Forum: Platinen Lötspitzen nachgalvanisieren?


von iaoffline (Gast)


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Mal ne ganz blöde Frage:

Also auf meine Weller Lötgeräte lass ich ja nichts kommen, was mich aber 
ärgert ist die Standzeit der Lötspitzen. Sie wird nach meinem Gefühl 
immer geringer.

So als Idee hab ich mir mal gedacht ob man das nicht ändern kann und die 
Spitzen bei Nichtbenutzung aufgalvanisiert.

Weller verwendet als Überzug lt. Datenblatt* 200µ Eisen auf dem 
Kupferkern, da Kupfer selbst zu schnell auswäscht. Kann man da nicht 
noch was draufpacken? Kupfer oder Silber müsste doch gehen. Das Zinn 
kann man ja vorher mit Stahlwolle runterkratzen so lange die Spitze noch 
heiß ist.

Wer kennt sich mit so etwas aus?



*) Weller Datenblatt und Erklärung des Abnutzungsprozesses
http://docs-europe.electrocomponents.com/webdocs/0644/0900766b80644de5.pdf

von Malignes Melanom (Gast)


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http://www.finishing.com/379/18.shtml

Evtl. geht auch Nickel? Dafür gibts einen fertigen Elektrolyt bei 
Conrad.

von Hardy F. (hardyf)


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JBC kaufen...

von iaoffline (Gast)


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Malignes Melanom schrieb:
> http://www.finishing.com/379/18.shtml

Danke für den link.

>
> Evtl. geht auch Nickel? Dafür gibts einen fertigen Elektrolyt bei
> Conrad.

Nickel benetzt meines Wissens schlecht (sonst würde Weller die Spitzen 
wohl ganz und nicht nur teilweise vernickeln).

Eisen wird verwendet da es nicht so schnell auswäscht wie Kupfer. Evtl. 
könnte man die Spitzen ja nachverkupfern.  Mal probieren.

von Purzel H. (hacky)


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Das Problem ist, dass modernes Bleifrei Lot zu schnell mit der Spitze 
legiert. Zinn legiert mit Kupfer, daher ist Kupfer ganz schlecht. Es 
legiert aber nicht mit Eisen. Daher ist Eisen besser. Mir ist allerdings 
nicht bekannt, wie man Eisen metallisch abscheiden kann.

von G87 (Gast)


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Du kannst nach den Begriffen "Vereisen" oder "Verstahlen" suchen.
Das Kupfer muss beim Verstahlen sehr sauber, ohne Oxid sein.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Was macht Ihr bloß mit den Lötspitzen?

Wir haben hier auch eine Weller (WECP-20). Die Spitzen halten gefühlte 
Ewigkeiten (bisher mindestens 5 Jahre), und wir löten durchaus viel und 
mittlerweile ausschließlich bleifrei. Von schnellerem Verschleiß kann 
mMn keine Rede sein.

Die letzte Lötspitze hab ich vor zwei Jahren gekauft.

Feilt Ihr die Dinger ständig neu zurecht? ;-)

Chris D.

von E- n. (elektronicki)


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Nickel kann man auch in die Tonne kloppen, damit werden die billigen 
Lötspitzen beschichtet, damit der Käufer meint, es wäre ne richtige 
Dauerlötspitze.
Stattdessen werden die aber nur wenige Betriebsstunden alt (erst recht 
bei billigen Lötnadeln, pure Wegwerfprodukte sind das!)

von j. c. (jesuschristus)


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Muss man wohl Eisen abscheiden, wenn überhaupt was. Silber und Kupfer 
sind in 0,nix weglegiert. Ich finde die Sache aber auch höchst dubios, 
bei uns halten die Lötspitzen mehrere hundert Betriebsstunden.

von Huegene (Gast)


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von Falk B. (falk)


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@  iaoffline (Gast)

>Also auf meine Weller Lötgeräte lass ich ja nichts kommen,

Ich auch nicht.

>was mich aber
>ärgert ist die Standzeit der Lötspitzen. Sie wird nach meinem Gefühl
>immer geringer.

Wie gering? Ich hab hier ne Spitze, 45° angeschrägt, die ist seit ca. 4 
Jahren fast täglich im Einsatz. Der passive Teil ist schon arg 
verkrustet durch die Lötdämpfe, die Spitze ist immer noch 1A! Allerdings 
löte ich nur bleihaltig.

>So als Idee hab ich mir mal gedacht ob man das nicht ändern kann und die
>Spitzen bei Nichtbenutzung aufgalvanisiert.

Unsinn. Kauf Markenware.

von Teo D. (teoderix)


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Falk B. schrieb:
> Wie gering? Ich hab hier ne Spitze, 45° angeschrägt, die ist seit ca. 4
> Jahren fast täglich im Einsatz. Der passive Teil ist schon arg
> verkrustet durch die Lötdämpfe, die Spitze ist immer noch 1A! Allerdings
> löte ich nur bleihaltig.

Kann ich, zwar nur aus Sicht der ´80er Jahre, bestätigen.
2Schichtbetrieb, ca. 20 WECP20. In 2Jahren nur 2 neue ausgegeben. An den 
Teilen ging alles andere zuerst kaputt. :)

von mahwe (Gast)


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Benutzer Fehler denke ich.
benutze mal bitte keine nassen Schwämme sondern nur die Messingbuschel.
Nur so oft säubern wie nötig.
direkt nach säubern Lötzinn drauf.
Vorm weck legen Lötzinn drauf.

von M. L. (ado)


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Ich finde für meine Weller PU81 keine für meine Lötaufgaben optimale 
Lötspitze.
Ich würde gerne die Lötspitze nach meinen Wünschen zurechtfeilen.
Habe ich das jetzt bei Falk richtig gelesen ?
"Ich hab hier ne Spitze, 45° angeschrägt, ...".

Das heißt ich kann eine Lötspitze zurechtfeilen und ohne weitere 
Nachbehandlung einfach wieder einsetzen ?
Ich bin davon ausgegangen, daß nach dem Befeilen die Lötspitze wieder 
mit irgend einem Metall Galvanisiert werden muß.
Ich löte hier privat bleihaltig.

von René F. (Gast)


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M. L. schrieb:
> "Ich hab hier ne Spitze, 45° angeschrägt, ...".
>
> Das heißt ich kann eine Lötspitze zurechtfeilen und ohne weitere
> Nachbehandlung einfach wieder einsetzen ?
> Ich bin davon ausgegangen, daß nach dem Befeilen die Lötspitze wieder
> mit irgend einem Metall Galvanisiert werden muß.
> Ich löte hier privat bleihaltig.

Nein die Spitze ist eine Standardspitze, nachfeilen zerstört nur die 
Beschichtung und das Lötzinn haftet nicht mehr auf der Spitze.

von Falk B. (falk)


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@M. Li (ado)

>Habe ich das jetzt bei Falk richtig gelesen ?
>"Ich hab hier ne Spitze, 45° angeschrägt, ...".

https://www.google.de/search?q=hoof+type+tip&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=0ahUKEwiy5Y31rY_OAhUmM5oKHaNeBKUQsAQIKw&biw=1280&bih=671

>Das heißt ich kann eine Lötspitze zurechtfeilen und ohne weitere
>Nachbehandlung einfach wieder einsetzen ?

Nein.

von M. L. (ado)


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Alles klar!
angeschrägt ist nicht angefeilt.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Was spricht denn dagegen fuer bleifrei einen Bleifrei Loetkolben 
zuzulegen ? Die schaffen die erhoehten Stsndzeiten durch Abschalten wenn 
der Kolben im  Staender ist. Zumindest der Weller MD1000 oder so macht 
das.

von Schmidt Sebastian (Gast)


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Ich äussere mich mal kurz zur Eisenabscheidung.

Ich bin zum einfach vom Fach zum anderen stammt der Wikipedia Artikel 
von mir.

Prinzipiell ginge es die Lötspitze mit Eisen neu zu beschichten aber ich 
glaube der Aufwand dürfte den nutzen doch arg übersteigen.

Der Elektrolyt selbst ist gar nicht mal das Problem.
Eisen(III)chlorid wie wir es noch teilweise fürs Ätzen von Leiterplatten 
nehmen.
Daraus kann man einfach das benötigte Eisen(II) chlorid gewinnen 
entweder in dem man Eisen reinwirft wodurch es sich reduziert.
Oder durch "Durcharbeiten" dabei wird mit einem möglichst großen 
Verhältnis
Von Anoden zur Kathodenfläche Strom durchs galvanische Bad geschickt.
Also Anoden Platten und Zwei kleine Kupferdrähte als Kathode.
Dazu noch ein paar kleine gut zu bekommende Chemikalien wie Salzsäure 
Zitronensäure und vielleicht noch Calciumchlorid(gibts als Salz Paket 
für Raumluftentfeuchter)
Das im Artikel erwähnte Mangansalz für feinkörnigere Schichten hab ich 
damals im Künstlerbedarf als Pigment kaufen können.

Aber dann gehts auch schon los mit den Problemen als Anode braucht man 
reines Eisen was so einfach nicht zu bekommen ist.
Die normalen legierungsbestandteile wie Chrom und Graphit versahen dir 
da echt alles.
Als bester Kompromiss geht noch billigster Baustahl wo fast nur Graphit 
aber wenig oder keine Sachen wie Chrom Nickel und so weiter drin sind.
Die kann man dann mit selbstgenähten Stofftaschen ummanteln dann bleibt 
der freiwerdende graphitstaub da drin.

Die spitzen selbst müssten aber auch noch behandelt werden.
Erstmal Abschleifen bis aufs Kupfer es darf kein Lötzinn mehr drauf 
sein.
Dann entfetten zum einen erstmal grob in warmen mit Waschmittel 
versetzten wasser.
Danach noch einmal elektrolytisch
Ein kleines Glas mit 60g/l Natriumcarbonat (fragt mal eure Frau Mütter 
die haben das in der Küche)
Eine kleine Stahlplatte als Kathode und ordentlich Strom drauf so das es 
schön sprudelt.

Von da aus gehts dann ohne das die spitze nochmal angefasst wird in ein 
gläslein mit Salzsäure(nur kurz eintauchen) und dann ab in den 
Eisenelektrolyt.
Dort 15minuten beschichten und man ist fertig.
Am Ende nach dem Elektrolyten einmal unter wasser spülen und dann 
nochmal kurz im Natrium carbonat tauchen das bremst die Oxidation.

Aber ob das ganze den Aufwand wert wäre ?
Kann nun glaube ich jeder selbst beurteilen.

von Falk B. (falk)


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@ Schmidt Sebastian (Gast)

>Ich äussere mich mal kurz zur Eisenabscheidung.

Vielen Dank für die Information. Das klingt nach einem schönen 
Experiment für den Chemieunterricht!

von Wilhelm Garbusow (Gast)


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Hallo zusammen. Wenn ich eure ,,ausführliche und hilfreiche" Erklärungen
so durchlese, dann grauts mir einfach. Ich löte schon seit über 50 
Jahren,
fast täglich und viel.Deswegen habe auch einige Erfahrungen mit den 
Lötspitzen
gemacht. Natürlich nutzen sie sich mit der Zeit ab, so eine Spitze 
schmeisst
man einfach weg, wie ich es früher gemacht habe, oder sie tut man 
erneuern,
so wie ich es jetzt mache. Wenn man die Spitze abkratzt oder sogar 
nachfeilt,
dann ist sie KAPUT !!! Doch Achtung!!! Nicht wegwerfen! Die kann man neu
beschichten. Einfach mit der Feile richtig Formen und fein abschmirgeln.
Ausgebaut und kalt, natürlich.
Dan in ein Schraubstock mit der Spitze nach oben vorsichtig einspannen,
mit dem Bunsenbrenner erhitzen, etwas Burax drauf, etwas Silberlot (auch
Hartlot genannt) dranhalten, gleichmässig verteilen. Dan mit einer 
weichen
Stahlbürste glätten und abkühlen lassen. Falls Tropfen entstanden, 
vorsichtig
abfeilen. FERTIG !!!
    Zum Schluss noch eine Empfehlung an die KLUGE RATGEBER.
    Gibt nie "vielleicht", oder "ich glaub" Ratschläge.
    Die helfen wenig, verwirren, aber viel.

von Hinweis 23 (Gast)


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Wilhelm Garbusow schrieb:
> ...

Guten Abend.
Möge der Herr bitte seinen eigenen Beitrag aufmachen, statt hier eine 
alte Leiche auszugraben?
Danke.

von Löthar (Gast)


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Ist doch ein informativer und lesenswerter Thread. Und die wesentliche 
Info darin ist nicht veraltet.

von passe (Gast)


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Löthar schrieb:
> Ist doch ein informativer und lesenswerter Thread. Und die wesentliche
> Info darin ist nicht veraltet.

Widmet euch doch dem Inhalt weniger der Form.

Borax zum Flussmittel zumhartlöten, Tetrabordinatriumheptaoxid-Hydrat
Privat sicher gleiches Theater ala L-Sn.


echa, SVHC Kandidatenliste:
– Einstufung als fortpflanzungsgefährdend

Reproduktionstoxizität, Kategorie 1B, H360FD
https://www.conatex.com/media/manuals/BADE/BADE_9993392.pdf

---
https://web.archive.org/web/20180922024636/http://www.reach-clp-biozid-helpdesk.de/de/Veranstaltungen/pdf/2011/110411/110411-06-Glassl.pdf?__blob=publicationFile&v=2


wird 2021 wohl immer noch auf der Liste stehen.

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