Forum: Platinen Platine & "Rosol 3"


von Oliver R. (roliver)


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Hallo,

habe eine Artikel gefunden, in dem eine Selbst erstellet Platine nach 
dem Ätzen mit Rosol 3 Lötpaste (Heizungsbau) bearbeite/behandelt wird.

Macht der wer von euch?
Ist das zu empfehlen oder besser Finger weg?

Gruß

Oliver

von T. (Gast)


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Ich hab das mal probiert. Die erste Platine habe ich direkt versaut weil 
ich zu weit erwärmt habe (Heißluftpistole). Normalerweise, also wenn man 
Kupferrohr lötet, wird die Lötpaste irgendwann silbrig glänzend. Das ist 
dann die Löttemperatur und man gibt Zinn dazu. Bei der Platine hat es 
nicht so funktioniert, die Paste blieb grau.
Beim zweiten Versuch habe ich kürzer erwärmt. Die Paste sah unverändert 
aus, höchstens ein wenig trockener. Nach dem Abwaschen der Paste zeigte 
sich aber eine komplette und gleichmässige Verzinnung.
Es funktioniert also grundsätzlich, es ist nur schwierig die richtige 
Temperatur zu haben.

Mittlerweile verzinne ich meine Platinen aber nicht mehr. Nach dem Ätzen 
kommt Lötlack drauf und beim Bestücken werden nur die Pads verzinnt. 
Nach dem Bestücken werden die Flussmittelreste mit Spiritus und 
Zahnbürste entfernt und dann kommt PU-Lack drauf um das Kupfer vor 
Oxidation zu schützen. Spätere Reparaturen haben sich als 
unproblematisch erwiesen und das Kupfer sieht einfach edler aus.

von Gerd E. (robberknight)


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Bei dem Zeug musst Du die richtige Temperatur treffen, sonst verbrennt 
entweder die Platine oder es schmilzt nicht richtig. Außerdem hinterher 
SEHR gut abwaschen, das Flussmittel was da drin ist, ist sehr aggressiv.

Die einfachste Möglichkeit ist, Du lässt den Fotolack nach dem Ätzen auf 
der Platine und belichtest und entwickelst nur die Lötstellen nochmal. 
Also quasi den Fotolack als Lötstoppmaske verwenden.

Für normale Innenräume reicht das eigentlich als Schutz. Mit den Jahren 
wird das Kupfer irgendwann dunkler, aber das ist nur Optik.

Der schon angesprochene PU-Schutzlack ist natürlich noch besser. Du 
kannst aber danach nicht mehr so sauber reparieren. Außerdem musst Du 
vorm Aufbringen alle Arten von Steckern, Tastern, Kontaktstifte, 
Testpunkte etc. sorgfältig abdecken.

von Matthias L. (limbachnet)


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Ich nehme jedenfalls lieber Rosol zum Verzinnen als die chemischen 
Ätzbäder. Die chemischen Bäder sind in der Anwendung zwar ziemlich 
unkompliziert, aber ich habe damit bisher keine gut lötbaren 
Zinnschichten hinbekommen. Die Platine sieht zwar gut aus, aber um beim 
Bestücken kurze Lötzeiten pro Pad zu haben, muss ich die Pads trotzdem 
nochmal manuell verzinnen.

Bei Rosol gibt's zwei Varianten der Anwendung. Einmal die 
Dünnschicht-Variante, das entspricht dem zweiten Versuch von T. Dabei 
wird mit der Heißluftpistole nur solange erwärmt, bis die Paste 
getrocknet ist und nicht mehr qualmt. Dann mit einem Tuch drüberrubbeln 
(Finger nicht verbrennen!) und die Leiterbahnen sind dünn verzinnt. Ich 
finde diese Schicht nicht wesentlich besser lötbar als die chemisch 
erzeugte.

Die Dickschicht-Variante ist die sog. Thomas-Pfeifer-Methode, da wird so 
lange gebraten, bis das Zinn flüssig aufschmilzt und dann wird mit einem 
feuchten oder leicht gefetteten Läppchen das heiße Zinn glatt gewischt. 
Diese Schicht ist prima lötbar, sieht aber meist recht ungleichmäßig und 
uneben aus. Um das so glatt hinzubekommen wie der Thomas Pfeifer, 
braucht's viel Übung, ich bekomme das jedenfalls nicht glatt hin - und 
nehme das Zeug trotzdem. Form follows Function, die Zinnschicht sieht 
vielleicht nicht sooo toll aus, aber sie hält prima und ist gut lötbar.

Es ist aber wichtig, dass man die verzinnte Platine wirklich gut mit 
warmem Wasser abschrubbt, um die Zinkchloridreste sicher 
'runterzubekommen.

Ob man überhaupt verzinnen muss, hängt IMHO vom persönlichen Geschmack 
und dem Einsatzgebiet der Platine ab. Wo es im Betrieb schon mal feucht 
werden kann, da verzinne ich, um das Kupfer vor Korrosion zu schützen. 
Reine Innenraum-Platinen verzinne ich nicht mehr. Die werden nach dem 
Bestücken nochmal mit Spiritus oder Isopropanol geputzt und damit ist's 
gut. Die Leiterbahnen werden im Lauf der Zeit bräunlich, aber das stört 
die Funktion ja nicht...

von Markus B. (dalotel)


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Ich habe mit der Lötpaste keine guten Erfahrungen gemacht.
Es ist sehr schwer die exakte Temperatur zu treffen.
Meist hatte ich hinterher verbrannte Platinen.
Ich benutze nur noch Chemisch Zinn.
Das ist in der Anwendung problemlos und läßt sich hinterher perfekt 
löten.

von herbert (Gast)


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Eigentlich sollte man die Platine nicht so einem Hitzestress aussetzen. 
Gerade sehr dünne Leiterbahnen können bei diesem brachialen thermischen 
Vorgang schon abgehen.Wenn schon Zinn dann eben chemisch aufbringen.

von Matthias L. (limbachnet)


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Mir ist völlig unklar, wieso das Aufschmelzen von Zinnpaste per 
Heißluftpistole gar förchterlöcher Hitzestress sein soll, das 
Aufschmelzen von Lotpaste im Reflowofen hingegen als etabliertes 
Verfahren durchgeht - möchte mir bitte jemand den qualitativen 
Unterschied erklären?

Also, selbst bei den etwas verunglückten und dadurch elegant gebräunten 
Platinen habe ich noch nie eine Leiterbahn abgelöst bekommen. Wirklich 
verbrannte Platinenoberfläche habe ich allerdings auch nur einmal 
produziert, nämlich als ich's mit der Gas-Lötkartusche versucht habe. 
Mit der Heißluftpistole noch nie.

Was muss man eigentlich anstellen, um Chemisch-Zinn-Schichten 
hinzubekommen, die sich mindestens genauso gut löten lassen wie nacktes 
Kupfer? Ich stell' mich dabei immer zu blöd an.

von herbert (Gast)


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Matthias L. schrieb:
> Mir ist völlig unklar, wieso das Aufschmelzen von Zinnpaste per
> Heißluftpistole gar förchterlöcher Hitzestress sein soll, das
> Aufschmelzen von Lotpaste im Reflowofen hingegen als etabliertes
> Verfahren durchgeht - möchte mir bitte jemand den qualitativen
> Unterschied erklären?

Die professionellen Hersteller wissen auch, dass dieses Verfahren nicht 
gut für die Platine ist und werben mit neueren Verfahren (Nickel Gold 
etc,) eben mit diesem Hinweis auf den fehlenden Hitzestress für diese.


> Was muss man eigentlich anstellen, um Chemisch-Zinn-Schichten
> hinzubekommen, die sich mindestens genauso gut löten lassen wie nacktes
> Kupfer? Ich stell' mich dabei immer zu blöd an.

Sich ein gutes Produkt kaufen wie Seno Glanzzinn.Lesen lernen.;-) Das 
nach Anletung ansetzen,aber am besten portionieren weil das angesetzte 
Produkt etwa ein halbes Jahr zu benutzen ist.Wennst platine nicht gleich 
verlöten willst ist es besser mit dem verzinnen zeitnah zum löten zu 
warten weil das nach einigen Wochen schwieriger wird. hast du diesen 
Punkt schon erreicht wo es schlechter zu löten ist, dann nimmst 
Zahnpasta als Schleifmittel und eine alte Bürste und gehtst damit kurz 
drüber. Gründlich abspülen und noch nass ins Zinnbad um nach zu 
verzinnen. Problem gelöst.
Ps: Ich habe schon billigers Zinnbad gekauft aber das wahr leider 
Qualitativ nicht so gut wie das von Seno.Hinweis für Sparfüchse...

von tobi (Gast)


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Matthias L. schrieb:
> Mir ist völlig unklar, wieso das Aufschmelzen von Zinnpaste per
> Heißluftpistole gar förchterlöcher Hitzestress sein soll, das
> Aufschmelzen von Lotpaste im Reflowofen hingegen als etabliertes
> Verfahren durchgeht - möchte mir bitte jemand den qualitativen
> Unterschied erklären?

Reflow ist auch ein Stress für die Platinen, und die Anzahl der 
zugelassenen Reflowzyklen ist auch begrenzt. (in der Gegend von 3x)

von Bender (Gast)


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Der Beitrag ist zwar schon etwas älter, wird aber bei google immernoch 
ziemlich weit oben gefunden:

Ich benutze Rosol 3 bereits seit knapp 2 Jahren, die Schaltungen 
funktionieren bisher tadellos. Ich benutze allerdings kein Heißluftgerät 
zum Verzinnen, sondern einen Lötkolben auf ca 350°C. Geht zwar deutlich 
länger als mit dem Heißluftfön, allerdings besteht keine Gefahr, die 
Platine zu "verbrennen"

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