Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik warum knistern monitore beim ein- und ausschalten


von Cubus (Gast)


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warum knistern monitore beim ein- und ausschalten? Es hat etwas mit der 
Hochspannung zu tun. Möglicherweise Auf- und Entladungen? Aber warum 
knistern monitore dann nicht im normalen Betrieb? Außerdem interessiert 
mich, wo genau das Knistern entsteht. Hat jemand eine Idee?

von Max (Gast)


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Mein TFT knistert nicht ;)

Ja das kommt durch das Auf- bzw. Abbauen der Hochspannung. Im Betrieb 
ist sie ja da, da wird nichts mehr Auf- bzw. Abgebaut.

von Sebastian (Gast)


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Entmagnetisierung der Bildröhre.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Sebastian schrieb:
> Entmagnetisierung der Bildröhre.
Das ist ein Brummen, kein Knistern...

Max schrieb:
> Mein TFT knistert nicht ;)
Meiner hat schon mal gebrutzelt... :-o

von R. M. (rmax)


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Sebastian schrieb:
> Entmagnetisierung der Bildröhre.

Das macht ein anderes Geräusch. Das Knistern tritt ja auch bei Monitoren 
und Röhrenfernsehern auf, die die Bildröhre beim Einschalten nicht 
entmagnetisieren.

von Sebastian (Gast)


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Okay, Lothar hat recht. Habe mich täuschen lassen, weil es sich auch um 
ein hörbares Phänomen handelt, das beim Einschalten auftritt.

von MaWin (Gast)


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> Entmagnetisierung der Bildröhre.

Unsinn.

Das ist der Bumm beim Einschalten der sich anhört als ob jemand 
dagegenhaut.

Das Knistern sind kleine Funken die meist aus Staubteilchen austreten, 
wenn die auf Hochspannung durch Infuenzwirkung aufgeladen werden bzw. 
sich wieder entladen. Es ist halt als ob man sich einen Plastikpullover 
auszieht.

von Peter R. (pnu)


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Vorgang beim Knistern:
Die Innenseite des Bildschirms wird durch die Hochspannungsquelle auf 
fast 20 kV aufgeladen. Das ist die eine Seite eines Kondensators, den 
man sich aus Inneseite, Glas der Frontscheibe und Außenseite vorstellen 
kann (C1)

Zwischen Frontscheibe und geerdeter Umgebung besteht eine zweite 
Kapazität mit Luft als isolierstoff.(C2)

Direkt nach dem Einschalten gibt es eine Spannungsaufteilung zwischen 
den beiden Kondensatoren, dadurch wird die äußere Bildröhrenoberfläche 
auf einen Teil der 20 kV aufgeladen. entsprechend dem Verhältnis C1 / C2

Wenn nun auf der Oberfläche Staubteilchen sind, kommt es durch den 
Spitzeneffekt zu kleinen Funkenentladungen. Dabei wird aber nur eine 
kleine Fläche um das Staubteilchen herum entladen, denn die Oberfläche 
ist ja kein Metallbelag sondern isolierend.

Erst nach einiger Zeit haben sich alle Teilkondensatoren von C2 entladen 
(Luftfeuchtigkeit, endliche isolierfähigkeit des Glases) sodass die 
Oberfläche des Bildschirm außen wieder etwa auf Null Volt gebracht ist 
und nicht mehr knistern kann.

von Leo .. (-headtrick-)


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>Zwischen Frontscheibe und geerdeter Umgebung besteht eine zweite
>Kapazität mit Luft als isolierstoff.(C2)
Seit wann ist denn Luft in der Bildröhre?

von Jens G. (jensig)


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@Leo ...
>Seit wann ist denn Luft in der Bildröhre?

Bei deiner nicht? Mußt mal hinten am Bildröhrenhals das Glasnippel 
abknipsen, und dann reinschauen, dann siehste die Luft drinnen ;-)

von ... (Gast)


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Jens G. schrieb:
> Mußt mal hinten am Bildröhrenhals das Glasnippel
>
> abknipsen,

Dann knistert er aber nicht mehr....

von Christian H. (netzwanze) Benutzerseite


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... schrieb:
> Dann knistert er aber nicht mehr....

Damit hast Du eine Möglichkeit gefunden, das Knistern abzustellen ;-)

von oszi40 (Gast)


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Mit dem Hammer lässt sich knistern schnell für immer abstellen.:-)

Ursache des Hochspannungsknistern ist oft die Hochspannung für die 
Bildröhre (Anodenspannung), die sonst wenn die Bildröhre noch 
Heizspannung bekommt nicht hochlaufen kann.

Fällt die Röhrenheizung beim Ausschalten weg, fließt weniger 
Anodenstrom. Dann ist noch Anodenspannung übrig, die sich folglich 
irgendwo entladen muß. Pffft.

von Cubus (Gast)


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sehr interessant. vielen dank für eure antworten...

von Leo .. (-headtrick-)


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>Mußt mal hinten am Bildröhrenhals das Glasnippel
>abknipsen, und dann reinschauen, dann siehste die Luft drinnen ;-)

Dann machts nur pffffffffffffffffffffffft und dann haste nur
noch Schrott.
Haste schon mal Luft gesehen?

von ... (Gast)


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Leo ... schrieb:
> Haste schon mal Luft gesehen?

Klar, sehe ich jeden Tag.... ;)

Menno, ist dir beim stemmen der vielen Schlitze in deinem Leben 
eigentlich der Ironiefühler verloren gegangen?

von Jens G. (jensig)


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@ Leo ... (-headtrick-)

>Dann machts nur pffffffffffffffffffffffft und dann haste nur
>noch Schrott.

Ja eben, weil (nun) Luft drin ist.

>Haste schon mal Luft gesehen?

Je nachdem, was man als Luft definiert - ja. Aber in einer Bildröhre 
habe ich sie auch noch nicht gesucht ;-)

von Jörg R. (Firma: Rehrmann Elektronik) (j_r)


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Cubus schrieb:
> warum knistern monitore beim ein- und ausschalten? Es hat etwas mit der
> Hochspannung zu tun. Möglicherweise Auf- und Entladungen? Aber warum
> knistern monitore dann nicht im normalen Betrieb? Außerdem interessiert
> mich, wo genau das Knistern entsteht. Hat jemand eine Idee?

Dazu ein paar Fakten
Farbbildröhren benötigen zum Betrieb eine Anodenspannung von 25-30 kV, 
je nach Größe und Auflösung.
Bei Monitoren wird die Hochspannung geregelt und dazu mit einem 
Spannungsteiler die Hochspannung heruntergeteilt. D.h., die Spannung 
baut sich nach dem Einschalten auf und nach dem Abschalten infolge der 
Belastung durch den Spannungsteiler schnell wieder ab. Bei älteren 
Geräten, insbesondere TV-Geräten wird die Hochspannung nicht geregelt 
und auch nicht mit einem Widerstand belastet. Da kann die Hochspannung 
Stunden bis Wochen erhalten bleiben.
Der Glaskolben ist, abgesehen vom hinteren Hals, von innen komplett mit 
einer Leitfähigen Schicht versehen, die direkt mit der Hochspannung 
verbunden ist. Von außen ist der Glaskolben ebenfalls mit einer 
leitfähigen Schicht (üblicherweise Graphit) überzogen, die mit der 
Gerätemasse verbunden ist. Nun gibt es aber 3 Bereiche, die von außen 
nicht beschichtet sind.
1. Der Bildschirm. Seit Einführung strahlungsarmer Monitore sind deren 
Bildschirme jedoch auch frontseitig mit einer transparenten leitfähigen 
Schicht versehen.
2. Der Bereich rund 10cm um den Hochspannungsanschluß der Bildröhre 
herum muß unbeschichtet bleiben, damit die Hochspannung nicht vom 
Anschluß zur äußeren Schicht überschlagen kann.
3. Der Bildröhrenhals unter der Ablenkeinheit. Hier liegen die Drähte 
der horizontalen Ablenkspule dicht über der Glasoberfläche. Da auf 
diesen Drähten Spannungen bis über 1000 V liegen können, könnte es hier 
zu Kurzschlüssen kommen.

Jetzt zu Deiner Frage:
Die innere und äußere Beschichtung des Glaskolbens bilden einen 
Kondensator. Die unbeschichteten äußeren Bereiche bilden ebenfalls einen 
Kondensator, bei dem einfach die äußere "Platte" nicht angeschlossen 
ist. Wenn sich die Hochspannung aufbaut, können sich die nicht 
kontaktierten Bereiche des Kondensators nicht aufladen, sodass sich auf 
der unbeschichteten Glasoberfläche ein Spannungspotenzial von 25...30 kV 
aufbaut. Durch Koronaentladungen und Kriechströme entlädt sich diese 
Oberflächenladung innerhalb von Sekunden bis Minuten. Wenn der Monitor 
wieder abgeschaltet wird, kann sich der nicht kontaktierte Bereich nicht 
so schnell entladen, wie sich die Hochspannung abbaut. Dadurch fällt 
jetzt das Potenzial der Glasoberfläche auf -25...30kV. In beiden Fällen 
kommt es auf der Glasoberfläche zu winzigen Entladungen, durch die ein 
Potenzialausgleich zwischen Erde und der unbeschichteten Glasoberfläche 
herbeigeführt wird. Die Vielzahl der Entladungen ist als Knistern 
hörbar.
Der Schwerpunkt der Entladungen befindet sich unter der Ablenkspule. 
Dort liegen die (fast) geerdeten Drähte der Spule direkt über der nur 
außen unbeschichteten Glaswand. Hier treten deshalb besonders hohe 
Feldstärken und entsprechend viele Entladungen auf.

Jörg

von Ich (Gast)


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Mein persönlicher Favorit:
[Ursache des Hochspannungsknistern ist oft die Hochspannung...]

von oszi40 (Gast)


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... für die Bildröhre, erzeugt im "Zeilentrafo"

Mehr zur ERzeugung da http://de.wikipedia.org/wiki/Zeilentransformator

von Cubus (Gast)


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@Jörg danke für den ausführlichen Beitrag.
>In beiden Fällen kommt es auf der Glasoberfläche zu winzigen Entladungen, >durch 
die ein
>Potenzialausgleich zwischen Erde und der unbeschichteten Glasoberfläche
>herbeigeführt wird.

warum knistert es denn an der Bildschirmvordereite. Hier ist doch außer 
Staub nur Luft als Isolator vorhanden?

von Jörg R. (Firma: Rehrmann Elektronik) (j_r)


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Cubus schrieb:

> warum knistert es denn an der Bildschirmvordereite. Hier ist doch außer
> Staub nur Luft als Isolator vorhanden?

Bei PC-Monitoren knistert vorne nichts mehr, da die Frontscheibe ja 
komplett abgeschirmt ist, aber das nur nebenbei.
Bei Spannungen von 25-30 kV ist die Luft kein Isolator mehr. Die Luft 
enthält Ionen, die z.T. erst durch die hohen Feldstärken entstehen und 
die kleine Lade-/Entladeströme fließen lassen. Da kann es dann schon mal 
zu kleinen unsichtbaren aber hörbaren Entladungen auf der geladenen 
Frontscheibe, z.B. eines TV-Gerätes, kommen.

Jörg

von oszi40 (Gast)


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Der Tick ist eigentlich, den Strahlstrom möglichst lange fließen zu 
lassen beim Ausschalten, damit die hohe Anodenspannung möglichtst 
abgebaut werden kann. Leider ist der zuständige Elko am Gitter oft etwas 
klein. Damit bleibt die unbelastete Anodenspannung stehen und muß sich 
einen Weg zur Entladung suchen. Das kann an der Bildröhre oder auch am 
verstaubten Zeilentrafo sein.

von Leo .. (-headtrick-)


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>Damit bleibt die unbelastete Anodenspannung stehen und muß sich
>einen Weg zur Entladung suchen.
Warum sollte die Spannung das tun?
Die Ladung wird doch bei entsprechend stabilem Elektrolyt lange
gehalten wenn kein hochohmiger Widerstand parrallel geschaltet ist.
Ein Grund für das Knistern ist das aber nicht.

Die Begründung von Jörg hört sich interessant an, aber ob da Ionen
bei eine Rolle spielen, wage ich zu bezweifeln, möglich wäre es.
Vielleicht liegt es an Staubpartikeln die durch die hohen Feldstärken 
beeinflusst werden, aber wie man das dabei entstehende Geräusch 
interpretieren soll, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist es ja
ein Form des Ladungsaustausches mit den Partikeln? Wenn man eine
Ladung kurzschließt knallt es ja vergleichbar, nur eben je nach
Energie anders und lauter oder leiser.

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