Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Gemeinnütziges Ingenieurbüro


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

wie ich hier oft lese, bekommen ja selbst höchstqualifizierte Akademiker 
aller Fachrichtungen kaum noch einen Job. Nun ist es doch blöd, wenn 
Physiker, Informatiker, Ingenieure, Mathematiker, ... nach einem so 
langen Studium Vollzeit Puzzle sortieren, am Strand staubsaugen oder im 
Wald Laub zusammen rechen müssen, um vom Hartz-4-Amt nicht sanktioniert 
zu werden.

Es wäre doch eine gute Idee, wenn sie wirklich eine gemeinnützige 
Forschungs-/Entwicklungstätigkeit übernehmen könnten. Man müsste nur 
irgend so ein Sozialprojekt gründen, wo die Hartz-4-Ingenieure als 
1-€-Jobber z. B. Opensource-Software entwickeln, Wikipedia-Artikel 
schreiben, kostenfreie eBooks (Fachliteratur) erstellen ...

Das Gute daran ist ja: Das Hartz-4-Amt bezahlt nicht nur den einen € für 
die Bastelstunde der Profibastler und Hobbyingenieure, sondern auch noch 
die Verwaltung der ganzen Sch... Angelegenheit. Da kann man auch gleich 
noch ein paar arbeitslose Möchtegern-BWLer einstellen, die dann die 
ganze Zeit Powerpoint-Karaoke machen und mit Buzzwords glänzen.

Diese Aktion wäre meiner Meinung nach wirklich Sinnvoll, wenn man das 
Gesamtwirtschaftliche Kosten/Nutzen-Verhältnis betrachte, denn von was 
Leben müssen die Leute ja sowieso (Hartz-4), nur dass sie jetzt nicht 
sinnlos Zuhause rumsitzen oder 
Office-für-Einsteiger-Bewerbungs-und-Gurkenschnippel-Seminare vom 
Hartz-4-Amt aufs Auge gedrückt bekommen, sondern Produkte erzeugen, die 
jedem Menschen kostenfrei zugänglich sind.

Warum hört man nie von solchen Aktionen?
Ist das Problematisch?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hört sich gut an. Andere haben es früher begriffen.

Also warum µC.net nicht gemeinnützig anerkannt machen und abkassieren? 
Ich meine es sozial. Und von der Politik anerkannt, also 
Nuernberg/Berlin spielen mit.
Und wenn das nicht will, dann eben woanders ne neue Baustelle aufmachen.

Interessante Sache.

von The ImAgEr (Gast)


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Es ist doch jedem frei gestellt, sich während solch einer Phase irgendwo 
zu engagieren. Open-Source-Projekte gibt es genug, gerade in der 
Software-Ecke. Ab einem gewissen Bildungsniveau muss das schon aus 
eigenem Antrieb geschehen.

von Jochen F. (jamesy)


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Ein Ingenieurbüro ist aber keine Sache, wo man nur mit H4 auskommt - es 
wollen Prototypen aufgebaut werden, es wird weitere Hardware benötigt. 
Nur als Consultant ganz per Internet wird man so keinen sinnvollen 
Ingenieursdienst aufbauen können.
Wenn man sich vor Augen hält, daß für eine einzige Entwicklung mehrere 
Protos nötig sind, dann hier die Frage: Zahlt das auch die Agentur (als 
Anstalt waren die mir lieber, unter Leuten in einer Anstalt kann ich mir 
was vorstellen ;-))?

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Jochen Fe. schrieb:
> Ein Ingenieurbüro ist aber keine Sache, wo man nur mit H4 auskommt - es
> wollen Prototypen aufgebaut werden, es wird weitere Hardware benötigt.
> Nur als Consultant ganz per Internet wird man so keinen sinnvollen
> Ingenieursdienst aufbauen können.
> Wenn man sich vor Augen hält, daß für eine einzige Entwicklung mehrere
> Protos nötig sind, dann hier die Frage: Zahlt das auch die Agentur (als
> Anstalt waren die mir lieber, unter Leuten in einer Anstalt kann ich mir
> was vorstellen ;-))?

Das mit dem Puzzle sortieren war kein Scherz! Gibts wirklich.

von Wilhelm (Gast)


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The ImAgEr schrieb:

>Es ist doch jedem frei gestellt, sich während solch einer
>Phase irgendwo zu engagieren. Open-Source-Projekte gibt es
>genug, gerade in der Software-Ecke.

OK, das kann jeder zu jeder Zeit, und hat mit Arbeitslosigkeit direkt 
weniger zu tun.

Von wegen Phase: Bei manch einem entwickelt die sich ja zum Dauerzustand 
ohne Ende...

>Ab einem gewissen Bildungsniveau muss das schon aus eigenem
>Antrieb geschehen.

Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es aber hier darum, daß der 
hochqualifizierte Hartz-IV-er nicht noch "hauptberuflich" in Vollzeit 
Straße fegen oder Klo putzen geht, sondern eben ersatzweise höherwertige 
aber gemeinnützige Dinge leisten kann, die er beherrscht.

Die Idee finde ich generell nicht schlecht.


Jochen Fe. schrieb:

>Ein Ingenieurbüro ist aber keine Sache, wo man nur mit H4
>auskommt

Von einem Parallelarbeitsmarkt, wie er ja schon längst etabliert ist, 
las ich oben nichts, aber von gemeinnützigen Dingen. Es wurden auch 
Beispiele genannt. Es gibt da sehr viele kleine Tätigkeiten, die mit 
einem Entwicklungsprozeß weniger gemeinsam haben. Da braucht es nicht 
immer Prototypen... Um im Altersheim vorlesen zu gehen, wie es kürzlich 
öfters vorgeschlagen wurde, muß man, glaube ich, hauptsächlich auch nur 
lesen können.


Abdul K. schrieb:

>Das mit dem Puzzle sortieren war kein Scherz! Gibts wirklich.

Ja genau, so ist das wohl auch gemeint, Puzzle sortieren auf höherer 
Ebene, der persönlichen Qualifikation entsprechend.

von Jochen F. (jamesy)


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Das glaube ich gerne! Ein Puzzle kostete einmal wenig, und man kann 
Woche für Woche H4-ler damit beschäfigen, einen nach dem andern.
Über Sinn und Unsinn brauche ich nichts mehr zu schreiben !?!

von Max M. (xxl)


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Für die gering Qualifizierten bis zum Facharbeiter mag das bereits
Realität sein und mag auch eingeschränkt funktionieren, aber bei
Akademikern sehe ich da schwarz. Das Problem wird sein das gerade
diese Berufsgruppe am ehesten Stress macht weil man solche Menschen
nicht so leicht unter bekommt und das vorherrschende Ziel, nämlich 
vorhandene Arbeitsplätze nicht zu gefährden nicht einzuhalten ist.
Bei teuren Mitarbeitern sind die Arbeitgebern u.U. geneigt so an
billigere Leute zu kommen und die Alten sind dann die Dummen.
Wenn der Staat sich auf die Art einmischt geht das meist schief.
Man  muss ja auch bedenken das das dann nicht nur Ingenieure,
sondern auch Studierte anderer Fachrichtungen sind, die ja auch
irgendwie untergebracht werden wollen. Da wäre es schon sinnvoller
eine Arbeitsmarkt-Planwirtschaft einzuführen, so das jeder eine
faire Chance bekommt. Dann müssten sich die Firmen auch einem
Verantwortungsdiktat fügen das in der Omnipotent geführten
kapitalistischen Marktwirtschaft keine Überlebenschance hätte.
Solche Systeme funktionieren in der Realität nicht da Mitbestimmung
ein zu scharfes Schwert ist.

von M. S. (bugles)


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Das einzige Problem ist das ich keinen Akademiker kenne der tatsächlich 
auch einen ein Euro Job hat.

Ich glaube eh das die ein Euro jobs sehr beliebt sind. Die bekommt man 
nicht so einfach

von Max M. (xxl)


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>Das einzige Problem ist das ich keinen Akademiker kenne der tatsächlich
>auch einen ein Euro Job hat.
Wie viele arbeitslose Akademiker kennst du denn und wo?
In deiner kleinen Welt muss die Statistik nicht einheitlich
mit dem Rest der Republik übereinstimmen.
>Ich glaube eh das die ein Euro jobs sehr beliebt sind. Die bekommt man
>nicht so einfach
Bei ungelernten Leuten würde ich auch davon ausgehen weil die
brav und ohne Stress ihre Arbeit machen damit man wenigstens
etwas besser finanziell dasteht als die übrigen. Außerdem muss
man sich nicht schämen arbeitslos zu sein da man ja irgendwie
tätig ist. Ob man die Ein-Euro-Jobs bekommt ist eine Frage
der Beharrlichkeit und des örtlich passenden Angebots bzw.
der Nachfrage. Zumindest dürfte die bedingungsfeindliche
Handverlese in dem Bereich deutlich geringer sein.
Bei Akademikern ist der Fall vom fürstlichem Einkommen auf H4
ja auch am heftigsten und der Prestigeverlust am schlimmsten.

von Der Wiederauferstehende (Gast)


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> Warum hört man nie von solchen Aktionen?

Ich habe schon von gewissen gemeinnützigen Technik-Projekten gehört (so 
die Richtung "Rechner für die 3. Welt").

Ob die H4ler einstellen, weiß ich nicht, denn die sind ja selbst 
kronisch geldknapp, und gewisse Eigenmittel sind möglicherweise 
notwendig.

Aber warum sollte das nicht irgendwie gehen?
In unserer glorreichen Demokratie kann ja jeder sowas gründen.

Eine Art gemeinnütziger Trägerverein (oder evtl. Stiftung), evtl. selbst 
von irgendwelchen Leuten oder Einrichtungen gesponsort, der dann die 
Leute einstellt.

Ich weiß nicht, wie es in diesem Fall ist, aber oft wird der Ruf nach 
sowas von Leuten laut, die etwas erwarten, selbst eine Position suchen, 
aber keine Lust oder das Standvermögen haben, es selbst loszutreten (und 
die Umgebung würde jeglichen Eigennutz mit Misstrauen betrachten und 
Kontrollen fordern, wenn dafür Mittel gegeben werden sollen).

Leute mit genug Initiative finden aber wohl meist selbst einen Job, der 
sie dann viel besser bezahlt, denn echte Schöpfer und Gründertypen gibt 
es nicht soo viele, die werden immer gesucht und gern genommen.

Übrig bleiben dann diejenigen, deren Motivation nicht Geld ist, sondern 
Werte wie Nächstenliebe oder Mildtätigkeit oder auch Ökologie. (Auch die 
müssen jedoch von etwas leben.)

Oder eben die nicht nach Geld heischenden Gründertypen, die Menschen mit 
echten Visionen einer besseren Welt, die ihrer inneren Stimme gehorchen.
Eine besonders seltene Spezies, aber mit großem Einfluss in der 
Geschichte.

von Falko J. (spacefrog)


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Hallo Stefan,


finde ich eigentlich ne schöne Idee, es gibt ja z.B. den Verein 
"Ingenieure ohne Grenzen", so was in der Art währe doch ideal, oder? 
Kann sich denn eigentlich ein gemeinnütziger Verein, einfach so 1€ Jober 
"holen" ?
Gruß
Falko

von Marek N. (Gast)


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Immerhin, der Unmut gegenüber Zeitarbeitsfirmen wächst. Die ersten 
Bombendrohungen wurden bereits verlautbart: 
http://www.n-tv.de/panorama/Erpressung-statt-Arbeit-article808305.html
Nuked diese Sklaventreiber endlich alle weg!

von Der Hotte (Gast)


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Wer glaubt das Puzzlen ist unfug sollte sich das mal reinziehen !

http://www.youtube.com/watch?v=9XFFV9rb5w8

von Karl (Gast)


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ob ich über den bericht lachen oder heulen soll weiss ich echt nicht 
....


Zu deiner Idee muss ich sagen das ich sie im prinzip gut finde, jedoch 
müste meiner ansicht nach sichergestellt werden das sowas wie in dem 
bericht der hier drüber ist nicht passiert

ich finde es eine kathastrophe was da passiert.... ausbeutung sowohl des 
staates als auch der arbeitslosen :(

von P. S. (Gast)


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Stefan Helmert schrieb:

> Es wäre doch eine gute Idee, wenn sie wirklich eine gemeinnützige
> Forschungs-/Entwicklungstätigkeit übernehmen könnten. Man müsste nur
> irgend so ein Sozialprojekt gründen, wo die Hartz-4-Ingenieure als
> 1-€-Jobber z. B. Opensource-Software entwickeln, Wikipedia-Artikel
> schreiben, kostenfreie eBooks (Fachliteratur) erstellen ...

Das muesste sich aber peinlichst genau auf Dinge beschraenken, die die 
Wirtschaft nicht interessiert. Sonst erzeugst du naemlich nur neue 
Artbeitslose, die du dann auch in deinem gemeinnuetzigen Ingenieurbuero 
unterbringen musst. Und gerade das ist bei den meisten OS-Projekten 
heute nicht der Fall.

von Hans M. (bauzi)


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Stefan Helmert schrieb:
> Man müsste nur
> irgend so ein Sozialprojekt gründen, wo die Hartz-4-Ingenieure als
> 1-€-Jobber z. B. Opensource-Software entwickeln, Wikipedia-Artikel
> schreiben, kostenfreie eBooks (Fachliteratur) erstellen ...

Warum nicht:
Der Staat müsste nur
irgend so ein Sozialprojekt gründen, wo die Hartz-4-Ingenieure als
1-€-Jobber z. B. Opensource-Software entwickeln, Wikipedia-Artikel
schreiben, kostenfreie eBooks (Fachliteratur) erstellen ...

Das wäre doch zu heikel?
Riecht nach Sozialismus?

von Martin (Gast)


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... Die Armutsindustrie Part 1  ...

Einfach Klasse - wie die klugen & gerissenen Kapitalisten den Staat zur 
Profitmaximierung heranziehen.

Wenn ich den Thread quer lese, entsteht bei mir aber unisono der 
Eindruck, dass die hochqualifizierten Doofen auch schon nach 1 Euro Jobs 
schreien.

Deutschland, Deutschland ich wünschte mir, dass du etwas mehr von 
Frankreich, Italien & Griechenland hättest.

von Axel R. (Gast)


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von David (Gast)


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Selten son blödsinn gelesen... ist wohl genauso bescheuert, wie die 
herren, die die 1 Euro Job scheisse eingeführt haben...

von Max M. (xxl)


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>Selten son blödsinn gelesen...
Auch nicht bescheuerter als dein Kommentar zu diesem Thema.
Wenn du bisher Verstand und Glück hattest, kannste zufrieden
sein, aber das Glück kann sich wandeln und dann möchte ich dich
mal hören was du dann noch zu sagen hast. Brauchst ja nur ein
Pflegefall (z.B. d. einen Unfall) werden und dann würdest du
einen Ein-Euro-Jobber wieder zu schätzen wissen.

von Knacki (Gast)


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Ich finde gemeinnützige Arbeit gut. Aber das 1€-Jobber-System falsch! 
Daher könnte ich diese Idee nicht unterstützen.

von Gastonge (Gast)


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jo,

die Harzer sollen bitte nix anderes tun wie still und ruhig in der 1 
Zimmerbude rumsitzen, Fernsehen und Fressalien  konsumieren.

Also, dat Geld, das sie vom Amt (der Gesellschaft) bekommen über einen 
Monat verteilt der Gesellschaft in form von Einkäufen der noblen und 
ehrenwerten Gesellschaft wieder zurückführen.

Der Kreislauf hat zwar keine Wertschöpfung, muß er auch net hamn.

Ein Teil der Gesellschaft kann sich so ein Gutes Einkommen, und nennen 
wir es mal Lebensqualität, sichern. Der andere Teil (viel kleinere Teil 
also die Harzer) bekommen von der Gesellschaft Energie in Form von Geld 
zugeführt und geben diese(s) genauso wieder zurück. Es sei denn, sie 
verbuddeln es im Garten.

Das andere Extrem sind die Überbezahlten Manager.
Diese bekommen auch durch die Arbeitsleistung der Gesellschaft Geld in 
Mengen. Dieser Personenkreis führt das Geld aber nicht gleichverteilt in 
den Gesellschaftskreislauf zurück. Nö, die bunkern dat Geld im Ausland.


Also, wichtig. Der Harzer soll nicht entwickeln oder Wertschöpfung 
betreiben. Dadurch würde er anderen Unternehmen Konkurrenz machen.

(Beispiel Google. Bietet Navigationssystem für umme an. Ergo viele 
Unternehmen in diesem Bereich haben nix mehr zu lachen)

Also, bitte merken.

Damit es einigen in der Gesellschaft gut geht, im sinne von Arbeiten, 
Geld verdienen und 2 mol im Jahr in Urlaub und klenes Häuschen 
vielleicht, muß es zwingend so sein, das andere ähnliche Leistungen 
nicht für umme anbieten.

Entweder man hat wenige die sehr viel haben oder viele die eben wenig 
haben. Die Erde ist ein begrenztes System. Da können nicht alle alles 
haben. Verstanden.

Seit ihr Harzer, so feiert das.
Fahrt Fahrrad, guckt Fernsehen, geht wandern, macht eure privaten 
Entwicklungen im Leben und Hobby, geht für die Alte Frau Schmidt 
einkaufen, geht an den Baggersee.

Seit ihr etwa neidisch auf die deppen (ich eingeschlossen) die von 
morgens um 8 bis abends um 18 mallochen, vom Ceffe quasi eine in den 
Hintern kriegen und ein paar Kröten auf der Bank haben und den Traum 
träumen, später vielleicht mal ein (eigenes) Häuschen zu haben.

Müsst ihr einen 40k Wagen fahren?

Die Gesellschaft peilt es entweder, dass sie allen Menschen ein anrecht 
auf Arbeit geben muß und hält sich entsprächend Politiker, die dafür 
sorgen und man hat somit zusammen eine vielleicht minimal gerechtere 
Welt in der man mit Freude an einer besseren und leichteren Welt 
arbeitet

Oder die Weltgesellschaft führt nach dem heißen und kalten Krieg nun 
einen immer schärfer werdenden Wirtschaftskrieg.

Beschäftigt sind die Statisten darin so oder so.

von Gast1 (Gast)


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>Die Gesellschaft peilt es entweder, dass sie allen Menschen ein anrecht
>auf Arbeit geben muß

Ich hab's schon in einem anderen Thread geschrieben: Warum nur sind hier 
in Deutschland anscheinend alle Menschen geil auf Arbeit? Warum wird von 
der Politik immer "Arbeit für alle" gefordert?
Warum ist in unserer Gesellschaft inzwischen Arbeit zum reinen 
Selbstzweck degeneriert? Warum ist in den Medien, der Politik, der 
Wirtschaft und auch bei den Menschen immer nur davon die Rede, möglichst 
Arbeit zu haben? Warum streben die Menschen nicht statt dessen nach 
Wohlstand und Lebensqualität, und warum fordert die Poltik dieses nicht? 
Kein Wunder, dass mit dem Hintergrund einer solchen, vorsichtig 
formuliert, etwas seltsamen Einstellung zur Arbeit sich Ein-Euro-Jobs 
zum großen Renner entwickeln. Bei mir können sich gerne mehrere 
arbeitslose Ingenieure melden. Die bekommen bei mir Arbeit, so viel sie 
möchten, gerne auch für einen Euro pro Stunde. Ich reduziere dafür meine 
14-Stunden-Arbeitstage auf null Stunden und mache mir statt dessen ein 
schönes Leben.

>und hält sich entsprächend Politiker, die dafür
>sorgen und man hat somit zusammen eine vielleicht minimal gerechtere
>Welt in der man mit Freude an einer besseren und leichteren Welt
>arbeitet

Durch die Globalisierung hat auch der Kapitalismus in seiner reinsten 
Form weltweit Einzug gehalten. In diesem Kapitalismus zählt der Mensch 
nicht. Wer das noch immer nicht begriffen hat, kann einem leid tun. 
Entweder man arrangiert sich mit diesem System, oder man wird 
untergehen.

von lixx (Gast)


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Warum muss mikrocontroller.net immer mit Politikgeschwafel zugemüllt 
werden ?
Dachte, das ist ein Elektronik & Mikrocontroller-Forum ...

von Falk B. (falk)


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@lixx (Gast)

>Warum muss mikrocontroller.net immer mit Politikgeschwafel zugemüllt
>werden ?

There is no topic like OFF topic ;-)

MfG
Falk

von MaWin (Gast)


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> Ich finde gemeinnützige Arbeit gut.

Wenn's die Arbeit der Gemeinschaft denn Nutzen bringt,
dann sollte die Gemeinschaft auch kein Problem haben,
diese ordentlich zu bezahlen, sonst war's mit dem Nutzen
wohl nicht so weit her.

Klar kann sie sich sagen: Wenn wir ihn eh schon bezahlen,
kann er (wenn er kann) dafür auch arbeiten, aber Bezahlung
nur am anerkannten Existenzminimum ist auch dann Ausbeutubg,
dann sollte der Lohn schon angemessen sein, und nicht der
1 EUR, der nur zum Ausgleich von durch die Arbeit verursachten
Zusatzkosten (Kleidung, Fahrtaufwand) gezahlt wird.

Ich hab kein Problem damit, wenn man jemandem, der nicht so
leistungsfähig ist (behindert in welcher Form auch immer),
auch einen Job anbietet, und den dann nicht so voll bezahlt,
wie einen voll Leistungsfähigen, aber ihn mit dem
Existenzminimum abzuspeisen ist auch dann frech.

Ich denke sogar, die Gesellschaft hat die Aufgabe, jedem eine
angemessene Arbeit anzubieten "Arbeit ist genug da, die Frage
ist nur, wer sie bezahlt, und der Staat hat die Aufgabe der
Zahlungsverteilung", zu einem angemessenen Lohn.
Ob er sie dann annimmt, sollte aber seine Entscheidung sein.
Wenn die Industrie nicht genug Arbeitsplätze zur Verfügung
stellt weil sie in gesellschaftlich nutzbringenden Tätigkeiten
keinen Profit sieht (sondern nur in gesellschaftsschädlichen),
muss es eben leider die Gemeinschaft tun,

ebenso wenn die Industrie nicht genügend Ausbildungsplätze
anbietet, so daß ein guter Anteil einer Generation rumsitzt
und nichts lernen kann, dann muß eben die Gesellschaft die
Ausbildung organisieren und planen - und die Industrie, die
meint ihr Geld sparen zu können, dafür zur Kasse bitten,
damit die Industrie merkt, daß es nicht so einfach ist, erst
auf Kosten der Gesellschaft Ausgaben zu sparen, und dann nach
billigen fertig ausgebildeten Arbeitskräften mit Greencard
zu schreien.

Erst wenn die Industrie merkt, daß sie nicht auf dem Rücken
der Gesellschaft einsparen kann, sondern es sie TEURER kommt,
dann wird sie lernen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung
nachzukommen. Denn im Kapitalismus zählt vor allem das Geld.
Es muß direkt den treffen, der schädlich sien wollte,.
So wie die Banken direkt getroffen werden sollten mit den Kosten
die sie dem Staat und Steuerzahler aufgebürdet haben.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Sicher MaWin. Aber wir machen immer alles so kompliziert.

Man kann es doch einfach abfassen:
Eine Gesellschaft muß menschlich sein.
Nichtstun schadet letztlich allen.
Jeder kann was.
Wieviel Macht hat die Politik gegenüber der Wirtschaft überhaupt?
Wieviel Macht hat der Bürger gegenüber der Politik?
Warum wird 'Arbeit' die z.B. bei µC.net von den vielen Postern die 
Fragen beantworten und wo wir uns ziemlich weit einig sind, das es 
nützliche Arbeit ist, nicht entsprechend gebührend berücksichtigt?
Ja 'Gebührend' also es kommt bare Münze auf dein und mein Konto. Wovon 
wir dann wieder was Neues finanzieren könnten...

Es krankt einfach überall in jeder der obigen Zeilen!
Und hängt euch nicht an µC.net auf. Das mag eine private 
teilkommerzielle Seite sein, aber es ließen sich andere Übereinkünfte 
auch woanders realisieren.

von Max M. (xxl)


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>Wieviel Macht hat die Politik gegenüber der Wirtschaft überhaupt?
Wenig, weil die Politik der Wirtschaft immer ein Hintertürchen offen 
lässt.
Ohne Wirtschaft gäbe es keinen Wohlstand und der ist die Zielsetzung.
>Wieviel Macht hat der Bürger gegenüber der Politik?
Geh die Richtigen wählen, wenn nicht, macht auch nichts.
>Warum wird 'Arbeit' die z.B. bei µC.net von den vielen Postern die
>Fragen beantworten und wo wir uns ziemlich weit einig sind, das es
>nützliche Arbeit ist, nicht entsprechend gebührend berücksichtigt?
Weil auch immer die Finanzierbarkeit bedacht werden muss.
>Ja 'Gebührend' also es kommt bare Münze auf dein und mein Konto. Wovon
>wir dann wieder was Neues finanzieren könnten...

Letztendlich ist es immer nur ein Verteilungskampf und damit tun
sich vor allem die Menschen schwer die entweder nichts haben oder
jene die beim Versuch Fremdmittel zu verteilen, scheitern. Das
Bürgergeld wäre ein guter Ansatz es zu ändern, aber es ist nicht
finanzierbar.

von FMode (Gast)


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>Das Bürgergeld wäre ein guter Ansatz es zu ändern, aber es ist nicht
>finanzierbar.

Es wird schon finanziert - sogar inkl. einer riesigen 
Verteilungsbürokratie.
(Habe ich dir jetzt den Tag verdorben mit dieser Nachricht?)


>Es wäre doch eine gute Idee, wenn sie wirklich eine gemeinnützige
>Forschungs-/Entwicklungstätigkeit übernehmen könnten. Man müsste nur
>irgend so ein Sozialprojekt gründen, wo die Hartz-4-Ingenieure als
>1-€-Jobber z. B. Opensource-Software entwickeln, Wikipedia-Artikel
>schreiben, kostenfreie eBooks (Fachliteratur) erstellen ...


Und da Ingenieure sowieso meistens "Bastler" sind braucht es dafür auch 
keine Kontrolle (durch ein Amt) ob die sich auch wirklich in einem 
Open-Source projekt engangieren - sondern man kann ihnen das Bürgergeld 
auch einfach so zahlen.

Und da jedigliche Sozialhetze ("faule ungebildete Unterschichtler - 
fleissige gebildete Oberschicht") einfach nur primitiver Unsinn ist, 
bekommen nicht nur Ingenieure ihr Bürgergeld sondern alle.

von MaWin (Gast)


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> > Das Bürgergeld wäre ein guter Ansatz es zu ändern,
> > aber es ist nicht finanzierbar.

> Es wird schon finanziert - sogar inkl. einer riesigen
> Verteilungsbürokratie.

Nein, Max M. hat schon recht, du hast offensichtlich nie
nachgerechnet, FMode, sonst wäre dir das aufgefallen.

Entweder gibt es SEHR wenig Bürgergeld (weniger als das
zum Leben angeblich minimal notwendige) oder SEHR hohe
Einkommensteuern (mehr als 50% für ALLE).

Rechne einfach mal nach, bevor du palaverst.

von FMode (Gast)


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> Rechne einfach mal nach, bevor du palaverst.

OK.
1 Millionen Euro für jeden -> null problemo -> Druckerpresse anwerfen.

Wir reden also von Waren im Wert des Bürgergeldes die an jeden verteilt 
werden sollen.
Also von z.b. 800 Euro Bürgergeld - davon kann man sich 
Miete+Kleidung+Essen+"etc" kaufen.
Da jeder Bundesbürger ein Dach über dem Kopf hat (Ausnahme: 
nicht-sesshafte) und Kleidung und etwas zu Essen - ist es also schon 
finaniziert.

Gegenprobe:
5000 Euro Bürgergeld - das reicht z.b. für die Leasingrate eines 
Oberklasse-PKW -> also nicht finanzierbar/verteilbar - den wo sollen so
viele Oberklasse PKW für alle Bundesbürger herkommen ?


Bürgergeld, Hartz4 etc. ist nur ein Modell einer Verteilung von Gütern. 
Das die Verteilung von reich nach arm funktioniert beweist u.a. Hartz4.

also:
immer schon ruhig bleiben und sich vorher informieren und verstehen 
bevor man über bedingungsloses Grundeinkommen/Bürgergeld daherschwafelt.

von MaWin (Gast)


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> Da jeder Bundesbürger ein Dach über dem Kopf hat (Ausnahme:
> nicht-sesshafte) und Kleidung und etwas zu Essen - ist es
> also schon finaniziert.

Ja, das Gesamteinkommen der Deutschen reicht, um alle Deutschen
durchzufüttern. Man sagt, daß pro Kopf etwa 2000 EUR brutto
oder 1000 EUR netto zur Verfügung stehen.

Wenn du nun aber jedem Deutschen (auch Kindern und Ehefrauen)
ohne daß er eine Arbeitsleistung bringen muss sagen wir 1000
EUR in die Hand drückst, wirst du merken, daß viele ihre
Arbeit schlagartig niederlegen.

Dann hast du Geld, aber keine Produkte.

Welchen Anreiz haben die, die die Produkte produzieren sollen?
Wenn du 1000 EUR verteilt hast, siehst du oben, daß dieses
dem Durchschnitt entspricht. Es gibt keine Ausreisser nach unten
mehr, also auch keine Ausreisser nach oben. Es kann (auf grund
von Gel´dmangel, weil jeder Euro nur ein mal spendiert werden
kann) niemanden geben, der durch Arbeit MEHR verdient. Da darfst
du 3 mal überlegen, wie viele Leute freiwillig trotzdem arbeiten
werden.

Es reicht nicht.

Deutschland ist reich, aber nicht SO reich.

Um allen Menschen den aktuellen Hartz4 Satz zu bezahlen, und
dann zusätzliches Einkommen zur Finanzierung zu verwenden, muß
die Steuer ab dem ersten verdienten Euro bereits 75% betragen,

Du wirst der erste sein, der darüber jammert.

Ein Bürgergeld ist nicht finanzierbar.
Das liegt zum Guten Teil daran, daß viele Leute heute UNTERHALB
von Hartz4 leben, mit WENIGER als den ca. 350 + 350 (Wohnung)
+ 125 (Krankenversicherung) auskommen. Neben Studenten und
fast allen Kindern auch viele Ehefrauen und Rentner. Nur weil
die so genügsam sind, steht so viel Geld (zwischen 800 und 1000
EUR im Monat) für die Hartz4 Empfänger zur Verfügung. Weil es
im Verhältnis glücklicherweise so wenige sind.

von adfix (Gast)


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Erich Kästner: "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es !"

Also Jungx - nicht so viel um den heißen Brei reden. Viele OpenSource 
Projekte suchen noch Mithilfe. Und gäbe einige gute Wiki-Artikel, die 
man für Mikrocontroller.net schreiben könnte.

von Warmweiß (Gast)


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Also genug Kohle wären für solche Experimente da, siehe Hamburgs 
simulierter Kaufmannsladen in Zusammenarbeit mit TÜV Nord für ca. 
schlappe 3 Millionen Euro pro Jahr. Im Artikel wird mindestens von einem 
einstelligen Millionenbetrag geredet, sprich man muss es mal 3 nehmen. 
Bei der Dekra sind die Toyshops und kommunistischen 
Puzzeleien/Strickereien-Spielchen ähnlich teuer.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,686388,00.html


Steuerzahler zur Kasse bitte - schönes, passendes Wortspiel zum Artikel, 
oder?

von BOlzen (Gast)


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Vor längerer Zeit war mal eine Diskussion zum Thema Bürgergeld im Radio. 
Ein Experte (keine Ahnung wie ich ihn nennen soll) hat dazu die These 
aufgestellt, dass es den Saat günstiger käme, jedem Bürger der arbeitet 
oder nicht, einen Betrag von 600€ (über die Höhe des Betrags bin ich mir 
da nicht mehr ganz sicher) zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug soll 
dann wohl Hartz4 & Co. abgeschafft werden. Durch den wegfallenden 
Verwaltungsapparat dieser Systeme wäre dies angeblich finanzierbar.

von FMode (Gast)


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Tausend Experten sagen es ist finanzierbar die nächsten tausend sagen es 
ist nicht finanzierbar.
Experimente hat es ebenfalls gegeben ... nicht nur Otivero in Namibia...

einfach mal ein bischen mit der Materie beschäftigen (Bücher lesen, 
...)dann kommt ihr drauf (für den Anfang tut es "Einkommen für alle" von 
Götz Werner)....

Es ist ganz normal das als vollkommenen Blödsinn abzutun... habe ich 
auch und viele andere auch gemacht.

von MaWin (Gast)


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> Es ist ganz normal das als vollkommenen Blödsinn abzutun...

Zumindest wenn man vorher allereinfachste Plasusibilitätsberechnungen 
mal im Kopf überschlagt...

von Martin (Gast)


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... Götz Werner ...

Wäre es in der Tat nicht besser, satt dem Schwachsinn eines Bürgergeldes 
zu verfolgen, Leute wie G. W. zu enteignen und den ganzen Kapitalismus 
in den Ruhestand zu schicken? Mir wäre dabei erheblich wohler.

von Wilhelm (Gast)


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BOlzen schrieb:

>Durch den wegfallenden Verwaltungsapparat dieser Systeme
>wäre dies angeblich finanzierbar.

Ich breche hier und heute mal eine Lanze für die Bundesagentur für 
Arbeit. Die gibt es ja schon etwas länger als ein paar Jahrzehnte. Und 
sie hatten nicht immer, so wie heute, hauptsächlich mit Arbeitslosigkeit 
zu tun.

Bereits 1974, besorgten die mir meine Ausbildungsstelle und damit einen 
späteren langjährigen Beruf.

Also nicht alles an Verwaltungsapparat ist für die Katz.

von Warmweiß (Gast)


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Wilhelm schrieb:
> Also nicht alles an Verwaltungsapparat ist für die Katz.

Das ist wahr. Aber nur, wenn es was zu vermitteln gibt und Leute 
gebraucht werden. Da dies heute nicht mehr der Fall ist, kommen solche 
Stilblüten zum Vorschein. Es wird nur noch die Arbeitslosigkeit 
verwaltet, Statistiken erstellt und gefälscht und andere 
Zahlenspielereien, Gelder zum Fenster rausgeworfen, Drangsaliert. 98 % 
Schein, 2 % wirklicher Nutzen.
Das fängt schon bei der sauteueren, neuen Namensgebung + Logo der 
Agentur an und dass die Arbeitslosen jetzt Kunden heißen, die gemanagt 
werden wollen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Warmweiß schrieb:
> Wilhelm schrieb:
>> Also nicht alles an Verwaltungsapparat ist für die Katz.

Wilhelm. 1974?? Da war es doch noch recht rosig hier. Die Krise ist 
meineserachtens so ca. 1980 richtig auf Touren gekommen.
Und nach den Erzählungen meiner Mutter hat man in deren Firma um das 
Jahre 70 so händeringend Leute gesucht, das man sogar welche mit 
SMS-artigen Rechtschreibkenntnissen einstellte. In eine Firma die sich 
nur mit Schrift beschäftigt (Bausparkasse).
Ja, die wurden dann alle bis in ihre Rente mitgeschleift. Entlassen 
wurde da keiner.
Es klingt für heutige Verhältnisse utopisch. Ist aber wahr.

Warst du einfach zu faul?
Ich habe 1982 sieben Lehrstellen-Bewerbungen geschrieben und davon zwei 
Zusagen bekommen. Keine war vom Arbeitsamt.
Wir schmunzelten, wenn die Tussi vom AA in den Unterricht kam.


Was ist aus deinem Telefoninterview geworden?


> Das fängt schon bei der sauteueren, neuen Namensgebung + Logo der
> Agentur an und dass die Arbeitslosen jetzt Kunden heißen, die gemanagt
> werden wollen.

Yep. Wenn sich der Laden anfängt umzubenennen, war es immer sehr 
verdächtig. Ich denke da z.B. an Motorola oder Siemens. Ja, unsere 
Lieferanten.

von FMode (Gast)


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>Zumindest wenn man vorher allereinfachste Plasusibilitätsberechnungen
mal im Kopf überschlagt...


genau das habe ich (uvw.) getan
Ein Wirtschaft hat eine gewisse Leistungsfähigkeit und somit kann sie 
x-so-und-so-viele Menschen versorgen... was sie heute schon tut.
Eigentlich ganz einfach ?


>Wäre es in der Tat nicht besser, satt dem Schwachsinn eines Bürgergeldes
>zu verfolgen, Leute wie G. W. zu enteignen und den ganzen Kapitalismus
>in den Ruhestand zu schicken? Mir wäre dabei erheblich wohler.


Da gibts noch andere Vorschläge die ebenso das Rad der Zeit zurückdrehen 
wollen:
z.b. das Arbeitslager für faule Hartz4'ler
oder die Abschaffung der bösen Maschinen damit Menschen wieder Arbeit 
haben.
Oder eben die gewaltsame staatlich verordnete Aufteilung der vorhandenen 
Arbeit.

Bloss nicht denken wollen - immer schön Stammtischparolen brüllen.

von Wilhelm (Gast)


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Abdul K. schrieb:

>Wilhelm. 1974?? Da war es doch noch recht rosig hier. Die
>Krise ist meineserachtens so ca. 1980 richtig auf Touren
>gekommen.

Richtig. Etwa 1980 war der wirtschaftliche Höhepunkt erreicht, seitdem 
geht es bis heute nur noch abwärts. An meinem ehemaligen Wohnort Köln 
gab es die Geschichte des 1-millionsten Gastarbeiters 1964 (Italiener), 
der beim Empfang vom Oberbürgermeister eine neue Zündapp geschenkt 
bekam.

>Und nach den Erzählungen meiner Mutter hat man in deren Firma
>um das Jahre 70 so händeringend Leute gesucht, das man sogar
>welche mit SMS-artigen Rechtschreibkenntnissen einstellte.

Mein Vorgesetzter damals im großen Telekommunikationsunternehmen, wo ich 
jahrelang war, war ein Dorfschmied aus der Eifel. Die haben nach dem 
Krieg alles genommen, was irgendwie wie ein Mensch aussah. Der Typ war 
über seine gesamte berufliche Laufbahn hinweg nicht wirklich in der 
Lage, mit 2 Drähten ein Telefon anzuschließen, aber mein Vorgesetzter.

Gestern besuchte ich einen Onkel anläßlich seines 80. Geburtstages. Der 
schaffte es bis zum Lokführer bei der Bahn. Wir diskutierten lange. Er 
kam schon im Krieg mit 13 quasi von selbst zur Bahn, durch den Krieg 
bedingt ohne vernünftige Schulkenntnisse, wie er mir erzählte. Erst mal 
ein paar Jahre Bautrupp, Schienen legen gehen, körperliche Schwerarbeit, 
manche Besatzungsmächte hatten in der Eifel und im Saarland die Schienen 
abmontiert.

>Es klingt für heutige Verhältnisse utopisch. Ist aber wahr.

Ja, ich bin da bestens im Bilde.

>Warst du einfach zu faul?
>Ich habe 1982 sieben Lehrstellen-Bewerbungen geschrieben und
>davon zwei Zusagen bekommen. Keine war vom Arbeitsamt.
>Wir schmunzelten, wenn die Tussi vom AA in den Unterricht
>kam.

1982, und meine Zeit 1974, dazwischen liegt aber auch schon wieder ein 
gewaltiger Sprung. Von wegen zu faul: Es gab einfach keine 
Möglichkeiten. Wir bekamen erst 1979 Telefon, und extrem abgelegen auf 
dem kleinen Eifeldorf war man auch. Firmen ausfindig machen und 
abklappern, ging nicht, da man keine Verzeichnisse hatte, nicht mal ein 
Telefonbuch. Dann lagen die Ortschaften alle zwischen kilometerlangen 
10-prozentigen Steigungen, da ging noch nicht mal was vernünftig mit dem 
Fahrrad. Für den Bus, bekam ich kein Geld. Und Taschengeld: Fehlanzeige.

Mein Vater hatte abends nach Feierabend auch keinen Bock mehr, sich ins 
Auto zu setzen, um mit mir Firmen abzuklappern.

Über all diese Dinge unterhielt ich mich am letzten Klassentreffen noch 
mal mit den Schulkameraden. Ja, das war damals so, war die einstimmige 
Meinung.

Also nichts mit zu faul.

Na ja, und deswegen kam eben jedes Jahr einmal ein Arbeitsamtsberater in 
die Schule. Da bekam ich dann Kontaktdaten zu meinem späteren Job 
vermittelt. 4 Bewerbungen, und eine hat doch funktioniert!

Mann, was ist das heute mit dem Internet ja alles so einfach!

>Was ist aus deinem Telefoninterview geworden?

Es ist ganz OK gelaufen, aber ein Dienstleister eben. Kann was werden, 
da muß ich abwarten. Mit DL bin ich bereits etwas gebrannt, da kam außer 
heißer Luft nie was. Sie haben mich darauf aufmerksam gemacht, daß noch 
die eine oder andere weite Reise zu persönlichen Gesprächen ansteht. Da 
muß ich jetzt aufpassen, nicht auf heißer Luft und hohen Reisekosten 
sitzen zu bleiben...

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wilhelm schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>
>>Wilhelm. 1974?? Da war es doch noch recht rosig hier. Die
>>Krise ist meineserachtens so ca. 1980 richtig auf Touren
>>gekommen.
>
> Richtig. Etwa 1980 war der wirtschaftliche Höhepunkt erreicht, seitdem
> geht es bis heute nur noch abwärts. An meinem ehemaligen Wohnort Köln
> gab es die Geschichte des 1-millionsten Gastarbeiters 1964 (Italiener),
> der beim Empfang vom Oberbürgermeister eine neue Zündapp geschenkt
> bekam.

Ja. Meiner Meinung nach geht es auch einfach nur abwärts. Und die Sohle 
ist nicht in Sicht!


>
>>Und nach den Erzählungen meiner Mutter hat man in deren Firma
>>um das Jahre 70 so händeringend Leute gesucht, das man sogar
>>welche mit SMS-artigen Rechtschreibkenntnissen einstellte.
>
> Mein Vorgesetzter damals im großen Telekommunikationsunternehmen, wo ich
> jahrelang war, war ein Dorfschmied aus der Eifel. Die haben nach dem
> Krieg alles genommen, was irgendwie wie ein Mensch aussah. Der Typ war
> über seine gesamte berufliche Laufbahn hinweg nicht wirklich in der
> Lage, mit 2 Drähten ein Telefon anzuschließen, aber mein Vorgesetzter.
>
> Gestern besuchte ich einen Onkel anläßlich seines 80. Geburtstages. Der
> schaffte es bis zum Lokführer bei der Bahn. Wir diskutierten lange. Er
> kam schon im Krieg mit 13 quasi von selbst zur Bahn, durch den Krieg
> bedingt ohne vernünftige Schulkenntnisse, wie er mir erzählte. Erst mal
> ein paar Jahre Bautrupp, Schienen legen gehen, körperliche Schwerarbeit,
> manche Besatzungsmächte hatten in der Eifel und im Saarland die Schienen
> abmontiert.
>
>>Es klingt für heutige Verhältnisse utopisch. Ist aber wahr.
>
> Ja, ich bin da bestens im Bilde.
>
>>Warst du einfach zu faul?
>>Ich habe 1982 sieben Lehrstellen-Bewerbungen geschrieben und
>>davon zwei Zusagen bekommen. Keine war vom Arbeitsamt.
>>Wir schmunzelten, wenn die Tussi vom AA in den Unterricht
>>kam.
>
> 1982, und meine Zeit 1974, dazwischen liegt aber auch schon wieder ein
> gewaltiger Sprung. Von wegen zu faul: Es gab einfach keine
> Möglichkeiten. Wir bekamen erst 1979 Telefon, und extrem abgelegen auf
> dem kleinen Eifeldorf war man auch. Firmen ausfindig machen und
> abklappern, ging nicht, da man keine Verzeichnisse hatte, nicht mal ein
> Telefonbuch. Dann lagen die Ortschaften alle zwischen kilometerlangen
> 10-prozentigen Steigungen, da ging noch nicht mal was vernünftig mit dem
> Fahrrad. Für den Bus, bekam ich kein Geld. Und Taschengeld: Fehlanzeige.
>

Mich hatten sie einfach in eine größere Stadt verpflanzt. Meine Mutter 
(Oma!) fuhr wieder in den Osten, meine neue Mutter (echte Mutter!) 
behielt mich. Flüchtlingskind sozusagen. Ja, danke nachträglich an die 
Stasi, die tschechischen Grenztruppen und die ganzen restlichen 
Schweine.

So hatte ich also mehr Auswahl und bin bei der Telekom gelandet.


> Mein Vater hatte abends nach Feierabend auch keinen Bock mehr, sich ins
> Auto zu setzen, um mit mir Firmen abzuklappern.

Meiner hatte genauso wenig Lust sich für mich einzusetzen. Das hatte 
damals kaum einer gemacht. Von wegen die optimale Schule aussuchen usw. 
Seine Worte: Jung, erst machst du die Lehre, dann kannste studieren.


>
> Über all diese Dinge unterhielt ich mich am letzten Klassentreffen noch
> mal mit den Schulkameraden. Ja, das war damals so, war die einstimmige
> Meinung.
>
> Also nichts mit zu faul.

Das war eine rhetorische Frage. Nun gut, wer weiß schon was das ist??


>
> Na ja, und deswegen kam eben jedes Jahr einmal ein Arbeitsamtsberater in
> die Schule. Da bekam ich dann Kontaktdaten zu meinem späteren Job
> vermittelt. 4 Bewerbungen, und eine hat doch funktioniert!

Eine reicht ja ;-)


>
> Mann, was ist das heute mit dem Internet ja alles so einfach!

Ja. Und wir sind die letzten die noch die Welt ohne kennen. Der Aufwand 
an irgendwelche Infos zu kommen, war einfach tierisch.


>
>>Was ist aus deinem Telefoninterview geworden?
>
> Es ist ganz OK gelaufen, aber ein Dienstleister eben. Kann was werden,
> da muß ich abwarten. Mit DL bin ich bereits etwas gebrannt, da kam außer
> heißer Luft nie was. Sie haben mich darauf aufmerksam gemacht, daß noch
> die eine oder andere weite Reise zu persönlichen Gesprächen ansteht. Da
> muß ich jetzt aufpassen, nicht auf heißer Luft und hohen Reisekosten
> sitzen zu bleiben...

Laß dich bloß nicht über den Tisch ziehen! Immer einmal drüber schlafen.

von Warmweiß (Gast)


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Wilhelm schrieb:
> Da
> muß ich jetzt aufpassen, nicht auf heißer Luft und hohen Reisekosten

Ich hoffe, die laden dich bzw. andere nur noch ein, wenn sie wirklich 
etwas oder mehreres in der Hand haben, was auf das Bewerberprofil passt.
Man kann alles Wichtige für die Sichtung geeigneter Stellen aus den 
Bewerberunterlagen und dem Telefoninterview ersehen.
Im Optimalfall dann ein Vorstellungsgespräch mit Verleiher, Sklave, äh 
Arbeitnehmer, und Auftraggeber.
Aber diese (z. T.) praktizierte Einladerei mit vorn herein keinen 
(geeigneten) Stellen in petto, meisten mit der Länge von 45 bis 60 
Minuten, mit dem einzigen Resultat heißer Luft, sollte in der Krise 
endlich mal ad acta gelegt worden sein.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Warmweiß schrieb:
> Aber diese (z. T.) praktizierte Einladerei mit vorn herein keinen
> (geeigneten) Stellen in petto, meisten mit der Länge von 45 bis 60
> Minuten, mit dem einzigen Resultat heißer Luft, sollte in der Krise
> endlich mal ad acta gelegt worden sein.

Nö. Daraus ist eine komplett neue Industrie entstanden. Man kassiert 
Kohle der AA für Pseudoleistungen an eh Unvermittelbaren. Für alle 
Beteiligten bis auf das Lämmchen eine Win-Win Situation.

Aber wir sind etwas vom Thema weg. Wie immer :-)

von Wilhelm (Gast)


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Abdul K. schrieb:

>So hatte ich also mehr Auswahl und bin bei der Telekom gelandet.

Na, da war meine erste und langjährige Stelle.

>Laß dich bloß nicht über den Tisch ziehen! Immer einmal
>drüber schlafen.

Wenn was positives passiert, Leute, erfahrt ihr es von mir auch. Mit 
fast 50, bin ich einfach zu abgecheckt, kenne die Mechanismen, und lasse 
mir nicht alles mehr bieten.

Für einen DL arbeiten, sehe ich nicht absolut negativ. Auch wenn man mal 
wochenweise aus dem Koffer lebt. Nur, muß da hinten am Ende noch irgend 
eine schwarze Zahl vom Gehalt übrig bleiben. Und zwar so, daß man den 
Spaß am Leben und der Arbeit nicht vollständig verliert.


Warmweiß schrieb:

>Ich hoffe, die laden dich bzw. andere nur noch ein, wenn sie
>wirklich etwas oder mehreres in der Hand haben, was auf das
>Bewerberprofil passt.

Keine Panik, ich bin mit den Brüdern da schon etwas abgeklärt.

>Aber diese (z. T.) praktizierte Einladerei mit vorn herein
>keinen (geeigneten) Stellen in petto, meisten mit der Länge
>von 45 bis 60 Minuten, mit dem einzigen Resultat heißer Luft,
>sollte in der Krise endlich mal ad acta gelegt worden sein.

Ein Telefoninterview kostet nichts. Das kann man gerne mitmachen.

Wenn es aber um Reisekosten zu Gesprächen quer durch Deutschland geht, 
geht es wirklich um Geld, Reisen ist nicht billig, da muß man höllisch 
aufpassen. Es sind ja nicht nur die reinen Spritkosten. Lasse sich da 
bloß niemand ausschlachten!

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Wilhelm schrieb:
> Abdul K. schrieb:
>
>>So hatte ich also mehr Auswahl und bin bei der Telekom gelandet.
>
> Na, da war meine erste und langjährige Stelle.

Warum bist du weggegangen? Ich wollte weiterkommen, studieren und bin 
dann bei diversen Firmen zwischengelandet und letztendlich hatte ich die 
Telekom vergessen.


> Wenn es aber um Reisekosten zu Gesprächen quer durch Deutschland geht,
> geht es wirklich um Geld, Reisen ist nicht billig, da muß man höllisch
> aufpassen. Es sind ja nicht nur die reinen Spritkosten. Lasse sich da
> bloß niemand ausschlachten!


Na, geht schon mit dem WE-Ticket der Bahn. Aber man ist ewig unterwegs 
und muß unter Umständen dann für die Rückreise das nächste WE abwarten. 
Ich wollte es nur mal erwähnt haben.

von Wilhelm (Gast)


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Abdul K. schrieb:

>Warum bist du weggegangen? Ich wollte weiterkommen, studieren
>und bin dann bei diversen Firmen zwischengelandet und
>letztendlich hatte ich die Telekom vergessen.

Ja, das war bei mir ebenso, da ich innerhalb des Betriebes keinen 
Millimeter mehr vorwärts kam. Ich wollte nicht mein Leben lang im 
Bautrupp (Kabel und Verteilerdosen an die Wand nageln) oder ähnlich 
qualifizierten Stellen stecken bleiben.

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