Forum: Offtopic Geschichte als Gedächtnis der Menschheit


von Rüdiger K. (sleipnir)


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Mir fällt immer mehr auf, wie fatal sich das mangelnde 
Geschichtsbewußtsein auswirkt. Eine Menschheit ohne Wissen um ihre 
Vergangenheit gleicht einem Menschen ohne Gedächtnis; da er nichts 
lernen kann, ist er dazu verdammt, Fehler immer und immer wieder zu 
begehen. Zudem läßt er sich als Wesen des Augenblick spielend leicht 
beeinflussen wie ein Kleinkind.
Ein Mensch ohne Gedächtnis hat auch seine Persönlichkeit verloren. Ihm 
kann man alles sagen - "ich war schon immer Dein 
Vater/Braut/Eheman/Kind" bzw. "du schuldest mir noch was".

Nun mag man einwenden, daß in Deutschland genug für die Geschichte getan 
wird - nur betrifft dies fast ausschließlich den Ausschnitt zwischen 
1933-1945. Damit kommen aber mehrere hunderttausend Jahre 
Menschheitserfahrungen zu kurz!
Es fehlen so die wichtigen Erfahrungen aus der römischen Republik, auf 
welch subversiven Wegen aus der Demokratie immer wieder eine Tyrannei 
wurde. Rom hielt immerhin 2000 Jahre den Erschütterungen seiner Zeit 
stand, wir sind nach 60 Jahren schon wieder am Ende!

Es fehlen so die großen Irrtümer der Menschheitsgeschichte.
Es fehlt so auch das Wissen um den tieferen Sinn vieler Dinge unserer 
Welt, aber auch das Wissen um die Gefährlichkeit anderer Entwicklungen.

Warum gab es Volkstribune, warum war der Roland vor der Stadt für die 
Leute so wichtig, warum wüteten Hexenverfolgung und später politischer 
Terror?
Wie wurde dies überwunden? Eine wichtige Erkenntis ist auch: selbst wenn 
dies überwunden wurde, dann von Leuten die in der Regel keine "göttliche 
Mission" erfüllen wollten sondern eher selbst unsicher waren, was zu tun 
war.
Bestes Beispiel Luther: damals preßte die Kirche mit Erbsünde und 
psychologischer Einschüchterung von Höllenqualen von den verarmten 
Menschen so viel Geld ab, daß es nach Abzug des Großteils für die Fugger 
als Finanzdienstleister immer noch für den Petersdom reichte.
Und die Fugger besetzten mit ihrem Geld selbst den Kaiserthron - schon 
damals war der Gott des Gottesgnadentums der Mammon.
Das alles fiel über einen Mann, der eine "frohe Botschaft" entdeckte und 
die Menschen aus dem Kerker der Selbstgeißelung herausholte.
Tat Luther dies alles bewußt? Nein, auch er suchte und zauderte.

Vor allem lernt man, daß die heutige Situation alles andere als neu ist 
- gerungen um eine bessere Welt hat die Menschheit schon immer.
Das es mehr ein Stochern als ein zielgerichtetes Schreiten war ist auch 
nicht neu. Das beruhigt ungemein. Auf Erden nichts neues, also nicht 
verzagen und frisch in den alten Sauerteig gebissen.

von Ahnungslos_0815 (Gast)


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@ Rüdiger Knörig (Firma: TU Berlin) (sleipnir)

>Rom hielt immerhin 2000 Jahre den Erschütterungen seiner Zeit stand,

Naja, nur nicht übertreiben 354 - (-753) = 1107 Jahre

>wir sind nach 60 Jahren schon wieder am Ende!

Sind wir? Noch wird die Straße nicht von marodierenden Banden beherscht, 
naja, in Berlin vieleicht...

von Mr.X (Gast)


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>Rom hielt immerhin 2000 Jahre den Erschütterungen seiner Zeit stand
Naja. Bonn hat auch schon 2020 Jahre den Erschütterungen seiner Zeit 
standgehalten. Wozu also die Aufregung.
Und das Rom nicht mehr da ist, ist mir auch neu.

>wir sind nach 60 Jahren schon wieder am Ende
wer sagt das? Quelle? Beweise? Oder doch nur eine Knörische These (TM) 
zum wachrütteln des einfach gestrickten Menschen?

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Also wenn man die normalen wirtschaftlichen Kriterien an unser Land 
anlegt kommt man unweigerlich zum Schluß, das der Bankrott nur noch eine 
Frage der Zeit ist.
 * Die Schuldzinsen nehmen immer mehr zu.
 * Es gibt immer weniger Einzahler und immer mehr Leistungsnehmer bei 
den sozialen Leistungen.
 * Der Ruin des Bildungssystems wird sich in spätestens 5 Jahren als 
dramatische Verknappung unserer einst wichtigsten Resource äußern.
 * Wenn die sozialen Sicherungssysteme zahlungsunfähig geworden sind - 
dann gute Nacht für viele Großstädte.
 * Haben wir momentan überhaupt noch den Elan, das Erreichte zu halten 
geschweige denn die heraufkommenden technologischen Herausforderungen zu 
schultern? Stichwort: Ende des Öls, was breitbandig unser gesamtes 
Transportsystem und damit unsere Gesellschaft lahmlegen wird? Ohne Öl 
landen wir erst einmal wieder beim Stand von 1870 - ob es mit dem Strom 
dann weitergeht ist auch fraglich. Ohne Transportkapazitäten haben die 
Kraftwerke auch ein Problem.....

von Ahnungslos_0815 (Gast)


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@ Rüdiger Knörig (Firma: TU Berlin) (sleipnir)

>Also wenn man die normalen wirtschaftlichen Kriterien an unser Land
>anlegt kommt man unweigerlich zum Schluß, das der Bankrott nur noch eine
>Frage der Zeit ist.

Wieviel Zeit haben wir noch?

von Uhu U. (uhu)


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Milch als Tasse der Durstigen

Klingt irre, was? Ist aber strukturgleich mit dem Titel dieses Threads.

Geschichte kann schlecht das Gedächtnis der Menschheit sein:
1. Kann sie höchstens Gedächtnisinhalt sein
2. Wozu die Menschheit? Die hat doch gar kein Gedächtnis - das haben
   nur Individuen.

von Vasquez J. (Gast)


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>wer sagt das? Quelle? Beweise? Oder doch nur eine Knörische These (TM)
>zum wachrütteln des einfach gestrickten Menschen?
Nach England schauen. Wenn die Kohle knapp wird, dann wird der Staat 
zuerst bei Bildung und Sicherheit sparen (Tut er jetzt schon).

http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~E7E41E1C4DBC845D7852FB540AFBFA9DC~ATpl~Ecommon~Scontent.html
http://www.pi-news.net/2009/05/bewaffnete-kindergangs-in-grossbritannien/

Da kommen wir auch hin, denn die Schulden können wir nie wieder abbauen.

von Matthias L. (Gast)


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>Da kommen wir auch hin, denn die Schulden können wir nie wieder abbauen.

Das ist ja auch nicht gewollt, da das gesamte System darauf aufbaut.

http://www.duckhome.de/tb/archives/4373-Money-is-Debt.html

von GAST IV (Gast)


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@Mr.X
Wie tief muss die BRD noch fallen, damit auch DU auch sagst:
>wir sind nach 60 Jahren schon wieder am Ende
?

Wo ist für Dich das Limit?
Reicht Dir der relative Abstieg von, sagen wir mal, 50% ?
Oder absoluter Abstieg auf einen Standard von, sagen wir mal, Jahr 1945?

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