Forum: HF, Funk und Felder Mischer mit dem LT5560: Ausgangsleistung zu klein?


von Sven B. (scummos)


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Hallo!

Ich will einen Downconverter von 1.42 GHz auf wenige MHz (im Schaltbild 
etwa 5 MHz) mit dem LT5560 bauen. Am Eingang verwende ich einen 
1:1-Balun aus Koax-Kabelstücken, am Ausgang einen "Lumped 
Element"-Balun, wie im Datenblatt [1] auf Seite 23 beschrieben.

Wenn ich jetzt als LO 1400 MHz mit etwa +3 dBm und als Input zum 
Beispiel 1405 MHz mit +0 dBm in die Schaltung schicke, kriege ich am 
Ausgang auch schön (abgesehen von ein paar Obertönen) das erwartete 
Mischprodukt -- allerdings mit viel zu kleiner Amplitude. Ich sehe etwa 
15 mV rms, das sind mindestens 20 dB weniger als erwartet.
Für ein kleineres Input-Signal (LO konstant) bleiben die ca. 20 dB 
Abstand zum erwarteten Pegel konstant.

Hat jemand das Teil schonmal benutzt und / oder eine Idee, woran das 
liegen könnte? Ich bin ziemlich ratlos. Ich habe sogar zwei von den 
Schaltungen aufgebaut, die zweite ist für 30 MHz Output entworfen und 
benutzt einen 16:1-Transformator am Ausgang als Balun. Diese zeigt genau 
dasselbe Verhalten. Die Lötstellen habe ich inzwischen schon recht 
sorgfältig kontrolliert alle. Inklusive der LED fließen ca. 17 mA Strom 
in die Platine rein, was denke ich belegt, dass auch der Verstärker in 
dem Chip an ist.

Ich bin für jeden Hinweis oder jede Idee, was man noch nachmessen könnte 
dankbar.

Viele Grüße,
Sven
______
[1] Hier ist das Datenblatt von dem Teil:
  http://www.farnell.com/datasheets/1717059.pdf

: Bearbeitet durch User
von B e r n d W. (smiley46)


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Hallo Sven

Was mir auf die Schnelle auffällt, C7 und C8 sind nicht für die hohen 
Frequenzen geeignet. In den Applikationen wird immer ein 1nF Kondensator 
parallel geschaltet. Für über 1 GHz würde ich den Zweiten noch deutlich 
kleiner machen. Ist C8 überhaupt notwendig?

> einen 1:1-Balun aus Koax-Kabelstücken

Ist die Funktion verifiziert? Ich hätte dazu nicht die Messmittel. Das 
funktioniert vermutlich nur ziemlich schmalbandig. Ist der 
Verkürzungsfaktor des Koaxkabels eingeplant?

> einen 16:1-Transformator am Ausgang als Balun

Die Applikation sagt 16:1, ich vermute, die meinen das 
Impedanzverhältnis. 1100 Ohm / 16 = 68 Ohm. Dann würde ein 
Windungsverhältnis von 4:1 oder 5:1 einigermaßen passen.

Es gibt zu viele Fehlermöglichkeiten. Kannst du nicht mal vorerst einen 
Übertrager auf Doppelloch- oder Ringkern wickeln? Später, wenn alles 
funktioniert, wieder zurückbauen.

Gruß, Bernd

von Sven B. (scummos)


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Hi Bernd,

danke für deine Antwort! Du hast Recht, C8 ist tatsächlich nicht 
notwendig -- das ist ja DC eh an GND gekoppelt. Den werde ich mal 
wegmachen. Ich kann auch versuchen, neben C7 noch einen kleineren 
Entstörkondensator zu quetschen. Ich berichte dann über das Ergebnis. 
Ich glaube mich aber zu erinnern dass ich im Rahmen meiner erfolglosen 
Fehlersuche C8 auch schon einmal überbrückt hatte und das nichts 
geholfen hat.

Die beiden Baluns habe ich vermessen und die funktionieren soweit. So 
arg toll sind sie nicht, aber weniger als 10dB Return Loss haben beide 
bei den verwendeten Frequenzen.

Sorry, mit dem 16:1 meinte ich schon das Impedanzverhältnis. Die 
Windungen sind 4:1 geteilt. Ich habe den auf der einen Seite mit 800 Ohm 
(16 x 50) terminiert und dann den Return Loss gemessen, und der war bei 
32 MHz etwa -13dB. Das war allerdings, bevor ich ihn in die Schaltung 
eingebaut habe.

> Kannst du nicht mal vorerst einen
> Übertrager auf Doppelloch- oder Ringkern wickeln? Später, wenn alles
> funktioniert, wieder zurückbauen.
Wo würde ich diesen dann einbauen ...?

Viele Grüße,
Sven

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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Ich konnte jetzt endlich mal mit dem Spectrum Analyzer nachmessen, was 
da eigentlich genau rauskommt. Im Anhang das Ergebnis. Das ist für etwa 
-22dBm Input bei 1380 MHz und +4dBm LO bei 1404 MHz. Vor dem SA ist noch 
ein 10dB externer Attenuator, also muss man überall etwa 10dB 
dazuzählen. Das LSB liegt also gerade wieder etwa die genannten 20dB 
unter dem erwarteten Level.

Im ersten Bild sieht man ziemlich viel Kram -- die beiden größten Peaks, 
den oben und den unten, interpretiere ich mal als LSB und USB des 
Mischprodukts (von der Frequenz her passt es ja). Der große direkt links 
neben dem mit dem Marker müsste der LO Feedthrough sein. Den finde ich 
schonmal viel zu groß. Der müsste 40dB unter dem USB liegen, nicht 12 
oder so. Der Rest sind wohl irgendwelche Mischprodukte höherer Ordnung, 
aber die sind ja alle sehr klein, von daher ist das wohl okay.

Im zweiten Bild sieht man das LSB gezoomt, mit den ganzen Harmonischen. 
Das sieht eigentlich sehr hübsch aus, finde ich. Der 4. von links ist 
kein Peak vom Mischer, das ist das Radiosignal :)

Vielleicht wird man ja hieraus schlauer? Besonders interessant erscheint 
mir die Information, dass der LO viel zu stark am Ausgang zu sehen ist, 
auch wenn ich selber damit nicht auf eine Fehlerursache rückschließen 
kann.

Grüße,
Sven

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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Ich hab' mal noch etwas herumgemessen (insb. den Return Loss an den 
einzelnen Ports) und habe den Eindruck, dass die Impedanzanpassungen 
quasi überall ziemlich falsch sind. Besonders schlimm sieht es am Input 
aus. Ich komme auch wenn ich den Schaltkreis, den ich da aufgebaut habe 
für das Matching (aus dem Datenblatt!) simuliere nicht zu dem Ergebnis, 
dass der da irgendwie eine vernünftige Anpassung vornimmt.
Ich habe ihn durch einen selbst entworfenen ersetzt, der geht allerdings 
genausowenig (S11 verläuft ziemlich genau gleich), obwohl er in der 
Simulation gut aussieht (s. Anhang). Sehr merkwürdig.

Wie geht man vor, wenn man sowas entwerfen will?

: Bearbeitet durch User
von Martin (Gast)


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Aus dem LT5526 Datenblatt

The external inductance is split in half (1.4nH), with each
half connected between the pin and C1 as shown in
Figure 4. The inductance may be realized with short, high
impedance printed transmission lines, as in Figure 3,
which provides a compact board layout and reduced
component count. A 1:1 transformer (T1 in Figure 3)
converts the 50Ω differential impedance to a 50 Ω
single-ended input.

Das Problem ist der Balun. MAl das DAtenblatt lesen . Auch vom LT5526
Egal was für ein Übersetzungsverhältnis , es muss von 50 ohm single 
ended auf differential transformiert werden. Also Trafo mit Mittenanzapf 
nehmen
Richtig dimensioniert, gehts hervorragend. Auch auf den LO Pegel achten

Martin

von HF-Werkler (Gast)


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Hallo,
mir fallen gleich mehrere Dinge auf:
- Widerstände nach GND reduzieren Strom in Gilbertzelle
- Keine doppelseitige Leiterplatte für ein Design im GHz-Bereich?
- Leitungsimpedanzen? Parasitäre Kapazitäten, Induktivitäten?

von Sven B. (scummos)


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Hallo!

Danke für die Antworten erstmal.

> Das Problem ist der Balun.
Hmm. Ich habe den Balun am Ausgang aber mit Größen, die im Datenblatt 
vorgeschlagen waren, aufgebaut. Meinst du den Balun am Eingang oder am 
Ausgang?

Ich habe eine zweite Platine mit einem Trafo mit Mittelanzapfung (für 
eine höhere IF) statt dem Lumped-Element-Kram am Ausgang. Die zeigt 
dasselbe Verhalten :(

> - Widerstände nach GND reduzieren Strom in Gilbertzelle
Danke, die hab' ich inzwischen entfernt beim rumbasteln, hat leider 
nicht geholfen.

> - Keine doppelseitige Leiterplatte für ein Design im GHz-Bereich?
Ist doppelseitig, aber die Rückseite ist komplett GND und deshalb nicht 
so interessant. Vias hab ich überall hingebohrt.

> - Leitungsimpedanzen? Parasitäre Kapazitäten, Induktivitäten?
Das ist mir jetzt auch gerade aufgefallen, dass das insb. am Input-Port 
wohl nicht gut ist. Ich hab' das mal mit einer Bastel-Lösung deutlich 
kleiner gemacht und es hat jetzt auch mehr Return Loss (ca. 7dB, ich 
weiß, immer noch ziemlich mies aber sollte ja eigentlich reichen). 
Leider hat es am Ergebnis nichts geändert.
Siehst du sonst noch einen Punkt, wo die parasitären Kapazitäten / 
Induktivitäten ein Problem sein könnten?

Viele Grüße,
Sven

von Sven B. (scummos)


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Ah! Ich hab' den Balun am Ausgang falschrum aufgebaut (Reihenfolge von 
L/C vertauscht). Dann funktioniert er (laut qucs) wohl nicht mehr 
richtig.

Morgen baue ich eine neue Platine, wo ich all diese Fehler korrigiere. 
Vielleicht geht die dann.

von bazo (Gast)


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Hallo,

sind das am Eingang wirklich 680nH gegen Masse oder täuscht das nur?
680nH Drosseln sind auf 1.4GHz keine Drossseln mehr, weil die 
Eigenresonanz schon weit überschritten ist.
Ansonsten die HF-Leiterbahnen gerade führen und als coplanar waveguide, 
wenn oben schon größflächig Masse sein soll.
Die Masse oben dann zwischen Eingang und Ausgang trennen
Die Vias sind mit Nieten oder mit Draht gemacht?

von Sven B. (scummos)


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Hi!

Das sind wirklich 680nH, das täuscht nicht -- danke für den Hinweis, ich 
nehme was kleineres.
Würdest du oben weniger Masse empfehlen?

Die Vias sind mit Kupferdraht gemacht, der oben und unten festgelötet 
wird. Ich weiß, dass das nicht ideal ist, aber mir fällt nix besseres 
ein was gut umsetzbar ist.

Grüße,
Sven

von Sven B. (scummos)



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Ich bau' jetzt nochmal ein neues Board, für das ich alle 
Matching-Schaltkreise recht sorgfältig simuliert habe und was auch so 
eng geroutet ist, wie ich es von Hand nacher auch noch irgendwie gebaut 
kriege. Außerdem habe ich einen Attenuator für den LO hinzugefügt, ich 
glaube, das Level war ein bisschen zu hoch.

Die Simulationen hab ich auch mal alle angehängt, vielleicht sieht ja da 
jemand einen Fehler.

Wenn das jetzt nicht funktioniert, dann weiß ich auch nicht.

: Bearbeitet durch User
von bazo (Gast)


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Hallo,

zu deinen Fragen:

wenn oben Masse und coplanare waveguide oder microstrip und dann 
einzelne Massefelder mit Durchkontaktierungen zur Groundplane

Berechnung
http://www.microwaves101.com/encyclopedias/326-coplanar-waveguide-calculator
oder Appcad von Agilent

Vias -> Hohlnieten, der Draht ist wegen des Skineffektes für UHF nicht 
mehr brauchbar. Und von den CU Nieten dann viele.

Simulation, auch deine 47nH sind in dem Bereich keine 47nH mehr, sondern 
irgendwas kapazitives, ich nehme überlicherweise Fastron 0805 und da 
haben 47nH ca. 500MHz Eigenresonanz. Damit stimmt die Eingangssimulation 
nicht mehr. wenn laut dem Datenblat eher 3.3nH oder 2.7nH. Kann Qucs nur 
ideale Bauelemente?

von Sven B. (scummos)


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Danke für die Infos!

Soweit ich weiß kann qucs nur ideale Bauelemente, ich benutze das aber 
erst seit kurzem für nichttriviale Sachen, kann also sein dass ich das 
nur nicht kenne.

Für Waveguides ist das leider alles zu klein auf dem Material. Das ist 
1.4mm FR4 (das einzige, was ich zu kaufen gefunden habe? Gibt es 
irgendwo anderes Material zu kaufen, oder zumindest dünneres FR4?) -- da 
sind 50 Ohm Tracks 2.9mm breit. Und der Track vom Stecker zum Input ist 
ja nur 2mm lang, und auf dem Weg sind 3 Bauteile. :(
Die 3mm sind auch deutlich kürzer als eine zwanzigstel Wellenlänge -- 
ist die Impedanz der Leitung da nicht relativ egal?

Vias habe ich jeden halben Zentimeter in das Material gebohrt, wo Platz 
war. Das mit den Nieten kann ich jetzt leider nicht testen -- ich habe 
keine :(
Ist der Draht wirklich so schlecht, wenn man den so seitlich anlötet, 
dass er ein Stück weit flächig auf der Platine aufliegt und innerhalb 
des Loches nicht von Zinn bedeckt ist? Denkst du, dass sich der 
beobachtete Fehler durch schlechte Vias erklären lässt?

Wenn ich 3nH in die Simulation einbaue macht mir das das Matching 
kaputt, das scheint zu klein zu sein als Choke ... was kann man da 
machen?

--

Ich habe jetzt mit dem neuen Board etwas rumgespielt, und folgende 
Ergebnisse gefunden:

Der Input-Port hat bei 1.42 GHz einen Return Loss von 9dB, der LO-Port 
hat 16dB bei 1.415 GHz, und der Output hat 16dB bei 5.7 MHz. Das ist 
uuungefähr ™ das was ich simuliert hatte. Jedenfalls finde ich alle 
Werte gut genug um zu sagen "es sollte funktionieren" -- tut es aber 
nicht. Das LSB ist immer noch ~10dB schwächer vorhanden als erwartet 
(immerhin keine 20 mehr).

Das Output-Signal ist jetzt auch sehr schön sauber, anders als vorher, 
da waren immer relativ starke Obertöne drin. Hilft aber leider nix :)

Wie ist das eigentlich, ist die zu erwartende Ausgangsleistung von so 
einem Mischer die Summe aus LSB und USB oder je Band?

Viele Grüße,
Sven

: Bearbeitet durch User
von Sven B. (scummos)


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Duh, jetzt geht es. Ich habe auf dem neuen Board den LO Attenuator, den 
ich eingebaut habe, mit einem Stück Draht überbrückt. Dann stimmt der 
Pegel am Ausgang.

Verstehe ich aber alles nicht. Der ADF4350, den ich als LO benutze, 
liefert laut Datenblatt bei der Einstellung bei dem ich ihn habe 
ungefähr 0dBm. Wenn ich nachmesse, sind es aber eher +10dBm (was 
schonmal sehr komisch ist). Also habe ich einen Attenuator eingebaut, 
damit der Mischer die +0 kriegt, die er will. Dann geht aber der Mischer 
nicht (bzw. liefert zu wenig Output). Lasse ich den Attenuator weg, dann 
geht der Mischer, obwohl der LO-Pegel ganz am obere Ende dessen sein 
müsste, was der überhaupt verträgt laut Datenblatt und deutlich über dem 
was er gern haben will. Hä? ;)

: Bearbeitet durch User
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