Forum: HF, Funk und Felder Ferngesteuerte Maschinen, wie wird die Verbindung gesichert?


von Jan K. (drj)


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Hallo zusammen!

Gestern habe ich auf der Baustelle nebenan den neuen Stolz des 
Bauunternehmers bestaunen dürfen, ein nagelneuer Baukran mit einer 
robusten Funkfernbedienung (und er hat mich nicht spielen lassen!). 
Aufgrund meiner schlechten Erfahrung mit der Zuverlässigkeit von 
einfachen Modellbaufernsteuerungen auf 27MHz und 2.4GHz frage ich mich 
nun, wie die Fernsteuerung in der Industrie - die ja sicherheitsrelevant 
sind - gesichert werden. Funktionieren diese auch auf den ISM Bändern? 
Immer eine bidirektionale Verbindung mit Bestätigung und Prüfung, 
Prüfsummen? Oder sogar verschlüsselt? Hat jemand von euch Erfahrung 
damit? Nein, ich will nicht die Kontrolle über den Kran übernehmen, 
keine Sorge :-) Reine Neugier!

Danke und Gruss,

Jan

von думлихер троль (Gast)


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Naja, irgend einen Feedback muss es ja geben. Wenn sich der Kran einfach 
nicht mehr bewegt, weil die Batterie der Fernsteuerung alle ist, ist 
etwas wenig. Natuerlich muss die Verbindung gesichert sein, sodass 
fernbeeinflussung ausgeschlossen werden kann. Natuerlich muss der 
zustand des Krans immer auf der sicheren Seite sein, wenn die Verbindung 
mal abreisst. Dh die Verbindung muss zustandsfrei sein. Also nicht 
Hoch-Einschalten, und die Last geht hoch bis an den Anschlag und Abriss. 
Sondern Hoch-Waehrend-Gedrueckt. Der Anschlag muss trotzdem gesichert 
sein, dass der Motor abstellt wenn die Last oben ist. Es koennt ja sein, 
dass man's von unten nicht genau sieht.

von Georg A. (georga)


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AFAIR ist da nichts bidirektional. Wenn man die Frequenz stört, hält 
alles sofort an (schon probiert ;)

von Alex W. (a20q90)


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Georg A. schrieb:
> AFAIR ist da nichts bidirektional. Wenn man die Frequenz stört, hält
> alles sofort an (schon probiert ;)

Ja das Problem kenn ich! Hab so ein kleines Funkgerät, wenn ich da sende 
bleiben die Kräne auch bei mir stehen.

von NurEinGast (Gast)


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> AFAIR ist da nichts bidirektional. Wenn man die Frequenz stört, hält
> alles sofort an (schon probiert ;)

Und wo ist da der Zusammenhang ?
Wenn die Frequenz gestört ist, hällt der Kran an.
Wieso deutet das darauf hin, dass es keine bidirektionale Verbindung 
gibt ?

von Klaus R. (klaus2)


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...und wenn man ne ZVEI Folge durch einen Sender jagt, gehen die 
Feuerwehrtore hoch (früher zumindest). Unsinn machen kann man also viel 
:)

Klaus.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Passend zum Thema: der Baukran am Nachbarhaus hat gerade unser Dach
sowie meine Kurzwellenantenne demoliert … vermutlich der Funkkontakt
abgerissen (trotz Quasi-Sichtverbindung), und der Kran dreht sich
anschließend (weil er auf „Windsicherung“ steht) in den Wind.

von oszi40 (Gast)


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Jan K. schrieb:
> keine Sorge :-) Reine Neugier!
>
Evtl. Frequenzwechsel? Man könnte ja z.B. mal reinhören was auf 433MHz 
so los ist wenn er arbeitet? An einigen Orten dieser Welt wird ihm seine 
Funk-Fernsteuerung sicher weniger Freude bereiten.

von HF-Werkler (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Passend zum Thema: der Baukran am Nachbarhaus hat gerade unser Dach
> sowie meine Kurzwellenantenne demoliert … vermutlich der Funkkontakt
> abgerissen (trotz Quasi-Sichtverbindung), und der Kran dreht sich
> anschließend (weil er auf „Windsicherung“ steht) in den Wind.

Wow, du warst aber hoffentlich nicht gerade auf Sendung.
Das gibt doch sicher eine dicke Rechnung für den Unternehmer...

Gruss

von HF-Werkler (Gast)


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Bei Sicherheitsrelevanten Steuerungen werden spezielle Verfahren und 
teilweise auch Mehrbandsysteme (also nicht nur 2.4Ghz sondern z.B. 
gleichzeitig auch 433 und 868MHz) genutzt. Zur Sicherstellung des 
Fail-Safe wird der Sender regelmäsig genutzt (z.B. alle 100ms). Wenn das 
Signal ein paar mal ausbleibt, und die ev. vorhandene Backup Frequenz 
auch nicht ankommt, geht der Kran in den sicheren Zustand.

Das kann anscheinend bei Fail-Safe = Windsicherung auch gefährlich sein, 
aber darf ein Kran überhaupt so aufgestellt sein, das er andere Gebäude 
"abräumen" kann? Liegt deer Fehler nicht ev. schon in der Aufstellung?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Eigentlich wäre dies eine typische Anwendung für Systeme, die nach 
Gesichtspunkten der funktionalen Sicherheit implementiert werden 
müssten. Leider gibt es aber wohl etliche "zertifizierte" ältere 
Funkfernsteuersysteme, die keinerlei Schutzmechanismen aufweisen außer 
ihren zugelassenen Frequenzen.

Es gibt jedoch auch besser abgesicherte Systeme; basierend auf unserem 
eigenen Funkfernsteuersystem realisieren wir z.B. auch solche 
Fernsteuerungen für sicherheitsrelevante Anwendungen. Hierbei wird 
sowohl mit bidirektionaler Kommunikation als auch mit mehreren sender- 
und empfängerseitigen Watchdogs gearbeitet, die nicht nur 
Übertragungsfehler auf der Funkverbindung, sondern auch Programmabstürze 
der beteiligten Microcontroller bzw. Software erkennen. Die Reaktion auf 
solche Fehlerzustände wird dann projektspezifisch realisiert.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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HF-Werkler schrieb:

> Wow, du warst aber hoffentlich nicht gerade auf Sendung.

Nee, ich war auf Arbeit. ;-)

> Das gibt doch sicher eine dicke Rechnung für den Unternehmer...

Ich muss mir das Elend dann erstmal angucken.

HF-Werkler schrieb:
> darf ein Kran überhaupt so aufgestellt sein, das er andere Gebäude
> "abräumen" kann?

Naja, er ist dafür da, am Dach des Nachbarhauses zu werkeln (das sind
Reihenhäuser, das Nachbarhaus steht also Mauer an Mauer zu unserem).
Wenn er sich nun von da wegdreht, ist ihm dann das nächste Haus etwas
im Weg. :(

von Helge A. (besupreme)


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Hoffentlich ist der Schaden nit so groß. Mit Glück hat der Bau-Maxe ja 
wenigstens paar Dachziegeln da, und der Schaden läßt sich beheben!

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Helge A. schrieb:
> Hoffentlich ist der Schaden nit so groß.

Naja, die Kabel haben sie schon ziemlich zerfetzt, und das Spannseil
muss man komplett erneuern (weil es mit den Knoten nicht mehr über
die Umlenkrolle passen würde). :-(

> Mit Glück hat der Bau-Maxe ja
> wenigstens paar Dachziegeln da, und der Schaden läßt sich beheben!

Dachziegel hatten wir selbst noch ein paar, aber die reichen nicht.
Naja, darum werden sie sich nun selbst einen Rübe machen müssen.

von Peter Z. (hangloose)


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Bidirektional muss die Verbindung bei Kränen auf jeden Fall nicht sein! 
Auch bei neueren Systemen nicht. Für den Not-Halt erreicht man sehr 
einfach
SIL3 PLd mit einer einfachen Funkstrecke.

von Andreas D. (rackandboneman)


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"...und wenn man ne ZVEI Folge durch einen Sender jagt, gehen die
Feuerwehrtore hoch (früher zumindest). Unsinn machen kann man also viel
:)"

Da gab es doch in den USA erst kürzlich wieder Ärger weil Kunden bei 
Radiosendern Werbespots eingestellt hatten die (absichtlich?) 
irgendwelche EAS-Steuertöne enthielten...

von sven (Gast)


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von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Peter Z. schrieb:
> Bidirektional muss die Verbindung bei Kränen auf jeden Fall nicht sein!
> Auch bei neueren Systemen nicht.

Scheinen sie auch nicht zu haben.  Die "Sicherung" besteht offenbar
nur daraus, dauerhaft zu senden, und bei Empfangsausfall nimmt der
Kran wohl das ein, was man ihm als "failsafe" vorher konzipiert hat.
Dass das alles andere als immer "failsafe" ist, zeigt der Fall mit
der fehlgeschlagenen Windsicherung.  Aber wenn ich mir die pendelnden
Lasten so ansehe, habe ich meinen Zweifel, dass selbst ein einfaches
Anhalten in jedem Falle "failsafe" ist …

Da sie auf einem SRD-Band wie 868 MHz Einschaltdauerbeschränkungen
haben, weichen sie dann offenbar (oh graus!) auf ein ISM-Band aus.
Der Kran nebenan scheint auf 434,000 MHz zu arbeiten.  Selbst mit einer
Handfunke wird man den vermutlich permanent außer Betrieb nehmen
können, und da sind wir noch weit weg von den zulässigen 750 W.

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