Forum: PC-Programmierung Softwareoptionen per Aktivierungscode freischalten


von Miu (Gast)


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Hi zusammen,

ich vertreibe ein Embedded System inkl. Software. In einer neuen Version 
möchte ich gerne Softwareoptionen einbauen, die nur per Aktivierungscode 
freigeschaltet werden können. Jede meiner Hardware hat eine eindeutige 
Seriennummer. Der Aktivierungscode soll jeweils nur für ein Gerät 
einsetzbar sein.

Ich stell mir das so vor:
Kunde schickt mir die Seriennummer. Ich schicke Ihm einen passenden 
Aktivierungscode. Er kann den Code eingeben und die Option freischalten.

Mein Problem ist der Algorithmus, wie der Aktivierungscode berechnet 
werden kann. Weil im Prinzip muss bei mir und in der Firmware das 
gleiche passieren.

Hat jemand eine Idee wie ein solcher Algorithmus aussehen könnte?

Gruß Miu

von Tom E. (tkon)


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Da gibts diverse Möglichkeiten:
- einen individuellen Aktivierungscode zusätzlich zur Seriennummer in 
jedem Gerät
- Hashverfahren mit salt
- symmetrische oder asymmetrische Kryptographie

Welchen Aufwand willst du betreiben?

von Marcus B. (raketenfred)


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Ich schätze mal es sollte einfaher sein mit einem Hash zu arbeiten

Probleme an dem Hash, bzw symmetrischen Verfahren:
wird auf irgendeine Art und Weise der Key geknackt, dann ist es hinüber 
mit dem System

Asymmetrisches Verschlüsseln könnte für dich da sehr gut sein, so 
könntest du den Key einfach verifizieren, dass er von dir kommt.

Ansonsten, einfach aber aufwendig:
Jeder Chip kriegt in der Firmware den Code eingespeichert, und es gibt 
eine direkte Kopplung Seriennummer+Code+Funktion, aber immer nur eine, 
und der Code wird zufällig generiert, bei Bestellung muss der nur aus 
der DB- geholt werden und fertig, das Verfahren sollte auf dem embedded 
System am wenigsten Platz/Ressourcen verbrauchen, benötigt jedoch unter 
Umständen für jedes Board ein eigenes Hex-File!

mfg

von Klaus W. (mfgkw)


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Angenommen, es gibt für Seriennummer s, die freigeschalteten
Optionen o und eine nur dir bekannten Kennung k jeweils eine
Bytefolge.

Außerdem eventuell noch ein Schlüssel i, der individuell nur für
das eine System gilt und das im System hinterlegt ist und
natürlich irgendwo bei dir auf dem Rechner.

Dann könntest du dir daraus einen Freischaltcode f erzeugen.

Zu s:
natürlich eine individuelle Bytefolge pro System, die dem
Kunden bekannt sein darf und dir und deinem System bekannt sein
muss.

Zu o:
eine Zeichenfolge, aus der für dich bzw. das System
hervorgeht, welche Optionen gerade an sind. Also ein
von dir festzulegendes Format der eigentlichen Informationen.
Nur dir bekannt und dem programmierten System natürlich.
Es muss zur Sicherung auch eine Prüfsumme enthalten (z.B.
CRC oder zumindest halt eine Summe der restlichen Byte).

Zu k:
Nur dir und deinem System intern bekannt, kann für alle
Systeme gleich gewählt werden.

Zu i:
Kann auch entfallen, verhindert aber, daß k ermittelt
werden kann, indem verschiedene Freischaltcodes verschiedener
Controller verglichen werden.
Ist dem System intern bekannt, sowie dir (zusammen mit
der Seriennummer gespeichert).

Für alle folgenden Rechnungen werden die Bytefolgen jeweils
auf die gleiche Länge gebracht, z.B. durch Auffüllen mit
Leerzeichen auf die grösste Länge.
k und i sollten natürlich bereits so lange sein.

Wenn du dich mit dem Kunden über eine neue Option einig bist,
erstellst du o aus den aktuellen Optionen incl. Checksumme und
berechnest f:
f = s XOR k XOR o XOR i
(die Reihenfolge ist egal).

[Gemeint ist damit, dass das erste Byte von f berechnet wird
als erstes Byte von s XOR erstes Byte von k XOR erstes Byte
von o XOR erstes Byte von i,
dann zweites Byte von f = zweites Byte von s XOR zweites Byte
von k ...]

Der Kunde bringt dieses f in das System, wie auch immer.
Dort wird berechnet:
o = s XOR k XOR i XOR f
Das funktioniert, weil XOR umkehrbar ist (siehe RAID-3 und
RAID-5 zum Wiederherstellen verlorener Partionen).

Im System wird dann die Prüfsumme kontrolliert, und die neuen
Optionen gespeichert, wenn die Summe ok ist.

Das bietet:
- Kunde kann sich keine Optionen selbst ausdenken
- Mit einem f für ein System kann kein anderes geschaltet
  werden (dank i).
- Aus mehreren f verschiedener Systeme mit bekannten
  Optionen kann nicht auf andere Systeme geschlossen werden,
  solange i verwendet wird.
- Wenn der Kunde mit einem freigeschalteten Satz Optionen
  scheitert (Programmfehler o.ä.), kann er sicher mit
  einem alten f (falls du ihm das mal hast zukommen lassen)
  zumindest den alten Zustand herstellen, ohne dich erreichen
  zu müssen.

Wenn i verwendet wird, kann k entfallen.

von Miu (Gast)


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Danke für die vielen Anregungen.

@Tom Ekman

Der Aufwand soll sich in Grenzen halten. Wenn ich mehr Zeit (damit mehr 
Geld) brauche um ein sicheres System hinzubekommen, als ich später damit 
verdiene, dann macht das Ganze keinen Sinn.

Ein asymmetrisches Kryptosystem gefällt mir im Moment von der Idee her 
am besten. Mir fehlt ein bißchen die Erfahrung damit, was es bedeutet so 
etwas zu implementieren.

@Marcus B.
Von der Möglichkeit ein individualles Hex-File einzurichten halte ich 
nicht viel. Ich glaube der Verwaltungsaufwand steigt hierbei deutlich 
und die Nachverfolgbarkeit leidet wahrscheinlich ebenso. Trotzdem vielen 
Dank für die Idee...

@Klaus Wachtler
Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung deiner Idee. Leider glaube 
ich, dass diese Möglichkeit doch zu einfach ist. Ein einfaches XOR ist 
mir zu leicht berechenbar...

Außerdem kann ich mit dieser Methode doch nicht sicherstellen, dass 
nicht eine falsche Option freigeschaltet werden kann, wenn ein falscher 
Schlüssel eingeben wird.


@alle
Ich werde versuchen mich ein wenig näher mit einem asymmetrischen 
Verfahren zu beschäftigen. Das ganze hätte für mich den Charme, dass ich 
an der Hardware außer der Seriennummer keine weitere individuelle Nummer 
brauchen würde...

Vielen Dank nochmal

von Klaus W. (mfgkw)


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Miu schrieb:
> @Klaus Wachtler
> Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung deiner Idee. Leider glaube
> ich, dass diese Möglichkeit doch zu einfach ist. Ein einfaches XOR ist
> mir zu leicht berechenbar...

Daher i

>
> Außerdem kann ich mit dieser Methode doch nicht sicherstellen, dass
> nicht eine falsche Option freigeschaltet werden kann, wenn ein falscher
> Schlüssel eingeben wird.

Dafür die Prüfsumme

von Klaus W. (mfgkw)


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Vielleicht zur Klarstellung:
Eine Verschlüsselung wird nicht davon sicherer, daß sie kompliziert
zu berechnen ist.

Mein Vorschlag ist sogar absolut sicher, solange i bzw. k nicht
bekannt werden (also z.B. nicht aus dem Flash ausgelesen werden
können, aber dann ist jedes Verfahren tot).

Prinzipiell ist jede derartige Verschlüsselung sicher, solange
die Schlüssellänge so groß ist wie die Information.

Den ganzen Zirkus mit den üblichen Verschlüsselungen
AES, DES, ... muß man sich erst antun, wenn man mit Schlüsseln
auskommen will oder muß, die kürzer sind als die Information.
Da es hier aber keinen Grund gibt, mit wenigen Bits Schlüssel
irgendwelche Megabytes Daten zu kodieren, ist das unnötiger
Aufwand, der nur neue Löcher aufreisst.

von Tom E. (tkon)


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> Ich werde versuchen mich ein wenig näher mit einem asymmetrischen
> Verfahren zu beschäftigen. Das ganze hätte für mich den Charme, dass ich
> an der Hardware außer der Seriennummer keine weitere individuelle Nummer
> brauchen würde...

Du weisst hoffentlich, dass, wenn du eine gängiges Verfahren wie RSA 
verwendest, du meist mit sehr großen Zahlen (und zwar wirklich großen 
Zahlen für Mikrocontrollerverhältnisse) arbeiten musst um tatsächlich 
mehr Sicherheit zu generieren.

Wie wäre es den ganz einfach mit:
Aktivierungscode = md5(Seriennummer + geheimer Schlüssel)

Vorteil:
- Durch den md5 Hash kann der Schlüssel nicht eindeutig zurückberechnet 
werden
- md5 ist einfach umzusetzen
- mit jeder neuen Versionsnummer kannst du auch einen neuen geheimen 
Schlüssel verwenden falls doch einmal einer öffentlich wird (im 
Extremfall sogar für jede Seriennummer)

von stephan_ (Gast)


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Ich halte den Vorschlag von Marcus B. für den besten:

Wenn Du sowieso schon eine eindeutige Seriennumer in jeder Hardware hast 
(im EEPROM???), dann kannst Du doch auch noch die individuellen 
Freischaltcodes dazubrennen und die passende Liste in Deiner 
Kundendatenbank vorhalten.

von Arc N. (arc)


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Klaus Wachtler schrieb:
> Vielleicht zur Klarstellung:
> Eine Verschlüsselung wird nicht davon sicherer, daß sie kompliziert
> zu berechnen ist.
>
> Mein Vorschlag ist sogar absolut sicher, solange i bzw. k nicht
> bekannt werden (also z.B. nicht aus dem Flash ausgelesen werden
> können, aber dann ist jedes Verfahren tot).

Nein, Stichwort Known-Plaintext:
f = s XOR k XOR o XOR i

Angenommen man ahnt das der Algorithmus s und o braucht und hat einmal 
die Basis-Optionen (o=0).
Bekannt sind somit f, s und o,  k XOR i ist konstant und somit 
berechenbar.

Marcus B. schrieb:
> Probleme an dem Hash, bzw symmetrischen Verfahren:
> wird auf irgendeine Art und Weise der Key geknackt, dann ist es hinüber
> mit dem System

Man kann auch mit jedem Ändern der Optionen einen neuen, geheimen 
Schlüssel übermitteln. Müsste dann aber bereits eingegebene 
Aktivierungscode speichern.

von Klaus W. (mfgkw)


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Und woher soll jemand f bekommen für o=0?
Aber eigentlich auch egal.

von Andreas F. (aferber)


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Klaus Wachtler schrieb:
> Mein Vorschlag ist sogar absolut sicher, solange i bzw. k nicht
> bekannt werden (also z.B. nicht aus dem Flash ausgelesen werden
> können, aber dann ist jedes Verfahren tot).

Nö, es hat sogar eine recht offensichtliche Schwachstelle.

Mal angenommen ich habe zwei gleiche Geräte, mit den Seriennummern s1 
und s2 und den "Geheimzahlen" i1 und i2. Jetzt kaufe ich für das erste 
Gerät zwei verschiedene Features o1 und o2, und erhalte die 
Freischaltcodes
und

Jetzt kann ich rechnen:

Anschliessend kaufe ich das Feature o1 auch für mein zweites Gerät, 
erhalte den Freischaltcode

und kann rechnen

Ich erhalte also den Freischaltcode für o2 für mein zweites Gerät.

Ergo: wenn ich mehrere Geräte habe, muss ich nur für eines der Geräte 
alle Features kaufen, die ich haben möchte. Für alle weiteren Geräte 
brauche ich immer nur noch jeweils ein Feature kaufen 
(zweckmässigerweise das billigste), und kann mir dann Freischaltcodes 
für die anderen Features selbst berechnen.

Natürlich kann man sich auch mit mehreren zusammentun, wenn man noch 
andere Benutzer des Gerätes kennt ;-)

Andreas

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