Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Röhrennetzteil


von Valentin B. (nitnelav) Benutzerseite


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Hallo,
ich bastele gerade an einem Netzteil für einen Röhrenverstärker herum, 
doch das will mir einfach nicht gelingen! Ich kriege insgesamt 48V aus 
zwei 24V Trafos, die denn mit SI-Gleichrichter gelichgerichtet werden. 
Doch irgendwie haperts mit der Glättung. Welche Kapazität sollen die 
Elko's haben, wie sollen die Widerstände sein und wie spannungsfest 
müssen die Elkos sein?
Schonmal im Vorraus vielen Dank,
Nitnelav

von kurz (Gast)


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Gibts schon einen Schaltplan oder sonst einen Plan ?

von Redegle (Gast)


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Man sagt ca. 1µF pro A.
Spannungsfestigkeit nehme ich immer Maximalspannung die auftreten kann + 
ca. 25%.
Musst etwas drauf achten es gibt Spannungsfestigkeiten welche häufig 
verwendet werden. Also beim Einkaufen immer auf die nächsthöhere 
GEBRÄUCHLICHE Spannung.
Es gibt auch exoten mit einer ganz bestimmten Spannungsfestigkeit die 
sind dann meist teurer als es eigendlich sein müsste.

von Ich (Gast)


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Die sich aus Deinen Trafos ergebenden ca. 60-65 Volt Gleichspannung 
scheint mir für einen Röhrenverstärker zu gering. Schaltplan wäre gut.

Was  Redegle meint, sind eigentlich 2000-3000µF pro Ampere. Bei 
Röhrenverstärkern sind die Ströme kleiner, dafür die Spannungen höher. 
Üblich also ein paar 100µF von der Größenordnung her.

von Ich (Gast)


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Oder ist es ein batteriebetriebener Verstärker, bei dem Du die 
Anodenbatterie durch ein Netzteil ersetzen willst.

Wichtig ist noch die Siebung der Spannung durch ein RC- oder LC-Glied. 
Sonst bekommst Du das Brummen nicht in den Griff.

von Redegle (Gast)


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Genau genommen hängt es davon ab was du als Restwelligkeit tolerieren 
kannst.

Da gab es mal eine Formel die habe ich aber gerade nicht im Kopf.
Hab sie doch noch gefunden.

     I * t
C = ------
      Ubr

Damit kannst du die Restwelligkeit berechnen.

C= Kapazität
I= Strom
t= Periodendauer (8ms bei Brückengleichrichter)
Ubr= Brummspannung

von Tom (Gast)


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von Gerd Twisselmann (Gast)


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Hallo Valentin!
Aus 48V Wechselspannung bekommst Du 68V Gleichspannung heraus (U~ x 
1,4). Daher sollten Deine Elkos 80 oder 100V Typen sein. Zu hoch kann 
nie schaden.
Bei der Bemessung der Kondensatoren kommt es auf den Laststrom (I) und 
der zulässigen Brummspannung an. Die Brummspannung am Ladekondensator 
(das ist der hinter dem Gleichrichter) berechnest Du nach folgener 
Formel: UBr(Veff)= k x I(mA) / C (µF). K steht für 4,8 bei Einweig- und 
1,8 bei Zweiweggleichrichter (Brücken- oder Mittelpunktgleichrichter). 
Die Brummspannung kann mit einer Widerstands-Kondensator oder 
Spulen-Kondensatorkombination gesiebt werden. Der Siebfaktor (s) 
errechnet sich aus Ubr1(am Ladeko.) / Ubr2 (am Siebausgang) Der 
Siebfaktor von RC Siebungen errechnet sich nach s = f x 2 x 3,14 x C (F) 
x R (Ω) f ist die Frequenz der Brummspannung (2 x 50Hz bei Einweg- und 
100Hz bei Zweiweggleichrichtung). Bei LC Gliedern ist die Formel s = f x 
2 x 3,14 x L(H) X C(µF) (Beide Formel gelten ab s=>10)
Damit müßtest Du Dein Netzteil nach Deinen Anforderungen berechnen 
können.
Gruß Gerd

von 900ss (900ss)


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Redegle schrieb:

> t= Periodendauer (8ms bei Brückengleichrichter)

Ah ja! Hast eine Versorgung mit 62,5Hz ;-)

von Redegle (Gast)


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Die 8ms sind ein Korrekturfaktor.
Deswegen hab ich das in Klammern dabeigeschrieben auf die 10ms währe 
Valentin Buck auch gekommen.

Btw. bei 8ms hätte ich 125Hz hinterm Brückgleichrichter wenn du von der 
Periodedauer ausgehst.
Aber das ist auch wieder Ansichtssache.

von Valentin B. (nitnelav) Benutzerseite


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Also das ganze ist ein Batterieverstärker mit 1xECC96 und 2x ECF 80, der 
früher mit einigen 12V Bleiblöcken (4(!)Stück) betrieben wurde. Was 
meint ihr mit dem RC/LC-Glied?
@Gerd: Danke für die Formel, hat mir sehr geholfen!
@Alle anderen: Auch danke!!!

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Valentin Buck schrieb:
> Was meint ihr mit dem RC/LC-Glied?

Die Siebkette kann als RC- bzw. LC-Glied aufgebaut werden und zwar in 
Pi-Form! Elko->Widerstand->Elko oder eben Elko->Drossel->Elko

von Gerd Twisselmann (Gast)


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Hallo Valentin!
Siebglieder sind nichts anderes als Spannungsteiler für 
Wechselspannungen, aufgebaut aus Widerstand und Kondensator (RC) oder 
Spule und Kondensator (LC). Für die Gleichspannung ist nur der 
Widerstand oder der Drahtwiderstand der Spule aktiv. Um den 
Spannungsabfall am Siebwiderstand in den Griff zu bekommen, kannst Du 
mehrere Siebglieder hintereinanderschalten. Die einzelnen Röhrenstufen 
kannst Du dann, je nach Brummempfindlichkeít, innerhalb der Siebkette 
oder am Ende anschließen. So kannst Du z.B. eine Gegentaktendstufe 
bedenkenlos am Ladekondensator anschließen.
Gruß Gerd

von Valentin B. (nitnelav) Benutzerseite


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Also teilen RC-Glieder nicht nur die Spannung, sondern auch die 
Störungen!
Hat vielleicht jemand einen Schaltplan? Ich würde mich sehr freuen!
An alle: Vielen vielen Dank!!!!
(besonders an Gerd Twisselmann)

von oszi40 (Gast)


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Zahlreiche interessante Schaltungen wirst Du im "Radiomuseum" finden.

Alte Radios mit 250V Anodenspannung hatten oft 2x 50uF 350V und einen 
dicken Widerstand 1 kOhm zur Siebung dazwischen, wenn ich mich so 
erinnere. Für die Vorstufe wurde extra gesiebt.

von MaWin (Gast)


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> Also das ganze ist ein Batterieverstärker mit 1xECC96 und 2x ECF 80, der
> früher mit einigen 12V Bleiblöcken (4(!)Stück) betrieben wurde.

2 * 8.5mA + 2 * 10mA + 2 * 14mA = 65mA

Batterie liefert sehr saubere Spannung. Die alte Schaltung wird also 
keine Bemühungen unternommen haben, mit brummender Versorgungsspannung 
klar zu kommen. Ein ungeregeltes Netzteil hat eine deutlichen Ripple. 
Ich würde einen Spannungsregler empfehlen, TL783 dürfte gut geeignet 
sein. Und VOR diesem Spannungsregler darf dann die gesiebte 
Gleichspannung einen brumm haben, weil nur dafür gesorgt werden muß, 
dass in den Entladephasen die Eingangsspoannung des Reglers nicht unter 
(Ausgangsspannung+Dropout von leider 10V bei diesem Regler) fällt. Man 
setzt meist 10% der Nennspannung an. Da tun es 100uF. Siehe 
Dimensionierungshinweise bei
http://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9
Leider kommst du damit nicht auf 68V, sondern eher auf 38V.  Du brauchst 
noch eine Trafowicklung mehr.

Früher, ohne Spannungsregler hat man andere Methoden zur 
Brummunterdrückung genutzt, so 90Grad phasenverschobener Strom 
hinzugemischt oder LRC-Netzwerke. Die bringen nicht so viel, auch wenn 
sie keine Spannung kosten, und sind für eine eigentlich für 
Batteribettrieb gedachte Schaltung sicher noch zu schlecht.

> Redegle (Gast) sagte:
> Man sagt ca. 1µF pro A.

Falsch.

> Redegle schrieb:
> t= Periodendauer (8ms bei Brückengleichrichter)

Falsch.

von Gerd Twisselmann (Gast)


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Hallo Valentin!
Eine Schaltung habe ich gerade nicht zur Hand. Müßte ich erst zeichnen. 
Aber im Netz wirst Du sicher was finden.
Wie Du sicher weißt, ist die Netzspannung sinusförmig. Beim 
Einweggleichriter wird die negative Halbwelle gekappt und beim 
Zweiweggleichrichter die negative Halbwelle nach oben umgeklappt. 
Dadurch entsteht eine pulsierende Geichspannung, die durch den 
Ladekondensator geglättet wird. Je nach Laststrom wird der 
Ladekondensator in den Impulspausen entladen, was zur Brummspannung 
führt. Diese wird dann in den Siebgliedern weiter abgeschwächt.
Bei den Verstärkerstufen moduliert sich die Brummspannung auf die 
Ausgangsspnnung auf. Bei den Lautsprecherendstufen wird die 
Brummspannung durch den Ausgangstrafo so herunter transformiert, daß er 
kaum noch auffällt. Beim Gegentakttrafo wird er sogar gänzlich 
eliminiert. Anders sieht es in den Vorstufen aus. Hier gelangt die 
Brummspannung auf den Ausgang der Verstärkerstufe und wird von der 
nächsten Verstärkerstufe weiterverstärkt. Usw. usw..
Mawin hat recht mit der Behauptung, daß eine Batterie eine saubere 
Gleichspannung liefert. Daher wird man in Deinem Verstärker kaum 
Siebglieder installiert haben. Hier wirst Du von außen eine möglichst 
stabilisierte Spannung zur Verfügung stellen müssen. Netzbetriebene 
Röhrengeräte werden mit 250V Anodenspannung betrieben. Da kann man 
Spannungsverluste durch Siebwiderstände leichter verschmerzen als bei 
Deiner 60V Batteriespannung. Ansonsten wirst Du um einen Eingriff in den 
Verstärker nicht umhin kommen. Von einer Spannungserghöhung würde ich 
ohne Schaltungs- und Bauteilüberprüfung Abstand nehmen.
Gruß Gerd

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Hier kannst Du Dich nicht nur belesen: http://www.roehrenkramladen.de/, 
sondern auch bei Interesse/Bedarf mit der Leiterplatte eindecken!

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