Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik PGA116 / PGA117


von whatever (Gast)


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Hallo,

hat jemand schon mal mit den obigen gemultiplexten Verstärkern 
gearbeitet? Im Datenblatt steht ja, weil Multiplexing Quellenimpedanz 
kleiner als 10k halten. Hat da jemand eine praktische Erfahrung dazu?

von Raimund R. (corvuscorax)


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Der grund ist eigentlich ganz simpel:
Der erste aktive Verstärker im PGA 116/117 folgt erst nach dem MUX. 
Bedingt durch parasitäre Kapazitäten der Zuleitungen und des ICs selbst 
bildet sich am Eingang ein Tiefpass, dessen Grenzfrequnez mit 
zunehmenden Quellimpedanz sinkt.

Es gibt dann 2 Möglichkeiten dies zu verbessern:
a) Man setzt vor jeden analogen Eingang einen eigenen aktiven Verstärker 
(die ultimative Lösung aber evtl. teuer wg. dem Bauteilaufwand aber auch 
evtl. ungenauer wg. Offset-, Drift-Fehler, usw. der dabei verwendeten 
OpAmps), oder
b) man muß halt nach dem Umschalten des MUX-Kanals (ggf. wesentlich) 
länger Warten, bis der Analogwert stabil ansteht, um ihn dann von einem 
ADC wandeln zu lassen.
Für den Fall b) klappt das natürlich nur bei Signalen deren Frequenz 
nicht oberhalb dieser Grenzfrequenz des Tiefpasses liegt, oder es ist 
mit einem Amplitudenfehler zu rechnen.

Die Physik lässt sich halt noch nicht überlisten.

von whatever (Gast)


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Die Eingangskapazität sind doch immer noch nur 5 pF insgesamt. Da bildet 
sich doch kaum ein Tiefpass. Selbst bei einem Quellenwiderstand von 1 
MOhm bekommt man noch 30 kHz raus...

von Raimund R. (corvuscorax)


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whatever schrieb:
> Die Eingangskapazität sind doch immer noch nur 5 pF insgesamt. Da bildet
> sich doch kaum ein Tiefpass. Selbst bei einem Quellenwiderstand von 1
> MOhm bekommt man noch 30 kHz raus...

Soso! Und z.B. mit was für einem Kabel wird das Eingangssignal an den 
Eingang des PGAs geführt? RG-58 und RG-174 (die üblichen 'Verdächtigen' 
bei Koaxkabel) haben i.d.R. etwas mehr als 100pF/m.
Hinzu kommen noch die parasitären Kapazitäten bedingt durch den 
Platinenaufbau. Bei den 5pF des ICs selbst bleibt es nie!

Als Supporter für die von uns hergestellten intelligenten Mess-, Steuer- 
und Regelsysteme weiß ich wovon ich rede, denn ich muß leider viel zu 
häufig Kunden auf diesen Umstand hinweisen. Wenn ich dann mal nachfrage, 
wie lang denn das Messkabel ist, sagt man mir häufig, das es eigentlich 
recht kurz ist, nur so ca. 7 Meter lang !?! Aua! Und da wundert es mich 
dann nicht, das das Analogsignal entsprechend lange braucht, um sich 
nach dem MUX erst auf den richtigen Spannungswert 'einzuschwingen'.

von Raimund R. (corvuscorax)


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Nachtrag:

Ein weiterer (häufig unterschätzter) limitierender Faktor ist noch 
folgender:
Die Geschwindigkeit, mit der letztendlich alle Kapazitäten umgeladen 
werden können, hängt primär von der Stromlieferfähigkeit der 
Signalquelle ab. Die üblichen Ausgangsstufen werden mit OpAmps 
realisiert, deren max. Ausgangsstrom häufig ±20mA nicht überschreitet. 
Bei entsprechender Gesamteingangskapazität (also Kabel, Platine, IC, 
...) kannst Du Dir ja dann mal ausrechnen was die max. mögl. 
Anstiegsgeschwindigkeit (und damit auch die obere Grenzfrequenz) des 
Analogsignals sein kann.
Bevor diese Grenze allerdings erreicht wird, schlägt häufig schon das 
GBW-Produkt (Gain-BandWidth aka Verstärkungs-Bandbreiten-Produkt) des 
eingesetzten OpAmps zu.

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