Forum: Platinen Lötwasser, Lötöl, Lötfett - was ist am besten geeignet?


von Alfred (Gast)


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Hallo,

ich würde gerne einen IC im QFP Bauform löten und brauche dazu eine 
geeignete Hilfe durch diese drei Zaubermittelchen im Betreff. Leider 
weiß ich überhaupt nicht, was jetzt das Geeignetste für mein Vorhaben 
wäre. Wäre nett, wenn mir da jemand helfen könnte. Über einen direkten 
Link zu einem Artikel in der e-Bucht würde ich mich auch freuen. Ich hab 
mich schon informiert über Lötwasser, aber da gibt's so viele 
verschiedene Arten und nur manche sind zum Löten geeignet. Außerdem will 
ich mich dann nicht abzocken lassen, eine Preiseinschätzung wäre sehr 
hilfreich.

Greetz
Alfred

von luppu (Gast)


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von Marius P. (marius_p)


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Ich verwendee Lötfett von Stannol, das billgste, in einwegspritzen 
umgefüllt zum portionieren und sonst von Aoyue das zeug in der Kartusche 
(hab ich zur rework station mitgenommen).

Achte darauf das es "no clean" ist, also das die Überreste nicht 
weggeputzt werden müssen !

von Timmo H. (masterfx)


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Den Minifluxer gibts auch bei Reichelt für 6,20€. Komme mit dem Ding 
aber nicht so gut klar. Ich verwende momentan "MG Chemicals 8341 No 
Clean Flux Paste". Gibts bei z.B. Mouser. Komme damit sehr gut klar. 
TQFP, QFN, DFN alles kein Problem.
Hab ich auch in diesem Video benutzt: 
http://www.youtube.com/watch?v=17f_-oxRi8A

von Lötmeister (Gast)


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Die Platine muss 10 Minuten in Lötwasser getränkt werden um sich voll zu 
saugen. Das IC wird beidseitig 5mm mit Lötfett bestrichen und exakt an 
seinen vorgesehenen Platz gesetzt. Dann alles mit der Heißluftpistole 
ordentlich erhitzen und kräftig Zinn hinzugeben. Mit etwas Übung ist das 
kein Problem.

von Georg A. (georga)


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> Mit etwas Übung ist das kein Problem.

"Grün", dachte er...

von Daniel F. (df311)


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das im betreff genannte zeug verwende ich nur, wenn eine entsprechend 
"warme" gasflamme im spiel ist.
(t)qfp löte ich ganz klassisch mit lötkolben und feinem lötzinn. wenn 
danach noch brücken vorhanden sind, werden diese mit entlötlitze 
vorsichtig entfernt.

wenn man nicht gerade zwei linke hände hat, der lökolben von einem 
spengler stammt und ein ferngals als brille braucht, dann schafft man 
das so ganz gut...

von Georg A. (georga)


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> (t)qfp löte ich ganz klassisch mit lötkolben und feinem lötzinn. wenn
> danach noch brücken vorhanden sind, werden diese mit entlötlitze
> vorsichtig entfernt.

Die Brücken bekommt man aber deutlich besser weg (bzw. gar nicht erst), 
wenn man so einen Fluxstift oder Gel benutzt. Für einen "Anfänger" ist 
Zinn mit etwas schärferem Flussmittel (zB. SW26) wohl sicher auch nicht 
verkehrt. Die Fälle, wo da evtl. doch was korrodieren könnte, sind eher 
pathologisch. Der Unterschied in der "Lötfreudigkeit" zwischen SW34 und 
SW26 ist aber enorm. Mit SW26 macht mir selbst bei ganz normalem 
bleifreiem Zinn (99Cu1) das Löten wieder Spass ;)

von Michael (Gast)


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Lötwasser und Lötfett haben in der Elektronikfertigung nichts verloren.
Lötfettrückstände sind hygroskopisch und nehmen daher Luftfeuchtigkeit 
auf was Korrosion begünstigt. Darüber hinaus enthalten sie agressive 
Säuren. Lötfett- und wasser sind zum Löten stark verunreinigter Bauteile 
gedacht.

Zum Löten von ICs nimmt man Flussmittel die als "No Clean Flux" 
gekennzeichnet sind.
Diese Flussmittel haben einen geringen Feststoffanteil und hinterlassen 
praktisch fast keine Rückstände.

von Alfred (Gast)


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Vielen dank für eure ausführlichen Beiträge!

Ich habe noch ein paar Artikel gefunden, bei denen ich mir nicht ganz 
sicher bin, vielleicht könnt ihr mir sagen, ob das geeignet ist (No 
Clean Flux) und ob es sich um angemessene Preise handelt.

http://www.ersa-shop.com/lotflussmittel-mittelm%C3%A4%C3%9Fig-aktiviert-fsw26-flasche-p-3674.html?osCsid=7kcfb5fuc8rvn32k6bi2bdabr6#privatkunde

http://www.ebay.de/itm/Lotol-RST-250ml-rostfreien-Stahl-loten-Edelstahl-Tatowiernadeln-loten-NEU-/160971271138?pt=DE_Haus_Garten_Heimwerker_Elektrowerkzeuge&hash=item257aa2abe2

http://www.ebay.de/itm/Lotwasser-PS3-XBOX-360-YLOD-BGA-SMD-Flussmittel-X-M3-100-ml-flussig-liquid-Flux-/161015561237?pt=PC_Viedeospielzubeh%C3%B6r&hash=item257d467c15

Lötwasser verwendet man also vorm Löten und lässt es richtig in die 
Platine einziehen und Lötöl so wie in dem Video, das masterfx gepostet 
hat.
Habe ich das so richtig verstanden?

Greetz
Alfred

von Georg A. (georga)


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Der Herr Lötmeister lötet nur Kupferdachrinnen, keine Platinen. Aus dem 
Spengler-Dunstkreis stammen die Bezeichnungen Lötfett, Lötwasser/öl. Das 
Zeug da ist so aggressiv ätzend, dass es die dünne Kupferauflage einer 
Platine innerhalb von ein paar Wochen wegfrisst und nur Grünspan 
übrigbleibt. Also Finger weg von sowas.

Es muss zwingend Flussmittel für Elektronikanwendungen sein, alte 
Bezeichnungen waren SW26 bis SW34 (kleinere 
Zahl=aggressiver/aktivierter). Was du da genau nimmst, ist für 
Hobbyanwendung egal. Reines Kolophonium ist AFAIR SW33, kannst du auch 
einfach in der Apotheke kaufen und in Isopropanol auflösen. Der Lötlack 
SK10 ist auch sowas. Halogenhaltiges Flussmittel (gibts auch als Gel) 
ist etwas schärfer und man sollte die Dämpfe nicht gerade inhalieren, 
IMO ist es aber gerade für bleifrei sehr hilfreich. Da ist man um alles 
froh, was das Zinn länger frisch hält...

von Harald W. (wilhelms)


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Alfred schrieb:

> Lötwasser verwendet man also vorm Löten und lässt es richtig in die
> Platine einziehen und Lötöl so wie in dem Video, das masterfx gepostet
> hat.

Du solltest nicht alles glauben, was hier von den Postern,
insbesondere den nicht angemeldeten kommt. :-(
Lötwasser, Lötöl und Lötfett sind grundsätzlich für elektrische
Lötungen nicht geeignet! Man verwendet sie eher für nichtkupfer-
verbindungen und muss sie nach dem Löten grundsätzlich vollständig
entfernen, da es sonst zu Korrosion kommt.
Gruss
Harald

von Emanuel B. (elhb)


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Also ich kann auch nur ein paar Vorredner bestätigen: Lötfett und 
Lötwasser ist nichts für Elektronikanwendungen!!

Ich habe vor ein paar Wochen selbst die Erfahrung gemacht...
Habe aus Unwissenheit und weil grad nichts Anderes da war Lötfett 
verwendet um einen Mikrocontroller im TSSOP Gehäuse aufzulöten. Rein 
löttechnisch eigentlich super weil man selbst beim groben Löten keine 
Brücken bekommt. Als ich dann die Schaltung in Betrieb genommen habe, 
haben aber dann die Pegel am Controller nicht gestimmt, das Problem 
konnte immer wieder durch nochmaliges Nachlöten beseitigt werden, kam 
aber immer wieder. Ein blick auf Wikipedia konnte dann aufklären....
http://de.wikipedia.org/wiki/Flussmittel_%28L%C3%B6ten%29
Lötfett zieht mit der Zeit Wasser aus der Luftfeuchtigkeit und sorgte 
bei mir für Kurzschlüsse bzw. Kriechströme.
Habe dann den Controller wieder entlötet und versucht die Platine zu 
reinigen, Lötfett ist sehr hartnäckig und konnte selbst mit Azeton nicht 
vernünftig entfernt werden.....
Nach erneutem Auflöten mit richtigem Flussmittel ging alles einwandfrei.

Bitte einfach nur ganz normals Flussmittel verwenden!!
Die Platine nicht mit irgendwas tränken!! :D

von herbert (Gast)


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Wer seine Leiterplatten sowieso immer badet der muß sich keine Sorgen 
machen.Die frage ist doch immer rumbraten oder Flussmittel was schadet 
der Leiterplatte mehr.Auch Lötfette und Löthonig sind Flussmittel.No 
clean ist was für leute die generell keine Platte waschen und auch nicht 
so empfindlich sind wenn das fertige teil nicht so ausschaut wie ein 
neues Asus Mainboard.:-)

von W.S. (Gast)


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Alfred schrieb:
> Lötwasser verwendet man also vorm Löten...

meinst du jetzt Klaren, Braunen oder nen Kräuter? oder stehst du eher 
auf Eierlikör?

Im Ernst, sowas wie Salmiaksteine, Lötwasser (= verdünnte Salzsäure) und 
Konsorten sind in unserem Metier völliger Mumpitz.

Wenn du es einfach haben willst, kauf dir bei Pollin ein wenig 
Kolophonium (gibt's dort in kleinen runden Döschen) und tunke die 
Kolbenspitze ein wenig hinein vor dem Löten.

Alternativ: etwas davon in Spiritus oder (Tip von nem Bekannten: in 
Aceton) auflösen und dies als relativ mildes Flußmittel auf die zu 
lötende Stelle auftragen. Man kann davon ruhig recht viel nehmen, 
schadet nix und läßt sich mit ner alten Zahnbürste, etwas Küchenkrepp 
und Spiritus auch wieder gut entfernen.

W.S.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo W.S.

> Alternativ: etwas davon in Spiritus oder (Tip von nem Bekannten: in
> Aceton) auflösen und dies als relativ mildes Flußmittel auf die zu
> lötende Stelle auftragen. Man kann davon ruhig recht viel nehmen,
> schadet nix und läßt sich mit ner alten Zahnbürste, etwas Küchenkrepp
> und Spiritus auch wieder gut entfernen.

Spiritus geht. Aber Isopropanol ist besser, weil nich ganz so 
dünflüssig. Und Spiritus aus dem Baumarkt kann erheblich mit Essigsäure 
verunreinigt sein. Aber das merkt man am Geruch...

Weiterer Tipp: Aus der Apotheke ein 100ml Flächschen mit Pipette und 
Gummiball
besorgen. Kostenkunkt so um die 3 Euro. Dahinein die gesättigte Lösung 
aus Isopropanol und Kolophonium.

Kolophonium wirst Du übrigens in ausreichender Menge problemlos in 
Kiefernwäldern von dem Stämmen sammeln können. Vorsicht....klebt noch 
schlimmer als Honig, und ist mit Wasser nicht abzuwaschen.
Alkohol oder Terpentin(ersatz) nehmen. Ausserdem ist es meist zimlich 
verdreckt, und müsste erst mal durch einen Filter geschickt werden.

Was auch bei manchen Härtefällen Hilft, ist Stearin ( 
http://de.wikipedia.org/wiki/Stearin ).

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.dl0dg.de

von Timmo H. (masterfx)


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von Lötmeister (Gast)


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Also, nicht das Alfred noch vor dem Löten in den Wald geschickt wird. 
Das einzige Flussmittel das beim Löten gebraucht wird ist ein 
anständiger Humpen Bier. Nicht für das Werkstück, sondern für den Mann. 
:-)

Es reicht völlig wenn vor dem Löten die Kupferbahnen schön blank gemacht 
werden. Entweder mit der Drahtbürste oder dem Salmiakstein abreiben bis 
es schön glänzt. Und dann richtig heiß verlöten, sonst wird die 
Lötstelle kalt. Das wird schon.

von Daniel F. (df311)


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Bernd Wiebus schrieb:
> Kiefernwäldern von dem Stämmen sammeln können. Vorsicht....klebt noch
> schlimmer als Honig, und ist mit Wasser nicht abzuwaschen.

ich schaffe es leider nicht ganz, die bezeichnung in meinem heimatlichen 
dialekt als lautschrift wiederzugeben (sowas ähnliches wie 
"fårchenpeïch") - aber das zeug ist mir bestens bekannt ;-)
kleiner tipp wenn man aus unterwegs aus welchen gründen auch immer 
kieferpech an die hände bekommen hat, den kleber aber nicht brauchen 
kann: erde drüberschmieren. sieht zwar alles anders als sauber aus, 
wirkt aber zuverlässig. zum abwaschen unterwegs geht auch sand - 
allerdings nicht für empfindliche haut geeignet.

zum abwaschen gibt es noch ein hausmittel, das (fast) jeder daheim hat: 
butter oder margarine - zuerst die händer gut damit einreiben, danach 
einfach mit seife abwaschen. funktioniert super, auch wenn ich in der 
zwischenzeit aus persönlicher überzeugung (verschwendung von 
lebensmitteln) zu handwaschpaste mit so kleinen körnern übergegangen 
bin.

von Reinhard Kern (Gast)


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Lötmeister schrieb:
> oder dem Salmiakstein abreiben bis
> es schön glänzt.

Sowas war vor vielen Jahrzehnten auch mal ein Anfängerfehler von mir, 
die erste Leiterplatte hatte Messinglötösen mit Kabeln dran - leider 
hatte ich aus Unkenntnis auch Salmiak als Löthilfe verwendet und nach 6 
Monaten waren alle Kabel abgefallen, weil sich die Lötösen aufgelöst 
hatten. Sowas macht man einmal und nie wieder, zu meiner Entschuldigung, 
damals waren Leiterplatten überhaupt noch eine neue Technologie und es 
gab niemand, den ich hätte fragen können.

Gruss Reinhard

von dolf (Gast)


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Reinhard Kern schrieb:
> damals waren Leiterplatten überhaupt noch eine neue Technologie und es
> gab niemand, den ich hätte fragen können.

da hatte ich mehr glück.
mein onkel hat mir bei gebracht das lötfett u.s.w. nur für klmpnerkram 
taugt.und aus.....
für deb rest wird kolofon genommen.
er hatte recht.

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