Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Verguss im Außenbereich


von Hans B. (Gast)


Lesenswert?

Hallo,

ich möchte eine Controller-Schaltung im Außenbereich betreiben. Als 
Gehäuse hatte ich mir Elektrodosen vorgestellt. Habe mal etwas unter der 
Dusche damit herumgeplanscht, leider ist bislang noch jede innerhalb von 
Minuten abgesoffen (keine Kabel, teilweise mit IP65-Aufdruck). Meine 
einizge verbleibende Hoffnung für ein bezahlbares und dauerhaft dichtes 
Gehäuse ist wohl der Verguss (innerhalb einer E-Dose).

Hat jemand einen Tipp, in welche Richtung man im Dschungel der 
Vergussmassen am besten mit der Suche anfängt? Wichtig wäre für mich, 
dass auf Dauer kein Wasser durchdiffundiert, selbst wenn die Dose voll 
(Regen-)Wasser stehen sollte. Insbesondere Isolationswiederstand 
ziwschen Leiterzügen und zwischen Platine und Erde ist wichtig. 
Temperaturbereich ist -20 bis 70°.

Gruß,
  Hans

von Thomas B. (escamoteur)


Lesenswert?

Ich würde Epoxi verwenden. Kuck mal hier http://www.kurolon.de/

Das bekommt man das Zeug recht günstig. Ich nehm es derzeit für andere 
Zwecke und funktioniert prima.
Gruß
Tom

von Sebel de Tutti (Gast)


Lesenswert?

IP65 ist nicht für untertauchen geeignet. Nur IP68 ist für dauerhaftes 
geschützt.

Ob Verguss besser ist, mag ich zu bezweifeln, denn irgendwo müssen wohl 
Anschlüsse herauskommen und da muss es ja dann auch dicht sein.

von JoeAmp (Gast)


Lesenswert?

Um das ganz dicht zu bekommen, kannst du Gießharz verwenden. Hiermit 
werden z.B. auch Kabelmuffen ausgegossen.

Bedenke aber, dass du danach nicht mehr an deine Schaltung rankommst, 
ohne diese mechanisch zu zerstören.

Gruß
Peter

von Volker S. (volkerschulz)


Lesenswert?

Sebel de Tutti schrieb:
> Ob Verguss besser ist, mag ich zu bezweifeln, denn irgendwo müssen wohl
> Anschlüsse herauskommen und da muss es ja dann auch dicht sein.

Korrekt. Ich vergiesse sowas mit Epoxydharz und setze noch eine Schicht 
Sanitaersilikon drueber (insbesondere um die Leitungen). Hat sich bisher 
bewaehrt.

Volker

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Hans B. schrieb:
> Meine
> einizge verbleibende Hoffnung für ein bezahlbares und dauerhaft dichtes
> Gehäuse ist wohl der Verguss (innerhalb einer E-Dose).
>
> Hat jemand einen Tipp, in welche Richtung man im Dschungel der
> Vergussmassen am besten mit der Suche anfängt? Wichtig wäre für mich,
> dass auf Dauer kein Wasser durchdiffundiert,

Epoxyverguß (schrumpft allerdings und so besteht die Gefahr von 
Haarissen auf Platinen etc.). Also:

Daher elastische Zwischenlage einplanen: Slikonvergußmasse für 
Elektronik- zwecke. Auf essig-frei aushärtende Silokonmasse unbedingt 
achten!!

Sanitätsilikon ist zu 99% der Produkte Essig-vernetzend, was die 
unschöne Korrosion in die Schaltung bringt.

Wenn Du dann eins draufsetzen willst, den Silikonblock mit Epoxi- bzw. 
Polyesterharz versiegeln -- wer mal Surfboards gebaut hat, weiß um die 
die Qualität der Polyesterharze .-)

von Jürgen W. (juergenw)


Lesenswert?

Hallo,
möchte zur Vergussmasse noch einen Tipp geben. Durch starke 
Temperaturänderung dehnt bzw. schrumpft  auch die Vergussmasse und übt 
dann möglicherweise Kräfte auf die Bauteile aus. Wenn dann z.B. 
SMD-Bauteile direkt eingegossen werden, kann mit der Zeit die Lötstelle 
brechen. Hatte dies selber schon bei eingegossenen  SMD-IC's in der 
KFZ-Elektronik.

Gruß
Jürgen

von Thomas B. (escamoteur)


Lesenswert?

Andrew Taylor schrieb:
> Epoxyverguß (schrumpft allerdings und so besteht die Gefahr von
> Haarissen auf Platinen etc.). Also:

Stimmt nicht, Polyester schrumpft, gutes Epoxy schrumpft so gut wie gar 
nicht.

Gruß
Tom

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Thomas Burkhart schrieb:
> Andrew Taylor schrieb:
>> Epoxyverguß (schrumpft allerdings und so besteht die Gefahr von
>> Haarissen auf Platinen etc.). Also:
>
> Stimmt nicht, Polyester schrumpft, gutes Epoxy schrumpft so gut wie gar
> nicht.

Nun, stimmt schon: Epoxy gibt es in zig Anbietervarianten.
Gutes ist dann wenn es z.B. Deinen Ansprüchen genügt.
Ansonsten kriegst Du alles auf dem Markt zwischen "schrumpft" und 
"schrumpft kaum".

von Toralf W. (willi)


Lesenswert?

Kerzenwachs! Im E-Fall bekommt man den auch problemlos wieder ab.
Hab ich schon mehrfach gemacht.

Gruß Willi

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

>Kerzenwachs!
So 100% trau ich dem Frieden nicht, besonders wegen unterschiedlicher 
thermischer Ausdehnung + Sonne

>Epoxyverguß (schrumpft ...
Kommt auch ganz auf die Füllstoffe an.

Abdichtung der Drähte scheint mir mit elastischem Silicon die günstigste 
Variante. Die Leiterplatte sollte aber vorher eine Schutzschicht 
bekommen.

von Thomas B. (escamoteur)


Lesenswert?

Alternativ vergieß das ganze mit Formbausilikon, das enthält kein Essig.

So was wie das hier:

http://www.modulor.de/shop/oxid.php/sid/24ef4a710fdbdc9c6e59300ea0162274/cl/alist/cnid/ONA

das bekommst Du auch wieder ab durch aufschneiden. Trennt sich dann von 
selbst von Deinen Komponenten :-)

Gruß
Tom

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
>>Kerzenwachs!
> So 100% trau ich dem Frieden nicht, besonders wegen unterschiedlicher
> thermischer Ausdehnung + Sonne

Hält aber selbst bei WW2 Artikeln immer noch recht perfekt.

Ist also durchaus eine überlegenswerte Alternative.
Hochwertiges Paraffin vorausgeseetzt, paßt das.
Billig Kerzen sorgen dagegen für Frust-Erlebnisse dank diverser 
Beimischungen.

von Dieter B. (debe)


Lesenswert?

Hallo,

Telefonmuffen wurden früher mit eine wachsartigen Masse vergossen und 
auch die Anschlusskästen von Druckmessdosen.

Elektronik habe ich sonst mit Elastosil-Einbettmassen von Wacker 
vergossen.
Z.B. hier zu bekommen:

https://www.kahmann-ellerbrock.de/cgi-bin/tradepro9/shop/de/tradepro.cgi?func=anzeige&wkid=7730371165200&rub=101737185&root=1017&pn=

Vergussmasse für Kabel sind nicht so das Wahre für hochohmige 
Schaltungen.
Früher mal schlechte Erfahrungen mit gemacht.

debe

von Christoph Z. (rayelec)


Lesenswert?

Wir benutzen in der Firma Wepuran Vergussmassen der Firma Lackwerke 
Peters. Die sind spezialisiert auf Vergussmassen und Lacke für die 
Elektronikindustrie. Wir brauchen nur wenig und bekommen auch problemlos 
recht kleine Mengen (3kg + 1kg), als Sample sogar noch weniger. Zudem 
ist das Material recht billig. Die 3kg/1kg Kombination kostet weniger 
als €100 - und das war nicht die günstigste Masse.
Wir setzten den Verguss zwar hauptsächlich ein, um den Chinesen das 
Kopieren unserers Know-Hows zu verleiden, zusätzlich bietet der Verguss 
aber noch Sichtschutz und Schutz gegen Umwelteinflüsse wie 
Kondenswasser.

Gruss
Christoph

von P.Klaus (Gast)


Lesenswert?

Kurze INFO zum Verguß im Außenbereich.
Epox-Harze schrumpfen und reißen auf,Feuchtigkeit dringt ungehindert 
ein.
Polyurethanvergußmassen können auch ohne Gehäuse nur in Formen gegossen
IP 67 Schutzgrad halten,praxisgetestet.

von pcb (Gast)


Lesenswert?

ich bin so frei und missbrauche kurz dein Thread.
Als Alternative zum Verguss suche ich einfach Dichte gehäuse. so ab 
IP67.
IP68k oder IP69K wären am besten. Abmessungen ungefähr: 50mm x 50 mm x 
150 mm
Kennt jemand einen Händler, der solche Gehäuse verkauft?
Als Kabeldurchführungen würde IP67-Kabelverschraubungen verwenden.
Danke.

von sdbhbvxc (Gast)


Lesenswert?

Frueher (tm) wurden z.B. bei der Post nach unten offene Rohrstuecke 
(Stehmuffen) fuer Verbindungen verwendet. Die darin einfach verdrillten 
Kupferdrahtverbindungen halten groesstenteils bis zur Rente desjenigen, 
der diese mal als Lehrling angebracht hat.
Davon habe ich meine Methode abgeleitet: Platine mit Schutzlack (2x) und 
dann dafuer gesorgt, dass es nicht drauftropfen kann. Unbedingt dafuer 
sorgen, dass aus Gehaeusen Wasser schneller wieder ablaufen kann als es 
reinlaeuft. Also Bohrung nicht unter 4mm unten anbringen.

Gast

von Frankl (Gast)


Lesenswert?

Reichelt hat ALU Gehäuse mit IP66 das reicht wohl nicht. Aber mit V2a 
Schrauben. Die Kabeleinführungen haben dafür IP68.

von Axel D. (axel_jeromin) Benutzerseite


Lesenswert?

Im Außenbereich kommt das Wasser selten von allen Seiten. Daher sind 
Motoren und Industrieverteiler im Außenbereich auch nur IP66 geschützt. 
Wenn die Kabel von unten ins Gehäuse geführt werden, ist Vergießen 
überflüssig.


Axel

von Pezi (Gast)


Lesenswert?

Verteilerdosen mit Anbauverschraubung reicht völlig!
Damit erreicht man (guter Kasten vorrausgesetzt Bsp. ELS RK-Serie) IP66 
!
Und das Bedeutet Staubdicht und Schutz gegen starkes Strahlwasser.

Ich gehe davon aus dass der Kasten an der Hauswand befestigt ist und da 
kommt soviel Regenwasser nicht ran.
Es reicht dann in diesem Fall:
- Platine mit Schutzlack einsprühen
- Alle Kabel und Verschraubungen unten herrausführen

Und...bloß nicht so nervös werden. :-)

mfg Pezi

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.