Forum: Offtopic Morgen wird es soweit sein


von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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Morgen wird es soweit sein,
die Farce beginnt, es wird zum schrei'n.
Der Lächler wird ins Amt gehoben,
das Volk mal wieder dreist belogen.
Die Wahl sei frei, das wisse jeder,
sagen euch die Volksvertreter.
Man habe doch dabei bedacht,
was des Volkes Stimm' ausmacht,
derer die das Volk vertreten,
wie Kasperlpuppen, Obsoleten
- gespurt und richtig eingestellt
die Promitruppe, die Leut' mit Geld.
Alles wirkt extrem gequält,
mal wieder wird für euch gewählt.

gez.
Platinenschwenker

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Und die Ausrede für die indirekte Wählerei
ist die Selbe wie damals bei der Schöpfung des GG.

Mann könne dem Deutschen Bürger keine direkte demokratische 
Wahlentscheidung überlassen.

Er könnte ja die (Schein-)"Demokratie" ablehnen.

Ein Schelm der Böses dabei denkt?

Namaste

von (prx) A. K. (prx)


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Winfried J. schrieb:

> Mann könne dem Deutschen Bürger keine direkte demokratische
> Wahlentscheidung überlassen.

Dass anno 1948/49 das Vertrauen in demokratisch überzeugte Deutsche 
Bürger eher begrenzt war, das sollte wohl historisch nachvollziehbar 
sein. Fraglos hätte man das mittlerweile ändern können, aber ich habe 
Zweifel, ob das bei der moderaten Bedeutung dieses Amtes wirklich 
wichtig ist. Ausserdem ist das Ergebnis dadurch auch nicht besser (siehe 
Österreich).

Die derzeitige Aufregung ist doch eher eine Art Stellvertreterkrieg, in 
dem man Wulff prügelt und die Regierung meint.

von Rüdiger K. (sleipnir)


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Der Witz ist ja: Demokratie ist, wie das Wort es ja auch deutlich 
hervorhebt, die Herrschaft des Demos, des Volks. Nichts anderes.
Mit der oben erwähnten Begründung negiert man die Demokratie in ihrer 
Existenzberechtigung.
Zumal das Argument historisch auch nicht haltbar ist - der verunglückte 
Postkartenmaler hat auch in der wirtschaftlich sehr schweren Zeit von 
1932 trotz Terrors nicht geschafft, an die Macht zu kommen - 66% 
stimmten gegen ihn.

von Uhu U. (uhu)


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Winfried J. schrieb:
> Er könnte ja die (Schein-)"Demokratie" ablehnen.

Hm, nur werden in letzter Zeit immer wieder Stimmen laut, den Nickaugust 
vom Volk wählen zu lassen.

Das würde durchaus Sinn machen - er hat ja nichts zu sagen...

von Arc N. (arc)


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von Gerry E. (micky01)


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Es ist doch relativ egal, wer dieses Amt bekommt. Alle Mandatsträger 
müssen sich sofort nach Amtsantritt dem Sachzwang fügen. Ich glaube 
sogar Guido Westerwelle hat das schon gemerkt :-)

Also mir ist es eigentlich egal, wer von den drei Kandidaten da gewinnt, 
denn:

"Wahlen ändern nichts, sonst wären sie verboten", sagte einmal Kurt 
Tucholsky.
Ist zwar schon eine Weile her, trifft aber IMHO immmer noch zu.

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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Sachzwänge gibt es in erster Linie dort, wo politisch entschieden wird, 
nämlich in der Regierung, aber nicht so im Amt des Bundespräsidenten 
(höchstens Terminzwänge ;)). Genau dieser Mann - der Bundespräsident - 
unterliegt qua Amt eben nicht dem Sachzwang. Köhler hat zwei mal seine 
Unterschrift um ein Bundesgesetz durchzuwinken verweigert. Einmal in 
Sachen Flugzeugabschuss bei Terrorgefahr und dann noch beim sog. 
Verbraucherinformationsgesetz und er lag dort richtig.

Die Bundespräsidentschaft wird mit Leben gefüllt in dem man seine Stimme 
im Redebeitrag an die verschiedenen Teile unserer Gesellschaft geschickt 
(aber vor allem EHRLICH und WAHRHAFTIG) einsetzt. Man kann als 
Bundespräsident beispielsweise wunderbar den Herren die maßgeblich die 
Geschicke unserer Wirtschaft lenken mal die Leviten lesen und Themen wie 
Managervergütung, Lohnpolitik, Aus- und Weiterbildung, Zuwanderung, aber 
auch Soziales etc. ansprechen bzw. thematisieren. Köhler hat das in 
seiner (zweiten) Amtszeit einige mal sehr gut exerziert. Es hat Freude 
gemacht ihm zuzuhören. Man sollte das Amt deswegen keinesfalls 
unterschätzen.

Mal kurz zu Wulf. Als das Sparpaket verabschiedet war und bereits sogar 
etliche aus der CDU/CSU die soziale Schieflage des Paketes kritisierten 
(hört, hört) und (man glaubt es kaum) Teile des Wirtschaftsflügels UND 
der Arbeitgeber die Nichtbeiträge zum Sparpaket der hohen Einkommen 
kritisierten, da wurde Herr Wulf vor laufender Kamera gefragt, ob er das 
Sparpaket denn ebenfalls für sozial nicht ausgewogen halte. Herr Wulf 
antwortete darauf wörtlich, er könne keine soziale Schieflage oder 
Unausgewogenheit erkennen. Einen Tag später stellt sich Herr Wulf der 
deutschen Öffentlichkeit vor als jemand, der (nach eigenen Worten) "die 
Bevölkerung zusammenführen wolle".

Sorry, aber soviel Dreistigkeit in einer Person, das ist einfach zuviel. 
Für mich hat genau diser Mann namens Wulf als Ministerpräsident einer 
sog. "Volkspartei" bisher bereits genügend Zeit in seinem politischen 
Wirken gehabt, um "die Bevölkerung zusammenzuführen". Für mich ist der 
Mann damit wiederholt preisverdächtig als der größte Schönredner, 
Dampfplauderer und Phrasendrescher in einer Person. Aber irgendwie passt 
er auch zu dem Club der uns gerade regiert. Die Mehrheit will Gauk und 
die Minderheit setzt uns Wulf vor die Nase.

Dieser Wulf würde nicht mal Bundespräsident werden, wenn die Mitglieder 
der Bundesversammlung nach ihrem eigenen Gusto abstimmen würden, was 
jedoch nicht der Fall ist. Denn hier wurden diesmal extra linientreue 
Kadetten von der Bundesregierung handverlesen ausgesucht. Wenn schon 
eine Bundesversammlung den BP wählt, dann dürfte die Kandidatenauswahl 
nicht auch noch den Parteiträgern überlassen werden. Schon dieser Ansatz 
ist eine Beleidigung für jeden wahrhaften Demokraten.

Gegen diese Farce die hier abläuft ist die ganz normale Aussprache im 
Plenum - ob Ausschussarbeit hinter den Kulissen läuft oder nicht - 
direkt noch ein wohltuend, demokratisch legitimerter Akt. Diese "Wahl" 
aber ist keine Wahl sondern ein inszeniertes Kasperltheater.

(Herr lass' es schiefgehen und Gauk gewinnen, aber eher werden wir 
Fußballweltmeister - naja, ist ja auch was, nicht wahr?!)

von (prx) A. K. (prx)


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Rüdiger Knörig schrieb:

> Mit der oben erwähnten Begründung negiert man die Demokratie in ihrer
> Existenzberechtigung.

Diese zwischentonfreie Schwarz/Weiss-Argumentation war ich bislang vor 
allem von Uhu gewohnt.

Das Grundgesetz ist geprägt von Vorsicht gegenüber der Möglichkeit, 
wesentliche Elemente wieder abschaffen zu können, was mir aus 
historischer Sicht durchaus verständlich erscheint. Wenn alles, was 
irgendjemand als undemokratisch empfindet, die Demokratie bereits 
absolut negiert und die Existenzberechtigung negiert, dann kann 
Demokratie nur in 1-Personen-Staaten existieren.

> Zumal das Argument historisch auch nicht haltbar ist - der verunglückte
> Postkartenmaler hat auch in der wirtschaftlich sehr schweren Zeit von
> 1932 trotz Terrors nicht geschafft, an die Macht zu kommen - 66%
> stimmten gegen ihn.

Ob Hitler mit absoluter Mehrheit gewählt wurde oder nicht ist nicht 
entscheidend. Es war kein Staatsstreich, sondern eine Demokratie, die 
sich selbst aufgegeben hat. Die Ermächtigungsgesetze fanden eine 
Zweidrittelmehrheit. Zwar waren zur Erlangung dieser Mehrheit eigens 
Gegner beseitigt worden, aber auch danach hatte die NSDAP selbst keine 
ausreichende Mehrheit. Diese Abstimmungen waren entscheidend, nicht 
die Wahl.

von Mike H. (-scotty-)


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Wäre besser wenn man nur Parteilose zur Präsidentenwahl zuließe.
So sieht das für mich aus, als wenn der Wulf, sofern er obsiegt,
was wohl zu erwarten ist, die Gesetze die Schwarz-gelb beschließt,
einfach nur durchreicht und nicht wie der geschiedene Präsident,
das eine oder andere Gesetz gekippt hat. So funktioniert für
mich Demokratie. Eine Bevölkerungsumfrage heute im Radio
tendierte jedenfalls nicht zum Wulf.

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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So das Schauspiel hat begonnen. Na dann mal los!

Bei ARD und ZDF schwitzen Sie in der ersten Reihe. :)

von Jörg S. (joerg-s)


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Mike Hammer schrieb:
> Wäre besser wenn man nur Parteilose zur Präsidentenwahl zuließe.
Irgendeiner politischen Richtung gehört jeder an der eine Meinung hat.

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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Jörg S. schrieb:

> Irgendeiner politischen Richtung gehört jeder an der eine Meinung hat.

Jörg sollte dir der kleine Unterschied zwischen ausgesuchten und auf 
Linie eingeschworenen Wahlhelfer auf der einen und zufällig ausgesuchten 
Bürgern auf der anderen Seite tatsächlich nicht auffallen bzw. eingehen? 
Nennst du das was hier abläuft tatsächlich eine "demokratische Wahl"? 
Dann bist du bereits gut eingespurt. Gratuliere!

von Markus S. (markus7)


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Das Radio erklärte mir um 12 Uhr, wie die Wahl zum BP abläuft und was 
sonst noch so um die BV geschieht. Dabei wurde auch berichtet, dass die 
Wahlleute bereits einen gemeinsamen Gottesdienst besucht. Nun mag ja 
jeder seinen Aberglauben frönen, aber es gilt doch immerhin noch die 
Trennung von Staat & Kirche in Deutschland - oder muss jetzt jeder den 
Pfaffen die Füsse küssen?

von (prx) A. K. (prx)


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Radioleute wissen alles in höchster Präzision und drücken sich stets 
absolut korrekt aus. Andernfalls hätte man sicherlich berichtet, dass 
nicht die Wahlleute sondern viele Wahlleute den Gottesdienst besucht 
haben. Dürfen die das etwa nicht?

Es gibt schon ulkige Beissreflexe.

von Jeffrey L. (the_dude)


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scheiße! :-(

jeztt ham ma auch in der letzten Instanz ne Politmarionette!

von Thilo M. (Gast)


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Was regt ihr euch eigentlich so auf?
Der Bundespräsident hat in etwa soviel zu sagen wie die Queen in 
England. König von Deutschland, quasi.
Also auf's Abstellgleis gestellt. ;-)

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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Thilo du übersiehst dabei, dass das Bundespräsidentenamt noch immer das 
höchste Staatsamt in Deutschland ist. Der Bundespräsident hat weit mehr 
Einfluss, als so mancher parlamentarischer Hinterbänkler*. Das ergibt 
sich aus dem Alleinstellungsmerkmal seines Amts. Ob man in diesem Amt 
zum bloßen Grußaugust degradiert oder tatsächlich Einfluss auf die 
Gesellschaft ausübt hängt aber letztlich vom Geschick des Amtsinhabers 
ab. Gauck beispielsweise umgibt eine merkwürdige Aura, die allein schon 
zum Zuhören seiner Reden animiert. So jedenfalls ergeht es vielen die 
ihm begegnen. Eine Chance wurde vertan.

* Oder was meinst du warum ein amtierender Ministerpräsident dafür sogar 
sein bisher einflussreiches Amt als MP hinschmeißt? Das hat schon seine 
Gründe.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Nun die Farce ist gelaufen.

Wieder eine und das ganze Geschrei ist wieder nur ein Fußnote, denn wir 
alle wissen doch dass, ein bisschen Demokratie genau so demokratisch 
ist, wie ein bisschen schwanger eben auch nicht wirklich schwanger ist.

Außer ein paar halbherzige Watschen für die Merkel gibts nichts zu 
berichten.


Das ganze Trara nichts als Kasperltheater.


...

von Jeffrey L. (the_dude)


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ich könnte ausflippen wenn ich da einen Westerwelle im Fernsehen sehe, 
der sich über die Politikverdrossenheit der Jugend beschwert!

Nach dieser Farce heute! keine der Parteien hat wirklich überlegt was 
wohl das beste für Deutschland und seine Bürger wäre, es war nur ein 
taktisches Gezanke um den anderen Parteien eins rein zu würgen!

Neben Merkel sind heute die richtig großen Verlierer die Deutschen an 
sich!

...und meines Erachtens nach ist der Bundespräsident nicht nur ein 
Händeschüttler der um die Welt jettet und sich zum Essen einladen lässt, 
vielmehr ist seine Aufgabe als letztes Bollwerk stehen zu bleiben wenn 
man wieder unsinnige Gesetze erlassen will.
Aber was er letztendlich ist/wird, bestimmt er selbst, bei Wulf ist die 
Bezeichnung "GrußAusgust" vermutlich nicht falsch!

'Soviel kann ich gar nicht fressen wie ich kotzen möchte!'
(Max Liebermann)

von Tine S. (tine)


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Es war ja zu erwarten. Eigentlich schade. Denn wieder steigt der Frust 
in der Bevölkerung, die sich verarscht fühlt. Und da es keine 
Alternativen gibt, wird sich der Frust eben anderweitig entladen. 
Brennende Autos, verprügelte Polizisten etc.
Das schlimme ist, wie die Linken hier agiert haben. Die wollen doch den 
CDU-Karrieristen. Denn der Frust der sich durch seine Wahl verbreitet, 
treibt nur mehr Leute zu ihnen. Kann man nur hoffen, dass das Spiel 
nicht aufgeht.

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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> Das ganze Trara nichts als Kasperltheater.

Ja aber immerhin eines mit Unterhaltungswert bei so viel unerwarteten 
Fehlstimmen in den eigenen Merkel-Reihen. Werft die Purchen dafür auf 
den Poden!

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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> Das schlimme ist, wie die Linken hier agiert haben.

Die Linke hatte heute die einmalige Chance ein echtes Husarenstück 
abzuliefern. Hätten sie geschlossen im ersten Wahlgang für Gauck 
gestimmt, wäre Wulf leer ausgegangen. War aber im Anbetracht einer 
eigenen Kandidatin letztlich nicht durchführbar ..

von Tine S. (tine)


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Naja, ein Gutes hat es. Es führt den Menschen vor Augen, dass das Land 
mit der Grömaz eine nur auf Machterhalt ausgerichtete Diktatur ist. 
Vorher war es Spielball der Interessen von Spielern (Industire, 
Gewerkschaften), aber mittlerweile ist es nur noch ihr persönlicher 
Spielball.

von Thilo M. (Gast)


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Hätte der Herr Wulf Eier in der Hose gehabt, dann hätte er nach dem 
ersten Wahlgang zurückgezogen. Dass in das Gleiche erwartet wie den 
Herrn Köhler dürfte damit klar sein: er wird gnadenlos hängen gelassen, 
keiner steht hinter ihm.

von (prx) A. K. (prx)


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Bei aller nachvollziehbaren Sympathie für Gauck (meinereiner dabei) 
sollte man nicht vergessen, dass seine Aufstellung genauso einem partei- 
und machtpolitischen Kalkül entsprang wie die von Wulff.

Mit dem eigentlich auch für CDU/FDP gut wählbaren Gauck haben Rot/Gün 
die desolate Lage der Regierungsparteien ausgenutzt und einen Spaltpilz 
hineingetrieben. Das war kein Nebeneffekt, sondern exakt so geplant.

Mit dem für die Linken von vorneherein absehbar unwählbaren Gauck haben 
Rot/Grün klar auf künftige Wahlen gezielt. Wollten den Wählern 
vorführen, wie sehr Teile dieser Partei der ursprünglichen SED und der 
DDR verhaftet sind, wie wenig diese bereit sind, sich von dieser 
Vergangenheit zu lösen. Haben damit gezeigt, wo der Unterschied zwischen 
Rot und Rot ist.

Ob Gauck für die Rolle des Präsidenten besser geeignet sei als Wulff war 
dabei kaum relevant. Das war eher ein Nebeneffekt. Zumal Wulff sich auch 
nicht als ungeeignet erweisen muss. Er wird es aber schwer haben, sich 
von dem Eindruck abzusetzen, er wäre nur dritte Wahl gewesen. Was jetzt 
draus wird hängt von ihm selbst und seinem Rollenverständnis ab, das 
muss für Merkel nicht notwendigerweise angenehm verlaufen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Ja, ein guter Beitrag, A.K.

Wie an anderer Stelle schon erwähnt: es sind nicht die ganz oben, die am 
besten dafür geeignet sind, sondern die, die am rücksichtslosesten 
vorgehen und das größte Machtstreben haben.

Ein "Ich möchte Deutschland dienen." klingt da sehr aufgesetzt - aber 
vermutlich glauben diejenigen das sogar.

Letztendlich geht es nur um Macht und Machterhalt.

Ein Staatsoberhaupt sollte mMn massive Nachteile in Kauf nehmen müssen. 
Je unattraktiver das Amt, desto eher wird es mit Leuten besetzt, denen 
wirklich an DE gelegen ist und die nicht ständig auf die nächsten Wahlen 
schielen.

Direktwahl für z.B. 8 Jahre und keine Möglichkeit der Wiederwahl - 
schlimmer als jetzt kann es kaum werden.

Chris D.

von Jeffrey L. (the_dude)


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okay, ich denke auch dass Gauck "nur" aus wahltechnischen Gründen 
aufgestellt wurde, dennoch wäre er ganz klar die besser Wahl für 
Deutschland gewesen. Als ehmaliger Bürgerrechtler hätte er (vielleicht) 
so manche Gesetzgebung kritischer betrachtet und nicht jeden neuen 
Gesetzesentwurf abgesegnet der ihm auf den Tisch kommt - er war eben nie 
in Politiker.

Bei Wulff sehe ich da in erster Linie einen CDU-Politiker der die 
Lobbyarbeit der CDU-Abgeordneten weiter führt.

mit der Aufstellung von Jochimsen war eigentlich aber schon klar dass 
Gauck nicht gewinnen kann, es ging also rein darum, die jeweils anderen 
Parteien zu Ärgern, ein Sebelrasseln.
Von deutschen Politikern hätte ich mehr Reife und respekt vor dem Amt 
erwartet!

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Nun ist es zwar vorbei, aber DAS hier wollte ich schon noch abliefern. 
Gauck wäre auch nur ein ANDERES A...Loch gewesen. Sorry, wenn nun 
mancher ettäuscht ist:

>1988 informierte Gauck die Staatssicherheit über den Verlauf des
>Kirchentags in Rostock. Im Gespräch bemerkte er u. a., wie das im folgenden
>zitierte Protokoll von MfS-Hauptmann Terpe festhält, daß 60 Prozent der
>Mitarbeiter entlassen werden müßten, damit das MfS, effektiver arbeiten
>könne, und freute sich über den auf einem “hohen Niveau” geführten Dialog
>zwischen Marxisten und Christen. Des weiteren äußerte er seine Sorge
>darüber, daß die “positiven Zielsetzungen, die die sozialistische
>Gesellschaft in der DDR hat ...

Nachzulesen hier:

http://www.spiegelfechter.com/wordpress/2930/gauck-hype-welcher-gauck-hype

Frank

von Zottel T. (zotty)


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Jeffrey Lebowski schrieb:
> Von deutschen Politikern hätte ich mehr Reife und respekt vor dem Amt
> erwartet!

Ich wünsch mir das zwar noch, aber für 'erwarten' bin ich zu alt....

von Weingut P. (weinbauer)


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Ich halte dieses Aufpumpen von wegen "nicht den eigenen Kandidaten 
gewählt" seitens der Medien für verantwortungslos. Im Gegenteil, ich 
begrüße diese "Uneinigkeit" sogar. Es zeigt mir, dass es in unserer 
Politik durchaus noch Leute gibt, die nach ihrem Gusto (im Idealfall 
nach den Ansichten ihrer Wähler) und nicht nach der Farbe wählen. Hätte 
die Versammlung 1:1 nach ihren Stimmenverhältnissen gewählt hätte das 
mein Meinung, dass unsere Demokratie nur Fassade ist, bestärkt. So 
besteht noch Hoffnung.

Wobei auch dies Kalkül sein kann ...

von Gerry E. (micky01)


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Herr Wulff in allen Ehren; vielleicht wird er sogar der beste 
Bundespräsident aller Zeiten.


Am meisten ärgert es mich aber, dass jetzt die Suche nach den 
"Abweichlern" bei der Wahl stattfindet. Das kann doch eigentlich nicht 
wahr sein. Jedoch: typische Vereinsmeierei darf man wohl noch dazu 
sagen.

von Jeffrey L. (the_dude)


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Gerry E. schrieb:
> Am meisten ärgert es mich aber, dass jetzt die Suche nach den
> "Abweichlern" bei der Wahl stattfindet. Das kann doch eigentlich nicht
> wahr sein. Jedoch: typische Vereinsmeierei darf man wohl noch dazu
> sagen.

:D
Nestbeschmutzer! - hängt sie höher!!!!
wäre es nicht so traurig müsste man darüber lachen!

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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A. K. schrieb:

> Bei aller nachvollziehbaren Sympathie für Gauck (meinereiner dabei)
> sollte man nicht vergessen, dass seine Aufstellung genauso einem partei-
> und machtpolitischen Kalkül entsprang wie die von Wulff.

Und dennoch hat die Regierungskoalition den eigentlichen schwarzen Peter 
in der Hand, denn sie muss erklären, warum sie einen Gauck nicht 
mitwählen konnte, obwohl sie (CDU/FDP) ihn doch einst selbst als 
Kandidat für das Bundespräsidentenamt aufgestellt hatte. Das entlarvt 
das eigene machtpolitische Kalkül bis ins Mark. Wulf hätte von sich aus 
nach der Bekanntgabe Gauck's als Kandidat zurückziehen sollen, dann 
hätte man einen gemeinsamen Kandidaten aller Parteien gehabt und der 
Linken aufgezeigt, wo deren Versäumnisse noch offenbar werden. Das Wulf 
das nicht getan hat offenbart Wulf's Machtstreben nach diesem Amt, zumal 
er (Wulf) nicht im ENtferntesten bereit war sein Amt als 
Ministerpräsident vor der Bekanntgabe seines Wahlgewinns niederzulegen. 
Die Verkündung seines Rücktritts von seinem Ministerpräsidentenposten 
hat Wulf nach dem zweiten Wahlgang, als er sicher sein konnte, jetzt 
doch die Wahl zu gewinnen in der Pause dem Bundestagspräsidenten Lammert 
ins Ohr geflüstert und der verkündete das selbstredend (sonst wäre die 
Wahl Wulf's ungültig gewesen).

> Mit dem eigentlich auch für CDU/FDP gut wählbaren Gauck haben Rot/Gün
> die desolate Lage der Regierungsparteien ausgenutzt und einen Spaltpilz
> hineingetrieben. Das war kein Nebeneffekt, sondern exakt so geplant.

Wer hätte der trägen SPD so ein Kabinettsstückchen noch zugetraut? ;)

> Mit dem für die Linken von vorneherein absehbar unwählbaren Gauck haben
> Rot/Grün klar auf künftige Wahlen gezielt. Wollten den Wählern
> vorführen, wie sehr Teile dieser Partei der ursprünglichen SED und der
> DDR verhaftet sind, wie wenig diese bereit sind, sich von dieser
> Vergangenheit zu lösen. Haben damit gezeigt, wo der Unterschied zwischen
> Rot und Rot ist.

Das waren nicht die einzigen Probleme, die die Linkspartei mit Gauck 
hat. Gauck's Haltung in Fragen zur Sozialpolitik und vor allem zum 
Afghanistankrieg hat (bisher) unbeantwortete Fragen (für die Linke) 
aufgeworfen.

> Ob Gauck für die Rolle des Präsidenten besser geeignet sei als Wulff war
> dabei kaum relevant. Das war eher ein Nebeneffekt. Zumal Wulff sich auch
> nicht als ungeeignet erweisen muss. Er wird es aber schwer haben, sich
> von dem Eindruck abzusetzen, er wäre nur dritte Wahl gewesen. Was jetzt
> draus wird hängt von ihm selbst und seinem Rollenverständnis ab, das
> muss für Merkel nicht notwendigerweise angenehm verlaufen.

Vor allem sollte man bei den ganzen Betrachtungen mal den noch immer 
wichtigsten Umstand nicht aus dem Blick verlieren und der heißt schlicht 
die Bevölkerung favorisierte eindeutig Gauck und eben nicht den 
CDU-Parteisoldaten Wulf, der einst auch zu den "jungen Wilden", den 
Leitfiguren der CDU erhoben wurde. Erinnern wir uns doch, dass kurz nach 
dem Hinwurf von Horst Köhler eine Ursula von der Leyen für wenige Tage 
für das Amt gehandelt wurde und jeder glaubte, die Frau wird das werden. 
Dann trat Merkel plötzlich wie aus dem Hut gezaubert mit dem Kandidaten 
Wulf an die Öffentlichkeit. Das war Merkel's machtpolitische Offerte, 
eine Frau von der Leyen auszustechen, von der Merkel wusste, die könnte 
schnell mehr Sympathien im Amt des höchten Staatsoberhauptes erringen 
als Merkel selbst bei all den Querelen erreichen kann. Gleichzeitig hat 
wie manche Zeitungen andeuten Merkel damit die letzte starke 
Führungsfigur in der Union kaltgestellt, eben "weggemerkelt". Das war 
Merkel's Schachzug, ihre Rochade.

von (prx) A. K. (prx)


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NB: Solche Spielchen kann man zu anderer Zeit auch wiederfinden, mit 
verteilten Rollen.

* 1994 (Roman Herzog) waren die Chancen auf ein Wahl Raus berechenbar 
gering. Der SPD wäre freilich kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn 
sie im zweiten Wahlgang auf die persönlich durchaus respektable 
Hamm-Brücher (damals FDP) umgeschwenkt wäre. Das hätte gereicht und für 
Kohls CDU/CSU wär's eine formidable Pleite gewesen.

* 1996 stand in Stuttgart nach Verrentung des unschlagbaren OBs Rommel 
der Grüne Rezzo Schlauch weit vor dem SPD-Kandidaten auf Platz 2 und es 
bestanden durchaus Chancen, dass er gegen den weithin unbekannten 
CDU-Kandidaten gewinnt. Freilich beharrte die SPD auch im zweiten Anlauf 
auf ihrem Kandidaten. Wenn schon Opposition, dann bitte gegen die CDU.

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