Hallo allerseits, ich habe eine sehr spezielle Frage an die Experten auf dem Gebiet der Consumer-Elektronik-Enwicklung. Angenommen jemand wollte ein Gerät auf den Markt bringen, welches sehr einem Navi ähnelt: Touchscreen, Plastikgehäuse, ARM9 mit Linux. 1) Was würdet Ihr sagen, sind die wesentlichen Milestones bei der Produktentwicklung bis zum Markteintritt? 2) Wie Lange dauert die Entwicklung? Was ist aus Time2Market Gesichtspunkten wichtig? 3) Welche Resourcen benötigt man für solch eine Entwicklung? 4) Was sind die größten Stolperfallen? Randbedingungen: Fertigung bei einem CM zunächst 1000 Stück, dann 10.000 Stück geplant. Meine Antworten stelle ich hier zur Diskussion: 1) Folgende Vorgehensweise schlage ich vor: -> Definition der Requirements -> Technologiewahl (mit Tests auf EVAL-Boards) und Komponentenselektion -> Auswahl der Supplier für die Kernkomponenten: Display, CPU-Board und Gehäuse -> Design Elektronisch und Design Mechanisch - gleichzeitig Software Entwicklung -> Fertigung 5x Protopyen -> Bugfixes -> Usability-Tests mit Testusern -> Zertifizierungen CE etc ... -> Verpackung und Doku -> Fertigung der ersten 1000 Stück in Deutschland -> Fertigung der nächsten 10.000 Stück in Asien. 2) Ich tippe auf ca. 12 Monate: 2 Monate - Requirements mit Endkundenbefragung etc. 1 Monat zur Auswahl der Technologien und Komponenten 5 Monate bis das Design steht und Supplier alle im Boot sind 1 Monat Prototypenerstellung, Bugfixes und Tests 2 Monate für Zertifizierung, Verpackung und Doku 1 Monat für Serienfertigung 1000 Stück bis die Palette vor der Tür in DE steht Wichtig ist es imho keine Dead-Locks zu haben und Gleichzeitigkeiten im Prozess so gut wie möglich zu nutzen: Beispiel Hardware- und Softwareentwicklung 3) Man benötigt meiner Meinung nach minimum 4 Mann einen Elektronik-Entwickler einen Embedded-Software-Entwickler einen Gehäuse/Mechanik-Entwickler Außerdem noch einen guten Einkäufer/Verhandler für Supplier und CM. Entwicklungsbudget wenn Labor mit allem Notwendigem bereits vorhanden: 50k EUR + Gehälter natürlich 4) Single Source Probleme -> Nur Komponenten verwenden, die jeder verwendet Verzögerungen bei Fertigung -> Vertrauenswürdigen CM auswählen Gehäuse -> bei 1000 Stück lohnt noch keine Form - Alternativen? Wie gesagt, das wären meine Antworten als Diskussionsgrundlage - bitte in der Luft zereissen wenn die Annahmen unhaltbar sind! (CM = Contract Manufacturer)
@ Entwickler (Gast) >ich habe eine sehr spezielle Frage an die Experten auf dem Gebiet der >Consumer-Elektronik-Enwicklung. Dil gibt es hill nich mell, sind alle nach China ausgelwandelt. >Wie gesagt, das wären meine Antworten als Diskussionsgrundlage - bitte >in der Luft zereissen wenn die Annahmen unhaltbar sind! Ach heute mal nicht ;-) Pi mal Dauem passt das schon, der Teufel steckt im Detail. Dein Softwerker wird SEHR viel zu tun haben, je nach dem wieviel Funktionalität neu erschaffen werden muss und wieviel bereits vorhanden ist. Da kann es mal fix passieren, dass dein Team von 4 auf 20 Leute wächst, wenn du das alles WIRKLICH in 12 Monaten so durchbringen willst. Merke, Planung heisst Zufall durch Irrtum ersetzen. ;-) MFG Falk
hast Du früher embedded Projekte gemacht oder nur ein Buch drüber gelesen? Wenn ich das lese....ganz schön weit vom Leben entfernt!
Den Punkt :-> Usability-Tests mit Testusern vorziehen, die sollen mal mit einer Simulation arbeiten. Nur etablierte Firmen koennen sich's leisten schwer bedienbaren Muell auf den Markt zu werfen. Ander muessen besser sein. Und das ist mit der Usability moeglich. Und dan wuerd ich den Prototypen fertigen. Ploetzlich braucht's noch einen Button mehr... Generell... weshalb holt ihr euch keinen der das alles drauf hat ins Boot ? Das lohnt sich hundert mal.
Gehäuse: Bei einem Projekt, das nun 8 Jahre zurückliegt, hat allein die Pressform für das Gehäuse 20.000 USD gekostet. Plus Gehalt des Designers.
ich denke, ein Softwareentwickler ist viel zu wenig. der hat ja nach deiner Rechnung nur 6 Monate Zeit wenn das ding in 12monaten fertig sein soll, brauchst du mehr. Kommt natürlich drauf an, ob du auf Bibliotheken zurückgreifen kannst, oder ob alles neu implementiert werden muss. es gibt zwar eine Menge Bibliotheken für viele dinge im Netz, aber die stehen meist unter Lizenzen, die dich zwingen deine Sourcen der Allgemeinheit verfügbar zu machen. Oder aber du kaufst Bibliotheken. Auf jeden Fall solltest du auch den Testaufwand nicht unterschätzen.
Man kann relativ gut abschätzen, wie lange es noch dauern wird, wenn ein funktionsfähiger Prototyp auf dem Tisch liegt. Und funktionsfähig heisst funktionsfähig, Software die so funktioniert wie sie soll, und Technik die zwar vielleicht mit Klebeband zusammengehalten wird, aber das tut, was sie soll. Alles, was vorher läuft, kann ewig dauern und Vaporware ergeben. Bei 1000 wird man eine Spritzgussform machen. Wenn man einen sehr straffen Zeitplan (3 Mon) einhalten will, wird es teurer, als wenn man ausreichend Zeit hat (6 Mon). Falls deine Zertifizierung mehr als ein EMV Test ist, kann die auch länger dauern, vor allem wenn es ein Redesign erfordert. "Requirements mit Endkundenbefragung" klingt nach: Ich weiß nicht was ich bauen soll.
Sehr geehrter "Entwickler", ich halte die o.a. Schätzungen für sehr ehrgeizig, aber unter optimalen Bedingungen für umsetzbar, solange die auf dem Gerät zu betreibende Software nahezu trivial ist. Vermutlich wird sie das aber nicht sein, und es kostet sehr viel Zeit, eine Benutzeroberfläche "rund" zu machen. Ebenso wurde der Aufwand für die Erstellung eines Prüfkonzeptes, den Prüfmittelbau und ggf. Vorkehrungen in Hard- und Software vergessen. Natürlich kann man versuchen, den schwarzen Peter in richtig des Fertigungsdienstleisters zu schieben, aber entweder wird das sehr teuer oder eben nur mittelmäßig gut. Dass nach einer Prototypenphase von fünf Geräten sofort ein Serienlos mit 1.000 Geräten erfolgreich gestartet werden kann, ist zu optimistisch, insbesondere wenn womöglich noch Anpassungen an der Mechanik, vor allem Bedienelementen wie z.B. Tastern, erforderlich sind. Da kann es schnell zu fünf bis zehn Iterationen mit Anpassungen von Gehäuse, Kontaktmatten und Leiterplatte kommen. Weiterhin ist zu beachten, dass bei manchen Bauteilen Lieferengpässe auftreten, d.h. Lieferzeiten von 3-6 Monaten. Folglich müsste die Bestellung der Serienstückzahlen schon erfolgen, sobald die Komponen- tenauswahl für die Prototypen erfolgt ist. Dies stellt ein ganz erhebliches Risiko dar. Muss auf ein anderes Bauteil ausgewichen werden, hat man nicht nur Geld für für das ungeeignete Bauteil versenkt, sondern darf sich ggf. trotzdem auf die langen Liefer- zeiten einstellen. Gelegentlich kommt es vor, dass ein Bauteil zwar grundsätzlich geeignet wäre, aber die Kombination aller Bauteile mit sehr unterschiedlichen Lötprofilen auf einer Leiterplatte nicht funktioniert. Und dann muss ggf. nachgebessert werden. Um dies im Griff zu haben, muss man schon einen sehr erfahrenen HW- Entwickler im Boot haben, und damit meine ich jemanden mit mindestens zehn bis zwanzig Jahren Erfahrung. Sollten Sie bei diesem Projekt auf externe Unterstützung zurückgreifen wollen, so können Sie mich gerne kontaktieren. Mit freundlichen Grüßen Andreas Schweigstill
>1 Monat Prototypenerstellung, Bugfixes und Tests Ist wohl ein witz. In einem Monat geschieht gar nichts. >1 Monat Inbetriebnahme der Tools, erste Hardwaretests >2 Monate Firmware ansetzten, Debugstrategien, Firmware Tests aufsetzten >.. Monate Firmware schreiben und testen
Hallo, @Falk Software wird zunächst äußerst einfach gehalten sein. Das System muss zunächst fast nichts können außer Linux zu booten und sich zu einem Server zu Verbinden. Updates im Feld sind geplant und ermöglichen eine "User-Getriebene" Weiterentwicklung. @WT: Bin seit ca. einem Jahr im Thema drinn... Würde mich stark interessieren wo ich am weitesten vom "Leben weg bin"! @hacky: Konkrete Vorschläge? Wir planen eventuell Gehäuse/Mechanik outzusourcen. Elektronik durch die Verwendung von einer fertigen CPU-Platform ja quasi auch. Würdest du die gesamte Entwicklung weggeben? Software und Elektronik Kapazitäten sind bei uns bereits vorhanden. Wir befürchten mangelnde Flexibilität wenn wir das Ruder komplett aus der Hand geben! Wie sieht es mit den Kosten aus wenn man das komplett outsourced?
>1 Monat für Serienfertigung 1000 Stück bis die Palette vor der Tür in DE
steht
Eher nicht. In einem Monat krieg ich 10 Leiterplatten mit Trivialozeugs
drauf, das ich grad noch an Lager hatte. Einkauf kann dauern. Teils
Teile haben 12 Wochen Lieferzeit.
@Entwickler (Gast) >Software wird zunächst äußerst einfach gehalten sein. Das System muss >zunächst fast nichts können außer Linux zu booten und sich zu einem >Server zu Verbinden. Und wer soll das dann kaufen? >Updates im Feld sind geplant und ermöglichen eine "User-Getriebene" >Weiterentwicklung. Also Bananenstrategie, reift beim Kunden. Arbeitest du bei Siemens? ;-) >Bin seit ca. einem Jahr im Thema drinn... Würde mich stark interessieren >wo ich am weitesten vom "Leben weg bin"! >Konkrete Vorschläge? Wir planen eventuell Gehäuse/Mechanik outzusourcen. Na dann schreibt aber mal ein SEHR gutes Lastenheft. >Elektronik durch die Verwendung von einer fertigen CPU-Platform ja quasi >auch. Würdest du die gesamte Entwicklung weggeben? Was machst du denn dann? Marketing? Also doch unfähig als Entwickler? >Software und >Elektronik Kapazitäten sind bei uns bereits vorhanden. Wir befürchten >mangelnde Flexibilität wenn wir das Ruder komplett aus der Hand geben! >Wie sieht es mit den Kosten aus wenn man das komplett outsourced? Kommt drauf an wie gut eure Leute sowie die externen Firmen sind. Da gibt es eine grooooße Bandbreite. MFG Falk
Ja. ich war oft der Outsourcepartner. Das ist zur Zeit grad nicht mehr im Angebot, da zur Zeit angestellt. Das Budget war eigentlich immer zu klein. Ich hab dann auch laenger gebraucht als gedacht. Die Kunden haben sich dann auch teilweise zu lange Zeit genommen. Wenn's eilig ist, und der Prototyp konnte getestet werden, kam regelmaessig eine, zwei Wochen nachdem ich eine neue Serie bestellte noch ein Wunsch nach einer Hardwareaenderung. Die ganze Entwicklung weggeben wuerd ich sicher nicht. Das hat viel zu hohe Kosten. Die Kosten beginnen zu laufen weit bevor das erste Geraet verkauft ist. Wenn das Gehaeuse etwas speziell ist, wuerd ich auch eine CPU platine selbst bauen. Dazu gibt's ja Referenzdesigns. Von 5 auf 1000 ist vielleicht etwas viel. Ich wuerd auch empfehlen lokal zu produzieren. Da kann man vorbeigehen. Die sind dann viel flexibler wie Leute, die 20000km weit weg sind.
Hallo! Entwickler schrieb: > Software wird zunächst äußerst einfach gehalten sein. Das System muss > zunächst fast nichts können außer Linux zu booten und sich zu einem > Server zu Verbinden. Wir haben für einen Kunden solch eine "einfache" Linuxumgebung aufgesetzt. Zunächst waren nur rund drei Mannmonate eingeplant, aber letztendlich waren es alleine auf unserer Seite als Entwicklungs- dienstleister geschlagene fünf Mann*jahre*, weil immer wieder neue Anforderungen hinzukamen bzw. die vorhandenen Planungen völlig unbrauchbar waren. > Updates im Feld sind geplant und ermöglichen eine "User-Getriebene" > Weiterentwicklung. Ja, das ist sehr sinnvoll. Dennoch darf man den Aufwand nicht unter- schätzen, der schon in einer Minimallösung steckt. Das Grundsystem inklusive (fast) aller Schnittstellen muss existieren, Update- mechanismen nicht nur implementiert, sondern hinreichend getestet sein, und eine minimale Benutzerschnittstelle zur Konfiguration der Netzwerkparameter und dem Anstoßen solch eines Online-Update implementiert sein. Und die Serverseite muss auch noch funktionieren. > @WT: > Bin seit ca. einem Jahr im Thema drinn... Würde mich stark interessieren > wo ich am weitesten vom "Leben weg bin"! Mit einem Jahr Erfahrung ist man da ein ziemlicher Neuling. Ich habe jetzt rund dreizehn Jahre Erfahrung im Bereich der professionellen Produktentwicklung (Stückzahlen 1k bis >>1M) und maße mir immer noch nicht an, den vollständigen Überblick über sämtliche Themen zu haben. > @hacky: > Konkrete Vorschläge? Wir planen eventuell Gehäuse/Mechanik outzusourcen. > Elektronik durch die Verwendung von einer fertigen CPU-Platform ja quasi > auch. Man beachte, dass die Elektronik, insbesondere die Leiterplatte, erst dann entwickelt werden kann, wenn das Gehäuse zu 99% fertiggestellt ist. Bis dahin ist aber sehr viel Zeit verstrichen. Bei Gehäusen gibt es immer wieder Probleme mit den Toleranzen, die man dann durch Anpassungen der Leiterplatte in den Griff bekommen muss. Ein Kunde von mir musste vor einigen Jahren in diesem Bereich sehr viel Lehrgeld bezahlen. Für ein "einfaches" Kunstoffgehäuse mit ein paar sehr speziellen Bedienelementen benötigten er und das von ihm beauftragten Ingenieurbüro rund zwanzig Iterationen. Dies lag aber vor allem auch daran begründet, dass beide ihre Unerfahrenheit in der Mechanik- und Elektronikkonstruktion nicht realistisch einge- schätzt hatten. Das Nachfolgeprodukt wird derzeit von uns entwickelt. Wir sind in der Lage, mit dem zweiten Layout in die Vorserie zu gehen. > Wie sieht es mit den Kosten aus wenn man das komplett outsourced? Seriöse Dienstleister (z.B. mein Unternehmen) werden nicht sofort einen Preis nennen oder eine Aussage der Art "28% billiger als bei Eigenentwicklung oder Konkurrenten!" machen. Wenn beabsichtigt ist, das Produkt anschließend selbst zu pflegen, ist es ratsam, nicht das Komplettpaket zum Festpreis, sondern das ganze entweder nach Aufwand oder in sehr kleinen Arbeitspaketen zu beauftragen. Man beachte, dass es ggf. schon ausreichen kann, nur für die Planungsphase auf erfahrene externe Unterstützung zurückzugreifen. Mit freundlichen Grüßen Andreas Schweigstill
@Falk: Bin schon derjenige der die Entwicklung plant und überwachen soll - nur bisher auf diesem Gebiet eher unerfahren. Bin zwar E-Techniker, bei Siemens arbeite ich aber bestimmt nicht :-). Zum Produkt so viel: Das Produkt wird sicherlich beim/mit dem Kunden verbessert werden. Die erste Version wird Softwaretechnisch nur eine Basisvariante sein - den Nutzen aber komplett darstellen. @MaWin: Uns ist ziemlich genau klar, wie das Ding aussehen und was es können muss. Testkunden verwenden Mockups beits seit einigen Monaten. Die erste Phase ist fast abgeschlossen - ein Markt ist definitiv vorhanden. @schweigstill: Könnte interessant sein! Ich habe Ihnen eine E-Mail geschrieben. Gruß.
@ Andreas Schweigstill (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) >Wir haben für einen Kunden solch eine "einfache" Linuxumgebung >aufgesetzt. Zunächst waren nur rund drei Mannmonate eingeplant, aber >letztendlich waren es alleine auf unserer Seite als Entwicklungs- >dienstleister geschlagene fünf Mann*jahre*, weil immer wieder neue AUA! Soviel zum Thema Planung. >viel Lehrgeld bezahlen. Für ein "einfaches" Kunstoffgehäuse mit ein >paar sehr speziellen Bedienelementen benötigten er und das von ihm >beauftragten Ingenieurbüro rund zwanzig Iterationen. ZWANZIG? WOW! Das nenn ich mal voll daneben gegangen! >vor allem auch daran begründet, dass beide ihre Unerfahrenheit in >der Mechanik- und Elektronikkonstruktion nicht realistisch einge- >schätzt hatten. Jaja, wir können alles. ;-) MfG Falk Na wenn man das so liest tröstet es einen über die eigenen Fehlplanungen und Projekte hinweg ;-)
Ich kann schweigstill nur beipflichten. Keine verlockende Festpreisofferte machen lassen. Verlockend deswegen, weil der Entwickler das Risiko traegt. Der Nachteil, wenn das Budget aufgebraucht ist, kommt das Projekt beim Entwickler auf die lange Bank, da der Entwickler dann hoeherpriorisierte Projekte vorzieht. Ploetzlich werden fuer den Kunden dann aus 3 Monaten 9 Monate. Das ist dann auch aegerlich, speziell wenn man noch Geld zum nachschiessen haette, das aber nicht gesagt bekommt. Der Entwickler redet dann von Verzoegerungen und Schwierigkeiten ... und werkelt an anderen Projekten, die dringender und rentabler sind.
Zu Punkt 1 1.)Pflichtenheft vom Auftraggeber, falls ihr nicht selbst diese Position einnehmt 2.)Recherche (Kundenanforderungen hinterfragen, brauchbar für den Markt?, Reuse von Vorhandenem) 3.)Angebot an Auftraggeber, falls vorhanden (Endpreis/Gerät muss bekannt sein) 4.)Groblastenheft und Abnahme durch den Auftraggeber. 5.)Spezifikation und Konzept von Elektronik und Mechanik. Schlüsselkomponenten, Alternativ-Hersteller. Welche Richtlinien müssen eingehalten werden? 6.)Rücksprache mit Leiterplattenfertiger und Bestücker der Serienfertigung. Hier kann man sich Tipps einholen was machbar ist und was nicht und wo man Geld sparen könnte. Constraints müssen vor dem Leiterplattendesign bekannt sein. Kosten der Fertigung muss für den Endpreis/Gerät berücksichtigt werden. 7.)Muster A oder eventuell sogar Muster B (inkl. Gehäuse) – nicht zu wenig Muster!!!!! 8.)EMV Tests, Temperaturtests, diverse Zertifizierungstests, Abnahmetests, DAU-Tests 9.)Falls Änderungen notwendig, Muster B/C erforderlich 10.)Wiederholung der Tests 11.)Dokumentation – ist Entwicklungsbegleitend zu führen 12.)Fertigungstest definieren und entsprechende Testumgebung entwickeln Zu Punkt 2 1 Monat für Prototypenherstellung ist definitiv zu wenig, es sei denn du hast viel Geld... 7 Werktage musst du sicherlich auf die Leiterplatten warten, wenn komplexe Leiterplatten eventuell auch 15 Werktage. Bestückung je nach Technologie und Anzahl der Komponenten/Leiterplatten etwa 5 Werktage. Für Bringup inkl. Tests würde ich eher 1 bis 2 Monate rechnen, meistens geht nicht alles auf Anhieb. Hier geht’s aber nur um Low-Level Treiber. Die Applikation wird dauern... je nachdem wieviel man von anderen Projekten wieder verwerten kann. 1 Monat für Serienfertigung ist viel zu wenig, auch hier müssen Material und Leiterplatten angeschafft werden. Auf Schlüsselkomponenten hat man in großen Stückzahlen bis zu einigen Monaten Lieferzeit (wie bereits von hacky erwähnt), immerhin kauft man nicht teuer bei einem Distri sondern direkt beim Hersteller. Gutes Layout braucht Zeit, ich würde also 2 Monate dafür kalkulieren. Kommt eben auf die Komplexität drauf an und auf die Erfahrung deiner Entwickler. Ich habe eine Multimediaplattform mit ARM9 und Blackfin DSP entworfen und das waren 2 Monate für 1 Entwickler und 1 Layouter!! Der komplette Projektumfang ~2 Jahre wobei hier 5 Leute dran gearbeitet haben. Zu Punkt 3 Der Embedded-Software-Entwickler muss sehr viel Ahnung von Hardware haben, es sei denn der Linux-Kernel unterstützt deine Hardware schon komplett. Ein Projektleiter und Qualitätsmanager sind unbedingt notwendig, auch wenn sie Geld kosten. Zu Punkt 4 Unbedingt für das Gehäuse ein Werkzeug nehmen. Je nachdem wieviel Stück mit dem Werkzeug produziert werden können zahlt man dafür zwischen 2k bis 15k Euro. Könnte man direkt bei OKW anfragen. Vakuumverfahren und 3D Druck wäre möglich, aber da kostet ein Gehäuse dann sehr viel und schaut entsprechend schlecht aus.
@ Rooney Bob (rooney) >7.)Muster A oder eventuell sogar Muster B (inkl. Gehäuse) – nicht zu >wenig Muster!!!!! Man muss eigentlich immer mit einem B Muster FEST rechnen. Alles andere ist Selbstverarschung. Am Ende muss man das sowieso machen, egal ob geplant oder nicht. Die Realität ist unbestechlich, schon gar nicht mit netten PowerPoint Folien ;-) >Unbedingt für das Gehäuse ein Werkzeug nehmen. In der Serie ja. Am Anfang NEIN! Bin kein Mechaniker, aber soweit kann ich sagen, dass man erstmal lieber ein paar hundert Euro in ein Rapid-Prototyping-Gehäuse stecken sollte als mehrere tausend in eine fertige Spritzgussform. Ausserdem gibt es für Kleinstserien im Bereich ein peer Dutzend Stück mittlerweile Zwischenlösungen mit billigen Silikonformen. Deteial kenn ich aber nicht, das macht unser Mechanikus. MFG Falk
bin wieder da war klar, daß ein Schrecken durch die Gemeinde eine Runde macht. Nicht böse gemeint, aber mit einem Jahr Erfahrung stehst du ziemlich auf verlorenem Posten als Projektierer. Bedenke am Ende wird Du als erster geprügelt:) Spaß die wohl vernünftigste Vorgehensweise für Dich: 1. Beschreibe grob dein Produkt nach Arbeitspaketen (die Leute hier haben viele davon schon genannt) 2. Gebe in Auftrag: Erstellung eines Pflichtenheftes für jedes Arbeitspacket von dem jenigen, der diesen Packet später abarbeiten muß (gefragt sollen die Entwickler sein, und nicht die Projektierer v. Partnerfirmen) 3. Diskutiere mit deinen Partner, bis im Pflichten Heften das steht, was du beauftragen willst, und zwar bis inskleinste Detail. 4. Erst jetzt kannst Du anfangen, zu planen. ich schätze, daß diese Produktdefinition aleine 4-8 Wochen in Anspruch nimmt.
Aeh ja. Dss Gehaeuse wuerd ich auch etwas verschieben. Erst mit Prototypen arbeiten. Ich kenn auf Projekte, die begannen mit einem tollen Gehaeuse, dann ein Musterschutz drauf, dann wurde ein Patent fuer innendrin gekauft. Leider war das dann nichts, und das Gehaueuse und den Musterschutz in die Tonne.
ich würde auch sagen, die A- und B-Muster erst mal rein elektronisch ohne gehäuse. die entwickler brauchen kein gehäuse, da kann ruhig die nackte elektronik in einem Profilgehäuse oder auf ne Holzplatte geschraubt aufm tisch liegen. dazu ein oder zwei Rapid-prototyping Gehäuse einer ansässsigen Firma um die Passform, das Handling und die Funktionalität zu validieren. Wenn klar ist, dass die Elektronik tut, was sie soll und die ersten RP-Gehäuse ok waren, dann an gröére Stückzahlen denken.
Es gibt noch andere Punkte, die bisher nicht erwähnt wurden: 1. Wie sieht es mit der Vermarktung, Vertrieb und Logistik des Produkts aus? Mit der Entwicklung ist es ja nicht getan. Da geht sicherlich auch noch einige Zeit und Geld drauf bis der Endkunde das Produkt irgendwo kaufen kann. Z.B. Werbung schalten, Händler/Vertriebspartner finden. 2. Das Produkt hat einen Lebenszyklus, wie sollen (Garantie-)Rückläufer behandelt werden? Dazu braucht es auch Personal, das beurteilt, ob es sich tatsächlich um einen Garantiefall handelt. 3. Wenn die Kunden das Produkt weiterentwickeln sollen, muß eine ordendliche Dokumentation her. Außerdem sollte man eine Service-Plattform einrichten wo man die Sourcen, Tools oder Anleitungen sowie SW-Updates bereitstellt. Das will auch aufgesetzt und gewartet werden. Außerdem will man als Hersteller ja auch davon profitiern, also sollte man da schon die Hand drauf haben und es nicht der Inernetgemeinde überlassen eine solche Plattform zu schaffen. 4. Rechtliches: - Der Hersteller ist in der Pflicht wenn etwas passiert! - Produktpiraterie (falls andere das Produkt nachbauen, was in Asien ja 'normal' ist) - Beim CM läuft bestimmt auch nicht immer alles rund und man muss sein Recht geltend machen. 5. Buchhaltung, Löhne, Finanzamt, Entwicklungs-Budget usw. Es gibt sicher noch viele andere Punkte. Was ich damit sagen will ist, das man mit 5 Mann nicht weit kommt auch wenn man die komplette Fertigung auslagert. Gruß Bernd
Ich würde dir nahelegen, mal durchzurechnen, ob es nicht billiger sowie mit weniger Risiko geht, wenn du das mit ein OEM linux-modul durchziehst, speziell wenn du einen gerafften Zeitplan hast. Die paar Euro, welche du für das OEM Modul draufzahlst, gewinnst du durch Verwendung von nur 2Layer PCB im vergleich zu 4-6 Layer für ein Linux-board sowie einfachere EMV Prüfung, weniger Entwicklungskosten usw. Da das OEM Modul in xxxK Region hergestellt wird, denke ich wirklich, daß du für 10K inkl Preisdifferenz von PCB, Bestückung, Testkosten, Programmierkosten teurer dahinterkommst, als wenn du ein OEM Modul nimmst, ganz zu schweigen von den Entwicklungskosten.
Falk Brunner schrieb: > @ Rooney Bob (rooney) > >>7.)Muster A oder eventuell sogar Muster B (inkl. Gehäuse) – nicht zu >>wenig Muster!!!!! > > Man muss eigentlich immer mit einem B Muster FEST rechnen. Alles andere > ist Selbstverarschung. Am Ende muss man das sowieso machen, egal ob > geplant oder nicht. Die Realität ist unbestechlich, schon gar nicht mit > netten PowerPoint Folien ;-) > Na schon klar, Muster B ist immer notwendig. Ich wollte eigentlich damit nur sagen, dass man eventuell auf Muster A verzichten kann und bereits mit Muster B anfängt. Kann er den ersten Prototyp mit Evalboards umsetzen, dann ist Muster A fast hinfällig. OKW bietet eine recht günstige Zwischenlösung für Gehäuse an, die bereits ab 500 Stück günstiger ist, als Rapid-Prototyping-Verfahren. Die Qualität ist dabei um vieles besser. Ist meines Wissens eine Gussform und kann maximal für etwa 1000 bis 1500 Stück verwendet werden. Ich habe vor kurzem erst ein Gehäuse im 3D Druck fertigen lassen und hat pro Gehäuse 100€ gekostet. Bei 30 Stück ist eine professionelle Gussform schon günstiger... Aber um das Rapid-Prototyping kommt man für die ersten Prototypen ohnehin nicht herum. Wer gibt schon zig 1k Euro aus und dann passt die Hardware nicht ins Gehäuse? ;-) Das Gehäuse definitiv nicht verschieben!!! Dies muss bereits im Konzept berücksichtigt werden. Die Abmessungen der Leiterplatte und Befestigungen hängen mit dem Gehäusekonzept zusammen. Deswegen macht man ja auch ein Konzept, damit es später keine Überraschungen gibt. Immerhin ist der Preis für das Gehäuse wichtig um den Endpreis des Geräts kalkulieren zu können. Sämtliche Tests müssen mit Gehäuse durchgeführt werden. Ein Klimatests beispielsweise ohne Gehäuse bringt rein gar nichts. EMV ebenfalls...
@Rooney Bob (rooney) >Sämtliche Tests müssen mit Gehäuse durchgeführt werden. Ein Klimatests >beispielsweise ohne Gehäuse bringt rein gar nichts. EMV ebenfalls... Leider nur allzu wahr . . . :-0
@ Entwickler > Software wird zunächst äußerst einfach gehalten sein. Das System muss > zunächst fast nichts können außer Linux zu booten und sich zu einem > Server zu Verbinden. > Updates im Feld sind geplant und ermöglichen eine "User-Getriebene" > Weiterentwicklung. Erinnert mich stark an Freerunner NEO / Openmoko Daher vielleicht mal die Marketing Mistakes lesen http://wiki.openmoko.org/wiki/Marketing_Mistakes oder den Hintergrund zur Entwicklung nachhören: http://twit.tv/floss69
Vielleicht kann man sich ein billiges Gerät aus Fernost kaufen und abkupfern. Warum nicht einmal so herum? :-)
interessanter ansatz, vielleicht braucht man es nicht mal abkupfern, sondern kann mit dem Hersteller Kooperieren.
Und wieso hackst du nicht einen Navi, ca 80-100€, zeigst es deinen Kunden, und schließt dich mit dem Hersteller kurz, von dem du dann so ein Gerät für ca 15-30€ abkaufst, eventuell noch 5-7€ weniger, wenn das GPS-Modul sowie die Antenne und das Drumherum weggelassen werden kann. Verwende ein Gerät mit SD-Card, sowie ev. eine SD-Card mit Speicher+Wifi. Die bekommst du für 9-15€. Mal nur so als krassen Denkanstoß.
Nachdem ohnehin jeder Hersteller von Schlüsselkomponenten Referenzdesigns inkl. Schaltplan und Layout anbietet, braucht man eigentlich kein Gerät aus Fernost zerlegen und nachbauen... Also die Information zu dem Produkt die uns vorliegt lässt jetzt auch nicht auf etwas sehr innovatives und komplexes schließen...
> @MaWin: Uns ist ziemlich genau klar, wie das Ding aussehen und was es > können muss. Testkunden verwenden Mockups beits seit einigen Monaten Na ja, dann hat der Softwerker ja eine Plattform und muss nur noch Anpassungen machen. Entscheidet, ob ihr ein Linux-Fertigboard verwendet (second source wird schwierig wenn es dieselben Befestigungspunkte haben soll) mit selbtgemachter Zusatzplatine und welches Touch-Panel, ordnet die Teile an damit sie in ein Gehöuse passen und schaut euch einfache Gehäuse der Konkurrenz an. Denn gerade beim Formenbau zieht man Uninformierte gerne über den Tisch, wie vermutlich hacky. Die Plastikschalen sollten keine Hinterscheidungen haben (natürlich hat eine Firma nichts dagegen, "klar können wir" das kostet dann nur sounsoviel "andere sind auch nicht billiger - nein, nicht, wenn man so einen Unsinn macht, nur andere würden es hoffentlich preiswerter lösen", und manche Firmen können manche Oberflächen, andere hingegen nicht, ebenso beherrschen manche Firmen bestimmte Verfahren (z.B. fräsen oder erodieren), und andere nicht (z.B. kein verchromen und kein Tiefziehen). Da wird dann die Firma ihrerseits den Auftrag weitervergeben, was die Sache nur teurer macht, Firmen mit "wir können alles" sind eh nur Vermittler, die es zu umgehen gilt. Lass die sagen, was die Firma kann, wirlick kann (Beispielgehäuse, haben sie keine, sind es nur Vermittler), und was wieviel kostet (keine Preisangabe zum Beispielgehäuse - nur Vermittler), damit du eine sinnvolle Gehäuselösung für sagen wir 5000 EUR für die 1000 Stück findest. Das reicht für ordentliche wie sie bei anderen Navis verwendet werden, sogar mit Messinggewinden bei den Schrauben.
Ich hab mich auch mal zum Thema Spritzgussgehaeuse informiert. Ohne Hinterschneidungen, sogenannte Clicks, geht es kaum, ausser man macht ein Gehaeuse, das aus zwei Halbschalen zusammengeschraubt wird. Alternativ kann man ein Halbschalengehaeuse auch Ultraschallschweissen, oder kleben. Wenn man ein Gehaeuse zu Beginn vorgibt, so wird die Leiterplatte passend ausgelegt, und bei der ersten Revision des Geraetes hat man eine Tochterplatte, die irgendwie Huckepack drauf kommt. Eine Tochterplatine braicht dann Steckverbinder und auch eine mechanische Fixierung. Das Geraet faellt ja mal zu Boden.
An Gehäusen aus 2 zusammengeschraubten Halbschalen ist nichts ungewöhnliches, ich denke mal 99% sind so gebaut, man kann auch ohne Hinterschneidungen Schappverschlüsse bauen, allerdings sind die Gehäuse dann 'undicht' (haben ein nach aussen offenes Loch). Befestigungspunkte können im Boden und Deckel liegen, wobei ich persönlich Zapfen mag die in Löcher der Platinen greifen auf die die Platinen nur aufgelegt werden, und der aufgeschraubte Deckel der Gegenseite drückt sie mit Haltepfosten dort fest, damit spart man sich das festschrauben (ein extra Montageschritt) und die Messingeinlagen (denn in Plastik schneidende Schrauben find ich irgendwie Billigkrams).
Hallo allerseits, vielen Dank für die ganzen Ratschläge! Die Möglichkeit ein bestehendes Gerät zu verwenden bzw. auf einer bestehenden Entwicklung aufzubauen haben wir selbstverständlich auch schon untersucht. In unserer Anwendung kommen jedoch noch 2 Komponenten hinzu, die so in keinem mir bekannten Gerät vorhanden sind. Eine nachträgliche Integration scheint sehr schwierig bis unmöglich. Openmoko habe ich natürlich schon lange unter Beobachtung...unser Gerät geht aber in eine gänzlich andere Richtung. Die Kommentare bzgl. Gehäuse finde ich sehr interessant. Ich werde mich mal schlau machen bzgl. den 1000er Stückzahlen. Der Plan war bisher ein Linux-Fertigboard mit eigenem 2-layer-Baseboard zu nehmen. Hab Angebote in 1k Stückzahlen vorliegen. Zum Thema Marketing etc... klar ist das auch eine große Baustelle...wir haben jedoch schon sehr interessante Multiplikatoren für den Vertrieb. Da mach ich mir eher weniger Sorgen - bin schließlich für die Entwicklung bei uns zuständig. Gruß.
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