Forum: Offtopic Was bringt heute noch OS für den Entwickler?


von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Hallo Leute,

als Entwickler steht man ja stets vor der Frage, wie man seine Software 
veröffentlicht bzw. vertreibt. Früher hat man gesagt, man entwickelt 
eine Software, veröffentlich diese als OpenSource und holt sich das Geld 
über Premium Support wieder rein. Vor einiger Zeit habe ich eine Studie 
gelesen, die belegt hat, dass es nicht funktioniert.

Ich frage mich deshalb jetzt wirklich, was es bringt, eine Software als 
OS zu veröffentlichen. Früher wurden gute Entwickler noch von großen 
Softwareunternehmen angeworben, doch heute ist der Markt imho so 
überfüllt, dass es sogut wie nie geschieht.

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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> Vor einiger Zeit habe ich eine Studie
> gelesen, die belegt hat, dass es nicht funktioniert.

Studien ist nicht weiter zu trauen als man sie werfen kann. Studien 
belegen oft eine vom Auftraggeber gewünschte These, und solange es nicht 
mehrere Studien zum gleichen Thema gibt, würde ich sie erst recht nicht 
ernstnehmen.

Sieh Dir doch nur mal die Situation bei der Klimaerwärmungsdiskussion an 
...

von Uboot- S. (uboot-stocki)


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> Studien ist nicht weiter zu trauen als man sie werfen kann.

Sehe ich genauso !

Im Prinzip ist doch eine (jede) Studie nichts anderes als Werbung für 
ein Produkt/Dienstleistung. Dies gilt m.E. insbesondere für Studien im 
Universitäten Umfeld. Es geht dort nur um eines: Kohle!

Studien und Gutachter - alles in den selben Sack !

Gruß

Marc

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Ja aber mal ganz ehrlich..

Nehmen wir mal ein Beispiel Lokesh Dhakar. Ich wette, dass 99% der Leser 
(auch dieses Forums hier) keine Ahnung haben werden, wer das überhaupt 
ist, obwohl die Leute seine Arbeit schon zig Mal benutzt haben.

Er ist nämlich der Typ, der das Lightbox Script programmiert hat. Doch 
was hat er davon? Ich glaube kaum, dass so viele Leute dankbar waren und 
ihm Geld gespendet haben.

von J. S. (Gast)


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> ich eine Studie gelesen, die belegt hat, dass es nicht funktioniert.

Und ich habe kürzlich eine Studie gelesen, in der eindeutig belegt 
wurde, dass es nachts dunkel ist.

Wer at Dir erzählt, das OS Geld einbringt?

Allenfalls Sharwareversionen haben einen gewissen Werbewert.

von Knut B. (Firma: TravelRec.) (travelrec) Benutzerseite


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OpenSource ist prinzipiell der richtige Weg, wenn es darum geht, 
Informationen und Nutzen einer breiten Masse zur Verfügung zu stellen. 
Ob es den Enwicklern etwas einbringt, ist nicht das primäre Ziel.

von Andreas S. (andreas) (Admin) Benutzerseite


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Dimitri: Open Source != kostenlos. Das Skript das hier auf 
Mikrocontroller.net für die Anzeige der Bilder verwendet wird ist Open 
Source, aber nicht kostenlos. Wenn es Closed Source (bzw. unlesbar 
gemachtes JavaScript) wäre hätte ich es nicht gekauft.

von D. I. (Gast)


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AFAIK ist SAP doch auch Open Source aber nicht kostenlos.
Also ich meine gehört zu haben dass man den Quellcode von denen bekommt.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Hallo Andreas,

ich habe mich vll. etwas falsch ausgedrückt, ich meinte jetzt wirklich 
die Software unter GPL, MIT, CC & co.

Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber viele kostenlose OS Projekte, 
sind "Abfälle" aus anderen konkreten Projekten, wo sich ein 
Programmierer gesagt hat: Dieses Wissen und die Zeit, die ich eh schon 
investiert habe, schenke ich der Menschheit und als Gegenleistung ernte 
ich dadurch vll. Anerkennung. Bekomme evtl. bessere Jobangebote, etc.

von Unbe K. (chatter) Benutzerseite


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Dimitri Roschkowski schrieb:
> Ja aber mal ganz ehrlich..
>
> Nehmen wir mal ein Beispiel Lokesh Dhakar. Ich wette, dass 99% der Leser
> (auch dieses Forums hier) keine Ahnung haben werden, wer das überhaupt
> ist, obwohl die Leute seine Arbeit schon zig Mal benutzt haben.
Und? Als wenn du jeden Programmierer kennen würdest, der bei Microsoft 
an Windows arbeitet...

>Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber viele kostenlose OS Projekte,
>sind "Abfälle" aus anderen konkreten Projekten
Würde ich nicht sagen. Vieles sind auch komplette Neuentwicklungen. Als 
große Beispiele: KDE und Linux

von Stefanie B. (sbs)


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naja neuentwicklung un linux ist gut lol

Ist das nicht der besserer Minix-Clone ;-)

Viele Grüße
Stefan

von Unbe K. (chatter) Benutzerseite


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Indirekt ja. Aber zumindest die ursprüngliche Terminalemulation hat er 
komplett selbst geschrieben. Minix diente als Grundlage.
Für mehr siehe: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Linux#Historische_Entwicklung

Aber egal. Das würde zuweit vom Thema weg führen.

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Ich spreche das Thema hier aus einem Grund an. Das Internet war für mich 
immer ein Geben+Nehmen. Doch für viele ist das Internet heute nur ein 
kostenloser Selbstbedienungsladen.

Noch schlimmer finde ich die Einstellung dieser neuen "Kunden". Auf der 
einen Seite wollen die nichts für die Software zahlen und auf der 
anderen Seite verlangen die Stundensätze von 100+ EUR. Und dabei nutzen 
diese Leute die Software, für die sie garnichts bezahlt haben. Lizenzen 
spielen dabei auch keine Rolle, da wird dann auf einmal aus einer 
Anwaltskanzlei ein Privathaushalt. (sorry, wunder Punkt)

Und mit dieser "Jeder soll selbst sehen, wo er bleibt" Einstellung frage 
ich mich, was es einem Entwickler bringt, eine Software als FOSS zu 
veröffentlichen.

von Unbekannt U. (Gast)


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Was erwartest Du Dir denn? Ruhm und Ehre für ein paar lächerliche, 
tausend Zeilen Code?

Oder verträgt sich Dein (geniales?) Geschäftsmodel nicht mit 
Open-Source?

Die Antworten auf diese Fragen sind ganz einfach: Kein Mensch dieser 
Welt zwingt Dich bei diesem Spiel mitzuspielen.

Wenn Dir das Spiel nicht gefällt, kannst Du Dein eigenes Spiel nach 
Deinen Regeln machen. Kein Mensch hindert Dich daran.

von Karl H. (kbuchegg)


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Dimitri Roschkowski schrieb:

> Früher wurden gute Entwickler noch von großen
> Softwareunternehmen angeworben, doch heute ist der Markt imho so
> überfüllt, dass es sogut wie nie geschieht.

Diese These würde ich auch nicht unterschreiben.
Es stimmt zwar, dass du am Markt jede Menge Leute bekommst, die sich 
'Entwickler' schimpfen. Aber gute Leute sind heute immer noch so rar wie 
vor 20 Jahren. Da hat sich nichts geändert.

von Mathias B. (dedi)


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Karl heinz Buchegger schrieb:
>
> Diese These würde ich auch nicht unterschreiben.
> Es stimmt zwar, dass du am Markt jede Menge Leute bekommst, die sich
> 'Entwickler' schimpfen. Aber gute Leute sind heute immer noch so rar wie
> vor 20 Jahren. Da hat sich nichts geändert.

Zwei Fragen zum Thema:

1) Wie finden denn die Unternehmer gute Entwickler?
2) Und wenn die Leute so rar sind, wieso bekommen die heute viel 
weniger, als früher? Ein MS Programmierer hat vor 20 Jahren noch 
Millionen verdient. Heute ist sein Gehalt kaum der Rede wert.

von Karl H. (kbuchegg)


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Mathias Braun schrieb:
> Karl heinz Buchegger schrieb:
>>
>> Diese These würde ich auch nicht unterschreiben.
>> Es stimmt zwar, dass du am Markt jede Menge Leute bekommst, die sich
>> 'Entwickler' schimpfen. Aber gute Leute sind heute immer noch so rar wie
>> vor 20 Jahren. Da hat sich nichts geändert.
>
> Zwei Fragen zum Thema:
>
> 1) Wie finden denn die Unternehmer gute Entwickler?

Suchen, suchen, suchen.
Und natürlich Mundpropaganda

> 2) Und wenn die Leute so rar sind, wieso bekommen die heute viel
> weniger, als früher?

Angebot und Nachfrage.
Die vielen Möchtegerns haben den Markt kaputt gemacht

von Johnny B. (johnnyb)


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Es gibt noch einen anderen Aspekt; stellt man gewisse Dinge als Open 
Source zur Verfügung, nimmt man dem Markt die Möglichkeit, diese 
veröffentlichten Verfahren zu patentieren.
Ich denke alles was an subventionierten Schulen, Universitäten und 
dergleichen entwickelt wird muss Open Source sein.
Ansonsten muss es halt jeder selber wissen.

von Peter D. (peda)


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Es besteht wirklich nicht mehr eine große Nachfrage nach guten 
Programmierern.
CPUs sind 1000-mal schneller, RAM und Festplatten 1000-mal größer, also 
können Programme ruhig 1000-mal schlechter sein und trotzdem kann man 
sie verkaufen.

Auch ist der User deutlich fehlertoleranter geworden.
Ein klemmendes Programm wird eben mit dem Taskmanager abgeschossen und 
neu gestartet.
Bei einem klemmenden Gerät wird der Netzstecker gezogen und wieder 
eingesteckt.
Jeder Handybenutzer lernt als erstes, wie man den Akku rausnimmt und 
wieder einsetzt.

Man ist regelrecht umzingelt von schlechter Software und hat längst 
resigniert.


Peter

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Beachte aber auch, dass der Programmumfang stark gestiegen ist. Du musst 
eher die Fehler pro tausend Codezeilen als Maßstab nehmen. In einer der 
letzten C't war dazu ein Bericht von Microsoftmitarbeitern zum Thema 
Fehlermanagement.

von Johnny B. (johnnyb)


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Die meisten Geräte und auch Software sind schon massiv komplexer 
geworden als früher. Nach der Entwicklung bleibt dann keine Zeit mehr 
das ganze zu testen und wird dann halt so wie es ist auf den Markt 
geworfen.
Wahrschienlich wird sich das aber auch nicht ändern, denn die Kunden 
schreien auch vermehrt nach mehr Funktionen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Dimitri Roschkowski schrieb:

> Früher wurden gute Entwickler noch von großen
> Softwareunternehmen angeworben, doch heute ist der Markt imho so
> überfüllt, dass es sogut wie nie geschieht.

Mir haben meine umfangreichen Opensource-Aktivitäten bislang in meinem
Leben zwei Jobs eingebracht, wohlgemerkt beides welche, in denen ich
mich sehr wohl fühle (bzw. gefühlt habe, da einer davon mittlerweile
beendet ist -- zu Gunsten des anderen).  Dazu gehört natürlich schon
ein wenig Bekanntheit in der jeweiligen ,Szene', weshalb ich auch die
vielen Leute nicht verstehen kann, die sich hinter irgendwelchen
Pseudonymen verstecken...  Ich bin mir sehr sicher, dass man mir diese
Jobs nicht angetragen hätte, wenn ich all die Opensource-Arbeit (und
die zugehörigen Diskussionen) unter Pseudonymen gemacht hätte --
einfach deshalb, weil dann die entsprechenden Leute meinen richtigen
Namen nicht hätten mit dem Pseudonym einfach verbinden können und sie
mich folglich nicht gefunden hätten.

Ansonsten habe ich einfach Spaß an diesen Tätigkeiten, sonst würde ich
sie nicht machen.  Sowas ändert sich auch im Laufe der Zeit, so mache
ich mittlerweile nicht mehr sehr viel bei FreeBSD (obwohl ich nach wie
vor registrierter Entwickler bin, sodass ich gelegentlich immer noch
in dieser oder jener Nische was tun kann, die sowieso gerade niemand
anders anfassen will), dafür halt manche Dinge in anderen Ecken,
teilweise auch wirklich nur mal einen einzelnen Beitrag für ein
Projekt (wie den Parser für die Excellon-Dateien in gerbv oder jetzt
eben die Generierung validierbaren XMLs beim GPX-Export in
QLandkarteGT).

von Purzel H. (hacky)


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>Was bringt heute noch OS für den Entwickler?

Man kann den Code auch an die Kunden herausgeben wenn es sich um ein 
kleines Projekt handelt. Der Kunde hat dann das Gefuehl nicht vollends 
auf alle Zeiten von diesem Entwickler abhaengig zu sein. Ein haeufiges 
Thema : Was geschieht wenn Sie (der Entwickler) nicht mehr da sind. 
Solche Fragen vergessen, dass ein eingestelltes Projekt bei einer 
Grossfirma auch weg ist, auch wenn 20 Personen daran arbeiteten. Ich hab 
schon vieles ueberlebt. Wenn ein Kunde etwas Flieder in die Hand nimmt 
kram ich auch 20 jaehrigen Turbopascal Code wieder hervor.

Die nachste Sache ... dann gibt man ja den super genialen Code aus der 
Hand, der ueber die naechsten hundert Jahre unermesslichen Reichtum in 
die Kasse spuelen wuerde. Etwas mehr Realitaetssinn bitte. So genial ist 
kein Code. Ein vernuenftiges Marketing bringt mehr.

Nochwas. Wenn der Kunde den Code hat, ist das "superdringend" etwas 
entschaerft. Ja. Man geht in die Ferien. Ja, man ist lieber andersweitig 
beschaeftigt. Als Entwickler gibt man dem Kunden immer die Option 
zwischen warten und bezahlen, und selbst machen und viel mehr bezahlen. 
Und wenn das Warten gegen unendlich geht kann man sich elegant aus dem 
Projekt verabschieden. Was man ja als moeglicher Angestellter an diesem 
Projekt auch tut wenn man das Projekt verlaesst.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

ich weiß zwar nicht, ob das hier schon kam, aber:
Man kann sich doch im Markt umsehen, welche Software teuer ist und oft 
gekauft wird. Dann entwickelt man eine OpenSource-Variante, kauft 
Push-Optionen auf den vorherigen Anbieter und wirft seine eigene 
Varianten kostenlos raus. Der ursprüngliche Anbieter verliert 
Marktanteile und seine Aktie fällt. Über die Push-Optionen holt man sich 
den Gewinn rein und deckt gleichzeitig die Entwicklungskosten. Könnte 
das nicht auch funktionieren?

von Mathias B. (dedi)


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Ich weiß nicht, was du mit Push-Optionen (Optionsscheinen) meinst. Ich 
glaube, dass du eher Leerverkäufe (short) meinst, denn genau da 
profitiert man von den fallenden Kursen. Zu beachten ist allerdings, 
dass man derzeit deutsche Werte nicht shorten kann.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Völlig unabhängig ob Open- oder Closed-Source, du verdienst (vielleicht) 
Geld wenn du dich vermarkten kannst. Du verdienst (mit großer 
Wahrscheinlichkeit) keins, wenn du dich nicht vermarkten kannst.

Du verkaufst eine Dienstleistung (Anpassung von Code, Weiterentwicklung, 
Neuentwicklung). Wenn du kein Händchen fürs Verkaufen hast wird das 
nichts.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

Zitat aus der Lizenz eines amerikanischen Software-Autors:

"I have earned more than enough money in my life, what i need now is 
admiration!"

Name habe ich mir nicht gemerkt.

Gruss Reinhard

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