Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Gewinde schneiden?


von Andreas L. (Gast)


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Hallo zusammen.

Ich habe hier eine Frage, wo ich gerade auf der Leitung stehe, um sie 
mir selbst zu beantworten.

Ich soll für mein Bauprojekt in ein Rundmaterial mit einem Gewindebohrer 
"10 BA" (entspricht 1,4mm) ein Gewinde schneiden.

Mit welchem Durchmesser muss ich das Grundloch bohren? 1,4mm oder 
kleiner 1,4mm?

Was besagt die Angabe "10BA" (1,4mm) genau? Dass in das spätere Loch 
eine Schraube mit 1,4mm Durchmesser passt oder eine > 1,4mm?



Sorry und Danke!

von Michael (Gast)


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Schau mal hier:

http://www.gewindeaufschneider.de/kernlochmaszen/


Bei einem 1,4mm Gewinde mit 0,3mm Steigung musst du mit 1,1mm Bohren.

von Johannes M. (johannesm)


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BA 10 ist ein britisches Gewinde, meine Tabelle sagt 1,28 mm (0,05 Zoll) 
für den Kernlochbohrer.

von Andreas (Gast)


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>Was besagt die Angabe "10BA" (1,4mm) genau?

http://www.gewinde-normen.de/ba-gewinde.html

Das Kernloch bei BA Nr. 10 ist 1,28 mm groß, du sollst also anscheinend 
mit 1,4 mm bohren.

Ich würde aber 1,3 nehmen, das Loch wird sowieso größer als der 
Nenndurchmesser des Bohrers.

von Andreas L. (Gast)


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>Das Kernloch bei BA Nr. 10 ist 1,28 mm groß, du sollst also anscheinend
>mit 1,4 mm bohren.

Und genau das verstehe ich nicht.
Wie kann das Vorbohrloch größer sein, als das danach geschnittene Loch? 
Ich dachte immer, dass das Vorbohrloch kleiner ist und nur den 
Gewindeschneider "führt"?!



Aber wenn es so sein soll: Ok, dann nochmal Schritt für Schritt:

 - ich bohre zunächst mit 1,4mm mit einem normalen Spiralbohrer vor
 - anschließend nehme ich einen 1,4 mm Gewindebohrer und schneide in das 
1,4mm Loch ein Gewinde


confused

von Andreas (Gast)


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>anschließend nehme ich einen 1,4 mm Gewindebohrer

Du sollst keinen 1,4 mm Gewindebohrer nehmen, sondern einen 
Gewindebohrer BA Nr.10.

Dieses Gewinde hat laut der verlinkten Tabelle, die du anscheinend nicht 
wirklich angesehen hast, ein Kernloch von 1,28 mm.

Du bohrst also ein Loch mit einem 1,3 mm Bohrer und schneidest dann dein 
Gewinde BA Nr. 10.

von Andreas (Gast)


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Andere Frage.

Laut deinem "längsgebohrtem Querloch"-Thread "verfügst" du über 
Ständerbohrmaschine,Fräsmaschine und Drehbank.

Wie kommt man mit deinen absolut nicht vorhandenen Kenntnissen zu so 
was?

Ich kaufe mir ja auch keinen Porsche, wenn ich nicht mal einen 
Führerschein habe.

von Andreas L. (Gast)


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Ok danke!

Ja ich habe jetzt die Seite angeschaut.

Mir hat nämlich diese Seite hier suggeriert, dass 10BA das Gleiche wie 
1,4mm seien:

http://www.avontapdie.co.uk/10-ba-tapping-drill

von Rufus Τ. F. (rufus) Benutzerseite


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Andreas L. schrieb:
> Mir hat nämlich diese Seite hier suggeriert

Diese Seite zeigt den Bohrer für ein Kernloch, nicht den Gewindebohrer, 
der dieses Kernloch benötigt.

von Andreas (Gast)


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Ach herrje.

Ein "tapping drill", wie er auf dieser Seite angeboten wird, ist ein 
KERNBOHRER. Das ist ein Bohrer, der für das Vorbohren von Innengewinden 
verwendet wird.

Ein 10,2 mm HSS Spiralbohrer ist ja auch nicht das Gleiche wie ein M12 
Gewindebohrer.

von Andreas L. (Gast)


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>Diese Seite zeigt den Bohrer für ein Kernloch, nicht den Gewindebohrer,
>der dieses Kernloch benötigt.

Ok. Kapiert!

Wobei wir nun schon bei 1,4mm zum Vorbohren sind...hmm...Aber größer 
kanns ja immer noch werden.
Ich versuche zunächst mit 1,3mm vorzubohren wie es in der Tab. steht.

von Michael_ (Gast)


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Ich mag garnicht in die Zukunft sehen!
Hast du nicht jemanden, der Erfahrung hat und das für dich machen kann?
Ich könnte wetten, du brichst den dünnen Gewindebohrer ab.
Üben kannst du ja mit Gewinde ab 3mm aufwärts.

von Teo D. (teoderix)


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Michael_ schrieb:
> Ich mag garnicht in die Zukunft sehen!
> Hast du nicht jemanden, der Erfahrung hat und das für dich machen kann?

Jo, kauf M5 o. M6 zum üben!
Windeisen hast Du?
Schneidöl, Winkel, Schraubstock.
Tricks mit der Drehbank, Fräse und Standbohrmaschine gibt's auch noch.
Es ist leider äußerst umständlich dieses Wissen auf Diese weise
rüber zu bringen. Unter M3 wird es sogar wichtig die Geräusche richtig 
zu interpretieren.

von Georg A. (georga)


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> Unter M3 wird es sogar wichtig die Geräusche richtig
> zu interpretieren.

Knack?

von Teo D. (teoderix)


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Georg A. schrieb:
>> Unter M3 wird es sogar wichtig die Geräusche richtig
>> zu interpretieren.
>
> Knack?

Jup, über M3 geht wahrscheinlich nur das Gewinde, darunter beides, 
kaputt.
(bevor er sich fest gefressen hat)

von Michael_ (Gast)


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Das Beste wäre sicher, mit einem Päckchen Kaffee unter dem Arm zu einem 
Uhrmacher zu gehen.
So klein hab ich noch nicht gemacht. 2 mm war das Kleinste.
Es stellt sich natürlich die Frage, wer vergibt solche Sachen an 
Mechanik-Neulinge?

von Dieter Werner (Gast)


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Ja, mit so kleinen Gewindebohrern umzugehen erfordert schon etwas 
Umdenken gegenüber M5 und größer.

Zum Beipiel ist ein Windeisen kaum empfehlenswert, eher ein Stielkloben 
oder Halter für Nadelfeilen. Damit habe ich schon US Gewinde #0 
geschnitten, die sind im Durchmesser vergleichbar.

von Schreiber (Gast)


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Alternativ kann man das Gewinde auch auf der Drehbank mit einem 
passenden Meißel (ja, die gibts) fertigen. Ist, zumindest auf einer 
CNC-Drehbank, wesentlich einfacher und man kann keine Gewindeschneider 
abbrechen.

Wirklich fertigungsgerecht sind so kleine Innengewinde allerdings nicht. 
Ich würde hier prüfen, ob man nicht ein Außengewinde verwenden kann. 
Alternativ mal prüfen, ob man nicht auch alternative 
Verbindungsverfahren wie Schweißen oder Kleben verwenden kann.

von Klaus W. (mfgkw)


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Schreiber schrieb:
> Alternativ kann man das Gewinde auch auf der Drehbank mit einem
> passenden Meißel (ja, die gibts) fertigen.

Für den Durchmesser?
Was hast du denn für Meisel?

von Georg A. (georga)


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> Wirklich fertigungsgerecht sind so kleine Innengewinde allerdings nicht.

Wobei ich mich frage, wie die die ganzen Innengewinde der winzigen 
Hype-Gadgets so machen (Digitalkameras, Handies, ...). Gut, tw. ist das 
selbstschneidend ;) Aber eine ganze Reihe sind wirklich 
Feingewindeschrauben im Blech, und das oft nicht über 1mm Durchmesser...

von Dieter W. (dds5)


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Klaus Wachtler schrieb:
> Schreiber schrieb:
>> Alternativ kann man das Gewinde auch auf der Drehbank mit einem
>> passenden Meißel (ja, die gibts) fertigen.
>
> Für den Durchmesser?
> Was hast du denn für Meisel?

Das ist wirklich eine gute Frage.
Der kleinste Innengewindemeissel von Komet ist bei M3,5 an der Grenze, 
kleiner geht nicht.

Und Uhrmacherdrehbänke / Drehstühle mit Leitspindel kenne ich auch 
keine.

von Sascha S. (dec)


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Dieter Werner schrieb:
> Klaus Wachtler schrieb:
>> Schreiber schrieb:
>>> Alternativ kann man das Gewinde auch auf der Drehbank mit einem
>>> passenden Meißel (ja, die gibts) fertigen.
>>
>> Für den Durchmesser?
>> Was hast du denn für Meisel?
>
> Das ist wirklich eine gute Frage.
> Der kleinste Innengewindemeissel von Komet ist bei M3,5 an der Grenze,
> kleiner geht nicht.

Hallo,

Für M3 gibt es auch noch fertige Innengewindedrehstähle. Minimaler 
Bohrdurchmesser 2,4mm. Jedoch waren die nicht von Komet. Müsste ich 
nachsehen wer die liefert. Waren aus Hartmetall.

Wobei das von den hier geforderten 1,25mm noch weit entfernt ist...

Grüße

: Bearbeitet durch User
von Schreiber (Gast)


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Dieter Werner schrieb:
>> Für den Durchmesser?
>> Was hast du denn für Meisel?
>
> Das ist wirklich eine gute Frage.
> Der kleinste Innengewindemeissel von Komet ist bei M3,5 an der Grenze,
> kleiner geht nicht.
>
> Und Uhrmacherdrehbänke / Drehstühle mit Leitspindel kenne ich auch
> keine.

Hersteller des Drehmeißels? Keine Ahnung. Allerdings habe ich auch 
Bohrungen (inklusive Abrundung mit einem Radius von 0,2mm) auf einen 
Innendurchmesser von 0,8mm(!!!) ausgedreht. Der Hartmetalldrehmeißel war 
dünner wie eine Stecknadel und dementsprechend empfindlich.
Meißel zum Gewindeschneiden gibts auch in der Größe.

Eine Leitspindel- oder Uhrmacherdrehbank braucht man dazu und auch zum 
Gewindeschneiden übrigens nicht: eine kleine NC-Drehbank der gehobenen 
Preisklasse ist völlig ausreichend...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Schreiber schrieb:

> Eine Leitspindel- oder Uhrmacherdrehbank braucht man dazu und auch zum
> Gewindeschneiden übrigens nicht: eine kleine NC-Drehbank der gehobenen
> Preisklasse ist völlig ausreichend...

Oder man holt sich etwas Vernünftiges aus der Zeit, als Drehbänke noch 
Drehbänke waren (tm).

Hier steht ab nächster Woche eine Boley 5LZ (Baujahr 1970 meine ich) - 
eine bessere Feindrehbank habe ich noch nicht gesehen.

Nachdem mir auf dieser Drehbank jemand die Anfertigung eines 
M1-Außengewindes demonstriert hat (für diese Drehbank gibt es nicht ohne 
Grund 1mm-Spannzangen), musste ich die einfach haben :-)

Der Hammer!

von Udo S. (urschmitt)


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Chris D. schrieb:
> Nachdem mir auf dieser Drehbank jemand die Anfertigung eines
> M1-Außengewindes demonstriert hat (für diese Drehbank gibt es nicht ohne
> Grund 1mm-Spannzangen), musste ich die einfach haben :-)

Mach mal Bilder bitte :-)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Gerne :-) Ich hoffe, ich kann sie Dienstag oder Mittwoch abholen.

Allerdings werde ich (bzw. mein befreundeter Maschinenbauerrentner) noch 
Änderungen vornehmen: das vordere Spindelgleitlager bei meiner gekauften 
ist ziemlich ausgelutscht und müsste überarbeitet werden. Das wird dann 
durch ein gutes Nadellager ersetzt werden, damit dort Ruhe ist.

Das mache ich natürlich nicht selbst - dafür habe ich eben meinen 
"Spezialisten" - der die 5LZ natürlich auch hat und der mir diesen 
Schatz empfohlen hat.

Ich wollte es nicht glauben, dass man auf so einer Maschine derart fein 
arbeiten kann. Naja, Boley hatte sich ja nicht umsonst einen sehr guten 
Ruf in der Uhrenindustrie erarbeitet und 80% der Maschinen gingen wohl 
auch in die Schweiz (was ja schon etwas heisst).

Schöne Bilder gibt es übrigens hier: http://www.lathes.co.uk/boley5lz
(ein Link auf die zweite Seite ist kaputt, die anderen funktionieren 
aber)

: Bearbeitet durch Moderator
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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So. Was lange währt ... nein, ich hatte es einfach vergessen - aber dank 
Michaels "Erinnerung" gibt es jetzt die Fotos von der Boley 5LZ.

Wie schon geschrieben: das ist eine Feindrehbank, die den Namen 
verdient. Gewicht sind um die 900kg, Drehbereich ist 500x260mm bei bis 
zu 3500/min (natürlich nur mit Spannzangen ;-). Die 5LZ lässt sich sehr 
vielseitig einsetzen, insbesondere durch die Spannzangenaufnahme 
(1-16mm) und 4-fach beschleunigten Rücklauf lassen sich komfortabel 
Gewinde schneiden - sogar mit fast vollautomatischer Steuerung über zwei 
Endschalter.

Was mir noch fehlt ist eine Lünette, aber da werde ich mir wohl 
irgendeine passende holen und deren Fuß umarbeiten.

Die Fotos zeigen außer der Drehbank (man sollte sich vom Lack nicht 
täuschen lassen, die Abweichung eines Zylinderdurchmessers liegt bei 
unter 5µm auf 500mm!) auch den Spannzangensatz und eine Unzahl an 
Wechselrädern, auch mit Zähnezahlen außerhalb der ursprünglich 
mitgelieferten (wohl für exotische Steigungen). Für dünne Ringe (eben 
Uhrenindustrie) gibt es auch sog. Glockenspannzangen, um diese sauber 
spannen zu können. Irgendwann kriege ich die auch noch :-)

Es macht einfach nur Spaß, mit der Maschine zu arbeiten - echte 
schwäbische Präzisionsarbeit für die Ewigkeit :-)

P.S.: Falls jemand die Leitspindel vermisst - die liegt perfekt 
geschützt im Maschinenbett :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Udo S. (urschmitt)


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Was macht der viele Rost auf den Wechselzahnrädern? :-)

Wenn man die Bilder sieht wird man neidisch.
Danke und viel Spass mit der Maschine.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Udo Schmitt schrieb:
> Was macht der viele Rost auf den Wechselzahnrädern? :-)

Der Flugrost stammt noch vom Vorgänger - ich bin leider einfach noch 
nicht dazu gekommen, den zu entfernen :-( Aber der nächste Winter naht 
ja: da kann man so etwas abends vor dem Kamin erledigen ;-)
Eigentlich schmerzt mich auch der schlechte Lackzustand - aber im Moment 
muss sie einfach nur funktionieren und irgendwann wird sie auch wieder 
in alter Schönheit erstrahlen :-)

> Wenn man die Bilder sieht wird man neidisch.

Musst Du nicht - diese Maschinen gibt schon für recht kleines Geld 
(durchaus unter 2000€), wenn man warten kann - und natürlich den Platz 
hat). Aber man sollte schon jemanden dabei haben, der sie auf Herz und 
Nieren prüfen kann.

> Danke und viel Spass mit der Maschine.

Danke - den hab ich wirklich :-)

von Walter Tarpan (Gast)


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Gratulation zu dem schönen Spielzeug!

Die Maschinen sind ja meist nicht das Problem - sondern der Platz dafür.

von herbert (Gast)


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Seufz...naja ich hätte keinen Platz und außerdem nur gelegentlich mal 
Bedarf. Etwas Arbeit muß man wohl noch reinstecken. Leit und 
Zugspindel...hä, da fällt mir gleich wieder mein Lapsus als Azubi ein 
als ich weil ich fasziniert vom Lauf des Supports nicht aufgepasst habe 
und das ganze dann aufgelaufen ist. Gottseidank hat es nur die 
Scherstifte zerbröselt, aber mein Ausbilder war stocksauer.;-)

von Olaf (Gast)


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> So. Was lange währt ... nein, ich hatte es einfach vergessen - aber dank
> Michaels "Erinnerung" gibt es jetzt die Fotos von der Boley 5LZ.

Ich moechte das du sofort tot umfaellt und in die Hoelle kommst weil ich 
jetzt total neidisch bin. :-)

Schoenes Teil!

Olaf

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