Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie HF-Litze 250 x 0,1 mm löten?


von Klaus R. (klara)


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Hallo,
ich habe mal eine Frage an die Praktiker. Die HF-Litze 250 x 0,1 mm soll 
lötbar sein. Hier der Link zum Lieferanten.
http://www.spulen.com/shop/product_info.php?products_id=806

> seidenumsponnen
> Lackierung der Einzeldrähte: V155 (= Temperaturindex von 155 °C (F),
> gute Wärmefestigkeit, lötbar)

HF-Litze kleinerer Stärke hatte ich schon früher einfach mit einem 20W 
Lötkolben erhitzt und mit Lötzinn verzinnt. Bei 250 x 0,1 mm habe ich so 
meine Bedenken. Zudem muss die Litze an einem Pin des Spulenkörpers 
verlötet werden.

Ich dachte mir, die Litze 2x um den Pin zu wickeln und dann mit dem 
Lötkolben zu erhitzen und zu löten und das unter ständiger Spannung der 
Litze. So müsste sie sich eng um den Pin ziehen.

Hat jemand eine bessere Lösung?
Gruss Klaus.

von karadur (Gast)


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Hallo

habe ich früher wie folgt gemacht: Mit Streichholz kurz die Seide am 
Ende verbrannt. Mit dem Daumennagel die Seidenreste weggekratzt und dann 
das Kabelende mit dem Lötkolben verzinnt. Ging ganz gut.

von Georg A. (Gast)


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Irgendwo gab es mal den Hinweis (Nührmann?), die Litze mit Feuerzeug 
anzukokeln und dann in etwas Spiritus abzuschrecken, da der das 
Kupferoxid wieder zu Kupfer reduziert. Könnte auch eine Urban Legend 
sein...

von Peter R. (pnu)


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Ich nehme ein Stück einer entstückten Leiterplatte, das eine etwa 1x1cm 
große verzinnte Fläche hat und verwende es als Lötbad.
Das spanne ich fest (Schraubstock), dass es nicht verrutschen kann. Der 
Kolben sollte mehr als 40W und hohe Temperatur (370 Grad) haben.

Wichtig ist dann die großzügige Verwendung von Kolophonium.
Ich habe direkt neben den "Lötbad" eine Dose Kolophonium 
(Schuhcremegröße) stehen und tupfe ständig mit dem Lötkolben vom 
Kolophonium ins Lötbad hin und her, damit halte ich das Lötbad auf 
Temperatur und gebe ständig neues Kolo dazu.

Legt man dann die schon von der Seide befreite Litze ins Bad, kann man 
durch ständiges Streichen mit dem Kolben zum Ende der Litze hin 
erreichen, dass erst einmal alle Teildrähte ins Zinn eintauchen und 
später das Zinn annehmen.
Dabei fächert sich die Litze natürlich auf. Wenn alle Drähte ohne sich 
zu wehren ins Zinn eintauchen, also Zinn annehmen, die Litze leicht 
längs drehen, dadurch schließt sich der Litzenfächer, und dann seitwärts 
wegziehen.

von eProfi (Gast)


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> Irgendwo gab es mal den Hinweis (Nührmann?), die Litze mit
> Feuerzeug anzukokeln und dann in etwas Spiritus abzuschrecken,
> da der das Kupferoxid wieder zu Kupfer reduziert.
> Könnte auch eine Urban Legend sein...

Da ist schon was wahres dran.
Idealerweise erhitzt man die Litze in der Spiritusflamme und taucht 
direkt in den Spiritus ein.

Vermutung:
In der Flamme herrscht Sauerstoffmangel, im flüssigen Spiritus 
ebenfalls.
Also hat das Kupfer keine Möglichkeit zu oxidieren.

Professionell macht man es mit einem Lötbad (250W-geregelter Lötkolben 
mit einer Wanne statt Lötspitze).



255x0,1 sind fast 2 mm², die würde ich nicht mehr über einen Spulen-Pin 
führen, sondern direkt in die Platine einlöten (falls möglich).

Bekannter HF-Litzen-Hersteller: www.pack-feindraehte.de

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
vielen Dank für die Tipps. Ich werde wohl ein wenig üben müssen.
Gruss Klaus.

von Markus F. (5volt) Benutzerseite


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eProfi schrieb:
> Vermutung:
> In der Flamme herrscht Sauerstoffmangel, im flüssigen Spiritus
> ebenfalls.
> Also hat das Kupfer keine Möglichkeit zu oxidieren.
Kupferoxid ist eine nicht sehr stabile Verbindung. Jedenfalls sehr viel 
instabiler als z.B. CO2.
Soweit ich weiß, passiert Folgendes: Taucht man den heißen, oxidierten 
Kupferdraht in Spiritus, reagiert das Kupferoxid mit dem Spiritus, und 
zwar zu Kupfer, Wasser und CO2.
Dass man auf diese Weise Kupfer blank bekommt, stimmt jedenfalls: 
Erhitzt man einen schon oxidierten Kupferdraht und taucht ihn dann in 
Spiritus, ist der Draht nachher wieder schön blank.

Und ich würde bei der HF-Litze auch versuchen, sie durch längeres 
"Braten" in flüssigem Zinn zu verzinnen.

von Jörg R. (Firma: Rehrmann Elektronik) (j_r)


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Klaus Ra. schrieb:

> Ich dachte mir, die Litze 2x um den Pin zu wickeln und dann mit dem
> Lötkolben zu erhitzen und zu löten und das unter ständiger Spannung der
> Litze. So müsste sie sich eng um den Pin ziehen.

Schlechte Idee: Der Pin wird sich aus dem Kunstoff herausschmelzen, 
lange bevor die Litzen verzinnt sind. Außerdem saugt der Pin und der 
schmelzende Kunststoff einen Teil der Wärme ab, die Du zum Verzinnnen 
bräuchtest
Der Vorschlag mit dem heißen Draht in Spiritus funktioniert zwar 
prinzipiell, gestaltet sich bei so feindrähtiger HF-Litze aber eher 
schwierig.

> Hat jemand eine bessere Lösung?

Wenn die Litze lötbar ist, kannst Du sie ohne weitere Maßnahmen in einem 
Zinnbad verzinnen. Das Ende wird gerade abgeschnitten und wenige mm in 
das Zinnbad gesteckt. Die Überreste von Lack und Seide sammeln sich an 
der Oberfläche der Litze und/oder des Zinnbades und können später im 
kalten Zustand leicht abgekratzt werden.
Bei dieser Drahtstärke geht das aber auch mit einem 60-W-Lötkolben einer 
geregelten Lötstation mit einer breiten meiselförmigen Lötspitze. Dazu 
muß sich nur genügend Zinn und Flußmittel auf der Spitze befinden. 
Wichtig ist, dass der Verzinnungsvorgang auf der blanken Stirnseite der 
Drähte beginnt und von dort in die Litze vordringt. Die Temperatur der 
Lötspitze sollte dazu möglichst hoch eingestellt werden, da die Litze 
wegen ihres Querschnittes relativ viel Wärme abführt.
Das Umwickeln der Pins ist schwierig, da sich das Litzenende nach dem 
Verzinnen kaum noch biegen läßt. Einfaches Anlegen und Festlöten reicht 
aber meistens auch, wenn man reichlich Lot zuführt. Der geschickte Löter 
kann die erhitzte Litze zumindest einmal um den Pin biegen.

Jörg

von Klaus R. (klara)


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Hallo Jörg,
hört sich gut an. Vielen Dank.
Gruss Klaus.

von Kpopanda (Gast)


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Man nimmt auf das Litzeende ein Paar kristallien 
ASS(Acetylsalicylsäure), dann kommt man mit dem heißen Lötkolben von 
unten ran. Fertig. Angeblich sollte es auch mit Aspirintableten 
funktionieren. Bei mir klappt es nicht. Da der Tablettenfüllstoff zu 
viele Kohle und andere Stoffe bei der Zersetzung produziert. Die 
Temperaturerhöhungsmittel (Spiritus, Lötbad) wirken nur bei den 
Temperatur nichtbeständigte Litzen.

von Marek N. (Gast)


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Nabend,

also mit Aspirin habe ich auch Lackdraht verzinnt. Das geht aber man 
sollte die Dämpfe nicht einatmen.
Jedoch habe ich keine Erfahrung weder mit Litze noch mit 
seidenumsponnener.

Beste Grüße, Marek

von hzf (Gast)


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Kpopanda schrieb:

> Man nimmt auf das Litzeende ein Paar kristallien
> ASS(Acetylsalicylsäure), dann kommt man mit dem heißen Lötkolben von
> unten ran. Fertig. Angeblich sollte es auch mit Aspirintableten
> funktionieren.


ASS-Ratiopharm-Tabletten: preiswert
Aspirin: teuer, Hauptwirkstoff ASS

von Klaus R. (klara)


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Hallo,
es war einfacher als ich dachte. Ich hatte noch eine 100W Lötpistole aus 
dem Baumarkt. Einfach braten lassen, Flussmittel hilft und reichlich 
Lötzinn einsetzen. Alles andere hatte die Lötstelle nur verdreckt.
Gruss Klaus.

von Falk B. (falk)


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Auf die Dauer hilft nur Power!

von oszi40 (Gast)


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Um ausgefransten "Besen" am Litzen-Ende zu vermeiden: vor dem Verzinnen 
mit dünnem Draht umwickeln, ins Flussmittel tauchen, dann ins Zinnbad.

Evtl. anschließend ein Stück abschneiden damit der Hilfs-Draht nicht 
mehr stört falls die Litze nicht durch das Loch passt.

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