Forum: Offtopic große Maschinen anlagen


von Manu M. (grayfox87)


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Hallo

Wenn bei euch in der Firma eine Anlage nicht gebraucht wird oder gerade 
Betriebsferien sind. Schaltet ihr dann die Anlagen komplett aus ode 
betreibt ihr sie im standby-betrieb weiter.

Gruß und schöne Feiertage noch.

von Martin K. (dschadu)


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Was meinst du mit "komplett aus"? Hauptschalter aus?

Bei uns wird alles einfach nur in den Standby gebracht. Wie jeden Abend 
auch. Ein komplettes Ausschalten der Anlage (Spannungslos) bringt 
wahrscheinlich noch mehr Fehler mit wie sie eh schon auftauchen, wenn 
die Anlage mal 24h nicht lief.
Stromverbrauch interessiert in der Industrie eh weniger - hier geht's 
eher darum Spitzenverbräuche zu senken.

Also warum komplett abschalten?

von Helge A. (besupreme)


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Eine gute Methode ist eine Abschaltung der Sensor- / Aktorspannung. 
Damit sind schwerer einzufangende Dinge wie Busstart, Maschinenstatus 
meist umgangen. Dadurch bleibt meist der Steuerungsstatus erhalten, auch 
wenn der Programmierer geschlampt hat ;)

von Magic S. (magic_smoke)


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Das CNC-Bearbeitungszentrum meines Freundes verbraucht im Stillstand 
schon 8kW, mit abgeschalteter Hydraulik vielleicht etwas weniger 
(schätze so 4kW). Wir fahren die Maschine komplett herunter und schalten 
sie ab. Der Neustart dauert dann so 5 Minuten.

Was ärgerlicher ist: Wenn man hohe Präzesion erwartet, merkt man die 
Wärmeausdehnung von Werkzeug, Werkstück und Maschine. Vor allem, wenn 
die Maschine aus dem Kalten angefahren wird, laufen ständig die 
Werkzeuggrößen weg und das nervt.

Ich könnte mir vorstellen, daß solche Maschinen in der Industrie 
deswegen nicht komplett abgeschaltet werden. Zumal die 4kW in Ruhe auch 
im Vergleich zum Vollbetrieb (bis zu 104kW allein für die Antriebe ohne 
Nebenaggregate) recht wenig sind.

von David .. (volatile)


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Komplexe, alte Anlagen (hunderte Roboter, SPS usw) machen grosse 
Probleme, wenn man sie komplett abschaltet. Deshalb laufen bei grossen 
Firmen die Anlagen fuer wenige Tage Stillstand durch. In den 
Betriebsferien werden sie abgeschaltet, dafuer braucht man Tage, um 
alles wieder hochzufahren und Fehler zu quittieren.

von Wolle R. (Gast)


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David ... schrieb:
> Deshalb laufen bei grossen
> Firmen die Anlagen fuer wenige Tage Stillstand durch. In den
> Betriebsferien werden sie abgeschaltet, dafuer braucht man Tage, um
> alles wieder hochzufahren und Fehler zu quittieren.

Ja, kann ich so bestätigen. Kenne es jetzt nicht von Robotern, aber von 
den alten CNC-Bohrwerken und Drehmaschinen. Ich bin schon eine Weile aus 
dem Berufsleben raus, aber ich weiß, dass wir selbst in den 90er Jahren 
die Bearbeitungszentren NIE ausgeschaltet haben, außer in den 
Betriebsferien.

Die Maschinen mochten das garnicht und es gab die Anweisung der 
Werksleitung, Freitags Abends die Maschinen wie folgt "abzuschalten": 
Not-Aus reindrücken (setzt Antriebe still) und die Bildschirmhelligkeit 
runterzudrehen, dass kein Bild angezeigt wird. Abschalten konnte man die 
Monitore nicht einzeln. Gebracht hat es aber kaum was, meist waren die 
Monitore eh eingebrannt (die Koordinaten, wer es kennt).

Ich rede aber jetzt von den wirklich großen Maschinen. Die Käsefräse aus 
der Lehrwerkstatt konnte man auch einfach abschalten.

Wer nach den Werksferien die erste Schicht erwischt hat (und es traf 
jeden mal), der hatte dann locker 3-4 Stunden zu tun, bis die Maschinen 
wieder liefen und auch brauchbare Teile produzierten. Bringt jetzt aber 
nichts, so sehr ins Detail zu gehen.

Zur Genauigkeit schrieb:

magic smoke schrieb:
> Was ärgerlicher ist: Wenn man hohe Präzesion erwartet, merkt man die
> Wärmeausdehnung von Werkzeug, Werkstück und Maschine. Vor allem, wenn
> die Maschine aus dem Kalten angefahren wird, laufen ständig die
> Werkzeuggrößen weg und das nervt.

ja schon das passende. Wobei wir uns beholfen haben, indem man die 
Maschinen nebst Hydraulik UND Kss-Kreislauf nie abgeschaltet haben, 
siehe oben. Und zum Aufwärmen gab es ein eigenes Programm (alle Achsen 
oft genug verfahren, bis sie auf Temperatur sind).

Spätere Steuerungen haben den Werkzeugverschleiss mit dem Stückzähler 
abgeglichen und automatisch korrigiert (wenige µ pro Werkstück).

Aber genug dazu.

PS. In der Härterei wurden die Öfen niemals abgeschaltet, auch nicht in 
den Ferien. Die liefen 24/7 365 Tage und die Arbeiter dort hatten ein 
eigenes 4-Schichten System.

PPS. NEA gab es damals nur für Licht und Telefon. Also immer ein Risiko.


Mfg, Wolle

von Magic S. (magic_smoke)


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Bei großen Öfen ist es auch Quatsch, sie abzuschalten. Entweder ist der 
Inhalt danach Abfall (Glasschmelzofen) oder sie sind nach zwei Wochen 
immer noch nicht kalt oder man braucht eine Woche, um sie wieder 
anzufahren. Sowas wird nur zu Revisionen oder bei größeren Störungen 
heruntergefahren, genau wie Kraftwerke im Grundlastbetrieb.

Ja, das mit den Fehlern beim Hochfahren der CNC-Maschine kenne ich zur 
Genüge. Das hat die Kiste vom Freund auch erst gemacht. Keine Ahnung 
wieviele Stunden ich schon in den Schaltschränken gesessen habe, aber 
inzwischen hab ich dem Ding wohl oft genug in den Arsch getreten und es 
läuft inzwischen ganz gut. Man glaubt gar nicht was für Scheiße bei 
einer dermaßen teuren Maschine alles kaputtgeht. Den Bildschirm mit den 
eingebrannten Koordinaten haben wir auch schon rausgeschmissen. Wenns 
nicht irgendwelche hochgenauen Passungen werden müssen, kanns jetzt aber 
nach dem Hochlauf sofort losgehen.

Ich glaub automatische Werkzeuggrößenkorrektur könnte das Ding auch 
machen, aber das ist nicht immer erforderlich. Die Schneidplatten zB. 
nutzen sich bei uns nie linear ab. Meistens halten sie (bei 
warmgefahrener Maschine) eine ganze Weile durch und laufen am Ende immer 
schneller weg. Dann sind die Abnutzungen an der Schneidkante auch 
bereits sichtbar. Oder sie brechen irgendwann einfach, etwa wenn ein 
Span ungünstig reingezogen wurde oder so. Ich tausche sowas lieber 
direkt aus anstatt an den Werkzeuggrößen rumzufummeln und am Ende noch 
einen Fehler dabei zu riskieren.

Eine Netzersatzanlage für eine etliche Megawatt verbrauchende 
Fabrikhalle ist auch schon etwas größer und braucht bei Anforderung 
einige Zeit zum Hochfahren wenn die Maschinen nicht vorgewärmt 
bereitgehalten werden.

von Claus M. (energy)


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David ... schrieb:
> Komplexe, alte Anlagen (hunderte Roboter, SPS usw) machen grosse
> Probleme, wenn man sie komplett abschaltet. Deshalb laufen bei grossen
> Firmen die Anlagen fuer wenige Tage Stillstand durch.

Bis ein Bullshit-Blubberer aka Unternehmensberater den Erbesenzählenden 
Erbsenhirnen im Unternehmen vorrechtet, dass man doch xk€ sparen könnte 
mit der Abschaltung. Dafür kassiert der Unternehmensberater Milchbubi 
dann 10*xk€ und ist mit einem guten Gefühl wech, etwas bewegt zu haben. 
Die Scherben kehrt dann ein anderer auf.

von David .. (volatile)


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Claus M. schrieb:
> David ... schrieb:
>> Komplexe, alte Anlagen (hunderte Roboter, SPS usw) machen grosse
>> Probleme, wenn man sie komplett abschaltet. Deshalb laufen bei grossen
>> Firmen die Anlagen fuer wenige Tage Stillstand durch.
>
> Bis ein Bullshit-Blubberer aka Unternehmensberater den Erbesenzählenden
> Erbsenhirnen im Unternehmen vorrechtet, dass man doch xk€ sparen könnte
> mit der Abschaltung. Dafür kassiert der Unternehmensberater Milchbubi
> dann 10*xk€ und ist mit einem guten Gefühl wech, etwas bewegt zu haben.
> Die Scherben kehrt dann ein anderer auf.

Da die Leute die Anlagen abschalten, die sie auch wieder anfahren 
muessen, passiert das hoechstens einmal :D

von Magic S. (magic_smoke)


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Blöde Frage: Aber welche Fehler treten bei euch so auf, wenn man z.B. 
eine CNC-Maschine komplett abschaltet und am nächsten Tag wieder 
anfährt?

von David .. (volatile)


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magic smoke schrieb:
> Blöde Frage: Aber welche Fehler treten bei euch so auf, wenn man z.B.
> eine CNC-Maschine komplett abschaltet und am nächsten Tag wieder
> anfährt?

Bei einer CNC-Maschine? Wenn sie nicht echt gurkig ist garnichts.

von Jan H. (j_hansen)


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Claus M. schrieb:
> Bis ein Bullshit-Blubberer aka Unternehmensberater den Erbesenzählenden
> Erbsenhirnen im Unternehmen vorrechtet, dass man doch xk€ sparen könnte
> mit der Abschaltung.

Darum sagt man dem Milchbubi und den Erbsenzählern auch rechtzeitig, 
dass die Maschinen so murksig sind und man die nicht einfach so 
hochfahren kann.
Denn woher sollen die das wissen wenn darüber nur im Raucherkammerl 
gemauschelt wird?

von Wolle R. (Gast)


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David ... schrieb:
> Bei einer CNC-Maschine? Wenn sie nicht echt gurkig ist garnichts.

Dann kennst du keine CNC-Maschinen wie sie in der groben 
Metallverarbeitung verwendet werden/wurden. Maschinen, die zum Teil 
jahrzehnte alte Steuerungen haben. Nicht so ein Spielzeug wie man hier 
im Forum mehrheitlich unter CNC versteht zum bissl Holz oder Alu 
fräsen.... und auch NIX mit grafischer Benutzeroberfläche.

Fehler gibt es eigentlich alles, was man sich so vorstellen kann. Und 
wenn das behoben ist und Maschine "normal" läuft, dann dauert es noch, 
bis alles betriebswarm ist, um die geforderten Genauigkeiten zu 
erreichen. Wurde ja weiter oben geschrieben.

Mdf, Wolle

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