Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Nichtinvertierender Verstärker: Auswirkung der Versorgungsspannung auf Ausgangssignal?


von Matt B. (mattb)


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Hallo Zusammen,

ich bin an der Entwicklung eines nicht-invertierenden Verstärkers, der 
die Messspannung eines Shunts (100A/60mV) möglichst präzise verstärken 
soll. Im Netz habe ich viele Informationen zur Auswahl eines für die 
Anwendung passenden OPs und der richtigen Dimensionierung der 
notwendigen Widerstände gefunden.

Ich habe aber noch nichts darüber gefunden, was bei der 
Versorgungsspannung des OPs zu beachten ist.

Bei früheren Projekten habe ich oft einen DCDC-Wandler verwendet, um 
eine symmetrische Versorgungsspannung zu erhalten. Die beiden Spannungen 
habe ich einfach mit einem Elko gepuffert. Das hat bislang immer gut 
funktioniert.

Bei diesem Projekt will ich aber sicher sein, dass ich damit nicht an 
Genauigkeit verliere.

Was haltet ihr davon bzw. welche Erfahrungen habt ihr damit bereits 
gemacht?

Danke!

: Bearbeitet durch User
von Klaus R. (klara)


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Matt B. schrieb:
> ich bin an der Entwicklung eines nicht-invertierenden Verstärkers, der
> die Messspannung eines Shunts (100A/60mV) möglichst präzise verstärken
> soll.

Wenn es präzise sein soll, dann muss Du definieren was Du darunter 
verstehst.

> die Messspannung eines Shunts (100A/60mV)

Welcher Strom? Wechselstrom (Frequenz), Gleichstrom?

Für mich wäre die Drift wichtig, ggf. low noise und ein geringes CMRR. 
Sieh mal hier:
http://www.ti.com/lit/ds/symlink/ina333.pdf

Offset Trimming, siehe Bild 33. Für Wechselstrom was automatisches, Bild 
37.

Zum Blocken der Versorgungsspannung hat man 0,1µF vorgesehen. Sollte wie 
üblich auf sehr kurzem Wege passieren. Wenn Du sonst noch bedenken hast, 
dann könnte man ja einen rauscharmen LDO einsetzen.

Wichtig wäre dann vermutlich noch ein gutes geschirmtes Gehäuse. Die 
100A sollten nicht zu nahe an der Schaltung vorbei fliessen.
Gruss Klaus.

von Raimund R. (corvuscorax)


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Eigentlich gibt's auch dafür eine Angabe im DB, was dann gelegentlich 
als PSRR (Power-Supply Rejection Ratio) angegeben wird.
Welchen OpAmp hast Du denn vorgesehen?

von Matt B. (mattb)


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Hallo,

also bislang habe ich mich noch nicht auf einen konkreten OP 
entschieden.

Hier noch ein paar Details zur Anwendung:

Messsignal:                    Gleichstrom
Shunt:                         100 A / 60 mV
ADC:                           AD 7680 -> 16 bit, 100 kSps, Versorung: 
3,3V
Samplefrequenz:                100 Hz

Auflösung:    10 mA

Gerade habe ich noch den 'AD 8217 B' (Zero-Drift Stromshunt Monitor) bei 
Reichelt gefunden. Der bezieht seine Versorgungsspannung direkt von der 
Messspannung. Dabei wird diese laut Datenblatt mit rund 800µA belastet, 
was bei meiner Anwendung absolut kein Problem darstellen würde. Dass der 
Shunt im positiven Zweig platziert werden muss, ist auch kein Problem.

Hier noch ein paar Daten zum AD8217B:
Gain:                          20
Gain Drift:                    +/- 5 ppm/°C
Offset Drift:                  +/- 100 nV/°C
CMRR:                          100 dB

Ohne jetzt auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen zu können, klingen 
die Werte für mich eigentlich recht gut.

Der Haken an der Geschichte ist, dass er eine nicht veränderbare 
Verstärkung von 20 besitzt. Da der Shunt eine maxmimale Spannungsabfall 
von 60 mV besitzt käme ich am ADC damit lediglich auf einen Spannungshub 
von 1,2 V.

Versorgung ADC:             3,3 V
Spannungshub Messsignal:    60 mV * 20 = 1,2 V
Auflösung:                  100 A / (1,2 V/3,3 V * 65536) = 4,2 mA

Die geforderte Auflösung wäre damit erreicht...

Gibt es Einwände oder Ratschläge dazu?

von U. M. (oeletronika)


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Hallo,
60mOhm an 100A macht 6V Messspannung mit 600W Verlustleistung?
Soll das wirklich so sein?
Das ist doch kein Messshunt, sondern eine Heizung.
Ich würde da mind. eine, besser bis 2 Größenordnung darunter gehen.

Als Messverstärker empfehle ich z.B. AD857x
Die sind noch recht preisgünstig, einfach zu benutzen und haben einen 
winzigen Offset (1uV) und noch winzigere Offsetdrift (0,005uV/K).

Wenn die nicht reichen, dann gibt es auch noch Chopperstabilisierte OPV 
mit Zero-Drift, aber ich denke das muss gar nicht sein.

Für neg. Stromversorgung nehme ich gerne auch Ladungspumpen, z.B. 
ICL7660 oder irgend was anders. da gibt es einige.
Die Versorgungsspannung sowie das ganze Design muss natürlich sauber 
ausgeführt sein. Ansonsten ist die CMR so gewaltig, dass da keine hohen 
Anforderungen an die Stabilität der Spannung gestellt werden.
Andere Probleme wie elektrisches Übersprechen und Fehler auf Grund von 
Masseschleifen spielen da wohl eher eine Rolle.
Gruß Öeletronika

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Uwe M. schrieb:
> 60mOhm an 100A macht 6V Messspannung

Meine Güte, lern lesen! 60mV nicht 60mOhm

von Matt B. (mattb)


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Keine Sorge, der Shunt den ich nehmen will ist ein Standardshunt der bei 
100A einen Spannungsabfall von 60mV verursacht. Demzufolge besitzt er 
einen ohm'schen Widerstand von 0,6mOhm.

Bei 100A werden also 6 Watt verbraten ( 100A * 0,06V )...

von Raimund R. (corvuscorax)


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Matt B. schrieb:
> Hallo,
>
> also bislang habe ich mich noch nicht auf einen konkreten OP
> entschieden.
>
> Hier noch ein paar Details zur Anwendung:
>
> Messsignal:                    Gleichstrom
> Shunt:                         100 A / 60 mV
> ADC:                           AD 7680 -> 16 bit, 100 kSps, Versorung:
> 3,3V
> Samplefrequenz:                100 Hz
>
> Auflösung:    10 mA
>
> Gerade habe ich noch den 'AD 8217 B' (Zero-Drift Stromshunt Monitor) bei
> Reichelt gefunden. Der bezieht seine Versorgungsspannung direkt von der
> Messspannung. Dabei wird diese laut Datenblatt mit rund 800µA belastet,
> was bei meiner Anwendung absolut kein Problem darstellen würde. Dass der
> Shunt im positiven Zweig platziert werden muss, ist auch kein Problem.

100A/0,01A = 10.000  =>  Ein 'guter' 14-Bit ADC würde hier reichen, oder 
sogar ein 12-Bit-ADC mit entsprechendem Oversampling.

> Hier noch ein paar Daten zum AD8217B:
> Gain:                          20
> Gain Drift:                    +/- 5 ppm/°C
> Offset Drift:                  +/- 100 nV/°C
> CMRR:                          100 dB

Seine 'Initial Accuracy' liegt bei 0,1%, was schon 100mA bei 100A 
entsprechen würde. Dann kommen noch seine 'Offset Voltage' von max. 
±350µV hinzu, was bei Deiner weiter unten errechneten finalen 
Messspannung von 1,2V einen weiteren Fehler von ~0,03% ergeben würde.

> Ohne jetzt auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen zu können, klingen
> die Werte für mich eigentlich recht gut.
>
> Der Haken an der Geschichte ist, dass er eine nicht veränderbare
> Verstärkung von 20 besitzt. Da der Shunt eine maxmimale Spannungsabfall
> von 60 mV besitzt käme ich am ADC damit lediglich auf einen Spannungshub
> von 1,2 V.
>
> Versorgung ADC:             3,3 V
> Spannungshub Messsignal:    60 mV * 20 = 1,2 V
> Auflösung:                  100 A / (1,2 V/3,3 V * 65536) = 4,2 mA
>
> Die geforderte Auflösung wäre damit erreicht...

Tja, die Auflösung vielleicht, aber nicht die Genauigkeit!!!
Ohne passende Korrektur in Hard- und/oder Software wird das nichts mit 
der gewünschten Genauigkeit. Einen Schätzwert zu bekommen dürfte aber 
sehr wohl möglich sein.
Der Vorschlag von Uwe M. mit dem AD857x (mit x=1 (single), 2 (dual) oder 
4 (quad)) halte ich da für wesentlich erfolgversprechender. Dann noch 
ein paar Präzisionswiderstände mit 0,05% Toleranz und einem niedrigen TK 
und man erhält schon eher eine Messschaltung die auch ihren Namen 
verdient.

> Gibt es Einwände oder Ratschläge dazu?

von GB (Gast)


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Eine weiter Möglichkeit wäre, einen höher auflösenden Wandler zu 
benutzen und dessen Eingangsspannungsbereich nicht vollständig 
auszunutzen.

Haben wir z.B. gemacht mit einem 24-Bit-Wandler mit vorgeschaltetem 
Verstärker mit Verstärkung 1. Vom Gesamtmessbereich haben wir damit nur 
die unteren 16 Bit genutzt.

Wird z.B. gerne bei EKG-Signalen gemacht, damit Du Dir nicht durch die 
Verstärkerstufe auf das Eingangsspannungssignal zusätzliches Rauschen 
einfängst.

von Udo S. (urschmitt)


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Matt B. schrieb:
> ADC:                     AD 7680 -> 16 bit, 100 kSps, Versorung: 3,3V

Matt B. schrieb:
> Da der Shunt eine maxmimale Spannungsabfall
> von 60 mV besitzt käme ich am ADC damit lediglich auf einen Spannungshub
> von 1,2 V.

Es ist immer wieder schön zu sehen wie viele sich um Fehler im Bereich 
<0,1% Gedanken machen, aber ohne mit der Wimper zu zucken die 
Wandlerreferenz auf die Versorgungsspannung hängen.

Was denkst du wie genau diese Spannung ist? Vor allem wenn das auch noch 
die Digitalteile der Schaltung damit versorgt werden.

Und wie genau ist denn der 100A Shunt? Für einen der im 'normalen' 
Temperaturbereich auch nur 0,1% hat muss man schon etwas Geld hinlegen.

Es ist wohl also ziemlich müßig über 0,01% Genauigkeit zu diskutieren 
wenn man die schwächsten Glieder der Messkette gar nicht berücksichtigt.

Zu dem "Problem" daß ggf. nur 1,2V als maximale Messspannung zur 
Verfügung stehen: Die meisten mit 3,3V versorgten A/D Wandler haben eine 
interne Referenz zwischen 1 und 2,x V. Ausserdem kann man auch externe 
Referenzen benutzen. Aber bestimmt nicht sollte man die 
Versorgungsspannung als Referenzspannung benutzen, außer 5% Genauigkeit 
reichen einem.

: Bearbeitet durch User
von U. M. (oeletronika)


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Matt B. schrieb:
> Keine Sorge, der Shunt den ich nehmen will ist ein Standardshunt der bei
> 100A einen Spannungsabfall von 60mV verursacht. Demzufolge besitzt er
> einen ohm'schen Widerstand von 0,6mOhm.
>
> Bei 100A werden also 6 Watt verbraten ( 100A * 0,06V )...
Hallo,
ja entschuldige, habe ich falsch gelesen.
Normal nehme ich die Aufgabenstellung sehr genau, manchmal spät abends 
dann doch nicht mehr :-(

Bei 60mV bei 100A kannst aber a mit den genannten OPV wohl auch ganz gut 
leben. Ich habe diese schon öfters z.B. für 
Thermoelement-Verstärkerschaltungen benutzt und da hat man ja lange 
keine 60mV Messpannung.
1uV Offset macht ja dann weniger als ca. 2mA Offsetfehler und der ist ja 
auch noch leicht kompensierbar.

Was zum Problem Genauigkeit gesagt wurde, stimmt sicher weitgehend.
Aber Auflösung ist ja nicht Genauigkeit. Auch wenn du die 100A nur mit 
1% Genauigkeit messen wollest, bleibt es ja trotzdem interessant auch 1A 
noch mit guter Auflösung und äquivalenter Genauigkeit zu messen.
Gruß Öletronika

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