Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Doktorarbeit - Eure Erfahrungen?


von John Doe (Gast)


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Hallo,

es gibt doch sicher ein paar Doktoren unter Euch, gelle? Wie lief das 
bei Euch ab, mit der Doktorarbeit? War das auch ein Chaos? Wie lang hat 
es gedauert?
Ich bin manchmal echt am Verzweifeln. Eigentlich hatte ich ein relativ 
gut umrissenes Projekt. Einer meiner Betreuer ist lokal, der andere 600 
km entfernt. Irgendwie fühle ich mich aber trotzdem mit allem 
alleingelassen. Ist mir schon klar, dass das zu einem gewissen Grade so 
ist, ich habe auch schon einige Paper veröffentlicht etc. Nur das 
Problem ist, dass ich die Technik für die Experimente erst neu etabliert 
habe, die Experimente und die Vorbereitung selbst machen muss, etc. und 
so gut wie gar keine Hilfe mit irgendwas außer Paperschreiben habe. Die 
Experimente dauern jetzt schon ca. 12 Stunden wo man aufmerksam dabei 
sein muss. Nunja, und wenn ich mit den Betreuern rede, dann hat der 
lokale keinen Plan was er eigentlich machen will und zu konkreten 
Problemen, und der ferne Betreuer hat genug um die Ohren und vergisst 
ständig den Stand. Deshalb denkt er sich faktisch jedes mal eine neue 
Aufgabenstellung aus, und das wird dann immer uferlos. Erst hieß es 1 
Paper, aber den Kollegen lässt er jetzt erst mit 3 Papern promovieren 
etc. Ich habe das Gefühl, dass ich mit einer Kaffeetasse Wasser aus 
einem Boot schöpfe, was mit dicken Eimern nachgefüllt wird.
Vielleicht hat ja jemand von euch nen Tipp oder auch nur Erfahrungen. 
Durch manche Sachen muss man eben auch einfach durch und es ertragen, da 
hilft es dann wenn man mal hört wie es anderswo läuft.

von High Performer (Gast)


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Vereinbare ein persönliches (Krisen-)Treffen, ggf. auch eine Video- oder 
Telko. Lass Dir die Aufgabenstellung schriftlich geben und bestätigen. 
Hier musst DU aktiv werden, sonst wird das Chaos weitergehen.

von Olli (Gast)


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Bin zwar noch mittendrin, und Chaos in dem Sinne gibt es bei mir auch 
keines ... aber es gibt immer wieder Momente oder Phasen, wo man sich 
fragt, warum man das alles auf sich nimmt. Viele unterschiedliche 
Anforderungen, teilweise Zeitdruck, manchmal geht auch einfach nichts 
voran, man verzettelt sich oder verliert sich in allem, was noch zu 
machen ist. Dazwischen immer wieder veröffentlichen, auf Konferenzen, 
Arbeiten betreuen, Anträge schreiben, usw.

Aber ich sage mir dann, scheitern bzw. aufgeben ist keine Option, und 
erfahrungsgemäß kommt nach jedem Tief auch wieder ein Hoch. Wenn es so 
trivial wäre, könnte jeder Ing. promovieren (über Humanmediziner 
schweige ich an dieser Stelle).
Und schließlich will man sich nicht nur fachlich weiterentwickeln, 
sondern auch persönlich ... Stichwort Selbstorganisation, seine Grenzen 
kennenlernen, usw.

P.S.: Mit nur einem Paper promoviert werden? Das müsste aber ein sehr 
hochkarätiges sein, oder? :-)

von Wolfgang S. (wsm)


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Suche dir mit deinem Diplom (Master) einen Job.

Wenns nicht direkt klappt, dann promovieren.

Sonst im Zusammenhang mit dem Job ein Thema suchen, dass für die 
Dr.-Arbeit geeignet ist.
Damit steigt auch dein Marktwert bei deiner Firma und auch auf dem 
freien Markt.

Lass dich nicht auf eine all zu theoretische Arbeit ein, wenn nicht 
direkt eine Job-bezogene Vermarktung in Sicht ist.

Viel Erfolg.

Meine Arbeit hat 4 Jahre gedauert und hat Spaß gemacht.

In meinem Job bringt mir der Dr. jedoch keinen Cent.

von Gastino G. (gastino)


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John Doe schrieb:
> War das auch ein Chaos?

Nein.

John Doe schrieb:
> Wie lang hat es gedauert?

Ungefähr 5 Jahre von Beginn bis zum Erhalt der Doktorurkunde.

John Doe schrieb:
> Nur das
> Problem ist, dass ich die Technik für die Experimente erst neu etabliert
> habe, die Experimente und die Vorbereitung selbst machen muss, etc. und
> so gut wie gar keine Hilfe mit irgendwas außer Paperschreiben habe.

Dass Dich Deine Betreuer bei der Durchführung nicht weiter unterstützen, 
ist völlig normal. Die spielen eher bei der groben(!) Planung der Arbeit 
eine Rolle. Ansonsten wird die Doktorarbeit wird die Doktorarbeit noch 
sehr viel selbstständiger durchgeführt als eine Diplomarbeit.

Deine Vorstellungen von einer Doktorarbeit verwundern mich etwas...

John Doe schrieb:
> Erst hieß es 1
> Paper, aber den Kollegen lässt er jetzt erst mit 3 Papern promovieren
> etc.

Sorry, aber 1 Paper während der Doktorarbeit ist erbärmlich wenig! 
Selbst 3 Paper sind sehr wenig, das Doppelte ist zumindest zu meiner 
Zeit (vor ca. 5 Jahren) normal gewesen. Und die sollten in anerkannten 
Zeitschriften oder Konferenzen veröffentlicht werden.

Wolfgang Schmidt schrieb:
> In meinem Job bringt mir der Dr. jedoch keinen Cent.

Schlecht verhandelt? Sofern man in seinem Fachgebiet einen Job findet, 
kann man seinen "Spezialisten-Status" durchaus finanziell vorteilhaft 
einsetzen.

von Gastino G. (gastino)


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Olli schrieb:
> Bin zwar noch mittendrin, und Chaos in dem Sinne gibt es bei mir auch
> keines ... aber es gibt immer wieder Momente oder Phasen, wo man sich
> fragt, warum man das alles auf sich nimmt. Viele unterschiedliche
> Anforderungen, teilweise Zeitdruck, manchmal geht auch einfach nichts
> voran, man verzettelt sich oder verliert sich in allem, was noch zu
> machen ist. Dazwischen immer wieder veröffentlichen, auf Konferenzen,
> Arbeiten betreuen, Anträge schreiben, usw.

Ja, das ist typisch für eine Doktorarbeit. War bei mir und den 
Bekannten, die auch eine gemacht haben, ebenso.

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