Forum: Haus & Smart Home Wie funktioniert Thermosensor in Heizofen


von Elmü M. (elmue)


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Hallo

Ich habe einen Gas-betriebenen Heizofen.

(Ihr habt so einen wahrscheinlich nie gesehen. Ich wohne in Südamerika, 
wo die Winter nicht so kalt und nicht so lang sind und die Häuser keine 
Zentraheizung haben. Man stellt im Winter einfach einen Heizofen mit 
einer Gasflasche drin ins Wohnzimmer. Vorteil: Es geht exakt 0% der 
Energie zum Schornstein raus! Die Miet-Nebenkosten sind ein Witz im 
Vergleich zu Deutschland.)

Wie das erste Bild zeigt hat er neben der Flamme einen Thermosensor. 
Dieser schaltet die Gaszufuhr ab wenn die Flamme (z.B. durch Wind) 
ausgehen sollte.

Aus dem Thermosensor kommt ein Kabel heraus das zu einem 
Erschütterungssensor führt (zweites Bild). Kleinste Ersütterungen 
schalten den Ofen sofort ab.

Von da geht das Kabel weiter zum Gasregler (3. Bild).

So weit so gut.

Was ich nun nicht verstehe ist, dass es im ganzen Gerät nirgendwo eine
Elektronik gibt, nirgenwo eine Battarie und auch keinen Anschluß an die
Steckdose. (Die Kabel im Hintergund auf dem 3. Foto sind von einem 
Lüfter und haben mit dem Thermosensor rein gar nichts zu tun
Es wäre ja auch fatal wenn eine leere Battarie dazu führen würde, dass 
das Gas ewig ausströmt, weil der Wind die Flamme ausgeblasen hat.)

Wie ist es möglich, mit rein passiven Bauteilen ein mechanisches
Gasventil dazu zu bewegen dass es sich abschaltet ?

Der Erschütterungssensor hat elektrische Kontakte. Es wird also keine 
Wärme über den Draht übertragen sondern es fließt ein Strom. Aber wo 
kommt der her?

Kann mir jemand eine Webseite oder ein Manual empfehlen, die die genaue
Funktionsweise einer solchen Thermo Abschaltung erklärt ?


P.S:
Ich habe einen Junkers Durchlauferhitzer mit einem ähnlichen System, nur 
umgekehrt: Ein Thermosensor nahe dem Schornstein schaltet die Gaszufuhr 
bei Überhitzung ab (z.B. Schornstein verstopft). Auch hier: Keine 
Battarie, kein Steckdosen Anschluß.


P.P.S:
Es gibt hier sogar Heizöfen, die automatisch erkennen, wenn sich nicht 
mehr genug Sauerstoff (oder zu viel CO2??) im Raum befindet und schalten 
sich dann ab. Man muß dann 5 Minuten lüften und kann ihn wieder 
benutzen. Auch dieser Sauerstoffsensor funktioniert komplett ohne 
Battarie und ohne Elektronik! Das nur am Rande erwähnt.

Elmü

: Bearbeitet durch User
von Tom P. (booner)


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Hei,

hier wird das gut beschrieben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Thermoelement#Feuerungsanlagen

Im ganzen Artikel wird auch näher auf Thermoelemente eingegangen.



Grüße,

Tom

: Bearbeitet durch User
von MaWin (Gast)


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Elmü Meister schrieb:
> Wie ist es möglich, mit rein passiven Bauteilen ein mechanisches
> Gasventil dazu zu bewegen dass es sich abschaltet ?

Es gibt viele Möglichkeiten: Sich ausdehnende Flüssigkeit 
(Kapillarthermostaten wie in Kühlschränken) thermoelektrische 
Stromerzeugung um eine Spule zu halten, Erschütterung durch 
Kurschlussbildung, Bimetall führt zu Bewegung.

Elmü Meister schrieb:
> Man stellt im Winter einfach einen Heizofen mit
> einer Gasflasche drin ins Wohnzimmer. Vorteil

Nachteil: Gas verbrennt vor allem zu Wasser, das kondensiert an den 
kalten Stellen, und es gammelt. Alle südamerikanischen Wohnungen riechen 
verschimmelt. Zweiter Nachteil: Die Buden sind fast nicht gedämmt, 
lockere Einscheibenverglasung. Dritter Nachteil: Gas aus Flasche ist so 
teuer wie Strom. Vierter Nachteil:

Elmü Meister schrieb:
> Auch dieser Sauerstoffsensor funktioniert komplett ohne
> Battarie und ohne Elektronik!

Natürlich, Flammen gehen ohne Sauerstoff aus. Das kann man so 
hinbasteln, daß sie schon bei noch recht viel Sauerstoff ausgehen. 
Gesund ist zu viel CO und zu wenig O2 trotzdem nicht. Aber was 
interessiert die Gesundheit wenn es nur billig ist.

von Elmü M. (elmue)


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Hi Tom

Vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe also deshalb bei Google nichts gefunden, weil ich nach 
"Thermosensor" und "Temperaturfühler" gesucht habe. Hätte ich nur 
gewußt, dass die Dinger Thermoelement heißen!

Ich habe ein interesssantes Datenblatt gefunden, das ich mal mit 
hochlade, falls es jemanden interessiert. Sie funktionieren also auf dem 
Seebeck Effekt basierend. Laut den Temperaturtabellen liefern die Dinger 
bei 1000 Grad bis zu 40 mVolt (je nach Modell). Um damit über einen 
Elektromagneten das Gasventil offen zu halten muß der aber extrem 
niederohmig ausgelegt sein!


Hi MaWin

Deine Kommentare haben zwar nicht viel mit der eigentlich Frage zu tun, 
ich will hier aber trotzdem deine Pauschalbemerkung richtigstellen, dass 
es in ALLEN südamerikanischen Wohnungen schimmelt. Das ist natürlich 
Blödsinn. In meinem Haus schimmelt gar nichts und in den Neubauten 
müssen die Architekten hier heutzutage Wäremdämmvorschriften einhalten.
Sie können die Wärmewerte wahlweise mit Doppelverglasung erreichen oder 
mit anderen Dämmmethoden. Da es hier in Santiago im Winter selten kälter 
wird als +5°C ist das wesentlich einfacher als in Deutschland.

Ich erinnere mich nicht mehr, was Flaschengas in Deutschland kostet, 
kann dir aber versichern, dass es hier weniger kostet als Strom. Man muß 
auch nicht zum Baumarkt fahren um es zu kaufen, sondern bekommt es 
binnen 3 Stunden nach Anruf ins Haus geliefert.

Wenn du in einem Büro mit 30 Personen arbeitest, das keine 
Lüftungsanlage und keine Klimanlage hat, tritt das selbe Problem auf: 
Auch Menschen verbauchen Sauerstoff und erzeugen Feuchtigkeit. Du mußt 
halt regelmässig lüften. Dass aber ein erhöhter CO2 oder niedriger O2 
Pegel die Gesundheit schädigen, das habe ich noch nie gehört. Was 
natürlich passiert, ist dass du bei niedrigem Sauerstoffpegel müde 
wirst.

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Elmü Meister schrieb:
>liefern die Dinger bei 1000 Grad so ca 40 mVolt (je nach Modell). Wie
>kann damit ein Elektromagnet das Gasventil offen halten?

Thermoelemente liefern nur kleine Spannungen, können
aber starke Ströme erzeugen. Wenn der Elektromagnet nur
ein oder zwei Windungen hat können da schon mal 100A
oder mehr fließen.

von Harald W. (wilhelms)


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Elmü Meister schrieb:

> Ich habe einen Gas-betriebenen Heizofen.
> (Ihr habt so einen wahrscheinlich nie gesehen.

Solche oder ähnliche Öfen sind auch in D als Katalytöfen z.B.
für Werkstätten handelsüblich. In D müssen die meines Wissens
einen Fühler für ausreichende Luftqualität enthalten.

> Vorteil: Es geht exakt 0% der
> Energie zum Schornstein raus!

Die Energie geht beim unbedingt nötigen, regelmäßigen Lüften
ins Freie!

> Wie das erste Bild zeigt hat er neben der Flamme einen Thermosensor.
> Dieser schaltet die Gaszufuhr ab wenn die Flamme (z.B. durch Wind)
> ausgehen sollte.

Ja, solche Zündsicherungen waren in D  m.W. schon vor fünfzig
Jahren vorgeschrieben.

> Was ich nun nicht verstehe ist, dass es im ganzen Gerät nirgendwo eine
> Elektronik gibt,

Ja,auch vor fünfzig Jahren waren die Menschen schon pfiffig. :-)
Stichwort Thermoelement wurde schon erklärt.

> Es wäre ja auch fatal wenn eine leere Battarie dazu führen würde, dass
> das Gas ewig ausströmt, weil der Wind die Flamme ausgeblasen hat.)

Normalerweise werden solche Schaltungen so ausgelegt, das der Gashahn
nicht nur bei fehlender Flamme, sondern auch bei fehlender elektrischer
Energie abgedrerht wird. Stichwort: Failsafe-Technik
Gruss
Harald

: Bearbeitet durch User
von Elmü M. (elmue)


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Falls es jemanden interessiert:
Ich habe den Fehler jetzt behoben.
Das Problem war, daß trotz langem Gedrückthalten des Starter Knopfes die 
Flamme wieder ausging.

Eine Messung im Leerlauf am Thermoelement ergab, daß die Spannung sehr 
langsam (innerhalb von 30 Sekunden) auf -27 mV abfällt.

Unter der Last des Elektromagneten brechen diese dann auf -19 mV 
zusammen.

Das Problem war nun die chinesische Billigproduktion: Exakt nach Ablauf 
der Garantiezeit kam diese Spannung nicht mehr voll am Elektromagneten 
an, weil die Kontakte am Erschütterungssensor (Bild 2) leicht oxidiert 
waren. Typisch chinesisch halt.

Ich habe die Kontakte jetzt gelötet und der Ofen funktioniert wieder!
Danke für eure Hilfe!

: Bearbeitet durch User
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