Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik defekter Varistor


von Steve (Gast)


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Hallo,

ich soll die Schutzwirkung eines Varistors testen.

Ich habe dazu ein Gerät mit 230V Betriebsspannung und speise es mit 285V 
aus einem Netzteil.
Über L und N habe ich einen Epcos S10K275K1(dieser hatte zumindest die 
empfohlenen Leistungsdaten) und dazu noch eine 1A FF Sicherung.

Wie lange sollte der Varistor das aushalten? Platzt der irgendwann oder 
wird er dauerhaft niederohmig und die sicherung löst aus?

Ich weiß dass er nicht für eine dauerhafte Belastung geeignet ist, ich 
möchte nur wissen, was im worst case passiert. Wir denken nur, dass ein 
Kunde von uns nicht lokalisierbare Spannungsspitzen hat und dadurch die 
Geräte kaputt gehen. Der Hersteller empfiehlt den Einsatz von den 
Varistoren

Danke

von kukuk (Gast)


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Explodiert , wenn 380Vac angelegt werden ...das schaffen viele Kunden.

von Alex S. (thor368)


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Tach Steve,

ob er Platzt oder nicht, hängt immer von der Sicherung bzw. der Energie 
die der Varister vernichten muss ab. Ist die Sicherung schnell genug 
wird er vielleicht nur niederohmig ohne sein Inneres nach außen zu 
kehren.

Thor

von Joerg (Gast)


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Grundlage der Überspannungsschutz-Konzepte ist immer gleich:
Querelement mit Widerstand, der bei zunehmender Spannung möglichst 
"steil" abnimmt (also Dein Varistor) und ein Längselement, an dem dann 
die Netzspannung einschließlich der Überspannungsspitze abfallen muß.
Ganz mutige lassen das Längselement weg und vertrauen auf die 
Netzimpedanz (was meist schief geht).
In Deinem Fall ist die Sicherung das Längselement:
Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt:
1. Widerstand Varistor bei gegebener Überspannung ermitteln.
2. Resultierenden Strom berechnen
3. Auslösekennlinie der Sicherung besorgen und Auslösezeit ermitteln
4. Aus 2. und 3. die im Varistor umzusetzende Energiemenge bestimmen und 
im Varistor-Datenblatt nachsehen, ob er das schafft.

Jörg

von Gregor B. (Gast)


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Steve schrieb:
> Ich habe dazu ein Gerät mit 230V Betriebsspannung und speise es mit 285V
>
> aus einem Netzteil.

Ich hoffe mit 285VAC, ein 275V-Varistor hält eine dauerhafte 
Gleichspannung von 350V aus.
Wobei 285VAC auch nicht unbedingt ausreichen, um den Varistor zum 
Auslösen zu bringen.
Siehe Datenblatt: Bei einem Messtrom von eienm Milliampere misst man an 
den Klemmen des Varistors 430V, also liegt in dieser Gegend auch die 
Auslöseschwelle.

Solltest Du den Varistor am Netz zum Auslösen bringen und dein Netzgerät 
genügend Energie zur Verfügung stellen, so ist der Varistor mit 
Sicherheit innerhalb der ersten Halbwelle tot.

Der Varistor wird bei Überschreitung der Auslöseschwelle innerhalb von 
25ns niederohmig und schließt das Netz kurz.
Wenn Du glück hast, reicht das aus, um die Sicherung zum Auslösen zu 
bringen und schlimmeres zu verhindern. Eine Garantie gibt es dafür 
nicht, da dabei der Varistor verdampft.

Für diesn Fall ist er nicht gemacht. Er soll kurzfristige Stoßspannungen 
(sog. Surge-Impulse) ableiten.
Definiert ist der sog. 8/20µs Impulse (Anstieg innerhalb von 8µs auf 
Maximalwert, danach Abfall innerhalb von 20µs). Da kann ein Varistor mit 
10er Scheibe ungefähr 2500Apeak ableiten. Das soll er 100mal können 
(zumindest bei EPCOS).
Für längere Ereignisse gibt es ein Derating, steht im Datenblatt.

von Joerg (Gast)


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Und hier noch Varistor-Grundlagen...

von oszi40 (Gast)


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Steve schrieb:
> dazu noch eine 1A FF Sicherung

1. Es wäre gut, sich gegen herumfliegende Teile zu schützen.

2.Alles graue Theorie. Nicht JEDE schöne Sicherung löst schneller als 
Dein Sicherungsautomat im Haus aus. Daher etwas Vorsicht bei 
Kurzschlußübungen mit unbekannten Sicherungstypen.

3.Varistoren sind nicht für die Ewigkeit. Eine wartungsfreundliche 
Montage oder ein Wegwerf-Stecker als Überspannungsschutz ist auch ganz 
schön.

> Schutzwirkung eines Varistors testen
Datenblatt + hochohmiger Vorwiderstand und langsam Spannung hochfahren ?

von Morz Bonzo (Gast)


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Varistoren sind keine Gasableiter. Da ist nichts mit schlagartig 
niederohmig. Dh Varistoren funktionell bipolare Zehnerdioden. Wie 
schnell ein Varistor kaputt geht ist durch die thermische Belastung 
bestimmt.

Wenn man's sicher haben will, nimmt man einen Gasableiter in serie zum 
Varistor. und eine Sicherung in Serie zur Last. Der Gasableiter zieht 
genuegend Strom, um die sicherung auch auszuloesen. Der Varistor selbst 
macht das nicht. Bei langsam ansteigender Spannung kann man den Varistor 
thermisch niedergrillen, ohne dass die Sicherung anspricht.

von Morz Bonzo (Gast)


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Sorry, sollte heissen die sicherung in Serie zum Netz.

von oszi40 (Gast)


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Morz Bonzo schrieb:
> man einen Gasableiter in serie zum
> Varistor. und eine Sicherung in Serie

Dann müßte der Gasableiter erst zünden bevor der Varistor etwas Spannung 
bekommt?? Diese Bescheibung ist wunderlich.

von oszi40 (Gast)


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und bei langsamer Überlastung wäre Hitzestau ...
Mehr da Beitrag "Varistoren gegen Blitzschlag"

von M.A. S. (mse2)


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Morz Bonzo schrieb:
> Varistoren sind keine Gasableiter. Da ist nichts mit schlagartig
> niederohmig. Dh Varistoren funktionell bipolare Zehnerdioden.

Wie lange dauert es denn, bis ein Varistor anspricht?
Ich vermisse solche Angaben regelmäßig in den Datenblättern.


> Wenn man's sicher haben will, nimmt man einen Gasableiter in serie zum
> Varistor.
In SERIE? Sicher?

> Der Gasableiter zieht
> genuegend Strom, um die sicherung auch auszuloesen. Der Varistor selbst
> macht das nicht. Bei langsam ansteigender Spannung kann man den Varistor
> thermisch niedergrillen, ohne dass die Sicherung anspricht.
Wie schnell spricht den ein Gasableiter an?
Soweit ich aus Überlegungen aus der ESD-Forschung weiß, kann das 
ziemlich lange dauern.

von KallaAnka (Gast)


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Wie kann ich den Wert eines durchgebrannten Varistors bestimmen?
Mein staubsauger ist defekt und es hat, wie sich herausgestellt hat, 
einen Varistor auf der Steuerplatine durchgeschmort. Die Werte des 
Varistors sind nicht mehr zu erkennen und ein Schaltplan liegt auch 
nicht vor. Das Miele selber die Daten nicht rausrückt und nur auf den 
Austausch der kompletten Ersatzteile im Wert von ca. 70,-€ verweist 
versteht sich von selbst.
Die Steuerungsplatine hat übrigens die Teilenr. 364 7442

Vielen Dank

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