Forum: HF, Funk und Felder Antennenanpassung (Spule wickeln) für Mittelwellenempfänger


von Tom (Gast)


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Hallo zusammen,

ich interessiere mich für Mittelwellenempfänger und möchte gerne 
demnächst mal einen ganz einfache Schaltung aufbauen. Es soll für das 
erste etwas ganz simples sein, sprich Antenne (langes Kabel), 
Schwingkreis, Diode, Kopfhörer etc.

Diesbezüglich habe ich mir ein paar Schaltungen im Internet angeschaut 
und hätte da noch einige Fragen. Ich habe oft gesehen, dass eine Antenne 
verwendet wird und dann eine Spule mit Mittelabgriff, die mit der 
parallelen Kapazität den Schwingkreis bildet.

Soweit ich das verstanden habe, funktioniert die Spule mit Mittelabgriff 
wie ein Transformator. Die komplette Spule stellt die Induktivität des 
Schwingkreises dar und der Mittelabgriff mit der Antenne ist für die 
Anpassung der Antenne an die Eingangsimpedanz der Schaltung gedacht. 
Soweit richtig?!

Wie wickelt man so eine Spule mit Mittelabgriff? Wenn ich einen Drehko 
habe, kann ich ja anhand der Frequenz des Mittelwellenbereichs und der 
Kapazität die Induktivität bestimmen. Aber wie ist das jetzt mit der 
Antennenanpassung. Muss ich dazu nicht wissen welche Impedanz meine 
Antenne hat und dann entsprechend einen Abgriff an der Spule finden, so 
dass diese Impedanzen möglichst gleich groß sind? (Leistungsanpassung) 
Wie groß ist denn die Impedanz einer x Meter langen Drahtleitung?

Vielen Dank für eure Hilfe im Voraus

Gruß
Tom

von Michael_ (Gast)


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Geh mal auf diese Seite.
http://www.welt-der-alten-radios.de/
Was besseres findest du kaum.
Und probieren, probieren, probieren ...

von Hal (Gast)


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Hallo Tom,
Soweit ist es richtig.
Die Impedanz des langen Drhtes zu bestimmen ist nicht so einfach. Es 
kann mehr als Z=200 Ohm sein.
Bei der Spule kann man bei der Anzapfung den Draht als keine Schlaufe 
herauführen und dann anlöten.
Ist denn in deiner Nähe noch ein MW-Sender ?Viele Sender werden 
abgeschaltet.
Ansonsten ist der Empfang am Abend / Nacht am besten.
Gruß  Hal

von Michael_ (Gast)


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>Kapazität die Induktivität bestimmen. Aber wie ist das jetzt mit der
>Antennenanpassung. Muss ich dazu nicht wissen welche Impedanz meine
>Antenne hat und dann entsprechend einen Abgriff an der Spule finden, so
Tja, was hast du denn für eine Antenne?
Bei mir war die Antenne die Gardinenleiste, die damals noch aus Eisen 
war und als Erde hatte ich die Spannfedermatratze.
Berechnungen sind sinnlos.
Versuche für die Spule HF-Litze zu kriegen.

von B e r n d W. (smiley46)


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>Wie wickelt man so eine Spule mit Mittelabgriff?
Das kommt auch ein wenig auf Deinen Drehkondensator an. Nehmen wir mal 
an, er hat 2 Packete mit je 20-320pF, zusammen also 40-640pF. Dazu passt 
für den Mittelwellenbereich eine Induktivität mit 130µH. Damit sollte 
man den gesamten MW-Bereich durchstimmen können.

Meine erste Detektorspule war klassisch auf eine leere Rolle Klopapier 
mit 4cm Durchmesser gewickelt. Für 130µH benötigt man ca. 70 Windungen. 
Dann würde ich eine Anzapfung bei 5, 10, 15 und 20 Windungen vorsehen. 
Bei 5 Windungen ist das Signal schwächer, aber der Schwingkreis wird 
trennschärfer. Bei 20 Wdg. ist es umgekehrt. Das muß man ausprobieren.

Wie Hal schon sagte, den Draht so 1-2cm als keine Schlaufen herausführen 
und verdrillen, dann weiterwickeln. An eine der Schlaufen kannst Du 
später die Antenne anlöten. Als Erde hatte ich damals die Wasserleitung 
und als Antenne die lange Wäscheleine (Stahldraht) meiner Mutter 
verwendet. Bei 10 Meter Länge kamen da gleichgerichtete 50mV raus.

>Kopfhörer
Das geht auch gut mit Computer-Aktivboxen. Ein Kopfhörer ist natürlich 
authentischer, aber er muß 2-4 kOhm Innenwiderstand haben, sonst hört 
man nicht viel.

>Audion
Falls Dir dann 1 oder 2 Ortssender nicht reichen, plane besser gleich 
die Erweiterbarkeit zum Audion ein. Damit kann man dann europaweit 
empfangen. Den Schwingkreis kannst Du dafür unverändert übernehmen.

von Der Wisch (Gast)


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Sowas macht in jedem Fall Spass.

Ein kleines Erfolgserlebnis macht Lust auf ein grösseres...

Mit dem Mittelwellenrundfunk geht es ja rapide bergab. Da sollte man 
basteln solange es noch geht.
Ich bin derzeit auch vom Detektor und Audionfieber befallen.

Über die Antenne würde ich mir nicht so sehr "einen Kopf" machen.
die richtige Ankopplung findest du, wenn du ohnehin am löten und basteln 
bist.
Da bekommt man mit der Zeit ein Händchen für.

Falls du einen MW Sender in der Nähe hast ( ca. 30km im Umkreis ), dann 
wirst du auch ohne gewaltige Antenne was hören.

Mein Tipp:

Drahtantenne fängt viele Störungen ( PCs, LCD Fernseher, 
Heizungssteuerungen etc. ) ein.

Super gut geht eine Antennenspule mit ca. 20 bis 50cm Durchmesser ( als 
Schwingkreisspule ). Also im Prinzip eine Rahmenantenne.

Die benötigte Windungszahl ist experimentell am besten zu finden.

Im Bereich zwischen Mittelwelle und Langwelle gibt es übrigens die sog. 
NDB´s ( non directional beacon ) für die Luftfahrt.

Wenn du die mit was selbstgebautem empfängst... grosses Erfolgserlebnis!

von Michael_ (Gast)


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Den Empfangsbereich kannst du einfach mit einem analogen Radio 
festlegen.
Bandanfang:
Radio auf LW 250KHz. Mit der ZF von 450KHz kommst du dann auf 700KHz.
Bandende bei 1650 KHz:
Radio auf 1200 KHz + ZF ergibt 1650 KHZ.
Wenn du die Geräte nebeneinander anordnest, kannst du die 
Oszillatorfrequenz gut als Schwebung hören.
Damit habe ich damals den Detektor, das Audion und auch meinen ersten 
Super mit GE-Transis und 5 Kreisen "geeicht".

von Hal (Gast)


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Hallo Tom
Wie geht es dem  Detektor?
  73

von dolf (Gast)


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moin !!!

hab das aus neugier selber mal wieder probiert.
hab aber bewährte komponenten benutzt .
zf / demodulator mit tca440.
kh verstärker mit opamp+ transi treiber.
antenne war ne 200mm ferritantenne.
abgleich mit messgenerator und frequenzzähler (dem nachbar sei dank).
abends kamen einige sender rein .
das geht also noch.
ist aber kein vergleich zu den 80ern.
damals hab ich wenn möglich immer radio luxemburg auf 1440khz gehört.
der sender war kult.
radio luxemburg sagt guten morgen....
das waren noch zeiten.
sowas gibt´s heutzutage nicht mehr.
zwangshaft lustiger einheitsbrei steht heutzutage an.
würg.

mfg

von Tom (Gast)


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Hallo zusammen,

es hat geklappt, seit vorgestern bin ich auf Sendung bzw. besser gesagt, 
kann ich empfangen. Ich habe jetzt zwei Spulen gewickelt, eine für 
Kurzwelle mit 25 Wicklungen auf einem 8mm Röhrchen (ca. 2µH, noch nicht 
ganz optimal). Die Anzapfungen sind alle 5 Windungen.

Die Spule für die Mittelwelle war etwas schwieriger. Ich habe es nach 
der Anleitung von BerndW. versucht, allerdings bräuchte ich für meinen 
30pF - 565pF Drehko ca. 170µH. Da kam ich allerdings nur auf knappe 
100µH. Zu Versuchszwecken habe ich eine fertige 100µH Spule in Reihe 
geschaltet.

Ich weiß, das verschiebt den ganzen Frequenzbereich, diente aber in 
erster Linie nur einem ersten kleinen Test. Es hat funktioniert, ich 
konnte auf mit beiden Spulen etwas empfangen. Abends hatte ich die 
ersten Erfolge. Ein spanischer, ein italienischer, ein schwacher 
deutscher und noch ein anderer Sender waren dabei.

Allerdings gefällt mir die ganze Sache noch nicht so gut. Ich habe das 
Gefühl, das die Güte meines Schwingkreises zu gering ist. Immer wenn ein 
Sender empfangen wurde, war ein zweiter im Hintergrund zu hören. Habt 
ihr eine Idee, was ich da machen kann?

Ich glaube auch, das meine Schaltung nicht ideal ist. Wenn ich z.B. die 
Kurzwellen-Spule verwende, decke ich einen Frequenzbereich von ca. 
4,7MHz - 20MHz ab. Der Drehko hat allerdings nur eine halbe Drehung. Für 
diesen großen Frequenzbereich ist das doch zu unempfindlich, oder?

Des Weiteren bin ich gerade dabei OPs in die Schaltung einzubauen. Die 
ersten Versuche waren mit verschiedenen Kopfhörern und Aktivboxen. 
Leider hat nichts davon funktioniert. Ich hatte hier noch einen alten 
TDA2003 (10W Verstärker) in einer Schaltung. Erst als ich diesen 
angezapft und mit den Aktivboxen verbunden habe konnte ich etwas hören. 
Deshalb versuche ich gerade ein paar TL072 OPs, die ich hier rumfliegen 
habe, einzubauen.

Ich halte euch auf dem Laufenden und vielen Dank für eure zahlreichen 
Tipps. Über weitere Tipps bin ich natürlich immer sehr dankbar!

Gruß
Tom

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Tom

>eine fertige 100µH Spule
Die Güte kleiner gekaufter Drosseln beträgt ca. 40-60. Schau mal bei R. 
in ein Datenblatt. Mit einfachen, selbst bewickelten Luftspulen oder 
Ringkernen kommt man auf 200-400.

>Kurzwelle mit 25 Wicklungen, ca. 2µH
Nimm lieber nur die Hälfte des Drehkos, also 15-275pF, dazu kommen noch 
ein paar pF parasitäre Kapazitäten der Anschlußleitungen und der Spule. 
Letztere sollte dann 10µH haben, damit überstreichtst Du einen Bereich 
von 3-10MHz.

>das die Güte meines Schwingkreises zu gering ist
Entweder eine gute Spule wickeln, dann kommt man auf ein Q=500-1000
https://www.google.de/search?tbm=isch&sa=1&q=high+q+coil&oq=high+q+coil
Richtig gute Spulen passen nicht mehr in den Rucksack.

Oder einen Q-Multiplier dranbauen, dann kann man das Q von 100-10000 mit 
dem Poti stufenlos einstellen. Dann sind wir aber beim 
Rückkoppelempfänger. Der hat auch noch 40dB Verstärkung.

Weiterhin viel Spass,

Bernd

von Tom (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hallo zusammen,

ich habe noch ein wenig weiter gebastelt. In einem Buch, dass ich mir 
zugelegt habe, ist die Schaltung im Anhang abgebildet. Diese habe ich 
mir erst einmal provisorisch nachgebaut um diese zu testen. Vom Ergebnis 
bin ich wirklich überrascht! Durch die Rückkopplung kann ich viel besser 
empfangen und kann die Sender sauber voneinander trennen.

Allerdings hätte ich dazu noch ein paar Fragen. Ich würde gerne die 
Funktionsweise des "Dreipunktoszillators mit Emitterrückkopplung" 
verstehen. Leider ist das in dem Buch nicht sehr ausführlich erklärt. Da 
steht z.B., dass diese Schaltung (Transistor) Verluste im Schwingkreis 
ausgleicht. D.h. das der Transistor das "unten" an der Spule 
abgegriffene Signal (an der Basis vom Transistor) verstärkt und einen 
Abgriff weiter wieder einspeist. Durch die Verstärkung werden dann die 
Verluste wieder rückgängig gemacht? Soweit in Ordnung?

Weiter ist davon die Rede, dass die Güte des Schwingkreises steigt und 
sich die Sender besser trennen lassen. Warum steigt genau die Güte? Ist 
es weil durch die Rückkopplung die Verlustwiderstände von Spule und 
Kondensator ausgeglichen werden und quasi in der Formel für Q=R/Rl oder 
Q=R/Rc die Widerstände im Nenner dann kleiner werden?
Ich nehme an die bessere Trennschärfe entsteht dann durch die gestiegene 
Güte, da die Bandbreite mit steigender Güte sinkt.

Ich wäre sehr dankbar für eure Hilfe.

Gruß
Tom

von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Tom

Das ist eine Hartley-Oszillator-Schaltung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hartley-Schaltung

Der Transistor kann in der Kollektorschaltung nur den Strom verstärken. 
Die Spule wirkt als Transformator, wobei sich die Spannung proportional 
zum Windungsverhältnis verhält. Deshalb  sieht die Basis des Transistors 
eine höhere Spannung als der Emitter.

>Warum steigt genau die Güte
Die Güte des Schwingkreises hängt von seiner Bedämpfung ab. Dies kann 
man durch einen parallel geschalteten Widerstand ausdrücken. Ein Bauteil 
mit einem negativen Widerstand (z.B. Tunneldiode) kann den positiven 
Widerstand aufheben. Damit ist die Dämpfung nicht mehr existent.

Q = 1/D

Der Oszillator wird kurz vor dem Schwingungseinsatz betrieben. Dadurch 
wird der Schwingkreis entdämpft und man kann leicht Güten von über 1000 
erreichen. Ein weiterer Effekt ist die verstärkende Wirkung der 
Schaltung, welche leicht Faktor 100 betragen kann.

von Michael (Gast)


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dolf schrieb:
> moin !!!
>
> hab das aus neugier selber mal wieder probiert.
> hab aber bewährte komponenten benutzt .
> zf / demodulator mit tca440.
> kh verstärker mit opamp+ transi treiber.
> antenne war ne 200mm ferritantenne.
> abgleich mit messgenerator und frequenzzähler (dem nachbar sei dank).
> abends kamen einige sender rein .
> das geht also noch.
> ist aber kein vergleich zu den 80ern.
> damals hab ich wenn möglich immer radio luxemburg auf 1440khz gehört.
> der sender war kult.
> radio luxemburg sagt guten morgen....
> das waren noch zeiten.
> sowas gibt´s heutzutage nicht mehr.
> zwangshaft lustiger einheitsbrei steht heutzutage an.
> würg.
>
> mfg

Moin!

Das kann ich nur bestätigen! Mein erster Detektor war aus einem 
Yps-Heft, kennt Ihr die noch? Und den habe ich mit einem zusätzlichen 
Drehko noch aufgepeppt. Mit gut 30 m Langdarht auf dem Wäscheboden war 
da selbst tagsüber schon viel los! Da hat Radiobasteln noch richtig Spaß 
gemacht, weil ein hörbares Ergebnis quasi garantiert war... Ja, D A S 
waren Zeiten...

LG

Michael

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