Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik EMV Ferrit - Verständnisfrage


von Petr (Gast)


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Hallo,

einfache Verständnisfrage zu einem EMV-Ferrit:
In welcher Weise wirkt ein EMV-Ferrit (seriell in eine Leitung 
geschalten) genau?
Filtert dieser hochfrequente Störungen (schnelle Stromänderungen) 
aufgrund der Materialeigenschaften von Ferrit - also des 
Impedanzanstieges im höheren Frequenzbereich?

Wieso nimmt man da immer das Material "Ferrit"?

LG

von oszi40 (Gast)


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Ein Ferritkern vergrößert im Gegensatz zum Alu-Kern die Induktivität 
einer Spule (hier Leitung).

Einfach formuliert: Je höher die Induktivität, desto schlechter kommen 
die hohen Frequenzen durch.

von Petr (Gast)


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Danke!

von Peter R. (pnu)


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Man nimmt Ferrit, weil dieser eine deutlich höhere relative 
Permeabilität als eins hat. Dadurch verkettet sich das Magnetfeld des 
Stroms in der Leitung mit den Elementarmagneten des Ferrits.

Bei verlustarmem Ferrit macht sich das dann als erhöhte Induktivität der 
Leitung bemerkbar.
Bei verlustreichem Ferrit ist scheinbar dieser Induktivität noch ein 
Widerstand parallelgeschaltet.

Zum Beispiel haben die häufig als Schwingschutz verwendeten Ferritperlen 
ab etwa 100MHz die gleiche Wirkung wie ein längs in die Leitung 
geschalteter 100-Ohm-Widerstand.

von Di P. (drpepper) Benutzerseite


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Vorsicht:

Ein Ferrit erhöht die Induktivität nur für Gleichtaktsignale.

Gegentaktsignale verursachen genau entgegengesetzte Magnetflüsse im 
Ferrit, die sich gegenseitig kompensieren -> keine Dämpfung.


Wenn nur ein einziger Draht durch den Ferrit geführt wird, ists 
natürlich immer Gleichtakt.

von Kai Klaas (Gast)


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Hallo Petr,

>Wieso nimmt man da immer das Material "Ferrit"?

Der Grund, warum Ferrite, genauer gesagt Soft-Ferrite verwendet werden, 
liegt in den hohen ohmschen Verlusten im Frequenzbereich zwischen rund 
1MHz und über 1GHz begründet.

Im Anhang siehst du die ohmschen Verluste für einen Hochstrom-Ferrit von 
Würth, den ich seit vielen Jahren immer wieder einsetze.

Du kannst dem Schaubild entnehmen, daß der Ferrit für Frequenzen unter 
1MHz wie eine 1µH Drossel wirkt. Über 1MHz werden dann die ohmschen 
Verluste wirksam und bilden mit einem nachgeschalteten Kondensator einen 
sehr effektiven Tiefpaßfilter.

Kai Klaas

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