Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Was ist am besten: Universität, Fachhochschule oder Technische Universität?


von Susi Susanti (Gast)


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Welche Einrichtung hat welchen Stellenwert bei Absolventen der 
MINT-Studiengänge. Welche Leute werden bevorzugt eingestellt?

: Gesperrt durch Admin
von Alter Hase (Gast)


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Hilf meinem Nichtwissen, was ist ein "MINT"-Studiengang.

Bitte kurz beschreiben was "MINT" bedeutet, in vielen 
Personalabteilungen gibt es vermutlich die gleichen Lücken im Wissen,
soll Leute geben, die glauben daß das was mit Pfefferminze zu haben
könnte........ (grins)

von IGBT (Gast)


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>Welche Leute werden bevorzugt eingestellt?
Die billigsten!

Kein Scherz.
Unsere Firma (sehr groß) macht es so, obwohl Geld wie Heu vorhanden.
Rein aus Prinzip.
(Manchmal ist es wichtig, die Region zu nennen: Berlin.)

von Susi Susanti (Gast)


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"[...] unter anderem MINT-Fachkräften (Mathematik, Informatik, 
Naturwissenschaften und Technik) deutlich verringern.*)"

Weiß man eigentlich, sobald man Artikel über Fachkräftemangel und 
Jobaussichten liest.

von Delete M. (skywalker)


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Also ich glaub da gibts keine pauschale Antwort. Jede dieser 
Hochschulformen hat ihre Vor- und Nachteile. Was von "den" Arbeitgebern 
bevorzugt wird hängt von der jeweiligen Tätigkeit und dem Unternehmen 
selbst ab. Letztlich hängt es auch davon ab was du drauß machst. 
Pauschal kann man vielleicht sagen, dass Universitäten stärker 
forschungslastig sind und Fachhochschulen eher weniger. Was du drauß 
machst ist deine Wahl. An einer guten FH kann man ebenso promovieren und 
interessante Forschungsprojekte bearbeiten und an einer schlechten Uni 
kann man sich ebenso auf niedrigem Niveau durchwurschteln. Man sollte 
sich also nicht zu sehr in Schubladen versteifen.

Ja, ich weiß. Du erwartest wahrscheinlich eine Antwort im Sinne von 
"Studier XY an Hochschule XZ und die Unternehmen rennen dir die Tür 
ein". So eine Antwort gibts leider nicht. Es ist auch ziemlich schwer 
vorauszusagen, wie der Arbeitsmarkt in einem bestimmten Bereich in 5 
Jahren aussehen wird. Hier im Forum gibt es zwar genug Leute die dir 
entweder das Blaue vom Himmel erzählen oder den Weltuntergang anmalen. 
Die Wahrheit ist aber, dass keiner weiß was in 5 Jahren ist.

Von daher überleg dir was dich interessiert und wo dir vorstellen 
könntest das auch zu Arbeiten. Schau dir dann die Angebote der 
Hochschulen an und sich dir das raus was dir am besten unter den 
Rahmenbedingungen zusagt.

von yannik (Gast)


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geh an eine TU9 mach da deinen Master und in der Vorlesungsfreienzeit 
machst Praktika (und im Semester machst HIWI) dann zwei, drei 
Auslandsaufenthalte (am besten incl. eines Praxissemesters bei einen 
bekannten Konzern)
und dann alles (bis auf das Praxissemester) in der Regelzeit. (die 
Auslands Aufenthalte auf BA und MA verteilen - nicht das es so aussieht 
als wenn du hier in D Probleme hattest;D - und auch ganz wichtig nicht 
dreimal nach London! sondern etwas streuen)

von Susi Susanti (Gast)


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Ich habe schon studiert, Informatik an einer TU. Es war eine schöne Zeit 
und die Lehrinhalte waren anspruchsvoll. Bei uns hatte Informatik eine 
eigene Fakultät, was an vielen Universitäten und Fachhochschulen nicht 
der Fall ist, oder? Eigene Fakultät heißt für mich: höherer Stellenwert 
und mehr Informatik-Professuren. Bei einigen Unis sind ja technische 
Sachen unter einer Fakultät für Naturwissenschaften, Technik und 
Informatik zusammengefasst. Manchmal ist Mathematik auch noch drin.

von yannik (Gast)


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"An einer guten FH kann man ebenso promovieren und
interessante Forschungsprojekte bearbeiten"
an einer FH kannst du nicht promovieren! (da ist immer eine UNI dran 
beteiligt)

von Mark B. (markbrandis)


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yannik schrieb:
> "An einer guten FH kann man ebenso promovieren und
> interessante Forschungsprojekte bearbeiten"
> an einer FH kannst du nicht promovieren! (da ist immer eine UNI dran
> beteiligt)

Richtig, es gibt aber an manchen FHs Kooperationen mit Uni-Professoren, 
die dann als Doktorvater fungieren ohne sich lang zu zieren ;)

von Jens (Gast)


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So isses...bin im August fertig, ätschi

von Lehrmann M. (ubimbo)


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Das kann man wirklich nicht so beantworten. Jenachdem wo du gut bist.
Also ich kann nur von meiner TU-München Erfahrung sagen, dass die Uni 
immer eher Theorie-bedacht sind.

von Gast (Gast)


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Universität oder Technische Universität ist doch das gleiche. Nur der 
Name ist anders. Die Unterschiede liegen da nur bei den einzelnen Profs. 
Pauschal lässt sich da also kein Unterschied benennen. Hängt immer vom 
Einzelfall ab. Jede Uni ist anders und jeder Prof hat seine Eigenarten.

von Gerald (Gast)


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> Pauschal kann man vielleicht sagen, dass Universitäten stärker
> forschungslastig sind und Fachhochschulen eher weniger

Unisnn. Das mag für die Forschung gelten, die Lehrinhalte sind 
dieselben. Alles, was an der FH dran kommt hast Du an der Uni auch 
inklusive der praktischen Übrungen, an der Uni sind nur nochmal mehr 
theoretische Fächer mit starker Vertiefung addiert. Die fehlen der FH.

von knutwiegut (Gast)


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Gibt nur wenige elitäre Unternehmen (McKinsey & Co) bei denen die 
Hochschulart wirklich eine Rolle spielt. Ansonsten kommts auf den 
Gesamteindruck an, auf die konkrete Stelle und (nicht zu vergessen) die 
individuellen (Vorurteile der) Personen, die über die Position 
entscheiden.

von Gerald (Gast)


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> individuellen (Vorurteile der) Personen,

FH-Abgänger in solchen Positionen stellen dabei praktisch nie jemanden 
mit Uni-Diplom oder gar Promotion ein, weil sie den Wert nicht kennen, 
sogar runterrechnen und abwerten.

Ich kann auch einem Uni-Absolventen nicht empfehlen unter einem solchen 
anzufangen, denn man immer kritisch beargwöhnt und als Theoretiker 
abgestempelt.

von Susi Susanti (Gast)


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@Gerald
Ich bin zwar noch nicht lange im Geschäft, aber genau so ist es mir 
ergangen. Und wehe, der sieht, dass man sich mit Liskovschen 
Substitutionsprinzip beschäftigt, englische Fachbücher liest oder 
Generics benutzt. Mein Chef kann nicht mit Generics in Java umgehen. Er 
ist auch der Meinung, mit der Einführung der Generics sei Java zu 
kompliziert geworden. Für mich war Java erst ab Version 1.5 annehmbar.

Vor allem herrscht ein absolutes Desinteresse an der Wissenschaft 
Informatik und die mangelnde Fähigkeit, Kenntnisse aus der 
Mathematikvorlesung in der Softwareentwicklung einzusetzen. Mir ist es 
ab und zu passiert, dass ich interessante Eigenschaften in den 
Anforderungen erkannt habe, Transivität hier, Anti-Symmetrie dort, 
Anti-Transitivität an einer weiteren Stelle, Nullelemente, Einslemente, 
Ringe, Bijektivität, Injektivität, Surjektivität... Ich habe es 
irgendwann aufgegeben, das zur Sprache zu bringen, weil es wieder gleich 
hieß, dass das zu abstrakt sei, ein Risiko sei und Zeitverschwendung 
obendrein. Dabei kann man derartige Eigenschaft sehr elegant und schnell 
durchtesten und man hat ein sehr robustes Modul.

Ich wurde Theoretikern abgestempelt, obwohl ich, was Praxis anging, ein 
gutes Stück weiter war als mein Kollegen mit Berufserfahrung. Ich hatte 
fast das doppelte Tempo. Nach acht Monaten fing das Mobbing an, dann 
nahm ich meinen verdienten Sommerurlaub und danach war es schon 
offensichtlicher, dass man mich weg haben wollte. Ich erhielt dann auch 
die Kündigung. Meine Meinung dazu: Wenn die so weiter machen und nicht 
endlich professioneller werden, schlittern die schnurstracks in die 
Pleite.

Vor meinem Urlaub hat man auch rumgejammert, ob ich den Urlaub nicht 
verschieben könne, was ich verneinte. Ich war wirklich ausgebrannt und 
hatte feste Termine. Ich spürte schon: Die wollen meine Arbeitskraft 
solange nutzen, mich dann irgendwann kündigen und eine Freistellung mit 
einem noch größerem Resturlaub verrechnen.

@Gast
Uni und TU sind haben zwar nominell gleiche Abschlüsse, aber mir ging es 
vor allem darum, wo der Student mehr lernen kann, wenn er z. B. 
E-Technik oder Informatik studiert. Ich habe sehr profitiert davon, dass 
wir jeweils eine Fakultät E-Technik und eine Fakultät Informatik hatten, 
was an anderen Unis regelrecht zusammengeklatscht wird, am besten noch 
mit Maschinenbau und Mathematik verrührt. Wir hatten dann Professoren, 
die Spezialisten in ihren Gebieten waren und uns Studenten einen sehr 
umfangreichen und niveauvollen Einblick in bestimmte Thematiken 
lieferten, was an Nicht-TUs vielleicht nicht möglich sein dürfte. Vor 
allem genießen Informatik und Co. auch einen größeren Stellenwert an der 
TU.

von Falk B. (falk)


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@  Susi Susanti (Gast)

>Generics benutzt. Mein Chef kann nicht mit Generics in Java umgehen. Er
>ist auch der Meinung, mit der Einführung der Generics sei Java zu
>kompliziert geworden. Für mich war Java erst ab Version 1.5 annehmbar.

Tja, da haben wir es wieder. Recht haben und es bekommen sind zwei 
verschiedene Paar Schuhe. Und wenn der Chef es nicht kapiert, aus 
welchen Gründen auch immer, hast du verloren.

>die Kündigung. Meine Meinung dazu: Wenn die so weiter machen und nicht
>endlich professioneller werden, schlittern die schnurstracks in die
>Pleite.

Wunschdenken. Du glaubst gar nicht, wieviel Firmen seit Ewigkeiten 
"rumgurken", und das nicht nur mit ihrer Software sondern auch anderen 
Geschäftsprozessen. Und sie gurken immer noch. Vor allem die Großen 
können sich das Jahrzehtelang leisten. Schau dir mal Siemens, Mercedes & 
Co von innen an ;-)

>verschieben könne, was ich verneinte. Ich war wirklich ausgebrannt und
>hatte feste Termine. Ich spürte schon: Die wollen meine Arbeitskraft

Nun ja, ich kann ja verstehen und nachvollziehen dass du jetzt ziemlich 
gefrustet bist und das mal rauslassen musst. Aber mein Tipp. Versuchs 
mal einzudämmen, die hier auszukotzen. Sonst wirst du zum Wodim 2.0. 
Such mal im Forum nach dem Namen.

Das Auskotzen tut weder dir noch dem Forum gut.

MfG
Falk

P S Man kann die Leute nicht zu ihrem Glück zwingen.

P P S 
http://www.amazon.de/Dilbert-Principle-Cubicles-Eye-Management-Afflictions/dp/0752272209/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1256458504&sr=1-1

P P P S Nein, das ist KEIN Comic. ;-)

von Falk B. (falk)


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>mit Maschinenbau und Mathematik verrührt. Wir hatten dann Professoren,
>die Spezialisten in ihren Gebieten waren und uns Studenten einen sehr
>umfangreichen und niveauvollen Einblick in bestimmte Thematiken
>lieferten,

Schön zu hören, aber

> was an Nicht-TUs vielleicht nicht möglich sein dürfte.

Dir als Informatik-Koryphäe sollte doch die Unlogik dieses Satzes 
förmlich in Auge springen?!?

> Vor allem genießen Informatik und Co. auch einen größeren Stellenwert
> an der TU.

An DER TU? Welche denn? Und du kennst alle anderen?

Siehe mein vorheriges Posting.

MfG
Falk

P S Es nützt GAR NICHTS, ein fachlicher Überflieger zu sein, man muss es 
auch praktisch umsetzen. Und das heisst auch, einige politische 
Spielregeln einhalten zu müssen. Ob dir das nun passt oder nicht.

von Delete M. (skywalker)


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Gerald schrieb:
>> Pauschal kann man vielleicht sagen, dass Universitäten stärker
>> forschungslastig sind und Fachhochschulen eher weniger
>
> Unisnn. Das mag für die Forschung gelten, die Lehrinhalte sind
> dieselben. Alles, was an der FH dran kommt hast Du an der Uni auch
> inklusive der praktischen Übrungen, an der Uni sind nur nochmal mehr
> theoretische Fächer mit starker Vertiefung addiert. Die fehlen der FH.

Erst lesen, dann denken und dann erst schreiben. ;)

von gs (Gast)


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>Uni und TU sind haben zwar nominell gleiche Abschlüsse, aber mir ging es
>vor allem darum, wo der Student mehr lernen kann, wenn er z. B.
>E-Technik oder Informatik studiert. Ich habe sehr profitiert davon, dass
>wir jeweils eine Fakultät E-Technik und eine Fakultät Informatik hatten,
[...]

Kann man so pauschal nicht sagen. Es gibt gute Unis und gute TUs. 
Letztendlich hängt es vor allem davon ab, an welche Professoren man 
gerät. Da können die Niveauunterschiede selbst innerhalb einer 
Hochschule gewaltig sein. Gilt übrigens auch für FHs. Jeder Professor 
macht eben was er will.

von Mark B. (markbrandis)


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Susi Susanti schrieb:

> Ich wurde Theoretikern abgestempelt, obwohl ich, was Praxis anging, ein
> gutes Stück weiter war als mein Kollegen mit Berufserfahrung. Ich hatte
> fast das doppelte Tempo. Nach acht Monaten fing das Mobbing an, dann
> nahm ich meinen verdienten Sommerurlaub und danach war es schon
> offensichtlicher, dass man mich weg haben wollte. Ich erhielt dann auch
> die Kündigung. Meine Meinung dazu: Wenn die so weiter machen und nicht
> endlich professioneller werden, schlittern die schnurstracks in die
> Pleite.

Das klingt jetzt schon so ein bisschen danach, als ob Sie an einer 
Universität oder an einem Institut (Max-Planck, Fraunhofer etc.) 
vielleicht besser aufgehoben wären als in einer Firma in der freien 
Wirtschaft. Schon mal an daran gedacht zu promovieren?

In Firmen gilt eben nicht automatisch, dass derjenige Recht hat der das 
bessere Wissen oder die besseren Fähigkeiten besitzt. Es menschelt an 
allen Ecken und Enden. Wenn der Vorgesetzte sagt dass etwas so und so 
gemacht werden soll, dann kann man natürlich stets immer widersprechen, 
aber dann sollte man sich im Klaren darüber sein dass man seiner 
Karriere in dieser Firma damit wenig nützt bis sehr viel schadet.

von Andreas (Gast)


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Ich kann Susis Frustration teilweise nachvollziehen; ich finde es auch 
frustrierend wenn ich z.B. einem Vorgesetzten etwas erklären muss das 
eigentlich in sein Fachgebiet fällt, und ich förmlich sehen kann wie 
sich die Räder in seinem Kopf drehen. Vielleicht ist es auch eine Frage 
der individuellen Persönlichkeit. Ich fühle mich am wohlsten wenn ich 
der "Dümmste" im Raum bin: jeder versteht meine Probleme, und ich selbst 
kann immer etwas lernen. Wenn ich den Eindruck habe dass ich der 
"Klügste" im Raum bin ist mir das unangenehm.

Soviel dazu; bei deinen "Rants" hier, Susi, sieht es mir allerdings so 
aus als ob es dir an Fingerspitzengefühl und Diplomatie mangelt, du den 
Wert deines Wissens überschätzt, und nicht gut in der Lage bist 
Kompromisse einzugehen. Versuche mal ein bisschen selbstkritischer zu 
sein und Leute nicht nur nach ihrem Wissen zu beurteilen. An einer Uni 
oder einem Forschungsinstitut wärst du zwar wahrscheinlich besser 
aufgeboben, wie Mark schon gesagt hat, aber auch da wirst du nicht darum 
herum kommen deine Einstellung etwas zu überdenken.

von Susi Susanti (Gast)


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Das scheint wohl so zu sein, Herrn Brandis,

Warum ist der Mensch so dämlich? Mal wurde mir gesagt, ich solle mich 
unterordnen, tags drauf hieß es vom Chef, ich solle am besten sofort 
Kritik üben, wenn der Chef etwas dämliches vorschlägt oder vorschreibt. 
Ich habe auch immer kritisiert und bestimmte Sachen in weiser 
Voraussicht eigenverantwortlich und anders implementiert, als er sich 
das vorgestellt hat; oft genug fehlten auch genaue Vorgaben.

Dann wurde ich auch kritisiert, dass ich beim Messen vom Zeiten nicht 
einfach Log4j verwendet hätte; angeblich hätte es genügt. Jeder, der 
Log4j oder irgendwelche textuellen Ausgaben auf der Kommandozeile 
genutzt hat, weiß, wie unübersichtlich das ist. Und wieviel Wert hat 
eine einzelne Messung? Wenn ich die Dauer des Vorganges A messe, sollten 
es schon mehrere Stichproben sein. Das zu wissen, bedarf es nicht einmal 
Abitur. Kurzum: Ich wurde kritisiert, weil ich 1. Zeiten systematische 
gemessen, 2. diese kompakt in Tabellenform dargestellt habe und 3. 
effektiv nutzen konnte, um Schwachstellen aufzuspüren und zu beheben. 
Das wäre mit Log4j-Ausgaben nie möglich gewesen, allenfalls mit einem 
sehr viel größerem Zeitaufwand.

Mir hat die Arbeit dort auch nicht lange Freude bereitet. Ich frage mich 
auch, warum "Berufserfahrung" so groß geschrieben wird. Der Chef hat 
selbst jahrelang programmiert, hinzu kommt natürlich auch 
Projekterfahrung und Betriebswirtschaft aus der Praxis. Da erwartet man, 
dass er bestimmte Gefahren der Softwareentwicklung schon früh erkennt 
und entgegenwirkt, indem er sagt: Da stecken wir jetzt etwas mehr 
Entwicklungszeit hinein, weil wir das später locker wieder 
herauskriegen.

Ich hätte nicht gedacht, dass das Unternehmen in NRW¹, mit mehr als 10 
Entwicklerstellen, die alte Klitsche geblieben ist, die es war mal. Und 
dass andere Diplom-Informatiker es dort schon so lange aushalten, 
wundert mich. "Dienst nach Vorschrift" ist eigentlich etwas schlechtes, 
ein Protestmittel von Bürokraten, aber bei mir hat sich der Chef genau 
das gewünscht, anstatt dass ich mitdenke und konstruktiv den 
Softwareentwicklungsprozess begleite.

Ich bin ja eine Liberale, aus gutem Grund. Es geht bei so einem 
Privatunternehmen auch um die Existenz des Unternehmers und gerade wenn 
der Unternehmer selbst noch stark in dem Entwicklungsprozess involviert 
ist, muss er doch eher bereit sein, seine Eitelkeiten abzulegen. Im 
öffentlichen Dienst und großen Firmen ist das was anderes. Wenn da in 
einer großen Hierarchie jemand weggebissen wird, trägt der Beißer, meist 
der direkte Vorgesetzte, keine wirtschaftliche Verantwortung. Er ist ja 
nicht Unternehmer und haftet für nichts. Und es werden oft diejenigen 
weggebissen, die ehrgeizig sind und ihre Arbeit überdurchschnittlich gut 
machen. Mir wurde gesagt, ich würde das Projekt gefährden, aber ich 
interpretiere das anders. Es wurde mir auch gesagt, dass das Projekt, an 
dem ich mitwirkte, überdurchschnittlich gut ablief. Das ist inhärent 
widersprüchlich. Die größte Gefährung wurde hervorgerufen, dadurch dass 
die Spezifikation zu ungenau war, also das Verhältnis zum Kunden, das 
nicht in meinem Verantwortungsbereich lag.

Die Wahrheit ist doch die, dass, wenn man das Projektziel zu schnell 
erreicht, der Kunde einfach zufrieden ist und keine nachträgliche 
Bearbeitung in Auftrag gibt. Das ist so, als ob ein Chirurg mit Absicht 
seine Schere im Bauch des Patienten vergisst, sodass dieser wiederkommen 
muss. Auch der Vergleich mit dem berühmten Kfz-Mechaniker, der nicht nur 
einen Schaden repariert, sonder gezielt einen weiteren hinzufügt, ist 
ganz passend.


¹Bundesland geändert.

von Susi Susanti (Gast)


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@Andreas
Mir geht es ähnlich, gefall mir auch gerne in der Rolle, anderen etwas 
erklären zu können, als Meisterin sozusagen. Ebenso bin ich bereit, zu 
lernen, z. B. irgendwelche Sachen zu einem bestimmten Framework. 
Teamarbeit heißt für mich, dass man gegenseitig voneinander lernt. Wenn 
ich einen jüngeren Kollegen bekäme, würde ich den erstmal ausfragen, 
welche Vorlesungen er so an der Uni gehört habe. Vielleicht kennt er 
sich in der KI sehr gut aus; ich dagegen habe gerade mal 
Übersichtswissen, was die KI anbelangt, auch wenn ich mich gerne 
weiterbilde.

Ich glaube nicht, dass ich mein Wissen und mein Können überschätze. Ich 
weiß, was und wie ich entwickelt habe, habe abstrahiert, habe 
Redundanzen konsequent reduziert und so locker fünf, sechs Mann-Monate 
gespart.

Meine Einstellung werde ich nicht überdenken. Ich habe nun lange genug 
darüber nachgedacht, was in den letzten Monaten in dieser Firma abging, 
und warum es ausgerechnet mich trifft und warum die Firmenbetreiber 
glauben, sie könnten weiterwurschteln wie bisher. Es ist ja mitnichten 
so, dass ich alle anderen für Idioten halte, ich fordere doch nur, dass 
man mal etwas mitdenkt und dass man mir das Denken verbieten will. Wenn 
das aber in der nächsten Firma genauso unprofessionell läuft, werde ich 
wohl in die Selbständigkeit gehen müssen.

von Falk B. (falk)


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@  Susi Susanti (Gast)

>Warum ist der Mensch so dämlich?

Die Frage stellen sich Philosophen seit Jahrtausenden ;-)

> Mal wurde mir gesagt, ich solle mich
>unterordnen, tags drauf hieß es vom Chef, ich solle am besten sofort
>Kritik üben, wenn der Chef etwas dämliches vorschlägt oder vorschreibt.

Schwarz-Weiss Denken war noch nie gut. Und der Ton macht die Musik.

>Ich habe auch immer kritisiert und bestimmte Sachen in weiser
>Voraussicht eigenverantwortlich und anders implementiert, als er sich
>das vorgestellt hat; oft genug fehlten auch genaue Vorgaben.

Das ist normal.

>Dann wurde ich auch kritisiert, dass ich beim Messen vom Zeiten nicht
>einfach Log4j verwendet hätte; angeblich hätte es genügt. Jeder, der
>Log4j oder irgendwelche textuellen Ausgaben auf der Kommandozeile
>genutzt hat, weiß, wie unübersichtlich das ist. Und wieviel Wert hat
>eine einzelne Messung? Wenn ich die Dauer des Vorganges A messe, sollten
>es schon mehrere Stichproben sein. Das zu wissen, bedarf es nicht einmal
>Abitur. Kurzum: Ich wurde kritisiert, weil ich 1. Zeiten systematische
>gemessen, 2. diese kompakt in Tabellenform dargestellt habe und 3.
>effektiv nutzen konnte, um Schwachstellen aufzuspüren und zu beheben.

Wenn dein Vorgehen nicht exorbitant (=akademisch) viel Zeit gekostet hat 
und die Ergebnisse für sich sprechen, dann ist dein Umfeld a) 
kritikunfähig und b)lernunfähig. Schlechte Karten.
Wenn du du aber "Ewigkeiten" mit der besseren Messung vertrödelt hast 
und der Gewinn dabei mager war, ist die Kritik berechtig.

>Das wäre mit Log4j-Ausgaben nie möglich gewesen, allenfalls mit einem
>sehr viel größerem Zeitaufwand.

Keine Ahnung.

>Mir hat die Arbeit dort auch nicht lange Freude bereitet. Ich frage mich
>auch, warum "Berufserfahrung" so groß geschrieben wird. Der Chef hat
>selbst jahrelang programmiert, hinzu kommt natürlich auch
>Projekterfahrung und Betriebswirtschaft aus der Praxis.

Gutes Personal ist immer knapp. Das gilt dreimal für gutes 
Führungspersonal.

>Ich hätte nicht gedacht, dass das Unternehmen in NRW¹, mit mehr als 10
>Entwicklerstellen, die alte Klitsche geblieben ist, die es war mal.

That's life.

> Und
>dass andere Diplom-Informatiker es dort schon so lange aushalten,
>wundert mich. "Dienst nach Vorschrift" ist eigentlich etwas schlechtes,
>ein Protestmittel von Bürokraten,

Jain. Ab einem bestimmten Alter und sozialem Umfeld (Frau, Kinder) 
machen die meisten keine Faxen mehr und begnügen sich mit einem 
mittelmässigen, aber ruhigem, sicheren Job.

> aber bei mir hat sich der Chef genau
>das gewünscht, anstatt dass ich mitdenke und konstruktiv den
>Softwareentwicklungsprozess begleite.

Hat auch viel mit Chemie zwischen den LEuten zu tun. Aber auch im besten 
Team muss man sich einordnen. Denn zuviele "Kreative" machen schnell mal 
auch nur Chaos.

>Ich bin ja eine Liberale, aus gutem Grund. Es geht bei so einem
>Privatunternehmen auch um die Existenz des Unternehmers und gerade wenn
>der Unternehmer selbst noch stark in dem Entwicklungsprozess involviert
>ist, muss er doch eher bereit sein, seine Eitelkeiten abzulegen.

Was führt dich zu dieser naiven Annahme? Die Definition von Eitelkeit 
ist doch gerade, dass sie gerade GEGEN logische Erwägungen voll zum 
Tragen kommt.

>machen. Mir wurde gesagt, ich würde das Projekt gefährden, aber ich
>interpretiere das anders. Es wurde mir auch gesagt, dass das Projekt, an
>dem ich mitwirkte, überdurchschnittlich gut ablief. Das ist inhärent
>widersprüchlich.

Du gefährdest nicht das Projekt, sonden die Hierachie und damit die 
Eitelkeiten diverser Personen. Das ist ein absolute NOGO!

http://www.amazon.de/Das-Peter-Prinzip-Oder-Hierarchie-Unf%C3%A4higen/dp/3499613514/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1256478921&sr=1-1

> Die größte Gefährung wurde hervorgerufen, dadurch dass
>die Spezifikation zu ungenau war, also das Verhältnis zum Kunden, das
>nicht in meinem Verantwortungsbereich lag.

Ist immer so.

Susi, du musst noch viel über Politik lernen. Sonst reibst du dich ganz 
fix sinnlos auf.

http://www.amazon.de/Termin-Ein-Roman-%C3%BCber-Projektmanagement/dp/3446414398/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1256478853&sr=1-1

Passt sogar 100% auf deine Brache. Ein Klassiker. Nur das Ende ist 
kitschig ;-)

MfG
Falk

von Falk B. (falk)


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@  Susi Susanti (Gast)

>Meine Einstellung werde ich nicht überdenken.

Das ist schlecht. Und das wirst du über kurz oder lang bereuen.
Überdenken heisst nicht klein bei geben!

> Ich habe nun lange genug
>darüber nachgedacht, was in den letzten Monaten in dieser Firma abging,
>und warum es ausgerechnet mich trifft und warum die Firmenbetreiber
>glauben, sie könnten weiterwurschteln wie bisher.

DAS KÖNNEN SIE AUCH! Hör auf die Leute zu ihrem Glück zu zwingen!

> Es ist ja mitnichten
>so, dass ich alle anderen für Idioten halte, ich fordere doch nur, dass
>man mal etwas mitdenkt und dass man mir das Denken verbieten will.

Dann lass die Bude hinter dir und such dir gescheite Leute. Hab ich auch 
schon mal so ähnlich durchgemacht. Im Nachhinein sehr interessant, in 
dem Moment (1/2 Jahr) nicht sehr lustig.

> Wenn
>das aber in der nächsten Firma genauso unprofessionell läuft, werde ich
>wohl in die Selbständigkeit gehen müssen.

Glaubst du dass dann der himmel auf Erden ausbricht? Klar hast du dann 
mehr Freiräume in geweisser Weise, bist dein eigener Chef. Aber du hast 
deutlich mehr mit Kunden zu tun. Und die sind nicht immer einfach und 
lernwillig. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

So, jetzt aber genug gepredig.

MFG
Falk

von Susi Susanti (Gast)


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> Wenn dein Vorgehen nicht exorbitant (=akademisch) viel Zeit gekostet hat
> und die Ergebnisse für sich sprechen, dann ist dein Umfeld a)
> kritikunfähig und b)lernunfähig. Schlechte Karten.
> Wenn du du aber "Ewigkeiten" mit der besseren Messung vertrödelt hast
> und der Gewinn dabei mager war, ist die Kritik berechtig.

Entwicklungszeit: vier Stunden.

Der Gewinn: Bessere Analysemöglichkeiten, während Textausgaben auf der 
Kommandozeile ein absolut unsystematisches Vorgehen darstellen. Manchmal 
darf man sogar zum Taschenrechner greifen. Es wäre eine sehr 
fehleranfällige Arbeit, die Ausgaben der Kommandozeilen zu studieren. 
Das, was ich entwickelt haben, wurde mehrere Monate fast täglich 
benutzt. Sogar der Kunde konnte das konstruktiv einsetzen, indem er uns 
Zeitmessungen per E-Mail geschickt hat. Ich habe bestimmt an zwanzig 
Stellen die Performanz steigern können; ohne meine Zeitmessungen wäre 
das nicht gegangen.

An meinem letzten Arbeitstag hieß es: "So habe ich mir das nicht 
vorgestellt. Log4j hätte gereicht." Jetzt fällt mir auch ein: Er hat 
damals selbst gesagt, dass er eine schöne Übersicht brauche, um in der 
Besprechung mit dem Kunden zu zeigen, wie schnell das System sein kann 
und dass es am Server eines Dritten liegt, dass die Software 
Performanzprobleme hätte. Die wissen nicht, was sie tun... Die wissen 
nicht, was sie woll'n...

Ich habe mal gelernt, ingenieurmäßiges Vorgehen lässt sich wie folgt 
charakterisieren: "All should be done systematically."

von Falk B. (falk)


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@  Susi Susanti (Gast)

>Entwicklungszeit: vier Stunden.

Klingt gut.

>Stellen die Performanz steigern können; ohne meine Zeitmessungen wäre
>das nicht gegangen.

>Ich habe mal gelernt, ingenieurmäßiges Vorgehen lässt sich wie folgt
>charakterisieren: "All should be done systematically."

Richtig. Aber du unterschätzt leider den politischen Asepekt.

MFG
Falk

von Pele Lowitz (Gast)


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@Susi
Ich stimme dir zu und verstehe deinen Frust. Ich arbeite auch mit FHlern 
zusammen und manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr, dass die 
unbedingt den Ton angeben müssen. Das ist so, als wenn sich Ärzte von 
Krankenschwester sagen lassen, welche Diagnose sie zu stellen haben.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Mark B. (markbrandis)


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Susi Susanti schrieb:

> Ich habe mal gelernt, ingenieurmäßiges Vorgehen lässt sich wie folgt
> charakterisieren: "All should be done systematically."

[englisch-klugscheiß-modus an]

Everything should be done systematically.

[englisch-klugscheiß-modus aus]

Pele Lowitz schrieb:
> @Susi
> Ich stimme dir zu und verstehe deinen Frust. Ich arbeite auch mit FHlern
> zusammen und manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr, dass die
> unbedingt den Ton angeben müssen. Das ist so, als wenn sich Ärzte von
> Krankenschwester sagen lassen, welche Diagnose sie zu stellen haben.

Der Vorgesetzte gibt den Ton an, das hat mit Uni oder FH grad mal einen 
Scheißdreck zu tun. Immer dieses Dummgelaber hier :-(

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Gesperrt, weil "Susi"/"Pele" hier nur unter verschiedenen Namen Stimmung 
gegen FHler machen möchte.

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