Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik CuL Lack chemisch entfernen


von Sven (Gast)


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Kennt jemand eine Möglichkeit, den Lack bei CuL-Draht chemisch zu 
entfernen?

Mit dem Lötkolben ist es ab einer gewissen Stärke ne ewige Kokelei, 
dabei verbrennt der Lack und gibt Zunderreste im Lötzinn, meist wird 
nicht alles entfernt. Vorher mit dem Stripper abziehen geht, ist aber 
auch nicht so dolle. Mit Schmirgelpapier fummelt man sich nen Wolf...

Früher hab ich mit Feuerzeug abgebrannt, aber da glüht der Draht aus und 
bricht leicht.

Ne Lösung, den Draht reinhalten und blank isser. Das wär doch was. Gibt 
es da eine praktikable Möglichkeit?

von Chris D. (m8nix)


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Im allgemeinen ist Kupferlack sehr resistent gegen Chemie. Hab da auch 
schon mehrere Leute dazu befragt, unter anderem auch Motorenwickler. Die 
machen das alle mit nem schlichten Abisolier-Messer. Ganz schön 
aufwendig bei feinadrigen Wicklungen... aber anscheinend das einzigste.

von Michael_ (Gast)


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Was für CuL-Draht ist es?
Lötfähiger Polyurethan, meist Rot oder Grün.
Polyester sieht meist goldgelb aus. Diesen kann man nur in einem Zinnbad 
>400° verzinnen.
Polyurethan geht gut bei niederen Temperaturen oder mit dem Lötkolben.
Praktisch hat man nur einen Versuch! Draht in Flussmittel tauchen und 
dann ins Zinnbad.

von Ohforf S. (ohforf)


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Ich kann den "lötbaren" CuL Draht nur dann löten, wenn ich die Temeratur 
auf geschätzte 400C hochdrehe.
Hab mir extra dafür ein einstellbares Löteisen zugelegt.
Chemisch geht vielleicht ein extrastarker Abbeizer / Lackentferner, aber 
der muss minutenlang einwirken, macht also auch keinen Spass.
Der übliche Polyurethanlack ist sehr widerstandsfähig.

von Reinhard Kern (Gast)


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Hallo,

in der Stein- bis Bronzezeit des Radiobastelns wurde glaube ich 
empfohlen: in Spiritus tauchen (kann mich nicht erinnern ob längere 
Zeit) und abbrennen.

Ein Gasfeuerzeug ist möglicherweise zu heiss. Aber die gab's damals ja 
eh noch nicht.

Gruss Reinhard

von Ohforf S. (ohforf)


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Reinhard Kern schrieb:
> Hallo,
>
> in der Stein- bis Bronzezeit des Radiobastelns wurde glaube ich
> empfohlen: in Spiritus tauchen (kann mich nicht erinnern ob längere
> Zeit) und abbrennen.
>
> Ein Gasfeuerzeug ist möglicherweise zu heiss. Aber die gab's damals ja
> eh noch nicht.
>
> Gruss Reinhard

Ich glaube das geht mit HF-Litze, weil Seide gut brennt.
Bei CuL Draht bleibt nach dem Abbrennen eine schwarze Schicht, die sich 
auch nicht gut löten  lässt.
Dicken Draht der völlig unlötbar ist kann man notfalls auch mehrfach 
durch ein Stück gefaltetes Schleifpapier ziehen.

von faustian (Gast)


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Ansonsten scheint es noch Acryl und Kapton als Lacke zu geben...

von Andreas F. (aferber)


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Sven schrieb:
> Ne Lösung, den Draht reinhalten und blank isser. Das wär doch was. Gibt
> es da eine praktikable Möglichkeit?

Eher nicht. Google mal nach "Bauschaum entfernen", das ist im Prinzip 
das gleiche Problem. Solange PU noch nicht ausgehärtet ist geht es 
einigermassen, danach im wesentlichen nur noch thermisch oder 
mechanisch.

Ansonsten z.B. mal beim Erfinder von

http://www.freepatentsonline.com/EP0961815.html

nachfragen, ich glaube aber auch das wird nicht mit "kurz reinhalten" 
funktionieren.

Andreas

von CuL (Gast)


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CuL abisolieren klappt super mit einer Aspirin C Brausetablette + 
Lötkolben.
(gesehen bei einem Motorwickler)

von CuL (Gast)


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PS: Es gibt einen Motor-Abisolierer, der hat ich glaube 3 Messerchen, 
die sich offenbar Fliehkraftmäßig an den Draht legen und nur die 
Lackschicht abfräsen - man steckt den Draht rein -> Motor ein -> Draht 
langsam rausziehen -> fertig.

Das ist das beste das ich jemals gesehen haben, weiss leider nicht mehr 
wie das Gerät hieß.... Die Messermechanik sah aber teuer aus.

von µD (Gast)


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sowas?  Ebay 260512711463

geht aber erst ab 1mm Material, das mit der Aspirin (Acetylsalicylsäure) 
geht am besten

von Torsten W. (wirehead)


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Die Gägigen Kupferlackdrähte wie sie heute für motore und trafos 
eingesetzt werden sind Isoklasse H und mehr.
Der Lack ist auf Polyamidimid basis und extrem beständig. Das einzige 
womit ich unseren draht (Isodraht MH 2000) blank bekam war 150C° heise 
konzentrierte Schwefelsäure, lötbar ist auch anders. Möglicherweise wäre 
kochende schwefelsäure mit Chromtrioxid auch zielführend aber nicht 
besonders gesundheitsfördernd.
Weiterhin gibts einige wenige Lösemittel die allerdings den lack erstmal 
nur quellen aber sowas will man nicht im haus haben. siehe 
http://de.wikipedia.org/wiki/Polyamidimid

Das Rückflusskochen über stunden und tage in alkoholicher KOH lösung 
könnte man auch mal probieren.

Für dickeren draht 0,3mm+ gibts von karl wetzel Abisoliermaschinen, das 
geht sehr schnell (wenn an es kann) und hinterläst absolut blanken und 
sofort lötbaren draht. Ich hab wärend meiner meisterprüfung damit 1200 
drähte abisoliert und das geht in 2h locker.
Die Messermechanik (VHM Messer) gibts auch einzeln >> teuer...

Wie schon geschrieben drahtabziehpinzetten unterscheidlicher größe.
Alternativ Feuerzeug und auf die fingerkuppen geklebten 
schmirgelschtreifen ;-)

Das mit der Brausetablette probier ich mal die tage aus, hört sich 
interreant an ;-)

Weiterhin gibts natürlich auch lötbaren draht wir aber heute auf grund 
höheren anforderungen an die Isolations/Temperaturklasse und TE 
beständigkeit nichtmehr eingesetzt. Bestenfalls noch im Trafobau zu 
haben.
Ich kann aber am dienstag gerne mal bei einem Lieferanten anfragen ob 
leicht lötbarer draht noch zu haben ist und was der das kg kostet.

Der (Glas)-Seide draht lässt sich zwar gut abpiedeln aber das hat man 
auch nachher in den fingern...

Gruß
Torsten

von Torsten W. (wirehead)


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http://www.karl-wetzel.de/Dudek_deutsch/produkte/abisofix.htm

da gibts auch was chemisches:

http://www.karl-wetzel.de/Dudek_deutsch/produkte/strip.htm
http://www.reactolab.ch/Strip/strip.htm
Enthält unter anderem Flusssäure...

Nur die frage wann einem davon der Sack abfällt.

von Michael_ (Gast)


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> in der Stein- bis Bronzezeit des Radiobastelns wurde glaube ich
> empfohlen: in Spiritus tauchen (kann mich nicht erinnern ob längere
> Zeit) und abbrennen.
Nein, umgedreht! Erst in der brennenden Spiritusflamme glühen und dann 
in den Spiritus eintauchen.
> Ein Gasfeuerzeug ist möglicherweise zu heiss. Aber die gab's damals ja
> eh noch nicht.
Es gab aber den Bunsen-Brenner.

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