Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik TT aus TN-C, besonders @tex und @Kurt


von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Hallo!

Für Gärtnereien etc. ist ja meines Wissens kein TT-Netz Pflicht.
Wenn jedoch auch Gebäude mit Stallungen vorhanden sind, dann muß dieser
Bereich als TT-Netz ausgeführt werden.
Sind z.B. Lagerhallen und Gewächshäuser weit genug entfernt und haben
keine Verbindung zu den Stallungen, dann darf doch dort ein TN-S
installiert werden.
Der Kiefer spricht da keine deutliche Sprache, deswegen.

Nun mein Problem:
Außenverteiler, 4x25mm² kommt an, TN-C.
Im unteren Teil befindet sich eine Potischiene mit Erdband.
Der PEN wird hier nochmal geerdet.
Die Zuleitung legt nämlich eine Strecke von gut 85m zurück.
Bei maximalem Strom von 65A auf dem Neutral hieße das bis zum Zähler
und dem dortigen Ausgleich über die Potischiene eine Potentialanhebung
des PEN von rund 4V im Außenverteiler. Deswegen die zusätzliche Erde
und der zusätzliche Anschluß des PEN dort.
Nun geht von diesem Außenverteiler eine Zuleitung zu einer weiteren
Anschlußstelle an einer Pferdekoppel ab.
(5x6mm²)
Diese UV wäre wohl als TT-Netz auszuführen.
Nun die Frage:
Wie richtig erden?
Klemme ich den PE auf besagte Potischiene, dann habe ich defacto nichts
anderes als ein TN-S Netz, denn, ob ich jetzt aus dem PEN N und PE ziehe
oder den PE auf die Potischiene klemme, macht insofern keinen
Unterschied, als daß der PEN ja mit der Potischiene verbunden ist.
Natürlich könnte man argumentieren, wenn der PEN unterbrochen ist, ist
immer noch eine Schutzfunktion da...
Aber sollte nicht der PE des TT-Netzes generell keine Verbindung zum
PEN haben?
Dies wäre dann aber so.
Nun stellt sich aber ein anderes Problem:
Angenommen ich betrachte die 6mm²-Zuleitung als TT-Netz vom
Außenverteiler ab.
Im Fehlerfall (L-PE) müßte ein selektiver FI schützen.
Oder aber, ich führe die 5x6 als TN-S zur Weide, wobei ich dann den
mitgeführten PE im dortigen Verteiler blind liegen lasse und eine
Erdung vorort über einen Staberder erstelle, um dann ein lokales
TT-Netz zu bilden.
Oder ich sage, an der Weide isses nicht so tragisch und mache ein
generelles TN-S und klemme den PE auf ohne zusätzliche Erde.
Problem ist hier nämlich, daß ein Weidezaungerät hinzu soll.
Gewünscht war eine gute Erde.
Ob ich nun die Erdung eines lokalen TT-Netzes auch für das
Weidezaungerät nutzen darf, tja,... gefällt mir irgendwie nicht!
VDE 0131? Weiß da jemand was?

Wie ist es generell mit selektiven Haupt-FI?
Sollten die Erdungen der nachgeschalteten FI alle zusammengeschlossen
sein, damit auch der Haupt-FI eine gemeinsame Erde hat?
Stelle mir das so vor:
Drei Gebäude, jedes hat seine Erdung.
Zuleitungen vieradrig vom Hauptverteiler. Davor ein Haupt-FI.
Müssen jetzt die verschiedenen Erdungen zusammengeschlossen werden,
z.B. über NYY-J 1x16mm² o.ä., damit eine Bezugserde entsteht?
Oder genügt das Messen der einzelnen Erder, um sicherzustellen, daß im
Fehlerfall der nötige Widerstand eingehalten wird, z.B. 80Ohm bei 300mA
(25V Ub)?

Fragen über Fragen.
Bin mal auf die Antwort gespannt!

Gruß,
Andreas

von tex (Gast)


Lesenswert?

>> Für Gärtnereien etc. ist ja meines Wissens kein TT-Netz Pflicht.
Ach was? Das ist mir neu.

>> Der PEN wird hier nochmal geerdet.
Die Zuleitung legt nämlich eine Strecke von gut 85m zurück.

Da hat das Eine mit dem Anderen aber nix zu tun

>> Diese UV wäre wohl als TT-Netz auszuführen.
Himmel nein! Wie kommst Du bloß auf sowas?

Ab hier Steige ich aus Deiner Beschreibung aus und sage Dir einfach wie
es zu machen ist.

Ausgehend davon, dass Deine Zuleitung als 4 adriges Kabel mit
PEN-Leiter in Deiner Hauptverteilung ankommt und wir in der Tat ein
TNC-Netz haben, machst Du hier Deine Aufteilung von PE und N, also den
Wechsel von TN-C zu TN-CS. An gleicher Stelle baust Du Deinen
Haupt-Potentialausgleich und verbindest ihn mit dem obligatorischen
Erder. In Deinem Fall mit 25qmm

Von hier aus speist Du Deine Zuleitungen zu den Stallungen und
Gewächshäusern ein, deren Querschnit Du abhängig von der Länge und dem
örtlichen Strombedarf berechnest, 5adrig, vorzugsweise in NY(CW)Y

Bei Stallungen bewegst Du Dich mit der Installation in "Gefährdeten
Bereichen". Hier gibt es unterschiedliche Sachen, in Abhängigkeit von
den dort gehaltenene Tieren, Bauart der Stallung usw zu beachten.
Wichtig ist, dass Du je Gebäude einen Fundamenterder / Tiefenerder
brauchst um den ortlichen Potentialausgleich zu bewerkstelligen.

Und nur zur Sicherheit, weil es gerne und gerade in solchen Bereich
falsch gemacht wird:
In den IP54 - Gehäusen von Verteilungen und Geräten aller Art gibt es
vergefertigte Aussparrungen an denen man ein 3mm großes Loch in die
Unterseite des Gehäuses bohren muss, damit sich kein Wasser in den
Geräten sammelt.

Generell alle Kabel und Leitungen in geschlossenen STAPA-Rohren
verlegen, weil Mäuse und Tiere dir sonst die Kabel anfressen!

In gefährdeten Bereichen ist FI vorgeschrieben. In Deinem Fall
Personenschutz 10mA empfehlenswert.
generell ist die Kaskadierung von FIs Mist, weil Du keine Selektivität
erreichen kannst, verboten ist sie jedoch nicht.
Sinnvoll ist es, in diesen Bereichen die FI-Kreise sektional zu
trennen, also Licht auf 2 verscheiden Kreise, Steckdosen in Gruppen auf
mehrere Kreise verteilen.

Genrell haben alle FIs und alle Steckdosen und sonstigen Stromkreise
die gleiche Erde, aber jeder FI hat seinen eigenen Neutralleiter und
die werden nicht zusammenegefaßt.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Hallo, tex!

Habe nochmal den Kiefer, Vogt und anderes VDE-Skriptum durchgeforstet.
Also:
Für Stallungen und Bereiche, in den Großvieh gehalten wird (also auch
Weiden, falls dort el. Betriebsmittel sind), gilt als zulässige Grenze
der Ub 25V~.
Das ist nur mit einem TT-Netz zu realisieren.
Habe ich ein TN-C oder TN-C-S Netz, dann darf der PEN keine Verbindung
zum Hauptpotentialausgleich haben, an welchem auch der
Potentialausgleich des TT-Bereiches hängt, heißt also:
Die Erdung des TT-Bereiches darf umgekehrt nicht auf die Poti-Schiene,
an welcher der PEN nochmals geerdet ist.
Die Zuleitungen zu den TT-Bereichen müssen 4adrig sein, vorzugsweise
NYxx-0.
in meinem Fall muß also die Erdung der Ställe separat erfolgen und darf
keine Verbindung zu der Potischiene im HV haben.
Für den UV an der Weide heißt dies:
Entweder TN-S, mit der Bedingung: An Pferden etc. wird eh nix el.
geschafft, oder TT für alle Fälle.
Die Gewächshäuser können TN-S sein.
Selektive FI werden empfohlen als Zusatzschutz bei größeren TT-Netzen.

Bleibt jetzt nur die Frage:
Zwei Gebäude direkt aneinander, alle leitfähigen Konstruktionsteile
sind entweder schon per se verschweißt oder werden verbunden und in den
Poti einbezogen.
O.K.
In einem Teil Rinder.
-> TT-Netz.
Kein Problem.
Jetzt 60m entfernt kleinerer Stall.
Zuleitung 5x4mm² NYY-J.
Am Abgang ist der PE aufgelegt, also PE der Hallen.
Im UV des kleinen Stalles nicht, dort separate Erdung auf dortigen
Fundamenterder.
Sollte der mitgeführte PE aufgelegt werden, um die Gesamterdung des
TT-Bereichs zu verbessern?
4mm² genügen ja als Potileiter im TT-Netz.

Gruß,
Andreas

von tex (Gast)


Lesenswert?

@Andreas
Ich habe kein Ahnung woher Du das hast, was Du hier alles aufführst.

Ub < 25V gilt immer in gefährdeten Bereichen und muss vom FI
zwangsweise erfüllt werden.

Im TT machte man früher in solchen Anlagen FU-Schaltungen und dann
darf der PE und der Poti nicht verbunden sein, damit der FU was zu
messen bekommt. Das kann aber nicht für TN-CS und FI-Schutzschaltung
gelten

Die Poti-Systeme der unterschiedlichen Häuser mußt Du nur dann mit dem
Hauptpoti verbinden, wenn sie dichter als 2,5m (Handbereich)
beieinander stehen.

Wozu die UV bei dem 60m entfernten Stall. Bei 5x4 kannst Du da
bestenfalls noch eine 16A-Steckdose dran betreiben?

Bitte nicht falsch auffassen, aber alles was Du da schreibst
wiederspricht elementar allem, was ich je gesehen, gebaut, geplant und
gelernt habe.

Ich verstehe auch nicht warum Du unbedingt ein TT-Netz bauen willst,
wenn Du schon ein TN-C Netz hast und aller Sorgen des TT-Netzes ledig
bist ...

Wenn Du Deine Leiterquerschnitte korrekt berechnest und die Anlage
richtig einsicherst und den potentialausgleich ordentlich aufbaust
kommst Du auch nicht über die Ub von 25V...

Ich komm damit irgendwie nicht klar.

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

@ tex.
VDE 0100-705 fordert in landwirtschaftlichen Bereichen die Einhaltung
der Ub von 25V.
Da jedoch bei Verwendung eines TN-Systems dieser Grenzwert auf Dauer
praktisch nicht gewährleistet sein kann, darf ein PEN im
landwirtschaftl. Bereich keine Verbindung zu der Potischiene der
Stallungen etc. haben. Das ist Fakt.
In den Poti gehören alle leitfähigen Teile etc.
Optimal Potisteuerung unter Standfläche etc.
Diese PEN-Verbindung darf nicht sein, weil beim Überschreiten des
Wirkungsbereichs  des Potiausgleichs eine dauernd zulässige Ub von <25V
oder =25V gewährleistet sein muß!
Deswegen bleibt praktisch (nicht theoretisch) nur das TT-Netz mit RCD.
Problem in meiner Anlage ist nun:
25er Zuleitung in HV mit Banderder und TN-C.
Von dort Zuleitungen zu den einzelnen Gebäuden.
Gewächshaus, Stallungen, Außensäule (Geyerkiste) mit Steckdosen an
Weide.
Für das Gewächshaus gilt TN-S als zulässig.
Es hat keine Verbindung zu den Stallungen und steht weit entfernt.
Für die Stallungen und die Säule nach 0100-705 TT.
Dann muß aber auch immer eine separate Erde erstellt werden.
Zuleitung dann entweder als 4adrig mit z.B. NYY-0, oder 5adrig als
TN-S, wobei der mitgeführte PE nicht aufgelegt wird, da man ansonsten
ja nur ein zusätzlich geerdetes TN-S Netz generiert!
Der mitgeführte bleibt blind im UV, örtlicher PE wird an örtliche
Erdung angeschlossen -> lokales TT-Netz.
Diese Aussagen sind im VDE-Buch Potentialausgleich, Fundamenterder von
Dipl.Ing. Dieter Vogt enthalten, neueste Auflage.
Das Gewächshaus als TT zu machen, wäre unsinnig, da der besagte
Banderder und die Gewächshauserde im gleichen Trichter liegen.
Zum 5x4 ist zu sagen: ja, mehr hängt da auch nicht dran! (16A)
Es ist halt nur die Frage, ob man den mitgeführten PE, der ja vom
anderen, benachbarten TT-System stammt, auflegt, um den
Gesamterdungswiderstand des TT-Bereiches zu verbessern, oder ob man
sagt,
man führt in mit in die UV, läßt in dort aber blind, weil dort ohnehin
lokal geerdet wird (lokales TT mit RCD),  und führt ihn nur als
Iso-Überwachung mit für die vorgeschaltete selektive RCD.
Normalerweise reicht als Zuleitung in diesen UV-Bereich ein vieradriges
Kabel, mit L1, L2, L3 und N.
Wenn's denn korrekt sein soll als NYY-0.

Das, was ich hier schreibe, ist die Summe meiner Ausbildung in
Handwerk, Studium und des Lesens der VDE-Schriftenreihe zu diesen
Themen.
Habe mir also nichts selbst zurechtgestrickt!

Ansonsten: bitte selbst nachlesen:

Dieter Vogt, El.Installation in Wohngebäuden VDE-Reihe Nr. 45, 5.Aufl.
Dieter Vogt, Pot.ausgl., Fundamenterder, ... VDE-Reihe Nr. 35, 5.Aufl.
G. Kiefer, VDE 0100 und Praxis, 8. Auflage, VDE-Verlag
...


Gruß
Andreas

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

@tex:
Natürlich stimmt es rechnerisch, daß im TN-S System, wenn man z.B. bei
Re= 1Ohm und einem Fehlerstrom von 30mA
eine Ub von 30mV erhält.
Da aber alle Zuleitungen in die Stallungen vieradrig sind, könnte
folgendes Problem entstehen:
PEN bricht weg (warum auch immer), Ströme fließen dann über den
örtlichen Erder oder den örtlichen Potiausgleich zur Erde, da
Aufteilung in N und PE vor FI, löst dieser nicht aus.
Wohlbemerkt: es liegt kein Erdschluß vor!
Aber an berührbaren leitfähigen Teilen, die im Potiausgleich hängen,
liegt eine Spannung an, entsprechend des jeweiligne Widerstandes halt.
Deswegen früher immer TT-Netz in Ställen!
Heute ist das Interpretationssache, daher auch Dein Einwand mit dem
FI.
Bricht nun derselbe Leiter in einer mit einem selektiven FI geschützen
Zuleitung weg, dann habe ich bei noch anstehenden drei Phasen und
unsymmetrischer Belastung einen Fehlerstrom, da zwar was reinfließt
aber nix zurückkommt.
Der FI schaltet ab -> Brandschutz...
Daher selektive FI in TT-Netzen vor den einzelnen Stromkreis-FI.

Gruß,Andreas

von tex (Gast)


Lesenswert?

@Andreas
An dieser Stelle sollte ich mich ausklinken.
Meine Pferdeställe hat der TÜV bisher alle abgenommen ohne TT - Netz
und generell mit Ub < 25V. Ich wüßte auch nicht, wie ich ohne Trafo aus
einem TN-Netz ein TT-Netz bauen sollte, was nicht heißt, das es falsch
ist, was Du sagst... Ich würde aber sagen dass es dann ja ein TNT-Netz
oder TN-CT -Netz werden würde? ;-)
Bei der von Dir beschriebenen Bauform wären mir zu viele
unterscheidliche Potentiale beteiligt, die sich dann über die
Wasserleitungen und Erder verbinden.
Wenn man es überlegt ist die Idee ja nicht ganz falsch, weil im
Fehlerfall die Erde das Potential des Fehlers annimmt, ähnlich wie im
IT-Netz, allerdings müßtest Du dann im Fehlerfall einen Strom von 20 -
30mA durch das Erdreich zum fließen bringen und dass auch noch sicher
stellen und wenn es eben nicht ausreicht um den FI zu schmeißen faulen
Dir die Rohre im Boden weg ...

von tex (Gast)


Lesenswert?

Jetzt weiß ich auch was mich an dem Gedanken stört.
Wenn Du den PEN am HV nicht mit dem Poti verbindest, kann sich jedes
beliebige Potential (z.B durch Induktion) zwischen Deinem PE ud Deinem
Poti aufbauen und im Fehlerfall könnte der FI unter Umständen nicht
auslösen, weil der Strom ja nirgendwohin fließen könnte ...
Entweder verstehe ich hier was grundfalsch, oder ...

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

@tex:
Der PEN ist ja schon mit einem Poti verbunden, nämlich am Wandler.
Von dort läuft eine Zuleitung 4x25 zu einem Außenverteiler
(Geyerkiste).

Dort erfolgt die Absicherung und weitere Verteilung in Gewächshaus und
Ställe (nebenbei: hobbymäßige Situation).

In diesem Außenverteiler kommt ein Erdband an.
Dort soll der PEN (vom 4x25) nochmal gestützt werden.
Der PEN in diesem Kabel hat nämlich eine Länge von rund 85m, wobei auf
diesem Kabel rund 63A drüberbrozzeln können.

Den PEN möchte ich schon gerne an dieser Stelle stützen, damit auch
wirklich Erdpotential vorhanden ist.
Von da ab geht's vieradrig in die TT-Bereiche mit dort ausgeführtem
Potentialausgleich und Erdung.
Das alles ist kein Problem.
Problem ist nur die eine Anschlußsäule an der Pferdeweide.
Weil ja dort öfters mal Geräte eingestöpselt werden, Hufschmiedezeugs
etc., sollte lt. VDE 0100-705 auch in diesen Bereichen ein TT-Netz
vorhanden sein.
Also hieße das:
Die 5x6mm² Zuleitung als TN-S heranführen (vom AußenHV mit besagtem
Banderder zur PEN-Stützung), und dann in ein TT-Netz übergehen, den
herangeführten Schutzleiter also nicht auflegen, sondern an Ort und
Stelle eine eigene Erdung errichten.
Staberder...RCD sowieso etc.
Soweit.
Zum Gewächshaus ist nur zu sagen, daß der AußenHV direkt daneben steht
und somit die Gewächshauserde, die sich zum größten Teil aus der
Stahlkonstruktion desselben zusammensetzt (0,4 Ohm Re!), mit dem
Banderder zur PEN-Stützung im gleichen Trichter liegt.
Ein TT-Netz im Gewächshaus wäre also faktisch nicht machbar, weil beide
Erder sich beeinflussen, im besten Fall wird eher die Stahlkonstruktion
vom PEN benutzt als der Banderder.
Daher dort gleich TN-S, was ja auch erlaubt ist (mit RCD).
Soweit.
Ich hoffe, es ist endlich klar, was ich vorhabe und meine.
Gruß an einen langsam verzweifelnden Tex,
Andreas

von Kurt (Gast)


Lesenswert?

Hallo @Andreas,

mit den Netzformen kenn ich mich nicht richtig aus,
zumindest nicht mit den ganzen Vorschriften.

Folgende Überlegung:

Hauptverteilung, pro Abgang einen eigenen verzögerten FI  .
Ab jetzt ist es doch egal welche Netzform verwendet wird
(N und PE aber immer getrennt).

Sobald irgendwo ein Fehlerstrom (gegen Erde) läuft,
löst der entsprechende FI aus (Erdungswiderstand muss natürlich unter
der geforderten Grenze sein).

Dabei werden auch alle Arten von Kabelbruch mit gesichert.
(wenn der Widerstand deiner 60 Meter nicht zu gross wird)
Es ist sogar die Leitung zum UV mit im Schutz drin.

Es ist dann doch von Vorteil, soviel Erdung wie möglich zu verwenden.
Und  Alle  zusammenzuschließen.
Falls Du dann auch mal einen Überspannungsschutz planst (brauchst)
dann kommt Dir diese Art von Anlage sehr entgegen.


 (das alles mit Vorbehalt)

  Kurt

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Etwas grundsätzliches zum FI:

Der FI mißt den Erdstrom, darf aber die Erde zum messen nicht
auftrennen.

Deshalb mißt er einfach den Strom in allen übrigen Adern und addiert
alles auf. Ist die Summe 0, dann fließt nichts über die Erde
(Knotensatz), so einfach ist das.


Ein Drehstrom-FI mißt also den Strom in allen 4 Adern (3 Phasen + N),
das geschieht mit einem 5 Wicklungs-Trafo. Sobald in den 4
Meßwicklungen die Summe nicht mehr 0 ist, wird in der 5. Wicklung der
Fehlerstrom induziert und löst das Trennschütz aus.

Damit nun ein Drehstrom-FI einwandfrei funktioniert, muß dahinter die
Verdrahtung immer 5-adrig erfolgen, d.h. der N darf nirgendwo nochmal
mit Schutzerde verbunden sein !!!

Denn spätestens, wenn Einphasenverbraucher (Beleuchtung) mit im Spiele
sind, muß auch ein Strom über N fließen, da die Phasen unterschiedlich
belastet werden. Und dieser muß vollständig über den FI zurückfließen,
ohne vorher über Erde abzuhauen.

Es spielt also für den FI keine Rolle, ob ein Fehlerstrom über die
Schutzerde oder eine extra Erder abfließt, alles was nicht 100% über
den FI wieder zurückfließt (damit Summe = 0), löst ihn aus.

Der Bezugspunkt für den FI ist die Erdung der Sekundärwicklung des
Speisetrafos vor dem FI und da ist auch der einzige Punkt, wo N mit
Schutzerde verbunden ist.


Ich habe auch immer große Mühe den Leuten bei mir klarzumachen, daß sie
ohne weiteres an den 15000V unserer Geräte zappeln können, ohne daß der
FI auch nur mit der Wimper zuckt.
Denn die 15000V werden ja im Gerät erzeugt, sind also galvanisch vom
Netzt getrennt, müssen also ins Gerät zurückfließen und können daher
nicht über den FI fließen.
Deshalb haben die Geräte auch extra Interlockstromkreise, und wenn man
diese überbrückt, dann aber voll auf eigenes Risiko.

Wie man sieht, reduziert sich alles immer auf den gleichen
Grundstromkreis: Spannungsquelle - Hinleitung - Verbraucher -
Rückleitung - Spannungsquelle.
Und wenn man das kapiert hat, sollte man Stromkreise so gestalten
können, daß man selber (und andere) nicht als Verbraucher zählt.


Man kann durchaus FI in Reihe schalten, macht aber nur Sinn, wenn die
hinteren einen kleineren Auslösestrom oder kürzere Auslösezeit haben.


Peter

von tex (Gast)


Lesenswert?

@Andreas
Ich war heute zur Abnahme mit dem Gutachter vom TÜV zusammen und habe
ihm mal Dein Problem geschildert, so wie ich es verstanden habe.

Seine Antwort:

"Er will aus einem TN-C Netz ein TT-Netz bauen?" (Seinen
Gesichtsausdruck dabei vermag ich mit Worten nicht zu beschreiben)

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Falsch Tex!

Ich möchte aus keinem TN-C ein TT machen,
sondern ich führe eine Zuleitung mit PEN heran, und gehe dann im TT
weiter.
Meine Erde hat also keine Verbindung zum PEN.
Das ist defacto das, was viele EVU machen.
Sie liefern ein TN-C, ab HAK muß dann aber TT sein.
Die Schutzleiterfunktion des PEN wird dann einfach nicht genutzt.
Er dient als Neutralleiter.
Oder anders:
Zuleitung TN-C, dann zwei Abgänge, einer als TN-S, der andere als TT.
Heißt:
TN-S heißt: fünfadrig, PE und N werden aus dem PEN geholt.
TT heißt N aus PEN, Erde, also PE von eigenem Erder.
Das ist nichts falsches!
Denn die EVU, die TT vorschreiben, liefern ein TN-C.
Würden Sie ein TT liefern, dann hätte der N auf lange Strecke kein
Nullpotential mehr.
Klar, das gibt es. TT-EVU-Netze.
In der Regel (auch in Thüringen) hat man aber TN-C und schreibt den
Kunden dann ein TT vor, was besonders für das EVU so manche Vorteile
hat.
Also, aus einem TN-C ein TT machen, das geht nicht.
Wie auch?
Aber ein TN-C heranführen und als TT weiterführen geht.
Das ist es, was ich mache!
Gruß,
Andreas

von Andreas (Gast)


Lesenswert?

Ein Praxisbeispiel:

RWE, Versorgungsgebiet Rhein-Nahe-Kraftversorgung (RNK),
Baustromverteiler mit RCDs, ausgeführt als TT.
Netzzuleitung ist bei RNK immer TN-C.

L1, L2, L3 und PEN werden im Verteiler angeschlossen.
Der N kommt auf den PEN.
PE liegt am Gehäuse und wird mit Erdstab geerdet.
Weil TT reichen als Erdungswiderstand bei 30mA Fehlerstrom rund
1,6kOhm.
Beim TN ohne FI oder als evtl. Erdschlußschutz für 63er CEE, die ohne
FI betrieben werden, z.B. um den nächsten Verteiler anzuschließen,
bräuchte man rund 360A Ik bei 5s und demnach einen Erdungswiderstand
von 0,64Ohm.
Gut, durch die Verbindung zum PEN wäre der schon gegeben, aber was,
wenn die Zuleitung vom Trafohäuschen eine Straße weiter kommt?
Deswegen TT-Netz beim Baustromverteiler, weil's so schön praktisch und
sicher ist.
Auch braucht der Erdstab nicht vollständig in die Erde.
1,6kOhm kriegt man auch schon bei geringen Einschlagtiefen.
Er soll ja auch wieder raus.
Und was, wenn der Erdstab mal herausgerissen wird (blöder Baggerfahrer
oder so)?
Der Körperwiderstand des Menschen liegt bei durchschnittlich 1,5kOhm.
Da ist das TT-Netz schon sehr sicher!
Oder die Zuleitung wird beschädigt, PEN ist durch?
Beim TN sieht's da arg aus!
Dann muß alles über den ohnehin nie tief eingeschlagenen Erder mit
seinem dafür zu hohen Widerstand!
Fröhliche Berührungsspannung!
Beim TT isses egal.

Also, ich hoffe, es war soweit alles verständlich!
Vielleicht wird jetzt auch klarer, warum man in gefährdeten Bereichen
immer mehr zu einem TT-Netz tendiert!
Obwohl seit Jahren  in Frankreich, Italien, USA.... Standard, wenn auch
oft mit erheblichen Mängeln, was Selektivität, Fehlerstrom,
Erdwiderstand... anbetrifft, schwört man bei uns auf TN-Netze.
Klar, wenn dem PEN nix passiert, dann haben diese Netze absolut die
sichersten Abschaltbedingungen!

Und weil man in USA auf die aufwendige Erdung und gezielte Stützung des
PEN verzichten möchte, legt man lieber km weite Zuleitung in
Mittelspannung, meist 1 Phase und ein Neutral, der alle paar hundert
Meter mit 6mm² Cu blank am Mast runter irgendwie geerdet ist, um dann
vor der Hütte einen Trafo mit Spannungsteilung zu setzen.
Die Mittelanzapfung ist der Neutral, der geerdet wird, also an die
herangeführte Neutralleitung, links und rechts hat man dann 115V.
Wenn man dann einen Trockner hat, der mit 115V 40ziehen würde, dann
nimmt man halt die beiden "hots" und hat auf der Dose 230V.
Als Vorsicherung gibt's dann zwei LS mit 60Amps vor dem Zähler.
Danach gehts ab ins Haus wo dann auf jeden "hot" weitere LS kommen
mit 13A für Licht und Steckdosen, sowie vielleicht 25 oder noch größere
für Trockner u.ä.
Elektroherde? Nein, Gas ist Standard.
Netzform? TT.
RCD? Nur im Bad als Steckdosen-Kombi.
Auslösecharakteristik bei LS?
Noch nie festgestellt. Scheint alles eine Type zu sein.
Um die Berührungsspannungen klein zu halten ohne FI, ist alles aus
Metall. Leitungsrohre, Schalterdosen (AP, UP ist Plastik)...
muß alles mit PE verbunden werden, der als blanker Draht in den Kabeln
liegt.
Weiß ist N, schwarz und rot sind "hot" also Phase.
Soweit.
Gruß,
Andreas

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.