Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Realitätsshock: Unterfordert beim Berufseinstieg


von Egbert (Gast)


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Hallo,

ich bin jetzt seit knapp 1,5 Jahren bei einer Fima (ca. 10k MA) in der 
Energiebranche tätig. Mein Aufgabenbereich liegt in der Projektierung 
von Energieerzeugungsanlagen. Mein Problem ist: Langeweile. Ich habe 
zwar genügend Aufgaben, sodass ich ohne Probleme meine Zeit ausfülle, 
die Anforderungen sind aber unterirdisch im vergleich zum Studium. Die 
Tätigkeit könnte fast jeder einigermaßen vorgebildete und angelernte MA 
übernehmen. Zumindest ist das mein Gefühl.

Am Anfang war alles noch neu und spannend, aber das ließ schnell nach. 
Die Lernkurve ist extrem abgeflacht. Es wird immer gesagt im Studium 
lernt man die Basics, im Arbeitsleben das wirklich Wichtige. Außer das 
mehr Kommunikationsfähigkeiten (stundenlanges Meeting-Blabla) gefordert 
werden ist mein Eindruck, dass das fachliche Niveau und Wissen mit der 
Zeit vor allem in der Breite extrem absinkt. Zudem bin ich zu 99% nur im 
Büro bzw. mit internen Themen Beschäftigt. Der Kontakt zu Externen fehlt 
fast komplett.

Auch die internen Fortbildungen sind ein Schock. Sie sind durchweg vom 
Niveau so aufgebaut, dass wirklich jeder, egal welche Vorbildung, noch 
mitkommt. In meinen Augen Zeitverschwendung. 3 Tage Fortbildung 
vermittelt Wissen entsprechend 3h Vorlesung im Studium.

Ich frage mich ob es überall so ist und wie ihr hier vorgeht. Mein 
Eindruck: die meisten geben sich hin und lassen das Arbeitsleben 
lethargisch an sich vorbeiziehen. Ist halt so, man kann es eh nicht 
ändern. So lange jeden Monat das Geld kommt ist alles i.O.

Wie sind eure Erfahrungen? Seid ihr intellektuell gefordert / 
ausgelastet? Habt ihr Fortbildungen (intern/extern) absolviert, die 
wirklich Stoff vermittelt haben? Wie haltet ihr euer Wissen bzw. baut es 
aus?

von steve (Gast)


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Hallo Egbert,

kannst Du dich denn nicht beruflich weiterentwickeln? Andere 
Arbeitsstelle? Vielleicht eher in die Forschung? Master? Promovieren? 
Beteiligung in Normausschüssen (VDE und co.)?

Ich stehe zwar noch ganz am Anfang meines Studiums, aber angesichts der 
Masse an Bildungs- und Jobangeboten fällt es mir schwer, zu glauben, 
dass man sich da mit entsprechender Qualifikation sein Betätigungsfeld 
nicht aussuchen kann. ;-)

von kennich (Gast)


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Egbert schrieb:
> Auch die internen Fortbildungen sind ein Schock. Sie sind durchweg vom
> Niveau so aufgebaut, dass wirklich jeder, egal welche Vorbildung, noch
> mitkommt. In meinen Augen Zeitverschwendung. 3 Tage Fortbildung
> vermittelt Wissen entsprechend 3h Vorlesung im Studium.
>
> Ich frage mich ob es überall so ist und wie ihr hier vorgeht. Mein
> Eindruck: die meisten geben sich hin und lassen das Arbeitsleben
> lethargisch an sich vorbeiziehen. Ist halt so, man kann es eh nicht
> ändern. So lange jeden Monat das Geld kommt ist alles i.O.
>
> Wie sind eure Erfahrungen? Seid ihr intellektuell gefordert /
> ausgelastet? Habt ihr Fortbildungen (intern/extern) absolviert, die
> wirklich Stoff vermittelt haben? Wie haltet ihr euer Wissen bzw. baut es
> aus?

ging mir ähnlich und ich bin "nur" Fhler. Ganz krass ist, in meinem 
Bereich arbeiten sogar promovierte Physiker, die auch nicht viel anderes 
tun. Ich frag mich echt, wie die sich eigentlich erst langweilen müssen. 
Aber solang das Geld stimmt, denke ich, sagen sich viele, ist es ok.

Also noch krasser ist es bei einem Freund von mir. Er arbeitet im 
Bereich Qualitätssicherung bei einem großen Hausgerätehersteller. Tester 
dort sind alles Ingenieure. Aufgaben da : Kaffeemaschinen testen mit 
Wasser, welches unterschiedliche Härtegrade enthält. Anschließend das 
ganze dokumentieren, der Teamleiter, der promoviert hat, fasst das ganze 
dann zu einer PPT Präsentation fürs Management zusammen.

von Egbert (Gast)


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steve schrieb:
>
> Ich stehe zwar noch ganz am Anfang meines Studiums, aber angesichts der
> Masse an Bildungs- und Jobangeboten fällt es mir schwer, zu glauben,
> dass man sich da mit entsprechender Qualifikation sein Betätigungsfeld
> nicht aussuchen kann. ;-)

Das habe ich auch gedacht. Mein Eindruck: das was in Stellenanzeigen 
beschrieben und gefordert wird entspricht max. 10% der Realität und ist 
völlig überzogen.

> kannst Du dich denn nicht beruflich weiterentwickeln? Andere
> Arbeitsstelle? Vielleicht eher in die Forschung? Master? Promovieren?
> Beteiligung in Normausschüssen (VDE und co.)?

Habe einen MSc an einer Uni gemacht. Zur Zeit denke ich wirklich darüber 
nach evtl. doch noch zu promovieren. Allerdings bin ich auch schon in 
der Geldfalle. Mein Gehalt ist durchaus gut. Promotion würde erstmal 
mind. 3-4 Jahre "Durststrecke" bedeuten. Und danach? Wenn es dann 
genauso weitergeht habe ich auch nichts gewonnen.

von Norbert S. (norproz)


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vielleicht ist es auch ein "der mittelstand verschwindet" problem. 
entweder sind leute verfügbar mit studium oder dann leute, die kaum 
einen satz verstehen, welcher mehr als mehr als zwei teilsätzen besteht 
oder einen wortschatz von mehr als 300 wörter zum verstehen erfordern.

fh/uniabgänger, welche sich nicht sehr intensiv um stellen und 
karrierestarts einsetzen und sich da in die reihe eindrängeln bleiben 
auf den jobs liegen, welche durch berufslehrabgänger oder angelernte 
kräfte erledigt werden könnten.

mein tipp: wenn kein interner wechsel möglich ist, möglichst schnell weg 
da. hab den fehler 2 mal gemacht, ein drittes mal muss nicht sein, und 
zuhören, wie es gleich jemanden auch so beginnt zu laufen ist nicht 
schön.

von Egbert (Gast)


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Norbert Suter schrieb:
> fh/uniabgänger, welche sich nicht sehr intensiv um stellen und
> karrierestarts einsetzen und sich da in die reihe eindrängeln bleiben
> auf den jobs liegen, welche durch berufslehrabgänger oder angelernte
> kräfte erledigt werden könnten.

das Schlimme ist ja, das bei uns für fast jede Stelle ein Studium 
gefordert wird. Am schlimmsten trifft es die Bachelors, vor allem die 
aus dem dualen Studium. Die werden total verheizt mit 90% Tätigkeiten 
die früher die Sekretärin gemacht hat. Die glauben auch, dass wenn sie 
regelmäßig 50h/Woche arbeiten die große Karriere auf sie wartet und der 
Chef sie als Fleißbienchen schon befördern wird.

von Norbert S. (norproz)


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Egbert schrieb:
> Norbert Suter schrieb:
>> fh/uniabgänger, welche sich nicht sehr intensiv um stellen und
>> karrierestarts einsetzen und sich da in die reihe eindrängeln bleiben
>> auf den jobs liegen, welche durch berufslehrabgänger oder angelernte
>> kräfte erledigt werden könnten.
>
> das Schlimme ist ja, das bei uns für fast jede Stelle ein Studium
> gefordert wird. Am schlimmsten trifft es die Bachelors, vor allem die
> aus dem dualen Studium. Die werden total verheizt mit 90% Tätigkeiten
> die früher die Sekretärin gemacht hat. Die glauben auch, dass wenn sie
> regelmäßig 50h/Woche arbeiten die große Karriere auf sie wartet und der
> Chef sie als Fleißbienchen schon befördern wird.

... und die studiabgänger nehmen in der hoffnung auf karriere und 
meistens ja überhaupt weil sie eine stelle brauchen, jeden sch... an, 
ohne konkret nachzufragen, was und wieviel vom studiumwissen in den job 
eingebracht werden kann.

von Paul (Gast)


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Egbert schrieb:
> Wie haltet ihr euer Wissen bzw. baut es
> aus?

Das muss auf privater Basis in der Freizeit auf eigene Kosten geschehen. 
Eventuelle Schulungen durch den Arbeitgeber sind auf unterirdischem 
Niveau.

von Zapp (Gast)


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Ich wuerd die Pmormotion empfehlen. Dann bist du nachher Experte in 
einem internationalem Rahmen und hast mehr Bewegungsfreiheit. Das 
bedeutet natuerlich, dass du die Arbeit sorgfaeltig ausuchen musst. Was 
mit zukunft.

von Wilhelm F. (Gast)


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Egbert schrieb:

> Ich frage mich ob es überall so ist und wie ihr hier vorgeht.

Freu dich doch, eine ruhige Kugel zu schieben. Manch einer gäbe was 
darum. Das ist besser, als wenn man bis zum Burnout geschlachtet wird.

Ein Fachoberschullehrer sprach mal darüber. Er war bis 40 bei einem 
großen Energiekonzern, fühlte sich dort ziemlich lau, und machte dann 
einen auf Lehramt. Das Bundesland bot dies auf Grund eines Mangels an 
FO-Lehrern aber auch an, zahlte ziemlich gut Lohnersatzleistungen für 
das Zusatzstudium. Sonst ohne geavierenden Mangel gibt es diesen Weg 
auch nicht.

Mit dem FH-Studium hätte er normalerweise keine Chance gehabt, da in 
diese Schiene zu geraten. So ging er dann noch mal zur Uni.

von Das Wort zum Sonntag: (Gast)


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Egbert schrieb:
> Mein Aufgabenbereich liegt in der Projektierung
> von Energieerzeugungsanlagen.

Hört sich doch ganz spannend an in Zeiten der Energiewende.
Als Student irgendwelche theo. Aufgaben vom Prof lösen ist doch auch 
langweilig.
Wahrscheinlich sind min ca. 50% aller Stellen bei Konzernen langweilige 
Beamtenjobs.
Diese Leute sind dann noch sowas von eingebildet und meinen dass ohne 
sie der ganze Laden zusammenbricht.

Norbert Suter schrieb:
> was und wieviel vom studiumwissen in den job
> eingebracht werden kann.

Die meisten sind froh wenn sie den ganzen Mist, vergessen können. Und 
meist ist vieles davon nur als fachliche Allgemeinbildung zu verstehen.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Egbert schrieb:
>
>> Ich frage mich ob es überall so ist und wie ihr hier vorgeht.
>
> Freu dich doch, eine ruhige Kugel zu schieben. Manch einer gäbe was
> darum. Das ist besser, als wenn man bis zum Burnout geschlachtet wird.

Du schiebst doch schon eine ruhige Kugel!

Ausserdem ist weder das Eine (Unterforderung), noch das Andere 
(Überforderung) sinnstiftend.

Sieht man ja auch hier im Forum, wie einie Leute aufgrund der 
Unterforderung vor die Hunde gehen.

von Marx W. (Gast)


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Dipl Ing ( FH ) schrieb:
> Sieht man ja auch hier im Forum, wie einie Leute aufgrund der
>
> Unterforderung vor die Hunde gehen.

Wau,Wau!

von Matthias (Gast)


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Es ist heutzutage nunmal so, daß die Unternehmen für jeden Krempel ein 
Studium voraussetzen. Bei uns in der Firma übernehmen FH-Ingenieure 
Aufgaben, die vor zwanzig Jahren ein Technischer Zeichner erledigt 
hätte.
Wenn ich mir dann noch anschaue, was für einen Aufwand für 
Quatsch-Produkte in Deutschland getrieben wird... Da werden Produkte 
entwickelt, die die Normen ÜBER-erfüllen, damit das Marketing hinterher 
die überlegene Qualität herausstellen kann. Daß das aber kein Mensch 
braucht, interessiert niemanden.
Viele Leute streiten sich also um die wenigen herausfordernden 
Arbeitsplätze, also mitstreiten!

P.S.: Was wäre die Alternative ? Die Unternehmen brauchen nicht 
annähernd soviele Arbeitnehmer wie von der Bevölkerung nachgefragt wird. 
Die Mehrzahl unserer Arbeitsplätze in Deutschland sind reine 
ABM-Maßnahmen. Aber sollen die alle 'freigestellt' werden ?

von Wilhelm F. (Gast)


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Dipl Ing ( FH ) schrieb:

> Du schiebst doch schon eine ruhige Kugel!

Dafür gibts auch keinen Lohn. Also halt mal den Ball flach.

von Ich (Gast)


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Egbert schrieb:
> Wie sind eure Erfahrungen? Seid ihr intellektuell gefordert /
> ausgelastet? Habt ihr Fortbildungen (intern/extern) absolviert, die
> wirklich Stoff vermittelt haben? Wie haltet ihr euer Wissen bzw. baut es
> aus?

Oft braucht man für die Jobs keine intellektuellen Fähigkeiten, eher 
Erfahrung im Umgang mit einem Kindergarten.

Falls Du Dich in deinem Job unterfordert fühlst gibt es 2 Möglichkeiten:

- Du suchst dir eine andere Beschäftigung, die dich ausfüllt, neben dem 
Job.

- Da Du noch ein paar Jahre im Job vor Dir hast, schaue erstmal wie der 
Hase in der Firma läuft und entwickel Dich dort weiter.
Falls das Dich nicht weiterbringt, suche Dir eine erfüllende Aufgabe 
außerhalb dieser Firma.

Viel Erfolg

von Egbert (Gast)


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Wilhelm Ferkes schrieb:
> Freu dich doch, eine ruhige Kugel zu schieben. Manch einer gäbe was
> darum. Das ist besser, als wenn man bis zum Burnout geschlachtet wird.

Ich würde mich freuen, wenn ich schon 50+ wäre, alles schon gesehen habe 
und nur noch ein paar Jährchen bis zum wohlverdienten und sicheren 
Ruhestand hätte. Ich bin aber gerade erst in das Berufsleben 
eingestiegen. Die Perspektive noch 30 Jahre auf diesem Niveau tätig zu 
sein macht mir ehrlich gesagt Angst.

Das Wort zum Sonntag: schrieb:
> Hört sich doch ganz spannend an in Zeiten der Energiewende.
> Als Student irgendwelche theo. Aufgaben vom Prof lösen ist doch auch
> langweilig.

Dachte ich auch. Leider ist die Realität eine andere. Die interessanten 
Tätigkeiten werden von externen Firmen erledigt. Uns bleibt die 
Projektsteuerung. D.h. vor allem viel Verwaltungskram. Sehr 
oberflächliche und stark fehlerbehaftete Arbeit ist intern als auch 
extern die Regel.

Aufgaben aus dem Studium sind für viele mittlerweile unlösbar. Da wird 
schon über die Umrechnung zwischen kJ und kWh spekuliert.


@All
Wenn interne Fortbildungen überall schlecht sind, was macht ihr privat? 
Nur Fachartikel, Bücher lesen usw. ist ja auch nicht die Lösung. Ich 
wäre ja bereit auch Geld für vernünftige Kurse zu zahlen. Es würde mich 
aber schon aufregen einen Batzen Geld für einen Kurs auf 
Volksschulniveau auszugeben.

von M. S. (bugles)


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Egbert schrieb:
> ich bin jetzt seit knapp 1,5 Jahren bei einer Fima (ca. 10k MA) in der
> Energiebranche tätig. Mein Aufgabenbereich liegt in der Projektierung
> von Energieerzeugungsanlagen. Mein Problem ist: Langeweile. Ich habe
> zwar genügend Aufgaben, sodass ich ohne Probleme meine Zeit ausfülle,
> die Anforderungen sind aber unterirdisch im vergleich zum Studium. Die
> Tätigkeit könnte fast jeder einigermaßen vorgebildete und angelernte MA
> übernehmen. Zumindest ist das mein Gefühl.

Du hast dich eben eingearbeitet und bist jetzt entsprechend aufgestellt. 
Das aber Langeweile aufkommt kann ich aber kaum nachvollziehen.

Such dir Schulungen, Seminare, Messen etc.. raus und sag deinem Chef das 
du da hin möchtest. Schreib dir ein paar Programme am Rechner die Deine 
Projektierungsarbeiten effizienter machen. Übernehm 
Personalverantwortung etc... oder bewirb dich notfalls intern auf eine 
neue Position.




> Das Wort zum Sonntag: schrieb:
>> Hört sich doch ganz spannend an in Zeiten der Energiewende.
>> Als Student irgendwelche theo. Aufgaben vom Prof lösen ist doch auch
>> langweilig.
>
> Dachte ich auch. Leider ist die Realität eine andere. Die interessanten
> Tätigkeiten werden von externen Firmen erledigt. Uns bleibt die
> Projektsteuerung. D.h. vor allem viel Verwaltungskram. Sehr
> oberflächliche und stark fehlerbehaftete Arbeit ist intern als auch
> extern die Regel.

Wenn ich tief in mich herrein höre strebe ich auch danach alles selbst 
machen zu wollen. Allerdings ist das verwalten der vorhandenen 
ressourcen ebenfalls nicht einfach.

von Egbert (Gast)


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M. S. schrieb:
> Wenn ich tief in mich herrein höre strebe ich auch danach alles selbst
> machen zu wollen. Allerdings ist das verwalten der vorhandenen
> ressourcen ebenfalls nicht einfach.

Da gebe ich dir Recht. Das Studium war im Vergleich nur wesentlich 
schnelllebiger, mit ständig neuen Herausforderungen. Vielleicht muss ich 
mich an das Alltagsgeschäft gewöhnen und mir Herausforderungen, wie du 
es auch vorschlägst, selber suchen bzw. schaffen.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Es geht halt um Zeug was sehr teuer ist. Ein Fehler bedeutet teure 
Nacharbeit. Da muss halt alles genau stimmen, also nimmt man lieber 
Leute die überqualifiziert sind.

Wenn du Herausforderungen suchst, dann mach was, wo es mehr um Features 
als 100 %ige Sicherheit geht. Wie wäre es im Computerspielebereich?

von Ngrade (Gast)


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Egbert schrieb:
> ich bin jetzt seit knapp 1,5 Jahren bei einer Fima (ca. 10k MA) in der
> Energiebranche tätig. Mein Aufgabenbereich liegt in der Projektierung
> von Energieerzeugungsanlagen. Mein Problem ist: Langeweile. Ich habe
> zwar genügend Aufgaben, sodass ich ohne Probleme meine Zeit ausfülle,
> die Anforderungen sind aber unterirdisch im vergleich zum Studium. Die
> Tätigkeit könnte fast jeder einigermaßen vorgebildete und angelernte MA
> übernehmen. Zumindest ist das mein Gefühl.

Wie kommst du auf das schmale Brett das die Know-How Qualität und 
Quantität die von den Hochschulen kommt, auch wirklich gebraucht wird ?

von Egbert (Gast)


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Ngrade schrieb:
> Wie kommst du auf das schmale Brett das die Know-How Qualität und
> Quantität die von den Hochschulen kommt, auch wirklich gebraucht wird ?

Also ich habe häufig die Aussage zu hören bekommen auf der Uni lerne man 
nur die Grundlagen, im Job geht es vertieft ans Thema. Klar, die Breite 
eines Studiums kann kein Job bieten, aber die Tiefe?!

von Mine Fields (Gast)


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Egbert schrieb:
> Wenn interne Fortbildungen überall schlecht sind, was macht ihr privat?
> Nur Fachartikel, Bücher lesen usw. ist ja auch nicht die Lösung. Ich
> wäre ja bereit auch Geld für vernünftige Kurse zu zahlen. Es würde mich
> aber schon aufregen einen Batzen Geld für einen Kurs auf
> Volksschulniveau auszugeben.

Im technischen Bereich erlangt man Wissen eigentlich weniger durch 
passive Aufnahme, also nur Bücher und Fachartikel lösen bringt recht 
wenig. Effektiv ist Wissen zu erlangen, in dem man Probleme löst. Also 
Elektronik oder Mechanik basteln, programmieren, usw. Oder einfach nur 
ein Mathematikbuch durcharbeiten (inklusive Aufgaben 
selbstverständlich). Oder sich mal in fachfremde Themen einarbeiten, zum 
Beispiel zwischenmenschliche Kommunikation (Transaktionsanalyse und 
sowas). Das ist auch sehr hilfreich im Beruf.

Ansonsten sind Fachmessen noch ganz interessant. Konferenzen sind leider 
meistens recht teuer und keine Alternative, wenn es der Betrieb nicht 
zahlt. Und wer wirklich etwas Herausforderung braucht, kann ein 
Fernstudium in Betracht ziehen.

von gilbert (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Im technischen Bereich erlangt man Wissen eigentlich weniger durch
>
> passive Aufnahme, also nur Bücher und Fachartikel lösen bringt recht
>
> wenig. Effektiv ist Wissen zu erlangen, in dem man Probleme löst. Also
>
> Elektronik oder Mechanik basteln, programmieren, usw. Oder einfach nur
>
> ein Mathematikbuch durcharbeiten (inklusive Aufgaben
>
> selbstverständlich).

bringt dich aber beruflich nicht weiter, weil es private wissen ist

man muss von anfang an in einem spitzenbereich anfangen, sonst geht es 
in richtung abwärtsspirale

von Mine Fields (Gast)


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gilbert schrieb:
> bringt dich aber beruflich nicht weiter, weil es private wissen ist

Es hilft zumindest, geistig flexibel zu bleiben. Und das ist langfristig 
extrem viel Wert. Neudeutsch heißt das Gehirnjogging, nur kann das ein 
Ingenieur auf sehr hohem Niveau betreiben.

von Das Wort zum Sonntag: (Gast)


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Egbert schrieb:
> Ich
> wäre ja bereit auch Geld für vernünftige Kurse zu zahlen. Es würde mich
> aber schon aufregen einen Batzen Geld für einen Kurs auf
> Volksschulniveau auszugeben.

Irgendwelche Kurse nur so zum Zeitvertreib ohne Anwendungsperspektive 
finde ich sinnlos.

Meine leidvolle Erfahrung ist die: 1 Jahr Umschulung im Bereich 
Automatiesierungstechnik  das wird von Arbeitgebern nur belächelt das 
einzige was zählt ist Berufspraxis für die bist du noch nicht mal eine 
elektrotech. Fachkraft.

Naja vileicht besser so weltweite Inbetriebnahme das macht auf die Dauer 
auch keinen Spass und SPS oder Roboterprog. wird irgendwann auch zur 
Routine.

gilbert schrieb:
> Mine Fields schrieb:
>> Im technischen Bereich erlangt man Wissen eigentlich weniger durch
>>
>> passive Aufnahme, also nur Bücher und Fachartikel lösen bringt recht
>>
>> wenig. Effektiv ist Wissen zu erlangen, in dem man Probleme löst. Also
>>
>> Elektronik oder Mechanik basteln, programmieren, usw. Oder einfach nur
>>
>> ein Mathematikbuch durcharbeiten (inklusive Aufgaben
>>
>> selbstverständlich).
>
> bringt dich aber beruflich nicht weiter, weil es private wissen ist

Ganz richtig bei vielen Firmen wird man damit nicht punkten können. Das 
einzige was die interessiert sind Zeugnisse und Zertifikate. "Bastler 
gibts genuch" Zitat eines Personalentscheiders. Im Gegenteil damit wirst 
du von den HMR-Managers als teamunfähiger Eigenbrödler eingestuft.

von Das Wort zum Sonntag: (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Es hilft zumindest, geistig flexibel zu bleiben. Und das ist langfristig
> extrem viel Wert. Neudeutsch heißt das Gehirnjogging, nur kann das ein
> Ingenieur auf sehr hohem Niveau betreiben.

Naja irgendwas muss man ja machen damit man nicht ganz verblödet und dem 
Alzheimer vorbeugt.

von Michael_ (Gast)


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Man geht doch auf Arbeit, um Geld zu verdienen.
Nicht mehr und nicht weniger. Man muß doch Job und Firma nicht heiraten!
In der DDR war das anders. Man war verheiratet mit der Fa. und stieg 
auf, wenn oben einer weggestorben war. Das war so.
Jetzt darf man nicht auf spätere Anerkennung rechnen.
Und es gibt doch genug Möglichkeiten, außerhalb der Arbeitszeit die 
Grauen Zellen in Schwung zu halten.
Und wenn du einen ruhigen Posten hast, sei froh! Andere müssen dufür 
richtig schuften.
Wenn ich zurückblicke, von 20 Leuten die mit mir den Abschluß gemacht 
haben, sind vielleicht 5 in der Elektronik geblieben.
Technologe in einer Zigarrenfabrik, Überwachung der Steuerung eines 
Futtermittelherstellers oder Technischer Leiter in der 
Gummistiefelherstellung. Nur einige Beispiele, die sind alle nicht 
unglücklich.
Laß den Zufall entscheiden, wo es dich hintreibt.

von Michael_ (Gast)


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gilbert schrieb:
> bringt dich aber beruflich nicht weiter, weil es private wissen ist

Das ist der Knackpunkt. Eine Arbeitgeber interessiert es nicht was du 
kannst.
Er will jemanden, der sofort seine Aufgaben löst.
Und je nach Arbeitsmarktlage hat er damit auch Erfolg.
Als Bsp. soll jemand Konstrukteur zur Herstellung von Melkmaschinen 
gebraucht werden. Da kommt jemand, der Turbinenräder für Flugzeuge 
gemacht hat.
Man braucht dazu mindestens eine Einarbeiteszeit von 6 Monaten.
Aber vorgemacht wirst du als letzter Trottel, der bei Null anfängt.

von Stefan (Gast)


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Ich kenne eine Firma, die Weiterbildungen in einer firmeneigenen 
Akademie anbietet. Das Niveau ist erschreckend niedrig und bewegt sich 
auf Dorfschulniveau. Der dortige Chef hat auch nicht mal Abitur 
geschweige denn jemals eine Uni von innen gesehen. Dort verblödet man 
mit der Zeit.

von Frank M. (aktenasche)


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dass es bei einer firma mit 10k MA keine entwicklungsmöglichkeiten gibt, 
mag ich zu bezweifeln. und sei es die abteilung zu wechseln.
für mich hört es sich ein bisschen so an, als ob du mit der situation 
unzufrieden bist aber auch nichts dran ändern willst. du fragst auch 
nicht danach wie du was ändern könntest. naja dein bier.
vielleicht wäre FAE oder vertrieb was für dich.

von ausstieg (Gast)


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ich glaube das in den nächsten Jahren, dass ganze System zusammen 
bricht.

Das meiste kommt doch inzwischen aus China und Co was mit Elektronik zu 
tun hat oder?

Bei meinem derzeitigen AG wird fast nur noch verwaltet. Die F&E 
Tätigkeiten werden hauptsächlich von externen Firmen erledigt.
Die eigenen Leute werden dank Termindruck durch die Geschäfts / 
Projektleitung und Kommunikationsproblemen mit den Externen verheizt.

Auf die andere Art denke ich inzwischen, was brauche ich den Mist.
Machen wir halt wieder das was die Ur-Großväter gemacht haben, Ackerbau 
und Viehzucht.
Den ganzen Tag vorm Rechner in einem sticken Büro hocken, mit doofe 
Kollegen die einem grundsätzlich auf die Nerven gehen, ist schließlich 
nur hochgradig gesundheitsgefährdend und verkürzt die Lebenszeit 
bestimmt mehr als schwere körperliche Arbeit. Die Pharma Mafia wird's 
schon richten mit deren Pillen und dem Genozid durch Fast Food und 
solche Scherze.

von ing (Gast)


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ausstieg schrieb:
> ich glaube das in den nächsten Jahren, dass ganze System zusammen
> bricht.

Meinst du das System der Rechtschreibung?

ausstieg schrieb:
> Machen wir halt wieder das was die Ur-Großväter gemacht haben, Ackerbau
> und Viehzucht.

Bauer wollt ich nicht sein. Das sind heutzutage knallharte 
Geschäftsleute, die bescheißen wo du es dir gar nicht vorstellen kannst. 
Es geht nur um Gewinnmaximierung und Abschöpfung von Subventionen, auch 
mit illegalen Mitteln. Kleinbauern haben wenig Überlebenschancen.

von cassini (Gast)


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Es sollte bedacht werden, dass das klassische engineering 
(Projektierung/Entwicklung/Validierung) nur einen kleinen kleinen, (und 
wie ich meine auch schrumpfenden) Anteil an der Produktentwicklung hat. 
Aus Kostengründen werden erprobte (HW)-Designs mehrfach verwendet, 
Firmware wird immer stärker aus Funktionsbibliotheken zusammengestückelt 
usw. Was allerdings zugenommen hat - und zwar in allen Berufen - ist die 
Produktdokumentation. Und diese ist natürlich kaum geeignet, einen 
versierten und engagierten Ing. intellektuell auszulasten.

Ich bin seit 20Jahren im engineering "dabei". Es gab mit der 
flächendeckenden Einführung der ISO9001 einen richtigen Ruck, weg vom 
engineering, hin zur Dokumentation. Inzwischen scheint es so, dass sogar 
die Doku wichtiger ist, das das Produkt. Ein schlechtes Produkt muss 
halt gut vermarktet werden. Mit leading edge technology hat man nur 
Ärger.

So zumindest erscheint die Denkweise in vielen Chefetagen.

von Michael S. (Gast)


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Ist normal. Man betrachte sich nurmal den typischen Produktlebenszyklus.

Jeder will im Portfolio möglichst viele große "Cash-Cows" haben.

Neue Entwicklungen sind teuer und immer zuerst große "Question Marks", 
die können im besten Fall zur "Cash Cow" werden oder direkt "Poor Dogs".

Deswegen sieht man immer nur kleine Verbesserungen, wie nochmal höhere 
Auflösung, längere Akkulaufzeit, weniger Gewicht, ...

Natürlich wird trotzdem weiterhin eifrigt geforscht und entwickelt, aber 
nicht in dem Maße, dass dort die Mehrzahl der Ingenieure unterkommen 
könnten. Ausserdem arbeitet die Industrie auch gerne mit 
Forschungseinrichtungen zusammen ("verzahnt"), ist halt günstiger, als 
eine eigene große Forschungsabteilung zu unterhalten.

Ausnamen bestätigen wie immer die Regel. Ich laß kürzlich, dass Apple 
einen eigenen Campus eröffnen will, um die Brains ganz für sich zu haben 
(-> Forschung, Entwicklung, Patente).

von Axel L. (axel_5)


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cassini schrieb:
>
> Ich bin seit 20Jahren im engineering "dabei". Es gab mit der
> flächendeckenden Einführung der ISO9001 einen richtigen Ruck, weg vom
> engineering, hin zur Dokumentation. Inzwischen scheint es so, dass sogar
> die Doku wichtiger ist, das das Produkt. Ein schlechtes Produkt muss
> halt gut vermarktet werden. Mit leading edge technology hat man nur
> Ärger.
>
> So zumindest erscheint die Denkweise in vielen Chefetagen.

Das ist ja auch logisch und nachvollziehbar. Die Projekte werden immer 
komplexer, es muss immer mehr wiederverwendet werden, damit man 
überhaupt noch akzeptable Entwicklungszeiten und -kosten hinbekommt. Die 
meisten "neuen" Produkte sind nur noch alte Produkte, die an einigen 
Stellen verbessert wurden.

Und einer der Haupthinderungsgründe für die Wiederverwendung 
existierender Entwicklungen ist nach meiner Erfahrung deren mangelhafte 
Dokuentation, die es oft sinnvoll macht, Entwicklungen zu wiederholen. 
Das macht zwar mehr Spass, ist aber eben nicht besonders effizient.

Gruss
Axel

von Falk B. (falk)


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@  Axel Laufenberg (axel_5)

>komplexer, es muss immer mehr wiederverwendet werden, damit man
>überhaupt noch akzeptable Entwicklungszeiten und -kosten hinbekommt.

Das ist ja schließlich auch ein uraltes Ingenieurskonzept. Das Fahrrad 
jedes Mal neu erfinden ist einfach sinnlos.

>meisten "neuen" Produkte sind nur noch alte Produkte, die an einigen
>Stellen verbessert wurden.

Es gibt schon viel neues Zeug, nur dass dort eben auch "alte" bewährte 
Komponenten drinstecken.

>Und einer der Haupthinderungsgründe für die Wiederverwendung
>existierender Entwicklungen ist nach meiner Erfahrung deren mangelhafte
>Dokuentation, die es oft sinnvoll macht, Entwicklungen zu wiederholen.
>Das macht zwar mehr Spass, ist aber eben nicht besonders effizient.

EBEN!

von cassini (Gast)


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Ich hatte den Eindruck, dass dem Eröffner des Threads diese Tatsachen 
nicht so geläufig waren, daher der "Realitätsshock" (übrigens schön 
geschrieben ohne h, klingt das richtig zackig).

von Stasch (Gast)


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Hallo Zusammen, hallo Egbert,

ich habe Deine Zeilen gelesen und alles davon kommt mir sehr bekannt 
vor. Ich habe nun meinen zweiten Job seit Ende meines Studiums (Anfang 
2010) und finde mich nun in exakter selber Situation wie Du sie 
beschreibst. Ich hatte davor einen Job, in dem ich recht verheizt wurde, 
das ging sehr stark Richtung Burnout. Nun habe ich mir bewusst eine 
Position gesucht, in der ich wieder "runter komme", mich wieder fangen 
kann, in der sich alles normalisiert, ich wieder Boden unter den Füßen 
spüre. Nun übe ich meine aktuelle Tätigkeit seit knapp einem Jahr aus 
und frage mich permanent, wie viel eine Firma für einen Mitarbeiter zu 
bezahlen gewillt ist, der in seiner Position maßlos überqualifiziert 
ist, Dinge tut, die ein Praktikant oder Azubi genau so gut könnte oder 
noch besser, für 1/4 der Bezahlung...nur, dass es Einer tut??? Ist das 
der Grund??? Ist es der Grund und der Wille einer Firma, hauptsache 
Jemanden zu haben, der halt die Arbeit macht???

Ich habe Probleme mich auszudrücken, dafür die richtigen Worte zu 
finden. Ich hatte vor meinem Studium schon eine Ausbildung absolviert, 
auch einige Jahre auf meinem Beruf gearbeitet, den ich jetzt im 
Nachhinein als doppelt so spannend und interessant empfinde als das, was 
ich aktuell tue...
Die Tatsache, nicht etwas zu finden, das mich zumindest ein wenig 
auslatstet, mich fordert, mich hin und wieder freudig nach Hause gehen 
lässt, macht mich traurig. Ich habe mir das anders vorgestellt, als 
einen Mittelweg zwischen Über- und Unterforderung...schließlich habe ich 
ja studiert, um genau dies zu erreichen. Ich bin enttäuscht, aktuell auf 
der Suche nach etwas Anderem, da ich in der aktuellen Firma keine Chance 
sehe, weiter zu kommen, was mit dem Produkt an sich und mit der ganzen 
Aufstellung zusammen hängt...Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, 
leider...außer diese, zu suchen, bis es passt. Ergänzend finde ich es 
erschreckend, wie sehr man/ ich bei einem Vorstellungsgespräch auf die 
Punkte eingeht, die man für wichtig hält, die man unbedingt als 
notwendig erachtet um seine Arbeit "gerne" zu tun und der Gegenüber 
einem klar macht, dass dies so der Fall sein wird, man sich keine Sorgen 
machen müsse...Und die Realität??? Eine komplett Andere...Nur wer hat 
was davon, ich, der Arbeitgeber...Wer??? Ich verstehe das nicht...
Viele Grüße

von Sepp (Gast)


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Ich weiß ja nicht genau, WELCHEN Job ihr da macht, aber prinzipiell:

Willkommen im Leben!

Man wird immer wieder viel administrative Dinge tun, für die eigentlich 
eine Sekretärin reichen würde. Aber manchmal auch Dinge, für die es ein 
Studium braucht. Ich mache z.B. nur zu ca. 20% der Zeit wirklich 
spannende Sachen. Den Rest der Zeit halt nicht. Die Frage ist halt: 
Komme ich damit zurecht? Und: Wie soll das denn eine Firma anders 
machen? Extra einen einstellen, der sich um Trivialitäten kümmert? 
Gibt's sogar, aber wo zieht man die Grenze? Ich glaube, das ist auch für 
Firmen nicht einfach, herauszufinden, für was genau braucht man den 
Ing., für was genau reicht ein Facharbeiter. Die Grenzen sind zu allem 
Überfluss sicher auch fliessend, sicher auch je nach Mitarbeiter.
Allerdings das mit dem Wasserhärtetest bei Kaffemaschinen ist wirklich 
krass. Da würde ich auch wechseln....

Wem's nicht passt:
Geh' an die Uni in die Forschung, promoviere, mache evtl. noch einen 
Prof. Aber da wirds dann auch viele administrative Aufgaben (Korrektur, 
Aufsicht, Übungsblätter machen,...) geben. Und dann bitte nicht über die 
schlechte Bezahlung schimpfen!

von Karl Kariere (Gast)


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Egbert schrieb:
> ich bin jetzt seit knapp 1,5 Jahren bei einer Fima (ca. 10k MA) in der
> Energiebranche tätig. Mein Aufgabenbereich liegt in der Projektierung
> von Energieerzeugungsanlagen. Mein Problem ist: Langeweile.

Mach deinen MBA nebenher, sicher gibt es in deiner Nähe eine Hochschules 
die dies berufsbegleitend anbietet. Dannach kannst du in die 
leitungsebene deies standorts wechsel und die Langeweile 
wegrationalisieren.

MfG

von Quack & Salb (Gast)


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>Machen wir halt wieder das was die Ur-Großväter gemacht haben, Ackerbau
und Viehzucht.


Genau. Dann kommen ein paar Bonzen aus Asien, oder von sonstwo, wo sie 
organisiert und fleissig sind, und in einem Tag mehr verdienen wie du in 
einem Jahr. Die geben dir ein paar Glasperlen, und dein Land ist weg.
Mit 40 duempelst du mit ein paar Krankheiten rum, die zwar trivial sind, 
deren Behandlung pro Tag aber dein Monatseinkommen bedeuten.

Nicht, dass ich sowas erfinden muesste, so schaut's aus.

von Rudi Radlos (Gast)


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Egbert schrieb:
> die Anforderungen sind aber unterirdisch im vergleich zum Studium

Es bleibt die Frage, ob Du Deinen Bereich überhaupt schon überblickst. 
Der Teufel steckt oft im Detail, den man als junger Theoretiker sehr 
spät erkennen wird.

Der Vergleich wird übrigens groß geschrieben...

von Stasch (Gast)


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Wenn die Realität so ausschaut, dass ich als Ing. einen Job ausübe, der 
mich nicht nur unterfordert sondern mir meine ganze Energie abzieht und 
zwar so stark, dass ich zu nichts mehr wirklich Lust habe, dann kann da 
was nicht passen...sorry. Eine Firma hat es sicherlich schwer, Grenzen 
zu ziehen, zu definieren, wo tatsächlich wer mit welcher Ausbildung 
gebraucht wird...ohne Frage! Aber: Leute einzustellen, die maßlos 
überqualifiziert sind und jenen zu Beginn Honig um den Mund schmieren 
(was in meinem Fall so war...) wiederspricht m.M.n. jeglicher Vernunft! 
Das macht doch keinen Sinn?! Das führt doch zwangsläufig zu Frustration, 
zu was soll es denn sonst führen?!

Ein "normales" Auf und Ab bedeutet nichts Anderes als: Ich mache 
teilweise Arbeit, die mich auch mal fordert, die mir evtl. sogar Spaß 
macht, ich mache aber teilweise auch Dinge, die gemacht werden müssen, 
die öde sind, langweilig, einfach, monoton. Aber das sollte sich 
abwechseln...und da sollte doch nicht nur ich als AN klare Vorstellungen 
haben sondern auch meine Firma/ mein Chef, der das von Beginn an klar 
kommunizieren kann um so zu klären, was Einen erwartet, wie es annähernd 
wirklich ausschaut...und das, so bin ich mir sicher, würde Frustration 
vermeiden, beiderseitig!

Ich möchte es nicht als "normal" definieren, hauptsache jeden Tag einen 
Job zu "machen", um Geld zu verdienen, zu versauern und ständig diese 
Diskrepanz vor Augen zu haben zwischen der Vorstellung die ich hatte, 
als ich studieren wollte und der "Tatsache", was ich JETZT habe...Das 
kanns doch nicht sein...oder sehe ich das falsch?

von Quack & Salb (Gast)


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Man koennte die Zeit auch nutzen und etwas lernen bevor man wieder geht.

von Dipl.-Ing. (Spezial) (Gast)


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Suche dir eine neue Herausforderung, sprich einen neuen AG. Es gibt auch 
Jobs, die dir gefallen werden und dich ausfüllen.
Wer sucht der findet und wer will der kann auch.

von Ingenieur785 (Gast)


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Das Thema Unterforderung dürfte für einen Teil der Absolventen ein 
dauerhafter Zustand werden, da der Arbeitsmarkt eben sehr begrenzt ist 
und diese dann in den ungelernten Bereich drängen.

von Rudi Radlos (Gast)


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> Japp, viele Informatiker, Mathematiker, Physiker, etc. verkümmern im
> Bereich der ERP-Systems etc.

Andere Physiker werden Bundeskanzlerin. Bisher kenne ich nur wenige 
Leute, die bis zur Rente genau das gemacht haben, was sie einst studiert 
haben.

von Christian Ständer (Gast)


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Egbert schrieb:
> Mein Problem ist: Langeweile. Ich habe
>
> zwar genügend Aufgaben, sodass ich ohne Probleme meine Zeit ausfülle,
>
> die Anforderungen sind aber unterirdisch im vergleich zum Studium. Die
>
> Tätigkeit könnte fast jeder einigermaßen vorgebildete und angelernte MA
>
> übernehmen. Zumindest ist das mein Gefühl.

Junge.. du sprichst mir aus der Seele.. war bei mir auch so (R&D), dass 
ich Arbeit nur in Stücken hingeworfen bekam.. es wurde aber immer mehr 
und komplexer und heute machts Spaß.. ich musste am Ball bleiben und die 
Zähne zusammenbeissen (hatte aber auch ein großartiges Team, das mich 
unterstützt wo es nur geht).
Nach 2 Jahren habe ich einen großen Zuständigkeitsbereich (Verifikation) 
für den ich größenteils verantwortlich bin. Das ist schon was anderes 
als anfang nur kleine triviale Bröckchen abarbeiten zu dürfen.
Heute ist zwar auch Leerlauf (während eines Compiles oder einer 
Simulation), doch man lernt damit umzugehen.. darf nur nicht in 
Amazon.de Kaufsucht ausarten, das ist aber ne andere Geschichte (bin 
übern Berg g). 9gag.com und yt machen das schon..

von Stasch (Gast)


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Ihr nehmt das zum Teil mit Humor, teilweise aber denke ich zu bemerken, 
dass Einige das ähnlich sehen wie ich das tue...
Vielleicht kann mir Jemand auf meine ganz konkrete Frage eine ganz 
konkrete Antwort geben, die mich zumindest positiv nach vorne schauen 
lässt oder meine Vorstellungen in welche Richtung auch immer korrigiert:
Kann man auf der Suche nach einem/ dem Mittelweg zwischen Unter- und 
Überforderung, also einem "gesunden" Arbeitsalltag fündig werden?
Gibt es das, oder gibt es nur das Eine oder das Andere? Danke an Alle im 
Voraus...

von Stasch (Gast)


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--> "Also noch krasser ist es bei einem Freund von mir. Er arbeitet im
Bereich Qualitätssicherung bei einem großen Hausgerätehersteller. Tester
dort sind alles Ingenieure. Aufgaben da : Kaffeemaschinen testen mit
Wasser, welches unterschiedliche Härtegrade enthält. Anschließend das
ganze dokumentieren, der Teamleiter, der promoviert hat, fasst das ganze
dann zu einer PPT Präsentation fürs Management zusammen."

Ich frage mich: Wer bezahlt das? Das ist echt krass...richtig krass!

von Karl Kariere (Gast)


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Stasch schrieb:
> --> "Also noch krasser ist es bei einem Freund von mir. Er arbeitet im
> Bereich Qualitätssicherung bei einem großen Hausgerätehersteller. Tester
> dort sind alles Ingenieure. Aufgaben da : Kaffeemaschinen testen mit
> Wasser, welches unterschiedliche Härtegrade enthält. Anschließend das
> ganze dokumentieren, der Teamleiter, der promoviert hat, fasst das ganze
> dann zu einer PPT Präsentation fürs Management zusammen."

Wenns brauchbare Ing. wären hätten die sich längst einen Prüfautomaten 
gebastelt der das Testen alleine kann. Und der Dr. ein Script Konzipiert 
und geschrieben das Excel zu PPT konvertiert, dabei die aktuellen 
Buzzwords aus google abgreift und in die kapitelüberschriften einpasst.

MfG,

von Quack & Salb (Gast)


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> Anschließend das ganze dokumentieren, der Teamleiter, der promoviert hat, fasst 
das ganze dann zu einer PPT Präsentation fürs Management zusammen."

Ich frage mich: Wer bezahlt das? Das ist echt krass...richtig krass!


Der Konsument. Es gibt eine Produktehaftpflicht, und damit einhergehend, 
die Untersuchung und Verbesserung eines Produktes diesbezueglich. Wenn 
man auch nur einmal im Konumentenschutz TV wegen Schrott erscheint hat 
das Konsequenzen. Noch teurer ist es jemanden zu verletzen, und damit in 
eine Konumentenschutz Sendung zu kommen. Da brechen die Verkaufszahlen 
richtig ein. Und teilweise nachhaltig. Da sind ein paar ueberbezahlte 
Ingenieure viel guenstiger. Die sollen auch etwas weiter denken, wie ein 
unterbezahlter Knecht.

von Stasch (Gast)


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Im Ernst: Kann mir Jemand sagen, ob ich mir berechtigt Hoffnung mache in 
ferner oder auch naher Zukunft einen Job zu finden, der ein gesundes Maß 
zwischen Über- und Unterforderung verspricht? Oder ist dies pure Theorie 
und in der Praxis gibt es nur das Eine oder das Andere? Ich wünschte mir 
einfach, ganz einfach nur einen Mittelweg...nicht mehr, nicht weniger...

von Ich (Gast)


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Das mit dem Kaffeewasserverkalken ist nicht ganz so einfach.

Es muss eine genormte Kalkwassermenge eingefüllt werden.
Das Wasser muss die richtige Temperatur haben, die Kaffeemaschine muss 
geeicht gerade stehen etc.
Die Verkalkung muss normgerecht erfasst werden, ... .

Alles nicht ganz so einfach, wie man denkt.

Das geht nicht ganz so einfach mit Prüfautomaten, da muss derjenige 
wissen was er tut.
Ich gehe mal davon aus, er testet nicht NUR die Kalkverträglicheit von 
Kaffeemaschinen.

Wie sieht es denn sonst aus?

Verifikation von elektronischen Schaltungen und Bauelementen.
Wie verhält sich das ganze bei -40°C oder 85°C, bei Vereisung oder 
Betauung, welche Norm ist dafür vorgeschrieben.

Die eigentliche Messung ist relativ einfach, keine große 
Herausforderung.

von Stasch (Gast)


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@ Karl Kariere:
Dann hätten die sich ja alle selbst wegrationalisiert...Die Frage bzw. 
meine Frage ist, um es auf den Punkt zu bingen: Ist es nicht besser, 
ganz zu Hause zu bleiben, als einen solchen Job auszuüben? Sorry, aber 
das ist mein Ernst!

von Karl Kariere (Gast)


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Stasch schrieb:
> @ Karl Kariere:
> Dann hätten die sich ja alle selbst wegrationalisiert...

Nope, wenn wech dann wegen Ausgründung als Eigenes Unternehmen für 
prüfautomatenbau. Die würden dann die maschinchen an 
Hausgerätehersteller in alle Welt vertickern. - Entdecke die 
Möglichkeiten!

von Mine Fields (Gast)


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Stasch schrieb:
> Ich frage mich: Wer bezahlt das? Das ist echt krass...richtig krass!

In einem Konzern ist das egal solange die Rendite stimmt. Durch die hohe 
Produktivität und Einkaufsmacht, bedingt durch die Massenproduktion, 
kann sich ein Konzern sehr viel Verschwendung leisten.

Stasch schrieb:
> Kann man auf der Suche nach einem/ dem Mittelweg zwischen Unter- und
> Überforderung, also einem "gesunden" Arbeitsalltag fündig werden?
> Gibt es das, oder gibt es nur das Eine oder das Andere? Danke an Alle im
> Voraus...

Ja, natürlich kann man das. Das Band zwischen Unter- und Überforderung 
kann je nach Person sehr schmal oder sehr breit ausfallen, und auch der 
Mittelpunkt kann ganz anders liegen. Also konkret: Manche Menschen sind 
sehr stressresistent, aber langweilen sich schnell. Andere sind sehr 
stressempfindlich, aber kommen mit Unterforderung gut klar. Andere 
können mit fast jeder Situation souverän umgehen. Und für manche gibt es 
wirklich nur Unterforderung oder Überforderung, weil das Band des 
"gesunden" Arbeitsalltag viel zu schmal ist.

Nur ist diese Stresstoleranz keine unveränderliche Größe. Durch äußere 
Einflüsse (z.B. Hobbys, Familie, Geld) oder spezielle Techniken zur 
Stressreduktion kann man seine Stresstoleranz stark beeinflussen.

von Falk B. (falk)


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@  Stasch (Gast)

>Im Ernst: Kann mir Jemand sagen, ob ich mir berechtigt Hoffnung mache in
>ferner oder auch naher Zukunft einen Job zu finden, der ein gesundes Maß
>zwischen Über- und Unterforderung verspricht?

JA!

> Oder ist dies pure Theorie
>und in der Praxis gibt es nur das Eine oder das Andere?

NEIN!

> Ich wünschte mir
>einfach, ganz einfach nur einen Mittelweg...nicht mehr, nicht weniger...

Keep looking. Don't settle!

http://www.youtube.com/watch?v=nzoNZoiAbbA

von Stasch (Gast)


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Für Eure Antworten auf meine konkrete Frage vielen Dank!
@Mine Fields:
Das, was Du schreibst, ist nicht falsch, ich würde mich dessen 
anschließen, weil ich es recht ähnlich sehe. Ich weiß, zu welchem Typ 
Mensch ich gehöre...ich bin recht stressresisitent, dafür eher 
unterfordert. Ich denke aber nicht, dass ich das großartig ändern 
muss...Ich habe Hobbys, gehe gerne Snowboarden, fahre gerne Mountain 
Bike...nur machen selbst Hobbys dann keinen riesen Spaß, wenn man weiß, 
nicht am richtigen Ort zu sein...beruflich (oder auch privat).
@Falk Brunner:
Dein JA sowie Dein NEIN sehe ich an der richtige Stelle plaziert 
bezüglich meinen gestellten Fragen :-) Das baut mich auf, bzw. lässt 
mich hoffen und vielleicht auch glauben, dass es was gibt, was ich für 
mich als den "gesunden Mittelweg" bezeichnen würde...

von Mine Fields (Gast)


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Stasch schrieb:
> Ich denke aber nicht, dass ich das großartig ändern
> muss...Ich habe Hobbys, gehe gerne Snowboarden, fahre gerne Mountain
> Bike...nur machen selbst Hobbys dann keinen riesen Spaß, wenn man weiß,
> nicht am richtigen Ort zu sein...beruflich (oder auch privat).

Natürlich musst du das nicht ändern. Ich wollte damit nur ausdrücken, 
dass du etwas ändern kannst, wenn du unzufrieden bist.

von Stasch (Gast)


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@Mine Fields:
Klar kann man lernen, eine der extremen Richtungen (Über- oder auch 
Unterforderung) zu erkennen und dann im Privaten etwas als Ausgleich 
dagegen bzw. dafür (für sein Wohlbefinden) zu unternehmen. Dazu bin ich 
immer bereit und ich denke sogar, dass es ein Stück weit ein "Muss" ist, 
sich selbst um einen gescheiten Ausgleich zu kümmern, will man noch am 
Leben teilhaben außerhalb der Arbeit etc.

Ich rede, glaube ich, von etwas ganz Anderem. Ich bemerke, auch gerade 
dadurch hier meine Situation zu schildern, dass ich in meine aktuelle 
Position einfach nicht gehöre. Es greift nicht, fertig. Ich bin hier 
nicht nur unterfordert, ich bin maßlos überqualifizert für das, was ich 
tue, ich kann maximal 3% von meinen Fähigkeiten einbringen und mich zu 
maximal 5% mit dem was ich tue identifizieren. Ich denke darum geht es 
im (Berufs-) Leben, wir reden hier nicht von "Arbeit muss Spaß machen", 
sondern ganz klar davon, ob ich mich mit dem was ich tue identifizieren 
kann und wenn ja, zu viel Prozent. "Was für eine Tätigkeit übe ich aus 
und ist es das, was zu mir gehört..." ist die Frage, die ich mir stelle. 
Und diese kann ich ganz klar mit "Nein" beantworten. Somit ist das Ganze 
erledigt, eigenlich...Dass ich nicht von heute auf morgen einen Job 
finde, bei dem es passt wie ich es mir zu 50% wünsche (mehr ist zuerst 
gar nicht mein Ziel), ist mir klar. So lange heißt es Zähne zusammen 
beissen und vor allem weiterhin daran glauben dass es das gibt, was zu 
mir passt...Dafür habe ICH studiert, das war MEIN Antrieb, das habe ICH 
MIR erhofft...Gruß

von Mine Fields (Gast)


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Von deiner Einstellung gibt es im Prinzip zwei unterschiedliche 
Ausprägungen. Die Unterscheidung klingt wie Haarspalterei, hat aber 
extreme Auswirkungen. Die erste Ausprägung wenn du etwas in die Richtung 
denkst: "Ich muss mich unbedingt mit meinem Job identifizieren können, 
sonst bin ich unglücklich." Die andere Ausprägung wäre: "Ich kann mit 
dem jetzigen Job leben, aber ich wünsche mir sehr, dass ich einen Job 
finde, mit dem ich mich identifizieren kann."

Die erste Ausprägung ist so fatal, weil sie im Prinzip ein hartes Urteil 
über das eigene Leben und die Zukunft fällt, und damit eine Lösung des 
Problems sehr sehr schwer macht. Unter Umständen findest du damit sogar 
einen einigermaßen passenden Job, wirst aber immer noch nicht glücklich.

In der zweiten Ausprägung, obwohl sie im Prinzip fast das gleiche 
aussagt, steckt nicht nur eine gesunde Haltung gegenüber der aktuellen 
Situation drin, sondern sogar auch ein konstruktiver Lösungsansatz.

Mach dir mal deine Gedanken bewusst und überlege, welche Einstellung 
eher auf dich zutrifft. Mach dir bewusst, dass dein Leben nicht weniger 
gut oder unglücklich laufen muss, wenn du dich nicht mit deinem 
aktuellen Job identifizieren kannst. Du kannst auch mit deinem absolut 
miesen Job relativ glücklich werden, wenn du es zulässt, auch wenn du 
mit einem tollen Job natürlich etwas glücklicher sein kannst.

Anstatt dich also über deine aktuelle Situation zu ärgern und dir Sorgen 
zu machen, ob du deine Situation jemals verbessern kannst, versuche 
lieber deine Energie in die Bemühunen einen besseren Job zu finden zu 
stecken.

von Bachelor (Gast)


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Hallo alle zusammen.
Ich kann Egbert verstehen!  Ich arbeite seit 9Monaten in einem
Unternehmen in dem ich nicht respektiert werde und mich auch nicht mit 
dem Chef oder Kollegen verstehe. Meine Arbeit schaffe ich in 1-2std., 
danach ist Langeweile angesagt! Meine Kollegen erzählen mir im 2min Takt 
wie viel sie zu tun haben und wenn ich denen meine Hilfe anbiete, wird 
dankend abgelehnt oder ich darf Dokumente ausdrucken und die für die 
Post fertig machen. Ich bin so frustriert und bewerbe mich ständig, 
habe aufgrund der fehlenden Berufserfahrung wenig Glück und meine 
Kündigungsfrist ist auch bescheiden. Zu meinem Hintergrund ich bin B.A. 
und habe Verkehrsmanagement studiert und bin Projektassistent in der 
Luftfahrt und mache eher die Sekretariatsaufgaben. Jeder will studierte 
Personen im Unternehmen haben warum ist mir fraglich! Ich habe jetzt 2 
Möglichkeiten kündigen oder IHK Zertifikate machen und hoffen nebenbei 
was zu finden!

von HeinerDetektor (Gast)


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Der Bachelor ist nunmal nur eine "bessere" Ausbildung - das ist 
politisch so gewollt.

Ich glaube, einige Bätschelors glauben, sie seien iwie besonders 
qualifiziert.

von Klaus (Gast)


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Bachelor schrieb:
> Projektassistent

Hallo!?! Du machst nicht nur Sekretariatsaufgaben, du bist ganz 
offiziell die Sekretärin! Was glaubst du bitte was Projektassistent 
heißt? Dass du da die Vorentwickerrolle übernimmst oder was?

von Bachelor (Gast)


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Also erstmal vielen Dank für diese netten Worte.

Also erstmal möchte ich sagen, dass ich als Bachelorabsolvent bewusst 
die Stelle als Projektassistent gewählt habe und es mir bewusst war, 
diese "niedrigeren" Tätigkeiten machen muss, aber es wurde viel erzählt 
und mir wurde der Himmel auf Erden besprochen. Eigene 
Projekte..Schulungen etc.

Das ich mit einer "besseren Ausbildung" nicht gleich als Manager o. ä. 
Karriere machen ist/war mir bewusst. Allerdings ist es auch nicht 
wirklich förderlich, wenn ich gleich meinen Master gemacht hätte, denn 
dann hätte ich noch mehr Probleme auf dem Arbeitsmarkt gehabt. Ich 
möchte Berufserfahrung sammeln und dann den Master machen. Es ist 
allerdings sehr schwierig, wenn man in einem Job ist, wo man genau weiß, 
dass die Situation total festgefahren ist und man nie in eine andere 
Position hineinkommt. Meine Kollegen sind fast alle Bachelorabsolventen.

Von daher könnt ihr euch Kommentare klemmen wie "Augen auf bei der 
Berufswahl" oder "Ich glaube, einige Bätschelors glauben, sie seien iwie 
besonders qualifiziert"

von Autor (Gast)


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Beim nächsten Bewertungsgespräch mal mit dem Chef zwecks 
Weiterentwicklung reden?

Was ist da schon dabei?

von Stasch (Gast)


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@Mine Fields:
Nach reiflicher Überlegung wähle ich die von Dir vorgeschlagene 
"Variante B". Warum? Aktuell habe ich keine andere Wahl...wäre die 
ehrliche Antwort, die sinnvollste.
Ich möchte jedoch nicht zu mir selbst sagen, ich MÜSSE diesen Job 
machen, denn das gefällt mir nicht (das Wort MÜSSEN gefällt mir 
nicht...). Ich mache den aktuellen Job, weil ich Stand Jetzt (noch) 
nichts gefunden habe, das besser zu mir passt. Und ja, diese freie 
Wahlmöglichkeit bezüglich meiner Einstellung zu aktueller Situation 
macht es einfacher, weil sie ganz einfach nicht so viel Negatives mit 
sich bringt, mich selbst nicht zwingt, etwas Neues zu suchen und 
anzunehmen, das nicht deutlich besser ist als das was ich derzeit tue. 
Ja, ich beklage mich, und das tue ich bewusst, ganz einfach weil ich mir 
für mich persönlich etwas anderes vorgestellt habe. Was ist daran zu 
viel gesagt und zu viel gefoerdert wenn ich von einem Job verlange, er 
solle zu mind. 50% zu mir passen? Das ist doch von Typ zu Typ 
verschieden. Ich funktioniere so, dass ein Job nicht meine Erfüllung 
sein muss, jedoch verlange, dass ich in diesen einige meiner Fähigkeiten 
einbringen kann. Und wenn ich es nicht gelten lasse, dass lediglich 3% 
meiner Fähigkeiten einfließen, mir das also nicht genügt, dann ist es 
meine Pflicht etwas dagegen zu tun, und dazu wähle ich "Variante B". 
Jeder soll seine Prioritäten diesbezüglich so setzen, wie er diese für 
richtig hält...und Beschriebenes ist meine Meinung,...

von Passwort vergessen (Gast)


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> Ich kann Egbert verstehen!
ich nicht, das ist nun mal Arbeitsrealität, Herzlich Willkommen in der 
Realität.

> Ich arbeite seit 9Monaten in einem
> Unternehmen in dem ich nicht respektiert werde und mich auch nicht mit
> dem Chef oder Kollegen verstehe. Meine Arbeit schaffe ich in 1-2std.,
> danach ist Langeweile angesagt!
sei doch froh, wenn Du nicht überfordert wirst.
Es gibt Jobs, da sind Deine Nerven schnell im Eimer oder körperlicher 
Verschleiß, usw. ... was habt Ihr für noble Vorstellungen vom 
Berufsalltag ?!? Typisch Anfänger.

> Meine Kollegen erzählen mir im 2min Takt
> wie viel sie zu tun haben und wenn ich denen meine Hilfe anbiete, wird
> dankend abgelehnt oder ich darf Dokumente ausdrucken und die für die
> Post fertig machen. Ich bin so frustriert und bewerbe mich ständig,
> habe aufgrund der fehlenden Berufserfahrung wenig Glück und meine
> Kündigungsfrist ist auch bescheiden.
tja, das ist leider der Normalzustand, der Weg nach oben ist dornig.
Dein im Studium erworbenes Wissen ist für die Katz.
Spar Dein Geld und mach Dich selbstständig, ansonsten je nach Alter und 
Berufserfahrungsjahren keine Chance in diesem Land, so ist das nun 
einmal.
Werdet Ihr Euch mit abfinden müssen und im Prinzip habt Ihr noch eine 
relativ gute Stellung ergattert, Euch geht es zu gut!

von Mine Fields (Gast)


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Stasch schrieb:
> Nach reiflicher Überlegung wähle ich die von Dir vorgeschlagene
> "Variante B". Warum? Aktuell habe ich keine andere Wahl...wäre die
> ehrliche Antwort, die sinnvollste.

Ich denke, da gibt es ein Missverständnis. Mir ging es nie darum, dass 
du zwischen den beiden Varianten wählst. Ich gab diese Auswahl nur als 
Beispiele, wie du deine aktuelle Einstellung einordnen musst. Da spielen 
unter Umständen eine ganze Menge unbewusste Gedanken mit.
Es gibt eben Menschen, die denken, dass sie einen passenden Job haben 
müssen, von Arbeitgebern gut behandelt werden müssen, eine gute 
Bezahlung haben müssen... und dabei merken sie gar nicht, wie 
selbstzerstörerisch diese Gedanken sind.

Stasch schrieb:
> Was ist daran zu
> viel gesagt und zu viel gefoerdert wenn ich von einem Job verlange, er
> solle zu mind. 50% zu mir passen?

Fakt ist, du kannst auch mit dem aktuellen Job leben. Du wirst davon 
nicht dumm, du wirst nicht sterben, du wirst wahrscheinlich auch nicht 
arm. Wenn du aber schreibst, dass du von einem Job etwas verlangst oder 
dass es deine "Pflicht" ist, etwas dagegen zu tun, bist du womöglich 
näher an der "Variante A", als du dir vielleicht eingestehen möchtest.

von Stasch (Gast)


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@Mine Fields:

vielleicht ist "verlangen" tatsächlich zu viel, vielleicht ist es 
erwarten, oder vielleicht auch nur erhoffen. Meine Energie, da geb ich 
Dir recht, ist besser investiert wenn ich mich auf etwas Neues 
konzentriere und auch darauf freue, wenn es etwas ist das besser zu mir 
passt.

Ich glaube Du willst (mir) sagen, dass Variante A keine Optionen lässt, 
sondern eine Abwärtsspirale in Gang setzt, wohingegen Variante B 
Möglichkeiten nach sich zieht...Und das sehe ich ähnlich, nein, gleich 
wie Du.

In Summe würde mich ein zu mir passender Job zufriedener machen als es 
einer tut, der nicht zu mir passt. Und wenn einer wenig bis zu wenig 
passt sollte definitiv der Weg gegangen werden, nach vorne zu schauen 
und das zu suchen was passt, zumindest danach Ausschau zu halten, denn 
wer sucht findet bekanntlich nicht (immer)...

von Alex88 (Gast)


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Boah ist dir diese Selbstbestätigung nicht nach dem 100x selbst zu dumm?

Hast nun Eier in der Hose oder nicht?

Mami, Mami, darf ich?

von Mine Fields (Gast)


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Stasch schrieb:
> Ich glaube Du willst (mir) sagen, dass Variante A keine Optionen lässt,
> sondern eine Abwärtsspirale in Gang setzt, wohingegen Variante B
> Möglichkeiten nach sich zieht...

Genau. Das hinterhältige ist, dass so etwas oft unbewusst bleibt, bis es 
mal zu ernsthaften Problemen führt (Depressionen etc.). Und selbst dann 
meist unbeachtet bleibt...

Stasch schrieb:
> In Summe würde mich ein zu mir passender Job zufriedener machen als es
> einer tut, der nicht zu mir passt.

Logisch, wäre ja schlimm, wenn es nicht so wäre.

von Ing-Ing (Gast)


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Mine Fields schrieb:
> Es gibt eben Menschen, die denken, dass sie einen passenden Job haben
> müssen, von Arbeitgebern gut behandelt werden müssen, eine gute
> Bezahlung haben müssen... und dabei merken sie gar nicht, wie
> selbstzerstörerisch diese Gedanken sind.
David D. Burns schreibt in seinem Buch "Feeling Good: Depressionen 
überwinden, Selbstachtung gewinnen: Sich wieder wohlfühlen lernen ohne 
Medikamente: Wie Sie lernen, sich wieder wohlzufühlen" genau das 
gleiche.

von klausi (Gast)


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Ing-Ing schrieb:
> David D. Burns schreibt in seinem Buch "Feeling Good: Depressionen
> überwinden, Selbstachtung gewinnen: Sich wieder wohlfühlen lernen ohne
> Medikamente: Wie Sie lernen, sich wieder wohlzufühlen" genau das
> gleiche.

Mir gings komplett gleich wie dem TO hier,  ja auch noch das Buch von 
Burns gekauft, bin aber immer weiter drauf gekommen, dass das 
Arbeitsleben momentan mal nichts für mich ist und ich in absehbarer 
Zukunft wieder auf die Uni gehe.

von Cyblord -. (cyblord)


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Ing-Ing schrieb:
> Sich wieder wohlfühlen lernen ohne Medikamente

Verquere Utopie! Am Ende auch noch ohne Alkohol oder wie? Lächerlich...

von Dumdi D. (dumdidum)


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Bachelor schrieb:
> studiert und bin Projektassistent in der
> Luftfahrt und mache eher die Sekretariatsaufgaben
Das ist doch auch richtig! 'Assistent' ist das moderne Wort für 
'Sekretär'.


Bachelor schrieb:
> nd wenn ich denen meine Hilfe anbiete, wird
> dankend abgelehnt oder ich darf Dokumente ausdrucken und die für die
> Post fertig machen.
Biete nicht den Kollegen hilfe an, sag Deinem Chef, das Du noch 
Kapazitäten hast und zum Beispiel dich noch um das und das (etwas was 
gemacht werden muss, und das Dich interessiert) machen kannst.

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