Hallo! Zum Thema Platinen ätzen findet man ja zahlreiche Themen im Internet und im Forum. Aber wozu ich bisher kaum etwas gefunden habe ist das Thema Schutz und Sicherheit. Da ich noch nie Platinen geätzt habe und demnach keine Erfahrungen habe (nur Tutorials gelesen und etwas chemische Grundlagen zu verstehen versucht) würde mich interessieren wie weit ihr euch gegen die Stoffe schützt und wie Vorsichtig man damit umzugehen hat und natürlich ob man damit ohne Erfahrung überhaupt umgehen sollte. Ich habe vor mir als Entwickler Natriumhydroxid und Ätzmittel Natriumpersulfat zuzulegen. Entsorgung ist klar, zur Gefahrenstoffsammelstelle. In Erinnerung an den Chemieunterricht würde ich sagen beim Umgang Schutzbrille und Handschuhe, oder? Aufbewahrung: Sollte ich mir eher ein billiges Plastikgefäß suchen oder eher einen Glasbehälter verwenden? Und vor allem: Braucht man für die Chemikalien irgendeine Kaufgehmigung / Befugnis zum Kauf bzw. Besitz? Sieht bei Reichelt ja nicht danach aus. Überschätze ich das ganze vielleicht auch? Oder würdet ihr mir sogar vom Umgang damit abraten? Gruß, Florian
Florian Schmitt (flo-s) wrote: > Und vor allem: Braucht man für die Chemikalien irgendeine Kaufgehmigung > / Befugnis zum Kauf bzw. Besitz? Sieht bei Reichelt ja nicht danach aus. Nein (zum Glück nicht). Natriumhydroxid ist auch im Abflussreiniger den die Hausfrau kauft. NaPS gibt es u.a. auch bei Conrad (mittlerweile im Tütchen). > Überschätze ich das ganze vielleicht auch? Oder würdet ihr mir sogar vom > Umgang damit abraten? Mal abgesehen davon, dass NaPS Allergien auslösen kann (deswegen möglichst nicht an die Haut gelanden lassen; fühlt sich auch blöd an) muss man eigentlich nur auf eines aufpassen und zwar beim Umgang mit dem Ätznatron: die Augen!!! Das Ätznatron kommt meistens in Schuppen oder Kügelchen daher. Im Hautkotakt brennt es nur ein wenig. Spült man unmittelbar mit Wasser ab (wirkt dann etwas "seifig"), gibt es keine Probleme. Es darf aber AUF GAR KEINEN FALL eines dieser Schuppen oder Kügelchen direkt ins Auge kommen (z.B. weil es sich zufällig unter den Fingernagel gesetzt hat und man dann sich die Augen reibt). Davon kann das Auge Schaden nehmen und schlimmstenfalls ist das Augenlicht futsch. Außerdem wird es unmittelbar höllisch brennen und man muss SOFORT mit Wasser spülen und in die Augenklinik. Deswegen besser eine Schutzbrille tragen (vor allem auch wegen leichten Spritzern der Entwicklerlösung beim schwenken der Platine) für den Entwicklungsvorgang. Der Ätzvorgang ist da unkritischer (setze da meistens meine Schutzbrille ab; bin aber sowieso Brillenträger, habe also immer was auf ;). Schutzhandschuhe trage ich nicht. Der kritischste Moment ist eigentlich immer die Entnahme des Natriumhydroxids aus der Dose. Meine hat bereits Wasser aus der Umgebungsluft gezogen und sich verklumpt. Ich muss mit einem Schraubendreher immer etwas stochern, um erst wieder entnehmbares NaOH zu erhalten. Damit da nichts rausspritzt oder wegfliegt halte ich die Dose mit einem Tütchen dabei oben mit der Hand beim Stochern zu. Klappt gut. Das ganze wird dann genau abgewogen usw. Nur Mut!
Florian Schmitt schrieb:
> Entsorgung ist klar, zur Gefahrenstoffsammelstelle.
NaOH muss nichtmal diesen Weg gehen. Wenn du es ganz ordentlich
machen willst, neutralisierst du es noch mit Salzsäure, und dann
kommt raus -- klar, Kochsalzlösung. Die kannst du wirklich getrost
in den Ausguss gießen. ;-) (Bezüglich der gelösten Lackanteile
hatte ich letztens mal den Chef von Bungard zitiert, der da eben-
falls keine umwelttechnischen Bedenken geltend gemacht hat.)
Ansonsten teile ich die Meinung meines Vorredners: das kritischste
ist das reine NaOH, wenn man neuen Entwickler ansetzt. Die 1%ige
Lösung dann ist vergleichsweise harmlos, sie verseift das Fett der
Haut aber trotzdem noch ein wenig, insofern sollte man ausgedehnten
Hautkontakt damit meiden, sonst wird die Haut im wahrsten Sinne des
Worte dünn davon.
Na2S2O8 ist dafür berüchtigt, dass es Textilien auf die Dauer
zerfrisst, also zieh dir was altes an. Kleine Spritzer schnell
mit viel Wasser auswaschen, besondere Vorsicht bei Indigo-Farben
(Jeans): die bleichen davon ratz-batz aus. Ist halt ein guter
Oxidator.
Dass man mit Na2S2O8 nur heiß wirklich ätzen kann, weißt du sicher,
insofern entsteht ggf. noch ein Gefährdungspotenzial beim Erwärmen
selbst (falls du nicht eine Blubberätzmaschine oder sowas schon
hast).
Hallo, danke für die Antworten. Ich habe kein Ätzgerät, aber bin bisher davon ausgegangen eins zu brauchen/kaufen. Wie sieht es mit anderen Varianten aus? Die Idee das ganze in einem Wasserbad zu Wärmen erscheint mir etwas fummelig. Dann habe ich gesehen dass es jemand mit einem Bunsenbrenner von oben aus erwärmt hat. Das möchte ich eigentlich auch nicht wirklich. Und dient die Wärme dabei eigentlich als Aktivierungsenergie oder dazu, "Bewegung" in das ganze zu bringen? Ich vermute mal beides. Hat jemand mal mit Ätzgerät 1 von Reichelt Erfahrungen gemacht? Grüße, Flo
Florian, nur mal so als Tipp, bevor es ans große Ätzanlage kaufen geht, fang doch einfach erstmal so an. Das NaPS muss nur auf Temperatur gebracht werden (45 - 50 Grad aber nicht darüber!), dass ist sehr wichtig. Das geht gut mit einem Aquarienheizstab (gibts günstig bei Obi oder überall wo es Aquarienzeugs gibt). Für ein günstiges Ätzgefäß schau mal bei Ikea. Die haben welche aus Kunststoff und auch aus Glas. Beides zusammen kostet keine 20 Euro und deine Erstausrüstung ist beschafft. Die Sprudelei braucht man nicht unbedingt, die verkürzt nur die Ätzzeit (und kompliziert obendrein das Handling). Damit kannst du (wenn die Parameter stimmen und die Vorlage gut ist ohne weiteres Leiterbahnen für SMD ätzen in perfekter Qualität.
Ich kann immer wider nur sagen: Natriumpersulfat sieht zwar schön aus (erst wasserklar, nach Benutzung dann himmelblau), hat aber zwei gewichtige Nachteile: Das Zeug muß richtig heiß sein (>= 50°C) damit es anfängt zu ätzen und es frisst Löcher in die Klamotten. Das dumme dabei ist, das man den Spritzer erstmal gar nicht sieht, da das Zeug ja wasserklar ist. Erst ein paar Tage später wird der Stoff an der Stelle spröde und ein Loch entsteht. Darum rate ich immer zu Eisen3Chlorid als Ätzmittel. Zugegeben, optisch sieht die braune Brühe nicht gerade absprechend aus, aber: Sie ätzt schon bei Raumtemperatur und eventuelle Flecken machen nicht den Stoff kaputt, sondern sind mit handelsüblichem Rostfleckenentferner spurlos entfernbar. Deshalb verwende ich schon lange nur noch Eisen3Chlorid.
Erm Thema Neutralisierung. Macht man bitte nicht bei NaOH mit HCl. pKb/pKs sind dafür zu hoch. So dass die Neutralisation eigentlich schief laufen muss wenn man nicht genau pipetiert. (Zu steiler Übergang zwischen sauer und basisch) Zum Neutralisieren nimmt man eine Pufferlösung aus einer Säure und komplementären base geringer pKs. Z.b. eine Essigsäure-Natriumacetatmischung.
Martin (Gast) wrote: > Natriumpersulfat sieht zwar schön aus > (erst wasserklar, nach Benutzung dann himmelblau), hat aber zwei > gewichtige Nachteile: Das Zeug muß richtig heiß sein (>= 50°C) damit es > anfängt zu ätzen Es genügt wenn die Temperatur 45 Grad beträgt (über 50 Grad ist nicht gut). Mit einem Heizstab kleinerer Leistung bekommt man die Temp. sowieso kaum über 50 Grad, dafür sorgt der Wäreverlust der Oberfläche besonders bei Glas. Und was die Löcher betrifft, gerade wenn man aufs Sprudeln verzichtet ergeben sich kaum Spritzer, wenn man sauber arbeitet. Bei mir steht das Zeug im Badezimmer in einer Ecke auf dem Boden. Es empfiehlt sich dabei bequeme Kleidung (alte Jogginghose, altes T-Shirt anziehen). Wenn man sich Platinen mäßig auf das Europaformat beschränkt braucht man nicht viel Platz für alles. Die Schalen nehmen dann nicht viel Raum ein. Verbrauchte Ätze sammelt man im 5 L Kanister (Baumarkt, destiliertes Wasser Kanister).
Maxxie schrieb: > Macht man bitte nicht bei NaOH mit HCl. > pKb/pKs sind dafür zu hoch. So dass die Neutralisation eigentlich schief > laufen muss wenn man nicht genau pipetiert. (Zu steiler Übergang > zwischen sauer und basisch) Kann ich nicht bestätigen. Ich hab's gar nicht pipettiert, sondern einfach nur die Stöchiometrie bemüht und entsprechend viel HCl an die Brühe dran gekippt. Kam recht gut im neutralen Bereich raus (genauen pH-Wert weiß ich gerade nicht mehr). Andererseits, da NaOH als Rohrreiniger pur ins Abwasser gekippt wird, ohne dass da offenbar einer was dagegen hat, wird die 1%ige Lösung kaum jemanden interessieren, wenn man als Hobbybastler davon einmal im Vierteljahr einen Liter weggießt, ohne es zu neutralisieren.
> würde mich interessieren wie weit ihr euch gegen die Stoffe > schützt und wie Vorsichtig man damit umzugehen hat und natürlich > ob man damit ohne Erfahrung überhaupt umgehen sollte. Ich denke: Das Schlimmste was man machen kann ist: Mit furchtbarer Angst vor dem Zeug stehen und rumschusseln. Dann passiert garantiert etwas Ds Zweitschlimmste was man machen kann: Den Schlendrian raushängen lassen und rumspritzen was das Zeug hält. Das ist so ziemlich mit allen Chemikalien so, an die man als Otto-Normalverbraucher rankommt. Behandle Chemikalien mit einem gewissen Respekt, übertreibe es aber auch nicht. Wenn dir etwas NaOH an die Haut kommt, stirbst du nicht gleich. Gleiches für NaPS. Das was du gerade in der Hand hast ruhig(!) hinstellen (nicht schusseln) und ab mit der Hand unter die Wasserleitung und abspülen. Du hast Zeit genug, das Zeug frisst sich nicht in 2 Zehntel Sekunden durch deine Haut. Es ist auch nicht verkehrt sich einen Wettex oder sonstigen Lappen bereitzulegen, mit dem man zwischendurch aufwischen kann, so etwas verschüttet wurde. Das einzige, worauf du wirklich achten musst, sind deine Augen und deine Schleimhäute. Im ganzen Prozess, wenn du keine Sprudelanlage benutzt, spritzt nichts. Zumindest nicht so hoch, dass es aus Arbeitshöhe in deine Augen kommen kann. Wenn du dich mit Schutzbrillen wohler fühlst, dann benutze sie, aber bei einigermassen normaler Handhabung ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass dir was ins Auge spritzt. Deine Mutter benutzt ja auch keine Schutzbrille, wenn sie Salat anmacht. Und du musst ja nicht unbedingt deinen Rüssel 3cm über die Lösung hängen und tief einatmen. Wenn überhaupt, dann passiert es, dass du etwas an den Händen hast und dir damit ins Gesicht fährst. Daher halte es einfach so: zwischendurch immer wieder mal die Hände waschen. Wenn du das Gefühl hast, dass du einen Tropfen auf die Haut bekommen hast: Hände waschen. Und ansonsten ist das Gesicht während der Arbeit für deine Hände tabu. Das man nach getaner Arbeit die Hände gründlich wäscht, sollte sowieso selbstverständlich sein. Wenn du einigermassen vernünftig mit den Chemikalien umgehst, nicht schusselst und auch nicht mit der "Ach Gott, mir ist da jetzt ein Tropfen in die andere Brühe reingefallen, gleich explodiert alles" Mentalität rangehst, passiert so gut wie gar nichts.
Ich trage jeweils Einweg Handschuhe aus der Apotheke, nicht wegen der Sicherheit sondern wegen dem Fettfreien arbeiten. Eine Schutzbrille trage ich auch, wäre sicher nicht nötig wenn man sauber arbeitet, aber lieber Vorsicht als Nachsicht. Wäre schade wenn ich keine Frauen mehr angucken könnte. :-) Wichtig ist einfach, sauber arbeiten, Ordnung halten, alle Behälter gut beschriften und von Kindern Fernhalten.
> Hat jemand mal mit Ätzgerät 1 von Reichelt Erfahrungen gemacht?
Ja, ich habe das Ätzgerät und bin sehr zufrieden damit. Man bekommt sehr
gute Ergebnisse. Ebenfalls habe ich das Belichtungsgerät von Reichelt.
Auch eine Super Sache finde ich.
Man kann alles auch selber basteln, aber diesen Aufwand wollte ich mir
nicht machen.
Besorge Dir zur Sicherheit doch einfach 1%ige Borsäure in einer Augenwaschflasche. Das ist in jedem Laborbedarf günstig zu bekommen und ist die einzig brauchbare Erste-Hilfe Aktion bei verätzungen mit Laugen.
>Erm Thema Neutralisierung. > >Macht man bitte nicht bei NaOH mit HCl. >pKb/pKs sind dafür zu hoch. So dass die Neutralisation eigentlich schief >laufen muss wenn man nicht genau pipetiert. (Zu steiler Übergang >zwischen sauer und basisch) >Zum Neutralisieren nimmt man eine Pufferlösung aus einer Säure und >komplementären base geringer pKs. Z.b. eine >Essigsäure-Natriumacetatmischung. Um diesen Schwachsinn noch zu komplettieren schlage ich vor, die neutralisierte Lösung dann mit viel Rohrreiniger runterzuspülen - damits keine Verstopfung gibt. Da Leute von Deinem Sachverstand den Witz wahrscheinlich nicht kapieren werden: Rohrreniger ist (fast) reines NaOH und wird tonnenweise in die Rohre gejagt. Professionellen Reiniger für Sanitäranlagen bestehen übrigens aus konz. Schwefelsäure. Aber neutralisier Du nur schön mit Deiner Pufferlösung LOL :)
Also mit NaPS ätzen kann man ohne jede Spezialausrüstung. Mach ich auch so. Direkt am Schreibtisch. Wasser aufkochen, mit gleichem volumen kaltem Wasser mischen. In leere Eiscreme-Dose füllen, NaPS dazu umrühren. Platine rein - ich leg die auf 2 Radiergummis auf dem Boden der Dose damit die Unterseite nicht aufliegt und ebenfalls geätzt wird (mache nur doppelseitige). Schreibtischlampe drüber sodass die Brühe gut heiss wird und ca. 20 min. warten. Geht wunderbar. Die Platine mehrmals umdrehen denn die Unterseite wird erheblich schneller geätzt als die Oberseite (wohl weil die CuII Ionen nach unten sinken während ihre Konz. auf der Oberseite zunimmt und damit die Reaktion verlangsamt). Einmalhandschuhe sind ausreichend, Schutzbrille völlig überflüssig. Macht nur nervös weil man darunter schwitzt und schlechter sieht. Für den Entwickler gilt das gleiche - von den Millionen Hausfrauen die Rohrreiniger in den Abfluss kippen benutzt auch keiner ne Schutzbrille. Wer sich für so blöd hält dass er eine braucht, der lässt lieber ganz die Finger vom Basteln. Einige hier führen sich echt auf wie 12-jährige Mädchen in der Achterbahn LOL
kennie schrieb: > Einige hier führen sich echt auf wie 12-jährige Mädchen in der > Achterbahn LOL Und einige andere wie 14jährige Jungs, die zwischen Mut und Leichtsinn nicht unterscheiden. Es war eigentlich alles Notwendige in dem Thread bereits gesagt worden.
>Ja, ich habe das Ätzgerät und bin sehr zufrieden damit. Man bekommt sehr >gute Ergebnisse. Ebenfalls habe ich das Belichtungsgerät von Reichelt. >Auch eine Super Sache finde ich. >Man kann alles auch selber basteln, aber diesen Aufwand wollte ich mir >nicht machen. Könnte von mir kommen ^^. Hab auch Ätzgerät und Belichter von Reichelt und hab keine Probleme Platinen zu ätzen, übrigens hab ich die Standardeinstellungen von Eagle nicht geändert und da sind u.a. Clearance von 8 mil drunter. Wenn man "ordentlich" arbeitet (wieder so ne nette Aussage ^^) ist das gar kein Problem.
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