Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Freilaufdiode MOSFET Treiber an falschem Platz?


von Mirco G. (raccoon)



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Hallo Leute,

Ich habe mir grad mal die MOSFET Treiber Schaltung aus dem Artikel 
http://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber
zu Gemüte geführt.

Ich möchte eine Ohm'sche Last mit 24V/1A damit Schalten. Zielfrequenz 
der PWM ist der einstellige kHz-Bereich.

In dem Artikel steht:
"Achtung! Auch wenn bei FETs eine Diode (Bodydiode) implementiert ist, 
muss bei induktiven Lasten oder langen Zuleitungen sowohl bei FETs als 
auch bei IGBTs eine schnelle Diode parallel zum Leistungsschalter 
eingesetzt werden. Diese Diode – die hier im Beispiel nicht gezeigt ist 
– muss räumlich direkt neben dem Leistungsschalter platziert werden."

Da ich eine sehr lange Zuleitung habe (Doppeldeutigkeit nicht 
beabsichtigt!) wollte ich auf Nummer sicher gehen und solch eine 
Freilaufdiode einbauen. Allerdings ergibt die Position die im Artikel 
vorgeschlagen wird für mich überhaupt keinen Sinn!

Neben dem Leistungsschalter kann sie doch gar nichts ausrichten, genau 
wie die "Bodydiode" die ja bereits vorhanden ist. Wenn die Induktive 
Last versucht den Strom nach abschalten aufrecht zu erhalten müsste eine 
schützende Diode doch parallel zur Last, oder nicht?

Könnt ihr mir noch einige Tipps zum Dimensionieren der Bauteilwerte 
geben? Lieber Hilfe zur Selbsthilfe als eine Silbertablett-Lösung.

Vielen Dank =)

von Falk B. (falk)


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@ Mirco Grübner (raccoon)

>Freilaufdiode einbauen. Allerdings ergibt die Position die im Artikel
>vorgeschlagen wird für mich überhaupt keinen Sinn!

Naja, der Artikel ist hier eher verwirrend. Der Author redet von Halb- 
und Vollbrücken, dort kommen die Freilaufdioden antiparallel zu den 
Schaltern. Beim Einquadrantensteller kommt sie antiparallel zur Last!

http://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern#Freilaufdiode

"Gelegentlich sieht man auch Dioden in Sperrichtung über die 
Schaltstrecke (Kollektor-Emitter, Source-Drain), die machen sowas 
ähnliches. Das klappt aber nur bei Halb-und Vollbrücken! Einfache 
Emitterschaltungen wie sie hier gezeigt sind brauchen eine Diode 
antiparallel zum Relais! "

>Last versucht den Strom nach abschalten aufrecht zu erhalten müsste eine
>schützende Diode doch parallel zur Last,

Sicher.

>Könnt ihr mir noch einige Tipps zum Dimensionieren der Bauteilwerte
>geben? Lieber Hilfe zur Selbsthilfe als eine Silbertablett-Lösung.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Motoransteuerung_mit_PWM

von ArnoR (Gast)


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Mirco Grübner schrieb:
> Neben dem Leistungsschalter kann sie doch gar nichts ausrichten, genau
> wie die "Bodydiode" die ja bereits vorhanden ist. Wenn die Induktive
> Last versucht den Strom nach abschalten aufrecht zu erhalten müsste eine
> schützende Diode doch parallel zur Last, oder nicht?

Ja schon, nur ist die Induktivität der langen Zuleitung auch Teil der 
induktiven Last und deren Wirkung kann nur bei Positionierung der 
Freilaufdiode am Leistungsschalter aufgefangen werden.

von oszi40 (Gast)


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> wie die "Bodydiode" die ja bereits vorhanden ist

Nicht jede eingebaute Schutzdiode muß für jeden PWM-Verbraucher 
ausreichend sein. Außerdem wäre zu klären, ob man die entstehende Wärme 
unbedingt an an diesem Chip haben möchte.

Zusätzliche Schutzdioden können durchaus ein Kostenvorteil sein, wenn 
man dadurch den Rest besser schützt und nicht 500km zum Kunden fahren 
muß wegen eines Garantiefalls...

von Mirco G. (raccoon)


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oszi40 schrieb:
>> wie die "Bodydiode" die ja bereits vorhanden ist
>
> Nicht jede eingebaute Schutzdiode muß für jeden PWM-Verbraucher
> ausreichend sein. Außerdem wäre zu klären, ob man die entstehende Wärme
> unbedingt an an diesem Chip haben möchte.
>
> Zusätzliche Schutzdioden können durchaus ein Kostenvorteil sein, wenn
> man dadurch den Rest besser schützt und nicht 500km zum Kunden fahren
> muß wegen eines Garantiefalls...

Da hast du mich falsch verstanden, ich habe nicht die zusatzdiode an 
sich in Frage gestellt, dass sich ein paar-Cent Bauteil als 
Unterstützung zu einer eingebauten Notlösung rechnen kann möchte ich gar 
nicht anzweifeln. ich würde sie auch einbauen wenn ich mir sicher wäre, 
dass ich eine rein Ohm'sche Last treibe.

Falk Brunner schrieb:
> Naja, der Artikel ist hier eher verwirrend. Der Author redet von Halb-
> und Vollbrücken, dort kommen die Freilaufdioden antiparallel zu den
> Schaltern. Beim Einquadrantensteller kommt sie antiparallel zur Last!

Dacht ich mir doch das da irgendwas nicht passt :/ Danke für die Links, 
die werde ich jetzt erstmal studieren.

von oszi40 (Gast)


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Mirco Grübner schrieb:
> Neben dem Leistungsschalter kann sie doch gar nichts ausrichten, genau
> wie die "Bodydiode" die ja bereits vorhanden ist. Wenn die Induktive
> Last versucht den Strom nach abschalten aufrecht zu erhalten müsste eine
> schützende Diode doch parallel zur Last, oder nicht?

Kommt auch auf den richtigen AUFBAU an. Eine Schutzdiode "an der Quelle 
des Übels" verhindert, daß die böse Abschaltsspannung nicht in die 
restliche Schaltung gelangt. Es kann aber auch nützlich sein, bei langer 
Leitung den Rest der Schaltung zu schützen und auf eventuelle 
Masseprobleme zu achten.

von Falk B. (falk)


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@ oszi40 (Gast)

>Kommt auch auf den richtigen AUFBAU an. Eine Schutzdiode "an der Quelle
>des Übels" verhindert,

Nicht unbedingt.

>daß die böse Abschaltsspannung nicht in die
>restliche Schaltung gelangt. Es kann aber auch nützlich sein, bei langer
>Leitung den Rest der Schaltung zu schützen und auf eventuelle
>Masseprobleme zu achten.

Eben darum sitzt die Freilaufdiode sinnvollerweise am Treiber, eben weil 
die lange Leitung auch eine Induktivität darstellt. Der Last/Leitung ist 
das egal, die geht nicht kaputt, der Treiber/Transistor schon.

von w45zuw4u (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
>>Kommt auch auf den richtigen AUFBAU an. Eine Schutzdiode "an der Quelle
>>des Übels" verhindert,
>
> Nicht unbedingt.


Was meinen Sie damit?


>>daß die böse Abschaltsspannung nicht in die
>>restliche Schaltung gelangt. Es kann aber auch nützlich sein, bei langer
>>Leitung den Rest der Schaltung zu schützen und auf eventuelle
>>Masseprobleme zu achten.
>
> Eben darum sitzt die Freilaufdiode sinnvollerweise am Treiber, eben weil
> die lange Leitung auch eine Induktivität darstellt. Der Last/Leitung ist
> das egal, die geht nicht kaputt, der Treiber/Transistor schon.


Die Freilaufdiode sitzt vor allem deswegen am Treiber, weil man bei
irgendeiner induktiven Last nicht davon ausgehen kann, dass dort
entsprechende Maßnahmen getroffen worden sind.

Niemand verlässt sich im Systemverbund auf eine "ungefährliche" Last,
sondern schützt seine eigene Schaltung so, dass sie auch unter
Worst-Case-Bedingungen sicher ist.

von Mirco G. (raccoon)


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oszi40 schrieb:
> Mirco Grübner schrieb:
>> Neben dem Leistungsschalter kann sie doch gar nichts ausrichten, genau
>> wie die "Bodydiode" die ja bereits vorhanden ist. Wenn die Induktive
>> Last versucht den Strom nach abschalten aufrecht zu erhalten müsste eine
>> schützende Diode doch parallel zur Last, oder nicht?
>
> Kommt auch auf den richtigen AUFBAU an. Eine Schutzdiode "an der Quelle
> des Übels" verhindert, daß die böse Abschaltsspannung nicht in die
> restliche Schaltung gelangt. Es kann aber auch nützlich sein, bei langer
> Leitung den Rest der Schaltung zu schützen und auf eventuelle
> Masseprobleme zu achten.

Das ist nicht das Problem, dass ich habe! Sagen wir mal die Diode ist 
parallel zu MOSFET verbaut, natürlich in Sperrrichtung, sonst könnten 
wir uns auch den MOSFET sparen ;)

Jetzt wird eine Induktive Last abgeschaltet und will den Strom aufrecht 
erhalten die entstehende Spannung kann aber nicht weg weil die Diode ja 
in Sperrrichtung eingebaut ist! Die Diode hat also gar nichts mit der 
induktiven Last zu tun. wäre der Mostet ein Relais und Diode parallel zu 
den Steuerleitungen der Spule, würde ich den Sinn ja verstehen da hier 
der Schalter selber induktiv ist aber bei einem MOSFET will sich mir das 
nicht ganz erschließen.

Eins nehme ich schonmal mit. Ich brauche auf jeden fall eine Diode 
antiparallel zur Last, wenn ich Induktive Lasten treiben will. Aber was 
die Diode in und am MOSFET soll ist mir noch nicht klar.

MFG

von Falk B. (falk)


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@ Mirco Grübner (raccoon)

>Eins nehme ich schonmal mit. Ich brauche auf jeden fall eine Diode
>antiparallel zur Last, wenn ich Induktive Lasten treiben will.

Ja.

> Aber was
>die Diode in und am MOSFET soll ist mir noch nicht klar.

Hä? Ich dachte du hättest es kapiert?

Beitrag "Re: Freilaufdiode MOSFET Treiber an falschem Platz?"

von Volker K. (powerfreak)


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Eine Diode die "parasitär" also prozessbedingt als "Nebeneffekt" in 
einem FET implementiert ist, hat deutlich schlechtere Eigenschaften, als 
eine Diode, die speziell darauf gezüchtet wurde sehr schnell und mit 
möglichst wenig unerwünschten Schwingungen ein- bzw. auszuschalten.
Die Diode im FET hat z.B. eine trr von 300ns, eine schnelle separate 
Diode z.B. 50..75ns. Das heißt, daß die Energie die in der 
Rückstromspitze gespeichert ist auch deutlich geringer ausfällt.

Wenn Du zwei Dioden parallel schaltest leiten beide entsprechend ihrer 
Kennlinie und entsprechend der Ansprechzeit.
Die Schnellere übernimmt also zuerst Strom, dabei steigt dann der Strom 
und damit der Spannungsfall an der Diode und schließlich leitet auch die 
andere Diode. Je nach Anwendungsfall verwendt man auch Schottky-Dioden 
und trotzdem übernimmt die parasitäre Diode im FET einen Teil des 
Stromes.

Übrigens: Die Diode wird PARALLEL und nicht antiparallel zur Diode im 
FET geschaltet, sonst wäre sie ja immer leitend. Des Weiteren sitzt 
diese Freilaufdiode immer parallel und in kürzestem Abstand zum FET. 
Diese Diode in Halb- bzw. Vollbrücken ist notwendig, damit der Strom in 
einer induktiven Last - und eine Last hat immer einen induktiven Anteil 
- immer einen Pfad hat, in dem er weiterfließen kann. Unterbrechungen, 
wie sie z.B. beim Umschalten von LS zum HS Schalter immer stattfinden, 
führen im o.g. Fall ohne Diode zu einem kurzen aber hohen 
Spannungsspike, der dazu führt, daß der magische Rauch aus dem Silizium 
austritt. Klar gibt es Fälle, in denen diese Diode auch unnötig ist...

von oszi40 (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Der Last/Leitung ist  das egal, die geht nicht kaputt,
> der Treiber/Transistor schon.

Stimmt. Ungünstige Leitungsführung könnte jedoch woanders zusätzlich 
noch einigen Ärger verursachen. Deswegen oben mein kleiner Denkanstoß 
zum Aufbau. Ein schönes Beispiel dafür war auf Lothars Seite mit der 
Schaltregler-Layout-Verbesserung. 
http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/40-Layo

von Mirco G. (raccoon)


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Falk Brunner schrieb:
> @ Mirco Grübner (raccoon)
>
>>Eins nehme ich schonmal mit. Ich brauche auf jeden fall eine Diode
>>antiparallel zur Last, wenn ich Induktive Lasten treiben will.
>
> Ja.
>
>> Aber was
>>die Diode in und am MOSFET soll ist mir noch nicht klar.
>
> Hä? Ich dachte du hättest es kapiert?
>
> Beitrag "Re: Freilaufdiode MOSFET Treiber an falschem Platz?"

Ich hab kapiert, dass die Diode im FET bei mir nicht zum Tragen kommt 
und ich deswegen keine weitere außerhalb des FETs brauche (Die Bemerkung 
aus dem Artikel http://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber 
"Achtung! [...] bei induktiven Lasten oder langen Zuleitungen muss [...] 
bei FETs [...] eine schnelle Diode parallel zum Leistungsschalter
eingesetzt werden." Für die gezeigten Beispiele auf die sich dieser Satz 
bezieht schlicht falsch ist. Die Diode muss antiparallel zur LAST)
Ich hatte nur noch das Gefühl, wenn die Hersteller sowas schon da rein 
Bauen muss die Bodydiode ja irgendwie immer zum Tragen kommen. Dem ist 
anscheinend nicht so. Damit wäre das geklärt.

Nochmals vielen Dank.

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