Forum: Compiler & IDEs Bibliothek weitergeben ohne Source


von Martin J. (bluematrix) Benutzerseite


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Hallo,

mir stellt sich schon länger die Frage:

Wie kann ich eine selbst geschriebene "C" Bibliothek an andere zur 
Nutzung weitergeben, aber ohne den Quellcode offen zu legen. Der 
Anwender soll die Lib in sein Programm einbinden können, jedoch ohne den 
Quellcode entziffern zu können.

Hintergrund ist, dass es geheim bleiben soll, wie einige der verwendeten 
Routinen funktionieren und aufgebaut sind.

Ist so etwas möglich?

schon mal Danke für die Hilfe Martin

von Michael H. (michael_h45)


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Was du willst, ist z.B. ein Plugin zu programmieren.
Wenn du das als Schlagwort zur Suche benutzt, solltest du alles weitere 
finden können.

von Martin J. (bluematrix) Benutzerseite


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... es fehlte vielleicht noch die Information, dass das alles für 
microcontroller sein soll

danke ... ich such mal

von Karl H. (kbuchegg)


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Martin J. schrieb:

> Ist so etwas möglich?

Yep.
Du willst eine Library bauen.

von Sven P. (Gast)


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Wenn es für kleine Microcontroller ist, also 8-Bit oder so:
Schlag dir den Schwachsinn aus dem Kopf.

Klar kannst du vorkompilierte Bibliotheken verscheuern. Bei dem 
Popel-Befehlssatz und dem winzigen Programmumfang der meisten 8bitter 
kann man aus dem Disassembly aber recht simpel wenigstens zu lesbarem 
und verständlichem Assemblertext kommen.


Also:
Wie man eine Bibliothek baut: Das kannst du dir z.B. an der avr-libc 
selbst anschauen.
Wie man Software schützt: Auf diese Weise sicher nicht.

von Oliver (Gast)


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Martin J. schrieb:
> ... es fehlte vielleicht noch die Information, dass das alles für
> microcontroller sein soll

Solange das für genau einen Mikrocontrollertyp gedacht isz, ist das 
einfach. Auch noch für solche, die dazu binärcode-kompatibel sind. 
Ansonsten wird es aufwendig. Da braucht es dann für jeden Typ einen 
eigene, vorkompilierte lib.

Martin J. schrieb:
> Hintergrund ist, dass es geheim bleiben soll, wie einige der verwendeten
> Routinen funktionieren und aufgebaut sind.

Na ja, da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder interessiert das, was da 
in der lib passiert, eh keinen, dann bleibt es vermutlich "geheim", oder 
jemand setzt sich mal einen Nachmittag lang hin, und disassembliert die 
Funktionen aus den binaries.

Ich würde sagen, mach den Code gleich open-source, und freu dich, wenn 
den auch mal jemand verwendet.

Oliver

von eklige Tunke (Gast)


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Sven P. schrieb:
> Wie man eine Bibliothek baut: Das kannst du dir z.B. an der avr-libc
> selbst anschauen.
Der Artikel Libraries ist auch eine Anlaufmöglichkeit.

von U.R. Schmitt (Gast)


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Zur technischen Vorgehensweise:
Definiere dir die Funktionen und die Datenstrukturen.
Die Funktionsprototypen und die Datenstrukturen (ggf. als typedefs) 
kommen dann in ein entsprechendes .h file (oder mehrere). Interne 
Konstanten oder Datenstrukturen sollten da nicht drin sein, die kommen 
in separate .h Files die nicht mit ausgeliefert werden.
Deine Sourcen kompilierst Du zu obj Dateien, die Du in eine lib 
zusammenlinkst.
Jetzt dokumentierst Du genau alle nach aussen bekannte Funktionen UND 
wie sie korrekt verwendet werden, sowie die Bedeutung deiner Ein und 
Ausgangs-Datenstrukturen.
Ausgeliefert wird die lib, das/die h-Files und die Doku.
Die lib musst Du für alle Platformen /unterstützte Prozessortypen 
getrennt kompilieren und linken.

Viel Spass

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Sven P. schrieb:

> Klar kannst du vorkompilierte Bibliotheken verscheuern. Bei dem
> Popel-Befehlssatz und dem winzigen Programmumfang der meisten 8bitter
> kann man aus dem Disassembly aber recht simpel wenigstens zu lesbarem
> und verständlichem Assemblertext kommen.

Unsinn

von Sven P. (Gast)


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Johann L. schrieb:
> Unsinn
Na wenn du meinst.

Der übliche Security-by-Obscurity-Ansatz halt. Wers wirklich haben und 
wissen möchte, der kriegts auch. Mit einem vernünftigen Lizenzvertrag 
o.ä. ist sicher mehr zu machen.

Beispielsweise 16kB Assembly sind ein schlechter Witz. Das wären ~8000 
Instruktionen. Wenn man das Verhalten des GCC berücksichtigt, geht davon 
noch ne ganze Stange für Prologe+Epiloge drauf.
Wer da wirklich ran will, weil es sich lohnt, der zersäbelt das in zwei 
Tagen.

von Mark B. (markbrandis)


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Sven P. schrieb:
> ~8000 Instruktionen
> Wer da wirklich ran will

Aber will man das? ;-)

von Sven P. (Gast)


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Mark Brandis schrieb:
> Sven P. schrieb:
>> ~8000 Instruktionen
>> Wer da wirklich ran will
>
> Aber will man das? ;-)
Das weiß ich nicht.

Aber die Überlegung ist doch:
Wenn die Bibliothek nur Kleinkrams macht, wird niemand sie benutzen. 
Dann ist eine eigene schnell selber geschrieben und dabei kann man noch 
Fehler beheben.

Wenn sie hochbrisanten Krams macht, ist 'vorkompilieren' der falsche 
Weg, dann lohnt sich die Zurückentwicklung.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Außerdem sollte man sich die Frage stellen, wer denn heutzutage 
überhaupt bereit wäre, für eine vorkompilierte Bibliothek Geld 
auszugeben. Zwar basieren die Geschäftsmodelle einiger Hersteller (z.B. 
vxWorks) darauf, aber es hat sich doch mittlerweile herumgesprochen, 
dass die Debugging mit vorkompilierten Bibliotheken unglaublich 
erschwert wird.

Ich würde dafür kein Geld ausgeben und vermutlich nicht einmal auf 
kostenlos erhältliche vorkompilierte Bibliotheken für Microcontroller 
zurückgreifen. Wie soll denn z.B. sichergestellt sein, dass die 
Bibliothek mit anderen Compilerversionen ebenfalls noch einwandfrei 
funktioniert?

Wenn Du außerdem schon wegen einer solch banalen Frage, wie man denn 
überhaupt eine Bibliothek erstellt, hier nachfragst, wird Dir vermutlich 
auch nicht klar sein, welche Kompatibilitätsprobleme mit Compilern 
auftreten können. Dann springen Dir die zahlenden Kunden völlig zu Recht 
mit dem A*rsch ins Gesicht.

von Martin J. (bluematrix) Benutzerseite


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1. danke an die mit den konstruktiven vorschlägen.
   Wenn man sich damit noch nicht beschäftigt hat dann weiß man einfach
   nicht nach was man da genau suchen muss.

2. es is nicht meine erste Bibliothek nur soll bei dieser der Quellcode
   nicht für jeden zugänglich sein.
   Die Lib ist schon durch eine große Anzahl an Projekten getestet 
wurden.

3. es hat niemand was von Geld gesagt.
   Die Lib soll kostenlos zugänglich sein.
   Jedoch wollte ich die mehreren Wochen Arbeit von mir nicht einfach so 
auf
   den freien markt schmeißen. Was die Lib macht ist sicher nix extrem
   komplexes,jedoch steckt sehr viel Arbeit drin.
   Von daher wollte ich den Code nicht veröffentlichen.

4. Also wer sich die Mühe macht und den Code disassembliert soll das
   ruhig machen.

von Oliver (Gast)


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Martin J. schrieb:
> Die Lib soll kostenlos zugänglich sein.
>    Jedoch wollte ich die mehreren Wochen Arbeit von mir nicht einfach so
> auf
>    den freien markt schmeißen.

Es hindert dich ja niemand, die lib, egal, ob mit oder ohne Sourcecode, 
unter von dir bestimmten Lizenzbedingungen an von dir ausgewählte Kunden 
abzugeben (vorausgesetzt natürlich, die lib enthält keinen Code, der 
unter widersprechenden Lizenzbedingungen stehen ;-).

Was anderes machen andere Softwareverkäufer auch nicht.

Oliver

von Detlev T. (detlevt)


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Die Arbeitsweise kann man nicht verbergen. Am Ende muss ja immer etwas 
herauskommen, was der µC versteht und dann versteht ein Mensch das ggf. 
auch.

Ich persönlich hätte ein Problem damit, eine Library einzusetzen, wo ich 
bei Problemen nicht in den Quelltext gucken kann. Es ist auch die Frage, 
inwieweit ich mich dann darauf verlassen kann, dass diese Library auch 
weiter gepflegt wird und z.B. an neue Controller angepasst wird. Muss 
ich befürchten, dass ich eines Tages die Routinen doch selbst schreiben 
muss, kann ich das auch gleich machen.

Warum eigentlich nicht den Quelltext mitliefern? Es gibt genug bekannte 
Lizenzen, wo man genau das festlegen kann, was man will. Wenn jemand 
deinen Code klaut, musst du ohnehin juristisch dagegen vorgehen und das 
ist mit Quelltext vielleicht sogar leichter nachzuweisen als im 
Compilat.

von Martin J. (bluematrix) Benutzerseite


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Stellt sich leider nur die Frage...
wer in unserer Gesellschaft hält sich an die Lizenzbedingungen?

Das Motto ist doch gib mir alles aber zahlen will ich nix und an 
Bestimmungen halt ich mich auch nicht.

Nur als Bsp:
Gestern hat jemand bei mir angefragt und wollte von mir eine fertig 
bestückte Platine. Als ich den preis schrieb bekam ich nur ein Raunen 
und gemäcker.... dass er sich das Board selber für die Hälfte des 
preises bauen könnte.
Dabei sei gesagt das der Preis wirklich nur aus Bauteilen,Platine, 6 eus 
für meine 1,5 Stunden die ich dran saß und Versand bestand.

Das ist das traurige, wenn ich wüsste das sich alle dran halten hätte 
ich kein Problem damit. Aber ich weiß schon jetzt das die Bibliothek 
dann irgendwo in einem Bauteil oder sogar eigenständig unter einem 
anderem Namen verkauft wird.

von Oliver (Gast)


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Martin J. schrieb:
> Aber ich weiß schon jetzt das die Bibliothek
> dann irgendwo in einem Bauteil oder sogar eigenständig unter einem
> anderem Namen verkauft wird.

Je nun, gegen ersteres kannst du sowieso nichts machen, ausser, die lib 
überhaupt nicht herasuszugeben (nicht mal in Form fertig programmierter 
Hardware). Gegen  einen Verkauf unter anderem Namen könntest du sehr 
wohl etwas unternehmen, wenn du wirklich wolltest. Das kostet dann aber 
viel Geld und noch mehr Zeit.

Was sprciht denn gegen eine Veröffentlichung als open source?

Oliver

von Dr. G. Reed (Gast)


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Es gibt sogenannte Code Obfuscatoren, damit kannst Du die ausgelieferte 
Bibliothek so gestalten, dass sie zwar dieselbe Funktion erfüllt, aber 
durch automatisch hinzugefügte Verschleiherungs-Konstruke, Funktionen, 
Code Sequenzen etc nahezu unverständlich wird.

von Detlev T. (detlevt)


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Martin J. schrieb:
> Das ist das traurige, wenn ich wüsste das sich alle dran halten hätte
> ich kein Problem damit. Aber ich weiß schon jetzt das die Bibliothek
> dann irgendwo in einem Bauteil oder sogar eigenständig unter einem
> anderem Namen verkauft wird.

Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Möglicherweise überschätzt du da aber 
auch die Bedeutung deiner Arbeit. Vielleicht bist du wirklich ein Genie, 
dass Wege findet, die sonst niemand sieht. Die Wahrscheinlichkeit 
spricht aber eher dagegen.

von Martin J. (bluematrix) Benutzerseite


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es geht nicht darum ein genie zu sein, das bin ich sicher nicht, sonst 
würd ich hier nicht fragen.

es geht darum, dass du dich wochen hingesetzt hast um eine komplexe 
arbeit zu schreiben und das ganze Projekt eigentlich Opensource war und 
am Ende verdient nen anderer mit deiner arbeit unter seinem namen ein 
haufen geld damit.

gabs leider schon sehr oft hier im Forum

Zusammenfassend kann ich jetzt sagen, dass es Möglichkeiten gibt, den 
Quellcode nicht offen darzulegen, jedoch nicht sicher. Jeder der Ahnung 
hat und sich die Mühe macht kann diesen grob wieder herstellen.
(finde ich ausreichend--> viele machen sich eh nicht die Mühe machen, 
andere würden es, können es aber nicht und die es könnten sind schneller 
wenn sie es selber sich programmieren)

Danke an alle

von Sven P. (Gast)


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Das Problem kenne ich, habe ich mit meinem Wecker auch. Der ist bestimmt 
nichts Besonderes, aber da stecken jetzt 2 Jahre drin, den Quelltext 
will ich daher auch nicht verscheuert.
Ich halts damit jetzt so: Wer ihn haben möchte, kann mich jederzeit 
anschreiben und bekommt ihn.

Gerade im µC-Umfeld gräbst du deiner Bibliothek aber schon das Grab, 
bevor sie überhaupt irgendwo ankommt.

von Detlev T. (detlevt)


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Hallo Martin,

es entspricht nicht deinen Vorgaben, aber überlege dir trotzdem einmal, 
das Ganze unter die GPL zu stellen. Eine kommerzielle Nutzung wird 
dadurch nicht unterbunden, aber eventuell findet sich ja ein zweites 
Genie, das den Code noch weiter verbessert. Dann hättest du auch etwas 
davon. Die FSF hat schon Zähne gezeigt und bewiesen, dass sie ihr 
Lizenzmodell durchsetzen kann.

Das ist aus meiner Sicht auch das, was gegen Creative Commons spricht. 
Die erlaubt zwar mehr Möglichkeiten, aber niemand hilft dir, deine 
Rechte durch zu setzen.

Gruß, DetlevT

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Wie nutzen die Kunden die Software denn momentan?

von Martin J. (bluematrix) Benutzerseite


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momentan noch gar nicht.

Der gedanke ist eher solch einer wie bei Sven ...
Sven P. schrieb:
> Das Problem kenne ich, habe ich mit meinem Wecker auch. Der ist bestimmt
> nichts Besonderes, aber da stecken jetzt 2 Jahre drin, den Quelltext
> will ich daher auch nicht verscheuert.

von Thomas K. (muetze1)


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Bei Auslieferung als LIB sollte man immer im Kopf haben: nicht jeder 
Linker kann mit jeder LIB. So ist man teilweise gezwungen andere 
Compiler einzukaufen um eine LIB zu erzeugen um Interessenten bedienen 
zu können.

Wenn man natürlich auf GCC hat man schon einen grossen Teil abgedeckt, 
aber im professionellen Bereichen wird da eher auf kommerzielle Produkte 
zurück gegriffen und ob diese mit deiner LIB umgehen können, ist 
fraglich.

Dieses Problem ist auch immer wieder oft nachzulesen im Internet in 
Bezug auf Visual Studio und C++Builder. Hierbei ist sogar der gesamte 
Aufbau der LIB (und Objektdateien) unterschiedlich.

von Rolf Magnus (Gast)


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Martin J. schrieb:

> es geht darum, dass du dich wochen hingesetzt hast um eine komplexe
> arbeit zu schreiben und das ganze Projekt eigentlich Opensource war und
> am Ende verdient nen anderer mit deiner arbeit unter seinem namen ein
> haufen geld damit.

Irgendwie unlogisch, das ganze...
Du willst eine Library anbieten, damit andere sie nutzen können, willst 
aber nicht daß andere sie nutzen können und verteilst sie deshalb nur 
als Binary?
Oder wie stellst du es dir vor, daß jemand die Lib zwar benutzen, damit 
aber kein Geld verdienen kann, wenn du nur das Binary verteilst?

von Karl H. (kbuchegg)


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Na ja.
er meint die 'gängie Praxis', sich von irgendwo Code downzuloaden und 
den dann als eigenen auszugeben bzw. als 'eigenen Code' 
weiterzuverkaufen.

Wobei dazu zu sagen ist: Mir ist kein Fall bekannt, bei dem jemand mit 
dem Verkauf einer geklauten Source-Code Bibliothek reich geworden wäre.

Entweder die 'Bibliotheken' waren so trivial, dass man sie jederzeit 
leicht selbst in kurzer Zeit hätte bauen können. Oder aber es handelt 
sich um ausgeklügelte Libraries, die man schon aus reinem 
Selbsterhaltungstrieb nicht als eigene ausgibt, denn die Kunden wollen 
ja auch Bugfixes haben :-)

von Oliver (Gast)


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Da ja bisher in keinster Weise auch nur einen Andeutung darüber 
existiert, was diese potentielle lib denn nun eigentlich macht und kann, 
lässt sich natürlich das Risiko eines Sourcecode-Diebstahls und das 
einer ungewollten Vermarktung durch Dritte nicht abschätzen.

Martin J. schrieb:
> Der gedanke ist eher solch einer wie bei Sven ...
> Sven P. schrieb:
>> Das Problem kenne ich, habe ich mit meinem Wecker auch. Der ist bestimmt
>> nichts Besonderes, aber da stecken jetzt 2 Jahre drin, den Quelltext
>> will ich daher auch nicht verscheuert.

Vielleicht diskutieren wir hier über ein Problem, was in Wirklichkeit 
gar keins ist.

Oliver

von Läubi .. (laeubi) Benutzerseite


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Karl heinz Buchegger schrieb:
> Wobei dazu zu sagen ist: Mir ist kein Fall bekannt, bei dem jemand mit
> dem Verkauf einer geklauten Source-Code Bibliothek reich geworden wäre.
There's nobody getting rich writing software that I know of.
( http://en.wikiquote.org/wiki/Bill_Gates )

von Michael B. (mb_)


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Ich denke du solltest mal wesentlich entspannter an die Sache rangehen 
und den Code als opensource veröffentlichen oder es ganz bleiben lassen.

Ich habe auch schon opensource software geschrieben mit der andere Leute 
jetzt Geld verdienen. Eines meiner GPL Programme wurde sogar geforkt und 
wird nun proprietär innerhalb eines Unternehmens weiterentwickelt und 
gewinnbringend eingesetzt. (Das ist legal, solange die das nicht binär 
weiterverteilen).
Und ist das schlimm? Nein. Das interessiert mich nicht im Geringsten. 
Sollen die halt ihr Geld damit verdienen. Was solls. Ich habe die 
Software ja für einen Zweck geschrieben. Es gab bei mir ein Problem 
das es zu lösen galt. Das habe ich halt gelöst. Damit hat die Software 
ihren Zweck bei mir erfüllt. Was andere damit machen ist mir egal 
solange die Lizenz eingehalten wird (was ja nun nicht wirklich schwer 
ist bei opensource).

Das einzige was ich nicht mache ist kostenlosen Support (Hilfen zur 
Verwendung, spezielle Bugfixes, extra Features) geben, wenn jemand mir 
gegenüber nicht fair ist. Das Unternehmen was mein GPL Projekt 
proprietär geforkt hat bewegt sich zwar auf legalem Boden (auch wenn es 
grenzwertig ist), jedoch ist es nicht fair mir gegenüber. Deshalb hab 
ich jegliche Supportanfragen von denen zurückgewiesen. Ich habe aber 
generell kein Problem mit der Verwendung der Software. Sollen die halt 
machen was sie wollen. Ich persönlich habe da ja keinen Nachteil von.

Werd mal entspannter ;)

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ein weiterer Aspekt, der nicht ganz unwichtig ist, ist die aus einem 
Open-Source-Projekt resultierende Eigenwerbung. Für mich als Arbeitgeber 
ist jemand hochgradig interessant, wenn er an solchen Projekten 
beteiligt ist.

Ganz konkret habe ich sogar einen meiner Mitarbeiter trotz anfänglicher 
Bedenken genau deswegen eingestellt, weil er sich auch als 
Linux-Kernelentwickler betätigt.

Leider gibt es aber auch potentielle Arbeitgeber, die extreme Vorbehalte 
gegenüber Open-Source-Aktiv{en|isten} haben. Diese würden aber nicht 
unbedingt danach recherchieren, ob ein Bewerber sich entsprechend 
betätigt.

Von Leuten, die bewusst versuchen, ihre Arbeitsergebnisse zu verbergen, 
habe ich genug. Bislang waren es nämlich häufig die größten Nieten, die 
sich am meisten auf ihren geheimhaltungsbedürftigen Quellcode 
einbildeten.

von Rolf Magnus (Gast)


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Michael Buesch schrieb:
> Das einzige was ich nicht mache ist kostenlosen Support (Hilfen zur
> Verwendung, spezielle Bugfixes, extra Features) geben, wenn jemand mir
> gegenüber nicht fair ist. Das Unternehmen was mein GPL Projekt
> proprietär geforkt hat bewegt sich zwar auf legalem Boden (auch wenn es
> grenzwertig ist),

Wieso sollte das grenzwertig sein?

> jedoch ist es nicht fair mir gegenüber.

Auch das sehe ich nicht. Du hast das Programm unter bestimmten 
Lizenzbedingungen veröffentlicht, und solange die Benutzer sich an diese 
Bestimmungen halten, ist daran nichts unfair. Wenn dir an der Benutzung 
was nicht gefällt, hast du wohl eher die falsche Lizenz gewählt.
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Firma ihre 
Änderungen/Erweiterungen/Verbesserungen wieder an dich zurückgibt, aber 
solange sie die Software nur intern verwendet und nicht selbst 
veröffentlicht, ist sie nach GPL nicht dazu verpflichtet.

> Deshalb hab ich jegliche Supportanfragen von denen zurückgewiesen.

Hast du sie gefragt, ob sie dir dafür im Gegenzug ihre Änderungen zur 
Verfügung stellen, um sie in die Software aufzunehmen?

von Michael B. (mb_)


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Rolf Magnus schrieb:
> Michael Buesch schrieb:
>> Das einzige was ich nicht mache ist kostenlosen Support (Hilfen zur
>> Verwendung, spezielle Bugfixes, extra Features) geben, wenn jemand mir
>> gegenüber nicht fair ist. Das Unternehmen was mein GPL Projekt
>> proprietär geforkt hat bewegt sich zwar auf legalem Boden (auch wenn es
>> grenzwertig ist),
>
> Wieso sollte das grenzwertig sein?

Die Lizenz spricht von "distribution". Wann diese "Verteilung" anfängt 
ist nicht wirklich in der Lizenz definiert. Eine Verteilung unter den 
Leuten in der Firma ist nach meinem Wissen keine solche "Verteilung". 
Ich (als nicht-Jurist) halte das eben für grenzwertig.

>> jedoch ist es nicht fair mir gegenüber.
>
> Auch das sehe ich nicht. Du hast das Programm unter bestimmten
> Lizenzbedingungen veröffentlicht, und solange die Benutzer sich an diese
> Bestimmungen halten, ist daran nichts unfair.

Es ist unfair meine GPL Software in ein proprietäres Produkt zu 
verwandeln und dann auch noch hatnäckig Support von mir zu verlangen.
Wenn der Typ die Software genommen hätte und mich nicht weiter belästigt 
hätte wäre es mir egal gewesen.

>> Deshalb hab ich jegliche Supportanfragen von denen zurückgewiesen.
>
> Hast du sie gefragt, ob sie dir dafür im Gegenzug ihre Änderungen zur
> Verfügung stellen, um sie in die Software aufzunehmen?

Ja habe ich. Das war meine allererste Gegenfrage auf die erste 
Supportanfrage von denen. Als sie sagten ihr Part wäre nicht zu 
veröffentlichen (es war nur eine GUI um meine Software) habe ich (wohl 
verständlicherweise) meine Supportbemühungen eingestellt.

Aber wie gesagt mir ist das alles im Grunde egal. Solange die Typen mich 
eben in Ruhe lassen.

von g457 (Gast)


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> Die Lizenz spricht von "distribution". Wann diese "Verteilung" anfängt
> ist nicht wirklich in der Lizenz definiert. Eine Verteilung unter den
> Leuten in der Firma ist nach meinem Wissen keine solche "Verteilung".
> Ich (als nicht-Jurist) halte das eben für grenzwertig.

Die GPL sagt, dass der Empfänger des Programms auch den Quellcode (nebst 
Toolchain, ..) bekommen (können) muss. Ich gehe davon aus, dass die 
Mitarbeiter besagter Firma den Code bekommen wenn sie wollen. Also wo 
ist das Problem?

von Michael B. (mb_)


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g457 schrieb:
>> Die Lizenz spricht von "distribution". Wann diese "Verteilung" anfängt
>> ist nicht wirklich in der Lizenz definiert. Eine Verteilung unter den
>> Leuten in der Firma ist nach meinem Wissen keine solche "Verteilung".
>> Ich (als nicht-Jurist) halte das eben für grenzwertig.
>
> Die GPL sagt, dass der Empfänger des Programms auch den Quellcode (nebst
> Toolchain, ..) bekommen (können) muss. Ich gehe davon aus, dass die
> Mitarbeiter besagter Firma den Code bekommen wenn sie wollen. Also wo
> ist das Problem?

Ich weiß nicht warum ihr jetzt darauf rumreitet. Ich habe nie gesagt es 
gäbe hier ein Problem. Ganz im Gegenteil. Ich sagte lediglich, dass 
ICH das für grenzwertig halte. Ungeachtet jeglicher juristischer 
Tatsachen. Trocken juristisch betrachtet ist die Sache natürlich 
einwandfrei und wasserdicht.

Ich denke wir können uns darauf einigen, dass nicht alle Sachen die 
juristisch einwandfrei sind auch menschlich/moralisch Ok sind.

Wenn ihr nicht nachvollziehen könnt/wollt, dass ich es für dreist halte, 
wenn jemand kostenlosen persönlichen Support verlangt und nichts 
zurückgibt, dann ist euch nicht mehr zu helfen. sorry. Alleine darum 
geht es mir.

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Michael Buesch schrieb:
> Rolf Magnus schrieb:
>
> Es ist unfair meine GPL Software in ein proprietäres Produkt zu
> verwandeln und dann auch noch hatnäckig Support von mir zu verlangen.
> Wenn der Typ die Software genommen hätte und mich nicht weiter belästigt
> hätte wäre es mir egal gewesen.
>
>>> Deshalb hab ich jegliche Supportanfragen von denen zurückgewiesen.

Warum? Einfach höflich um die Kontaktadresse bitten, an welche das 
Angebot für einen Supportvertrag zu schicken ist. Bzw. um eine Anfrage 
für einen Supportvertrag bitten, damit man weiß, was alles abgedeckt 
werden soll :-)

Der Support betrifft natürlich nur die Tools und nur wenn die 
Jungs/Mädels nicht selber in den Quellen rumfutscheln.

>> Hast du sie gefragt, ob sie dir dafür im Gegenzug ihre Änderungen zur
>> Verfügung stellen, um sie in die Software aufzunehmen?
>
> Ja habe ich. Das war meine allererste Gegenfrage auf die erste
> Supportanfrage von denen. Als sie sagten ihr Part wäre nicht zu
> veröffentlichen (es war nur eine GUI um meine Software) habe ich (wohl
> verständlicherweise) meine Supportbemühungen eingestellt.

Wenn die GUI kein Linkzusammenhang zum Tool hat, muß die GUI nicht unter 
GPL stehen. Ähnlich wie AVR-Studio + WinAVR. Sie können das Tool auch in 
Binärformat verkaufen, falls sie die Quelle (evtl. gegen 
Selbstkostenpauschale) zur Verfügung stellen. Jemand, der von denen kein 
Tool-Binary bekommen hat (auf rechtmässigem Weg, versteht sich), hat 
auch kein Recht auf die Quellen.

D.h wenn X eine GPL-Software für Y macht und von X ein Binary bekommt, 
hat er auch recht auf die Quellen. Nicht hingegen irgendwin Z. X darf 
von Y Knete für die Software verlangen. Beispiel ist wenn X im Auftrag 
von Y was entwickelt.

von Michael B. (mb_)


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Johann L. schrieb:
> Wenn die GUI kein Linkzusammenhang zum Tool hat, muß die GUI nicht unter
> GPL stehen.

Was niemand behauptet hat. (Außerdem ist ein "Linkzusammenhang" 
juristisch irrelevant. Es geht einzig und alleine darum ob es ein 
"abgeleitetes Werk" ist)

von Chris (Gast)


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Michael Buesch schrieb:
> Ja habe ich. Das war meine allererste Gegenfrage auf die erste
> Supportanfrage von denen. Als sie sagten ihr Part wäre nicht zu
> veröffentlichen (es war nur eine GUI um meine Software) habe ich (wohl
> verständlicherweise) meine Supportbemühungen eingestellt.

Die richtige Antwort wäre gewesen: "Support? Kein Problem, macht 100 
Euro pro angefangener Stunde."

:-)

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