Moin. Ein Amateurfunkkollege hat sich einen "Lingua"-Sprachextraktor gekauft. Ich persönlich finde das Teil sehr interessant, weil es wirklich alles an Nebengeräuschen beseitigt. Da ich mich Privat gern mit Elektronikprojekten beschäftige, stellt sich mir die Frage, ob man solch ein gutes Teil nicht selbst bauen kann? Die Hardware stellt hierbei nicht wirklich ein Problem dar, aber was mag da Softwareseitig laufen? Die "Hörfabrik" gibt an, dass die menschliche Sprache mit 0,8 Hz bis 7 Hz Moduliert ist, und dass das sozusagen die Hüllkurve des Signals ist. Ich habe ein bisschen mit MATLAB und einem aufgenommenen Sprachsignal gespielt. Mit "klassischen" Filtern konnte ich auch gute Ergebnisse erzielen (Wiener Filter z.B.). Die Frage die sich mir stellt ist jedoch, wie meinen die das mit der Hüllkurve des sprachsignals? Hat jemand sowas schonmal gemacht und kann mir da mal einen guten Tritt in die richtige Richtung geben?
Erst mal der Link: http://www.hoerfabric.de/2/Technologie/ ich sehe die großformatige Werbung schon ziemlich lange, aber habe noch keine Unterlagen oder Tests dazu gelesen. Ich denke, es ist ähnlich den "Automatic notch filter" DSP-Programmen, auch wenn die blumige Beschreibung etwas anderes erzählt. Softwarebeispiele sind selten, da läßt sich kaum einer in die Karten schauen. Eine alte Ausnahme ist das hier: http://det.bi.ehu.es/~jtpjatae/fuentes/filtros/qrn.asm "QRMQRN.ASM -- LMS Automatic Notch and Noise Filter - Provides Automatic Notch Filter (QRM reductor) andNoise Filter (QRN reductor) based on the LMS algorithm." 1993 auf Motorola DSP56k LMS bedeutet "least mean square"
Hallo, Ich hab bei dem Ding eine Frage: Ist das in Amateurfunkkreisen tatsächlich ein Ding das verbreitet ist? D.h. gibts dafür einen größeren Markt? Oder hat sich da (nach Deiner Einschätzung) ein Amateurfunker hingesetzt und verdient sich ein kleines Zubrot mit der Entwicklung und Vermarktung eines Gerätes das er für sich selber gebaut hat? Um auch was technisch sinnvolles in die Diskussion einzugeben: Mit LMS oä. würd ich bei dem System gar nicht anfahren. Mein Zugang wäre: - Einhüllendenextraktion - Bestimmung der Modulationsfrequenz - Ausserhalb des Zielbereichs der Modulationsfrequenz: unterdrücken des Signals => ich schätze das die das sehr ähnlich machen, man sieht in den Youtube videos wie die Leute mit dem Drehknopf herumspielen. Da dürfte die Unterdrückungsfunktion geändert werden - Hört man an den Artefakten bei (zu) starker Unterdrückung. Das kann man dann auch in mehreren Frequenzkanälen machen. Dadurch wird's auch besser. Interessant wär auch der Artikel vom Link vom Christoph: "Using The LMS Algorithm For QRM and QRN Reduction" Reyer, S., Hershberger, D.; QEX, September 1992 Hat den Artikel irgendwer von Euch? Kurze Suche mit Dr.Goggle hat leider nichts sinnvolles gebracht. lg Markus PS: Warum wird sowas nicht gleich direkt in Funkgeräte (moderne) eingebaut?
> Ist das in Amateurfunkkreisen tatsächlich ein > Ding das verbreitet ist? Nein, unter den sehr ernsthaften Funkern (die an die Grenzen gehen: Contester (Funkwettbewerbe) und DXer (Ländersammler) ist diese Kiste kaum bis gar nicht verbreitet. Aus gutem Grund. Natürlich verbessert sie vielleicht den subjektiven Höreindruck, aber etwas hörbar machen, was ein wirklich geübtes Ohr (+ Gehirn) und die Standardmittel morderner Funkgeräte (Notch-Filter, Passband-Shift, etc.) nicht schaffen, schafft auch bestimmt kein DSP, der nur noch am Ende auf der Audio-Ebene arbeitet.
Ich kenne einige Leute, die sich das Teil extra für's Auto gekauft haben. funksi schrieb: > Natürlich verbessert sie vielleicht den subjektiven Höreindruck, aber > etwas hörbar machen, was ein wirklich geübtes Ohr (+ Gehirn) und die > Standardmittel morderner Funkgeräte (Notch-Filter, Passband-Shift, etc.) > nicht schaffen, schafft auch bestimmt kein DSP, der nur noch am Ende > auf der Audio-Ebene arbeitet. Da gebe ich dir recht. Die Leute, die ich kenne nutzen das Teil aber nicht im Empfangs- sondern im Sendeteil. Damit filtern die dann alles weg, was bei Ihnen selbst an Nebengeräuschen ist. (KFZ Lärm usw.) Einige Funkgeräte haben allerdings sowas ähnliches zu verwenden - ebenfalls im Sende-Teil. Unsere Feuerwehr hat ein Löschgruppenfahrzeug mit eingebauter TS im Heck des Fahrzeugs. Das Teil macht einen höllen Lärm. Der Maschinist hat am Heck ebenfalls die Möglichkeit sich am Funk zu beteiligen, über einen Hörer am Heck. Da ist echt super viel Lärm. Alles mitten im Sprachfrequenzbereich. Und auf der Gegenseite hört man davon... NICHTS. Null. Die eingesetzten Funkgeräte sind von Sepura, was noch drin ist, weiß ich nicht genau. Insofern will ich mal sagen, dass generell schon ein Markt hierfür vorhanden ist. Zumindestens für die Technik.
Gibt/gab es auch als Handmikrofon "ML90-DSP" von 'nem bekannten Behördenausrüster mit dem "ei" in der Mitte. Das war auch so ein "Wunderding". Wurde bei Einsätzen in Fußballstadien getestet. Ebenfalls mit sehr guten Ergebnissen. Da sitzen Experten mit viel (Software)Erfahrung am Werk. Diese Routinen werden natürlich auch gehandelt und finden in vielen ähnlichen Produkten Verbreitung. Das macht kein Amateur mal eben so für sich allein...
Zum QEX-Artikel: http://www.box73.de/product_info.php?products_id=87 QEX CDROM 1981-1998 44,95 € Erinnert ihr euch noch an den "Wuwuzela"-Extraktor? Da hat (ich meine Fraunhofer?) eine Unterdrückung dieses Lärms für die Rundfunkmikrofone entwickelt. http://de.wikipedia.org/wiki/Wuwuzela (unten mit Fussnoten 37-39).
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Hm, also das beschriebene Verfahren ist ja noch kein Sprachextraktor, sondern ein Nebengeräuschunterdrücker und das funktioniert üblicherweise nicht nur durch Algorithmik sondern auch durch die geeignete Aufnahme der Störgeräusche mit einem Nebenmikrofon, oder die Prozessierung des Signal aus einem Stereomikro, das als Dual-Mono betrieben wird. Dabei macht man sich die Richtcharakteristik dieser Anordnung zunutze. Der Wuwuzela-Entferner istnochmal was anderes: Er berechnet Amplitude und Phase dieser "Störung" und zieht sie aus dem Signal ab, was gut funktioniert, weil es sich um sehr simple Töne handelt.
Die ELV hat einen Bausatz mit zwei hintereinander sitzenden Elektretmikrofonen. Bei Nahbesprechung gibt es genügend Schallunterschied zwischen beiden, auf größere Entfernung nehmen sie etwa dasselbe Signal auf. Durch Differenzbildung können so Störgeräusche unterdrückt werden. So oder auch rein akustisch dürften diese Funkmikrofone arbeiten. Für den Zweck ist das viel besser geeignet als irgendein DSP-Kästchen dahinter, das mit irgendwelchen geheimnisvollen Berechnungen die Sprache wieder hervorhebt. Hier geht es ja um den Empfang. Der allgemeine Suchbegriff lautet "adaptive (oder auch optimizing) filter". Die übliche Erklärung geht etwa so: man hat ein "Muster" der Störung (oder des erwünschten Signals) vorliegen, und das Filter versucht, dieses zu unterdrücken bzw. hervorzuheben. Das Blockschaltbild ist ein klassischer Regelkreis mit Ist- und Sollwerteingang. Über dieses Prinzip gehen die meisten Lehrbücher leider nicht hinaus. Vor allem die Frage, wie man das "Muster" bestimmt, wird meistens weggelassen.
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Jürgen Schuhmacher schrieb: > Hm, also das beschriebene Verfahren ist ja noch kein Sprachextraktor, > sondern ein Nebengeräuschunterdrücker und das funktioniert üblicherweise > nicht nur durch Algorithmik sondern auch durch die geeignete Aufnahme > der Störgeräusche mit einem Nebenmikrofon, oder die Prozessierung des > Signal aus einem Stereomikro, das als Dual-Mono betrieben wird. Dabei > macht man sich die Richtcharakteristik dieser Anordnung zunutze. Wenn man durch mehrere Mikrofone räumliche Informationen hat, dann kann man einiges machen. Z.B. einen adaptiven differentiellen Beamformer (http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.216.7924&rep=rep1&type=pdf). Einkanalige Verfahren zur Störreduktion verbessern zwar u.U. die subjektive Qualität, bringen für die Sprachverständlichkeit aber wenig. > Der Wuwuzela-Entferner istnochmal was anderes: Er berechnet Amplitude > und Phase dieser "Störung" und zieht sie aus dem Signal ab, was gut > funktioniert, weil es sich um sehr simple Töne handelt. So simpel geht es leider nicht wenn sich 1000 Vuvuzelas überlagern. Das macht man eher mit adaptiven Kammfiltern.
Christoph Kessler (db1uq) schrieb: > man hat ein "Muster" der > Störung (oder des erwünschten Signals) vorliegen, und das Filter > versucht, dieses zu unterdrücken bzw. hervorzuheben. Ich habe mit einem Wiener-Filter experimentiert und dazu habe ich kein "Muster" der Störung benötigt. Christoph Kessler (db1uq) schrieb: > Der allgemeine Suchbegriff lautet "adaptive (oder auch optimizing) > filter". Adaptive Filter passen ihre Übertragungsfunktion selbstständig an. http://de.wikipedia.org/wiki/Adaptiver_Filter Das geht schon in die richtige Richtung, da sich die Störungen ja durchaus ändern können. Jürgen Schuhmacher schrieb: > Der Wuwuzela-Entferner istnochmal was anderes: Er berechnet Amplitude > und Phase dieser "Störung" und zieht sie aus dem Signal ab, was gut > funktioniert, weil es sich um sehr simple Töne handelt. Die 0815 Wuwuzela-Entferner waren einfach nur klassische Notch-Filter, die genau auf dem Frequenzband der Wuwuzela lagen. Das konnte man meistens auch hören, da irgendwelche Frequenzen in der Kommentatorsprache zu hören waren.
Der kleine Nils schrieb: > Ich habe mit einem Wiener-Filter experimentiert und dazu habe ich kein > "Muster" der Störung benötigt. Aber man braucht doch ein Referenzsignal, um die Wiener Koeffizienten zu berechnen. Für welche Anwendung hast du das Wiener Filter denn verwendet und wie hast du die Koeffizienten berechnet?
Die QEX-CD habe ich hier, der Artikel besteht aus sechs Seiten in Pixelgrafik (jpg/tif). Hier die letzte Seite mit einer Literaturangabe von 1975. Die andere Literaturstelle nennt einen Artikel im selben Monat 9/92 der "QST" vom selben Autor. Der hat die Software dazu hier veröffentlicht: http://www.w9gr.com/lmstms.html
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