Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Schaltungstechnikbücher: nur Müll?


von pock (Gast)


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Ich wollte grad ein Elektronikbuch kaufen und war in einer wirklich gut 
ausgestatteten Fachbuchhandlung. Leider gab es aber fast nur Mist. 
Siegl? Mit mülligem VHDL vollgestopft und total konfus. Göbel? Ja ganz 
nett, aber an den entscheidenden Punkten zu knapp, dazu teilweise 
unverständliche Symbolik und keine Erklärung der verwendeten Icons. Und 
dann 40 Euro? Ui... Naja, es gab noch so 5-6 andere 
Elektro/Schaltungstechnikbücher, allesamt Mist. Da werden halbe Bücher 
verschwendet um den Herstellungsprozess von Halbleitern zu erklären oder 
alles mit vollkommen uninteressanten Herleitungen zu den Formeln 
vollgeknallt. Ja toll, nur weil ich weiß wie man die F(F)T herleitet, 
kenn ich immer noch nicht das Spektrum des Signals. Sprich, entweder zu 
deutsch-theoretisch (erst wenn es der Leser nicht mehr kapiert hat der 
deutsche Fachautor gewonnen). Japanischer Kollege dagegen hat einen 
Haufen billiger Bücher wo alle Grundschaltungen, Bauteile, Formeln etc. 
erklärt sind für 10 Euro das Stück. Nur leider eben Japanisch...
Hätte ich dann nicht doch endlich mal den Tietze Schenk, zu meiner 
"Sicherungskopie" aus dem Netz von dem Buch, gekauft,ich hätte den Laden 
heulend verlassen. Wie kann das sein? Das ist doch fast überall so mit 
deutschen Büchern! Signalanalyse, was gibt es da vernünftiges? Nix. Und 
im englischen Markt? DSP for Engee's, Numerical Recepies und und und. 
Statistik? Viel zu teures Zeug von Springer gegen zB The Practice of 
Statistics der Amis. Ich find das traurig, gerade im Bezug zum Preis. Da 
gibt es ja nix mehr für unter 40 Euro, und dann nur Theoriekram ohne 
jeden Bezug zum Realen Leben (TM).
Find ich traurig...

ps: Nein, ich bin kein dummes Kind, ich kann durchaus was mit Formeln 
anfangen, nur nicht mit einem Overload an ihnen.

von Bernd G. (Gast)


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Warum soll es dir besser gehen als mir?

von Purzel H. (hacky)


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Jammer, heul ... Was spricht denn dagegen ein englischsprachiges Buch zu 
kaufen ?

von Bierbaron (Gast)


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von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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> Wie kann das sein?

Es ist kein Markt da, der den Aufwand ein gutes Buch zu schreiben 
rechtfertigt. Die Auflagen (ausgenommen vielleicht Tietze-Schenk) sind 
so klein, dass es sich nicht rechnet ein Jahr oder mehr Arbeit in ein 
gutes Buch zu stecken.

Professoren schreiben Bücher weil sie Veröffentlichungen für den 
Lebenslauf brauchen und weil sie es Leid sind, ihre Skripte als 
Loseblattsammlung rauszugeben. Sie schreiben sie nicht für den Leser.

Vielschreiber (heute Esoterik, morgen Elektronik), schreiben Mist 
zusammen weil sie das einmaligen Honorar für das Buch haben wollen, am 
Umsatz sind sie gar nicht beteiligt. Hauptsache der Verleger glaubt er 
hätte ein geiles Buch.

Dann gibt es noch die, die ihren Namen unbedingt mal gedruckt sehen 
wollen. Die stecken vielleicht wirklich ein Jahr Arbeit rein, nur die 
wirklichen Experten schreiben keine Bücher. Denn die arbeiten und werden 
in der heutigen Berufswelt mit 60+ Arbeitsstunden/Woche so zerrieben, 
dass sie einfach nicht mehr können.

Consultants schreiben Bücher um ihr Beratungsgeschäft anzukurbeln. 
Würden die alles in den Büchern verraten, hätten sie kein Geschäft mehr.

Ich glaube übrigens, das die epidemische Verbreitung von Raubkopien noch 
weiter dazu führen wird, dass es immer weniger gute Bücher gibt. Schon 
heute lohnt sich ein Fachbuch kaum. Wird es einem mit der ersten 
elektronischen Kopie x-fach kopiert, rechnet es sich schon gar nicht.

Du kannst natürlich gerne den Versuch machen. Nimm eines der Bücher 
deines japanischen Kollegen als Vorbild. Mach eine entsprechende 
Sammlung auf Deutsch. Versuch sie zu verkaufen.

von Purzel H. (hacky)


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Als deutschsprachiger Autor wuerde ich es mir nicht antun, so ein Buch 
schreiben zu wollen. Ist zu schnell veraltet, und der Markt ist viel zu 
klein. Dazu kommt, dass ich von Buchmarketing wenig Ahnung habe. Der 
deutschsprachige Markt hat einige Grenzen, dh Zoelle, Aufwand.
Aber vielleicht jemand anders hier ?

von Daniel D. (daniel1976d)


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Ich kann auch nur raten sich englische Buecher anzuschauen... Aber auch 
da gibt es eine Menge Mist... Horowitz & Hill wird als englische Version 
vom Tietze Schenk gehandelt... die Herransgehensweise ist jedoch total 
verschieden...

von Tom M. (tomm) Benutzerseite


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Nebliger Pfad schrieb:
> Jammer, heul ... Was spricht denn dagegen ein englischsprachiges Buch zu
> kaufen ?

Ich schliesse mich dem "jammer, heul" an.... ;-)

Vor etlichen Jahren hab ich mir den Schinken von Horowitz & Hill gekauft 
("the art of electronics"), auf Empfehlung hin. Das Werk ist sehr 
umfassend, nur leider reichen meine alltagstauglichen Englischkenntnisse 
einfach nicht, um es gut zu verstehen. Als Einsteiger bin ich 
schlichtweg überfordert, die mir unbekannten englische Begriffe 
nachzuschlagen, eine passende Übersetzung auszuwählen (!) und dann zu 
verstehen, was es damit auf sich hat.

Die deutsche Übersetzung des Buches ist übrigens mehr schlecht als recht 
gelungen, schreiben viele Rezensenten. Was jetzt? Das englische hab ich 
und versteh es schon wegen der Sprache nicht, das deutsche werde ich 
vlt. nicht verstehen, weil es schlecht übersetzt ist und unverständliche 
Formulierungen enthält.

Heuer hab ich mir noch das "Elektronik-Kompendium" von Schnabel gekauft. 
Allerdings ist Schnabel's Buch schon wieder zu knapp und syntaktisch und 
grammatikalisch ein Albtraum.

Gute deutsche Fachliteratur ist echt schwer zu bekommen...

von pock (Gast)


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Tja, ich werd auch ein Fachbuch mit Kollegen schreiben, aber zu einem 
sehr speziellen Gebiet der Elektronik, in der Breite reichen meine 
Kentnisse nicht aus.

von Purzel H. (hacky)


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>Als Einsteiger bin ich schlichtweg überfordert, die mir unbekannten englische 
Begriffe nachzuschlagen, eine passende Übersetzung auszuwählen (!) und dann zu 
verstehen, was es damit auf sich hat.


Fuer Profis, nicht unbedingt fuer Bastler :
An Englisch fuehrt kein Weg vorbei. Es gibt auch hinreichend viele 
englischsprachige Laender fuer verschieden grosse Budgets, eine Reise 
von ein paar Monaten lohnt sich unbedingt. Nur sollte man alleine Reisen 
und sich den Herausforderungen der Sprache stellen.

von Jürgen S. (starblue) Benutzerseite


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> Als Einsteiger bin ich schlichtweg überfordert, die mir unbekannten englische 
Begriffe nachzuschlagen, eine passende Übersetzung auszuwählen (!) und dann zu 
verstehen, was es damit auf sich hat.

Dann mußt du mehr Zeit und Mühe investieren, mehr englische Bücher und 
Datenblätter lesen, bis du irgendwann kein Einsteiger mehr bist. Um die 
Datenblätter kommst du eh nicht drum herum (sei froh, wenn die nicht auf 
Chinesisch sind).

von Paul (Gast)


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gute deutsche Bücher gibt es schon:

Tietze/Schenk "Schaltungstechnik"
Seifart "Analoge/Digitale Schaltungstechnik"
Lindner/Brauer/Lehmann "Kompendium Elektrotechnik"

>Schinken von Horowitz & Hill gekauft
>("the art of electronics")

halte ich zum Erlernen für einen Frischling schlichtweg für didaktischen 
Müll. Noch schlimmer war nur die deutsche Übersetzung aus dem 
Elektorverlag.

von Gastino G. (gastino)


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Jürgen S. schrieb:
> Dann mußt du mehr Zeit und Mühe investieren, mehr englische Bücher und
> Datenblätter lesen, bis du irgendwann kein Einsteiger mehr bist. Um die
> Datenblätter kommst du eh nicht drum herum (sei froh, wenn die nicht auf
> Chinesisch sind).

Also das Erlernen oft sehr schwer verständlicher Sachverhalte fällt dann 
noch mal viel schwerer, wenn man das nicht in seiner Muttersprache lesen 
kann. Irgendwelche Datenblätter sind damit nicht wirklich vergleichbar, 
das ist dagegen ein Spaziergang.
Ich kann den Wunsch nach guter deutscher Fachliteratur gut verstehen. 
Ich habe mir vor Jahren mal Seifart: "Analoge Schaltungen" gekauft und 
finde das Buch zwar nicht optimal**, aber ganz ok. Für Grundlagen sollte 
man sowieso immer mal schauen, ob es da noch ein Standardwerk aus der 
ehemaligen DDR gibt, die sind in meinen Augen meist deutlich 
systematischer geschrieben.

http://www.amazon.de/Analoge-Schaltungen-Manfred-Seifart/dp/3341012982

**Beispiel: Emitter-, Emitterfolger- und Basisschaltung werden zwar 
ausführlich hinsichtlich ihrer Eigenschaften besprochen, aber man geht 
mit keinem Wort darauf ein, was genau eine Schaltung nun zur Emitter-, 
Emitterfolger- oder Basisschaltung macht, was also exakt die Kriterien 
für diese Einordnung sind. Solche Mängel machen Anfängern das 
Verständnis oft sehr schwer.

von Internet rulez (Gast)


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> Es ist kein Markt da, der den Aufwand ein gutes Buch zu schreiben
> rechtfertigt. Die Auflagen (ausgenommen vielleicht Tietze-Schenk) sind
> so klein, dass es sich nicht rechnet ein Jahr oder mehr Arbeit in ein
> gutes Buch zu stecken.

Die Sache ist doch im Grunde ganz einfach, was es nicht für günstig gibt 
wird auch dem Netz runtergeladen, Mann muss nur die richtigen Adressen 
kennen ..

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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schau dir mal das hier an:
http://www.amazon.de/Microelectronic-Circuits-Electrical-Computer-Engineering/dp/0195142527/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1262544846&sr=8-1
ist zwar auf Englisch, jedoch solltest du es verstehen können, wenn du 
z.B. den Tietze/Schenk lesen und verstehen kannst und mit Englisch 
halbwegs klarkommst.

von was_is_mit_du (Gast)


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Eines der besten Bücher, die es aud diesem Gebiet gibt:

Analog Circuit Design von Jim Williams:

http://www.amazon.de/Circuit-Personalities-Butterworth-Heinemann-Engineers/dp/0750696400/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1262986402&sr=1-3

Ist aber eher schon für den fortgeschrittenen Anfänger gedacht.
Das einzige Buch, das ich kenne, das Konzepte vermittelt und nicht
Kochrezepte.

Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass - von absoluten Grundlagen
abgesehen - kaum gute Bücher existieren. Hier sollte man sich vielleicht
überlegen, sich das Wissen anders zuzulegen - mit Kollegen reden,
Datenblatter durchlesen, AppNotes, Reference Disigns,...
Habe dadurch schon mehr lernen können, las mit Büchern.

mfg

von Paul (Gast)


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>ür Grundlagen sollte
>man sowieso immer mal schauen, ob es da noch ein Standardwerk aus der
>ehemaligen DDR gibt, die sind in meinen Augen meist deutlich
>systematischer geschrieben.

In der DDR wurden Lehrbücher für die Schule und Hochschule auch von 
einem pädagogisch/wissenschaftlichen Autorenkollektiv (heute Team) 
gegengelesen und dann erst als Lehrbuch zugelassen. Heute kann jeder 
Dorfschullehrer den Lehrplan selber gestalten. Sämtliche allgemeine 
Hochschul- und Fachschulliteratur wurde von Ministerium empfohlen. Steht 
meist auf der ersten Einbandseite: "Vom Ministerium für Hoch- und 
Fachschulwesen als Lehrbuch an Universitäten und Hochschulen (bzw. an 
Fachschulen) eingeführt".

Manchmal hatten Einheitslehrpläne (an der Fachschule oder im 
Grundstudium an der TH) auch was Gutes.

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