbeit machen sollst, wenn es 
terminlich so drückt.

... Staatliche Beihilfe ?

von Gast (Gast)


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>> Was ich allerdings nicht verstehe, warum du Kurzarbeit machen sollst,
>> wenn es terminlich so drückt.

> ... Staatliche Beihilfe ?

Naja, das Kurzarbeitergeld bekommt doch aber der Angestellte für die 
Zeit, wo er nicht arbeitet, oder bin ich hier einfach zu naiv?  ;-)

Dann soll Cheffe doch gleich nur noch Praktikanten einstellen, die 
kosten fast nix. Was, die bringen auch fast nix, ja so ein Mist aber 
auch...

von Marco G. (stan)


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Ist es nicht so dass der Arbeitnehmer während der Kurzarbeitszeit (also 
die Zeit in der er nicht arbeitet und vom Statt bezahlt wird) dem 
Arbeitsamt zur Verfügung stehen muss?

Außerdem wurde bei uns in der Firma gesagt, dass man während dieser 
Nicht-Arbeitszeit auf keinen Fall in der Firma auftauschen darf und auch 
nicht von Zuhause arbeiten darf, sonst könnte die komplette Firma diesen 
Kurzarbeitszuschuss verlieren.

von Jörg P. (zwiebackfraeser)


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Marco G. wrote:
> Ist es nicht so dass der Arbeitnehmer während der Kurzarbeitszeit (also
> die Zeit in der er nicht arbeitet und vom Statt bezahlt wird) dem
> Arbeitsamt zur Verfügung stehen muss?
>
> Außerdem wurde bei uns in der Firma gesagt, dass man während dieser
> Nicht-Arbeitszeit auf keinen Fall in der Firma auftauschen darf und auch
> nicht von Zuhause arbeiten darf, sonst könnte die komplette Firma diesen
> Kurzarbeitszuschuss verlieren.

Während der Kurzarbeit muß man seinem Arbeitgeber zur Verfügung stehen,
man darf nicht in Urlaub fahren oder so etwas, der Arbeitnehmer ist ja 
nicht arbeitslos.
Mit dem Konjunkturpaket II ist die Kurzarbeitsregelung ja etwas 
flexibler
geworden, d.h. das man bei plötzlichem Auftragseingang sogar wieder 
Überstunden machen kann. Es zählt ja am Ende wieviele Stunden für den 
Arbeitnehmer im Monat zusammenkommen, wenn es zuwenig sind bekommt man 
eben das Kurzarbeitsgeld.
Was man natürlich nicht machen kann, ist ohne Stempelkarte für Geld zu 
arbeiten, denn das wäre ja Schwarzarbeit, es sei denn man tut es nicht 
des Geldes wegen, sondern nur aus Langerweile.

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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In erster Linie hat er so einen vor jedem Arbeitsgericht gueltigen 
Grund, Dich zu feuern. Das wird Dir dann naemlich ggf. als Diebstahl, 
Verrat von Geschaeftsgeheimnissen und oder Einbruch in das 
Firmennetzwerk ausgelegt, also gleich noch strafrechtlich relevant. Wenn 
Du also schon so dumm bist, das zu tun, lass Dir alles (haarklein) 
schriftlich geben. Vor allem dass Du berechtigt bist, von aussen ins 
Netzwerk zu gehen und besagte Unterlagen mit nach Hause nehmen darfst 
und sollst.

von alles easy (Gast)


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Sicher ist das ne ziemlich "blöde" Art seine Mitarbeiter zu motivieren. 
Die Alternative wird sich dann allerdings auch in kurzer Zeit zeigen. 
Dann hast du massig Zeit dir über nicht erledigte Arbeiten Gedanken zu 
machen. Dein Chef steht auch mit dem Ar... an der Wand....Sind denn in 
diesem Land nur Blinde unterwegs ?????

von GG (Gast)


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>In erster Linie hat er so einen vor jedem Arbeitsgericht gueltigen
>Grund, Dich zu feuern. Das wird Dir dann naemlich ggf. als Diebstahl,
>Verrat von Geschaeftsgeheimnissen und oder Einbruch in das
>Firmennetzwerk ausgelegt

Quatsch... ob das Mitnehmen von Unterlagen nach Hause und das Einloggen 
von daheim grundsätzlich erlaubt ist ist ein völlig anderes Thema das 
mit dem Kernproblem nichts zu tun hat.

Zum Thema, Arbeiten ohne Zeiterfassung und Bezahlung: Was spielt es für 
eine Rolle ob das legal ist, welcher vernünftige Mensch würde sich denn 
freiwillig so ausnutzen lassen?

von Widerstand (Gast)


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Sag dem Kerl einfach, das Du privates und den Beruf strikt trennst!
Dein Heim dient zur Erholung und nicht zum Arbeiten!

Wenn Arbeit da ist, dann kannst Du sie auch im Büro machen!

von schwups... (Gast)


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>welcher vernünftige Mensch würde sich denn
>freiwillig so ausnutzen lassen?

Es ist leichter einen Unvernünftigen als
einen vernünftigen Menschen zu finden.
Irgend ein armes Würstchen findet man immer
der das was verlangt wird, macht.
Schwarzarbeit wirds allemal sein.
Erfahrungsgemäß wirste dann nur solange
geschätzt wie man sich der Bereitschaft
dieses armen Kerls(oder auch Frau)gewiß
sein kann. Danach gilt dann der Mohr kann
gehen und hat seine Schuldigkeit getan.
Dankbarkeit kennen die Chefs bei sowas nicht.
Ich würde es auf Grund der Komplexität
gesetzlicher Regelungen ablehnen weil man
mehr verlieren als gewinnen kann. Schon allein
dieses Angebot deutet darauf hin dir ein
Rechtsfalle zu stellen weil dein Rausschmiß
bereits beschlossene Sache ist, glaubs mir.

von Gast (Gast)


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Das Problem mit der Kurzarbeit ist, dass ein bestimmter Prozentsatz
der Belegschaft zu Hause bleiben muss.

Es gibt dann allerdings so dumme Konstellationen, dass eine minimale 
Fertigung aufrecht erhalten werden muss und dann die paar Leute in der 
Entwicklung dafür sorgen, dass man den Prozentsatz unterschreitet.

Dann steckt man in der Klemme, da man die Entwicklung weiter arbeiten 
lassen muss, um die Aufträge zu erledigen und die minimale Fertigung 
braucht, um das entwickelte Zeugs bzw. sporadische Fertigungsaufträge zu 
erfüllen.

---

Und da ja niemand möchte, dass statt Kurzarbeit die Leute 
betriebsbedingt
entlassen werden, sieht es da finster aus.

---

Nachvollziehbar ist die Entscheidung des Chefs, aber rechtlich absolut 
dünnes Eis!

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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GG wrote:
>>In erster Linie hat er so einen vor jedem Arbeitsgericht gueltigen
>>Grund, Dich zu feuern. Das wird Dir dann naemlich ggf. als Diebstahl,
>>Verrat von Geschaeftsgeheimnissen und oder Einbruch in das
>>Firmennetzwerk ausgelegt
>
> Quatsch... ob das Mitnehmen von Unterlagen nach Hause und das Einloggen
> von daheim grundsätzlich erlaubt ist ist ein völlig anderes Thema das
> mit dem Kernproblem nichts zu tun hat.

Das ist eben kein Quatsch. Der Arbeitgeber braucht nur gegenteiliges 
behaupten und er hat so gut wie gewonnen, wenn keine absolut 
wasserdichte Beweisfuehrung fuer das Gegenteil vorhanden ist. In wessen 
Interesse Arbeitsgerichte urteilen sieht man doch in letzter Zeit wieder 
ganz gut -- das war aber schon immer so. Ich gebe hier nur nen Tip 
wieder, den uns ein Fachanwalt in einer entsprechenden Vorlesung gegeben 
hat. Take it or leave it.

von Klaus W. (mfgkw)


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Gast wrote:
> Das Problem mit der Kurzarbeit ist, dass ein bestimmter Prozentsatz
> der Belegschaft zu Hause bleiben muss.
> ...

Es muss aber keine Kurzarbeit für die ganze Firma angemeldet werden; es 
geht durchaus auch so, daß man in der Produktion z.B. kurz und in der 
Entwicklung normal arbeitet - wenn die Firma ehrlich ist.
Auch der Umfang der Kurzarbeit ist variabel.

Dann würde das AA natürlich auch nur für den entsprechenden Teil 
zuzahlen.

Weil aber in so einer Situation natürlich der Beutel drückt, sind Firmen 
schnell dabei "aus Solidarität" o.ä. lieber für alle Bereiche Kurzarbeit 
anzusetzen, auch wenn die Entwicklung im obigen Beispiel Arbeit bis zum 
Abwinken hat.
Das führt dann zu so einer Situation, wo die Geldrechner (z.B. BWLler) 
Kurzarbeit anleiern, und die Bereichsleiter trotzdem in ihren Bereichen 
die Arbeit fertig bekommen müssen, weil die Zusagen an Kunden 
eingehalten werden müssen und dann halt heimlich mehr gearbeitet wird.
Aber das ist klar Betrug, weil der Steuerzahler Personalkosten 
übernimmt, während die Firma damit Geld verdient.

von GG (Gast)


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Michael: ob das Arbeiten von zuhause in dieser Form erlaubt ist ist eine 
Frage die man sich in jedem Fall zu stellen hat wenn man von zuhause 
arbeiten möchte, und die mit dem Kernproblem, der Schwarzarbeit, nichts 
zu tun hat.

von gast (Gast)


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immerhin hat es bei Euch der chef ausgesprochen.

in anderen Unternehmen geht das noch anders.da macht das nicht chef.
damit er eine weisse weste hat, sondere andere, mit formulierungen die 
durch die blume das gleiche sagen, aber eben anders.

von Gleichfalls Betroffener (Gast)


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Stell dir die Frage " Willst du in dieser abgefu-c-kten Klitsche bleiben 
??? ". Wenn nein, dann reichen ein paar anonyme Hinweise. Das spart Dir 
dann auch die eigene Kündigung ;-). Willst du dort bleiben, dann mußt du 
das Spiel GANZ RUHIG mitmachen. Wenn der abgef-u-ckte Penner ( also dein 
Arbeitgeber) in der Zeit, wo du zu hause bist, zu stressig wird, dann 
lass dich einfach krankschreiben (das scheint erstmal harmlos), du 
kannst ja dann immer betonen, dass ja gerade Kurzarbeit ist.

MACH BLAU SONST BIST DU DIE SAU !!!

von JM (Gast)


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In 'befreundeter' Firma gehört:

Während der Kurzarbeit werden Arbeitmittel abgegeben und ausdrücklich
der Zutritt zu den Firmenräumen untersagt. Falls nicht könnten der
Firma daraus irgendwelche Probleme mit dem Kurzarbeitergeld erwachsen.

Für mich als Laien sieht es so aus, der Staat bezahlt einen 
Lohnausgleich
wenn in der Firma nicht genug zu tun ist. Wenn der Cheffe nun dieses
Geld einstreicht und trotzdem wie gehabt weitermacht dürfte er gegen
die Regeln für die Zahlung dieses Zuschusses verstoßen. Ob der
Arbeitnehmer, wenns rauskommt, auch ein Problem hat weiß ein Anwalt
oder die Gewerkschaft.

J.

von Gast (Gast)


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Habe mir jetzt nicht alles durchgelesen aber eine Mail an
info@Zoll.de
sollte einiges in Bewegung setzten. (deinen Arbeitsplatz allerdings 
sicher auch!).
So weit ich das Verstanden habe, machst du dich mitschuldig, wenn du
das mit machst.

Ps.
Irgendwie spinnen die alle...kriegen nie den Hals voll genug.

von Harzer (Gast)


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Willkommen in der sozialen Marktwirtschaft

von schwups... (Gast)


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>Habe mir jetzt nicht alles durchgelesen aber eine Mail an
>info@Zoll.de
>sollte einiges in Bewegung setzten. (deinen Arbeitsplatz allerdings
>sicher auch!).

Und was soll das bitte bringen? Wenn der TE und sein Chef
dicht halten hat der Zoll da kaum eine Handhabe dem nach-
zugehen. In die Wohnung kommt der Zoll (wegen fehlender Gefahr)
nicht rein und wird wegen fehlender Fachkenntnisse das vor Ort
auch nicht beurteilen können(kann ja auch Hobby sein) und im
Betrieb wird ja niemand angetroffen der überprüft werden kann.
Das ist ja nicht so wie Schwarzarbeit auf dem Bau oder in div.
Betrieben (z.B.Gastronomie) wo an Hand der Papiere das
nachgewiesen werden kann. Da müßte sich der TE sich schon
selbst anzeigen und dann steht immer noch Aussage gegen Aussage.
Sein Chef kann sich bestimmt auch gute Anwälte leisten. Aus
eigener Erfahrung weiß ich das man die Gunst des Chefs nur
kurzfristig gewinnt und der Ruf eines unbescholtenen Mitarbeiters
ist dann auch dahin. Man ist dann immer erpressbar. Dem Chef
juckt das wenig.

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