Forum: Platinen Lötzinn - Blödzinn


von Rocco L. (kaufparkangucker)


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Hallo,

ich komme mit all den unterschiedlichen Sorten Lötzinn in der Bucht 
nicht klar. Ich habe da nicht so die Erfahrungen.

Manchmal steht dabei das es Bleifrei ist, manchmal steht dabei das 
Flussmittel drin ist etc...

Ist nicht in jedem Lötzinn ein Flussmittelkern drinn?

Ich wollte mir gern dieses aus dem follgendem Link kaufen, aber nun bin 
ich echt verunsischert.

http://cgi.ebay.de/Lotzinn-Lot-200g-netto-Bleifrei-FLUX-2-1mm-/150558502198?pt=DE_Haus_Garten_Heimwerker_Elektrowerkzeuge&hash=item230dfc6d36


Eigentlich möchte ich gern welches mit Flussmittel weil ich es mir ohne 
Flussmittelkern eher schwierig vorstelle damit zu löten. Was muss ich 
beachten wenn das Lot bleifrei ist?

Danke für Eure Hilfe

vG Rocco

: Verschoben durch Moderator
von AVerr (Gast)


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Bleifreies Lötzinn hat einen höheren Schmelzpunkt, also muss mit mehr 
Temperatur gelötet werden.
Für den Hobbybereich würde ich aber auf verbleites Zinn setzen...

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Warum kauft man Lötzinn bei einem Auktionshaus? Kauf es in einem 
Elektronik-Laden.
Es gibt gute, und nicht so gute Lote. Mit letzterem wirst du keinen Spaß 
haben, auch wenn es 5€ billiger war.

Sowas sollte für den Hobbybereich ausreichend sein:
http://www.reichelt.de/?ACTION=3;ARTICLE=30439;PROVID=2402

von Samuel C. (dragonsam)


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Bleifrei ist im Hobbybereich eher unnötig. Zu Beispiel brauchst du eine 
höhere Temperatur zum Löten. Hol dir lieber ein verbleites. Ansonsten 
wäre das nicht schlecht.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Rocco L. schrieb:

> ich komme mit all den unterschiedlichen Sorten Lötzinn in der Bucht
> nicht klar. Ich habe da nicht so die Erfahrungen.

Dann nimm normales SN60 Zinn mit Flussmittelkern. Ich nehme
am liebsten 1,5mm-Lot

> Manchmal steht dabei das es Bleifrei ist,

Bleifreies Lot sollte man sich als Bastler nicht unbedingt antun,
wenn man seine alten Platinen zur Elektronikschrottverwertung bringt
und sich nach dem Löten und vor dem Essen die Hände wäscht. Aus
Langeweile auf dem Lötdraht rumkauen sollte man auch nicht. Dafür
nimmt man besser Kupferdraht, denn Kupfer braucht der Körper.  :-)

> Ist nicht in jedem Lötzinn ein Flussmittelkern drinn?

In Dachrinnenlot z.B. nicht...

> Was muss ich beachten wenn das Lot bleifrei ist?

Das damit das Löten wesentlich schwieriger ist.
Wenn Du Deine Produkte nicht verkaufen willst, brauchst Du das nicht.
Gruss
Harald

von Thomas S. (thomas_s74)


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Fahr in den OBI und kauf dir Lux s-sn60pb40 1,5 mm Radiolot. Kostet 
wenig und ist super. Bestes Lötzinn, was ich jemals verlötet habe. Die 
Dämpfe sind auch einigermaßen ok. Kopfschmerzen bekommt man davon nicht.

von Rocco L. (kaufparkangucker)


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danke, das sind sehr gute Tips.

Wie sieht es mit einer Kolophoniumsele aus - muss die drin sein oder 
geht es auch ohne?

von Thomas S. (thomas_s74)


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Kolophonium brauchst du nicht. Ich benutze es auch nicht. Gelegentlich 
trage ich etwas Lötfett mit einer Spritze auf die Lötstelle, wenn ich 
mit der Entlötpumpe arbeite. Kauf dir so ne 20g packung Lötfett oder 
Kontaktlötpaste oder wie man das Zeug sonst so nennt.

von Jonas H. (fujitsu313)


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Ich kann dir auch dieses Lötzinn:
http://www.reichelt.de/?ACTION=3;ARTICLE=30439;PROVID=2402
empfehlen, lässt sich sehr gut "verarbeiten".

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Bor Thomas, du erzählst nur Unsinn!

Die Kolophoniumseele ist natürlich wichtig im Lötzinn. Auch wenn es 
höchstwahrscheinlich kein Kolophonium ist, sondern irgendein 
synthetisches Flussmittel.
Lötfett ist was für Klempner. Zumindest das Zeug, was man üblicherweise 
im Baumarkt bekommt.

von Harald Wilhelms (Gast)


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Rocco L. schrieb:
> danke, das sind sehr gute Tips.
>
> Wie sieht es mit einer Kolophoniumsele aus - muss die drin sein oder
> geht es auch ohne?

Ja, Kolophonium sollte schon drin sein. Manchmal hilft auch
zusätzliches Kolophonium aus der Tube, braucht man aber eher
selten. Was Du keinesfalls nehmen solltest, ist Lötfett.
Das führt nach kurzer Zeit zu Korrosion. Lötfett braucht man
nur, wenn man Eisen verlöten will und es muss nach dem Löten
abgewaschen werden.
Gruss
Harald

von Jan S. (jan_s)


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Man kann auch mit bleifreiem Lot arbeiten, teilweise sollte man das auch 
tun, wenn z.B. die Platine bleifrei verzinnt wurde.
PCB Pool Platinen sind z.B. bleifrei verzinnt, geht man dort mit Bleilot 
rann, kann das aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten 
dazu führen, dass die Pads Risse bekommen.

von Thomas S. (thomas_s74)


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Ist doch egal ob Kolophonium oder Lötfett <-- funktioniert beides!

von Rocco L. (kaufparkangucker)


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ja, die Erfahrungen mit Lötwasser und Lötfett habe ich schon gemacht...
Das verlötet sich echt super damit nur oxidiert das Zeug durch die 
enthaltene Salzsäure schön vor sich hin.
Also auf keinen Fall benutze ich nochmal Lötfett :o)

Das mit der Kolophoniumseele war nur interesannt weil es scheinbar nicht 
immer angegeben wir ob welches drin ist oder nicht. Damit hätte es ja 
sein können das generell welches drin ist und man es deswegen nicht 
angibt.

von V. B. (dr-robotnik)


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Thomas S. schrieb:
> Ist doch egal ob Kolophonium oder Lötfett <-- funktioniert beides!

Nein eben nicht. Lötfett hinterlässt elektr. leitfähige Rückstände, 
deshalb ist dieses im Elektronikbereich ungeeignet!

von Knut (Gast)


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AVerr schrieb:
> Bleifreies Lötzinn hat einen höheren Schmelzpunkt, also muss mit mehr
> Temperatur gelötet werden.

Das stimmt zwar, dass es sich dann besser lötet. aber auf einer Schulung 
von Weller habe ich gehört, dass man einen lötkolbern mit mer Leistung 
benötigt, damit dieser die Enegrie schneller nachschieben kann.

Zu hohe Temperaturen sind nicht gut, man kann weiterhin auf ~370-380C 
löten.
jedoch muss man die Lötstelle mehr "vorwärmen" als bei bleihaltigem Lot.

Jan S. schrieb:
> PCB Pool Platinen sind z.B. bleifrei verzinnt, geht man dort mit Bleilot
> rann, kann das aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten
> dazu führen, dass die Pads Risse bekommen.

Genau das haben die auf der Schulung auch gesagt. Muss jeder (privat) 
Anwender selber abwägen welchen Temperaturschwankungen die Platine 
ausgesetzt ist. Für Innenanwendungen mag das noch gehn, aber außen 
(Sonne& Winter) sollte mans lassen.


Gruß Knut

von Thomas S. (thomas_s74)


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V. Baumann schrieb:
> Nein eben nicht. Lötfett hinterlässt elektr. leitfähige Rückstände,
>
> deshalb ist dieses im Elektronikbereich ungeeignet!

Deswegen sollte man auch immer die Platine mit einer Bürste und Spiritus 
reinigen...

von Harald Wilhelms (Gast)


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Thomas S. schrieb:

>> Nein eben nicht. Lötfett hinterlässt elektr. leitfähige Rückstände,
>>
>> deshalb ist dieses im Elektronikbereich ungeeignet!
>
> Deswegen sollte man auch immer die Platine mit einer Bürste und Spiritus
> reinigen...

Das ist bei Kollophoniumzinn unnötig, es sei denn, man
baut ph-Wert-Messgeräte o.ä.
Gruss
Harald

von Johann (Gast)


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Thomas S. schrieb:
> Ist doch egal ob Kolophonium oder Lötfett <-- funktioniert beides!

Junge, Du verzapfst Unsinn. Bei Lötfett auf der Platine stellen sich mir 
die Nackenhaare auf. Aber wie Du willst, bei Wegwerfelektronik kann 
Lötfett sogar förderlich sein :-)

An Rocco: Kolophonium oder ein anderes Flußmittel ist im 
Elektronik-Lötdraht immer drin, nur sollte man kein billiges Noname- 
oder Chinaflußmittel kaufen, damit lötet's sich oft auch nicht gut.

von Thomas S. (thomas_s74)


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Johann schrieb:
> Junge, Du verzapfst Unsinn. Bei Lötfett auf der Platine stellen sich mir
>
> die Nackenhaare auf. Aber wie Du willst, bei Wegwerfelektronik kann
>
> Lötfett sogar förderlich sein :-)

Deswegen nehme ich es ja auch, um zu entlöten. Wenn ich irgendwo mal ne 
Platine ausschlachte-Lötfett drauf und dann mit der entlötpimpe alles 
wegsaugen. Für normales löten reicht das Flussmittel im Lötzinn. 
Manchmal hab ich echt das Gefuhl, dass mich die Leute missverstehen.

von Peter R. (pnu)


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Bei der Dicke des Lötdrahtes sollte man folgendes beachten:

Dicker als 1mm hat zwar viel Flussmittel im Innern des Drahtes und daher 
immer ausreichend Flussmittel an der Lötstelle, führt aber dazu, dass 
man bei dünner Lötspitze immer wieder überschüssiges Lot von der Spitze 
abstreifen bzw. abschütteln muss.
Dünner als 0,6 mm ist zwar für feine Lötarbeit mit dünner Spitze gut 
geeignet, nur ist der relative Anteil des Flussmittels im Draht zu 
gering. Ohne zusätzliches Flussmittel kann man da kaum mehr löten.

von Osche R. (Gast)


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Jan S. schrieb:

> Man kann auch mit bleifreiem Lot arbeiten, teilweise sollte man das auch
> tun, wenn z.B. die Platine bleifrei verzinnt wurde.
> PCB Pool Platinen sind z.B. bleifrei verzinnt, geht man dort mit Bleilot
> rann, kann das aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten
> dazu führen, dass die Pads Risse bekommen.

Die Pastenverzinnung ist aber heutzutage hochgradig am Aussterben. 
Üblich ist HAL bleifrei oder chem. Zinn, und die lassen sich beide 
sowohl mit Sn60Pb40 als auch mit Sn96,5Ag3,0Cu0,5, Sn95Ag5 und was da 
noch so üblich ist verarbeiten. Ebenso sind alle RoHS-konformen Bauteile 
rückwärtskompatibel

Bei Pastenverzinnung sinkt der Zinnanteil im Lot, allerdings 
funktioniert die Sn60Pb40-Mischung bis zu Pb37 herunter problemlos. Über 
Ausdehnungskoeffizienten brauchst Du Dir keine Gendanken machen, wenn 
die Lötstelle soweit erhitzt wird, dass sie voll aufschmilzt.



Gerade wenn es auf Lebensdauer und Zuverlässigkeit ankommt, sollte man 
noch verbleit löten. Bleihaltige Lötstellen sind elastischer und kommen 
besser mit Temperaturwechseln und Vibration klar. Nicht ohne Grund sind 
besonders kritische Anwendungen (Medizin, Luftfahrt, Rüstung, bis 2011 
auch Automobil) von der RoHS ausgenommen.


Bei Konsumelektronik hilft RoHS natürlich bei der Optimierung der MTTF. 
Früher ging das nur über die Elkos ;-)


Patrick

von Forensiker (Gast)


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"Mein" Klassiker!

Und im Einzelstück/Endkundenbereich hier (persönlicher Eindruck) recht 
preiswert:

http://www.elv.de/output/controller.aspx?cid=74&detail=10&detail2=7785

MfG

von Artur R. (artur2000)


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man hier wird quatsch erzählt

also kaufe dir dieses Reichelt Lötzin. Wenn du DIP lötest brauchst du 
kein zusätzliches Flussmittel. Das im Lötdraht reicht aus.

Zusätzliches Flussmittel brauchst du für SMD und da nimmt man entweder 
einen Fluxerstift oder kauft sich Kolophonium, löst es in Alkohol und 
trägt es mit einem Pinsel auf.

Was ich bis heute nicht verstehe, wozu braucht man diese kleinen 
Bleistiftlötspitzen? Diese werden von einigen hier im Forum empfohlen. 
SMD? DIP?

Also mit diesem Kolben 
http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;LA=444;GROUP=D213;GROUPID=550;ARTICLE=17520;START=0;SORT=preis;OFFSET=16;SID=15recPn6wQAQ8AAA1ADB4cad2d7925afd10d8016e15ae9cc90e1b 
lötet man tausendmal besser SMD als diese Minispitzen.

von Thomas E. (thomase)


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Artur R. schrieb:
> Also mit diesem Kolben
>
> http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;LA=444;GROUP=D21...
>
> lötet man tausendmal besser SMD als diese Minispitzen.

Hier geht es aber um Elektronik und nicht um Dachrinnen.

mfg.

von jum jum (Gast)


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Blei hin oder her das sollte jeder halten wie er es mag .
Mein Favo ist immer noch Lötwasser  etwas Zinnblech in Salzsäure 
auflösen und dann auftragen .........wunderbar sag ich .
Nicht nur Dachrinnen strahlen beim Löten nein auch Platinen sind damit 
prima zu bearbeiten.

Ps wo bekomme ich einen 16 watt Kupferklotz für die Gaslampe oder das 
Holzkohlenfeuer her ??

von Forensiker (Gast)


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Artur R. schrieb:
> Also mit diesem Kolben
> http://www.reichelt.de/?;ACTION=3;LA=444;GROUP=D21...
> lötet man tausendmal besser SMD als diese Minispitzen.
>
>
>
>     Beitrag melden | Bearbeiten | Löschen |

Wohl wahr! Vier davon im praktischen Quadpak-Halter, und so ein QFP ist 
umzingelt, und jeder Widerstand ist zwecklos...

Unverzichtbar für die erforderliche Betriebssicherheit bleibt aber noch 
eine IP-gesteuerte Vierfachsteckdose. Nur eine zeitsynchrone Bestromung 
der Kolben garantiert rund... ähm: eckherum identische 
Spitzentemperaturen und bewahrt so die IC-Gehäuse vor thermischem 
Verzug.

MfG

von Artur R. (artur2000)


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Thomas Eckmann schrieb:
> Hier geht es aber um Elektronik und nicht um Dachrinnen.

ich möchte es auch nicht empfehlen, aber mit dem Teil löte ich dir jedes 
TQFP Bauteil und das noch schneller

Vielen wird hier suggeriert, man müsse für die Tausendfüssler einen 
superfeine Lötspitze benutzen damit man auch an jedes Beinchen gut 
drankommt. Das Ergebnis sind dann kalte Lötstellen... .

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Je nach Löttechnik ist es besser für TQFP eine große Lötspitze zu 
benutzen. Aber mit dem Dachrinnenlötkolben da brätst du den IC kaputt, 
da er nicht temperaturgeregelt ist!

Die Bleistiftspitze braucht man für 0805/0603/0402 SMD Teile.

von AVerr (Gast)


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Also ich benutze eine abgeschrägte Lötspitze mit 2mm Durchmesser für so 
ziemlich alles ... TQFP, 0805, 0603 und alle möglichen THT Teile.
Je nachdem, wie rum man sie ansetzt, hat man eine größere oder kleinere 
Lötfläche und kriegt alles hin.

Zu meinen SMD-Anfangszeiten habe ich auch mit einer kleinen 
Bleistiftspitze gelötet. Das ging auch gut, war aber bei weitem nicht so 
schnell wie jetzt.

von Platinenschwenker .. (platinenschwenker)


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Also Lötfett auf der Platine ist ganz schlecht. Die sauberste Sache ist 
eine Kombination aus geregelter Löttemperatur mit geeignetem Lötwerkzeug 
(= weniger Hitze als beim 400° Lötkolben und damit weniger Oxidation) 
und einem Fluxerstift (saubere Sache). Ein Glasfaserstift kann auch 
recht hilfreich sein und manchmal auch Kolophonium. Alles akzeptiert, 
aber bitte kein Lötfett. Wenn das Flussmittel aus dem Lötzinn komplett 
verdampft ist, dann lieber mal das Lötzinn wieder absaugen (Vakuum 
Handpumpe genügt, Entlötlitze geht auch) und neu auftragen.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Artur R. schrieb:
> Vielen wird hier suggeriert, man müsse für die Tausendfüssler einen
> superfeine Lötspitze benutzen damit man auch an jedes Beinchen gut
> drankommt. Das Ergebnis sind dann kalte Lötstellen...

Volle Zustimmung.
Eine feine Spitze kann die Wärme gar nicht übertragen und kann kein 
Lötzinn aufnehmen. Resultat sind Lötstellen, die entweder nicht warm 
genug geworden sind oder viel zu viel Zinn an der Lötstelle.
Die von mir favorisierte Lötspitze ist eine 3.2mm Hohlkehle, mit der ich 
auch alle SMD-Arbeiten erledige.

Mittlerweile löte ich viel lieber bleifrei, als verbleit.
SN96AG4 0,5mm ist mein Zinn.

Im übrigen sind die Flussmitteldämpfe bei bleifreiem Lot giftiger, als 
bei verbleitem. Daher ist eine Absaugeinrichtung vor allem dafür sehr zu 
empfehlen.

Elektroniklot enthält immer Flussmittel. Bei bleihaltigen Loten ist dies 
vor allem SW32. Das gibt es auch in Spritzen/Tuben.


Gruß

Jobst

von Jan S. (jan_s)


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Patrick S. schrieb:
> Gerade wenn es auf Lebensdauer und Zuverlässigkeit ankommt, sollte man
> noch verbleit löten. Bleihaltige Lötstellen sind elastischer und kommen
> besser mit Temperaturwechseln und Vibration klar. Nicht ohne Grund sind
> besonders kritische Anwendungen (Medizin, Luftfahrt, Rüstung, bis 2011
> auch Automobil) von der RoHS ausgenommen.

Ich gehe bislang davon aus, dass dies bei Durchloch-Montage kein Problem 
ist.
Wie siehst Du das?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Patrick S. schrieb:
> Gerade wenn es auf Lebensdauer und Zuverlässigkeit ankommt, sollte man
> noch verbleit löten. Bleihaltige Lötstellen sind elastischer und kommen
> besser mit Temperaturwechseln und Vibration klar.

Hast du dafür irgendwelche Referenzen?

Ich halte das für eine urban legend.

> Nicht ohne Grund sind
> besonders kritische Anwendungen (Medizin, Luftfahrt, Rüstung, bis 2011
> auch Automobil) von der RoHS ausgenommen.

Der Grund ist, dass man für derartige Anwendungen gern auf Technik
zurückgreift, die bereits einige Jahrzehnte im Einsatz ist, um das
Restrisiko möglicher Ausfälle so gering wie möglich zu halten.  Dies
ist für unsere derzeitige bleifreie Löttechnik schlicht noch nicht
gegeben.  Daraus den Umkehrschluss zu ziehen, dass diese nicht in
der Lage wäre, die entsprechenden Zuverlässigkeitsanforderungen zu
erfüllen, halte ich jedoch für genauso unzulässig: es ist einfach nur
noch nicht nachgewiesen, dass sie sie erfüllt.

Ist schließlich noch ein vergleichsweise junges Verfahren, und einiges
hat sich schon geändert.  Beispielsweise sind die in der Anfangszeit
mal im Gespräch gewesenen bismuthaltigen Lote komplett weg.  Das sind
die, mit denen man weiterhin hätte mit geringen Temperaturen löten
können (weil man sich wohl damals noch nicht so sicher war, ob die
höheren Temperaturen technologisch praktikabel sein werden — ist
mittlerweile kein Thema mehr), dafür waren das die, die zusammen mit
Resten von Blei einen Schmelzpunkt von bis herab zu 100 °C entwickeln
können (weshalb man anfangs beide Systeme unter keinen Umständen
mischen sollte).  Dafür gibt's inzwischen auch silberfreie Systeme,
die in den Fließeigenschaften nahezu an die bleihaltigen Legierungen
heranreichen, sodass nur noch die um ca. 30 K höhere
Verarbeitungstemperatur übrig bleibt.

Für den OP:

Zusätzlich zur Auswahl der Lotlegierung: Flussmittel ist nicht gleich
Flussmittel.  Es gibt sogenannte "no clean"-Flussmittel, bei denen man
davon ausgeht, dass diese nach dem Löten auf der Platine verbleiben
können und dort keinen Schaden mehr anrichten(*).  Andere Flussmittel
wiederum sind aggressiver und sollten später entfernt werden, dafür
sind diese in der Lage, stärkere Oxidschichten noch aufzubrechen.  Ich
würde mir an deiner Stelle ein Zinn mit "no clean"-Flussmittel
beschaffen und parallel dazu einen Flussmittelstift oder "Löthonig"
mit aggressiverem Flussmittel, das du bei Notwendigkeit zusätzlich
aufbringen kannst (und dann ggf. halt wieder abwaschen musst).  Zum
Abwaschen kann man Spiritus, Isopropanol und bei hartnäckigen Fällen
Aceton nehmen; letzteres ist jedoch riskant, wenn weitere Polymer-
materialien in der Umgebung sind, da es ziemlich viel anlöst.  Wenn's
auf einen Euro nicht ankommt, kann ich dir die Platinenreiniger von
Kontakt-Chemie empfehlen, da hast du neben der Lösungsmittelbrühe
(stinkt wie ein Gemisch aus Benzin und Isopropanol) gleich noch eine
Bürste mit kräftigen Borsten dran.  Ansonsten eine ausgediente
Zahbürste benutzen.

(*) Für Anwendungen, bei denen permanente Feuchtigkeit im Spiel ist,
würde ich jedoch Flussmittel immer entfernen.  Ich habe da
seinerzeit ziemlich schlechte Erfahrungen mit Fahrzeugelektronik
gemacht ... (war allerdings noch klassisches Kolophonium).

von Rocco L. (kaufparkangucker)


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Johann schrieb:
> Thomas S. schrieb:
>> Ist doch egal ob Kolophonium oder Lötfett <-- funktioniert beides!
>
> Junge, Du verzapfst Unsinn. Bei Lötfett auf der Platine stellen sich mir
> die Nackenhaare auf. Aber wie Du willst, bei Wegwerfelektronik kann
> Lötfett sogar förderlich sein :-)
>
> An Rocco: Kolophonium oder ein anderes Flußmittel ist im
> Elektronik-Lötdraht immer drin, nur sollte man kein billiges Noname-
> oder Chinaflußmittel kaufen, damit lötet's sich oft auch nicht gut.


^^genau das wollte ich hören, mir war einfach nicht klar ob in 
Elektroniklot generell Flussmittel drin ist - danke.

Werde das von Reichelt nehmen

Das mit dem Dachrinnenlötkolben würde ich aus Effektivitätsgründen 
lassen. Eine Gasbetriebene Lötlampe erledigt das nicht nur schneller, 
durch die hohe Windgeschwindigkeit werden auch gleich die giftigen 
Dämpfe weggetragen. Noch gleichmäßiger gehts nur noch mit dem 
Unkrautabbrandaufsatz für die Gasflasche. Da braucht man zwar etwas 
Fingerspitzengefühl aber vom Prinzip ist das auch nichts anderes als 
Reflow Soldering.

In diesem Sinn vielen Dank für den lehrreichen Thread

vG Rocco

von Herbert (Gast)


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Rocco L. schrieb:
> Wie sieht es mit einer Kolophoniumsele aus - muss die drin sein oder
> geht es auch ohne?

Entgegen anderer Meinungen ...ohne Flußmittel also Kolphonium Seele geht 
das nicht.
Test. Brate mal eine Lötstelle solange durch bis das Flussmittel 
komplett verdampft ist.Danach zieht sich das Zinn wie Moltofill oder 
angerührter Gips.Gefällt dir das? Also zum Fließen braucht Zinnlot halt 
ein Fluss oder Fließmittel.

von Bräter (Gast)


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Moin,

hier mal meine Erfahrungen zum SMD löten.
Ich benutze bleifreies 0,35mm AG3.5Cu0.7Sn Lötzinn von fixPOINT.
Selbst in dem dünnen Lötzinn ist genügend Flussmittel drin. Ich benutze 
zum löten eine 1mm Spitze, damit noch genügent Temperatur zum Löten an 
Ende der Spitze vorhanden ist. Damit die Spitze auch immer schön sauber 
und verzinnt ist benutze ich noch Tippy von Stannol.

Mit der Kombi lässt es sich super arbeiten und ich kann damit auch 
locker SSOP Gehäuse löten.

Bis denn

von faustian (Gast)


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"Deswegen sollte man auch immer die Platine mit einer Bürste und 
Spiritus
reinigen..."

Mach das mal bei irgendeinem dreidimensionalen Aufbau 
(Ugly/Manhattan-Technik, oder klassisches Chassis).

"Stannol HS-10"

Teuer und hat eigentlich fast zuviel Flussmittel welches auch sehr 
auffaellige Rueckstaende hinterlaesst. Riecht dafuer gut und loetet gut 
:) Nehm ich gern fuers 0.5er.


Wenn man was will was nicht in Flussmittel schwimmt:

Felder Isocore "RA". Gibts guenstig und ist gut.


...

Erfahrung mit Edsyn Halogenfrei, F-SW34

Stinkt, und ist unglaublich temperaturempfindlich, nur mit echtem 
geregeltem Kolben zu gebrauchen.

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