Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Bullshit-Jobs


von K. S. (incognito)


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Ob Business Facility Management Assistant, Business Intelligence 
Consultant oder SAP Web 2.0 Cloud Computing Business Management 
Consultant - eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind Bullshit-Jobs! Und 
wenn ich so durch die Stellenanzeigen scrolle und das ein oder andere 
Profil auf Linkedin und Xing stalke, dann sind die auch nicht grade 
selten vertreten.

> Studium      : M.Sc. Luft- und Raumfahrttechnik (Uni)
> Fachgebiet   : IT Beratung (Business Intelligence/Big Data)

> Studium      : Bachelor of Engineering (Technische Informatik)
> Studium      : Master of Science (Information Systems)
> Fachgebiet   : SAP ERP
> Funktion     : Technischer System Owner

> Umsetzung von Siemens Trends sowie allgemeinen wissenschaftlichen und
> umsetzungsrelevanten Trends zu den Fachthemen des Beratungsportfolios

> Entwicklung neuer Consulting- bzw. Lösungsansätze sowie Weiterentwicklung
> vorhandener Methoden und Tools für innovative Change Management
> Interventionen und Business Transformationen

Ich fühle mich verarscht. Ich fühle mich verarscht, wenn ich "Methoden 
und Tools für innovative Change Management Intervention und Business 
Transformationen" entwickeln soll.

Was soll denn das!? Ist das Realsatire? Faked da jemand Foreneinträge, 
Stellenanzeigen und Lebensläufe, um sich über den Arbeitsmarkt lustig zu 
machen? Und wie soll man damit umgehen? Soll man so einen Job annehmen 
und selbst bullshitten? Will man das? Immerhin setzt man sich damit der 
Gefahr aus, nichts Arbeitsmarktrelevantes vorweisen zu können, wenn der 
Bullshit endlich aufhört.

von selber_schuld (Gast)


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doch sowas ist arbeitsmarkt relevant. Du willst gar nicht wissen, was 
mancher so verdient mit so einem Bull Shit Bingo Job, wo man meist nur 
Excel Tabellen verschiebt, Power Point Präsis hält und in Meetings rum 
chillt. Frag mal DrTech ;-) der kann ein Lied von singen.

übrigens sind solche Jobs oft besser aus Arbeitsmarkt Sicht als viele 
Entwicklerjobs. Wieso? so ein Job ist eher übergeordnet über der 
Technik, um die Umsetzung und um technische Details, wo man sehr viele 
spezifische Tools und Programmierkenntnisse braucht, kümmert sich der 
Entwickler, entweder vom Dienstleister oder Off Shore, während der Bull 
Shitter das ganze nur koordiniert. Dabei ist die Branche egal. Der Bull 
Shitter kann zu einer Bank, zu einem Autokonzern, zu einer Beratung oder 
in einen Industriebetrieb, einfach weil sein Job keine so super 
speziellen Anforderungen hat, wie der das Entwicklers, der am besten 5 
Jahre Assembler, 5 Jahre J2EE, 5 Jahre C++ und 5 Jahre embedded auf 
einer bestimmten Umgebung und alles zusammen in Kombination gemacht 
haben soll. Der Bull Shitter muss von allem nur grob eine Ahnung haben, 
damit er dem Management erklären kann, wozu sie das brauchen und er muss 
halt etwas den Entwickler durch die Gegend scheuchen. Wenn was fehl 
schlägt: Entwickler ist schuld, wird ausgetauscht wie eine Maschine und 
weiter gehts.

von K. S. (incognito)


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selber_schuld schrieb:
> Du willst gar nicht wissen, was mancher so verdient mit so einem Bull Shit
> Bingo Job, wo man meist nur Excel Tabellen verschiebt, Power Point Präsis
> hält und in Meetings rum chillt. Frag mal DrTech ;-) der kann ein Lied von
> singen.

Hab ja auch garnichts gegen diese Jobs. Am liebsten würd ich selber so 
einen haben. In der Wirtschaft gibt es eh keine fachlich anspruchsvolle 
Arbeit. Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, dann ermöglicht dieses 
System einem doch, dass man ca. 11 Semester nach der Schule + eventuelle 
Promotion mit etwas interessantem (Forschung/Brotlosstudium wie Physik, 
Mathe oder Informatik) verbringen kann und danach beim bullshitten das 
Geld in der Summe gegenüber einem Leihing/Maler/Elektriker wieder 
rausholt, obwohl die alle früher anfangen zu arbeiten. Ist das richtig? 
Ich will anschließend nur ungerne auf die Nase fallen und sehen, dass 
die Bullshit-Jobs alle weg sind. Dann hätte ich mir die Forschung und 
das Brotlosstudium auch sparen können.

von selber_schuld (Gast)


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K. Salomo schrieb:
> (Forschung/Brotlosstudium wie Physik,
> Mathe oder Informatik) verbringen kann und danach beim bullshitten das
> Geld in der Summe gegenüber einem Leihing/Maler/Elektriker wieder
> rausholt, obwohl die alle früher anfangen zu arbeiten. Ist das richtig?
> Ich will anschließend nur ungerne auf die Nase fallen und sehen, dass
> die Bullshit-Jobs alle weg sind. Dann hätte ich mir die Forschung und
> das Brotlosstudium auch sparen können.

häufig ist das so, wenn man gut genug ist im Bereich Selbstdarstellung 
und Bull Shit Bingo spielen.

Oft sind solche Jobs auch ziemlich chillig. Nur nach außen tun die 
Selbstdarsteller, als wären sie immer Mega im Streß. Mal 3 Stunden im 
ICE sitzen, etwas rumtelefonieren, in Meetings sitzen wo man erstmal 30 
Minuten über die neusten Anzüge, Luxusprodukte, Nobel Autos diskutiert, 
sowie den neuen Firmenwagen vom Kollegen, dann 30 minuten "arbeiten" und 
danach Kaffee Kränzchen. Man bastelt auf der "Arbeit" PPT Präsis 
zusammen mit Geschäftsprozessen, recht unabhängig von der Technologie, 
daher kann man quasi fast überall "arbeiten" und rechnet "Business 
Cases" in Excel, wo man dem Management aufzeigt, wie viel es angeblich 
mit diesem Zeugs sparen kann. Auch sitzen diese Leute meist, im 
Gegensatz zum Entwickler, an der Budgetquelle. Die haben oft ein Budget 
für ihre Stunden und die der Entwickler. Heißt: man "arbeitet" selbst 
nur 5 Stunden, bucht aber den ganzen Tag durch, am besten 10 Stunden, 
gibt viele Präsis und Papier ab (zusammen gebastelt aus Templates von 
früheren Projekten) um die hohen Stunden zu rechtfertigen und wenn es 
Probleme gibt: Entwickler sind schuld, verdienen zu viel, sind zu teuer, 
arbeiten zu langsam ... die Entwickler müssen ja statt Bull Shit Präsis 
wirklich was produzieren was lauffähig ist, der Bull Shitter nicht.

von DrTech (Gast)


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selber_schuld schrieb:
> doch sowas ist arbeitsmarkt relevant. Du willst gar nicht wissen, was
> mancher so verdient mit so einem Bull Shit Bingo Job, wo man meist nur
> Excel Tabellen verschiebt, Power Point Präsis hält und in Meetings rum
> chillt. Frag mal DrTech ;-) der kann ein Lied von singen.

Richtig, damals vor langer Zeit noch als Jung. Ing. dann als 
Seniorentwickler ging bei mir richtig die Post ab. Musste oft den Kahn 
(die Firma) vom Untergehen retten, IBN, 12 bis oft 15+ Std. Tage waren 
eher die Regel. Da war die K.cke sprichwörtlich am Dampfen. Die Chefs 
damals in wohlklimatisierten Büros, 8 Std. Tage. Miese Gehaltsaussichten 
damals.
Das geht dann wohl so nicht weiter, hab ich mir gedacht. Kurzum habe ich 
noch am letzten Tag des Monats ihm die Kündigung am Tisch geknallt (wg. 
der Kündigungsfrist), dann noch insges. 1 Monat Urlaub inkl. Überstd. 
genommen und war dann plötzlich weg.
Der Chef war dann ganz zufällig ein bisschen später auch weg vom Fenster 
und die Firma ging bergab, selbst schuld.

Heute bin ich "Applikationsmanager" für mehrere Applikationen,  die 
Entwicklung passiert extern bei Lieferanten, ich koordiniere nur noch, 
mache meine Analysen, ab und zu Anpassungen,  Meetings, Excel, Ppt.

Die Kohle stimmt nun. Vielleicht überlege ich mir noch einen kleinen 
Lehrauftrag an ner Uni um nicht ganz abzudriften.

von Hinweisgeber (Gast)


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@Salomo

Ich verwette meinen alten Hut darauf, daß "selber_schuld" und "Dr.Tech"
ein und dieselbe Person sind. Beide zusammen ergeben den sog. "Heiner",
der den Trollkönig darstellt. Also: Vorsicht...

von Outlaw (Gast)


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> Studium      : M.Sc. Luft- und Raumfahrttechnik (Uni)
> Fachgebiet   : IT Beratung (Business Intelligence/Big Data)

Damit meinst du wohl mich :):)

Ich finde das sehr amuesant! Und glaub mir, das "gebullshitte" sieht so 
unheimlich real aus, wenn ich monatlich eine Nettosumme auf mein Konto 
ueberwiesen become, die nicht mal ein Abteilungsleiter bei einem 
IGM-Metall Unternehmen erhaelt oder auch wenn ich woechentlich 
Jobanfragen erhalte. Vielleicht ist "Bullshit" die neue Realitaet und du 
lebst in der Vergangenheit und es ist Zeit das zu akzeptieren?

von Outlaw (Gast)


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Eine Sache noch und sehr wichtig:

Lies dir mal "The Great Gatsby" von F. Scott Fitzgerald und du wirst 
schnell merken wie die Welt funktioniert:

"Perception is reality"

von alles wird gut (Gast)


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> Hab ja auch garnichts gegen diese Jobs. Am liebsten würd ich selber so
> einen haben.
Die Frage ist, ob Du den bekommst?

> In der Wirtschaft gibt es eh keine fachlich anspruchsvolle Arbeit.
natürlich gibt es die noch ab und zu - Du kannst dann allerdings auch 
Lotto spielen, die Wahrscheinlichkeit ist ungefähr gleich.

> Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, dann ermöglicht dieses
> System einem doch, dass man ca. 11 Semester nach der Schule + eventuelle
> Promotion mit etwas interessantem (Forschung/Brotlosstudium wie Physik,
> Mathe oder Informatik) verbringen kann
bis hier noch richtig
> und danach beim bullshitten das
> Geld in der Summe gegenüber einem Leihing/Maler/Elektriker wieder
> rausholt, obwohl die alle früher anfangen zu arbeiten.
Ja, wenn Du das kannst, ist es ja gut.
Vielleicht kannst Du ja auch ohne Geld existieren,Dich wegbeamen, etc. 
... die meisten können das nicht.
> Ist das richtig?
Du unterliegst einem Irrglauben - nur weil einer unter 10.000 den 
gutbezahlten B-Job erhält, mußt Du das nicht sein.
Aber tröste Dich, es gibt noch andere B-Jobs, wesentlich schlechter 
bezahlt, den bekommst Du dann vielleicht :-)

> Ich will anschließend nur ungerne auf die Nase fallen und sehen, dass
> die Bullshit-Jobs alle weg sind. Dann hätte ich mir die Forschung und
> das Brotlosstudium auch sparen können.
das fällt Dir leider zu spät ein - ich würd mal sagen, Pech gehabt.

von K. S. (incognito)


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alles wird gut schrieb:
> das fällt Dir leider zu spät ein - ich würd mal sagen, Pech gehabt.

Nein, nein... ich hab noch nichts studiert. Das war eher ein Blick in 
die Zukunft :)

von DrTech (Gast)


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Hinweisgeber schrieb:
> @Salomo
>
> Ich verwette meinen alten Hut darauf, daß "selber_schuld" und "Dr.Tech"
> ein und dieselbe Person sind. Beide zusammen ergeben den sog. "Heiner",
> der den Trollkönig darstellt. Also: Vorsicht...

So ein quatsch.  Damit hast du deinen alten Hut verloren.

Ich bin Wiener und das im Original mit techn. österreichischem 
Doktorgrad.

Na, eigentlich kanns mir ja egal sein, was du schreibst. Hab jetzt 
Feierabend und werde nun gemütlich meinen kleinen Braunen genießen.

Oder vielleicht heute sogar mal ein gutes in Österreich oder Bayern 
gebrautes Bier.

von M. (Gast)


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DrTech schrieb:
> gemütlich meinen kleinen Braunen
Ich dachte, der sei damals im Phaeton abgeschmiert ...

von DrTech (Gast)


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M. schrieb:
> DrTech schrieb:
> gemütlich meinen kleinen Braunen
>
> Ich dachte, der sei damals im Phaeton abgeschmiert ...

Kleiner Brauner steht auch nicht für braunes Gedankengut.

Obwohl, zu links sollte man auf keinen Fall sein.

Ok, für dich wiederhole ich nochmals:

Kl. Brauner = Espresso

von Jan H. (j_hansen)


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DrTech schrieb:
> M. schrieb:
>> Ich dachte, der sei damals im Phaeton abgeschmiert ...

Sehr böse :)

> Obwohl, zu links sollte man auf keinen Fall sein.

Ja, das impliziert schon das Wort "zu". Man sollte auch nicht "zu dick", 
"zu dünn", "zu fein" etc. sein.
Aber Wien ist doch eine eher linke Stadt, oder? Unter rechter Herrschaft 
wäre es wohl nichts mit dem Titel der lebenswertesten Stadt geworden ;)

P.S.: wo bekommt man denn einen guten "kleinen Braunen" (den Kaffee) in 
der Innenstadt zu Nicht-Touristenpreisen?

von DrTech (Gast)


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Jan Hansen schrieb:
> Aber Wien ist doch eine eher linke Stadt, oder? Unter rechter Herrschaft
> wäre es wohl nichts mit dem Titel der lebenswertesten Stadt geworden ;)

Irrtum, das wird gerade untereinander ausgemacht, ziemlich aktuelle 
News:

http://m.diepresse.com/home/panorama/wien/3815810/index.do

Wer schon mal in ner Studentenverbindung war, kann hier nachfühlen. 
"Burschis" gegen Linke.

>
> P.S.: wo bekommt man denn einen guten "kleinen Braunen" (den Kaffee) in
> der Innenstadt zu Nicht-Touristenpreisen?
Das sind Geheimnisse, die dir erst nach längerer Zeit in Wien offenbart 
werden (und keinen Touristen). Da gibts richtig schöne Perlen. Die jetzt 
einfach zu nennen, wäre frivol.

von Purzel H. (hacky)


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>Change Management Interventionen und Business Transformationen

Bedeutet wie kann man alten Muell nochmals eine Dekade lang auslutschen 
anstelle was Neues zu kaufen. Da man damit Millionen sparen kann ist das 
ein unheimlich effizienter Job auch wenn er er weder zeitlich noch 
fachlich anstrengend ist.

: Bearbeitet durch User
von HunzenStrunz (Gast)


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DrTech schrieb:
> Ok, für dich wiederhole ich nochmals:
>
> Kl. Brauner = Espresso

Wieso nochmals? Ich sehe nur eine Wiederholung.

von Einhart P. (einhart)


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HunzenStrunz schrieb:
> DrTech schrieb:
>> Ok, für dich wiederhole ich nochmals:
>>
>> Kl. Brauner = Espresso
>
> Wieso nochmals? Ich sehe nur eine Wiederholung.

Der Braune war mit Schuss ;-)

von DrTech (Gast)


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Hier zum Nachlesen als kleine Bettlektüre:

http://www.wiener-kaffeehaus.at/schmankerl-1.aspx

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