Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik bald keine ICs mehr in DIP-Gehäusen?


von Peter (Gast)


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Hallo,

das hier ist nun vielleicht etwas off-topic, aber irgendwie habe ich in 
letzter Zeit den Eindruck, dass es immer mehr neue und interessante ICs 
nur noch in diesen Miniaturgehäusen gibt, die man als Bastler nicht mehr 
verarbeiten kann. Gut, die weitaus überwiegende Anzahl dieser ICs wird 
natürlich für die Industrie hergestellt und die bestücken ihre Platinen 
maschinell aber irgendwie habe ich doch den Eindruck, dass es seitens 
der Industrie nicht erwünscht ist, wenn sich Privatleute mit solchen 
Dingen beschäftigen. Ich sehe z.B. Gehäuse, die mit speziellen Schrauben 
verschraubt sind, Platinen, auf denen die Typenbezeichnungen der ICs 
absichtlich heruntergeschliffen werden, Firmen, die absichtlich 
technische Daten hinter dem Berg halten usw. Oder bin ich nun paranoid 
und bilde mir etwas ein? Wieso bekommt man z.B. bei Analog Devices seit 
einiger Zeit kostenlose Samples nur noch in diesen Winziggehäusen, 
obwohl es die selben ICs auch in DIP-Gehäusen gibt? Es kann mir doch 
niemand erzählen, dass jemand in einer Entwicklungsabteilung lieber ICs 
in TSOP Gehäusen mag, weil er seine Schaltungen mit einer elektrisch 
beheizten Stecknadel unter dem Mikroskop zusammenfutschelt.

Also Leute, schreibt doch mal eure Meinung zu diesem Thema. Sehe ich 
hier weisse Mäuse oder bin ich mit meinem Eindruck nicht der Einzige???

Gruss,

Peter

von Andreas Reich (Gast)


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Klar, der Trend geht zur Miniaturisierung. Schau dir z.B. mal die 
Maxim-Design Guides an, die die immer verschicken. Bei fast jedem neuen 
IC steht als besonderer Vorzug dabei, dass er nur xy Quadratmillimeter 
groß ist.
Für die Industrie ist das ein großer Vorteil, für portable Geräte usw. 
Und denen ist auch egal, wie winzig das Gehäuse ist, beim maschinellen 
Verlöten macht das eh keinen großen Unterschied. Sie freuen sich bloß 
darüber, dass sie ihre ganze Schaltung in ein winziges Gehäuse packen 
können.

Auch andere Sachen sind schon längst nicht mehr für den Privatmenschen 
zu bewerkstelligen, z.B. verpresste Stecker oder erst recht HDI.

Die Bastler sind für die Hersteller auch eher lästig - wollen gerade mal 
ein oder zwei ICs haben, kommen mit den neuen Gehäusen nicht klar und 
verlangen DIP, haben kein Geld, .... die Industrie bringt denen da 
wesentlich mehr.

Also aus Sicht der Hersteller durchaus verständlich ... das Leben ist 
hart ;-)

von Retro (Gast)


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Die Bastler sind für die Industrie gänzlich unintressant. Bei einen 
Absatz von mehreren Millionen ICs pro Monat in der Industrie ist ein 
Bastler mit seinen 2-3 ICs pro Monat garnichts!
Trotzdem werden Bastler (oder wohl eher Entwickler) immer gerne gesehn. 
Bei Siemens hab ich erst letztlich wieder einen sündhaft teueren 
HV-Kondensator für Lau bekommen... solch ein Angebot würde Siemens ganz 
bestimmt keiner Firma unterbreiten.

Da die Stückzahlen der Entwickler unerheblich sind wird hier und dort 
auch mal ein Auge zugedrückt und es gibt deftigen Preisnachlass bzw. die 
ICs werden verschenkt weil das schreiben der Rechnung zu kompliziert 
währe.

Auch wenn sich einige über die Gehäuse"exoten" beschweren haben sie ganz 
klar Vorteile! Mit SMD-Kleber, fester Lupe, extrafeinem Lot und einer 
Nadelspitze sind TSOPs einwandfrei Lötbar! Beispiel M16/32 - das Gehäuse 
besitzt 100 (105?) Pins... fast alle sind Belegt, der Chip ist nichtmal 
2x2cm groß! Würde man das ganze als PLCC rausbringen währe er schon 3x 
so groß. Ich finde PLCC in manchen Situationen durchaus schwieriger zu 
löten als TSOP weil bei PLCC-Fassungen die Anschlüsse versetzt sind - 
Leiterplattendesign wird ebenfalls komplizierter.

Aber wenn euch die Entwicklung stört könnt ihr ja bei den Röhren bleiben 
=) Da habt ihr noch Elektronik für die ganze Hand und nicht nur für die 
Fingerspitze! ;)

von Peter (Gast)


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> Aber wenn euch die Entwicklung stört könnt ihr ja bei den Röhren bleiben =) Da 
habt
> ihr noch Elektronik für die ganze Hand und nicht nur für die Fingerspitze! ;)

Nun ja, grosse Sender-Endstufen basteln macht auch Spass, hab ich auch 
schon gemacht. Das Problem waren immer nur diese unerklärlichen 
Tornado-Abstürze hier in der Nähe ... ;-)

Nee, mal im Ernst, was machen denn kleine Unternehmen, die 
Einzelanfertigungen oder Kleinserien produzieren? Sicher, wenn man die 
40 noch nicht überschritten hat, keine Probleme mit Alkohol- oder 
Amphetaminabusus und vor allem keinen Teppichboden im Arbeitszimmer hat, 
dann mag das mit diesen kleinen Mistkäfern ja noch irgendwie 
funktionieren, aber das kann es doch wirklich nicht sein, oder? Und wie 
ihr schreibt, es sind von sogenannten "Bastlern" ja schon revolutionäre 
Entwicklungen und Entdeckungen gemacht worden, mit denen die Industrie 
anschliessend dankbar ihren Profit macht.
Und noch etwas, mal im Ernst, diese freien Samples, glaubt ihr 
tatsächlich, die seiene für Entwickler in der Industrie gedacht? Ich 
denke doch wohl eher für kleine Ein-Mann-Unternehmen oder für Schüler 
und Studenten (m.M. nach ein "offenes Geheimnis"). Denn viele 
elektronikbegeisterte Schüler und Studenten sind ja schliesslich auch 
die Entwicklungsingenieure und Produktmanager von morgen. Und das was 
man kennt und mag, damit arbeitet man ja auch weiter und die Produkte 
bzw. die Firmen über die man sich ärgert, die wird man auch später im 
Beruf meiden. Ist doch so!? Wenn ich z.B. Dallas mit ihren iButtons 
sehe, die wollen doch hier in unseren Markt rein und die Position der 
Chipkarten verdrängen. Was gibt es denn da für eine bessere Werbung, als 
elektronikbegeisterten Bastlern freie Samples zu schenken. Ist doch viel 
billiger und wesentlich effektiver, als Geld in teure Fernseh-Werbespots 
oder Zeitschriftenanzeigen zu stecken. So sehe ich das zumindest.

Gruss,

Peter

von Björn Jonas (Gast)


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> Nun ja, grosse Sender-Endstufen basteln macht auch Spass, hab ich auch schon 
gemacht. Das Problem waren immer nur diese unerklärlichen Tornado-Abstürze hier in 
der Nähe ... ;-)

Dann warst du das wohl auch, der die ganzen Starfighter damals runter 
geholt hat ;-)

Aber teilweise gebe ich dir Recht. Die Industrie müsste (sollte) 
eigentlich interesse daran haben die Elektronik-Bastler zu erhalten. Ich 
hab früher schliesslich auch mal als kleiner Bastler angefangen 
(Kosmos-Kasten) und mich dadurch für einen Beruf im E-Technik Bereich 
entschieden.

Aber auch die Industrie braucht Samples, ein Produkt wird schliesslich 
nicht von Heute auf Morgen in Serie produziert. Da bedarf es schon 
etlicher Einzelstücke bis es zunächst in erst mal in Kleinserie 
gefertigt wird.

Verkaufen tut die HL-Industrie natürlich vor allem an die Industrie, 
daher müssen deren Bedürfnisse primär berücksichtigt werden. Der Bastler 
bleibt
da leider oft auf der Strecke.

Das Maxim-Blatt ist ein gutes Besipiel. Da heißt es immer : "Welt 
kleinstes IC, jetzt nur noch x mm groß". Die SMD-Gehäuse sind aber 
größtenteils noch lötbar. Kriminell wird es bei vielen Pins, bei 
BGA-Gehäusen ist der Ofen dann völlig aus.

Trotzdem weiterhin frohes Basteln !

Björn

von Andreas Reich (Gast)


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Auch als Bastler kann man aber Winzgehäuse, BGA und co. löten: Man lässt 
sich bei einem günstigen Anbieter eine Platine mit Lötstopplack 
herstellen (Olimex ist hier wohl im Preis kaum zu schlagen), dann 
Lötpaste drauf und mit einer Heißluftpistole (nicht mit dem Fön ;-) 
erhitzen.

von Günter König (Gast)


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Hi auch,

es gibt nichts geileres als ein selbstgebauter NF Verstärker mit Röhren. 
Wer so was schon mal gemacht hat, dem ist bekannt wovon ich rede.

Aber lassen wir mal die Nostalgie, mit einer anständig gemachten Platine 
und gutem Werkzeug kann man wirklich wunderschöne SMD - Projekte 
realisieren. Also, nur Mut. Wer sich ernsthaft mit Elektronik 
beschäftigen will, wird nicht drumrumkommen.

Fürchtet euch nicht.........

Gruß,
Günter

von Dr. Nope (Gast)


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Ok, dann kombinieren wir doch mal beide Aspekte und bauen uns einen 
NF-Verstärker mit Nuvistoren.

Cheers,

Dr. Nope

von Günter König (Gast)


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Hey Doc,

gibts die denn noch???
Denke mal, die sind schwerer zu beschaffen als normale D-Röhren.


Glück auf,
Günter

von rene (Gast)


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Hallo Alle

Ich wollte mich auch nie mit SMD´s beschäftigen, aber sie brauchen halt 
nur den halben Platz und man muss keine lustigen Beinchen abschneiden.
Eine ruhige Hand ist dabei allerdings Voraussetzung.

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Ciao René

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