Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Lohnkürzung Kündigungsgrund


von Gutenberg (Gast)


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Hello


ist eine Lohnkürzung bei einem Dienstleister ein Kündigungsgrund?
Ein freund von mir hat mir gesagt, dass seine firma nun zu ihm kam und 
ihn bat, aufgrund der wirtschaftskrise, sein gehalt auf ungewisse zeit 
zu kürzen (12% vom brutto).
Rührt daher weil der Kunde, ein Metallhersteller, die stundensätze der 
dienstleister gedrückt hat und nun soll dieser verlust durch lürzung der 
gehälter abgefangen werden.

Nun sagt er, dass seine firma ihm einen neuen vertrag vorbereitet. er 
kann es dann annehmen oder damit rechnen gekündigt zu werden.

Ist das überhaupt rechtens? Dürfen die einfach so den vertrag ändern und 
eventuell kündigen?

Gruß

von Michael G. (linuxgeek) Benutzerseite


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Es gibt eine Aenderungskuendigung. Das heisst: Es wird Dir ein neuer 
Vertrag angeboten. Rechtlich ist es ungefaehr so: Wenn das fuer Dich 
"zumutbar" ist (und das heisst: fast alles, sogar wenn Du auf den Mond 
versetzt wirst...) und Du diesen Vertrag nicht annimmst besteht ein 
legitimer Kuendigungsgrund fuer den AG in Form einer 
Aenderungskuendigung.

Google liefert z.B.:

http://www.anderfuhr-buschmann.de/arbeitsrecht/aenderungskuendigung/aenderungskuendigung.htm

Aber wie immer bei solchen Fragen: Wenn Du eine definitive Aussage haben 
willst frag nen Anwalt. Hatte zwar mal ein Semester IT- und Arbeitsrecht 
bei nem Anwalt aber man vergisst Details auch wieder.

Michael

von Gutenberg (Gast)


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hallo

ja da hast du recht, aber unter dem link steht dass es ziemlich 
schwierig ist sowas durchzusetzen. neben diesen kann man gegen klagen 
und ich glaube nicht dass das arbeitsgericht gegen den arbeitnehmer 
stimmt. ooft sind die arbeitsgerichte auf seiten der arbeitnehmer ;)

von Kannnix (Gast)


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>ooft sind die arbeitsgerichte auf seiten der arbeitnehmer ;)

oft auch nicht

Aber wie dem auch sei, wenn Du vor Gericht ziehst, vollziehst Du die 
Scheidung. Besser: Akzeptieren und neuen Job suchen. Du suchst dann auch 
aus einer ungekündigten Stellung heraus - nur Vorteile.

von gast (Gast)


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"Besser: Akzeptieren und neuen Job suchen"

Geht so... Was ist wenn mann es akzeptiert und nach 5 Monaten gekündigt 
wird ohne einen neuen Job in Aussicht zu haben?

Richtig! Man kriegt dann weniger Arbeitslosengeld weil man ja weniger 
verdient als vorher.

Meine Meinung nicht akzeptieren!

von Klaus W. (mfgkw)


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Evtl. ist es ja auch von Belang, wie leicht man ersetzbar ist.
Aus Sicht der Firma muß es nicht sinnvoll sein, jemanden gehen
zu lassen, nur weil man sein Gehalt nicht drücken kann.
Das Geld kann man auch bei dem sparen, der den Mist verzapft hat.

von Axel (Gast)


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>Dürfen die einfach so den vertrag ändern und eventuell kündigen?

Dürfen die nicht, das ist erstmal eine ganz normale Kündigung für die 
das Kündigungsschutzgesetz greift. Aber vorschlagen dürfen die das 
schon.

Allerdings ist das Kündigungsschutzgesetz meiner Meinung nach entegegen 
des Gejammers vieler AG keine wirkliche Hilfe, weil es Kündigungen nur 
verhindert, wenn die offensichtlich komplett schwachsinnig und unnötig 
sind.

In dem Fall wird wohl Betriebsbedingt gekündigt werden können, weil die 
wirtschaftliche Lage die Weiterbeschäftigung nicht erlaubt.

Somit ist wohl der beste Rat, das "Angebot" anzunehmen. Allerdings würde 
ich versuchen, die "ungewisse Zeit" im Vertrag zu konkretisieren, d. h. 
reinzuschreiben, dass bei einer Erhöhung der Erlöse das Gehalt wieder 
auf den alten Stand gebracht wird. Eine faire Firma würde das 
akzeptieren, ansonsten sollte man da sowieso baldmöglichst weg.

Man kann natürlich auch pokern. Wenn der Kunde ziemlich verschnupft auf 
einen Austausch des MA reagieren würde, wäre es ziemlich riskant für den 
AG auf einer Kürzung des Gehalts zu bestehen.

Gruss
Axel

von Andreas (Gast)


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Da würde ich mich fragen:
1. Kann ich in einer anderen Firma gleich oder mehr verdienen?
2. und wie sieht es überhaupt auf dem Markt für mich aus?
3. Muß ich evtl. fürn neuen Job umziehen (Kosten?)
4. Kann ich mit den kleineren Gehalt (auch noch gut) leben?



5. Ablehnen ist eine Ausgesprochene "Scheidung", das sehe ich auch so. 
Gerade in kleineren Unternehmen ist das "Klima" dann schlecht für mich.

Gruß
Andreas

von Rick (Gast)


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Welche Alternative hat Dein Freund ?
Wie wichtig (ersetzbar) ist er jetzt im Unternehmen ?

Lohnkürzungen muss sich auch dieser Arbeitgeber sehr gut überlegen, denn 
die richtig gute Mitarbeiter sind dann schneller weg als die schlechten.
Er spart dann ein paar Prozente an Lohnkosten ein und sichert dadurch 
erstmal Arbeitsplätze, verliert aber ggf. die besten Fachkräfte und 
somit die Basis des Unternehmens.

Mein erstes Entscheidungskriterium wäre, wie wohl habe ich mich bis 
jetzt in diesem Unternehmen gefühlt.

Zweites Kriterium - welche Alternativen habe ich, siehe @Andreas.

von Schwups... (Gast)


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Bei solchen Manövern durch den Arbeitgeber würde ich erstmal
den Nachweis verlangen das dies überhaupt eine Kündigung (auch
betriebsbedingt) rechtfertigt. D.h. der Arbeitgeber muß seine
Wirtschaftslage transparent machen. Wenn nicht vor dem betroffenen
Arbeitnehmer vor der Kündigung, dann spätestens vor dem Arbeitsgericht.
Irgendwelche Klauseln im Arbeitsvertrag die den Arbeitnehmer
unangemessen benachteiligen sind meist unwirksam. Kein Arbeitgeber
legt gern seine Geschäftsunterlagen offen. Oft wird bei Nichteinigung
ein Aufhebungvertrag geschlossen und die Scheidung vollzogen.
Da hat man als Arbeitnehmer(vor allem bei längerer gut dotierter 
Beschäftigung) gute Chancen für einen profitablen Abschluß.
Die Nachteile für den Arbeitnehmer kann man dann auf den AG
abwälzen der durch die Beschäftigung gut verdient hat.
Lohnverzicht ist keine sichere Sache und ist schon häufig
voll daneben gegangen. Ich würde es lassen, weil die
Versprechungen der AG nichts taugen.

von K. J. (Gast)


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Hi, also wen du das machen soltes würde ich auf eine zeitliche 
begrenzung setzen sonst wirds grade bei Dienstleistern nie wieder 
angehoben.

Und eventuell die Kürzung der Firma wo du arbeitest nachweisen lassen 
Passieren kann dir ja eigentlich nicht viel wie du gekündigt wirst ist 
ja wurst.

Wenn zu bei ner Gewerkschaft bist ruf da doch mal an Grade bei 
Dienstleistern sind die recht schnell dran momentan jedenfalls.

von Mr.X (Gast)


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Es haben einige schon gesagt und ich muss das auch nochmal ganz klar 
loswerden:
Prüfe (oder lasse prüfen) ob eine Betriebsbedingte Kündigung auf Grund 
der Wirtschalftslage überhaupt möglich ist, d.h. ob es Deiner Firma 
wirklich so schlecht geht. Erst danach kannst Du die Sache sinnvoll 
beurteilen.

von _Patrick_ (Gast)


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Das Spiel geht auch anders herum. Genauso wie der Arbeitgeber um eine 
freiwillige Lohnkürzung bitten kann, kannst auch dein Kumpel um eine 12% 
Gehaltserhöhung bitten (persönliche wirtschaftliche lage ist gerade mies 
etc...). Wenn der Arbeitgeber nicht darauf eingeht, kann man kündigen

von Schwups... (Gast)


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>Wenn der Arbeitgeber nicht darauf eingeht, kann man kündigen

Nonsens, kündigen kann der Arbeitnehmer jederzeit fristgerecht.
Einen Grund brauch er von Rechts wegen nicht angeben.
Der Kündigungsschutz (falls wirksam) ist nur für den AG von Nachteil.
Weil die Arbeitgeber in ihrer Machtstellung stets im Vorteil sind
ist das ja mal gesetzlich geregelt worden, auch um die Sozialsysteme
zu schonen.

von _Patrick_ (Gast)


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>Nonsens, kündigen kann der Arbeitnehmer jederzeit fristgerecht.

Lies dir meinen Beitrag nochmal aufmerksam durch und suche nach der 
stelle, an dem ich etwas anderslautendes behauptet habe!

von RS232 (Gast)


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Gleiche Thematik habe ich derzeitig auch im Umfeld.

Dort sind es 15%. Die festangestellten Leute des Dienstleisters haben 
alle eine Änderungskündigung erhalten. Entweder du akzeptierst die 15% 
oder kannst gehen.

von Gast (Gast)


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Super! 15% weniger, wo die ja schon soviel haben. Die Firmen nutzen die 
WK voll aus, obwohl sie auf Aufträge haben. Wenn dies nicht der Fall 
wäre, würden sie weniger Externe nehmen, statt dieselbe Zahl billiger zu 
beschäftigen.

von Birger Z. (nohelp)


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Gott, bin ich froh kein Externer mehr zu sein. Ich leide mit jedem von 
euch. Hab zwar jetzt -20% Kurzarbeit aber mit Kurzarbeitergeld und 
Zuschuss des AG nur ca. -5% Netto. Ich sag nur Bingo für mich und die 
Wirtschaft, denn ich gebe an dem zusätzlichen freien Tag eindeutig mehr 
nutzloses Geld aus.

von Bogumil (Gast)


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@No name

Dann warte mal ab was passiert wenn die Wahlen gelaufen sind.

Wenn es bis dahin nicht ein Erholung der sog. "Weltwirtschaft" (das ist 
der Bereich der Wirtschaft wo die deutsche Politik nichts verpfuschen 
kann da Sie keine Einflussmöglichkeit hat) gibt, solltst du dich warm 
anziehen.

Die Arbeitsagentur hat dies (für diejenigen die wie im Ostblock gelernt 
haben zwischen den Zeilen zu lesen) mit ihrer Aussage das "Mittel bis 
zum Oktober bereitständen" auch sehr deutlich "kommuniziert".

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