Dass Firmen gerne mal in der Probezeit kündigen, um die Ausnutzung des Billigarbeitsnehmers kostengünstig zu beenden, ohne später mal Abfindung zahlen zu müssen, ist bekannt. Neu ist, dass dies auch die AN tun. :-) Hier bei uns hat heute schon der dritte Ingenieur innerhalb von nur 2 Wochen gekündigt und alle waren nur knapp 6 Monate da. So richtige Gründe kann keiner angeben. Geld ist es angeblich nicht. Einer hat nicht mal eine neue Stelle, wie er sagt. ??? Die Projektleiter sind am rotieren, weil sie keine Leute haben und Konventionalstrafen drohen. Wenn einer geht, kriegt man es noch gebacken, aber gleich 3? Beobachtet ihr auch Kündigungen im Moment?
Leistungselektroniker schrieb: > So richtige > > Gründe kann keiner angeben. Geld ist es angeblich nicht. Einer hat nicht > > mal eine neue Stelle, wie er sagt. Das braucht auch in der Probezeit keiner. Aber vielleicht züchtet ihr euch euren Nachwuchs einfach mal selber ran wenn ihr nicht ausreichend Ingenieure bekommt oder halten könnt. z.B. indem ihr staatlich geprüfte Techniker einarbeitet oder vielleicht auch gute Facharbeiter.
Probiert es doch mal mit neuen Methoden, z.B.: - Die Ing. werden in der Probezeit mit einem Chauffeurservice zur Arbeit und zurück nach Hause gebracht - Massageservice während der Arbeit. Das übliche Zeugs wie leistungsgerechte Bezahlung, junges dynamisches Team etc. ist doch längst Standard und lockt keinen mehr hinterm Ofen vor.
Ihr seid nicht zufällig im Bereich der Kernenergie tätig? ;) Nee aber mal ernsthaft, das hört sich doch echt danach an, dass es da ein echtes Problem gibt. Die meisten Ings sind doch froh wenn sie was haben. Wurden vielleicht im Vorstellungsgespräch falsche Versprechungen gemacht? Gibt es einen besonders schwierigen Chef oder sowas?
Das Gehalt kann schon ein Problem aufwerfen. Wird ein Ing. für eine anspruchsvolle Tätigkeit angeworben, und bekommt ein Gehalt zwischen Betriebselektriker und Putzfrau, da kann es schon mal Probleme geben. Habe selbst auch erlebt, daß Ingenieure in der Probezeit wieder flüchteten. Und der Projektleiter gleich sagte: Dem war das Geld hier zu wenig. Der Projektleiter sprach es uns gegenüber sogar offen an, hatte aber gegen den Geschäftsführer keinerlei Macht. Und für Vorstellungsgespräche, die er alleine selbst zu leiten hatte, hatte er auch keine finanziellen Verhandlungsspielräume.
Leistungselektroniker schrieb: > Beobachtet ihr auch Kündigungen im Moment? Ja, aber die Leute sind schon mehrere Jahre da und hatten bereits einen neuen Vertrag in der Tasche, als sie kündigten.
Muß wirklich nicht das Geld sein. Ich persönlich halte es eigentlich der Firma gegenüber für wesentlich verantwortungsbewußter, wenn ein Mitarbeiter innerhalb der Probezeit erkennt, daß er nicht ins Team paßt, mit dem Betriebsklima nicht klarkommt oder den Aufgaben nicht gewachsen ist. Eigentlich ist es für die Firma viel tragischer, wenn jemand dann nach ein oder zwei Jahren geht und angefangene Projekte zurückläßt, die kein "Neuer" mehr termingerecht fertigstellen kann.
Hab auch schon zweimal innerhalb der ersten vier Monate gekündigt. Einmal ein Oberarschl*ch von Chef und beim zweiten Mal eine introvertierten, arroganten Schnösel von "Kollegen". War beidesmal wirklich gut bis sehr gut bezahlte Stelle. Ich denke, da schließt sich der Kreis. Wenn es am Gehalt läge, könnte der Ing. ja die Aussage treffen "Macht mal ein Angebot." Das hinterlässt allerdings den bitteren Nachgeschmack der - sagen wir mal salopp - Erpressung. Macht sich dann vielleicht im Arbeitszeugnis nicht gut. Ich hatte aktuell einen 1-Jahres Vertrag. Als es zum Thema Verlängerung kam, wollte ich unbedingt einen weiteren 1-Jahresvertrag, da ich mir sicher war, dass man nach zwei Jahren die Ergebnisse meiner Arbeit besser einschätzen kann - im letzten Mitarbeitergespräch wurde mir von meinem Chef mitgeteilt, dass man nun die Früchte meiner Arbeit ernten könne (in etwas anderen Worten). Wurde leider nix draus und die Geschäftsleitung hat sich gegenüber dem BR für ein unbefristetes Verhältnis eingesetzt. Nach zwei Jahren hätte ich sagen können "Wieviel bietet ihr?" Wäre somit in einer stärkeren Stellung als jetzt, wenn es ums Geld geht. Wir sind momentan zwei SW-Entwickler und eine weitere Stelle ist ausgeschrieben. Zwei einigermaßen passende Bewerbungen. Der erste war ein Blender. Mal sehen, wie es weitergeht. Vielleicht sollte ich mal bei Xing auch ein Profil anlegen...
Das hört sich sehr danach an, als ob das an sozialen Punkten läge. Ich würde mich dann als AN auch eher bedeckt halten mit der Angabe von Gründen. Man kann da praktisch nämlich nur verlieren.
Leistungselektroniker schrieb: > Einer hat nicht mal eine neue Stelle, wie er sagt. Träfe dies zu, dann sind ihm drei Monate ALG Sperre lieber, als weiterhin jeden Tag bei euch zu arbeiten. Wenn DAS kein Wink mit dem Zaunpfahl ist...
Wenn ein Vertragspartner nach relativ kurzer Zeit aussteigt, sollte das dem Anderen zu denken geben.
Wieso Volkssport. Ich habe sowas noch nie erlebt. Die Firma mag ein schwarzes Schaf sein; deswegen will da niemand arbeiten.
Jeder halbwegs aufgeklärte AN weiß, dass Job-Hopping in der Vita stets eine Menge Fragen aufwirft, von daher schmeißt niemand gerne die Klamotten vorzeitig hin. Von muss sich spätetens bei Zeiträumen <2 Jahren erklären, wie es denn mit den eigenen Ansprüche an Loyalität, sozialer Kompetenz, Kontinuität, Identität mit der konkreten Arbeit angeht etc. Abgesehen von dem ganzen Hassle drumherum wie Neusuche, Ortswechsel usw. (gibt ja auch Leute mit Familie und arbeitendem Partner, schulpflichtige Kinder etc.), dass ist doch selten wirklich lustig. Sagt evtl. was über mangelhafte Vorbereitung oder falsche Vorstellungen auf Seiten des AN aus, aber auch der AG sollte sich fragen, ob intern was im Argen liegt. @Leistungselektroniker: wenn selbst im Kollegenkreis das große Schulterzucken einsetzt, fände ich das alarmierend. Dann scheint es ja mit der Homogenität des Betriebsklimas und einem 'wir'-Gefühl nicht weit her zu sein. Wenn man sich nicht mal mehr auf den Flurfunk verlassen kann...
>Aber vielleicht züchtet ihr euch euren Nachwuchs einfach mal selber ran >wenn ihr nicht ausreichend Ingenieure bekommt oder halten könnt. z.B. >indem ihr staatlich geprüfte Techniker einarbeitet oder vielleicht auch >gute Facharbeiter. Und sie dann natürlich weiter wie ein SgT oder aber Facharbeiter bezahlt! LOL Ich denke schon, daß die meisten Kündigungen wegen mieser Bezahlung und/oder miesem Umgang mit den Mitarbeitern stattfinden. Der AG sieht das natürlich anders.
Die Probezeit hat für AN insoweit nur dann Bedeutung bzgl. des Kündigungsschutzes, also Kündigungsmöglichkeit des AG. AN können JEDERZEIT kündigen. Probezeit ist da Piepegal. Ich vermute, das der AG sein Weisungsrecht in einer Richtung nutzen wollte, was dem AN nicht gefiel und da ist die Kündigung dann die Konsequenz. Ist eben halt auch immer die Frage, wie man mit den Menschen umgeht. Da reicht schon ein nicht eingehaltenes Versprechen.
Michael S. schrieb: > Da reicht schon ein nicht eingehaltenes > Versprechen. Ganz genau! Schade das sich die Gesetze um den "Heiratsschwindler" nicht anwenden lassen. Da säßen schon einige hinter schwedischen Gardienen.
> AN können JEDERZEIT kündigen.
Das ist nur ein Teil der Wahrheit: Sicher können AN jederzeit kündigen,
aber nach der Probezeit keineswegs fristlos, wenn der AG nicht zustimmt.
Dann sollte man mal die Arbeitsbedingungen für Ingenieure verbessern. Ständige Überstunden, Urlaub wird regelmäßig abgelehnt, Weiterbildung in der Freizeit wird stillschweigend vorrausgesetzt, Aufgaben die technisch nach den geforderten Vorgaben nicht realisierbar sind, ahnungslose Vorgesetzte - also nur Stress. Das macht kein normaler Mensch längere Zeit mit.
Vor allem die Tatsache das keine Gründe angegeben werden und sogar ohne Aussicht auf einen neuen Job gekündigt wird, könnte dafür sprechen, dass es bedeutende non-formale Gründe sind, welche die Kündigung verursachen. Denn, wie schon hier geschrieben, solche Kündigungen tätigt niemand heutzutage leichten Herzens. Wenn ein solcher innerer Widerspruch (zwischen Sicherheit und einer Widrigkeit) in kurzer Zeit gegen einen Job entschieden wird, dann muss schon was ziemlich im Argen liegen. Etwa: unleidlicher, inkompetenter Vorgesetzter; keine Annahme von Kritik an formalen Gegebenheiten; unangemessener Umgang mit Neulingen oder Mitmenschen im allgemeinen (evtl. durch einen Kollegen). Es reicht ja, wenn derjenige das mal bei einem länger dort angestelleten Mitarbeiter mibekommen hat und evtl. garnicht selbst betroffen war. Die Tatsache alleine, dass solch ein Verhalten verwundert als "Volkssport" bezeichnet wird, spricht dafür, dass der Vorgesetzte oder wer auch immer das hier fragt, keinen Kontakt zu den tatsächlichen Vorgängen hat, sein eigenes Verhalten nicht reflektiert oder die Reaktionen darauf ignoriert.
Sebastian schrieb: >> AN können JEDERZEIT kündigen. > Das ist nur ein Teil der Wahrheit: Sicher können AN jederzeit kündigen, > aber nach der Probezeit keineswegs fristlos, wenn der AG nicht zustimmt. Was hat das damit zu tun ob eine Kündigungsfrist einzuhalten ist oder nicht? Wenn der Mitarbeiter die Schnauze voll hat, tut er was ihm gefällt und kommt nicht mehr zur Arbeit oder leistet einfach nichts, fertig. Der AN sch...ßt auf den Vertrag, das ohnehin nur ein Regelwerk des Arbeitgebers ist. Konventionalstrafen sind hier unüblich und daher ist der Vertrag meist das Papier nicht wert. Zur Arbeit zwingen kann ein AG einen AN sowieso selten, höchstens zum pünktlichen Erscheinen, mehr nicht. Meist läuft es auf eine Aussprache hinaus, dann eine Freistellung, zuletzt die Kündigung. Je nach dem tut einem die Drei-Monats-Sperre vom Amt auch nicht mehr weh als das Kalkül vom letzten Chef. Der ist für einem dann sowieso gestorben oder es wäre für ihn besser nach guter Klingonensitte zu sterben. Das wäre wenigstens Ehrenhaft. Die Situation ist zwar nicht immer so, aber alternativ haben die MA dann innerlich schon gekündigt und das merkt man dann als Außenstehender.
Leistungselektroniker schrieb: > Dass Firmen gerne mal in der Probezeit kündigen, um die Ausnutzung des > Billigarbeitsnehmers kostengünstig zu beenden, ohne später mal Abfindung > zahlen zu müssen, ist bekannt. > > Neu ist, dass dies auch die AN tun. :-) Aus Sicht der AN ist diese Entwicklung zu begrüßen und es bleibt zu sagen "Herzlich Willkommen in der Marktwirtschaft". Firmen wollen für sich selbst Flexibilität, stellen aber fest, das sie mit Flexibilität von AN gar nicht klar kommen. Firmen haben in der Vergangenheit gelernt, durch Flexibilität (hire & fire, zeitarbeit, etc) Kosten zu sparen. Für AN in solchen Arbeitsverhältnissen fehlt oft die Planungssicherheit zum Aufbau von Familie oder Häuschen. Und das ist zum Nachteil der ganzen Gesellschaft. Früher war das anders, da gab es noch so etwas für ein Verständnis für das Gemeinwohl. Arbeitnehmer haben nun gelernt, dass, wenn sie schon nirgends Planungssicherheit bekommen, sie mit Flexibilität am besten auf die Situation reagieren können und es ihnen am besten geht wenn sie gerade immer dort arbeiten wo sie die besten Bedingungen vorfinden. Dieses Problem ist regelungstechnisch sehr schön: Für eine Firma dürfte klar sein, dass sie komplett arbeitsunfähig ist, wenn alle 2 Wochen das Personal einmal durchwechselt. Und um dies zu verhindern ist sie lediglich "gezwungen" das Personal angemessen zu behandeln. Ein Chef der bei zwei Mitarbeitern Urlaub ablehnt und eine Woche später von beiden die Kündigung in der Hand hat wird sich doch sehr überlegen ob er den Urlaubsantrag eines dritten Mitarbeiter auch ablehnt...
Sebastian schrieb: >> AN können JEDERZEIT kündigen. > Das ist nur ein Teil der Wahrheit: Sicher können AN jederzeit kündigen, > aber nach der Probezeit keineswegs fristlos, wenn der AG nicht zustimmt. Innerlich kann man immer fristlos kündigen. :-)
>Der AN sch...ßt auf den Vertrag, das ohnehin nur ein Regelwerk des >Arbeitgebers ist. Die Wortwahl und Anzahl Deiner Beiträge erinnert stark an die Kommentare eines Leo alias Max.M alias Mike Hammer. Merkwürdig, seitdem Leo hier verschwunden bist, bist Du auf einmal aufgetaucht...
Wieso verschwunden? Von dir ist das jetzt aber nicht was wirklich neues, sondern nur ein Neuaufguss. Beitrag "Re: Falsche Zeitangabe im Lebenslauf" Hast du nichts besseres zu tun?
Kündigen finde ich gut. Hab's auch schon ein paar mal gemacht bin eigentlich immer in einer besseren Situation als der Ausgangssituation gelandet, Vor allen Dinge zieht man wie weiter oben schon erwähnt mit den Arbeitgebern gleich: Bei den großen Firmen hat man angefangen, die Geschäftsbereiche zusammen mit den Angestellten zu verkaufen, wenn die Rendite nicht mehr absehbar war. Da sollten die Angestellten doch soweit flexibel sein und immer zu dem Job wechseln, der die besten Bedingungen bietet. So ist das in der Geschäftswelt: Der Dumme ist immer der, der zu spät auf die Veränderungen reagiert. Wenn man einer Firma die Treue hält und dann mit 50 entlassen wird, sollte man dem doch mit Karriere-orientiertem Job-hopping zuvorkommen.
>Das übliche Zeugs wie leistungsgerechte Bezahlung, junges dynamisches >Team etc. ist doch längst Standard und lockt keinen mehr hinterm Ofen >vor. Ich hab jetzt nicht alles gelesen, aber ich kann mir vorstellen, dass es auch oft an den Details der Arbeit liegt. Meistens kommen technisch schwachsinnige Vorschriften von technischen Laien, die leider zuviel in die technische Umsetzung reinreden dürfen. Machen und Geradestehen dafür muss aber der Ing. Diese techn. Laien (meist Chefs) wollen dann ihre eigenen Anweisungen als Grund des Übels nicht hören, oder spielen das herunter..
Passend zum Thema: "Ingenieur Aufseher" für die ganzen deprimierten Sklaven. http://stellenanzeige.monster.de/Engineering-Manager-Germany-Job-Kemel-Deutschland-97354232.aspx
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.