Forum: Offtopic Wie geht ein "Normalo" mit Informationen um?


von Frank H. (horni)


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Hey Leute,

mir ist schon einige Male aufgefallen, dass vor allem meine Oma beim 
Surfen eher die Werbebanner bemerkt und liest (und leider auch anklickt) 
anstatt sich um relevante Informationen zu kümmern. Früher dachte ich, 
dass es mehr oder weniger eine Ausnahme ist.

Heute war ich bei einer Besprechung mit einigen Managern, die den 
Rechner zwar täglich nutzen, allerdings nicht so intensiv, wie ich. Wir 
ließen uns live die Logs eines Servers ausgeben. Und irgendwie war die 
Gruppe erstaunt, wie viele Daten da auf einmal durchscrollte und noch 
erstaunter waren die, als ich bei Fehlern oder wichtigen Informationen 
den Log immer wieder anhielt.

Für mich war es allerdings nichts besonderes. Ich hatte aber irgendwie 
das Gefühl, dass die Leute mit der Geschwindigkeit von durchscrollenden 
Seiten nicht zurecht kam. Und einige haben tatsächlich versucht etwas zu 
lesen, statt auf irgendwelche Schlüsselbegriffe zu achten.

Das Bringt mich zumindest zum Schluss, dass ich Informationen viel 
selektiver aufnehme, als der Otto-Normal-Klicki-Bunti Surfer.

Was meint ihr? Habt ihr auch derartige Erfahrungen gemacht?

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Naja, dafür werden ja die Klickibuntisachen gemacht, um Aufmerksamkeit 
zu steuern. Für Dich als geübten Programmierer ist das Erkennen von 
Schlüsselwörtern ein Leichtes, da sie dir vertraut sind und du darauf 
konditioniert bist. Wer diese Vorraussetzungen nicht besitzt muss 
intensiver lesen bis er erkennt, wie man schneller findet was man sucht.

Und Otto Normalo wird halt auf Logos / Farbinformationen konditioniert.
Diser psychologische Vorgang bei Dir und den anderen Usern ist der 
Gleiche. Lediglich das Konditionierungssignal ist ein anderes.

Einige Editoren und Ide's bnutzen schon seid geraumer Zeit neben der 
Struktur die Einfärbung von Schlüsselwörtern um die Suche zu 
erleichtern. Spezielle Lister für Logfiles sind mir mit dieser Technik 
noch nicht bekannt, wären aber siche sinnvoll.

: Bearbeitet durch User
von Roland L. (Gast)


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wenn du selbst am Mausrad drehst, funktioniert das viel besser, als wenn 
du bei jemand anderem auf den Bildschirm schaust.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Andererseits bin ich inzwischen schon so konditiniert agressiv bunte und 
blinkende Buttons als nicht zielführend auszublenden, egal wie groß sie 
sind. Ich such schon die unauffäligeren Informationen zwischen dem 
bunten Desinformationsmatsch.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Roland L. schrieb:
> wenn du selbst am Mausrad drehst, funktioniert das viel besser, als wenn
> du bei jemand anderem auf den Bildschirm schaust.

Ja das beginnt schon beim durchzappen am TV meine OW kann mich damit 
komplette nerven und umgekehrt ich sie.

Zu zweit vor dem PC ist es noch viel schlimmer.

Namaste

von Mac G. (macgyver0815)


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Kommt auf die Person an...
Es gibt viele die sich bei Software oder Geräten mit mehr als drei 
Knöpfen seeeeehr anstellen und quasi erstmal die Bedienungsanleitung 
komplett lesen müssen bevor sie dann langsam anfangen... und wehe es 
kommt ein Fehler...
Naja ich brauch keine Bedienungsanleitungen ich leg einfach los und es 
klappt intuitiv zu 95% alles so wie ichs erwarte - auch bei sehr 
komplexer Software und ich finde meist auch sehr schnell bestimmte 
Funktionen die ich brauche.

Wenn man sich schon immer mit sowas beschäftigt, erkennt man bestimmte 
Muster halt schnell wieder und findet sich direkt zurecht.

: Bearbeitet durch User
von Paul M. (paul_m65)


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Ich wundere mich auch oft wenn ich mit Bekannten am Bahnhof stehe. 
Plötzlich fangen die von irgend was an zu reden wobei ich zuerst nicht 
kapiere worum es geht. Dann stelle ich fest, dass sie über die Werbung 
auf den großen Plakaten reden. Mir wäre diese Werbung ohne den Hinweis 
gar nicht aufgefallen. Ich verdränge das automatisch. Auch bin ich 
erstaunt, wie andere Leute auf diesen Werbeplakaten oft Schauspieler 
erkennen. Ich kenne und erkenne fast keine Schauspieler obwohl ich 
logischerweise schon etliche in Filmen gesehen habe.

von Paul M. (paul_m65)


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Mac Gyver schrieb:
> Es gibt viele die sich bei Software oder Geräten mit mehr als drei
> Knöpfen seeeeehr anstellen und quasi erstmal die Bedienungsanleitung
> komplett lesen müssen bevor sie dann langsam anfangen... und wehe es
> kommt ein Fehler...

Und so wie bei meinen Eltern:
Vater hat die Maus in der Hand und Mutter liest laut vor was auf dem 
Bildschirm steht.
Aber wehe, ein Menüeintrag ist anders als erwartet, dann geht gar nix 
mehr.

von Robert L. (lrlr)


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wenn dieser "otto-normalo" in einem höllentempo durch sein facebook 
scrollt, parallel im Chat, und was es sonst noch so gibt,
zugleich sms und whats-app auf 2 handys schreibt..
kommt mit dem schauen auch nicht mehr nach..

das ist einfach so, der schaut und scrollt ja nicht dorthin wo man 
selber gerade sein augenmerkt drauf legt, und deshalb ist man selber 
immer vollkommen orientierungslos..

von Oliver S. (phetty)


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Mac Gyver schrieb:
> Es gibt viele die sich bei Software oder Geräten mit mehr als drei
> Knöpfen seeeeehr anstellen und quasi erstmal die Bedienungsanleitung
> komplett lesen müssen bevor sie dann langsam anfangen... und wehe es
> kommt ein Fehler...

Mir persönlich sind bisher Geräte mit echter Tastatur und vielen Knöpfen 
viel leichter gefallen als Bildschirme mit Symbolen.
Irgendwelche Uhren, Handies, Fernseher etc über 4 Tasten, 
Fernbedienungen und anderes Zeug zu konfigurieren ist doch ein Krampf.
Tastatur dran, eine passende Klartext-Konfigurationsdatei suchen, 
Einstellungen machen, fertig.

von Karl O. (knorke)


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Das Gehirn ist ein Muskel. Die Art und Weise wie man es benutzt, formt 
seine Funktion. Die Manager haben die selbe Fähigkeit für andere Arten 
von Daten.
Ich zum Beispiel bin Naturwissenschaftler. Als ich angefangen habe zu 
studieren, habe ich absolut goar nix verstanden, von dem Zeug, was da 
behandelt wurde. Alles war neu und fremd. Da liest man jedes Wort. 
Genauso bei Publikationen. Heute, nach vielen Jahren in der Forschung, 
mach ich eine Publikation auf, schau auf bestimmte Schlüsselpunkte und 
weiss Bescheid. Notfalls liest man bestimmte Details später nach.
Wenn ich Dir aber so ein Paper vorlege, wirst Du - wie die Manager - 
anfangen alls zu lesen und trotzdem nichts verstehen.
Die Arten von Daten mit denen Du Dein Hirn fütterst, an die passt es 
sich an. Bei Dir eben Serverlogs.

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


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@ Frank Horn (horni)

Da läuft bei euch wohl die falsche Firewall. Ich habe IPFire im Einsatz 
und die blendet gezielt ADS und sonstige Werbebanner aus.
Vorteil: es spart viel traffic der bunten Bilder.
Außerdem macht die noch einen Virenscan.

von Frank H. (horni)


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Karl Otto schrieb:
> Wenn ich Dir aber so ein Paper vorlege, wirst Du - wie die Manager -
> anfangen alls zu lesen und trotzdem nichts verstehen.

Nee, genau das würde ich persönlich nicht tun, sondern mir das Paper als 
ganzes anschauen, evtl. das Vorwort lesen und dann... ja kA... dann 
springen mir einige Stellen ins Auge, die ich dann lese und mir genau 
anschaue.

Robert L. schrieb:
> das ist einfach so, der schaut und scrollt ja nicht dorthin wo man
> selber gerade sein augenmerkt drauf legt, und deshalb ist man selber
> immer vollkommen orientierungslos..

Also ich habe mal mit einem Keyboard-Cowboy zusammen an einem Projekt 
gearbeitet. Ruby war die Sprache, Sublime der Editor. Der Typ hatte echt 
ein Tempo drauf. Aber trotzdem war ich in der Lage dem zu folgen, was er 
gemacht hat. Und als ich an den Rechner ging, hat mich die 
Geschwindigkeit auch angesteckt. Deshalb haben wir innerhalb von ca. 3 
Stunden die Arbeit von ca. 2 Tagen erledigt. Danach waren wir aber beide 
KO.

Markus Müller schrieb:
> Da läuft bei euch wohl die falsche Firewall. Ich habe IPFire im Einsatz
> und die blendet gezielt ADS und sonstige Werbebanner aus.

Wahrnehmung FTW ;) Es ging nicht um Firewalls, sondern um 
unterschiedliche Wahrnehmung!

Markus Müller schrieb:
> Vorteil: es spart viel traffic der bunten Bilder.
> Außerdem macht die noch einen Virenscan.

Cool, dann habe ich im Monat keine 1,5TB Traffic sondern... 1,49TB. Da 
wird sich die Telekom freuen.

Und Bla, Firewalls mit Content-Filter! Ich will, dass bei mir auf dem 
Rechner möglichst reines Netz ankommt und nicht irgendeine vorher 
gefilterte Scheiße.

von Stefan M. (derwisch)


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Das scheinbar ziellose rumgeklicke auf Webseiten ist mir zu mancher 
Gelgenheit auch schon mal aufgefallen.

Es scheint, als würde manch einer denken, das durch Anklicken von 
möglichst viel buntem Zeugs die gesuchte Info plötzlich erscheint.

Jeder, der einen Rechner für "echte" Arbeit nutzt, gewöhnt sich einen 
effektiven Stil an.
Egal ob Programmierer, Layouter, Schaltplanerstellung etc...
Das führt auch dazu, das Informationen aus dem Netz effektiver ( 
gezielter ) gesucht werden.

Z.B. eine Suchmaschine mit dem richtigen Suchbegriff zu füttern ist für 
mich inzwischen so logisch, dass ich nach spätestens 2 Minuten 
erfolgreich bin.
Wenn nicht, dann nützt auch eine Stunde suchen kaum was.

Wer also ( wie auch hier im Forum ) oft sagt, er habe stundenlang 
"gegoogled", der definiert seine Suchbegriffe oft falsch.

So wie es Dir mit Serverlogs geht, geht es mir mit Schaltplänen.
Die richtige Region im Schaltplan zu finden ist fast intuitiv möglich.
Dann bleibt eine Hand voll Bauteile übrig, auf die ich mich 
konzentriere.

von Chris M. (yoblid) Benutzerseite


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Frank Horn schrieb:
> Das Bringt mich zumindest zum Schluss, dass ich Informationen viel
> selektiver aufnehme, als der Otto-Normal-Klicki-Bunti Surfer.
>
> Was meint ihr? Habt ihr auch derartige Erfahrungen gemacht?

Ja!
Stichwort: Training!

Marathonläufer haben meist mehr Ausdauer, als Otto-Normal-Couch-Potatos. 
Wenn Leute schnell scrollenden Logs nicht folgen können, sind sie 
schlicht nicht darin trainiert.

von Karl O. (knorke)


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Frank Horn schrieb:
> Nee, genau das würde ich persönlich nicht tun, sondern mir das Paper als
> ganzes anschauen, evtl. das Vorwort lesen und dann... ja kA... dann
> springen mir einige Stellen ins Auge, die ich dann lese und mir genau
> anschaue.
>

> Also ich habe mal mit einem Keyboard-Cowboy zusammen an einem Projekt
> gearbeitet. Ruby war die Sprache, Sublime der Editor. Der Typ hatte echt
> ein Tempo drauf. Aber trotzdem war ich in der Lage dem zu folgen, was er
> gemacht hat. Und als ich an den Rechner ging, hat mich die
> Geschwindigkeit auch angesteckt. Deshalb haben wir innerhalb von ca. 3
> Stunden die Arbeit von ca. 2 Tagen erledigt. Danach waren wir aber beide
> KO.

> etc.

Tja, dann gibt es nur eine Erklärung: Du hast es einfach drauf. Die 
Manager sind eben dumm und Du bist der Superf***er. Glückwunsch.
Was fragst Du uns niederes Gekreuch im Forum hier dann?

;-)

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Stefan M. schrieb:
> Wer also ( wie auch hier im Forum ) oft sagt, er habe stundenlang
> "gegoogled", der definiert seine Suchbegriffe oft falsch.

Ich denke eher, das solche Leute meistens gar nicht gesucht haben und 
den Satz einfach mit reinschreiben, weil sie wissen, dass sie sonst 
keine vernünftige Antwort bekommen. Also siegt nach wie vor die 
Faulheit.

@TO

Werbung kann ich zum Glück auch gut ausblenden. Das ich Dinge so sehr 
schnell intuitiv machen könnte, da fällt mir ein Beispiel von mir selbst 
ein. Zu Schulzeiten, ich war glaub ich 15 hatte ich einen 
programmierbaren Taschenrechner. Da drauf habe ich während des 
Unterrichts Spiele programmiert und trotzdem genügend vom Unterricht 
mitbekommen. Es war nur so eine Basic-ähnliche Sprache, aber trotzdem 
hat meine Spiele kaum jemand verstanden, wie sie funktionierten. Das 
ging aber nur in Fächern, in denen ich gut war :-) Ich kann dich also 
gut verstehen. Ich denke, es kommt auch stark auf die Interessen an. 
Wenn sich jemand einfach nicht für Rechner interessiert, dann wird er 
dazu auch kein Hintergrundwissen haben und kann eben auch so einen Text 
nicht einfach quer lesen und nach Schlüsselwörtern suchen, weil er die 
wesentlichen Worte gar nicht kennt. Ich persönlich finde es auch immer 
faszinierend, wenn Leute hier Code posten, seitenlang und irgendwer 
findet innerhalb kürzester Zeit die Zeile, wo ein ";" als 
Zeilenabschluss vergessen wurde. Ich vergesse sowas wegen inzwischen 
fehlender Routine regelmäßig und muss dann eine ganze Weile suchen, weil 
ich eben nicht den gezielten Blick habe.

Dennis

von Jens P. (Gast)


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Es gibt auch (oft bei älteren Leuten) das Phänomen, dass die gleiche 
Meldung an der gleichen Stelle auch beim 400. mal vollständig 
durchgelesen wird.

Sowas treibt mich innerhalb kürzester Zeit auf die Palme.

Generell bemerke ich immer wieder, dass Menschen Ü50 gefühlte 10 mal so 
lange brauchen wie ich, bis Sie wichtige Informationen finden.

Da wird auf google prinzipiell der größte Mist als Ergebnis geöffnet, 
dem ich schon von den eineinhalb Zeilen Vorschau ansehe, dass es nichts 
taugt.

Furchtbar wenn man daneben sitzen muss und gezwungen ist sich sowas 
anzutun.

Sobald man wo hin zeigt oder was erklärt heisst es "zu schnell, zu 
schnell" oder "Du hast ja die Hälfte nicht gelesen, kann gar nicht 
sein!"

NERV!

von Paul M. (paul_m65)


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Jens Plappert schrieb:
> Es gibt auch (oft bei älteren Leuten) das Phänomen, dass die gleiche
> Meldung an der gleichen Stelle auch beim 400. mal vollständig
> durchgelesen wird.

Wenn sie es lesen ist ja noch gut. Meist sitzen sie hilflos vor dem 
Bildschirm und man muss sie förmlich zwingen den Bildschirm zu lesen. 
Ich fordere sie dann auf, laut zu lesen. Aber nach jedem zweiten Wort 
hören sie wieder auf. Das kann dann schonmal dauern bis sie endlich an 
die Auswahlbuttons "OK" und "Abbrechen" angekommen sind noch immer nicht 
wissen was sie wollen weil am Computer der Verstand abgeschaltet wird.

von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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>> Es gibt auch (oft bei älteren Leuten) das Phänomen, dass die gleiche
>> Meldung an der gleichen Stelle auch beim 400. mal vollständig
>> durchgelesen wird.

>Wenn sie es lesen ist ja noch gut. Meist sitzen sie hilflos vor dem
>Bildschirm und man muss sie förmlich zwingen den Bildschirm zu lesen.

Ihr glaubt gar nicht, wie doof junge Leute sind. Stell die mal vor einen 
Plattenspieler und sag, sie möchten doch bitte eine Platte auflegen.

Oder noch besser: Orientierung mit Stadtplan auf Papier ohne Smartphone. 
Das muß man erlebt haben.

von (prx) A. K. (prx)


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Jens Plappert schrieb:
> Generell bemerke ich immer wieder, dass Menschen Ü50 gefühlte 10 mal so
> lange brauchen wie ich, bis Sie wichtige Informationen finden.

Das gilt hauptsächlich dann, wenn diesen Leuten das Medium und der 
Umgang damit erst spät nahegebracht wurde, oder wenn den Leuten die 
Neugierde abhanden kam, die essentiell ist, um im Training zu bleiben. 
Lernfähigkeit und -tempo lassen mit dem Alter bekanntlich nach, 
insbesondere bei wesentlich Neuem. Aber sie bleibt noch lange 
prinzipiell erhalten, und wie schon erwähnt wurde: Training hilft.

Umgekehrt funktioniert das freilich auch. Ein paar Jahrzehnte mehr in 
den grauen Zellen gespeichert zu haben kann bei Informationsbeschaffung 
sehr helfen. Intelligenz gepaart mit Erfahrung hilft ungemein, 
Information zu sieben und Schemata zu identifizieren. Wenn man also in 
Nachrichten, Blogs und dem Rest vom Web die im Grunde immer wieder 
ähnlichen Vorgänge erkennt. Man kann sich dann viel Müll vom Hals 
halten, z.B. weil man sowieso schon weiss, dass 90% der Information aus 
den ersten Tagen eines Flugzeugabsturzes blanker Unsinn ist und die 
übrigen 10% auch nach einige Tagen noch nicht verdunstet sind.

Ohne die dafür nötige Intelligenz klappt das mit den Schemata nicht so 
recht. Aber ohne die Zeit, jenen immer wieder ähnlichen Bildern, 
Abläufen, Diskussionen oder Sachverhalten schon oft genug begegnet zu 
sein, eben auch nicht.

> Furchtbar wenn man daneben sitzen muss und gezwungen ist sich sowas
> anzutun.

Als furchtbar empfinde ich es eigentlich nicht. Davor bewahrt mich der 
Respekt vor anderen Menschen, ihrem anderen Leben und ihren anderen 
Fähigkeiten und Charakteren.

Ich (Ü50 :) habe für mich freilich schon vor langer Zeit eine solide 
Abneigung gegen jene Sorte Fernsehnachrichten und insbesondere 
Videoblogs entwickelt, in denen Information ohne wesentliche 
Bildinformation runtergebrabbelt wird. In Textform reicht nicht selten 
eine Minute Querlesens aus, um die Essenz einer halbe Stunde Gelaber zu 
erfassen. Ein Livestream in Bild und Ton kann zudem viel suggestiver 
sein als Text und bietet mir keine Möglichkeit, das Tempo zu 
kontrollieren und meine Gedanken zu sortieren.

Mit Fernsehdiskussionen ist es ähnlich. Selten, dass mal eine 
interessante dabei ist. Die ich deshalb nicht mitkriege, weil die 
weitaus meisten davon auch bei eigentlich interessanten Themen so sehr 
nach Schema F ablaufen, dass sie mich nur langweilen. Und so Zeug 
deshalb meide. Das war auch mal anders, ab das war eben die Zeit, in der 
ich diese Diskussionsschemata gewissermassen studierte.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Apropos: Wer hier bezeichnet sich angesichts dieser Frage freiwillig als 
"Normalo"? Sind das nicht immer die anderen? ;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Jens Plappert schrieb:
> Furchtbar wenn man daneben sitzen muss und gezwungen ist sich sowas
> anzutun.

Etwas traurig, aber natürlicher Teil vom Leben, ist etwas ganz anderes: 
Wenn du als jemand, der sein ganzes Leben eher intellektgesteuert 
verbracht hat, selber merkst, wie diese Fähigkeiten allmählich abnehmen. 
Wenn du siehst, wie andere leichtfüssig Dinge erfassen und beherrschen, 
die du in jüngeren Jahren sicherlich hättest ebenfalls erfassen und 
beherrschen können. Aber merkst, dass das nicht mehr geht. Und weisst, 
dass das immer weniger gehen wird. Aber wach und rege genug bist, um das 
deutlich zu merken.

Und wenn du dann neben einem solchen Menschen sitzt, dann überleg dir 
mal, ob deine Situation wirklich so furchtbar ist.

von (prx) A. K. (prx)


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Paul M. schrieb:
> Und so wie bei meinen Eltern:
> Vater hat die Maus in der Hand und Mutter liest laut vor was auf dem
> Bildschirm steht.
> Aber wehe, ein Menüeintrag ist anders als erwartet, dann geht gar nix
> mehr.

Menschen sind recht verschieden. Ein etwas pointiertes Beispiel:

Da gibt es (1) welche, die nach Regeln vorgehen. Den Bildschirm oder die 
Anleitung von oben nach unten systematisch durchgehen. Prozedural, 
sequentiell. Ein Gesamtbild entsteht gewissermassen als Summe der 
einzelnen Punkte.

Und da gibt es (2) welche, bei denen ein solches Vorgehen zuverlässig 
scheitert. Die wild rumspringen, den 4. Punkt vor den 3. tun usw. Die 
aber Information eher gesamtheitlich erfassen, nicht Punkt für Punkt, 
auch zeitlich eher als Gesamteindruck denn als Ablauf.

Und nun setze solche Leute an (a) ein uraltes DOS-Programm mit 
Menuführung und Frage/Antwort-Dialogen und an (b) ein iPhone.

Typ (1) kommt mit (a) gut zurecht. Es ist an jeder Stelle klar, was zu 
tun ist. Und wenn man sich dennoch verheddert hat, dann bricht man den 
Kram ab und fängt nochmal an.

Typ (1) könnte aber an (b) scheitern, weil man immer mal irgendwo 
landet, wofür man keine klare Anleitung hat, und weil dem iPhone der 
alles entscheidende Knopf fehlt: der einheitliche immer mögliche 
"Zurück" Knopf (nein: Home ersetzt diesen nicht, denn sobald du wieder 
in die App springst, sitzt du wieder an der gleichen Stelle fest).

Typ (2) könnte an (a) scheitern. Nicht weil zu schwer, sondern weil der 
sequentielle Charakter von Anleitungen und solchen Programmen missachtet 
wird. Hirn funktioniert einfach anders. Abläufe sind nicht deren Ding.

Typ (2) kommt aber mit (b) besser zurecht, weil der Schirm insgesamt 
erfasst wird. Das Bild zählt. Und es wird ggf. auch mal rumprobiert, bis 
wieder etwas bekannt vorkommt.

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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@A.K.

Samarpan
 fragte bei einem Satsang, auf die Aussage einer Dame, sie "fühle sich 
nicht NORMAL, also nicht so wie die anderen Manschen", in die Runde: 
"Who likes to be normal? Is here anybody who like to be normal?" Die 
Antwort des Auditoriums war ein anfänglich verhalten erstauntes später 
befreiendes Gelächter dem sich die Geplagte anzuschließen vermochte.

So hatte er die Frage nach dem oft empfundenen Zwang zur Uniformität und 
Normgerechtigkeit von Menschen mit einem an das Auditorium gerichteten 
Hinterfragen dieses (selbst)indizierten Befdürfnisses komplett und 
spielend ad Absurdum geführt.

Dies wir mir lange in Erinnerung bleiben.

Es ist ein Grundbedürfniss jedes Menschen als Individuum wahrgenommen zu 
werden, wie essen und trinken. Das ist selbst Kleinkindern eigen, bevor 
sie mit untauglichen Erziehungsmethoden und oft vorsätzlich vollkommen 
deformiert werden, was später langwieriegene Theapien nach sich zieht, 
nur um die schlimmsten Schäden an Geist und Seele notdürftig zu 
reparieren. Die Kathegorisierung als Normalo darf mithin also allgemein 
als Beleidigung aufgefasst werden.

Namaste

von (prx) A. K. (prx)


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Winfried J. schrieb:
> Die Kathegorisierung als Normalo darf mithin also allgemein
> als Beleidigung aufgefasst werden.

Weshalb mir die Formulierung des Themas so merkwürdig vorkam.

: Bearbeitet durch User
von Paul M. (paul_m65)


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A. K. schrieb:
> Menschen sind recht verschieden. Ein etwas pointiertes Beispiel:
>
> Da gibt es (1) welche, die nach Regeln vorgehen. Den Bildschirm oder die
> Anleitung von oben nach unten systematisch durchgehen. Prozedural,
> sequentiell. Ein Gesamtbild entsteht gewissermassen als Summe der
> einzelnen Punkte.
>
> Und da gibt es (2) welche, bei denen ein solches Vorgehen zuverlässig
> scheitert. Die wild rumspringen,

Du hast aber einen Typus vergessen. Das sind die die weder mit der einen 
noch mit der anderen Arbeitsweise klar kommen. Das sind genau die, die 
ich meinte. Am Computer setzt ihr Verstand aus, auch wenn sie sonst im 
Leben zurecht kommen.

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