Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Sollte man Ingenieurdienstleister stärker beschränken?


von Berliner (Gast)


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Wenn man die Stellenanzeigen bei Monster oder so liesst bekommt man
den Eindruck es gibt in der "Fachräftemangel(tm)"-Branche der 
Ingenieurwissenschaften nur noch Jobs bei Leiharbeitsfirmen.
Wie kann sowas sein?

Arbeitnehmerüberlassung war bis 1971 verboten.
Seit 1. Januar 2004:

Wegfall der Begrenzung der Überlassungshöchstdauer; das 
Synchronisationsverbot und die Wiedereinstellungssperre sind gänzlich 
aufgehoben. Gleichbehandlungspflicht der Leiharbeitnehmerschaft mit den 
vergleichbaren Stammbeschäftigten im Betrieb des Entleihers („Equal Pay 
/ Equal Treatment – Prinzip“). Lediglich durch die Anwendung eines 
Tarifvertrages kann von diesem Prinzip abgewichen werden.#

Entwicklung der Beschäftigungszahlen in diesem Bereich

2002   326.295   308.534
2003   327.331   327.789
2004   399.789   389.090
2005   453.389   464.539
2006   598.284   631.076
2007   731.152   ?

Argumente die gegen Dienstleister sprechen?
Welche Parteien haben uns das eingebrockt?
Wen kann ich wählen, der dieses System ändert?

MfG!

: Wiederhergestellt durch Admin
von S. B. (Gast)


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Argumente dagegen dürften klar sein:
kein Tarifvertrag, damit jederzeit kündbar, schlechter bezahlt als 
Tarif,
Wenn Du mal eines Tages nicht mehr leistungsmäßig mithalten kannst, dann 
war's das und Du kannst Dich früher oder später auf Hartz4 einstellen.
Meines Wissens gibt es keine Partei, die das ändern will.
Das war das Werk der beiden Volksparteien und die restlichen Parteien 
sind Mitläufer - das Tarifrecht interessiert keinen, noch nicht einmal 
den DGB, solange es nur wenige betrifft.
Das Ganze ist eine Art "Hire and Fire"-System, nur wesentlich schlechter 
bezahlt, da der Dienstleister ja an Deiner Arbeit mitverdient - und das 
nicht schlecht für ein paar Excel- und Access-Tabellen.
Entweder die Berufssparte wechseln oder ins Ausland - da werden deutsche 
Ing. mit Berufserfahrung gesucht; die BE dürfte allerdings Bedingung 
sein.
3. Variante ist Arbeitserfahrung bzw. feste Arbeit in einem absoluten 
Spezialgebiet - da bleibt Dir der Dienstleister wohl erspart.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Aber die Leiharbeiterei sollte doch gerade Vorteile bringen. Ich denke 
da an so eine Art OSI-Referenzmodell. Normalerweise muss sich ein 
Arbeitgeber um seine Arbeiter kümmern (Bewerbungsverfahren), hat ein 
großes Risiko (Lohnfortzahlung bei Krankheit oder Auftragsmangel).

Bei einer Zeitarbeitsfirma kauft der AG doch nur die Arbeitskraft an 
sich ein und hat damit kein großes Risiko - im Krankheitsfall zahlt dann 
die Zeitarbeitsfirma den Lohn weiter und liefert umgehend einen 
geeigneten "Ersatzarbeiter". Bei Auftragsmangel, kann der Vertrag mit 
der Zeitarbeitsfirma umgehend gekündigt werden, ohne Kündigungsfrist. 
Der Arbeitgeber muss sich nicht um eine aufwendige Bewertung seiner 
zukünftigen Mitarbeiter in einem Bewerbungsverfahren kümmern, er geht 
zur Zeitarbeitsfirma und sagt einfach: "Wir brauchen jemanden, der das 
und das kann" und bekommt den passenden Arbeiter dann.

Also ist das Risiko auf beiden Seiten erheblich reduziert und dadurch 
trauen sich viel mehr Menschen ein Unternehmen zu gründen bzw. 
Mitarbeiter einzustellen.

Oder verstehe ich das falsch?

: Wiederhergestellt durch Admin
von MaWin (Gast)


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> Argumente die gegen Dienstleister sprechen?

Alle. Vor allem die Menschrechte.

> Welche Parteien haben uns das eingebrockt?

Genosse der Bosse Schröder.

> Wen kann ich wählen, der dieses System ändert?

Die Linke.


In (fast) allen anderne Ländern der Welt gilt:
Ein Leiharbeiter ist eine zusätzliche Leistung,
nämlich flexibel einsetzbar,
die auch zusätzlich bezahlt werden muss:
Er muss MINDESTENS so viel bekommen wie die
eigenen fest angestellten Arbeitskräfte in dem Job
(bzw. falls es solche nicht gibt: Wie der Tarif sagt)
UND kostet darüberhinas Geld für die Zeitarbeitsfirma.

So sollte man es auch in Deutschland regeln.

Alles andere ist menschenverachtend.

In Frankreich funktioniert obenstehende Regel gut,
Zeitarbeiter sind dort keine Sklaven.


Hier gibt es seit Schröder Arbeiter zweier Klassen:
Die alteingesessenen mit Festanstellung in der Firma,
und das neue Prekariat der Zeitarbeiter, die im Schnitt
nur die Hälfte bekommen (obwohl es für den Arbeitgeber
nicht unbedingt billiger ist, ich kenne viele, die an
die Zeitarbeitsfirmen mehr bezahlen, als sie die
eigenen Arbeitskraft kosten würde).

Das, was die Zeitarbeiter zu wenig bekommen, fällt als
Gewinn bei Zeitarbeitsfirmen an.

: Wiederhergestellt durch Admin
von xdg (Gast)


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>Oder verstehe ich das falsch?

Ja.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Peter (Gast)


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Das Problem ist, das viele Unternehmen die Ingenieurdienstleister als 
sowas wie ein Pizzataxidienst verstehen.
Anruf genügt, Wunschliste aufsagen und 2 Tage später steht der 
Idealkandidat vor der Tür. Das klappt meistens nicht, daher auch der 
"Fachkräftemangel".
Vor 10 Jahren suchten die Firmen selbst monatelang nach ihrem 
Kandidaten, heute muss der innerhalb von 14 Tagen vor Ort und 
eingearbeitet sein.

Das Risiko für den Krankheitsfall wird mit in die Kosten für die 
Entleihung mit eingerechnet.
Jemanden als Ersatz im Krankheitsfall vorbei zu schicken klappt nicht im 
Ingenieurbereich, woher sollen der so schnell kommen, möglichst 
eingearbeitet ?

Eine Wiedereinführung der Überlassungshöchstdauer bringt auch (fast) 
nichts, weil viele Verträge Dienstleister/Kunde über Werkverträge laufen 
und nicht über Arbeitnehmerüberlassung.

Ingenieurdienstleister, für weniger Gehalt als Festangestellte, 
dauerhaft bundes-/weltweit kurzfristig verfügbar, bei bezahlten 
Reisekosten, die selten die tatsächlichen Kosten decken.
Privatleben existiert stellenweise nur im nicht planbaren Urlaub, falls 
noch existierend.
Die meisten, die dort arbeiten schaue sich regelmäßig nach etwas anderem 
um, sofern noch vorhanden.

Was man dagegen tun kann, regelmäßig selbst den Verleiher wechseln, wenn 
man sich verbessern kann.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Max M. (xxl)


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Vielleicht sollte man eine Honorarordnung für Fachkräfte einführen
damit dieses Lohngeschachere aufhört. Die meisten Waren die man
konsumieren muss/will haben meist auch nur Festpreise. Deswegen
schwächelt auch die Binnennachfrage weil man sich eben nicht mehr
alles leisten kann.

>Was man dagegen tun kann, regelmäßig selbst den Verleiher wechseln, wenn
>man sich verbessern kann.

Kann auch sein das man da vom Regen in die Traufe gerät.
Würde mich nicht wundern wenn da munter Preise abgesprochen werden.
In anderen Branchen wird ja hin und wieder mal was aufgedeckt
aber die Dunkelziffer dürfte hoch sein.

: Wiederhergestellt durch Admin
von R. F. (rfr)


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Bei Freiberuflern trifft das nicht zu. Bei Arbeitnehmern aber schon.
Gruss
Robert

: Wiederhergestellt durch Admin
von Peter (Gast)


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@Max.M

Klar kann man vom Regen in die Traufe geraten oder man greift richtig in 
die Schxxxx.
Nur von einem zum anderen Verleiher lässt es sich im Lebenslauf 
erklärbarer wechseln, als von einer "normalen" Firma zur anderen.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Max M. (xxl)


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Den Lebenslauf sollte man abschaffen. Ist nur ein entwürdigendes
Instrument das den Arbeitgebern nützt. Den Arbeitnehmern schadet
es mehr als das es nützt. Außerdem fehlt ja ein äquivalentes
Instrument das den Arbeitgeber beurteilt.

: Wiederhergestellt durch Admin
von Warmweiß (Gast)


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Berliner schrieb:
> Wenn man die Stellenanzeigen bei Monster oder so liesst bekommt man
> den Eindruck es gibt in der "Fachräftemangel(tm)"-Branche der
> Ingenieurwissenschaften nur noch Jobs bei Leiharbeitsfirmen.
> Wie kann sowas sein?

In 1. Linie liegt das daran, dass die Dienstleister eh einen schlechten 
Ruf haben und damit ungeniert ihre Phantasialandstellen weiter 
inserieren.
Die Leben schließlich vom fleißigen Sammeln von Bewerberdaten und 
verfahren aus Ahnungslosigkeit beim Rekrutieren nach dem Prinzip "Nadel 
im Heuhaufen" und leben vom Prinzip Hoffnung. Wenn in Zukunft eine 
irgenwie geartete Anfrage kommen sollte, werden sie schon irgendwo eine 
passende Nadel in ihrem Heuhaufen finden. Ohne die Computer und Internet 
würden die Dienstleister alt aussehen, denn dann bräuchten sie 
Dateiarchive in Stasiausführung. So bekommen sie es gebacken, den 
Datenwust mit einer Handvoll Personen und Praktikanten zu managen.
Keiner guckt denen auf die Finger. Warum auch? Arbeitnehmerbedürnisse 
werden seitens der Politik und Industrie geflissentlich ignoriert.
Wenn man den wirklichen Bedarf an Fachkräften abschätzen will, darf man 
nur die Stellen betrachten, die Unternehmen inserieren. Da wird zwar 
wegen Imagepflege/PR u. ä. auch gelegentlich Schindlunder getrieben, 
aber nicht in dem Ausmaße wie bei den Dienstleistern. Oder weiterer 
Anhaltspunkt sind die recht kostspieligen Annoncen in (großen) 
Zeitungen. Und so dick sind die Seiten mit Stellenanzeigen dort auch 
nicht mehr.
Für die Dienstleister gilt dies nicht, deshalb erweckt es auch den 
Anschein in Online-Stelelnbörsen, dass fast nur noch über Dienstleister 
eingestellt wird. Die Wahrheit ist noch bitterer - es wird nur noch im 
geringen Maße eingestellt.
Das Beschäftigunsniveau über Ingenieurdiensleister ist in 2009 sogar 
(leicht) gefallen, jedenfalls bei Euro Engineering, Ferchau, Bertrandt 
und Brunel. Glaube aber nicht, dass das daran liegt, dass dieser Schwund 
jetzt festangestellt sind. Das sind sicherlich Neukunden der Agenturen 
für Arbeit geworden.

von Thomas (Gast)


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Ich finde, dass Ingenieurdienstleister ein modernes Sklaventum 
betreiben.

Leider haben Ingenieure keine Lobby in Deutschland, wenn sie nämlich 
eine Lobby hätten, gäbe es diese Zustände gar nicht. Im Endeffekt läuft 
alles darauf hinaus, die Ingenieursgehälter zu drücken. Ich arbeite 
selber bei einenm solchen Verein und arbeite für einen großen OEM. Ich 
bekomme ca. 48k mit 4 Jahren BE, wäre ich beim OEM hätte ich in etwa 60k 
Jahresgehalt.

Sicherheiten hat man keine bei den Dienstleistern, in einer 
Wirtschaftskrise gehört man zu den ersten, die fliegen. Früher hätten 
die großen Konzerne sagen müssen, dass sie ein paar Hundert Stellen 
abbauen, die Gewerkschaften hätten sich gewehrt. Heute werden einfach 
die Stellen abgebaut, die über Ingdienstleister besetzt sind, die 
Gewerkschaften sagen gar nichts dazu und die Konzerne stehen sauber da. 
Danke an die großen Volksparteien, ihr habt viel für den Standort 
Deutschland getan.

Was spricht dagegen, dieses Dienstleistungsgeschäft bspsw. auch bei 
Ärzten einzuführen? Im Gesundheitssystem müssen ja auch Kosten 
eingespart werden.

von Mark B. (markbrandis)


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Leider muss man feststellen, dass 90% der Ingenieure zu dumm und zu 
unfähig sind, sich gegen die herrschenden Zustände zu wehren. Die 
übrigen 10% tun es zwar im Kleinen, nur bekommt das meistens keiner mit.

von Max M. (xxl)


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@Thomas

Ach wie klein deine Welt doch ist.
Es gibt nicht nur Ingenieure und deshalb werden bei div. Dienstleister
auch andere Menschen mit anderen Berufen vermittelt. Nur Ingenieure
zu vermitteln bringt eben am meisten ein. Einige Dienstleister haben
sich auf bestimmte Berufsgruppen spezialisiert.

>Ich bekomme ca. 48k mit 4 Jahren BE, wäre ich beim OEM hätte ich
>in etwa 60k Jahresgehalt.
Was hält dich ab dich dort, wo du glaubst so viel Kohle zu bekommen,
zu bewerben? Wenn du schon abgeblitzt bist, biste es wohl auch nicht
wert und du nimmst nur den Mund zu voll.

von Paul B. (paul_baumann)


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>Sollte man Ingenieurdienstleister stärker beschränken?

Meinst Du, die wären nicht schon beschränkt genug....
flücht
Paul

von Martin (Gast)


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>>> Argumente die gegen Dienstleister sprechen?
Der Ingenieur muss jetzt für zwei Ausbeuter sorgen.

>>> Welche Parteien haben uns das eingebrockt?
Alle Parteien.

>>> Wen kann ich wählen, der dieses System ändert?
Bessere Frage: Was kann ich tun, um dieses System zu umgehen. Antwort: 
selbstständig machen.

von Thomas (Gast)


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@Max M.:

Ach, wie gut Du doch diesen Thread gelesen hast. Wir sprechen hier über 
Ingenieursdienstleister, nicht über Zeitarbeitsfirmen wie Randstad, 
etc., die v.a. unqualifizierte oder geringqualifizierte an Bord haben.
Warum denkst Du, sind gerade in den letzten 10 Jahren diese Firmen 
exorbitant gewachsen? Schau doch bspsw. mal nach, wie sich die 
Beschäftigung bei Bertrandt, Ferchau, Brunel, etc. in den letzten Jahren 
entwickelt hat.

Wären diese "Beschäftigungsverhältnisse" von Rot-Grün nicht so gefördert 
worden, dann würde den Konzern nichts anderes übrig bleiben - die Arbeit 
muss ja von irgendjemand erledigt werden-, als diese Leute direkt 
einzustellen oder Teile der Entwicklung ins Ausland zu verlagern. Dies 
ist auch der Grund, warum in den Konzern kaum neue Ingenieure 
eingestellt werden.
Wenn BMW bspsw. sagt, dass sie 1000 Ingenieure einstellen wollen, dann 
hört sich das gut an, wenn man es sich aber genauer anschaut, dann wird 
dadurch nur die natürliche Flukuation ersetzt..

von Gast6 (Gast)


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>Ich finde, dass Ingenieurdienstleister ein modernes Sklaventum
>betreiben.

Die Ingenieurdienstleister bezahlen den Ingenieuren das Geld, das diese 
momentan wert sind. Und wie sich inzwischen bis in die letzte Ecke 
Deutschlands herumgesprochen haben dürfte, ist dieser Wert sehr gering 
aufgrund von einem extremen Überangebot an Ingenieuren und der 
gleichzeitig massiv wegbrechenden Arbeitsplätze in diesem Bereich. 
Dieser Trend wird sich noch deutlich verschärfen, und entweder die 
Ingenieure sind mit den Bedingungen der Dienstleister zufrieden, oder 
sie haben eben kein Einkommen. So einfach ist das. Die Zeiten, in denen 
Ingenieure mit einem höheren Einkommen als ein Facharbeiter rechnen 
durfte, sind schon lange vorbei und werden auch nicht wiederkommen. 
Punkt.

von Gast6 (Gast)


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>Bessere Frage: Was kann ich tun, um dieses System zu umgehen. Antwort:
>selbstständig machen.

Falsche Antwort! Als Selbstständiger hat man heute im Ingenieurbereich 
keine Chance. Der Grund: Man ist auch nur ein Zuarbeiter als 
Sub-Sub-Sub-Unternehmer. Das heißt, Aufträge gibt es nur in absoluten 
Boomphasen, und man ist in Zeiten der Krise als allersrtes ohne 
Aufträge, da man ganz am unteren Ende der Leiter steht. Die Stundensätze 
freier Ingenieure sind in den letzten Jahren noch drastischer 
eingebrochen als bei den Dienstleistern, denn die Kette, die das Geld 
nimmt, bevor es ganz unten angekommen ist, ist so lang, dass unten 
einfach nichts mehr übrig bleibt. In bestimmten Kreisen von Ingenieuren, 
z.B. im Maschinenbau, sind Stundensätze von 25.- bis 30,- Euro momentan 
üblich, und das z.B. bei weltweiter Reisetätigkeit. Wer mit diesen 
Bedingungen, in Kombination mit nicht vorhandener Absicherung bei 
wegbrechenden Aufträgen, einverstanden ist, kann sich das überlegen. 
Aber die Die Zeiten, in denen die Selbstständigkeit für Ingenieure in 
Deutschland eine Option war, sind längst vorbei.

von Max M. (xxl)


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Politiker würden sagen:"Das ist ein Einzelfall"

von Thomas (Gast)


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@Gast6:
Die Dienstleister sind v.a. in den vergangenen Boomjahren sehr stark 
gewachsen, die Konzerne hingegen haben selbst in dieser Zeit kaum 
eingestellt. Stattdessen haben sich die Konzerne am Arbeitskräfteangebot 
der Dienstleister bedient.
Es handelt sich vor allem um ein strukturelles Problem, bei BWLern ist 
das Dienstleistungsgeschäft bei weitem nicht so ausgeprägt. Keiner kann 
mir sagen, dass es bei BWLer kein Überangebot gibt.

von Nordmann (Gast)


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Klagt nicht, kämpft! Zieht eure Regierung zur Verantwortung!

von Nordmann (Gast)


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> Ingenieure sind mit den Bedingungen der Dienstleister zufrieden, oder
> sie haben eben kein Einkommen. So einfach ist das.

So einfach ist das leider nicht, da wir in einer Demokratie leben und es 
gewisse Regeln im Raubtierkapitalismus gibt. Den ganzen 
Zeitarbeitsscheiss könnte man per Gesetz einfach verbieten. Wenn das 
weiter so wuchert kann ich mir auch nicht vorstellen, dass dies icht 
irgendwann passiert.

Ich verstehe nicht, warum unsere Regierung sich in Afghanistan 
rumtreibt, aber hier vor der eigenen Tür solche Unzustände herschen?! 
Was sind das eigentlich für Volksverarscher?

von Martin (Gast)


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... Als Selbstständiger hat man heute im Ingenieurbereich keine Chance. 
...

Das stimmt einfach nicht! Was ich dir aber nicht vorhalte, da du im 
Grunde genommen einen arme Sau bist, die mit dieser Einstellung für den 
Reichtum anderer sorgt. Also sage ich lieber: Danke.

von Thomas (Gast)


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>> Ingenieure sind mit den Bedingungen der Dienstleister zufrieden, oder
>> sie haben eben kein Einkommen. So einfach ist das.
>
>So einfach ist das leider nicht, da wir in einer Demokratie leben und es
>gewisse Regeln im Raubtierkapitalismus gibt. Den ganzen
>Zeitarbeitsscheiss könnte man per Gesetz einfach verbieten. Wenn das
>weiter so wuchert kann ich mir auch nicht vorstellen, dass dies icht
>irgendwann passiert.
>
>Ich verstehe nicht, warum unsere Regierung sich in Afghanistan
>rumtreibt, aber hier vor der eigenen Tür solche Unzustände herschen?!
>Was sind das eigentlich für Volksverarscher?

Die Interesse der Ingenieure werden in der deutschen Politik überhaupt 
nicht berücksichtigt. Ist auch kein Wunder, denn:

-Unter den Abgeordneten gibt es kaum Ingenieure
-Es gibt keine Lobbygruppe, der die Arbeitnehmerinteressen der 
Ingenieure vertritt. Der VDI ist eher arbeitgeberfreundlich. Der 
Marburger Bund würde bspsw. auf die Barrikaden gehen, wenn die Ärzte 
ähnliche Arbeitsbedinungen wie Ingenieure bei den Dienstleistern hätten.
-Das Ingenieurstudium wird verwässert, weil es erklärtes Ziel der 
Politik ist, dass mehr Ingenieursabsolventen auf den Markt kommen 
sollen.

Daran wird sich auch in Zukunft nicht sehr viel ändern. Als Ingenieur 
ist man der Arbeiter des 21. Jahrhunderts. Die Gehälter der Ingenieure 
werden noch weiter sinken..

von Peter (Gast)


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Ingenieure bedurften bis bis vor 10-15 Jahren keiner grossen politischen 
Lobby, jeder Arbeitgeber schätze ihre Arbeit.

Gewerkschaften für Arbeiter haben da eine lange Geschichte.

Heute werden Ingenieure fast so behandelt wie Produktionshiwis.
Ingenieure in die Gewerkschaften ?

von Gast6 (Gast)


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>Ingenieure bedurften bis bis vor 10-15 Jahren keiner grossen politischen
>Lobby, jeder Arbeitgeber schätze ihre Arbeit.

ACK! Sowohl das Ansehen der Ingenieure bei den AG als auch der soziale 
Status der Ingenieure in der Gesellschaft sind in den letzten zwei 
Jahrzehnten dramatisch gesunken. Die Ingenieure haben heute ein 
geringeres Ansehen in der Gesellschaft als die meisten anderen Berufe. 
Leute, wir sind ganz unten angekommen. Mit verantwortlich sind die 
Politik und die fehlende Reputation in der Gesellschaft. Wir sind die 
sozial inkompetenten Geeks und Nerds, die für ein recht anspruchsvolles 
Studium mehrere Jahre in der Hochschule verbringen und dann für einen 
Hungerlohn versuchen, auf einem völlig überlaufenen Arbeitsmarkt 
unterzukommen. Heute sind nicht mehr die Denker gefragt, sondern die 
Handwerker. Deshalb ist der Status der Facharbeiter in den letzten 
Jahren dafür deutlich gestiegen.

von jup (Gast)


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100% ACK.

Traurig aber wahr :-(

von Wilhelm F. (Gast)


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Auch von mir 100% ACK!

Es ist nicht nur traurig, sondern eine große Schande.

von Peter (Gast)


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Das Facharbeiter deutlich im Ansehen gestiegen sind, bezweifel ich.
Die sind von den ganzen Dienstleistern ebenfalls stark betroffen, 
ebenfalls traurig, aber wahr.

von R. F. (rfr)


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Es gibt unterschiedliche Typen von Ingenieuren. Nicht alle sind 
brauchbar. Zu diesen gehören diejenigen, die frisch von irgendeiner 
Hochschule kommen, und Leute, die mit der Berufserfahrung nachweisen, 
eigentlich keine Ahnung von irgendetwas zu haben.

Spezialisten in bestimmten Disziplinen sind derzeit gefragt, ich arbeite 
selbst als Freiberufler in dieser Branche, und Stundentarife um 50 € 
sind auch in der Krise erzielbar. Manchmal sogar mehr.

Dafür muss aber auch was geboten werden. Absolute No-gos sind 
Jähzornigkeit, unsaubere Stundenaufzeichnungen, Beleidigungen und 
ähnliches. Auch ein 'aufgebrezelter' Lebenslauf oder Skillslist. 
Kein-Bock-Leute sind auch nicht gefragt.

Absolut gefragt sind Leute, die sich selbst in kurzer Zeit in eine neue 
Aufgabe hineinarbeiten können, regional unabhängig sind und über die 
Fähigkeit verfügen, Kommunikation zu betreiben. Wer zusätzlich zudiesen 
Fähigkeiten auch noch über Skills verfügt, die der Auftraggeber braucht, 
ist schon fast im Geschäft.

Aber das sind eben nur wenige.

Gruss

Robert

von Peter (Gast)


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Das heisst, neue frische Ingenieure haben keine Chance auf dem 
Arbeitsmarkt, mal von sehr wenigen abgesehen.
Viele überlegen sich folglich ein Ingenieurstudiengang zu belegen und 
stattdessen etwas anderes zu machen, zB: eine Lehre als Elektriker, etc.

Gute Ingenieure werden nicht mehr innerhalb von Unternehmen 
herangezogen, sondern müssen bei Bedarf schnell, befristet, extern zur 
Verfügung stehen, egal woher, möglichst billig.

Die Chance für Dienstleister und wenigen Freiberufler, die das Glück 
haben, das aktuell gesuchte Wissen zu haben.

Gesetzlich kann man da wenig machen, nur die Einsicht, das mit jedem 
Ingenieur der nach einem Auftrag das Unternehmen wieder verlässt, ein 
Stück wertvolles Firmenwissen das Unternehmen auch verlässt.

von Thomas (Gast)


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100% Zustimmung zu den Posts oben.
Traurig ist, dass die geistige und meist intellektuell anspruchsvolle 
Ingenieursarbeit nicht geschätzt wird.
Stattdessen werden Ingenieure oft in zeitlich befristeten Projekten 
eingesetzt, wenn die Arbeit erledigt ist, müssen sie sich nach was 
anderem umschauen. Wie ein Arbeiter, der den Müll aufräumt.

von Anon (Gast)


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Eben, die Ingenieure waren schon immer "etwas besser qualifiziertere" 
Handwerker mit Darfschein zur Bedienung des Rechenschiebers. Es wird ja 
nur ein kluger Kopf gebraucht, um den Rechenschieber zu entwerfen und 
vielleicht grade 10 weitere, die den benutzen und damit dem Klugen den 
Entwurf eines schnelleren Rechenschiebers ermöglichen. Und so geht es 
weiter.

von Gast6 (Gast)


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>Spezialisten in bestimmten Disziplinen sind derzeit gefragt, ich arbeite
>selbst als Freiberufler in dieser Branche, und Stundentarife um 50 €
>sind auch in der Krise erzielbar. Manchmal sogar mehr.

Nein, sach blos, 50 Euro als Freiberufler sind möglich. Klasse! Der 
Durchschnitt liegt wohl irgend wo bei 30 Euro. So und nun, lieber 
Freiberufler, sage mir, was Dir nach Abzug von:

- Übernachtungskosten
- Fahrtkosten
- sonstigen Ausgaben für Material, Software,
  technische Ausrüstung, Betriebshaftpflicht
- Verwaltungskosten
- Einkommensteuer + Kirchensteuer + Soli
- Krankenversicherung
- Rentenversicherung
- Rücklagen für auftragsschwache Zeiten
- Berufunfähigkeitsversicherung

bei ehrlicher Umrechnung auf die geleisteten Stunden netto übrig bleibt:
12 Euro? Ist das Deiner Meinung nach für einen selbständigen Akademiker 
im technischen Bereich, mit allen Risiken und Unwägbarkeiten, eine faire 
Bezahlung? Wenn ja, dann hat bei Dir der Ausverkauf der Ingenieure 
bereits ganze Wirkung gezeigt. Und wie Du schreibst, bist Du auch nur 
einer der bedauernswerten Ingenieure, die sich, obwohl selbständig, als 
Sub-Sub-Sub versklaven müssen und weltweit jeden Drecksjob annehmen, um 
irgend wie zu überleben. Und wie alt bist Du? Hast Du auch mit 60 Jahren 
noch Lust, so zu arbeiten wie aktuell? 12-14 Stunden täglich rödeln, 
damit wenigstens ein erklecklicher Betrag am Monatsende auf Deinem Konto 
landet? Die Hälfte des Jahres weg von der Familie aus dem KOffer leben? 
Hast Du überhaupt eine Chance, als alter Greis noch an Aufträge zu 
kommen? Nicht? Wie willst Du dann bei Deinem niedrigen Einkommen 
ausreichend Rücklagen bis zur Rente bilden? Bist Du privat 
krankenversichert? Dann darfst Du Dich im Alter auf saftige Beiträge 
freuen! Hast Du diese Rücklagen?
Wer sich heutzutage als Ingenieur noch selbständig macht, hat damit 
automatisch seine Altersarmut gebucht. Man kann den Ingenieuren nur von 
diesem Schritt abraten, und zwar dringend!

von Gast6 (Gast)


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>Eben, die Ingenieure waren schon immer "etwas besser qualifiziertere"
>Handwerker mit Darfschein zur Bedienung des Rechenschiebers.

Unfug! (Diplom-) Ingenieure waren früher exzellent ausgebildete 
Akademiker mit intellektuell anspruchsvollen Aufgaben und häufig 
Personalverantwortung. Das Gehalt war im Vergleich zu Facharbeitern 
hervorragend, die Aussichten auf Karriere gut. In der Gesellschaft waren 
Ingenieure im Ansehen zwar schon immer deutlich hinter Medizinern, 
Juristen und Lehrern angesiedelt, aber dennoch irgend wo in diesem 
Horizont. Heute ist das Ansehen der Ingenieure bereits deutlich in die 
Nähe des Facharbeiters gesunken, häufig sogar deutlich darunter! Weil, 
wie bereits geschrieben, die armen Ingenieurswürstchen heute für einen 
Hungerlohn extremen Termindruck, große Verantwortung, teilweise 
überbordende (unbezahlte) Überstunden, häufige Reisetätigkeit weltweit, 
im Entwicklungsbereich arbeiten, der mittelfristig in Deutschland 
komplett verschwinden wird. Somit sind die Ingenieure tatsächlich ganz 
unten angekommen. Das hat die Bevölkerung inzwischen auch kapiert, und 
passt deshalb halt ihre Sicht entsprechend an. Wie gesagt, heute wird 
man oft mitleidig angeschaut, wenn man seinen Beruf nennt.
Deutlich dazu beigetragen hat auch die weitgehende Abschaffung der 
Diplomstudiengänge und Einrichtung des Master-Bachelor-Systems, was dem 
Ansehen der Ingenieure durch dauernde Negativmeldungen in den Medien 
ebenfalls deutlich zugesetzt hat.

von R. F. (rfr)


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Na dann wolln wa mal...

Übernachtungskosten: ca 650 € mtl
Fahrtkosten 7 l Diesel pro 100
sonstigen Ausgaben für Material, Software,  5000 € pa für Laptop usw
Betriebshaftpflicht: keine.
Verwaltungskosten 1000€ pA
Krankenversicherung  340 € mtl
Rentenversicherung  1200
Rücklagen für auftragsschwache Zeiten derzeit vorhanden
BU weiss ich nicht auswendig.

statische Kosten:5000 + 1000 + 340 + 1200*12 =  pA 20.740  €
projektabh. Kosten 650 * 12 =7800 + FK

pA Einkunft ca 50  42  50 = 109000 €

Die statischen Kosten hat man bereits nach kurzer Zeit wieder.
Und von ca 110000€ Umsatz pA kann man leben.
Ich jedenfalls.

Nach einigen Jahren habe ich auch Rücklagen in ausreichender Menge 
vorliegen.

Falls sich jemand so auf eigene Füsse stellt, braucht er einen Auftrag 
von einem Jahr, dann ist er nach spätestens 4 Monaten auf trockenem 
Boden. Ich finde das nicht unfair. Ich bin besser krankenversichert als 
die gesetzlich Versicherten. Ich habe eine Rentenversicherung, die mehr 
zahlt als eine Pseudorente. Vergleiche doch mal deine Renteneinzahlungen 
mit den zu erwartenden Auszahlungen. Ich kann mir ein Auto leisten, was 
den Anforderungen meines Berufes entspricht.

Wen  du jetzt noch einen Vergleich anstellen möchtest, berechne doch 
mal, was du an Mehrwertsteuer sparst, wenn du Kraft Gesetz die Vorsteuer 
abziehen darfst.

Gruss

Robert

Gruss

Robert

von Gast6 (Gast)


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50  42  50 = 109000 €

50 Wochen arbeiten, also zwei Wochen Urlaub und nie krank? Schön, wenn 
Du das dann auch mit 60 noch so durchziehen kannst. Und Jahr für Jahr 
100% Auslastung? Das ist unrealistisch! Weitere Frage: schon 
geschieden, oder kannst Du Deine Frau noch mit Geld von der Scheidung 
abhalten?
Irgend wann bist du 65, und merkst, dass Du Dein Leben der Arbeit 
geopfert hast! Denk dran, wir haben nur ein einzige Leben! Das ganze 
Jahr über weg von der Heimat aus dem Koffer leben, ist kein gutes 
Leben!
Darf ich mal nach Deinem Alter fragen? Das, was Du machst, kann man 
vielleicht mit 30 ein paar Jahre durchziehen. Willst Du dann aufhören 
und Dich wieder anstellen lassen, nimmt Dich wegen Deines Alters keiner 
mehr in eine Festanstellung.

von R. F. (rfr)


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Ich bin jetzt 48, und ich habe viel Spass an der Arbeit. Natürlich hat 
man auch Urlaub, im letztem Jahr habe ich sogar nur 6 Monate gearbeitet, 
da im Juni mein Vater verstarb.

Ich habe viel Spass bei der Arbeit. Und ich mache das schon länger und 
es macht immer noch Spass. Und ich plane derzeit, das auch weiter zu 
machen.

Bis jetzt hat es sich gelohnt.

Ich bin nicht verheiratet und nicht geschieden.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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>Status der Ingenieure in der Gesellschaft sind in den letzten zwei
>Jahrzehnten dramatisch gesunken.

Das betrifft nicht nur Ingenieure. Ich weiß, dass irgendwie jede 
Berufsgruppe belächelt wird:

Ärzte - Quacksalber
Klempner - völlig überteuert Handwerker, pfuschen nur
TÜV - Zwangsabgabe
Politiker - weltfremde Bonzen
Psychologen - Klappsmüller
Wirtschaftswissenschaftler - weltfremde "BWLer", labern "Stuss", zocken 
mit fremden Geld
Verkäufer - nerven, dumm, überflüssig
Beamte - Schmarotzer
...

Irgendwann prägt sich halt das Vorurteil der Minderwertigkeit anderer 
Menschen dauerhaft in den Köpfen ein. - gefolgt von den eigenen 
Minderwertigkeitskomplexen - schließlich ist man ja auch nur ein Rädchen 
in der gesamten Wirtschaft.
Es ist eben der Hass oder Neid auf einander. Man gönnt dem anderen 
nichts. Das ist das große Problem, warum es in der Wirtschaft oft 
klemmt. Viele Menschen sehen andere als Gegner an und versuchen sie 
fertig zu machen, weil sie Angst um die eigene Position/Job haben, aber 
es bringt nichts, es zerstört Unternehmen, Familien und ganze 
Gesellschaften.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Gast6 schrieb:
> 50  42  50 = 109000 €
>
> 50 Wochen arbeiten, also zwei Wochen Urlaub und nie krank?

Dafür gibt es Krankentagegeld und Rücklagen.

> Schön, wenn
> Du das dann auch mit 60 noch so durchziehen kannst.

Ich sehe nichts, was dagegen spräche. Zumal man bis dahin seine 
Schäfchen eh im Trockenen hat.

> Und Jahr für Jahr
> 100% Auslastung? Das ist unrealistisch!

Nein, das ist bei einem gesunden Unternehmen vollkommen normal. Die 
Auslastung steigt sogar deutlich über 100%, weil zu den Altkunden die 
neuen hinzukommen - und dann stellt man eben Leute ein.

> Weitere Frage: schon
> geschieden, oder kannst Du Deine Frau noch mit Geld von der Scheidung
> abhalten?

Warum sollte das die Ehe belasten? Warum sollte er überhaupt oft außer 
Haus sein? Ich arbeite z.B. 95% zu hause: null Fahrtkosten, keine 
verlorene Zeit, Pausen, wann wir es wollen.
Das ist der Partnerschaft sogar sehr förderlich :-)

> Irgend wann bist du 65, und merkst, dass Du Dein Leben der Arbeit
> geopfert hast!

Warum "geopfert"?
Ich betreibe hier z.B. mein Hobby und kann dessen Kosten sogar 
steuerlich geltend machen :-)

> Denk dran, wir haben nur ein einzige Leben!

Eben - deswegen will ich mir nicht vorschreiben lassen, was ich zu tun 
habe.

> Das ganze
> Jahr über weg von der Heimat aus dem Koffer leben, ist kein gutes
> Leben!

das stimmt, muss aber nicht so sein. Man kann durchaus auch eigene 
Produkte entwickeln - dann kommen die Kunden sogar zu einem :-)

> Darf ich mal nach Deinem Alter fragen? Das, was Du machst, kann man
> vielleicht mit 30 ein paar Jahre durchziehen. Willst Du dann aufhören
> und Dich wieder anstellen lassen, nimmt Dich wegen Deines Alters keiner
> mehr in eine Festanstellung.

Das wird er nicht müssen und auch nicht wollen.
Ich werde sicherlich nie wieder als Angestellter arbeiten - dafür 
genieße ich das Leben jetzt zu sehr.

Wenn man die Selbstständigkeit vernünftig angeht, dann hat man ungeahnte 
Freiheiten und verdient gutes Geld - bei deutlich weniger Stress.

Pessimismus hat noch nie irgendetwas verändert.

Chris D.

von Mark B. (markbrandis)


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Chris D. schrieb:
>> Und Jahr für Jahr
>> 100% Auslastung? Das ist unrealistisch!
>
> Nein, das ist bei einem gesunden Unternehmen vollkommen normal. Die
> Auslastung steigt sogar deutlich über 100%, weil zu den Altkunden die
> neuen hinzukommen - und dann stellt man eben Leute ein.

Aber bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Ein Freelancer, der eben 
keine selbst entwickelten Produkte auf dem Markt anbietet, sondern seine 
Arbeitskraft und der mal hier und mal dort arbeitet, wird mit Sicherheit 
nicht das ganze Jahr über 100% Auslastung haben.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Mark Brandis schrieb:

>> Nein, das ist bei einem gesunden Unternehmen vollkommen normal. Die
>> Auslastung steigt sogar deutlich über 100%, weil zu den Altkunden die
>> neuen hinzukommen - und dann stellt man eben Leute ein.
>
> Aber bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Ein Freelancer, der eben
> keine selbst entwickelten Produkte auf dem Markt anbietet, sondern seine
> Arbeitskraft und der mal hier und mal dort arbeitet, wird mit Sicherheit
> nicht das ganze Jahr über 100% Auslastung haben.

Warum nicht? Eine wachsende Kundenkartei ist ja nicht auf eigene 
Produkte beschränkt. Das Prinzip bleibt doch dasselbe: auch als 
Freelancer baut man sich über die Jahre durchaus einen Kundenstamm auf, 
der idealerweise kontinuierlich weiterwächst. So etwas geht natürlich 
nicht von heute auf morgen.

Man arbeitet einfach lieber mit Leuten zusammen, die man kennt.

Wenn man dann noch eigene Produkte als zweites Standbein hat: wunderbar 
:-)

Chris D.

von kanstemalsehen (Gast)


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>Ich bin nicht verheiratet und nicht geschieden.

lol ein Spätzünder mit 48

von Billy (Gast)


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So, scheinbar sind hier viele Kommentare von Leuten die gar nicht 
wissen, wie es beim Dienstleister ist...

Ich bin bei einem Dienstleister und finde, dass es durch aus Vorteile 
bringen kann.

Man ist flexibel, kann auch mal den Arbeitgeber wechseln, sieht 
unterschiedliche Firmen und Strukturen und kann Erfahrungen sammeln.
Ich sehe den Dienstleister eher als eine Art Einstiegshilfe.

Und wenn man vom Geld spricht, so gibt es da gar nicht mal so die großen 
Unterschiede.

von Peter (Gast)


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@Billy

Klar hat ein Dienstleister auch Vorteile.
Unterschiedliche Firmen, Erfahrungen sammeln, ...

Die Bezahlung ist schlechter als bei einer Festanstellung bei einer 
richtigen Firma - OK, das hält sich oft in Grenzen.
Die meisten Dienstleister zahlen für die bundesweite Flexibilität nur 
einen unzureichenden Ausgleich. Auf dem platten Land kommt man damit 
hin, wenn man nicht jedes Wochenende nach hause fahren möchte.
Solange jemand zuhause keine Familie oder eine feste Beziehung hat, geht 
das ganz gut. Nur du bist weder am Einsatzort noch an deinem 
Erstwohnsitz mehr richtig zuhause. Alle 14 Tage Freitagabend 20 Uhr 
zuhause ankommen, Sonntag nachmittag 15 Uhr wieder losdüsen.

2-3 Jahre kann man das, zB: direkt nach dem Studium ohne Probleme 
machen.

Ich kenne persönlich einen, der hat seine Familie zweimal innerhalb 
eines Jahres gesehen, in Sommerferien und Weihnachten. Es gibt ja 
Handys.

Große Firmen wie Siemens zahlen wenigstens kostendeckende Reisekosten.

Das mag die Zukunft sein, hochqualifizierte Leute düsen bundes-/weltweit 
durch die Gegend, verzichten auf eine Lebenspartner(in) und Familie.
Für Nachwuchs sorgt dann die Generation Hartz IV ?

von Gast6 (Gast)


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>> Arbeitskraft und der mal hier und mal dort arbeitet, wird mit Sicherheit
>> nicht das ganze Jahr über 100% Auslastung haben.
>Warum nicht?

Diese Frage stellt ein Unwissender ;-)

Ich beantworte sie gerne:

Weil in vielen Bereichen folgende Umstände dies verhindern:

Als Einzelunternehmer hast Du keinen Spielraum bei der Aufteilung der 
Arbeitskraft. Du bist allein!

Viele Projekte werden zwar terminiert, aber das geht vor allem bei 
größeren Projekten nie punktgenau! Deshalb hat man als Einzelperson zwei 
Optionen:

Option eins: Man lässt absolut keine Luft zwischen aktuellem und neuem 
Auftrag. Dann passiert folgendes: Entweder man bricht das Projekt 
schlagartig zum geplanten Termin ab. Das findet der aktuelle Kunde aber 
eher weniger lustig und versucht, Dich noch ein paar Wochen länger zu 
buchen. Aber der neue Kunde möchte Dich auch ab dem vereinbarten 
Zeitpunkt haben. Also versucht man, es beiden Recht zu machen. Das wird 
allerdings nie funktionieren, und deshalb werden beide Kunden verärgert 
sein! Man wählt also besser Option zwei:

Man lässt genügend Luft, aber dann wird es sicher nicht funktionieren 
mit der 100%-Auslastung, denn Pausen sind dann vorprogrammiert.


>Eine wachsende Kundenkartei ist ja nicht auf eigene
>Produkte beschränkt. Das Prinzip bleibt doch dasselbe: auch als
>Freelancer baut man sich über die Jahre durchaus einen Kundenstamm auf,
>der idealerweise kontinuierlich weiterwächst. So etwas geht natürlich
>nicht von heute auf morgen.

Was viele, die nicht in diesem Bereich tätig sind, nicht bedenken: Man 
kann nur für einen Kunden zu einem bestimmten Zeitpunkt arbeiten. Also 
befindet sich der "Einzelkämpfer" ständig in der prekären Lage, Aufträge 
von Bestandskunden abzulehnen und somit zu riskieren, keine weitere 
Anfrage von diesen Kunden zu bekommen. Je mehr potenzielle Kunden man 
hat, desto schwieriger wird die Situation, da in konjunkturell guten 
Zeiten ständig Anfragen von den Kunden kommen, und man die meisten dann 
ablehnen muss. Dann kommt die Krise. Nun zeigt sich, ob man in den 
letzten Jahren für die richtigen Kunden gearbeitet hat und weiter mit 
Aufträgen versorgt ist, da der (aktive) Kundenstamm inzwischen drastisch 
geschrumpft ist, weil man sich auf einen Kunden konzentriert hat. Hat 
dann genau dieser Kunden gerade keine Aufträge, naja, dann hat man halt 
keine Aufträge. Erholt sich dann die Auftragslage, beginnt dieses Spiel 
von vorn. OK, alles hängt natürlich stark von der Branche und der 
Tätigkeit des Einzelunternehmers ab. Aber ich kenne viele in der 
Branche, die sich mit diesen Problemen herumschlagen. Einzig der 
Zusammenschluss zu einem Netzwerk, bei dem sich im gleichen Bereich 
tätige Ingenieure die Kunden und Aufträge untereinander aufteilen, kann 
diese Situation ein wenig entspannen. Man sollte allerdings auch 
bedenken, dass unter den Netzwerkteilnehmern trotzdem eine 
Konkurrenzsituation besteht. Und Ingenieure können sich, wenn sie sich 
in einer Konkurrenzsituation befinden,  besonder merkwürdig verhalten. 
So macht dann die Sache mitunter auch keinen richtigen Spaß.

von Brockmöller (Gast)


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Stefan Helmert schrieb:
> Also ist das Risiko auf beiden Seiten erheblich reduziert und dadurch
> trauen sich viel mehr Menschen ein Unternehmen zu gründen bzw.
> Mitarbeiter einzustellen.

Die Welt besteht aber nicht nur aus Risiken. Und oftmals ist das eigene 
Geschäftsmodell so komplex, dass es geradezu töricht von Firmen ist, auf 
Dienstleister zu setzen. Ich kenne jemanden, der sich gerade in einer 
neuen Firma einarbeitet. Seit sechs Wochen ist er dabei und es ist 
äußerst kompliziert, die Materie zu verstehen. Was will man da mit 
Zeitarbeitern? Es gibt aber Manager, die völlig irrsinnig an dieser 
Stelle auf Zeitarbeiter setzen und ganze Sparten einer Firma ruinieren. 
Und Ingenieursarbeit ist äußerst kompliziert. Wer Informatik, 
Maschinenbau oder Elektrotechnik studiert hat, wird sagen, er könne sich 
in jede Thematik einarbeiten. Dies braucht seine Zeit, was jeder 
bestätigen wird. Und genau deswegen wird sich in diesem Forum seit 
Jahren so echauffiert: Die oberen Etagen sind einfach zu dumm, eine 
ausgewogene, vernünftige und zukunftsweisende Personalpolitik zu machen. 
Wenn jemand gesucht wird, dann soll er dreißig Themen aus dem Effeff 
kennen und sieben Sprachen fließend sprechen, anstatt mal ein paar 
Leuten die Möglichkeit zu geben, sich einzuarbeiten.

Jeder hier mit Hochschulabschluss, wünscht sich doch im Grund genommen 
folgendes:
- interessante, abwechslungsreiche Aufgaben
- anspruchsvolle Aufgaben (denn dafür hat man ja studiert)
- neue Aufgaben, die man sich auch mal einarbeiten muss (Ich unterstelle 
niemanden, dass er nicht gerne etwas hinzulernen möchte.)
- ein anständiges Gehalt
- ohne viel herumreisen zu müssen. Reisen ist nichts schlimmes, aber 
wenn ich so reisen soll wie der Ackermann, dann möchte auch bezahlt 
werden wie der Ackermann.

Humankapital ist zum Unwort des Jahres geworden, leider zu Unrecht, weil 
ja die Mitarbeiter eines Unternehmens wichtiges Kapital sind. Was man 
kritsieren kann, ist, dass Unternehmen, in denen gerne vom Humankapital 
geschwafelt wird, die eigenen Phrasen nicht ernst nehmen. Man muss ja 
nur die Personalpolitik begutachten.

von Peter (Gast)


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Humankapital wurde zu Recht zum Unwort gekürt, weil einige Unternehmen 
die Arbeitskräfte nur als Kostenfaktor sehen, der im Ausland billiger zu 
beschaffen ist.

@Brockmöller
Das das eigentlich anders ist, bleibt vielen Managern verborgen.
Nicht allen, das zeigt u.a. den Erfolg kleiner mittelständischen 
Familienunternehmern, die wissen, was sie an ihren Mitarbeitern haben.

von Max M. (xxl)


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@Gast6

An für sich ist deine Beschreibung völlig o.k. allerdings
nur wenn du Alleinkämpfer sein willst. Wenn reichlich
Anfragen/Aufträge reinkommen muss man eben das Risiko eingehen
Arbeiten zu delegieren bzw. zu selektieren, eben um Kunden
bei der Stange zu halten. Das geht natürlich nur wenn man auch 
entsprechendes Kapital hat und entsprechende Einnahmen. Die muss
man dann auch überzeugend durchsetzen. Wenn einem die Arbeit
über den Kopf wächst sucht man eben jemanden der einen entlastet
und gut. Kann ja auch ein Freelancer sein. Angestellte sind dann
nicht so leicht wieder los zu werden aber unmöglich ist es nicht.
Natürlich muss der Mitarbeiter nicht nur kostendeckend arbeiten,
sondern muss auch Gewinne einfahren und das ist ja überall so.

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