Forum: Haus & Smart Home Hausautomatisierung: Richtige Relaiswahl (Warnung)


von Tassilo H. (tassilo_h)


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Hallo!

Gelegentlich sieht man hier Bilder, wo zur Hausautomatisierung 
Relaisplatinen auf Holzplatten montiert werden oder billige, schon vom 
Isolationsabstand bedenkliche Relaisplatinen von eBay oder aliexpress 
verwendet werden.

Angehängtes Bild kann als Beispiel dienen, wie wichtig es ist, die 
richtigen Relais zu verwenden und diese auch hinreichend brandgeschützt 
einzubauen (d.h. nicht auf eine Holzplatte, sondern flammhemmend)!

Das gezeigte Relais hat eine Schaltleistung von 250VAC 10A/0.5HP 240VAC. 
Es wurde verwendet, um Kerzenlampen mit einer Leistung von ca. 400W 
(also ca. 1.7A bei 230V) zu schalten. Das ging auch ca. 12 Jahre gut.
Was ich damals mangels besserem Wissen nicht bedacht habe: Der 
Einschaltstrom von Glühlampen ist bis zu 15mal höher, das verwendete 
Relais nicht für solche Einschaltströme ausgelegt, irgendwann (nach 12 
Jahren Benutzung) blieb der Kontakt kleben (Licht ging nicht mehr aus), 
aber mit erhöhtem Kontaktwiderstand. So ist das Relais dann langsam 
geschmolzen und verkohlt, bis schließlich nach Stunden jemand den Strom 
abgestellt hat. Gottseidank war die Platine in einem flammhemmenden 
Gehäuse, das hat aber dennoch ein Loch im Deckel bekommen.

Lösung: Geeignete Relais verwenden mit Eignung für "high-inrush" 
current, wieder brandgeschützt einbauen, ggf. noch eine 
Temperatursicherung daneben.

Dies soll nur als Hinweis dienen, was passieren kann, und daß man an den 
Brandschutz denken sollte.

von Frank (Gast)


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Ein toller Hinweis. Danke dafür.

Frank

von Malefiz (Gast)


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Du hast das Relais überlastet also kein Ding das es abfackelt.

von Werner W. (wam)


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Malefiz schrieb:
> Du hast das Relais überlastet also kein Ding das es abfackelt.

Ich hätte, obwohl vor Jahren anders gelernt, auch nur 10A / 250V gelesen
und das Teil zum "Lampen" ein/aus schalten benutzt.....

Also danke für den Tip.

Gruß
Wam

von Tassilo H. (tassilo_h)


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Malefiz schrieb:
> Du hast das Relais überlastet also kein Ding das es abfackelt.

Ja schon, aber nur durch den Einschaltstrom. Deshalb ja der Hinweis, 
oder denkst Du, allen Hausautomatisierungsbastlern hier ist klar, daß es 
High-inrush spezifizierte Relais gibt? Oder wie es aussehen kann, wenn 
ein Relais hopsgeht? Die meisten würden doch denken (so wie ich damals): 
keine 2A Last, 10A Relais, alles gut...

von Oliver S. (phetty)


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Alternativ einen Halbleiter verwenden.

von Tom P. (booner)


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Hei Oliver,

der wird im Fehlerfall aber auch gerne leitend...
Aber hoffentlich nicht zur Heizung, wie dieses Relais. ;-)


Grüße,

Tom

von Harald W. (wilhelms)


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Tassilo H. schrieb:

> Lösung: Geeignete Relais verwenden mit Eignung für "high-inrush"
> current, wieder brandgeschützt einbauen, ggf. noch eine
> Temperatursicherung daneben.
>
> Dies soll nur als Hinweis dienen, was passieren kann,

Das sind typische Fehler von Menschen, die Ihre Kenntnisse durch
Beiträge in Foren erwerben. Als Fachmann sieht man sich vor dem
Einsatz eines Relais dessen Datenblatt an. Und man weiss natürlich
schon aus der Schule, das Glühlampen einen erhöhten Anlaufstrom
ziehen.
Gruss
Harald

von COM12 (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Das sind typische Fehler von Menschen, die Ihre Kenntnisse durch
> Beiträge in Foren erwerben. Als Fachmann sieht man sich vor dem
> Einsatz eines Relais dessen Datenblatt an. Und man weiss natürlich
> schon aus der Schule, das Glühlampen einen erhöhten Anlaufstrom

Bleib mal locker. So was kannst du auch bei richtiger Relaiswahl 
erleben. Frag mal deinen nächsten Heizungsbauer wie oft da die Relais 
für die Pumpen oder Brenner so aussehen. Und da hat nicht unbedingt ein 
"Forenleser" mit seiner grenzenlosen Unkenntnis das falsche Relais 
ausgesucht...

von Bastler (Gast)


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Na die garantierten 2 Jahre hat's gehalten und 12 Jahre ohne alles neu 
zu machen, ist ja auch gemein.

von Malefiz (Gast)


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Ehm du hast es dauerhaft überlastet und nich mit einschaltstrom.

von Jörg K. (joergk)


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Malefiz schrieb:
> Ehm du hast es dauerhaft überlastet und nich mit einschaltstrom.

Sehe ich nicht so.

Das Problem ist eher, daß die meisen Relais-Hersteller die 
Gebrauchskategorie AC-5b bzw. AC-36a gar nicht angeben.
Man könnte natürlich daraus schließen, daß diese Relais einfach nicht 
für Glühlampen geeignet sind.

Habe mal auf die Schnelle in die Datenblätter meiner üblicherweise 
verbauten Relais gesehen und keiner äußert sich dazu.

Auch AC-6b (Kondensatorlast) spezifiziert kein mir bekannter Hersteller, 
dabei ist dies immer dann gefordert, wenn Schaltnetzteile geschaltet 
werden.

Dem TO also vorzuwerfen, er habe keine Ahnung ist meiner Meinung nach 
angesichts dieser Informationslage nicht angemessen.

Kennt jemand Hersteller kleiner Printrelais, die das Schaltvermögen für 
Glühlampen explizit angeben?

Frage an den TO: Sind in den ganzen Jahren mal Glühlampen ausgefallen? 
Normalerweise tun sie dies beim Einschalten und der zusammenfallende 
Glühfaden verursacht einen noch weitaus größeren Stromstoß.

Ich habe schon mehrfach (Marken)-Lichtschalter nach dem Sterben einer 
Glühlampe wegen verschweißter Kontakte auswechseln müssen.

Jörg

von Tassilo (Gast)


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Malefiz schrieb:
> Ehm du hast es dauerhaft überlastet und nich mit einschaltstrom.

Wie das bei 10A 250V AC Kontaktbelastbarkeit für ohmsche Last?

von Harald W. (wilhelms)


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COM12 schrieb:

> Bleib mal locker. So was kannst du auch bei richtiger Relaiswahl
> erleben.

Das stimmt. Aber die Wahrscheinlichkeit für solche Fehler steigt
bei "Forumselektronikern" ohne Elektroausbildung stark an.
Übrigens habe ich es bislang noch nicht erlebt, das ein Relais
durch erhöhten Kontaktwiderstand zusammenschmilzt. Aber man lernt
bekanntlich nie aus.
Gruss
Harald

von Malefiz (Gast)


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400Watt sind halt mehr wie die erlaubten 0,5HP bei 240V

von wendelsberg (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Übrigens habe ich es bislang noch nicht erlebt, das ein Relais
> durch erhöhten Kontaktwiderstand zusammenschmilzt. Aber man lernt
> bekanntlich nie aus.

Fuer mich sieht das Schadensbild auch nicht so aus.
Meine Vermutung:
Da ist die Loetstelleam Kontaktpin nach und nach gerissen. Dann gab es 
irgendwann einenschlechten Kontakt in dieser Loetstelle und von da aus 
ist das Ganze dann verbrannt.

In meinem Geschirrspueler sah das sehr aehnlich aus.

wendelsberg

von Jörg K. (joergk)


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Harald Wilhelms schrieb:
> COM12 schrieb:
>
>> Bleib mal locker. So was kannst du auch bei richtiger Relaiswahl
>> erleben.
>
> Das stimmt. Aber die Wahrscheinlichkeit für solche Fehler steigt
> bei "Forumselektronikern" ohne Elektroausbildung stark an.
> Übrigens habe ich es bislang noch nicht erlebt, das ein Relais
> durch erhöhten Kontaktwiderstand zusammenschmilzt. Aber man lernt
> bekanntlich nie aus.
> Gruss
> Harald

Leider habe ich die Fotos nicht mehr, aber das geht sogar bei 
250kW-Schützen. Wenn kein Mensch die Kontakte wartet, merkt auch keiner, 
daß das Kontaktmaterial langsam verschwindet. Irgendwann "kaut das Ding 
auf den Felgen", also auf dem Strombahn-Grundmaterial. Hier bilden sich 
dann erhöhte Übergangswiderstände mit entsprechender Wärmeentwicklung 
und auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber den beim Öffnen der Kontakte 
entstehenden Lichtbögen.
Am Ende wird alles so heiß, daß es zusammenschmilzt und abfackelt.
Eine üble Sauerei gibt das...

Jörg

von Harald W. (wilhelms)


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Malefiz schrieb:

> 400Watt sind halt mehr wie die erlaubten 0,5HP bei 240V

Wer weiss denn schon, wie groß amerikanische Pferde sind. :-)

von Schreiber (Gast)


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Malefiz schrieb:
> 400Watt sind halt mehr wie die erlaubten 0,5HP bei 240V

die 0,5HP gelten üblicherweise nur für Motoren (=induktive Last)
Der Amerikaner rechnet auch heute noch mit Pferdestärken...

von Tassilo H. (tassilo_h)


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Jörg K. schrieb:
> Frage an den TO: Sind in den ganzen Jahren mal Glühlampen ausgefallen?
> Normalerweise tun sie dies beim Einschalten und der zusammenfallende
> Glühfaden verursacht einen noch weitaus größeren Stromstoß.

Mit Sicherheit. Kerzenlampen in Kronleuchtern sind ja nicht soo 
langlebig.


Harald Wilhelms schrieb:
> Das stimmt. Aber die Wahrscheinlichkeit für solche Fehler steigt
> bei "Forumselektronikern" ohne Elektroausbildung stark an.

Naja, wenn schon, dann war ich damals (Zeitpunkt des Designs Ende der 
1990er) "Newsgroup-Elektroniker" ;-) Und Datenblätter von 
Relaisherstellern waren im Netz noch eher selten (im Ggs. zu 
Halbleitern), so daß man sich mit den Angaben im Katalog des Versenders 
begnügt hat.
Ach ja, was ist denn eine akzeptable Elektroausbildung? Oder soll man 
vielleicht das Selberbauen gleich ganz einstellen? ;-)

wendelsberg schrieb:
> Meine Vermutung:
> Da ist die Loetstelleam Kontaktpin nach und nach gerissen. Dann gab es
> irgendwann einenschlechten Kontakt in dieser Loetstelle und von da aus
> ist das Ganze dann verbrannt.

Das ist denkbar, und da die Lötstelle bzw. das Platinenmaterial darunter 
nicht mehr exisitert schlecht nachprüfbar. Dagegen spricht jedoch, daß 
das Licht vorher nie geflackert hat, sondern einfach nicht mehr ausging. 
Die anderen, noch vorhanden Lötstellen sehen einwandfrei aus. Und zu 
guter letzt gibt es noch so eine Relaisplatine, gleiche Relais, ähnliche 
Last, wo ein Relais kleben geblieben ist ohne abzufackeln. Das spricht 
für den Einschaltstrom als Ursache.

Eigentlich aber auch alles egal, ich wollte nur zeigen, wie der 
worst-case Fehlerfall aussehen kann, und daß man alles was Netzspannung 
oder hohe Ströme schaltet auch irgendwie brandgeschützt einbauen sollte.

von Thosch (Gast)


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Jörg K. schrieb:
> Kennt jemand Hersteller kleiner Printrelais, die das Schaltvermögen für
> Glühlampen explizit angeben?

jo, solche Inrush-Relais gibts sogar bei Reichelt:
HONGFA HF115F-S-024-H

Das hat einen voreilenden Wolfram-Kontakt

Im Datenblatt 
http://www.reichelt.de/index.html?&ACTION=7&LA=3&OPEN=0&INDEX=0&FILENAME=C300%252FDS-HF115F-S.pdf
stehen explizite Angaben zur maximalen schaltbaren Last,
u.a. auch für Glühlampen:

Incandescent Lamp: 3000W 230VAC
Inrush current: 165A/20ms
fluorescent: 800A/200µs

von Harald W. (wilhelms)


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Thosch schrieb:

> jo, solche Inrush-Relais gibts sogar bei Reichelt:
> HONGFA HF115F-S-024-H
>
> Das hat einen voreilenden Wolfram-Kontakt

Ein ähnliches Relais wurde schon in den achtziger Jahren von Finder
auf der Industriemesse Hannover vorgestellt.
Gruss
Harald

von Jörg K. (joergk)


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Thosch schrieb:

> jo, solche Inrush-Relais gibts sogar bei Reichelt:
> HONGFA HF115F-S-024-H
>
> Das hat einen voreilenden Wolfram-Kontakt
>
> Im Datenblatt
> 
http://www.reichelt.de/index.html?&ACTION=7&LA=3&OPEN=0&INDEX=0&FILENAME=C300%252FDS-HF115F-S.pdf
> stehen explizite Angaben zur maximalen schaltbaren Last,
> u.a. auch für Glühlampen:
>
> Incandescent Lamp: 3000W 230VAC
> Inrush current: 165A/20ms
> fluorescent: 800A/200µs

Super, das kannte ich noch nicht. Vielen Dank!
Landet gleich auf der Merkliste.

Jörg

von Ketchup (Gast)


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Dass mal was in rauch aufgeht kann auch bei richtiger Bauteilauswahl 
pasieren wenn sich ahlt doch mal das meterial über die zeit ermüdet.

Holzgehäuse und Große Leistungen/Netzspannung finde ich so oder so ein 
fetes NOGO.

von Harald W. (wilhelms)


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Ketchup schrieb:

> Holzgehäuse und Große Leistungen/Netzspannung finde ich so oder so ein
> fetes NOGO.

Nun, auch das kann funktionieren, wenn man es richtig macht.
Die ersten Farbfernseher mit ca. 1000W Leistung wurden auch
in Holzgehäuse gepackt.
Gruss
Harald

von dolf (Gast)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Die ersten Farbfernseher mit ca. 1000W Leistung wurden auch
> in Holzgehäuse gepackt.

ja das gab´s tatsächlich....
diese gräte nannte man dann u.a. "heimgranate" oder ivans letzte 
rache.......
hast nen raduga in anbauwand hast du bald nen wohnungsbrand......
mit freundlichen grüßen von den "freunden".....

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