Forum: Offtopic jmstv - gesetz


von D. I. (Gast)


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http://t3n.de/news/neuer-jmstv-286977/1/

Na wird hier auch bald ein ab 12 blinken :D

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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D. I. schrieb:
> http://t3n.de/news/neuer-jmstv-286977/1/
>
> Na wird hier auch bald ein ab 12 blinken :D

Meiner Meinung nach wird hier wieder eine Möglichkeit geschaffen, dass 
arbeitslose Anwälte Millionen mit Abmahnungen verdienen können.

von Mike S. (drseltsam)


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In welcher Form muss denn die Kennzeichnung geschehen? Was muss man dann 
wirklich als Privatmann auf seiner Homepage ändern?

von (prx) A. K. (prx)


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Mike Strangelove schrieb:

> In welcher Form muss denn die Kennzeichnung geschehen? Was muss man dann
> wirklich als Privatmann auf seiner Homepage ändern?

Stand heute gibt es kein Verfahren zur Kennzeichnung. Das wird sich 
erst im Laufe des nächsten Jahres entwickeln. Folglich bleibt ab 
Gültigkeit des Gesetzes nur ein Zugangskontrollverfahren für alles 
Material, das potentiell 18+ sein könnte. Oder Sicherstellung, dass kein 
solches Material verfügbar ist.

So jedenfalls eine Interpretation. Wie das real ablaufen wird, das 
werden wohl Abmahnanwälte und Gerichte aushandeln.

Die Einschätzung, welches Material darunter fällt, darf jeder selber 
treffen. Wobei das unter anzunehmend rigider Kontrolle durch 
Abmahnanwälte erfolgen dürfte, die sich über eine empirisch ermittelte 
Fehlerquote von 80% sicherlich freuen werden. Oder er kann sich das als 
Dienstleistung für teures Geld einkaufen.

von Icke ®. (49636b65)


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A. K. schrieb:

> Stand heute gibt es kein Verfahren zur Kennzeichnung. Das wird sich
> erst im Laufe des nächsten Jahres entwickeln. Folglich bleibt ab
> Gültigkeit des Gesetzes nur ein Zugangskontrollverfahren für alles
> Material, das potentiell 18+ sein könnte.

Würde mich interessieren, wie man das technisch lösen will. Soll die 
Zugangskontrolle den offiziellen Zweck erfüllen, müßte die Identität des 
Nutzers überprüfbar sein. In der Videothek kein Problem: "Siehst 'n 
bißchen jung aus für die P*rnoecke, zeig mal den Ausweis..". Im Web 
klickt der Bengel die "Bist du 18 oder älter?"-Frage dreist mit "Ja, 
natürlich!" weg. Sieht ja keiner. Also müßte man auf elektronische 
Zertifikate/Signaturen zurückgreifen, deren Erlangung die vorherige 
Beglaubigung der Identität voraussetzt, z.B. durch Ämter oder 
PostIdent-Verfahren. Surfen auf deutschen Websites geht dann nur noch 
mit Smartcard. Die Obrigkeit hätte endlich die ersehnte Kontrolle über 
den verhaßten Freiraum Internet. Die Realidentität mißliebiger 
Blogger/Poster wäre sofort feststellbar und wenn sie zu frech werden, 
sperrt man ihnen das Zertifikat. Der Unterstützung seitens 
Trustcenter-Betreibern, Herstellern der nötigen Infrastruktur sowie der 
Abmahnindustrie könnte sich die Regierung sicher sein. 
Datensammler/Profilersteller würden ebenfalls vor Jubel im Dreieck 
springen. Die Smartcards sind praktischerweise schon auf dem neuen 
e-Perso integriert. Jetzt muß man nur noch den Pöbel überzeugen, daß 
alles zum Wohl der Bälger geschieht. Genauso, wie die Notwendigkeit, uns 
mit unpopulären Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen vor dem Zorn 
afghanischer Höhlenbewohner zu schützen...

von Jörg S. (joerg-s)


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Als ich vor einem halben Jahr davon gehört habe, war die Sache komplett 
freiwillig.
Eltern sollten sich ein Plug-In o.ä. am Browser installieren das dann 
nur Webseiten mit der entsprechender "Freigabe" anzeigt. Hat eine 
Webseite diese Freigabe nicht, wird sie geblockt.
Hat man das Plug-In nicht, ist alles wie bisher. Baut man die "Freigabe" 
nicht in seine Webseite ein, hat man nur den Nachteil das sich die Seite 
halt bei Browsern mit diesem Plug-In nicht anzeigen lässt.

Das war mein letzter Stand zu dieser Sache...

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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Das ganze ändert auch nichts daran, dass alle ausländischen Websites 
nach wie vor online sind. Wie ich bereits anfangs gesagt habe: Mit 
diesem neuen Gesetz möchte man die Wirtschaft ankurbeln. Noch schlimmer 
finde ich, dass sich Websites, die sich durch Werbung finanzieren, einen 
Jugendschutzbeauftragten stellen müssen.

Das geht alles an meinem Verständnis des Begriffes Internet komplett 
vorbei.

von (prx) A. K. (prx)


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Icke ®. schrieb:

> Würde mich interessieren, wie man das technisch lösen will.

Da geht es vermutlich um Proxy/Filter-Software im PC. 
Benutzeridentifikation ist dann Sache dieser Software. Die Seite müsste 
nur irgendwelche entsprechenden Tags enthalten, vgl. Caching, 
robots.txt, ...

von (prx) A. K. (prx)


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Dimitri Roschkowski schrieb:

> Das ganze ändert auch nichts daran, dass alle ausländischen Websites
> nach wie vor online sind.

Solche Filtersoftware wird dann ggf. die Seite als "18+" annehmen. 
Ergibt für (doofe) Kids also ein "Reines Deutsches Internet".

von Dimitri R. (Firma: port29 GmbH) (port29) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Solche Filtersoftware wird dann ggf. die Seite als "18+" annehmen.

Gegen Filtersoftware habe ich ja eigentlich nichts, aber wenn ich es 
richtig verstanden habe, soll es eben nicht um die Filtersoftware ansich 
gehen, sondern eher darum, dass alle Seiten, die jugendgefährdenden 
Inhalt anbieten, sicherstellen müssen, dass auch nur die Leute mit 
entsprechendem Alter die Inhalte sehen können.

von (prx) A. K. (prx)


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Dimitri Roschkowski schrieb:

> gehen, sondern eher darum, dass alle Seiten, die jugendgefährdenden
> Inhalt anbieten, sicherstellen müssen, dass auch nur die Leute mit
> entsprechendem Alter die Inhalte sehen können.

Das gilt vermutlich ohnehin schon längst. Das Tagging ist wohl als 
Alternative zu Benutzeridentifikation/Zeitbeschränkung zu sehen.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Politik/Artikel,-Jugendmedienschutz-_arid,2308607_regid,2_puid,2_pageid,4290.html

Wenn ich das richtig verstehe, dann tritt das Gesetz in Kraft, bevor 
irgend jemand weiss wie man es anwendet und wie man den Abmahnern 
entgeht. Ob das wohl reiner Zufall ist?

von Icke ®. (49636b65)


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A. K. schrieb:

> Da geht es vermutlich um Proxy/Filter-Software im PC.
> Benutzeridentifikation ist dann Sache dieser Software.

Ja eben, die Webseite weiß halt nicht, wer wirklich vor dem PC sitzt. 
Mit Smartcards zwar auch nicht, aber zumindest ist dann deren Besitzer 
verantwortlich.
Analog zu den DNS-Sperren ein in jeder Hinsicht sinnfreies Unterfangen. 
Nicht nur, daß Inhalte außerhalb des deutschen Rechtsraumes sich einen 
Dreck drum scheren müssen, man würde umgekehrt auch ausländische 
Besucher von .de-Seiten vergraulen.
Die Maßnahme ist entweder ein typisch deutsches Bürokraten-Exkrement 
oder tatsächlich die langfristige Vorbereitung der Internetzensur.

von (prx) A. K. (prx)


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Icke ®. schrieb:

> man würde umgekehrt auch ausländische
> Besucher von .de-Seiten vergraulen.

Seiten mit "kritischem" Material ohne Bezahlinhalte und der damit 
verbundenen Altersverifikation sitzen schon aufgrund der bisherigen 
Rechtslage vorsichtshalber nicht in Deutschland.

Ein 18+ tagging wird ausländische Besucher sicherlich nicht stören. Das 
merkt überhaupt nur derjenige mit Filter auf der Büchse.

> Die Maßnahme ist entweder ein typisch deutsches Bürokraten-Exkrement

Streiche das "Deutsch". Deutsch (eher europäisch) daran wäre allenfalls, 
wenn es sämtliche Instanzen anstandslos passiert. Versuchen tun es alle. 
Auch das "Bürokraten" kannst du streichen, da stehen üblicherweise 
Politiker dahinter, die für ein "sauberes" Internet kämpfen.

Eine deutlich krassere Variante davon, nämlich mit obligatorischer 
Altersverifikation auf Anbieterseite, wurde in Land der unbegrenzten 
Freiheit bereits 1996 versucht (communication decency act), aber von der 
Bunderechts-Hierarchie auseinander genommen - das entsprechende Urteil 
der ersten Instanz (district court) ist lesenswert, aufgrund der 
beachtlichen Einsicht der Richter in die Natur des Internet (1996!).

http://groups.csail.mit.edu/mac/classes/6.805/articles/cda/aclu-v-reno-highlights.html:
"Any content-based regulation of the Internet, no matter how benign the 
purpose, could burn the global village to roast the pig."

von (prx) A. K. (prx)


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von Icke ®. (49636b65)


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A. K. schrieb:

> Streiche das "Deutsch". Deutsch (eher europäisch) daran wäre allenfalls,
> wenn es sämtliche Instanzen anstandslos passiert.

Nach meinem letzten Informationsstand fehlt nur noch die Unterschrift 
von NRW.

von (prx) A. K. (prx)


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Icke ®. schrieb:

> Nach meinem letzten Informationsstand fehlt nur noch die Unterschrift
> von NRW.

Unterschriften haben beim CDA von 1996 auch keine gefehlt, Kongress und 
Präsident waren dafür. Gescheitert ist es vor Gericht.

Ob dafür hierzulande ein Anlass besteht lässt sich schwer sagen. So 
genau weiss ja noch keiner was in dem Gesetz überhaupt drinsteht (d.h. 
was die realen Konsequenzen und die Durchführung angeht).

von Icke ®. (49636b65)


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Angenommen, NRW gibt seinen Segen, dürften wir das Gesetz (bzw. die 
Gesetzesänderung) wohl als beschlossen ansehen. Gegen Gesetze kann man 
in D m.E. nur per Verfassungsbeschwerde vorgehen. Das dauert und ist 
eher selten von Erfolg gekrönt. Inzwischen werden sich pünktlich nach 
dem Silvesterfeuerwerk die ersten Abmahngeier an den Rechner setzen und 
die de-Domains abgrasen. Gerade wegen der Rechtsunsicherheit werden dann 
vermutlich viele abgemahnte Webseitenbetreiber einlenken oder ihre 
Seiten abschalten, um nicht unabschätzbare Kosten zu riskieren (wenn sie 
das nicht schon prophylaktisch tun). Potentiell ist ja fast jede 
Internetseite jugendgefährdend, außer sie ist nur nachts online. Im 
Prinzip müßte es jeder Abgemahnte drauf ankommen lassen. Die Gerichte 
würden hoffnungslos überlastet und hätten wegen der unklaren 
Definitionen sicher auch arge Schwierigkeiten, Recht zu sprechen.

von Johnny B. (johnnyb)


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Frage mich gerade, ob das Gesetz nur für .de Domains gilt oder auch für 
z.B. .com, wo die Website aber trotzdem in Deutschland gehostet wird.

Also wenn die Entwicklung so weitergeht, können sich unsere Webserver 
auch bald zu unseren Bankkonten auf den Cayman Islands gesellen.

von Icke ®. (49636b65)


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Johnny B. schrieb:
> Frage mich gerade, ob das Gesetz nur für .de Domains gilt oder auch für
> z.B. .com, wo die Website aber trotzdem in Deutschland gehostet wird.

Wird sich bestimmt danach richten, ob der Betreiber seinen Wohn- bzw. 
Betriebssitz in Deutschland hat und damit deutschem Recht untersteht.

von (prx) A. K. (prx)


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Johnny B. schrieb:

> Also wenn die Entwicklung so weitergeht, können sich unsere Webserver
> auch bald zu unseren Bankkonten auf den Cayman Islands gesellen.

Die Server kannst du hier lassen. Du bist es, der sich auf den Cayman 
Islands die Sonne auf den Pelz brennen lassen muss. Notfalls per 
Briefkastenfirma oder Strohmann.

von Dave B. (gaston)


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Huch, ich dachte Schäubli wär gar nicht mehr Innenminister sonder was 
mit Finanzen.

Das kommt mir auch wie ein Weg vor, langsam alle Bürger zum neuen 
Ausweis zu verleiten. Damit kann man dann ja lauter elektronische 
Signatur-Sachen machen und eben auch zur Altersverifizierung 
missbrauchen.

Ab demnächst surfen nur noch mit Ausweis, damit man ja auch nix falsches 
im Internet anschaut.

von Jörg S. (joerg-s)


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Eine wie immer sehr gute und objektive Analyse beitet Telemedicus:
http://www.telemedicus.info/article/1694-Was-bringt-der-neue-JMStV.html

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